A/N: Puh, ich weiß, ich hab mir ganz schön Zeit gelassen mit dem Update, ist schon ganze 2 Wochen her *sich entschuldigt*. Aber wie sooft hat mich die liebe Schule nicht in Ruhe gelassen. Naja, lange Rede, kurzer Sinn: hier isses neue Kapitel extra für euch, ich hoffe, ihr seid halbwegs zufrieden...lasst mir doch ne Review da, ja? *liebguck*

Disclaimer: Ja, seit langem gibbet dat auch ma wieder bei mir; nicht wegen Tolkien und blabla, wir wissen schließlich alle, dass ihm (fast) alles gehört, sondern wegen dem netten, kleinen Haiku am Anfang des Kapitels. Ich durfte es mir glücklicherweise von meinem herzallerliebsten Schnuffelwauwau ausleihen. D.h. Das Haiku  „Love" gehört Höllenwauwau (müsst unbedingt auf fictionpress.net schauen und ihre Gedichte und Haikus lesen...sind echt wooow), der Rest des Kapitels ist aus meinem kranken Hirn entsprungen *g*

So, aba nu lesen:

~*~*~

Kapitel 26: Liebe

~°~

Love?

Fly away, be strong
and find what you desire
precious heart of mine

~°~

Lalaithwen war noch in einem so tranceartigen Geisteszustand, dass sie nur halbherzig mitbekam, wie Celendra sich ihr langsamen Schrittes näherte. O weia! Sie hatte doch nicht etwa mitbekommen, wie sie ihrem angetrauten, zukünftigen oder auch nicht zukünftigen Ehegatten hinterhergestarrt hatte? Laith presste die Lippen zusammen, bis es fast wehtat, und hielt den Kopf gesenkt. Sie war nie wirklich geschickt gewesen, eher das blanke Gegenteil. Allein Filegon war es zuzuschreiben, dass sie so viel Erfolg in ihrer Diebeslaufbahn hatte. Lalaithwen trat schon gern mal in das ein oder andere Fettnäpfchen, aber dieses wäre ein verdammt großes. Ein viel zu großes, in dem sie sogar ertrinken könnte. Lalaithwen zog den dünnen Mantel, den sie über ihrem Gewand trug, ein wenig enger um sich und betete zu Eru, dass ihre schlimmsten Alpträume nicht wahr würden. Und dann sprach Celendra zum ersten Mal mit der kleinen Elbe.

„Hallo", hörte Laith die klare Stimme Celendras und es verunsicherte sie nur noch mehr, dass sie so sanft klang. Lalaithwen hatte mit allem gerechnet: dass sie schreien würde, ja, vielleicht sogar handgreiflich ihr gegenüber werden würde, aber nicht so etwas. Dementsprechend verdattert starrte sie in Celendras Gesicht. Kein Zorn lag auf ihren feinen Gesichtszügen, ihre klaren, leuchtenden Augen musterten sie neugierig, das feine, fast nachtschwarze Haar wehte im Wind wie feingesponnene Seide. Sie war schön. Nein, sie war überaus schön. Und das war der Moment, in dem Lalaithwen sich vorkam wie der letzte Dorftrottel und Haldirs Worte erklangen in ihrem Kopf: „Du kannst für Legolas nie mehr sein als eine kleine Affäre, dessen bist du dir doch bewusst, oder?"

Ob es nun stimmte oder nicht, aber Lalaithwen war sich in dem Augenblick, als ihr Celendra mit all ihrer Schönheit gegenüberstand, der Richtigkeit von Haldirs Worten sicher. Was war sie denn anderes als eine kleine Elbe, eine Diebin. Hatte sie wirklich geglaubt, dieser Frau Konkurrenz machen zu können? Ja. Ja, das hatte sie. Aber ihr Selbstbewusstsein schrumpfte auf die Größe einer Erbse zusammen. „Entschuldigt", sprach Celendra weiter und sie schenkte Lalaithwen einen etwas verwirrten Blick. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie kein Wort erwidert hatte und nur unhöflich in ihr Gesicht starrte. „Nein, verzeiht mir, ich war nur gerade...in Gedanken"

`Ja, in Gedanken´, schalt sich Lalaithwen selbst, `so kann man das natürlich auch nennen´

„Ist es möglich, dass ich Euch schon einmal irgendwo gesehen habe?", fragte Celendra förmlich, in ihrer Stimme klang kein herabwürdigender Ton mit. Laith wünschte sich, ihre Frage verneinen zu können, aber es war besser, nicht zu lügen, „Auf dem Frühjahrsfest im Düsterwald?", fuhr Celendra fort und beantwortete ihre Frage somit selbst.

Laith räusperte sich, spürte, wie belegt ihre Stimme war und zwang sich dazu, die Nerven zu behalten. Wie es schien, war ihr Eru noch einmal gnädig und Celendra wusste nichts von...nun...dem Treuebruch ihres Verlobten. „Ja, das...das ist möglich"

`Wenn sie mich jetzt fragt, ob ich ihren Verlobten kenne, kann ich mich gleich den wilden Tieren zum Fraß vorwerfen´, dachte Laith nervös und dachte schon über eine passende Ausrede nach, als Celendra ihr Gegenüber neugierig musterte und weitersprach: „Ich habe Euch an dem Medaillon erkannt. Das ist ein sehr schönes Schmuckstück"

Lalaithwen wurde das leise Gefühl nicht los, dass Celendra nur um den heißen Brei herumsprach und vermutlich unlängst Verdacht geschöpft hatte, die Elbe nur aushorchen wollte. „Vielen Dank, es gehört..." Ja...wem gehörte es denn nun? Gestohlen hatte sie es nicht, das war schon einmal ein Pluspunkt, aber wenn sie von ihren Eltern sprach, fühlte es sich an wie eine Lüge. „...mir", endete sie knapp den Satz und Celendras Augen leuchteten kurzzeitig auf, ein Lächeln huschte über ihre vollen Lippen. „Darf ich Euch nach Eurem Namen fragen?" Lalaithwen schluckte. Diese förmliche Anrede war sie ganz und gar nicht gewohnt. „Oh, wie unhöflich von mir, verzeiht, ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Celendra" Sie hob grüßend die Hand und die blonde, kleinere Elbe verkrampfte sich vollkommen. Das Gespräch mit Celendra glich dem festen Würgegriff einer Schlange. Würde es noch ein wenig länger andauern, würde Laith ersticken. Dann jedoch erwiderte sie zögerlich die Geste und murmelte fast unverständlich: „Mein Name ist Lalaithwen...Ihr seid doch die Verlobte von Prinz Legolas, nicht wahr?"

Es schockierte sie innerlich, dass sie selbst diese Worte ausgesprochen hatte, wollte sie doch eigentlich sämtliche Andeutungen im Bezug auf Legolas vermeiden. Als sie seinen Namen ausgesprochen hatte, senkte Celendra kurzzeitig den Blick und nickte anschließend langsam. Laith glaubte zu sehen, wie sich Tränen in ihren Augen bildeten. „Er ist fortgeritten...mit den anderen."

Laith zerriss es das Herz, Celendra weinen zu sehen. Sie hatte sie immer für eine eingebildete, kaltherzige Elbe gehalten, dabei kannte sie Celendra überhaupt nicht. Sie schien Legolas wirklich zu lieben. In diesem Moment hielt Lalaithwen inne, ihr Atem ging nur sehr langsam. Da stand sie nun, mit dieser für sie wildfremden Elbe und spielte die geheimnisvolle Fremde. Dann schaute Celendra sie wieder an, wischte sich eilig die Tränen aus dem Gesicht und lächelte gespielt. „Er wird wiederkommen. Das weiß ich..."

Lalaithwen nickte, am liebsten hätte sie sich in ihrem Gram selbst verkrochen, wäre viel lieber an Pernoths Seite gewesen und hätte sich dort ausweinen können, sich befreien können von dieser Sorge und Last, die ihr Herz erschwerte. Doch stattdessen musste sie ruhig bleiben, kaum eine Regung zulassen, damit Celendra nicht Verdacht schöpfte.

„Entschuldigt, es ist töricht von mir, zu weinen, sollte ich doch eigentlich Hoffnung und Vertrauen zu meinem Verlobten haben", entschuldigte sie sich und es versetzte Laith einen weiteren Stich ins Herz, als sie ihre Worte hörte. „sollte ich doch eigentlich Hoffnung und Vertrauen zu meinem Verlobten haben"  Ja, eigentlich sollte sie das haben können. Ein schlechtes Gewissen machte sich in Lalaithwens Herzen breit. Wusste Legolas, dass Celendra ihn so sehr liebte und er ihr das Herz brechen würde, ließe er sich auf die Diebin ein?

„Nein, ich kann Euch verstehen, es ist doch ganz normal, Angst zu haben. Ich bin sicher, dass Legolas...ich meine, Seine Hoheit unbeschadet zurückkehren wird!" Hätte Laith in diesem Moment einen Beißriemen gehabt, hätte sie ihn sofort angewandt. Wie konnte sie nur so blöd sein und sich verplappern. Noch so ein Ausrutscher und selbst Celendra würde Wind von der Sache bekommen. „Habt Dank, Lalaithwen, für Eure tröstenden Worte.", wieder wanderte eine Träne über ihre Wange und je länger sich die Elbe mit ihr unterhielt, desto schlechter fühlte sich Lalaithwen. „Stört es Euch, wenn ich Euch ein wenig Gesellschaft leiste? Es tut gut, mit jemandem reden zu können"

Na prima, jetzt drängte sie ihr förmlich ein Gespräch auf. Wusste sie doch etwas und wollte Laith eine Falle stellen? Zuzutrauen war es ihr allemal. „Ich...ähm...ja, warum...warum nicht?" Eine Unterredung zu verneinen wäre nur noch auffälliger gewesen, Lalaithwen wusste, sie musste sich in die Höhle des Löwen begeben, wenn sie heil aus der Sache herauskommen wollte. „Lasst uns in den Gartenpavillon gehen, dort sind wir ungestört", fuhr Celendra fort. `Klasse, also habe ich keinen Schutz vor plötzlichen Attacken einer durchdrehenden Elbe´, dachte sich Laith und folgte der edlen Elbe mit klopfendem Herzen.

Doch Celendra wusste und ahnte wirklich nichts von irgendeiner Affäre ihres zukünftigen Ehegatten. Sie war einfach nur froh, Gesellschaft zu haben. Außerdem sah diese junge Elbe selbst sehr mitgenommen aus. Celendra fand sie sehr nett, auch wenn sie in ihrer Gegenwart sehr nervös zu sein schien. Vielleicht, so hoffte die vornehme Elbe, würden sie sich ja noch besser kennen lernen und sich gut verstehen... .

~*~*~

Nichts wahr wirklich, noch war es erträumt.

Legolas fühlte sich, als bewege er sich zwischen den Welten, als wandelte er von einer Sphäre zu der anderen. Jedes gesprochene Wort war unverständlich, wie als stamme es aus einer fremden Sprache. Legolas fühlte den seichten Abendwind nicht, der sein Gesicht streifte und sein goldenes Haar sanft anhob, als er zu Pferde der Nachhut folgte. Er nahm nicht wahr, dass jedes lebende Geschöpf des Waldes neugierigen Blickes ihn und die anderen Elben beobachtete. Er war blind und sehend zugleich, taub und doch hörend, innerlich leer und gleichzeitig aufgewühlt. Nichts drang an sein Ohr, nichts riss ihn in die Realität zurück, er verblieb in Gedanken. Gedanken, die an ihm nagten und Zweifel und Furcht in seinem Herzen entfachten. Er schwieg, konnte nicht lächeln, konnte nicht weinen, war leer, leer wie ein Winternachtshimmel ohne Sterne. Das, was ihn mit Leben erfüllte, war fort, lag nun schon einige Meilen hinter ihm zurück. Sein Licht, seine Wärme. Er hatte sie allein gelassen. Aber das hieß nicht, dass er vor der Verantwortung fortgelaufen war. Nein, der Wahrheit würde er sich noch stellen und seinem Vater alles beichten müssen.

Die Sterne verschluckten das letzte Sonnenlicht, projizierten es auf den rot leuchtenden Himmel, bis der riesige Feuerball hinter den Bergen versunken war und nur ein schwacher, orange und golden schimmernder Schein daran erinnerte, dass es vor kurzem noch Tag gewesen war. Die Hände des Elben umfassten die Zügel des Pferdes unwillkürlich fester, ein protestierendes Schnaufen erklang von Seiten des Tieres, doch Legolas nahm auch dies nicht wahr. Bald schon würden sie die Stadtgrenze erreichen und dort ihr Lager aufschlagen, sich mit den anderen beratschlagen. Wieder würden große Karten ausgebreitet und über die Vorgehensweise des Feindes spekuliert werden. 

Die Bäume warfen lange Schatten auf den Weg, den die Reiterei einschlug. Der Wind umspielte das grünende Geäst, sang sein einsames Lied. Thranduil hatte unlängst die Bedrücktheit seines Sohnes bemerkt, doch empfand er es als ungünstig, ihn darauf anzusprechen, so lange sie noch unterwegs waren. Nie hatte ihm Legolas wirklich Grund zur Sorge gegeben, aber seit seiner Ankunft in Lothlorien verhielt sich sein Sohn ihm gegenüber eigenartig. Und nicht nur ihm sondern auch Celendra gegenüber. Thranduil trieb sein Pferd zur Eile an und forderte seine Männer ebenso dazu auf, nicht an Schnelligkeit zu verlieren. Sein kostbar bestickter Mantel wehte auf im Wind, sein Gesicht wirkte im fahlen, letzten Tageslicht blasser als sonst. Einzig Thranduils Augen leuchteten wie immer auf, erinnerten an den Stolz und den Verdienst seiner Taten, verliehen ihm seine Königlichkeit. Keine Krone war je vonnöten gewesen, um Thranduils Herrschaft zu demonstrieren.

Jeder achtete und ehrte ihn.

Legolas ging der Gedanke durch den Kopf, dass er, wie sein Vater es bestimmte, bald die Thronfolge übernehmen würde. Mit Celendra an seiner Seite!? Der Gedanke allein schmerzte, doch seinen Vater so zu enttäuschen würde die dünne Kette des Vertrauens, die zwischen ihm und Thranduil lag, zerspringen lassen wie feinstes Glas. Es würde alles zerstören, was sich Vater und Sohn so mühsam über die Jahre hinweg aufgebaut hatten. Sie achteten einander, sie vertrauten sich auch, wie Vater und Sohn, aber etwas ganz entscheidendes hatte ihnen immer gefehlt: Liebe. Oder zumindest die Gabe, die Liebe füreinander auszudrücken. Thranduil war ein strenger, aber gerechter Vater für Legolas gewesen. Aber seit dessen Mutter gestorben war, wurde Thranduil immer schweigsamer.

Hatte es an Celendra gelegen, dass sein Vater wieder für ihn da war? War es ihr Verdienst?

„Wir sind da, macht Halt und lasst die Pferde rasten, die nächsten Tage werden für sie zu Genüge anstrengend sein!", die Stimme Thranduils ließ Legolas aus seinen Gedanken aufschrecken, die Zügel noch fester umfassen und das Pferd erzürnt schnaufen. „Verzeih mir, mein Freund, du hast einen besseren Reiter verdient", murmelte Legolas, ließ von den Zügeln ab und sprang geschwind vom Rücken des Tieres, klopfte freundschaftlich auf dessen Hals. Noch immer beleidigt, aber letztendlich doch nachgiebig entschuldigte das Reittier Legolas' barschen Reitstil und ließ sich von dem schönen Elben in eine Art Stallung führen. Dort befreite Legolas das Pferd von seinem Zaumzeug und strich beruhigend über das Nasenbein, während einige der Elben bereits Futter herbeibrachten. „Kannst du mir nicht sagen, was ich machen soll?", flüsterte Legolas nachdenklich, doch der abgehetzte Vierbeiner war eher am feinen Hafer interessiert, der ihm angeboten wurde, als von den Liebesproblemen eines dahergelaufenen Spitzohrs, das nicht einmal in der Lage zu sein schien, ordentlich zu reiten.

„Was soll er dir denn sagen?", hörte er eine besorgte Stimme hinter sich. Schnell wand sich Legolas um und sah seinen Vater vor sich stehen. Seine Stirn war von Sorgenfalten  durchzogen, er erwartete eine Antwort. Und zwar eine baldige... .

~*~*~

„Wo lebt Ihr, wenn ich fragen darf? Ich war ein wenig verwirrt, Euch hier, in Lothlorien, zu sehen, da ich eigentlich im Glauben war, der Düsterwald wäre Eure Heimat?"

Celendras Fragen bohrten Lalaithwen Löcher in den Bauch. Die kleine Elbe kam sich vor, als wäre sie bei einem Verhör und nicht bei einem netten Gespräch. „Nun, das ist auch richtig, ich bin nur zu Besuch hier, ich habe Verwandte im Goldenen Wald" Lalaithwen fragte sich, ob Celendra wirklich so dumm war, wie es schien. Sie hätte schon längst eins und eins zusammenzählen und mitbekommen müssen, dass ausgerechnet die kleine fremde Elbe überall dort war, wo auch Legolas sich gerade aufhielt. Und selbst wenn sie nichts mit ihrem Verlobten zu tun hatte, so wäre es doch ein äußerst seltener Zufall, dass Laith auch in Caras Galadhon zur selben Zeit war, wie er. Vielleicht konnte sie Celendra auch auftischen, sie sei Iluvatar in weiblicher Ausgabe und sie würde es ihr abkaufen.

Aber nein, ganz so unvorsichtig durfte Laith nicht sein. Celendra war entweder wie ein dummes Schaf, oder der Wolf im Schafspelz. „Wie schön. Ich stamme aus Lothlorien, müsst Ihr wissen. Hier lernte ich vor langen Jahren Legolas kennen"

Ein Lächeln umspielte ihre Lippen und in den klaren Augen lag ein verträumter Ausdruck und Lalaithwen wollte schreien oder wegrennen oder am besten beides auf einmal. „Ihr müsst ihn unbedingt kennen lernen, Lalaithwen. Er ist so ein bezaubernder Mann"

`Wenn sie wüsste wie gut ich ihn bereits kennen gelernt habe, würde sie mich auf der Stelle erlegen wie ein wildes Tier´, dachte sich Laith und musste sich seltsamerweise ein lautes Lachen arg verbeißen. Was war denn bitteschön lustig daran? Was war so lustig, wenn sie sich zwischen zwei Elben stellte, wenn sie möglicherweise eine Hochzeit verhinderte, vielleicht sogar für Legolas' Thronenterbung verantwortlich war? Sie - eine Diebin? Laith schluckte schwer, doch zwang sich zu einer Antwort. „Ja, das glaube ich Euch gern. Umsonst heißt es wohl kaum, er wäre der begehrteste Elb in ganz Mittelerde" Ein Lächeln folgte. Ein gekünsteltes, doch Celendra interpretierte es auf ihre Weise und lachte laut auf. „Ja...allerdings...da habe ich wohl einen Glückstreffer erzielt", lachte sie weiter, doch für Laith reichte es nur noch für ein kümmerliches Grinsen. Betrübt senkte sie den Kopf. Ein Gespräch mit dieser Elbe war wie eine unausweichliche Tortur. Mit jedem Wort versetzte sie ihr noch einen tieferen Stoß ins Gewissen. „Verzeiht, wenn meine Frage unhöflich erscheinen sollte", Lalaithwen bemerkte plötzlich, dass Celendra längst aufgehört hatte zu lachen und sie stattdessen musterte, „Ihr wart doch auch auf dem Platz, um Euch von jemandem zu verabschieden. Zieht Euer Liebster auch in den Kampf?"

Na was sollte sie denn darauf antworten? Etwa: „Ja und wie es der liebe Zufall so will, heißt er auch Legolas"? Lalaithwen schüttelte den Kopf. „Nein...aber ein guter Freund"

Lalaithwen merkte nicht, dass eine Träne ihre Wange hinablief. Erst als sie Celendras Hand auf der ihren spürte und ihren mitleidigen Blick sah, wurde sie sich dessen bewusst, dass sie schon wieder heulte. Filegon hatte recht gehabt, wenn er sagte, dass sie eine alte Heulsuse war. „Habt Vertrauen, alles wird gut", lächelte die Elbe ermutigend. Wenn sie nur wüsste... .

~*~*~

„Ich sehe, dass dich etwas bedrückt, mein Sohn. Selbst ich, der so blind zu sein schien, erkennt, dass etwas in dir vorgeht. Sag mir, was dich bedrückt, Legolas. Und sei ehrlich"

Thranduils direkte Worte trafen Legolas sehr tief. Während sein Pferd genüsslich dem abendlichen Festmahl nachging, stand der Elb daneben und starrte überrascht in das Gesicht seines Vaters. Und sei ehrlich.

Immer war er es gewesen. Aber er schwieg wieder, konnte keine Worte formen. Er kam sich vor wie ein jämmerlicher Feigling, aber nicht wie der Prinz Düsterwalds. „Vater...ich...ich kann es dir nicht sagen...noch nicht." Seufzend senkte Thranduil das Haupt und nachdenklich strich er sich mit der Hand über die Stirn. „Legolas, was ist nur los? Erwarte von mir nicht, dass ich Geduld habe...nicht in Zeiten wie diesen! Ich habe dich noch nie so erlebt, deswegen erwarte ich eine Antwort von dir. Hier und jetzt. Also - Was ist los?" Thranduil meinte es ernst. Streng erschienen seine Gesichtszüge und nur wenigen war die eigentliche Milde, die dahinter lag, bekannt. „Kennst du dieses Gefühl, wenn alles, was du zu kennen glaubtest sich so schlagartig verändert, dass es einem fast Angst macht? Weißt du, wie es ist, plötzlich in eine Lage zu geraten, aus der man keinen Ausweg mehr weiß?"

„Legolas, was soll..."

„Vater, weißt du es?", Legolas' Stimme war ungewollt laut und hart. Er hatte diesen Moment gefürchtet, in dem er seinem Vater alles beichten musste und er war nervös. Thranduil bedachte seinen Sohn mit einem gefährlichen Glänzen in den Augen. Er ließ mit sich reden und er hatte auch Geduld...aber anschreien ließ er sich kein zweites Mal. „Weißt du es?", wiederholte Legolas sanfter und er fühlte sich erbärmlich. Noch immer keine Reaktion erfolgte von Seiten seines Vaters, er schien darauf zu warten, bis einige der Elben die Stallung verließen, damit er ungestört mit Legolas reden konnte.

„Es ist wie Schnee im April...jeder weiß, dass er auch dann noch fallen kann, doch rechnet niemand wirklich damit, wenn er erst die ersten Strahlen der Frühlingssonne verspürt hat. Man weiß, dass er fallen kann, doch trotzdem ist man überrascht, wenn es geschieht, wenn man sich plötzlich in einem Schneesturm wiederfindet..."

Legolas bemerkte an der eisernen Miene seines Vaters, dass er nicht unbedingt das größte Talent war, was konkrete Erklärungen betraf. Verunsichert hielt Legolas inne, kam sich albern und missverstanden vor. Ein Streit mit Thranduil war das letzte, das er gebrauchen konnte.

„Was verstehst du unter diesem Schneesturm? Fürchtest du dich, mein Nachfolger zu werden?", Thranduils Stimme klang ruhig und sachlich, aber Legolas konnte sich vorstellen, dass er innerlich brodelte. „Ich...", begann der junge Elb, doch fand keine richtigen Worte, „Wie ich es schon sagte, Vater, ich kann dir das jetzt unmöglich erklären..." Dem Elbenkönig schien diese Antwort ganz und gar nicht zu gefallen, aber er nickte und sprach: „Hauptsache, du weißt, was du willst und kannst es mir irgendwann einmal sagen. Legolas, wenn du dich wirklich davor scheust, den Thron zu besteigen, kann ich dir nur sagen, dass ich dich liebe, mein Sohn. Daher weiß ich, dass ich dir vertrauen und an dich glauben kann. Ich möchte nur, dass du das weißt." Dann wand er sich zum Gehen um, hielt jedoch noch einmal inne und fügte leise hinzu: „Was immer das für ein Schneesturm ist, von dem du da sprichst, ich helfe dir, ihn zu überwinden"

Unter normalen Umständen hätten ihn die Worte seines Vaters ermutigt, aber stattdessen machte es für ihn die ganze Sache nur komplizierter. Legolas verbrachte die letzten Stunden des Tages in den Stallungen der Pferde und dachte nach. Hatte er je so sehr gezögert und gezaudert, als er mit den Gefährten des Ringträgers in den Krieg zog? Nein. Vor Aragorn und Gimli hatte er immer seine Gedanken und Gefühle aussprechen können. Der Elb erinnerte sich an eine sternenklare Nacht über den Ebenen Rohans, als die drei ungleichen Gefährten noch nicht auf Eomér getroffen waren. Gimli hatte sich wie immer laut schnarchend zur Ruhe gelegt und sich seinen tiefen, unergründbaren Träumen hingegeben. Legolas war gegen eine Rast gewesen, da die Uruk-Hai sonst uneinholbar zu sein schienen, doch er sah, wie erschöpft sein Zwergfreund Gimli war.

Er hatte sich kaum noch auf den kurzen, stämmigen Beinen halten können, doch trotzdem plädierte er immerzu darauf, weiterlaufen zu können. Ein Zwerg muss schließlich nie zu Kräften kommen. Legolas lächelte bei der Erinnerung an seinen Freund. Lange schon hatte er ihn nicht mehr gesehen und er vermisste diese Plumpheit, den scharfen Humor und die neckenden Gesten des Zwerges.

Aragorn hatte auch sehr mitgenommen ausgesehen und dann hatte Legolas schließlich nachgegeben und eine Ruhepause zugelassen. Unruhig schweifte sein Blick damals über die weiten, endlos erscheinenden Ebenen, die nur von Gras und nacktem Gestein bevölkert zu sein schienen. Sein scharfes Elbenauge sah die Truppen Sarumans voranschreiten, unermüdlich, schnell und laut waren sie. Und in dieser einen Nacht war Legolas kurz davor gewesen, die Hoffnung für die beiden gefangenen Hobbits aufzugeben.

Aber Aragorn hatte die innere Aufgewühltheit seines schweigsamen Freundes bemerkt und sich zu ihm ans Lagerfeuer gesetzt, obwohl er müde war und ein wenig Schlaf gut hatte gebrauchen können. Die Luft war nur erfüllt vom eisigen Wehen des Windes und Gimlis selbstproduziertem Schnarchständchen. Die Sterne strahlten hell und ließen verspüren, dass der Winter Einzug hielt. Und es war Aragorn gewesen, der ihm die Hoffnung zurückgab. Der Waldläufer mit den weisen, grauen Augen hatte seine Hand auf die Schulter des Elben gelegt und nichts anderes gesagt außer: „Zuletzt stirbt die Hoffnung, mein Freund, hab Vertrauen auf deine Stärke"

Legolas war damals so gewesen, als ob der Mensch seine Gedanken hatte lesen können. Legolas' Lächeln verblich allmählich. Ebenso wie die Erinnerung an die besagte Nacht. Wie gern hätte er wieder Aragorn an seiner Seite. Doch er war schon seit langer Zeit in Minas Tirith, der rechtmäßige König von Gondor. König. Ja. Legolas hatte Aragorn nie darum beneidet, König zu sein und zu herrschen. Er wusste, dass seine Position als König Verantwortung mit sich brachte und Stärke und Weisheit erforderte. Der Elb hatte es Aragorn immer zugetraut und Legolas glaubte immer daran, dass der Waldläufer es sein würde, der Gondor zurück ins Licht führte. Aber hatte er selbst die nötige Disziplin, die Weisheit und die Kraft, die Herrscherposition seines Vaters im Düsterwald zu übernehmen? Thranduil glaubte an ihn, war überzeugt davon, dass all das, was er ihm über die Jahre hinweg beibrachte, Legolas zu einem guten König machte.

Das plötzliche, laute Wiehern von einem der Pferde riss Legolas aus seinen Gedanken. Nervös stampften einige Tiere mit ihren Vorderhufen auf den hölzernen Untergrund und Legolas runzelte die Stirn. Warum waren die Tiere plötzlich so unruhig? Seine Frage beantwortete sich fast von selbst, als er aus nicht all zu ferner Umgebung Elben rufen hörte: „Späher, schon wieder. Es sind über zehn an der Zahl, Ioreweth, schnell"

Und schon wieder war es aus mit der Ruhe, die er nur so kurz hatte genießen können. Eiligen Schrittes ließ er die Stallung hinter sich und sah nur noch, wie lorische Elben, die Wachtbereitschaft hatten, bewaffnet im dichten Unterholz verschwanden. Thranduil stand neben Iorelass, unterhielt sich gestikulierend mit dem Elben, was sehr ungewöhnlich für ihn war. Legolas war sich dessen bewusst, dass dies die letzten Orkspäher gewesen sein mussten. Eine Offensive würde nicht mehr all zu lang auf sich warten lassen. „Legolas", Thranduil rief ihn zu sich, worauf der Waldelb geschwind zu ihm eilte, „Noch sind es Spitzel, aber wir erwarten erste Übergriffe morgen Nacht. Wir brauchen jeden Mann an der unmittelbaren Stadtgrenze, wir werden bereits heute bei den anderen, lorischen Truppen Stellung beziehen, gib den anderen Bescheid" Legolas nickte und zückte seinen Bogen, bevor er sich daran machte, den Auftrag seines Vaters zu befolgen. Ihm entging dabei nicht, dass Iorelass ihn eindringlich musterte... .

~*~*~

„Ich wünsche Euch eine gute Nacht, Lalaithwen. Es war schön, mit Euch zu sprechen", sagte Celendra und erhob sich wie die kleinere Elbe vom Stuhl. „Ebenfalls", erwiderte Laith knapp und kostete den Moment vollkommen aus, als sie sich endlich zum Gehen umwenden konnte und befreit war von dem unangenehmen Gespräch mit der edlen Elbe. Sie hatte sich gut gehalten, fand Lalaithwen, sofern dies wirklich ein indirektes Verhör darstellen sollte. Aber so froh sie einerseits darüber war, dass Celendra nichts von all dem mitbekommen hatte, so verunsichert war sie gleichzeitig durch die Verliebtheit der Elbe.

Der Stoff ihres langen, feinen Kleides raschelte, als er den Erdboden bei jedem Schritt von Lalaithwen berührte. Ein blasser, sichelförmiger Mond versuchte gegen die dunklen Wolken anzukämpfen, die ihn sacht wie eine Spinnwebe im Wind umhüllten, verschluckten und wieder freigaben. Lalaithwens Bauch schmerzte wieder nach langer Zeit. Aber wenigstens hatte sie keinerlei Schwierigkeiten mehr mit ihrer Schulter oder ihrem Augenlicht. Wenn sie gewusst hätte, dass sie der „Ausflug" nach Lothlorien so ramponieren würde, hätte sie sicherlich die Finger davon gelassen. Laith grinste bei diesem Gedanken. Galgenhumor war schon immer ihre Stärke gewesen. Andere mussten sie für verrückt halten, wenn sie das tat, aber jene, die sie besser kannten, wussten, dass sie das nur tat, um ihren eigenen seelischen Schmerz zu verdrängen. Vielleicht war es falsch, vielleicht genau richtig, Lalaithwen kümmerte es nicht. Aber es kümmerte sie, dass sie allein war. Im Herzen der Elbenstadt Caras Galadhon war sie nur eine von vielen Elben. Und sie war einsam.

Filegon war schon von ihr gegangen, hatte sie im Stich gelassen, obwohl er ihr vor langen Jahren versprochen hatte, immer für sie da zu sein.

Immer.

Lalaithwen stellte fest, dass dieses Wort nur sehr selten seiner eigentlichen Bedeutung gleichkam. Und jetzt war auch noch Legolas fort, dem sie erst vor kurzem ihre Liebe gestehen konnte. Wenn ihm auch noch etwas zustieß, würde es Laith nicht verkraften können. Aber würde sie es verkraften können, wenn er zurückkehrte und doch seinen Platz als Thronerbe einnahm? Sie würde es verkraften müssen, aber diese Tatsache änderte nichts daran, dass Laith Angst hatte. Angst vor dem Moment, auch noch Legolas vielleicht für immer auf wiedersehen sagen zu müssen.

In ihren Gedanken versunken war die Elbe ziellos umhergelaufen und nach einigen Minuten fand sie sich in der großen Stadthalle wieder. Im Vergleich zum Nachmittag und frühen Abend schien sie nun wie leergefegt. Wo vorher noch Verletzte behandelt wurden und Elben ihre Vorbereitungen trafen, standen nun nur noch vereinzelte Liegen und Tische, nur wenige Elben hielten sich in der leeren Halle auf. Da Pernoth noch sehr viel Ruhe benötigte, beschloss Lalaithwen, ihn allein zu lassen und ihre eigene Ruhe in der prunkvollen Halle zu finden. Hier konnte sie endlich nachdenken, allein sein und musste nicht darauf achten, wie sie sich verhielt. Sie rief sich in Erinnerung zurück, wie Legolas diese Worte in Sindarin geformt hatte und wie seine Augen dabei leuchteten. Es sah beinah so aus, als stünden Tränen in seinen tiefblauen Augen.

Wehmütig seufzend lehnte sich Laith gegen eine der vielen marmornen Säulen. Sie zuckte zusammen, als das kalte Gestein ihre vom Stoff verhüllte Haut berührte, lehnte sich trotzdem vollends dagegen, ließ ihren Kopf in den Nacken sinken. Warum war er fortgegangen? Dieser blöde, reinblütige Elb.

Laith schloss die Augen und lauschte dem monotonen Rauschen der Baumkronen im Wind. Ihr war kalt, aber es war ihr egal. Ihr Körper schmerzte, aber es war ihr gleich. Sie hatte Angst um Legolas und das zerriss ihr das Herz, nagte an ihrer Seele.

Weshalb hatte er ihr nicht Bescheid gegeben, ihr nicht auf Wiedersehen gesagt? Laith wusste ja, dass die Angelegenheit sehr kompliziert war und König Thranduil und Celendra auf keinen Fall erfahren durften, was sich zwischen dem Kronprinzen und der Elbe abspielte. Aber wortlos wegzugehen, nicht einmal ein Wort darüber zu verlieren, tat ihr sehr weh. Wusste er nicht, wie sehr sie ihn liebte, brauchte und wollte? „Natürlich weiß er das", murmelte sie zu sich selbst und sank auf die Knie, die Hände im Schoß zusammengefaltet, den Kopf gegen das weiße, edle Gestein gelehnt. Wenn sie jetzt an Legolas' Liebe zweifelte, konnte sie gleich jegliche Hoffnung begraben. Aber an was sollte sie noch glauben?

Ihre Finger umspielten gedankenlos die silberne Kette des Medaillons, lösten sie und ließen das Schmuckstück sacht in ihre Hand sinken.

Glaube an das Unglaubliche und erwarte das Unerwartete.

Das war wieder einer von Filegons Sprüchen. Er hatte immer eine leicht philosophische Ader gehabt, aber für sie hatten sich seine Worte immer angehört, wie die eines alten, klagenden Mannes. Jetzt wusste sie es besser. In ihrem Unterbewusstsein hörte Lalaithwen das Geräusch von sich nähernden Schritten, doch sie war zu müde, um ihre Augen zu öffnen. Was wäre es der Mühe auch wert gewesen, wenn es nicht Legolas war, der zu ihr kam. Die Schritte verklungen. Jemand stand vor ihr, das wusste sie genau. Dieser Jemand hielt inne und beobachtete sie. „Die Nacht ist kalt", hörte sie eine altbekannte Stimme sprechen. „Und dunkler als die Schatten Düsterwalds...", murmelte Laith erschöpft, wieder ohne die Augen zu öffnen. Es war Haldir, der bei ihr war. Sie hatte es gewusst, noch bevor er mit ihr gesprochen hatte. Reine Intuition. Vielleicht steckte ja doch etwas reinblütiges in ihr.

Sie vernahm, wie Haldir leise niederkniete und nun wohl auf gleicher Augenhöhe war wie Laith. Dann fühlte sie, wie sie ein warmer Stoff einhüllte, so sanft und leicht wie sich der Tau auf den Gräsern niederließ. Langsam schlug sie die Lider auf und sah, wie erwartet, Haldir vor sich knien, den Blick abgewandt, in Gedanken versunken, starrte er in die Nacht hinaus.

„Wann brichst du morgen mit den anderen auf?", fragte sie ruhig, sich enger an die seidene Decke schmiegend, die er ihr über die Schultern gelegt hatte. „Ich plane, noch vor der Mittagsstunde aufzubrechen. Zwar sind noch nicht alle wieder vollkommen genesen, aber etwas sagt mir, dass wir keine Zeit verlieren sollten."

Lalaithwen lächelte. Nein, sie war nicht reinblütig. Niemals. Wenn sie Haldir und Legolas beobachtete, stellte sie fest, wie aufmerksam sie sich auf jede kleinsten Regung konzentrierten, jede noch so kleine Veränderung auf die Goldwaage legten. Nicht, dass daran etwas falsch gewesen wäre, im Gegenteil – ohne die Vorsicht der reinblütige Elben wäre einiges noch schlimmer ausgegangen, als es ohnehin schon der Fall war. Aber es belustigte Lalaithwen zu sehen, wie erpicht sie darauf waren, Grenzen des Geistes zu überwinden und ihre Sinne bis ans Äußerste auszureizen. Als Laith aufblickte, bemerkte sie, dass Haldir sie interessiert musterte. „Was ist?"

„Nichts", erwiderte er leise und der Tonfall in seiner Stimme verriet ihn, „Nur...ich fragte mich nur gerade, worüber du mit Celendra gesprochen hast"

„Du hast uns beobachtet?", fragte sie überrascht. „Ich sah nur, wie sie mit dir in den Garten ging. Du hast ihr doch nicht etwa gesagt, dass..."

„Glaubst du wirklich, ich würde dann noch in allen Teilen vor dir sitzen, wenn ich es getan hätte?" Ein amüsiertes Lächeln von Seiten Haldirs folgte. „Nein. Höchstwahrscheinlich nicht", sagte er dann knapp. Minuten verstrichen, Haldirs Blick wanderte gen Himmel. Reinblütige Vorahnungen. Lalaithwen musste sich ernsthaft ein lautes Auflachen verkneifen. Haldir, der Grübler. Schnell verließ sie der Drang, zu lachen, als ihre Blicke ebenfalls hinauf zu den klaren Sternen wanderte. Ob Legolas gerade in diesem Augenblick den gleichen Himmel sah? „Wie wird er sich entscheiden, Haldir?", fragte sie und bereute ihre Frage, noch bevor sie sie gänzlich ausgesprochen hatte. Haldir sah sie an, doch Laith hielt den Blick stur auf den Nachthimmel gerichtet.

„Ich weiß es nicht. Aber er liebt dich, Lalaithwen. Egal, wie er sich entscheiden wird, er wird immer dich lieben"

Rein übersetzt bedeuteten Haldirs Worte wohl: Vergiss ihn, Schätzchen, aber sei nicht traurig. „Nimm mich mit, Haldir", bat sie leise und presste die Lippen zusammen.

„Was?" Der Hauptmann der Galadhrim schien sichtlich verwirrt, doch Laith sah ihn nicht an. „Nimm mich doch morgen mit an die Stadtgrenze", sprach sie ihre Bitte gänzlich aus und Haldirs Augen weiteten sich. „Laith, das geht nicht..."

„Wieso nicht? Willst du, dass ich hier sitzen bleibe und täglich Celendras Konversationen ertrage? Ich vergehe vor Angst um ihn, verstehst du das nicht? Ich will bei ihm sein, er fehlt mir schon jetzt, obgleich er nur ein paar Stunden schon fort ist"

„Lalaithwen, wir befinden uns in einer Kriegssituation, ist dir das bewusst? Keine Elbenfrau soll unter meinem Kommando zur Waffe greifen müssen."

„Dann stehe ich eben nicht unter deinem Kommando", brachte Laith flehend hervor, doch Haldir schüttelte bestimmt den Kopf. „Nein. Das ist mein letztes Wort. Du kannst nicht kämpfen, oder hast du jemals ein Schwert in der Hand gehalten, geschweige denn einen Pfeil auf die Bogensehne gelegt?"

Egal wie sehr sie sich danach sehnte, an Legolas' Seite zu sein, hatte Haldir letztendlich doch recht mit der Tatsache, dass sie keinerlei Ahnung zum Kämpfen hatte. Sicher, sie hatte in der Nacht des Orküberfalls auf Pernoth, Ranwé, Legolas, Filegon und sie kämpfen müssen. Aber ihre Wunde am Bauch erinnerte sie daran, dass sie sich dabei nicht sonderlich geschickt angestellt hatte. „Bitte, Haldir...", wisperte sie, das Sternenlicht wurde in ihren Augen reflektiert, ließ sie flehendlich leuchten. Doch der Elb blieb hart.

„Nein, Laith. Legolas würde das auch nicht wollen. Du hättest ihn sehen sollen, wie er um dich gebangt hatte, als er erfuhr, dass du schwer verletzt bist und dein Bruder... . Sei vernünftig und hab Vertrauen in ihn. Ich werde dafür sorgen, dass ihm nichts geschieht", versicherte er weiterhin, doch so tröstlich Haldirs Worte auch gemeint waren, sie verschlimmerten nur ihre Hilflosigkeit.

Leise seufzend erhob sich Haldir schließlich und trat einige Schritte beiseite, ehe er sprach: „Du benötigst noch immer Ruhe. Du solltest dich schonen"

Das war alles, was er sagte, bevor er ihr den Rücken zukehrte und die Halle verließ. Lange noch saß sie zusammengekauert auf dem Hallenboden und schaute den Sternen zu. Irgendwann erhob sie sich letztendlich und ging zurück in ihre Kammer. Der letzte Gedanke, den sie hegte, bevor sie müde in ihr Kissen zurücksank und einschlief war Legolas. Wenn sie schon nicht bei ihm sein konnte, so sollten wenigstens ihr Herz und ihre Seele die Hoffnung und das Vertrauen zu ihm aufrecht erhalten.

Egal, was passierte, sie war bei ihm.

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So, wieder n Kapitel geschafft *ächz* war ganz schön stressig, das zu schreiben, hoffe trotzdem, es ist nicht all zu blöd?!?!? Ach, na ja, nu isses oben und ich werde mir jetzt ein Gläschen Sekt genehmigen, denn *applaudiert mir* ich habe doch tatsächlich nen Einser in Mathe geschafft. Jaja, ich dummes Wesen *sich stolzpräsentier* Nun gut...ähm...ach ja, bis zum nächsten Kapitel und vielen Dank für die zahlreichen Reviews!!! *alleumknuddel*