A/N: Ich hasse Chemie, ich hasse Chemie, ich hasse Chemie...so...jetzt wisst ihr's...trotzdem gibbet heut n Update, musste meine sadistische Ader schließlich mal wieder an meinen Charas auslassen *bösekicher*...Rechtfertigung wegen Ranwés Löffelabgabe: Ich hätte zwar einen zweiten „Ausweg" für unseren launenhaften Weiberhelden gehabt, das hätte aber nicht unbedingt so gut zum Schluss der Story gepasst...jaja...apropos Schluss...ich rechne noch mit 2 Kapiteln, maximal 3. Also reviewt noch fleißig auf die letzten Meterchen, ja?
@ Cula: bin immer noch kein Pornopony, da hätte ich mindestens 5 solcher unanständigen Kapitel schreiben müssen *zunge rausstreck* *lol*
@ Hundi: Ich soll ne Aragorn-FF schreiben? Weia, das wäre ja die Blamage für mich...über den weiß ich doch noch weniger als über Leggy *lol*...na ja, ich bin schließlich bestechlich, mal sehen, was sich machen lässt *knuddel*
Vielen lieben Dank an alle, die reviewt haben, vor allen Dingen die Stammleser und die „stillen", die bewiesen haben, dass Stille Wässerchen tief sind *lol*...ach ja, mal wieder spezial thanks to OBL und den Leuten dort, die mich so wahnsinnig lieb unterstützen *fühlt euch alle geknuddelt*...so, aber nun viel (mehr oder weniger) Spaß mit dem Kapitel...reviewt doch bitte, dann geb ich euch auch meine Chemiearbeit gratis ab :p
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Kapitel 28: Kalte, grausame Wirklichkeit
Irgendwann war sie eingeschlafen, irgendwann versiegten die Tränen. Tränen für Ranwé, die Lalaithwen nie glaubte jemals zu vergießen. Sein Tod war schnell eingetreten. Schnell und leise. Und immer und immer wieder umkreisten seine letzten Worte ihren Verstand. Selbst als sie schlief, glaubte sie immer noch Ranwés heiseres Flüstern zu hören, seine letzten, gequälten Atemzüge, ehe seine Augen für immer glasig wurden. Es waren unruhige Träume, die Iluvatar ihr schenkte, voller Lärm und Kälte, voll von Schatten und Furcht. Schmerzen peinigten sie selbst während des Schlafes, ihr Körper war gekrümmt und verkrampft. Wenn Lalaithwen jemals einen Alptraum hatte, dann war dies nun der Fall. In dieser Nacht, in diesem dunklen Traum.
Der Wind peitschte den Schnee in ihr Gesicht, dessen feine Kristalle sich anfühlten wie hunderte kleine Klingen aus Eis. Er zerschnitt ihr Gesicht, setzte sich in ihrem Haar fest und ließ sie erzittern.
Niemand war in ihrem Gemach, allein lag sie auf ihrem Bett, ein Kissen fest an sich gedrückt, auf dem noch winzige, salzige Tropfen von ihren Tränen zeugten. Sie schlief, obwohl sie nicht glaubte, dass sie es tat. Wimmernd und stöhnend wand sie sich von einer Seite auf die andere.
Dunkelheit. Überall war Dunkelheit und Stimmen. Heisere, finstere Stimmen, deren Klang ihr Herz verkrampfen ließ. Sie wusste weder wo sie war, noch was geschah. Zuerst waren die Stimmen nur ein Flüstern, doch sie drängten sich um sie, vermengten sich zu einem unverständlichen Gemenge aus Gelächter und Hohn.
Lalaithwen fiel aus dem Bett, schlug unsanft auf dem Boden auf. Aber sie erwachte nicht. Zu sehr fesselte ihr Traum sie an sich, seine kalten Klauen bohrten sich in ihr Unterbewusstsein. Sie schrie. Lalaithwen schlief nicht mehr, als ein Wachposten, der ihren Schrei gehört hatte, in ihr Gemach stürmte. Sie war bewusstlos und lag regungslos auf dem kalten Boden, Blut rann von der Innenseite ihres Oberschenkels an ihren Beinen hinab.
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Die Schneeflocken sanken langsam zu Boden, schwebten wie Zuckerkristalle im Wind durch die Luft und hüllten die Umgebung in einen weißen Umhang. Es war nicht wirklich kalt, doch scheinbar unerschütterlich glitt das Eis des Himmels aus den Wolken, der aufkommende Sturm verwandelte den fallenden Schnee sehr bald zu einer undurchsichtigen Wand. Der Niederschlag würde nicht lang liegen bleiben, dazu waren die Temperaturen Lothloriens bereits zu mild. Trotzdem wusste Legolas, dass der Schnee noch eine entscheidende Rolle spielen würde. Zum Bösen oder zum Guten. Er wusste nicht, wie lang sie unterwegs waren. 3 oder 4 Stunden vielleicht, aber er konnte es nicht einschätzen.
Der Himmel war nur eine einzige grau-schwarze Front, der die Sonne verschluckt hatte. Fast auf eine schalkhafte Art und Weise musste Legolas an seine Heimat denken. Im Dickicht Düsterwalds sah es fast genau so aus. Es wurde wenig, fast gar nicht unter den Elben gesprochen. Das einzige Geräusch, welches das brausende Heulen des Windes durchbrach, war das seichte Hufgetrappel der Pferde. „Wenn uns das Unglück weiterhin verfolgt, wird die Nacht einbrechen, ehe wir unseren Rastplatz erreicht haben. Und dann stehe uns Eru bei. Die Pfade sind rutschig, viele Pferdehufe gleiten aus auf dem unsteten Untergrund.
Egal, was wir tun, es wird nicht zu unserem Vorteil gereicht", sprach Haldir zu Thranduil und Legolas, doch der junge Elbenprinz sah sich beunruhigt um, schien weniger auf Haldirs warnende Worte, sondern viel mehr auf das fast geräuschlose Wispern und Knarren im Unterholz zu achten. Es mochte zum Einen an dem Sturm liegen, der wütete und das Gehölz laut aufstöhnen ließ, andererseits war dieser heuchlerische, heimtückische Klang schon einmal an Legolas' Ohr gedrungen – und zwar bevor er und die anderen auf ihrem Weg nach Lothlorien angegriffen worden waren. Noch einmal würden sie ihn nicht erwischen, kein zweites Mal würde er sich von einer solch niederen Kreatur niederstrecken lassen. Nicht er. Nicht der Prinz Düsterwalds. Legolas' Pferd warf plötzlich ängstlich den Kopf zurück und machte Anstalten, rückwärts, anstatt vorwärts zu traben. Dann geschah alles förmlich wie bei einer Kettenreaktion – angesteckt von der Nervosität des einen, schreckten bald sämtliche Pferde zurück, sodass die Elben Mühe hatten, die geängstigten Tiere zu beruhigen.
„Was ist das? Seht!", brachte Haldir völlig fassungslos hervor und deutete auf die Bäume vor ihnen, aus denen sich mit einem Male etwa hunderte schwarze Vögel in die Luft schwangen. Scheinbar übertrug sich die unerklärliche Unruhe der Pferde auf alles Leben in unmittelbarer Nähe. Thranduil blickte zu Boden. Den Wegesrand säumten stinkende Kadaver toter Tiere, nicht nur Vögel, sondern auch Hasen und sogar ein junger Hirsch lagen leblos am Erdboden. Das Geweih des Hirsches war zertrümmert, seine Kehle aufgeschlitzt. Das Blut gerann und der Geruch von Fäulnis und Tod erfüllte die Luft. „Was bei Eru geschieht hier?", fragte Haldir, als er die enorme Anzahl bestialisch getöteter Tiere erblickte. Allesamt schienen sie zwecklos getötet worden zu sein und scheinbar gab es für sie keinen Ausweg mehr aus der tödlichen Falle. „So etwas...habe ich noch nie gesehen...", murmelte Legolas entsetzt, immer noch bemüht, sein Pferd im Zaum zu halten.
„Das, mein werter Prinz, wird das letzte Bild sein, das Euch in Erinnerung bleiben wird, da auch Ihr und Eure Elbenschar Euch an dieser Stelle mit den Tieren wiederfinden werdet – tot, armselig und verfaulend", ergrollte unerwartet eine Stimme aus dem Dämmerschatten und sofort spannten die Elben ihre Bogensehnen, bereit, den tödlichen Pfeil abzuschießen. Doch worauf? Nicht einmal das schärfste Elbenauge konnte etwas in dieser Dunkelheit und dem weiterhin wütenden Schneesturm erkennen. „Zeigt Euch, Feigling, und wir werden es hier austragen und entscheiden, wer zuletzt am Boden liegen wird", rief Thranduil herausfordernd aus, doch alles, was er darauf als Antwort erhielt, war ein heiseres, schwarzes Lachen. Und dann gingen vier der Pferde durch und ihre Reiter wurden hinabgeworfen, als sich die Tiere aufbäumten und panisch den Kopf von einer Seite auf die andere warfen. Legolas kam sich vor, als wäre er in die Vergangenheit versetzt worden, Gewieher durchbrach die frühabendliche Stille, die Sicht war trüb und düster, Schatten irritierten die Elben wie das Irrlicht den Menschen. „Zeig dich", wisperte Legolas zu sich, dem weißen Hengst beruhigend über den Kopf streichend.
„Schießt doch...und sterbt, elende Elbenbrut", rief die Stimme, „selbst wenn ihr mich tötet, werdet ihr die Verlierer sein. Schande über euch, Schande über alle Elben. Mörder seid ihr, nichts anderes!"
„Sie haben uns...sie haben uns dort, wo sie uns haben wollten...wir sind umzingelt", sagte Legolas zu seinem Vater mit gedämpfter Stimme. „Dann müssen wir sie töten, bevor sie uns das selbige Schicksal wie das der Tiere erleiden lassen", gab Thranduil mit ruhiger Stimme zurück, doch Legolas sah an den Augen seines Vaters, dass Furcht auch einem Elben nicht fremd war. Thranduil erwiderte Legolas abschätzenden Blick und lange sahen sie sich an. Einfach so. Vater und Sohn. Und in diesem Moment der absoluten Unbefangenheit glaubte Legolas, dass sein Vater bereits alles wusste, alles in den Gedanken seines Sohnes nachlesen konnte. Thranduil nickte ein wenig, dann trennten sich ihre Augen und wandten sich der drohenden Gefahr zu. Kaum einen Bruchteil einer Sekunde später schnellten Pfeile aus der Dunkelheit hervor, verfehlten aber ihr Ziel Dank der geschickten Ausweichmanöver der Elben. Die Orks mochten vieles zu ihrem Vorteil berechnet haben, jedoch schienen sie die Nachhut der Reiterei außer Acht gelassen zu haben. Geschwind und schneller als ein Menschenauge es verfolgen konnte preschten die Galadhrim der Nachhut beritten durch das unwegsame Chaos. Wenn ihnen nicht die ungewöhnte Dunkelheit oder der Schneesturm die Sicht einschränkte, so waren es die Horden der Orks, welche an der Zahl so unwahrscheinlich groß waren, dass niemand sie zu zählen wagte. Das markerschütternde Horn der Orks ertönte und dann begann die Schlacht unter den Bäumen. Entgegen ihrem Vorteil hatten die Orks ihren Angriff auf einer kleineren Lichtung begonnen, sodass Thranduil seine Truppen ohne weitere Probleme in sämtliche Himmelsrichtungen lenken konnte. Zwar war das Gelände unwegsam durch die Witterungsverhältnisse, doch trotzdem trieben die Elben ihre Pferde voran, Pfeile zischten den Orks nur so um die Ohren, zerschnitten die kühle Luft und ließen ihr kaum Zeit zu heilen.
Der Schneesturm schien noch heftiger zu werden. `Genau da drauf haben diese Biester gewartet´, dachte Legolas, unermüdlich Pfeile auf seinen Bogen legend und die ziellos über die Elben herfallendend Orks erschießend. Es waren viele, doch überschritten sie nur gering die Anzahl des verbündeten Elbenheeres. Schier ohne Koordination stürzten sie sich kreischend auf die Elben, welche nur wenige Probleme hatten, diese erste Angriffswelle abzuwehren. Doch einige griffen hinterrücks die Pferde an, bohrten ihre tödlichen Klauen tief in das Fleisch der elbischen Reittiere, sodass selbst der erfahrendste Reiter unter dem Schönen Volk vom Rücken seines Pferdes geworfen wurde. Legolas achtete auf nichts, kein Geschrei erreichte sein Ohr, kein vorbeihuschender Schatten lenkte ihn ab. Einzig und allein hörte er seinen Atem und das Schlagen des Herzens in seiner Brust. Solange er diese Geräusche vernahm, war alles in Ordnung. Voll konzentriert kämpfte er sich durch die unübersichtliche Herde der Orks, sein Bogen allein war sein einziger Gefährte.
Wenn er zu den Messern greifen müsste, sobald sein Köcher leer war, würde es problematisch werden. Die Orks kreischten, brüllten ihre Schlachtrufe in die nahende Nacht hinaus. Doch die Elben schwiegen. Mit den geschickten und anmutigen Bewegungen einer Raubkatze führten sie ihren Kampf. Haldir führte seine Truppen über die Nordostfront, wo sie übermächtig gegenüber ihren Feinden waren und die Hufe der Pferde jene zertrampelten wie verdörrendes Gras. Der Wind drehte sich und ließ den eisigen Schnee förmlich in der Luft tanzen, die ersten Elbenschwerter wurden gezogen und das metallische Klirren der Klingen vermengte sich mit den tosenden Elementen – Luft, Wasser, Erde und Feuer. Alles vereinigte sich in der Schlacht unter den Bäumen, als die ersten Orktruppen begannen, mit Feuer entzündete Pfeile abzufeuern. Es war eigenartig zwei doch so unterschiedlichen Naturgewalten gegenüberzustehen – Feuer und Eis hatte sich vereinigt zu einer tödlichen Mixtur, Feuerfunken und Schneekristalle wirbelten Legolas entgegen, schützend hob er die Hand vor sein Gesicht.
Obgleich ihre Zahl den Elben mittlerweile unterlegen war, attackierten die Orks unermüdlich weiterhin ihr Ziel, als wären sie ausgehungerte Bestien, die ihr Beutetier vor den hungrigen Augen hatten. Ihre geschwinden und unglaublich kraftvollen Angriffe konzentrierten sie immer mehr auf die Reittiere, sie kratzten, bissen und schlugen so oft sie konnten auf die Pferde ein und wenn es dem Reiter nicht gelang, die Scharen von Orks zu erschießen, erlag sein Tier entweder den schweren Blutungen oder es ließ sich nicht mehr unter Kontrolle halten und preschte davon. So oder so – viele Elben stürzten zu Boden, einige wurden sogar von ihrem eigenen Pferd ertrampelt.
Eine weitere Anzahl von Feuerpfeilen zischte durch die Luft, verfehlte Legolas' Schulter nur knapp. Behände zückte er sein Schwert, schwang sich seitlich von seinem Sattel, hielt sich nur an den dünnen Zügeln des Hengstes fest und erschlug eine Vielzahl von niederen Kreaturen, die sich zur Aufgabe gesetzt hatten, den Prinzen und sein Ross zu Fall zu bringen. Dann, noch immer in dieser unsicheren Position verharrend, trieb Legolas sein Pferd an und im eiligen Trabe erhaschte der Elb schnell über ein halbes Dutzend Pfeile, riss sie aus den toten Körpern der Feinde, um seinen Köcher wieder aufzufüllen.
Etwas sagte ihm, dass sein eigentlicher Gegner sich noch immer versteckt hielt, beobachtete. Bhestalor. Was immer es für eine Kreatur sein mochte, sie war das Herz des Orkheeres. Seine tiefe und bedrohliche Stimme hallte noch immer in Legolas Kopf wider, ein eiskalter Schauer wanderte seine Wirbelsäule hinab. Haldir ließ die Galadhrim immer weiter und tollkühner ausschwärmen, einige ließen sogar die Lichtung hinter sich und verfolgten waghalsig flüchtende Orks, versuchten verbissen, die Umzingelung umzukehren, die Orks einzukesseln.
Einen Augenblick lang erhellte lautloses Wetterleuchten den bedeckten Himmel, sodass Legolas Augen grau-blau aufblitzten, sein Haar fast weißblond im nächtlichen Wind wehte. Überrascht von dieser harmlosen Naturerscheinung zuckten die Orks zusammen, einige hielten inne, andere stürmten weiterhin blindlings auf die Elben zu, bereit zu sterben für ein Ziel, das sie nie wieder erreichen würden. Haldirs befehlende Rufe erschallten über die Lichtung und mit einem Male entzündete eine Flamme das dürre, nur leicht mit Schnee bedeckte Geäst einiger kleinerer Bäume. Wie ein Raubtier fraß sich das Feuer über die niedrigen Baumkronen und nur wenige Minuten später hatte es umliegende Sträucher und Bäume angesteckt. Ermutigt von der Verwirrung der Elben wagten sich Orks weiter an die Front, jagten Pfeile auf die Pferde, einige Elben wurden getroffen und sanken leblos zu Boden, wurden alsbald bekleidet mit einem kalten Leichentuch aus Schnee.
Immer mehr Holz wurde in Brand gesetzt, ganze Baumgruppen standen in Brand. „Haldir, die Bäume, wir müssen aus dem Schatten der Bäume heraus, bevor sich das Lauffeuer um uns aufbaut", rief Thranduil durch die tobende Schlacht und schlug wieder und wieder Orks nieder. Legolas konnte kaum aus der Umzingelung der Orks herausbrechen, kaum hatte er einem dieser Kreaturen die Kehle aufgeschlitzt oder dessen Schädel mit einem tödlichen Pfeil durchbohrt, da rückten weitere Wesen heran, sprangen seinen Hengst an, um das Tier in Panik zu versetzen.
Eilig sah sich der Elb um, trieb dann ungeachtet der Furcht des Tieres sein Pferd voran, hob einen am Boden liegenden Ast auf und steckte ihn in Brand, indem er ihn in die züngelnden Flammen des brennenden Baumes hielt. Mit seiner improvisierten Fackel, die er flink von einer Seite auf die andere schleuderte, jagte er die kreischenden Angreifer von sich fort, einige stürzten brennend zu Boden, wälzten sich schreiend in der dünnen Schneeschicht, doch waren meist schon tot, als die Flammen langsam erloschen.
„Tötet sie mit ihren eigenen Waffen", rief Legolas seinen Mitstreitern zu und galoppierte über die sich auftürmenden Orkkadaver, die gefürchtete Fackel geschickt führend als wäre sie ein Schwert. Ioreweth und sein Bruder Iorelass folgten Legolas' Beispiel, führten ihre Pferde schützend um gefallene und verletzte Reiter, verteidigten sie durch die lodernde Gefahr. Trotz des heißen Elements schmolzen nur die Schneeschichten, die unmittelbar damit in Kontakt traten, es war ein Kampf der Gewalten, der sich im Schneesturm austrug.
Ein kurzer Moment der Unachtsamkeit Legolas' wurde sofort bestraft, denn ein Ork hatte den weißen Hengst hinterrücks angesprungen, sodass dieser sich gegen Legolas' verzweifelte Versuche das Tier zu beruhigen, vehement wehrte, sich letztendlich aufbäumte und den Prinzen beinahe zu Fall brachte.
Doch noch ehe Legolas zu Boden ging, glitt sein treues Reittier auf dem rutschigen Untergrund aus und stürzte selbst rücklings auf die kalte Erde. Legolas hatte keine Chance mehr, rechtzeitig vom Rücken des Pferdes zu springen, er wurde hinabgeschleudert und alsbald stürzte der Hengst auf seinen Herren, klemmte ihn mit seiner gesamten Gewichtskraft am Boden fest. Ein Schmerzensschrei entwich der Kehle des jungen Elben, heiser und ohnmächtig. Unter Panik und Schmerzen versuchte sich das Pferd aufzurichten und sank immer wieder mit seinem Körper auf den Elben zurück, der nicht mehr im Stande war, sich zu bewegen. „Da! Da! Er liegt am Boden! Stürzt euch auf ihn, zermalmt seine Knochen und zerreißt seine stinkenden Eingeweide!", kreischte einer der führenden Orks blutdürstig und ein gutes Dutzend sprang auf, um sich auf den wehrlosen Prinzen zu stürzen... .
„Legolas!", schrie Haldir entsetzt, zu weit war er von seinem Freund entfernt, als dass er ihm rechtzeitig zu Hilfe eilen konnte, doch Thranduil trieb sein königliches Pferd an und ehe die abscheulichen Wesen seinen Sohn auch nur berühren konnten, waren sie mit Pfeilen nur so durchbohrt. Iorelass ritt zum König, der eiligst von seinem Pferd gesprungen war, um Legolas' regungslosen Körper von der erdrückenden Last zu befreien.
Thranduil packte den weißen Hengst an den Zügeln und zerrte ihn förmlich auf die zitternden Beine, sobald das Tier von Iorelass beruhigt wurde, beugte sich der König über seinen Sohn. Seine Augen waren halb geöffnet, aber nicht glasig. Erleichtert atmete Thranduil aus. „Legolas, Legolas, kannst du mich hören?", fragte Thranduil mit bebender Stimme, mehrere Galadhrim umstellten ihn zum Schutze vor den Angreifern. Legolas atmete sehr flach, nur mit Mühe konnte er seinen Arm heben, um die Hand seines Vaters zu ergreifen. „Vater...keine Luft...ich...kann kaum atmen...", Legolas röchelte fast nur noch und Thranduil bekam es mit der Angst zu tun. „Shh, ruhig, mein Sohn, überanstrenge dich nicht, ganz ruhig...nicht sprechen...glaubst du, dass du aufstehen kannst?", Thranduils Stimme war vermengt mit Angst und Nervosität, seine Finger zitterten, als er die seines Sohnes umfasste.
Legolas nickte vorsichtig. Wenn er am Boden liegen bliebe, wäre dies sein sicherer Tod. Es war höchste Eile geboten, der Feind erstarkte, je länger die Elben sich zurückzogen.
Ein Pfiff ertönte und weitere Feuerpfeile erhellten den Nachthimmel, paarten sich mit dem schaurigen Wetterleuchten und gingen sausend nieder. Gellende, markerschütternde Schreie erklangen, als weitere Elben von ihren Pferden gestürzt wurden. Thranduil legte stützend einen Arm um Legolas' Schulter, doch dieser zuckte mit schmerzverzerrtem Gesicht zusammen, sackte fast gänzlich zusammen, hätte sein Vater ihn nicht gehalten. „Legolas...halte durch. Du musst auf mein Pferd aufsteigen." Thranduil spürte, wie warmes Blut durch den Stoff von Legolas' Gewand sickerte und seine Hand mit der roten, lebenswichtigen Flüssigkeit benetzte.
Seine Rippen mussten durch den heftigen Aufprall und unter dem Gewicht des Pferdes gänzlich gebrochen sein. Die verletzten Knochen pressten nun mit schmerzhaftem Druck auf seine Lunge, erschwerten ihm so das Atmen. „Ich helfe dir, sei stark", flüsterte Thranduil mit rasendem Herzen seinem Sohn zu und hob ihn mithilfe von einigen seiner Gefolgsleute auf sein Ross. Um die gewaltigen Schmerzen in seinem Brustkorb möglichst zu dämpfen, lehnte sich Legolas weit vornüber, lag fast auf dem Pferderücken. „Achtet auf ihn, ich will, dass ihm nichts zustößt", befahl Thranduil, zog sein Schwert aus der Scheide und drängte aus der schützenden Umzäunung seiner Männer hervor und kämpfte todesmutig im Nahkampf.
„Euer Hoheit, seid nicht zu waghalsig, schnell, auf ein Pferd!", rief Ioreweth entsetzt, doch Legolas' Hengst konnte kaum stehen, geschweige denn überhaupt traben und sämtliche andere Pferde waren entweder in der Dunkelheit entschwunden oder lagen tot auf dem Schlachtfeld. „Schützt den König!", rief Haldir und jagte den Orks entgegen, „Führt Legolas weg vom Schlachtgetümmel!" Haldir führte einige der Galadhrim mit sich, entzündete Fackeln, wie Legolas es zuvor getan hatte und stürmte damit auf die feindliche Bande zu. Es war ein stetiges Blutvergießen, der schmelzende Schnee vermengte sich mit Blut und Erde, sollte noch lange von jenen Ereignissen dieser Nacht zeugen. Iorelass fasste das Reittier des Königs an den Zügeln, kontrollierte, dass Legolas noch bei Bewusstsein war und führte ihn im Schutze einer Nachhut von fünf Mann aus der unmittelbaren Gefahrenzone.
Legolas lehnte noch immer vornüber, sein Atem kam nur noch stoßweise, Blut rann aus seinen Mundwinkeln. Dieser Schmerz, diese unendlich erscheinende Pein, die er bei jedem qualvollen Atemzug verspürte, ließen ihn fast die Hoffnung aufgeben, sein Bewusstsein schwinden. Er fühlte sich unglaublich müde, das war das einzige, was er neben dem Schmerz zu spüren in der Lage war.
Seine halbgeöffneten Augen sahen das Bild des grausamen Ausmaßes des Krieges. Elben, sowie Orks säumten den Waldboden, Schnee rieselte langsam hinab und schmolz in den gläsernen Augen der Leichen. Es war ein Bild des Jammers und des Verlustes, das sich dem verwundeten Elben darbot.
Was musste noch geschehen, dass endlich Frieden herrschte? Wie viel Blut musste vergossen, wie viele unschuldige Lebewesen abgeschlachtet werden wie Vieh? War es nicht alles sinnlos? Gab es noch Ideale, für die man in den Krieg zog? Oder war alles nur ein vergeblicher Rachefeldzug, geblendet von Hass und Habsucht? Legolas kannte keine Antworten auf die von ihm selbst gestellten Fragen. Vielleicht lagen sie in den Sternen, vielleicht erkannte Eru einen Sinn im Töten – Überleben. Wie froh war Legolas, dass Lalaithwen all dies nicht mit ansehen musste, was er allein dann sah, als Iorelass ihn weg von der Schlacht führte. Nach wenigen Metern wurden Legolas' Qualen vorerst beendet, als der Elb in einen unruhigen, traumlosen Schlaf fiel... .
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Thranduil hatte selten in seinem Leben so hart und verbissen gekämpft wie in dieser Schlacht. Sein Sohn war schließlich verwundet worden. Der Feind schien sich nach und nach zurückzuziehen, die letzten Opfer waren gebracht. Der Schneesturm hielt noch immer an, gnadenlos, fast grausam blies der Sturm den Elben die scharfen, eiskalten Kristalle ins Gesicht, hinterließ so manche feine Schnittwunde auf der ein oder anderen Wange. Haldir gab dem König Deckung, sorgte dafür, dass er außer Gefahr war. Das Feuer verlosch nach und nach, das Eis hatte gegen seinen erbittertsten Feind gesiegt. Es war Nacht, doch keine Sterne erhellten den fast schwarzen Himmel, noch immer schirmten riesige Wolkenmassen das Licht von der Erde ab. „Die Schlacht ist so gut wie gewonnen", rief Ioreweth aus und erschlug einige der letzten, verzweifelten Angreifer. „Da irrt Ihr Euch, werter Edelmann", schallte die dunkle Stimme aus dem Dickicht des Waldes und ließ den Elben das Blut in den Adern gefrieren. Wem oder was immer für einem Wesen diese Stimme auch gehören mochte, es musste ein mächtiger Brocken sein, gleich den Mûmakil der Haradrim.
„Ich will nur dich, König, an dir will ich Vergeltung üben, allein dein Kind als Opfer genügt mir nicht..."
Thranduil erstarrte, blickte mit geweiteten Augen in die vor ihm liegende Dunkelheit. Zwei feuerrote Augen blitzten in der Schwärze auf und wenige Sekunden später trat das Schattenwesen aus seinem Versteck hervor. Erst ein weiteres Erscheinen des Wetterleuchtens schenkte den Elben ein deutliches Bild von ihrem tatsächlichen Feind. Ein Hüne von etwa fünf Metern Körpergröße erhob sich vor dem König. Die Kreatur glich von ihrem Äußeren einem Ork, nur war sie viel kräftiger gebaut und besaß zwei ausgeprägte Fangzähne im Oberkiefer, die über den zerrissenen Lippen der Bestie herausragten. Ein dunkles, dünnes Fell, ähnelnd dem eines Wargen, bedeckte die massigen Schultern und Teile des Rückens. Das Wesen hatte eine stark gekrümmte Rückenhaltung, jeweils vier Klauen bestückten seine riesigen Vordergliedmaßen.
„Bhestalor", entwich es Thranduils Kehle und in seinen Augen stand Schock und Überraschung geschrieben. „Stets zu Diensten", grollte der Gigant und verbeugte sich verspielt. Alle Elben starrten ungläubig zu dem fremden Wesen hinauf, nur die Männer Düsterwalds hatten ihre Bogen kampfbereit gespannt, ihrem König Rückendeckung verschafft. „Wer ist das?", rief Haldir entsetzt, nun endlich auch seinen Bogen ergreifend und trotz der Dunkelheit sein Ziel genauestens anvisierend. „Das ist Bhestalor, ein Wesen aus der Dunkelheit, er war es, der den Schatten über den damaligen Grünwald gelegt hat. Sein sind die grässlichen Kreaturen, die den Düsterwald heute zu einem der gefährlichsten Orte überhaupt machen.", sagte Thranduil und all seine Muskeln und Gesichtszüge waren angespannt, als er seinem Erzfeind gegenüberstand.
„Erklärt mir eines, Bhestalor", begann Thranduil nun zu dem Wesen zu sprechen, „Wie konntet Ihr ungesehen Eure Späher und Orks durch diese Wälder schicken?"
Bhestalor lachte schallend auf, ein abscheuliches Geräusch in den Ohren eines Elben. „Ich lernte viel in den Diensten Sarumans, müsst Ihr wissen, Ihr entschuldigt, wenn ich nicht alle seiner Tricks offenbare?" Haldir war es genug, nicht länger konnte er diese Kreatur über sich und die anderen Elben spotten lassen. Er spannte die Sehne des Bogens an sein Maximum und schoss zwei Pfeile mit einem Male direkt auf Bhestalor. „Törichter Waldelb!", grollte der riesige Ork und fing die blitzschnellen Geschosse auf, als wären es einfache, geworfene Stöcke. Bhestalor packte einen umgestürzten Baumstamm und schleuderte ihn beinahe mühelos auf Haldir, der in letzter Sekunde ausweichen konnte. „Ihr glaubt doch nicht wirklich, dass ihr Winzlinge mich besiegen könnt?"
Als Thranduils Gefolgsleute allesamt auf den Hünen feuerten, geriet dieser nur noch mehr in Rage. Fast so groß wie zwei Höhlentrolle zusammen, stampfte Bhestalor unglaublich schnell voran, warf mit Stämmen und Felsbrocken um sich, brüllte in die Dunkelheit hinaus, dass alles Leben ängstlich verstummte. Thranduil stand noch immer wie angewurzelt da und hätte Ioreweth ihn nicht rechtzeitig beiseite geschoben, wäre er von Bhestalor zertreten worden wie ein Grashalm.
Ohne zu zögern kletterten die Elben auf die Bäume ringsum und umzingelten so den Ork. Aus allen Richtungen zischten Pfeile durch die Nacht und diesmal war selbst er nicht mehr in der Lage, die tödlichen Geschosse abzufangen. Den ersten Treffer erzielte Haldir, weitere, weitaus gefährlichere Treffer folgten von Ioreweth und Thranduil. So sehr sich Bhestalor auch gegen seine Feinde zu wehren versuchte, so sehr scheiterte er auch gleichzeitig an den listigen und schnelleren Elben, die ihn eingekesselt hatten und auf ihn schossen wie ein Schwarm tödlicher Insekten. Denn etwas anderes waren sie für ihn nicht.
Krachend stürzte Bhestalor zu Boden, doch noch immer gab er nicht auf zu kämpfen. Sein gesamter Oberkörper war förmlich durchlöchert von hunderten von Pfeilen, grollend schlug er um sich, um die ihn umgebenden Elben fortzujagen. „Thranduil, feiger König, wagst es nicht einmal allein mir gegenüberzustehen, Herrscher gegen Herrscher...", ächzte er mit rauer Stimme. „Hast du es mir denn gleichgetan, als du mein Volk aus seiner ursprünglichen Heimat vertrieben hast? Nein, du hast nur deine Gräuelwesen ausgesandt, zu verwüsten und den Schatten zu spinnen wie ein Netz aus Alpträumen und Finsternis. Du bist feige, Bhestalor. Und ein armseliger Verlierer", gab Thranduil mit ruhiger Stimme zurück, gemächlich von den hohen Ästen eines Baumes springend.
Bhestalor konnte sich nicht mehr aufrichten, sein Atem war ein einzelnes Rasseln in seiner mächtigen Brust. Thranduil und Haldir standen am nächsten bei ihm, doch alle anderen Elben hatten ihre Bogen gespannt und den Koloss von einem Ork umzingelt. „Wenigstens ist es eine Genugtuung, dass dein Sohn die Nacht nicht überleben wird...wenigstens einen von deinen Missgeburten konnte ich zur Strecke bringen", lachte Bhestalor heiser und Thranduils Gesicht wurde kreidebleich, dennoch verzog er keine Miene. „Legolas lebt...und er wird überleben", erwiderte er mit heiserer Stimme, dann nickte er Haldir zu und wand sich um.
Ohne länger zu zögern streckte Haldir den tödlich verwundeten Giganten nieder, jagte einen Pfeil in die flache Stirn der abscheulichsten Kreatur, die Haldir je zu Gesicht bekommen hatte. Allein dieses Wesen hatte über ein Dutzend seiner Männer getötet.
„Sieh an, ein Winzling hat dich doch bezwungen", sagte Haldir kühl und folgte dem König. Es galt nun, Legolas so schnell wie nur irgend möglich zurück zur Stadtgrenze zu bringen und ihn dort zu versorgen. Bhestalor hatte sich getäuscht, wenn er glaubte, den Prinzen getötet zu haben.
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Als Lalaithwen zu sich kam, war helllichter Tag, die Sonne schien in das Zimmer und spielte goldene Schatten an die gegenüberliegende Wand. Sie war nicht in ihrem Gemach, sondern, wie es schien, in einem der Krankengemächer auf den Mallornbäumen. Sie hatte kaum die Kraft, die Augen offen zu halten, noch sich in irgendeiner Form zu bewegen. „Endlich, ich dachte schon, du willst diesen wundervollen Tag auch noch verschlafen", hörte sie eine vertraute Männerstimme sagen und so schnell wie sie konnte drehte sie ihren Kopf zur Seite, um in das freundliche und fürsorgliche Gesicht Pernoths zu schauen. „Pernoth", stieß sie erfreut hervor und wollte sich aufrichten, doch der alte Mann legte die nicht eingebundene Hand auf ihre Schulter und drückte sie sanft zurück in das Bett. „Nicht, du bist noch zu schwach, meine Laith."
Er lächelte sanft und strich ihr eine Haarsträhne aus der Stirn. „Was...ist passiert?", fragte Lalaithwen nach einigen Momenten der angenehmen, warmen Stille. „Kannst du dich denn nicht erinnern?"
Langsam schüttelte sie den Kopf, ihre Glieder waren schwer wie Blei und fesselten sie an das weiche Nachtlager. „Am Tage, als Ranwé starb, hat man dich bewusstlos in deinem Schlafgemach aufgefunden, schwer blutend.", Pernoths Miene wurde ernster und er umfasste ihre Hand. „Wie...ich...ich verstehe nicht...wann?"
„Vor zehn Tagen...", gab er leise wider und Lalaithwen erstarrte. „Wie bitte? Zehn Tage lang habe ich bewusstlos herumgelegen? Wieso? Ich meine...wie konnte das passieren, mir ging es doch gut..." Pernoth streichelte über ihre Wange, um sie ein wenig zu beruhigen. „Die Heiler nehmen an, dass du zu hohem Stress ausgesetzt warst. Erst diese schlimme Verletzung und dann der Tod von Ranwé und Filegon...das muss dich alles sehr mitgenommen haben...", in Pernoths Augen sammelten sich Tränen und Lalaithwen drücke tröstend seine Hand. Er hatte Filegon wie einen eigenen Sohn geliebt, das wusste sie. Und wie schmerzlich musste für ihn der Moment gewesen sein, als er von seinem Tod erfuhr. Und sie hatte geschlafen, anstatt ihm tröstend zur Seite zu stehen, mit ihm zu trauern. Eine einsame Träne rann Pernoths Wange hinab, dann räusperte er sich und sagte: „Aber dem jungen Leben in dir ist glücklicherweise nichts geschehen..."
Lalaithwen hielt inne, ihre Augen weiteten sich fragend und unwissend. „Was? Was hast du da eben gesagt?", brachte sie mit zitternder Stimme hervor, sie war sich dessen sicher, sich wohl verhört zu haben. „Deinem Kind...ihm ist nichts passiert, es geht ihm gut und es lebt in dir weiter", lächelte Pernoth, doch Lalaithwen blieb noch immer starr liegen. „Kind? Wie...ich...ich verstehe nicht...", wisperte sie ungläubig. Wenn Pernoth nur Witze machte, fand sie das spätestens jetzt nicht mehr lustig.
„Wusstest du denn nicht, dass du schwanger bist?", fragte Pernoth ernsthaft überrascht und Lalaithwen glaubte, dass ihr Herzschlag einen erschreckend langen Moment aussetzte. Wie unter Schock schüttelte sie in Zeitlupentempo den Kopf, der Unterkiefer klappte nach unten, als hätte sie keine Kraft mehr dazu, ihn geschlossen zu halten. „Ich...das...weißt du...", begann sie zu stammeln und schaute ungläubig auf ihren flachen Bauch hinab. „Schon gut...", lächelte Pernoth und drückte ihre Hand. „Wer...wer weiß noch davon, abgesehen von dir...?", fragte sie, noch immer erschrocken und völlig verunsichert, wie sie sich nun verhalten sollte. „Nur wir beide und die beiden Heiler, die dich behandelt haben. Keine Sorge, Laith, niemand wird die frohe Kunde verbreiten, wenn du es nicht möchtest...aber willst du denn nicht einmal deinen Eltern Bescheid geben?"
Frohe Kunde, der Mann war wirklich lustig. Lalaithwen hatte Angst, so entsetzliche Angst wie noch nie in ihrem Leben zuvor. „Sie sind nicht meine leiblichen Eltern, das weißt du genau, Pernoth. Ich muss erst einmal selbst realisieren, was du mir gesagt hast, bevor ich es überall herumposaune", wisperte sie leise. „Aber eines wüsste ich schon gerne, Lalaithwen. Ich meine, selbst bei Elben fallen Kinder nicht vom Himmel und von Windbestäubung ist mir auch noch nie etwas zu Ohren gekommen..."
Laith mochte seine Anspielung nicht, sie zitterte leicht und brachte keinen Ton heraus, fühlte sich elend und den Tränen nah. „Wer ist denn der Vater, wenn ich fragen darf?"
„Stört es dich, wenn du nicht fragen darfst?", murmelte Lalaithwen und sie konnte kaum die Tränen zurückhalten. Sie war schwanger von Legolas. Dieser blöde, reinblütige Elb hatte nicht nur ihr Herz gestohlen und sie in Angst und Sorge zurückgelassen, während er in den Krieg zog, nein, er hatte sie auch noch geschwängert! „Schon gut, Laith", sagte Pernoth beruhigend, als er sah, wie aufgelöst die kleine Elbe wegen der unerwarteten Nachricht war und streichelte über ihre Wange, beugte sich vornüber um ihre Stirn zu küssen. „Du warst immer wie eine Tochter für mich, Laith. Wenn du einfach über das reden möchtest, was dich bedrückt, kannst du immer zu mir kommen. Das weißt du doch, oder?"
Laith nickte knapp, wagte nicht, zu antworten, weil sie befürchtete, dass ihre Stimme wieder kläglich versagen und total weinerlich klingen würde. „Ich lasse dich jetzt besser allein, du brauchst viel Ruhe, haben die Heiler gesagt", sprach Pernoth besorgt. Normalerweise hatte er eine freudige Reaktion erwartet, dass es ihrem Kind gut ging, doch dass sie nicht einmal wusste, dass sie Mutter werden würde, hatte ihn selbst überrascht. Er blickte noch einmal zu ihr zurück, wie sie erschöpft in dem viel zu großen Bett lag und leise Tränen an ihren Wangen hinabrollten. Er wünschte sich so sehr, ihr helfen zu können, ihren Kummer zu vermindern. Aber er glaubte nicht, dass er dazu in der Lage war.
„Pernoth?", rief Lalaithwen, „Habt ihr Kunde erhalten von unseren Truppen?"
„Ja, allerdings. Sie versorgen die Verwundeten an den Stadtgrenzen, aber wie ich es gehört habe, sind sie siegreich aus der Schlacht hervorgegangen." Sie lächelte ihm dankbar zu, worauf er nur nickte.
Als Pernoth den Raum verließ und Lalaithwen endlich alleine war, von dem kleinen Sprössling in ihrem Bauch abgesehen, zog sie sich die Decke über die Schultern und starrte an die Zimmerwand. Sanftes Vogelgezwitscher drang an ihr Ohr. Zehn Tage. Einfach so verschlafen. Wie konnte das alles nur passieren? Würden vor allen Dingen bald die Truppen zurückkehren? Und ging es Legolas gut?
Bei den Gedanken an den Elben ihres Herzens erzitterte Lalaithwen innerlich. Würde sie ihm diese Neuigkeit überbringen können? Und wie würde er überhaupt reagieren? Als ob der Konflikt mit Celendra und seinem Vater nicht zugespitzt genug gewesen wäre, nein, da musste nun auch noch hinzukommen, dass Lalaithwen ein Kind erwartete. Seufzend schloss sie die Augen. Sie brauchte wirklich Ruhe und Abstand. Warum gab es für sie denn nie eine Auszeit? Noch immer erschöpft schlief Lalaithwen nach einiger Zeit ein. Sie wollte auf jeden Fall verhindern, dass Legolas sie so zu sehen bekommen würde, deswegen zwang sie sich selbst förmlich, schnell wieder auf die Beine zu kommen.
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Mmh, ich weiß, Knuddelhamsterchen, ich sollte nicht zu selbstkritisch sein, aber am liebsten würde ich das ganze Chap noch mal löschen...wenn ich nicht den gesamten Nachmittag daran gearbeitet hätte *lol* freu mich immer über Feedback aka Reviews :)
Habt alle nen schönen 1. Mai, ich werde den Burtseltag meiner Mamita begießen, prosit *g* und bis zum nächsten Chapter...
