A/N: Und wieder ist ein neues Kapitel fertig, danke euch allen für die liebe Unterstützung per Review *g* Ihr seid die Größten! Ich werde mein Vorwort heute kurz halten, muss noch Hausaufgaben machen und dann gibbet erst mal Feierabend *auch Plüschhufe müssen mal hochgelegt werden!* Ich hoffe, das Kapitel gefällt euch...und hackt net so auf Haldir rum ;) Er meint es doch auch nur gut *g*...read & review please!
@ Rverie: Ei, was ist denn los? *sich Sorgen macht*
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Kapitel 25: Die letzten Vorbereitungen
Als der Morgen in Lothlorien graute und dünne Nebelschwaden sich sanft über den Waldboden erhoben wie ein weißer Schleier im Wind, herrschte absolute Stille, wohin man sich auch begab. Obgleich der klare Himmel und die wärmer werdenden Lüfte vermuten ließen, dass der anbrechende Tag ein sehr schöner werden würde, ertönte kein Vogelgesang, der den neuen Morgen begrüßte. Die friedliche Stille, in welche der gesamte Wald eingehüllt wurde, schien gleichzeitig bedrohlich zu sein. Das goldene Laub der Bäume schimmerte im Licht der aufgehenden Sonne, Tautropfen umspielten die Blätter und Zweige, sahen aus wie Tränen der Sterne in ihrer kristallenen Farblichkeit und sanften Reflexion des Lichts. Lothlorien hatte selten so durch und durch stille Morgen erlebt.
Der ausbleibende Vogelgesang war wie eine Warnung vor dem, was in wenigen Tagen auf die Elben zukommen würde. Ein letzter Sturm, bevor der Großteil der in Mittelerde verbliebenen Elben Loriens gen Westen segeln und dort Trost und Frieden finden würde. Haldir hatte sich schon früh aus seinem Nachtlager erhoben. Eine innere Unruhe plagte ihn, wie vor jedem Kampf, den er schon gefochten hatte.
Eine Unruhe, die andere Elben ihm weder ansahen, noch vermuteten. Haldir galt immer als souveräner Hauptmann, als Elb, der andere führen konnte. Und ein solcher war er auch. Er bat in seinem Herzen innigst darum, auch in dieser letzten Schlacht seine Männer zum Sieg führen zu können. Nicht schon wieder wollte er so viele seiner Kameraden und Mitstreiter fallen sehen wie in den Zeiten des Ringkrieges. Jener hatte den Hauptmann der Galadhrim zu stark geprägt, sein Sehnen nach innerer Ruhe konnte ihm der Goldene Wald mit all seinen natürlichen Schätzen nicht mehr erfüllen.
Viele hatte er schon an die Stadtgrenze geschickt und noch mehr würden in den nächsten Stunden folgen. Doch trotzdem fürchtete Haldir, dass es zu wenige waren. Zu viele der Elben waren angeschlagen von dem überraschenden Angriff der Orks Bhestalors. Wie auch Legolas. Er ließ es sich nicht direkt anmerken, aber Haldir spürte, dass dem jungen Elben seine Verletzungen noch sehr zu schaffen machten.
Haldir schloss unwillkürlich die Augen. Er hatte sich selbst dazu zwingen wollen, nicht mehr über Legolas nachzudenken. Schließlich war er bei weitem alt genug, um selbst für sein Leben entscheiden zu können, aber Haldir erschien Legolas' Entscheidung zu übereilt und unüberlegt. Er liebte Lalaithwen, das hatte der lorische Elb in den Augen des Prinzen sehen können. Und Haldir wusste auch, dass sie ihm ebenso ihr Herz geschenkt hatte. Aber wenn Legolas seinem Vater und Celendra tatsächlich gestand, was zwischen ihr, einer Elbe ohne Identität, und ihm, einem reinblütigen, adligen Elben, passiert war, würde dies Konsequenzen mit sich ziehen. Nicht nur für Legolas.
„Haldir!"
Das Rufen einer klaren und sanften Stimme durchbrach die Mauer des Schweigens, die sich um Lothlorien erhoben zu haben schien. Der Hauptmann wand sich überrascht um und erblickte Iorelass, der eiligen Schrittes auf ihn zugelaufen kam. „Iorelass", sagte Haldir und begrüßte den jungen Elben, der recht unruhig zu sein schien, „Was ist? Bringst du Neuigkeiten?" Der junge Elb nickte knapp und deutete in Richtung Süden. „Einige unserer Nachtwachen haben Orkspitzel aufgegriffen, insgesamt sind es etwa sechs an der Zahl. Unsere Männer haben sie in Gewahrsam genommen, bisher aber weigern sie sich vehement, ihren Herren zu verraten, selbst wenn man ihnen mit dem Tode droht. Recht ungewöhnlich für diese Kreaturen..."
Haldir nickte und schwieg einen Moment lang. Späher? Späher bewegten sich in stadtnahem Gebiet? Sollte das wieder nur ein Trick sein oder waren die Orktruppen wirklich schon wieder bereit?
„Sehr ungewöhnlich, wenn du mich fragst...Ioreweth und die Elben unter seinem Befehl sollen dir folgen. Versucht weiterhin, Informationen aus den Orks herauszubekommen, aber tötet sie nicht...nicht solange sie sich ruhig verhalten. Ich werde dafür sorgen, dass noch heute Verstärkung an die Stadtgrenze zieht und unsere Truppen unterstützt. Noch sind wir nicht für einen Krieg ausreichend vorbereitet, aber ich spreche schnellstmöglich mit Düsterwalds König. Die Stille heute ist trügerisch und ihr Schreien nach Vorsicht ohrenbetäubend." Iorelass verbeugte sich ehrerbietend vor Haldir und machte sich schon daran zu gehen, als er plötzlich wieder inne hielt und sich noch einmal zu seinem Hauptmann umwand: „Ich weiß nicht, ob es von Interesse für dich ist, mein Hauptmann, aber gestern Nacht sah ich Prinz Legolas in einer der Krankenkammern verschwinden. Er muss dort auch genächtigt haben..."
In Iorelass Augen lag ein Blick, den Haldir nur all zu gut zu deuten wusste. Der junge Elb war alles andere als dumm. Auch er schien Wind von der Affäre zwischen Legolas und Lalaithwen bekommen zu haben. „Ich hatte es gefürchtet...Iorelass, halte deinen Mund geschlossen im Bezug zu diesem Thema...dies ist eine Angelegenheit, die nur für den Prinzen relevant ist..." Iorelass nickte und sprang kurz darauf auf sein Pferd, um seinen Bruder und dessen Männer zusammenzurufen und mit ihnen gen Süden zu reiten.
Haldir hatte ein schiefes Lächeln auf den Lippen. Er bat Iorelass, sich nicht in fremde Angelegenheiten einzumischen und selbst tat er es. Tief in seinem Herzen bereute er die Worte, die er Lalaithwen gegenüber verlauten ließ. Aber er konnte nichts ungeschehen machen. Ebenso wenig, wie Ranwé seine Tat wieder gut machen konnte. Bei dem Gedanken an den arretierten Elben legten sich Sorgenfalten auf Haldirs Stirn. Ranwé gesuchte nach Vergebung. Von ihm sowie von Legolas...und von Lalaithwen. Wenn er jemals von jenem komplizierten Geflecht zu hören bekommen würde, so war sich Haldir sicher, würde Ranwé es nicht überstehen.
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Legolas wollte nicht aufwachen. Er wollte nicht vor eine Wahl gestellt werden, die er nicht treffen konnte und er wollte nicht an all die Sorgen erinnert werden, die ihn außerhalb von Lalaithwens warmer Umarmung erwarteten. Aber er wachte auf und seine Augen gewöhnten sich schnell an das Tageslicht, das schwach den Raum erhellte und wohl erst vor kurzem die Sterne besiegt hatte. Die Elbe lag noch immer in seinen Armen, ihr Kopf ruhte an seiner Schulter, ihr gleichmäßiger Atem kitzelte die empfindliche Haut seiner Kehle. Verschmitzt lächelnd betrachtete er den dünnen Träger des Kleides, der von ihrem Arm gerutscht war und nun haltlos auf ihrem Ellenbogen ruhte. Er entblößte ihre Schulter gänzlich, ließ aber immer noch nur vermuten, was sich weiterhin darunter verbarg. Legolas' Hand wanderte langsam über ihre geschmeidige, glatte Haut, umfuhr den einsamen Träger, ließ anschließend von dem kleinen Stück Stoff ab und strich zärtlich hinauf zu ihrer nackten Schulter.
Erst einen Tag war es her, als er mit ihr in ihrem Bett gelegen und ihre vorsichtigen Zärtlichkeiten genossen hatte. Und doch hatte sich innerhalb dieses Sonnenlaufes so vieles geändert. Alles um sie beide herum schien komplizierter zu werden, sich gegen sie zu wenden, aber Legolas wusste, dass nichts und niemand zwischen ihre Gefühle füreinander kommen konnte. Celendra nicht. Und auch nicht sein Vater. Legolas schalt sich in Gedanken selbst, hatte er sich doch geschworen, nicht an seine Sorgen zu denken, sondern viel mehr die Zeit zu genießen, jeden Moment gierig aufzunehmen, den er mit Lalaithwen verbringen konnte.
Sie seufzte leise und schmiegte sich noch enger an ihn, wodurch ihr Becken verführerisch an dem seinen rieb. Legolas sog laut die Luft ein und schluckte dann schwer. Er fühlte, wie langsam aber sicher Begierde in ihm erwachte. Die heftige Begierde danach, sie zu berühren und jeden Zentimeter ihrer Haut zu erforschen, wieder zu spüren, wie sie sich unter ihm wand und seinen Namen stöhnte. Oh, was tat er da schon wieder? Ließ er sich erneut so von seiner Leidenschaft übermannen? Er, der sonst so zurückhaltend und alles andere als drängend war? Er konnte nichts dagegen tun und auch nicht leugnen, dass sie sein Herz so sehr in Aufruhr versetzte. Und er wollte auch nichts dagegen unternehmen, wollte sich einfach dem Gefühl hingeben, zu lieben und gleichermaßen geliebt zu werden.
Legolas presste die Lippen zusammen, als Lalaithwen im Schlaf ihr Bein leicht anwinkelte und es gegen das seine schob, sich noch näher an ihn kuschelnd. Er wusste, dass sie noch schlief, das verriet ihm ihr ruhiger, langsamer Atem, der, mit dem seinen verglichen, viel zu langsam war, als dass sie wach gewesen wäre. Legolas war im Bilde darüber, dass sie ihren Schlaf brauchte und noch immer sehr angeschlagen war, aber tief in ihm flammte der gierige Drang auf, sie geschwind zu wecken und... . Aber seine Vernunft bäumte sich ein letztes Mal gegen das wachsende Verlangen in seinen Lenden auf, indem sie ihn daran erinnerte, dass, selbst wenn Lalaithwen wach war, immer noch Pernoth die Kammer mit ihnen teilte.
In diesem Augenblick verwünschte sich Legolas selbst. Warum hatte er sie nicht in ihr Gemach gebracht, wo sie ungestört gewesen wären? Der Elb spürte, wie ein warmer Schauer über seinen Rücken lief, als Lalaithwens Haar seine Kehle kitzelte, abwechselnd mit ihrem stetigen Atem. Es machte Legolas fast verrückt, so dazuliegen und sich nicht wehren zu können. Sich nicht beherrschen zu können. Wenn diese Tortur noch länger anhielt, war er sich sicher, den Verstand zu verlieren. Vorsichtig drehte er sich etwas zur Seite, um den sanften Druck auf seinen Schoß, der von Lalaithwens Bein herrührte, zu reduzieren, und spielte mit ihrem blonden Haar. „Dein Schlaf gleicht fast dem eines Menschen", murmelte er verwundert, als er über Laiths Schopf strich und sich langsam aufsetzte. Es war noch früh, aber er konnte nicht mehr all zu lang bei Lalaithwen bleiben. Schon bald würden die Heiler Pernoths Gemach betreten, um den alten Mann zu versorgen. Wenn sie ihn mit der Elbe erwischen würden, wäre die Aufruhr groß. Zu groß.
Legolas seufzte. Er gestand es sich selbst nicht gern ein, aber er wusste, dass Lalaithwen mit ihren Worten recht gehabt hatte. Mit seiner Geheimnistuerei schien seine Liebe zu ihr wirklich nur eine heimliche Affäre zu sein. Er wollte es nicht, aber im Moment war dies der Fall. Er konnte seinem Vater einfach noch nicht die Wahrheit sagen. Zum einen, weil ein letztes Gefecht gegen die Orks auf sie wartete, zum anderen, weil er insgeheim fürchtete, die gute Beziehung zu seinem Vater zu zerstören. Aber er wollte der kleinen Elbe nicht weh tun, wollte ihr beweisen, wie viel er für sie empfand. Der Elb biss sich auf die Unterlippe, als er die schlafende Lalaithwen neben sich betrachtete. Sie kuschelte sich in die Bettdecke und umfasste mit ihrer Hand sein Kissen, auf dem zuvor noch sein Kopf geruht hatte. Er wollte nicht gehen, wollte wenigstens warten, bis sie aufwachte, aber eine innere Stimme riet ihm, dass es besser war, gleich aufzustehen, als die Gefahr einzugehen, entdeckt zu werden.
Er berührte sanft ihre Wange, fühlte die zarte Haut unter seinen Fingerspitzen und konnte nicht dem heftigen Drang widerstehen, sich vornüber zu beugen und sie zu küssen. Er hatte nicht damit bezwecken wollen, sie zu wecken, viel eher war er der Versuchung gefolgt, ihre Haut zu schmecken, noch einmal von ihren süßen Lippen zu kosten, bevor er sich bei seinem Vater blicken ließ. Aber obgleich der liebevolle Kuss des Elben sanfter war als die wärmende Liebkosung eines Sonnenstrahles auf der Haut, erwachte Lalaithwen aus ihrem festen Schlaf und blickte verschlafen in die überraschten Augen des Prinzen.
„Verzeih, ich hatte nicht vor, dich zu wecken", sagte Legolas leise, ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel, als sie sich trotz ihrer unübersehbaren Müdigkeit und den Schmerzen in ihrem Arm aufsetzte und ihn an den Haaren näher zu sich zog. Ein prüfender Blick ihrerseits folgte, sie begutachtete das schöne Gesicht des Elben sorgfältig, bevor sie ihn auf die Nasenspitze küsste, was Legolas ein noch breiteres Grinsen entlockte. „Du bist ein schlechter Lügner", murmelte sie leise und warf einen forschen Blick auf den Körper des Elben. „Nein wirklich", säuselte er sanft in ihr Ohr und nagte verspielt an der Spitze daran, „Ich hatte vor, zu meinem Vater zu gehen. Ich muss wissen, wie sich die Lage entwickelt...ich habe im Gefühl, dass uns ein langer Kampf bevorsteht"
Lalaithwen löste sich kurz aus seiner Umarmung und runzelte die Stirn: „Von welchem Kampf sprichst du jetzt?" Die Ironie in ihrer Stimme war unverkennbar und er stupste ihr zur Antwort gegen die Stirn, ihr warmes Lächeln erwidernd. Wie sie in solch einer Konfliktsituation immer noch ihr freches Grinsen auflegen konnte, war Legolas ein Rätsel.
„Ich meinte den gegen die Orks", sagte er dann etwas ernster und erhob sich letztendlich aus dem Nachtlager. Wenn er noch länger hier bei ihr bliebe, würde keine Vernunft und Beherrschung der Welt ihn davon abhalten, etwas Unanständiges mit ihr zu veranstalten. Unbewusst huschte ein anzügliches Grinsen über seine Lippen.
„Musst du wirklich schon wieder gehen? Lass mich dich bis zur Halle begleiten", bat Lalaithwen trotzig, doch er schüttelte, wenn auch widerwillig, den Kopf. „Nein, Laith, bleib hier und ruhe dich noch etwas aus...wenn Pernoth erwacht, wird er froh sein, dass jemand bei ihm ist, den er auch kennt" Lalaithwens Blick wanderte hinüber zu dem schlafenden Mann. Er hatte recht. Sie gab es alles andere als gern zu, aber er hatte tatsächlich recht. Wie einfältig von ihr, nicht mehr an Pernoth zu denken...aber andererseits war Legolas auch die Ablenkung in Person.
Er hauchte ihr einen liebevollen Kuss auf die Lippen, strich durch ihr langes, ungekämmtes Haar und richtete sich gänzlich auf. „Wir werden uns heut eher wiedersehen als es gestern der Fall war...ich werde in der Halle sein...", sagte er und wollte nicht gehen, als er den traurigen Ausdruck in ihren Augen sah. Doch Lalaithwen hielt ihn von der Ausführung dieses Gedanken ab, indem sie ihm einen Klaps auf das elbische Gesäß gab und ihn so aufforderte zu gehen. Legolas, vollkommen verdutzt von dieser unerwarteten Geste, stand einen Moment lang wie ein begossener Pudel im Raum. Ja, so hätten es wohl die Menschen ausgedrückt.
Lalaithwen kicherte und fing schließlich an, lauthals zu lachen. Oh, wie sie es liebte, ihn aus der Fassung zu bringen. „Das findest du wohl auch noch lustig", mimte Legolas den Beleidigten und umfasste ihr Kinn, schaute sie herausfordernd an.
„Ja, eigentlich schon", lachte sie weiter, und Legolas glaubte, Tränen vom vielen Lachen in ihren Augen zu sehen. Das letztendlich ließ ihn seine Maske der Ernsthaftigkeit ablegen und mit ihr lachen.
Nach einigen Momenten fassten sich die Elben wieder und Legolas wand sich von ihr ab. „Ich muss jetzt wirklich gehen", lächelte er traurig und sie nickte stumm. Wie schön es gewesen war, sie lachen zu hören...selbst wenn er recht unfreiwillig der Grund dafür war. Er warf ihr noch einen langen Blick zu, bevor er sie allein mit Pernoth zurückließ.
~*~*~
„Vater, was geht hier vor?", fragte der junge Elbenprinz überrascht, als er mit ansah, wie rege die Elben Düsterwalds ihre Köcher auffüllten und diese mitsamt Verpflegungsbündeln und anderem Gepäck auf die Pferde luden, „Brechen wir auf?"
Thranduil trat zu seinem Sohn, der sich die anscheinende Hektik am frühen Morgen nicht erklären konnte. „Noch nicht jetzt, aber wir bereiten alles für unseren Aufbruch heute Abend vor. Wir haben noch viel zu tun, mein Sohn"
„Wo...wohin brechen wir auf?", Legolas schien verwirrter als zuvor und Thranduil legte eine Hand auf die Schulter des Elben und deutete ihm, mit ihm kurz beiseite zu treten. „Haldir hat heute Morgen Kunde erhalten, dass bereits erste Orkspitzel die Gebiete um Caras Galadhon beobachten. Er vermutet, dass ein Erstangriff bald zu erwarten ist und will daher gerüstet sein. Wir schicken unsere Truppen heute an die südliche Stadtgrenze, wo auch die anderen postiert sind. Entgegen unserer Rechnung scheinen diese Kreaturen schon wieder kampfbereit zu sein.", erklärte Thranduil. „Heute Abend...", wiederholte Legolas nachdenklich, worauf sein Vater nickte und einigen Elben Befehle erteilte. „Lothlorien ist schwach ohne unsere Hilfe, Legolas", sprach er dann, wieder seinem Sohn zugewandt, „Ioreweths Truppen sind bereits aufgebrochen und unsere Männer werden heute Abend die Nachhut für weiter lothlorische Elben bilden."
Thranduil schien in Eile zu sein, eine für ihn ungewöhnliche Unruhe zeigte sich in seiner Mimik und Gestik. Selbst für einen erfahrenen Elbenkrieger wie ihn schien die Schnelligkeit der Orks ungewöhnlich zu sein und das ließ ihn vorsichtig agieren. „Vater, wirst du heute ebenfalls gen Süden reiten?", fragte Legolas und folgte dem Elben, der sich daran machte, beim Verladen des Gepäcks behilflich zu sein. „Ja. Ich führe meine Truppen und lasse sie nicht allein fortziehen..." Sein Vater machte keine Anmerkungen mehr wie am vorangegangenen Tag, war vertieft in die Vorbereitungen zum Aufbruch, der plötzlich beschlossen worden war. Er war in Hast und Legolas wusste, dass dies kein gutes Zeichen war. „So werde ich dir folgen, mein Vater", sagte Legolas leise, aber entschlossen und er bemerkte fast gar nicht, wie Thranduil inne hielt und ihn musterte. Legolas hatte diese Worte ausgesprochen ohne genau darüber nachzudenken, was sie für Folgen für ihn haben könnten. Es war eine Schlacht, die ihn und all die anderen Elben erwartete und nicht gerade ein Zuckerschlecken. Er riskierte sein Leben, obgleich er sich geschworen hatte, dass der Ringkrieg der letzte gewesen war, den er bestritt. Und der Kampf an der Grenze zur Stadt hatte auch ihm seine Grenzen gezeigt. Seine geprellte Seite tat noch immer sehr weh bei beinah jeder Bewegung, die er ausführte.
Trotzdem wollte er seinem Vater folgen, an seiner Seite kämpfen. „Bist du dir sicher?", fragte Thranduil mit belegter Stimme, „Ich meine, du hast eine Verlobte, die schon im Ringkrieg sehr um dich gebangt hatte. Legolas, sie liebt dich und würde sterben, wenn sie dich verlieren würde."
Legolas hob die Braue, er hielt unbewusst den Atem erschreckend lange an, bevor er ihm entgegnete: „Hab Vertrauen Vater; so schnell wirst du mich nicht los"
Thranduil erwiderte das selbstsichere Lächeln seines Sohnes und klopfte ihm auf die Schulter. „Ich wusste, dass ich mit deiner Unterstützung rechnen kann...und keine Sorge, sobald das alles hier vorüber ist, werden wir im Düsterwald ein rauschendes Fest zu deiner Hochzeit feiern" Legolas' Lächeln verschmälerte sich augenblicklich und er senkte den Blick. „Vater...ich muss mit dir..."
„Euer Hoheit, schnell, soeben wurde gemeldet, dass weitere Orks lorisches Gebiet betreten haben, Grenzwachen berichten von über 20 Spähern...Haldir bittet darum, sich mit Euch und Eurem Sohn zu beraten", unterbrach ein düsterwäldischer Elb den Prinzen und verbeugte sich entschuldigend vor ihm. „Es nimmt überhand...", murmelte der König, „Wir reden später weiter, mein Sohn, komm jetzt, wir müssen zu Haldir"
Legolas seufzte. Jetzt schob er diese Last noch weiter mit sich herum. Sein Geständnis Lalaithwen betreffend würde wohl erst nach der Schlacht seine Zeit finden.
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„Er ist immer noch bewusstlos?"
Lalaithwen schreckte auf, als sie plötzlich Helthons Stimme hinter sich vernahm. Sie hatte an Pernoths Bett gesessen und gar nicht mitbekommen, wie ihr Vater die Kammer betreten hatte. Einige Stunden saß sie schon hier allein, das verriet ihr der Lauf der Sonne. Die ganze Zeit über hatte sie ihn versorgt, behutsam die tiefen Wunden ausgewaschen und einer der Heiler war in der Zwischenzeit hinzugekommen, um Pernoths gebrochenen Arm neu zu schienen. Aber abgesehen davon war Lalaithwen allein gewesen und hatte nachgedacht. Viel zu viel, wie sie wieder einmal feststellen musste.
„Ja...aber sein Fieber ist nicht mehr so hoch...", erwiderte sie letztendlich dem Elben, der sich einen Stuhl heranzog und sich neben Lalaithwen niederließ. „Er wird es schaffen", sagte er und umfasste ihre Hand. Lange saßen sie so schweigend da und das einzige Geräusch, das an ihr Ohr drang, war das Zwitschern der Vögel, dass sich nun, zu solch einer späten Stunde, erst einstellte. „Ada, glaubst du, dass Eru für jeden Elben etwas vorbestimmt hat?", fragte sie leise und Helthons Herz schlug höher. Hatte sie wirklich Papa in Sindarin zu ihm gesagt? „Nun, wir sind seine Kinder, Laith...einige Dinge hat er für uns vorbestimmt, aber unseren eigenen Weg müssen wir allein finden und bestreiten. Das wird niemandem zu Füßen gelegt, Lalaithwen"
Sie senkte den Blick, bemühte sich, ihre Gedanken zu ordnen, obwohl diese gerade bei einem ganz gewissen Elben waren. War es vorbestimmt gewesen, dass sie ihn traf? Und wenn es so war, wieso hatte Eru dann zugelassen, dass Celendra zwischen ihr und Legolas stand? Und wieso bei allen dunklen Mächten dieser Welt hatte er zugelassen, dass Filegon starb? Wenn er also wirklich für seine „Kinder" sorgte, wie Helthon es ihr erzählte, warum tat er dann so etwas? Wieso erschwerte er ihnen, ihren Weg zu finden? Wieso legte er ihr so viele Steine in den Weg? Sie wollte nichts als glücklich sein und wenn sich das eigensinnig anhörte, dann sollte es auch so sein. Lalaithwen war es egal. Sie verstand nur nicht, warum das alles geschah. „Ist alles in Ordnung?", hörte sie Helthon fragen und stellte überrascht fest, dass sie ihre Hand, die er mit der seinen umfasste, zur Faust geballt hatte.
„Ja...entschuldige, ich...war nur eben in Gedanken...", rettete sie sich aus der Situation und lockerte den Griff ihrer Hand. Wieder herrschte eine Zeit lang Stille zwischen ihnen, dann räusperte sich Helthon und sagte: „Eigentlich bin ich zu dir gekommen, um..." Er öffnete ihre Hand und suchte mit einer der seinen etwas in der Tasche des Gewandes, fand es, umfasste es und ließ es in Lalaithwens Hand gleiten, „...dir das hier zurückzugeben", endete Helthon den Satz und beobachtete ihre Reaktion. Lalaithwen hob ihre Hand ein wenig an und blickte auf ein silbrig schimmerndes Etwas, das darin lag. Es war das Medaillon, das ihr Vater ihr vor so langer Zeit geschenkt hatte.
Silbern glänzte es in ihrer Hand, ein Blatt war in der Mitte eingraviert, elbische Buchstaben verzierten schlicht den Rand des Amuletts. Es war einfach wunderschön – vielleicht gerade, weil es so schlicht war. Als sie die im Sonnenlicht glänzende Kette anhob, erinnerte sie sich daran, wie sie sich mit Filegon gestritten hatte vor dem Haus ihrer Eltern. Wie sie ihn angeschrieen hatte...und dann in diese leeren Augen von ihm sah. Matt und glanzlos, die einstige, sprühende Lebensfreude verschwunden, tot. Vielleicht wäre alles anders gekommen, wenn sie nicht wieder davongerannt wäre, wenn sie einfach im Haus geblieben und vernünftig mit Helthon und Sûrathiel gesprochen hätte.
Vielleicht.
Vielleicht aber auch nicht.
„Bitte weise es nicht wieder ab, denn du bist für mich wie eine eigene Tochter, Lalaithwen." Sie wurde von seinen Worten aus ihrer fast tranceähnlichen Nachdenklichkeit gerissen und schaute ihn mit großen blauen Augen an. Dann lächelte sie traurig. Es war wie ein Erinnerungsstück an Filegon. Und sie war Helthon dankbar dafür, es ihr geschenkt zu haben. „Du solltest vielleicht noch etwas wissen", begann er plötzlich und ergriff wieder ihre Hand, „Dieses Medaillon ist ein Zeichen für..."
„Familie und Vertrauen, ich weiß, Vater", wollte sie ihn unterbrechen, doch er deutete ihr, nicht zu vorschnell zu sprechen und ihn ausreden zu lassen. „Ja...denn für uns gehörst du zu unserer Familie...aber Lalaithwen...dieses Medaillon gehört nicht uns..." Die Elbe runzelte die Stirn, wusste nicht, worauf er hinaus wollte, als er tief durchatmete, Lalaithwen schon wieder das Schlimmste erwartete, und er schließlich fortfuhr: „Als man dich an den Grenzen Loriens fand, lag dieses Amulett bereits um deinem Hals..." Lalaithwens Unterkiefer schien jeglichen Halt verloren zu haben und klappte nach unten. „Das...das...das heißt, es..."
„Es wurde vermutlich von deinen leiblichen Eltern angelegt...ich bin mir sicher, dass sie wollten, dass du gefunden wirst. Sie wollten dich nicht einfach aussetzen und zur Waise machen, Laith...ich bin fest davon überzeugt, dass sie es als einzige Chance für dich sahen, zu überleben..." Fassungslos starrte Lalaithwen Helthon an, blickte abwechselnd auf das Amulett in ihrer Hand zu ihrem Vater.
„Das...das ist unmöglich...wieso...warum...ich verstehe nicht...ich dachte immer, es gehört..."
„Mir, ich weiß, verzeih...aber wie du weißt, wollten wir nicht, dass du je erfährst, eigentlich keine Familie zu haben...", sprach Helthon rasch und in seinen Augen leuchtete die Bitte um Vergebung auf. „Warum sagst du mir dann jetzt so etwas? Jetzt, wo Filegon tot ist...wenn ich keine richtige Familie habe, wieso gibst du es mir?", Lalaithwen konnte kaum ihre Aufgebrachtheit verbergen. „Weil ich nicht wirklich sicher weiß, wer deine Eltern sind und ob sie noch leben oder in den Westen segelten...aber ich glaube, du willst gern erfahren, wer deine wahren Eltern sind...vielleicht kann dir das Medaillon weiterhelfen, vielleicht ist es ein Zeichen, ein Wappen oder ähnliches...ich weiß es nicht. Aber ich möchte dich nicht mehr belügen. Filegon hätte das auch nicht gewollt.
Lalaithwen schwieg und starrte lange auf das Schmuckstück in ihren Händen. „Und wenn ich es doch nicht mehr wissen will? Wenn ich es einfach satt habe, meiner Identität hinterher zu jagen wie ein Jagdhund nach der Beute?"
„Wir haben dir keinen Gefallen damit getan, dir etwas vorzumachen, das weiß ich jetzt...deswegen darfst du nicht aufgeben." Verstand er nicht, worauf sie hinaus wollte? Sie war einfach müde, ständig Enttäuschungen und Verluste hinzunehmen...und dann auch noch diese komplizierte Sache mit Legolas. Alles brach auf sie herein wie ein unvorhergesehenes Unwetter. Ein sehr langes Unwetter.
„Behalte es...und scheue dich nicht davor, auf die Suche zu gehen...", sagte Helthon, drückte noch einmal ermutigend ihre Hand und erhob sich dann aus seinem Stuhl. Wortlos verließ er den Raum. Lange saß Lalaithwen nur da und ließ das Amulett von einer Hand in die andere gleiten. „Grübeln ist Gift", murmelte sie dann leise vor sich hin. Filegon hatte es immer zu ihr gesagt, wenn er seine Schwester in ihrer nachdenklichen Gemütsphase ertappt hatte. Dann erhob auch sie sich, fühlte Pernoths Temperatur, strich ihm eine weiße Haarsträhne aus der Stirn und verließ das Krankengemach. Es war bereits Nachmittag und sie wollte Legolas wiedersehen...ihn zumindest sehen, wenn sie ihn schon nicht vor all den Elben berühren durfte.
~*~*~
Lange saßen sie schon im Konferenzraum und besprachen die kritischer werdende Lage. Legolas versuchte angestrengt, sich zu konzentrieren, doch immer wieder schweiften seine Gedanken ab zu Lalaithwen. Wie würde sie nur reagieren, wenn er ihr gestand, dass er in den Kampf ziehen würde? Trotz Verletzung.
„Ich bin Euch sehr dankbar über die zahlreiche Unterstützung, mein König", hörte er Haldir mit seinem Vater sprechen, „Mit vereinten Kräften können wir einen Schutzwall bilden, der das Eindringen der Orks in städtisches Gebiet verhindern kann. Unschlüssig sind wir noch immer darüber, was die Zahl der Kreaturen anbelangt, die uns erwarten werden. Rechnen wir eher mit dem Schlimmsten, als leichtfertig gegen sie in den Kampf zu ziehen." Thranduil nickte und erhob sich. Er war der erste seit langem, der Anzeichen machte, dass diese Besprechung auch zu einem Ende führen würde. „In einigen Stunden werden wir als Nachhut aufbrechen, ich werde meine Truppen anführen...gemeinsam mit meinem Sohn", sprach der König und der junge Elb schaute unsicher auf, als alle Blicke auf ihn gerichtet waren. „Sehr gut. Wir können unsere Mannschaft nur verstärken, ich werde Euch morgen mit den letzten kampffähigen Männern folgen, noch bedarf es bei einigen an Erholung.", erwiderte Haldir, ohne Legolas aus den Augen zu lassen.
Alle anwesenden Elben taten es nun Thranduil gleich uns erhoben sich, verließen teilweise den Raum, um letzte Vorbereitungen zu treffen. „Das ist sehr tapfer von dir, mein Freund", sagte Haldir, als er einen Moment lang ungestört mit Legolas reden konnte. „Es ist meine Pflicht", entgegnete Legolas, ohne den Elben lange anzusehen. Noch immer empfand er Unverständnis für Haldirs Worte im Bezug auf Lalaithwen, „Was wird mit Ranwé?"
Haldir hielt inne. Mit solch einer Frage hatte er nun wirklich nicht gerechnet. „Wir werden ihn doch nicht kämpfen lassen, oder? Er ist eine viel zu große Gefahr", warf Legolas ein. Haldir nickte, aber in seinen Zügen stand Unschlüssigkeit geschrieben. „Ich habe kein gutes Gefühl dabei, ihn hier allein zurück zu lassen", gestand er ehrlich. „Haldir, nicht alle fähigen Männer ziehen in den Krieg, viele bleiben hier und sorgen sich um Verwundete. Es wird sich schon jemand finden, der auf ihn aufpasst.", fuhr ihn Legolas gereizt an. „Hier bleiben muss er wohl, aber ich weiß noch immer nicht, was wir mit ihm tun sollen...", sagte Haldir betrübt. „Er ist ein guter Freund von uns gewesen, Haldir...aber ich kann ihm nicht in die Augen sehen...noch nicht" Haldir nickte und hielt Legolas an der Schulter zurück, als dieser sich zum Gehen umwandt.
„Wo gehst du hin?", fragte er knapp, aber er wusste die Antwort, ehe er überhaupt die Frage gestellt hatte. „Mich verabschieden...außerdem muss ich noch das ein oder andere zusammenpacken." Legolas vermied es, Lalaithwen anzusprechen, weil er wusste, welche Standpauke er von dem lorischen Elben zu hören bekommen würde, „Darf ich jetzt gehen, Mutter?", seine Stimme klang scharf und war von Zorn erfüllt. Warum musste Haldir sich auch in alles mit einmischen, was zu Legolas' Angelegenheiten zählte? Weil er sein Freund war.
Mit dieser Erkenntnis bereute er den scharfen Ton, den er angeschnitten hatte, jedoch drehte er sich nicht mehr zu Haldir um, sondern ging nach draußen. Er würde Celendra Bescheid geben und dann, so hoffte er, mit Lalaithwen reden, bevor sie aufbrachen. Die Zeit war jedoch knapper, als er annahm. Er wusste nicht, dass Celendra bei ihm bleiben würde, bis er mit den anderen aufbrach. Das bedeutete, er würde Lalaithwen nicht mehr sehen können, ihr nicht einmal Bescheid geben können, dass er in die Schlacht zog... .
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Weitere Stunden waren vergangen und der Abend näherte sich unaufhaltsam.
Langsamen Schrittes näherte sich Lalaithwen der prunkvollen Halle. Das späte Sonnenlicht, das in vielen Farben auf dem silbernen Kuppeldach glitzerte verzauberte sie immer wieder. Es ließ einen vergessen, wie viele Sorgen das Leben manchmal bereithielt. Mit ein wenig Verwunderung beobachtete sie, wie sich ein Großteil der elbischen Truppen Düsterwalds auf einen Aufbruch vorzubereiten schien. Alle schnürten sie Waffen und Wegzehrung zusammen und bepackten die Pferde. Lalaithwen betrat die große Halle und versuchte, sich einen Überblick zu verschaffen und Legolas ausfindig zu machen. Doch es war schwierig, überhaupt jemanden zu sehen, der nicht eilig die Halle durchquerte, geschweige denn jemanden, der überhaupt still stand. Die Halle, die zuvor noch als eine Art Lazarett gedient hatte, war wohl zu einem Lager umfunktioniert worden. Zwar betreuten hier Heiler noch immer vereinzelte Verletzte, doch größtenteils deutete das rege Treiben darauf hin, dass noch heute weitere Truppen an die Stadtgrenzen geschickt wurden.
Die Truppen Düsterwalds...Lalaithwen blieb abrupt an einer der marmornen Säulen stehen. Das hatte doch nicht zu bedeuten, dass auch Legolas in den Kampf ziehen würde? Allein der Gedanke ließ ihr Herz verkrampfen. „Lalaithwen!", hörte sie wie aus einem Traum heraus Haldirs Stimme. Sie wand sich nicht um, sondern lehnte weiterhin vornüber an der Säule, ihre Finger suchten Halt am glatten Gestein. „Ist alles in Ordnung? Solltest du dich nicht lieber ausruhen?" Frei übersetzt deutete sie Haldirs Worte eher folgendermaßen: `Solltest du nicht lieber in deiner kleinen, dunklen Kammer hocken, anstatt dem Prinzen aufzulauern und dich in sein Leben einzumischen?´
Sie sagte nichts, hatte noch zu gut Haldirs Worte vom vergangenen Tag im Gedächtnis und wollte nicht schon wieder ein vernichtendes Gespräch mit ihm führen. „Lalaithwen, so rede doch mit mir...du suchst Legolas, nicht wahr?"
Laith presste die Lippen zusammen. Für wen hielt dieser Elb sich eigentlich? Für die Wohlfahrt in Person? „Er ist nicht hier, er..."
„Habe ich dich gebeten, mir Auskunft zu erteilen?", fauchte sie ihn unbeherrscht an und Haldir verstummte. „Ja, ich suche Legolas und ja, ich sollte mich eigentlich ausruhen, aber diesen Gefallen tu ich dir nicht!" Lalaithwen wusste nicht, welche Sicherung plötzlich in ihr durchbrannte. Sicher, Haldir war unverschämt zu ihr gewesen, aber ihn gleich so anzufahren, weil er ihr ein paar Fragen stellte? Haldir schwieg, musterte sie und er unterdrückte seinen Zorn. „Er verabschiedet sich gerade von Celendra...er bricht mit den Truppen seines Vaters gen Süden auf", sagte er tonlos und deutete zum Hallenbogen, unter dem viele Elben standen und ihre Pferde nach draußen führten. „Du meinst...", hauchte sie und plötzlich wurde ihr ganz kalt, eine Gänsehaut bildete sich auf ihren Armen und die feinen Härchen darauf stellten sich auf. „Sie machen sich bereits zum Aufbruch fertig...Laith, er wollte mit dir reden, aber er konnte keine Gelegenheit finden, in der er allein gewesen wäre..."
„Du lügst", zischte sie ihm zu und verstand die Welt nicht mehr. Da ging der Elb, den sie liebte in den Kampf, ohne ihr ein Sterbenswörtchen davon zu sagen? War sie ihm so gleichgültig? Oder glaubte er, dass es ihr egal war? „Dann überzeuge dich selbst davon, er ist am Hallenausgang mit seinem Vater und Celendra. Sie brechen bald auf"
„Warum...warum hat er nicht?", stammelte Laith, fassungslos den Kopf schüttelnd. „Glaub mir, er wollte sich von dir verabschieden, aber wie hätte er das anstellen sollen? Celendra ist nicht mehr von seiner Seite gewichen...außerdem drängen alle zum Aufbruch. Geh, Laith...geh zu ihm und verabschiede dich von ihm..."
Lalaithwen glaubte, schlecht zu hören, doch Haldir deutete auf den Hallenausgang und ignorierte ihren fragenden Blick. Er wusste, dass er, egal was er sagte, nichts zwischen Lalaithwen und Legolas bringen konnte. Diese Entscheidung mussten nur sie beide fällen. Noch wusste Celendra nichts von alledem, aber so konnte es nicht weitergehen. „Sie brechen gleich auf, Laith...", sagte er und schaute hinüber zu der Elbenmenge. „Danke", murmelte sie heiser. Haldir überraschte sie von einem Moment auf den anderen. Zuerst war er unglaublich hartherzig und arrogant und plötzlich schien er Verständnis zu haben für ihre Situation.
Aber die Elbe hatte keine Zeit, länger darüber nachzudenken, sie wollte zu Legolas...ihn wenigstens noch einmal sehen, bevor er aufbrach.
Draußen standen alle Elben versammelt beieinander, einzelne suchten noch eilig ihre Sachen zusammen, Legolas stand neben seinem bepackten Pferd, Celendra dicht bei ihm. Er hasste sich selbst dafür, nicht mehr mit Lalaithwen reden zu können, aber andererseits konnte er nicht einfach der Loyalität gegenüber seinem Vater entsagen. „Ich will nicht, dass du gehst, Legolas...ich habe Angst um dich", wisperte Celendra unter Tränen, sich fest an seinen Arm klammernd. „Mir wird nichts geschehen", versicherte er ihr und presste einen Kuss auf ihren schwarzen Schopf, „Das verspreche ich dir" Er zwang sich dazu, zu lächeln, obwohl ihm ganz elend bei dem Gedanken wurde, sich nicht von Lalaithwen verabschieden zu können. „Milin cen", weinte sie, doch Legolas wischte ihre Tränen fort, küsste sie flüchtig auf die Stirn.
„Legolas, wir müssen aufbrechen, sonst ist der Abstand unserer Nachhut gefährlich groß", rief ihm sein Vater zu, doch Legolas konnte sich nicht bewegen, hoffte innig, dass er sie wenigstens noch einmal sehen konnte. Celendra umfasste ihn fester, wollte ihn nicht gehen lassen. „Legolas", hörte er wieder die drängende Stimme seines Vaters, dessen Unruhe nur noch intensiver geworden war. „Ich muss gehen", wisperte er ihr zu und befreite sich aus ihrer einengenden Umarmung. Elegant und leichtfüßig schwang er sich auf den weißen Hengst, der ihm in vielen Gefahren ein treuer Freund gewesen war und drehte sich noch ein letztes Mal um. Er sah, wie Lalaithwen geschwind zum Hallenausgang eilte und an einer Säule stehen blieb, scheinbar nach Atem rang.
In ihren Augen las er Unverständnis und einen verletzten Ausdruck und er wollte nichts sehnlicher, als vom Pferd springen und zu ihr laufen, sie in die Arme nehmen und nie wieder loslassen. Aber es ging nicht. Er konnte es nicht. Durfte nicht. Sie hob ihre zierliche Hand und bewegte langsam ihre Finger, als winkte sie ihm zu. Legolas war sich dessen voll bewusst, dass Celendra gesehen hätte, wenn er ihr eine Abschiedsgeste schenkte, deswegen formte er mit seinen Lippen Worte, ohne diese auszusprechen.
Und Lalaithwen verstand, was er ihr sagen wollte.
„Milin cen" – ich liebe dich.
Dann schenkte er seiner Verlobten einen letzten Blick und gab seinem Pferd die Sporen, folgte seinen Männern in den Kampf. Lalaithwen starrte ihm ungläubig hinterher, wollte schreien, weinen und die ganze Welt verfluchen, doch nichts entwich ihrer Kehle als ein verletztes Schluchzen.
Sie bemerkte beinah gar nicht, wie sich Celendra umwandte und direkt auf sie zukam... .
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Uff, war das mal wieder lang *ächz* Mmh...*sich am Kopf kratzt* Ich hoffe, ihr seid nicht eingeschlafen!?! Wenn noch einige unter euch einem wachen, physischen Zustand genießen, so bitte ich um Review, danke *lol*
