A/N: O-mein-Gott! Dachte ich nur, als ich die Anzahl der Reviews mit meinen entzündeten, computergeschädigten Augen erblickte! Ihr seid des Wahnsinns, und das liebe ich an euch! Danke an alle Reviewer...weil ich gerade bei Reviewern bin: Culaaa... ich sag dir jetzt nur noch was, das du schon lange weißt: du bist verrückt *lol*...reviewst du mir jedes Kapitel extra...und wann kommt die Textinterpretation? *lol* (nur Spaß, wehe du fängst so einen Blödsinn auch noch an *g*) Jetzt weiß ich auch, wo die ganzen Reviews herkommen...die Hälfte hast du ja fast verfasst *lol*...ok...ach ja, und vor diesem, vorletzten Kapitel möchte ich nur anmerken, dass ich kein Pornopony bin...hey, nur 1x schreibt man ein unzensiertes Kapitel und schon mutiert man zum Pornoplüschpony...tz...ich könnte jetzt beleidigt sein...wenn ich selbst nicht darüber lachen müsste *lol*...

Ok...also, dies ist voraussichtlich das vorletzte Kapitel, bald is endgültig Schluss mit dem Dieb...würde mich also besonders über letztes Feedback in Form einer Review *g* freuen!!

Btw: Ich hab ein paar Zeilen aus „Nan's Song" von Robbie Williams in das Kapitel reinkopiert, finde das so schön...*sniff*...passt auch irgendwie...mmh...na ja...nur zur Info.

Danke an alle, die mich so lieb unterstützen, ohne euch wäre ich schon längst an der Story verzweifelt!

@ Leahna: hoffe, du kannst das noch lesen, hab mich beeilt! Viel Spaß im Urlaub *neidisch sei* :)

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Kapitel 29: Festhalten und Loslassen

Er nahm den entfernten Duft von Rosenblüten wahr, Sonnenstrahlen tanzten vor seinen geschlossenen Lidern und hüllten sein schönes Gesicht in eine sanfte Wärme. Er atmete noch immer sehr flach, zwar waren die Schmerzen verhältnismäßig zurückgegangen, jedoch spürte er jetzt schon, obgleich er soeben erst zu sich gekommen war, dass seine Bewegungen für die nächste Zeit eingeschränkt sein würden. Legolas öffnete die Augen nicht.

Zu friedlich war die ihn umgebende Stille, die nur durch das schwache Zirpen einiger Grillen durchbrochen wurde. Das auf ihn einströmende Licht und sämtliche Reize der reellen Gegenwart würden schnell die innere Ausgeglichenheit, die er in seinem halbwachen Zustand empfand, zerschmettern. Ihm war bewusst, dass er sich somit vor der Wirklichkeit versteckte, lieber im Traum dämmerte, als die peinvolle Realität wahrzunehmen. Legolas fühlte plötzlich, wie ein weicher Stoff über seinen schmerzenden Brustkorb glitt und schwach wisperte er Lalaithwens Namen, ohne die Augen zu öffnen, doch diesmal aus Angst, sie nicht an seiner Seite wiederzusehen. „Ganz ruhig, Legolas...du wirst sie ja bald wiedersehen...", hörte er eine vertraute Stimme sprechen und dann fühlte er, wie das Tuch über seine schmerzenden Rippen geführt wurde. Langsam öffnete er seine Augen, welche sich sehr schnell an das weiche Licht des Abends gewöhnten, und sah Haldir an seiner Seite sitzen, ein feuchtes Tuch kühlend auf seinen Oberkörper legend.

Er lächelte sanft und freundschaftlich auf ihn herab, doch auch Sorge spiegelte sich in seinen klaren, blau-grauen Augen wider. Legolas erwiderte den vertrauten Blick seines Freundes, sagte aber lange Zeit nichts, lauschte nur dem zarten Rauschen der Bäume im Wind. In diesem Moment fehlte ihm Lalaithwen so sehr, dass es ihm fast das Herz brach. Unbewusst schluckte er schwer, schloss kurzzeitig die Augen und kämpfte gegen das Stechen an, das seine Lungen bei jedem tieferen Atemzug erfuhren. „Wo sind wir, Haldir?", murmelte er und dem Galadhrim erschien es fast, als stünde Legolas wieder kurz davor, einzuschlafen. Er wusste, dass sein Freund noch sehr erschöpft war und beschloss daher, ihn nicht durch ein aufgezwungenes Gespräch an seiner Ruhe zu hindern. „Es ist alles gut, wir sind an Caras Galadhons Grenzen, versorgen Verwundete und rasten bis wir heimwärts aufbrechen"

„Wann?", entwich es Legolas Kehle, seine Stimme war nicht mehr als ein schwaches Hauchen. „Sobald es dir besser geht und die Schmerzen gelindert sind", antwortete Haldir leise. Der Elb nickte leicht und senkte seine Lider, schloss sie jedoch nicht ganz. „Geht es allen gut...auch meinem Vater?"

Haldir nickte, wollte das Gespräch nicht ausweiten, Legolas war zu erschöpft und sollte sich nicht überanstrengen. „Und Lalaithwen? Wie erging es ihr, als du am nächsten Tag mit der Nachhut aufgebrochen bist?" Haldir hatte mit dieser Frage gerechnet, hatte sie gefürchtet. Aber er sah das Leuchten in den Augen des Prinzen, als dieser den Namen der kleinen Elbe aussprach. „Ihr geht es noch nicht sehr gut, sie überschätzt ihre Kräfte", begann er sanft und Legolas lächelte. Wann überschätzte sich Lalaithwen nicht? „Sie bat mich, dir folgen zu dürfen. Sie wollte unbedingt bei dir sein, selbst im Kampfe, für welchen sie doch viel zu schwach und ungelehrt ist." In Legolas' Augen schienen tausend Sterne zu tanzen und Haldir konnte förmlich spüren, wie viel sein Freund für sie empfand. „Du hast sie doch nicht...?"

„Nein, natürlich nicht. Allerdings hatte ich gegen großen Widerstand anzukämpfen", lächelte Haldir aufmunternd und Legolas lachte leise auf. „Das kann ich mir bildlich vorstellen..." Der lorische Elb legte eine Hand auf seine Schulter und feuchtete das Tuch an, um es ein weiteres Mal auf die nur sehr langsam abschwellenden Rippen zu legen. Legolas biss die Zähne zusammen und als Haldir seine fürsorgliche Pflege von Legolas' Wunden beendet hatte, sahen sich die befreundeten Elben lange an. „Ich liebe Lalaithwen, Haldir" Der lorische Elb nickte langsam und sprach leise: „Ich weiß." Dann lächelte er überraschenderweise und fuhr fort: „Ich wusste, dass ich sie dir nicht ausreden kann...ich hätte nie damit gerechnet, dass du dich tatsächlich eines Tages verlieben würdest..."

Legolas hob die Brauen und murmelte überrascht: „Aber...ich war doch..."

Haldir hob die Hand und deutete dem jüngeren Elben zu schweigen. „Du bist die Verbindung zu Celendra eingegangen, aber nicht, weil du dich wirklich verliebt hattest...viel eher scheinst du mir gefürchtet zu haben, nie die Eine zu finden, die du aus tiefstem Herzen liebst. Du hast dir die ganze Zeit über selbst vorgespielt, sie zu lieben, Legolas...aber das schaffen selbst Elben nicht...nicht, wenn man nur einmal wirklich liebt, wie wir.", Haldir sah ihn ernst an, obgleich Anzüge eines Lächelns auf seinen Lippen lagen. Legolas schloss die Augen und atmete tief durch. „Ich muss es meinem Vater sagen"

„Du weißt, wie ich darüber denke...aber das musst du selbst entscheiden. Du hast dich da in eine ganz schöne Zwickmühle begeben, dessen bist du dir doch bewusst?", belehrte ihn Haldir. „Ich weiß.", war das einzige, was Legolas antwortete, bevor sein Kopf erschöpft in die Kissen zurücksank und sein Blick an die Decke wanderte. Haldir glaubte fast, Tränen in den Augen des Elben zu sehen und entschied sich, Legolas in dieser Situation in Ruhe zu lassen. „Ich werde jetzt gehen. Soll ich deinem Vater Bescheid geben, dass du wach bist oder willst du dich lieber noch ausruhen?", fragte der Hauptmann der lorischen Truppen und erhob sich aus seinem Sessel.

„Warte noch ein bisschen, ich möchte erst einmal etwas allein sein. Ich werde es ihm sowieso frühestens in Caras Galadhon erzählen, schließlich muss Celendra es auch erfahren und ich möchte nicht zweimal hintereinander für verrückt und rücksichtslos erklärt werden. Lieber alles auf einmal hinter mich bringen..." Haldir nickte. „Wie du wünschst.", langsam ging er zur Tür des Gemachs und bevor er hinaustrat wand er sich noch einmal zu ihm um, „Legolas?" Der in einem komfortablen Bett liegende Elb schaute Haldir an, worauf dieser matt lächelte, „Du magst verrückt sein...aber rücksichtslos bist du bestimmt nicht" Mit diesen Worten ließ Haldir Legolas allein, welcher mit abwesendem Blick die abendlichen Schattenspiele an der Zimmerwand beobachtete. „Verrückt...ich bin verrückt...", säuselte er müde und lächelte, bevor Iluvatar ihn zurück ins Reich der Träume trug und ihm die Ruhe schenkte, die er zur vollständigen Genesung benötigte.

~*~*~

Es waren einige Wochen vergangen, Wochen, die Lalaithwen wie Jahre erschienen. Die Maisonne kündigte schon den baldigen Sommer an, Blumen blühten in den reichen Gärten Caras Galadhons, neues Leben war vollends erwacht. Und vergangenes war noch nicht verabschiedet worden. Filegon lag noch immer aufgebahrt in einem fensterlosen Raum, die Bestattung würde erst stattfinden, wenn sämtliche Truppen aus dem Kampfe zurückkehrten. Allein der Gedanke an den endgültigen Abschied von ihrem Bruder zerriss Laiths Herz. Und dann auch noch Ranwés Tod...wie würde Legolas damit umgehen können? Schließlich waren sie beste Freunde gewesen. Trotz des reichen, blühenden und duftenden Lebens, das sie umgab, fühlte sich die Elbe so, als stürbe sie innerlich. Die Sonne ging immer wieder auf und nach dem kalten, frostreichen Winter kehrte der Frühling zurück, egal, wie qualvoll einem das Leben manchmal erschien, es würde einen Frühling geben. Lalaithwen zweifelte nicht daran, aber sie konnte ihn derzeit nicht spüren. Sie saß allein auf einer Gartenbank, Bienen tanzten in der Luft und tranken vom süßen Nektar jeder Blume.

Was sollte nur mit ihr geschehen? Sie trug Legolas' Kind in sich und wusste noch nicht einmal, wie sie es ihm sagen sollte. Würde er sich überhaupt für sie entscheiden? Vielleicht hatte Haldir recht, vielleicht würde er glücklicher werden, wenn er König würde. Die innere Zerrissenheit zerstörte Lalaithwen nach und nach. Sie sehnte sich so sehr nach Legolas, aber gleichzeitig wusste sie, dass sie ihn nur unter Geheimhaltung treffen konnte. Jedenfalls, solange niemand von ihr und ihm wusste. Lalaithwen lauschte dem Frühlingsgesang und zwang sich dazu, wenigstens einmal unbeschwert zu sein, was ihr nahezu unmöglich schien. Was, wenn Celendra von ihr erfuhr? Und dazu noch von ihrer Schwangerschaft? Seit ihrem auferzwungenen Gespräch mit der edlen Elbe hatte Lalaithwen kein Wort mehr mit ihr gewechselt, war ihr wissentlich ausgewichen, ja, versteckte sich fast vor ihr. Aber so würde es nicht weitergehen können.

Leise seufzend lehnte sie den Kopf zurück. Wenn nur Filegon bei ihr wäre. Sicher, sie hatte seine Eltern an ihrer Seite, aber sie wagte ja nicht einmal, ihnen von der unerwarteten Schwangerschaft zu erzählen. Filegon hätte sofort gespürt, dass etwas mit ihr anders war. Er war es schließlich auch gewesen, der ihr erst einmal klar gemacht hatte, dass sie sich in Legolas verliebte. Ein Gefühl, das sie als Elbe nie zuvor verspürt hatte. Obwohl sie nicht blutsverwandt waren, hatte Lalaithwen immer das Gefühl gehabt, dass Filegon genau so fühlte wie sie, ihre Seelen miteinander verbunden waren. „Der Himmel ist viel zu schön, als dass man ihn mit solch trüben Gedanken ergrauen lassen sollte", sprach eine sanfte Stimme und als sich Laith umdrehte, sah sie, wie Pernoth vor ihr stand, in seiner Hand eine weiße Rose haltend. „Du bewegst dich so leise, als wärest du ein Elb, alter Mann", lächelte Lalaithwen und bot ihm den freien Platz neben ihr auf der Bank an. Er erwiderte das Lächeln und seine weisen, grauen Augen leuchteten, als er sich neben sie niederließ. „Die Bezeichnung „alter Mann" verbitte ich mir, junge Dame!"

Lalaithwen lachte auf und Pernoth stimmte mit ein. Dann, in einem darauffolgenden Moment der Stille, steckte Pernoth Lalaithwen die Rose in das blonde, im Sonnenlicht golden schimmernde Haar. Das Medaillon glitzerte in allen Farben, sie hatte es nicht mehr abgelegt, seit ihr Vater es ihr zurückgegeben hatte. „Wenn du lächelst, bist du zehnmal schöner, als wenn ich Tränen in deinen Augen sehen muss", sagte er dann leise und strich ihr eine Strähne des langen Haares hinter das feine, leicht gespitzte Ohr. Lalaithwens Lächeln verweilte auf ihren Lippen, aber sie senkte den Blick. „Weiß es denn der Vater schon?"

Prima! Musste denn dieser Mann sofort mit diesem Thema anfangen? Laith seufzte, schüttelte mit dem Kopf und murmelte: „Ich selbst wusste bis vor kurzem nicht einmal, dass ich ein Kind in mir trage, wie bitteschön soll es der Vater wissen? Sofern er keine Kenntnisse in Magie oder anderem Hokuspokus hat..." Das zumindest hoffte Lalaithwen inständig. Bei diesen reinblütigen Elben konnte man ja nie wissen. „Warum möchtest du es mir nicht sagen?", Pernoth war wieder einmal sehr direkt. „Ich...ich möchte nicht, dass alle Welt es weiß, bevor er es selbst erfährt...außerdem...", Lalaithwen stockte und Pernoth suchte ihre Augen: „Was...außerdem?", bohrte er und sie blickte hinauf zu dem klaren, fast wolkenlosen Himmel. „Ach...nichts..." Pernoth wollte wieder eine Diskussion vom Zaun brechen und danach stand ihr derzeit wirklich nicht der Sinn. Gerade wollte der alte Mann Einspruch erheben, als plötzlich aus naher Entfernung ein Horn laut und melodisch erklang und Hufgetrappel zu vernehmen war. „Sie...sie sind zurück!", rief Lalaithwen erfreut aus und ungeachtet dessen, dass Pernoth ihr die Hand hinhielt, um ihr beim Aufstehen behilflich zu sein, stürmte die kleine Elbe an ihm vorbei. „Sie ist so eigenartig...", murmelte Pernoth, der noch nicht so rasch auf den Beinen war, „Eigenartig einzigartig", ergänzte er dann nachdenklich lächelnd und folgte ihr langsamen Schrittes.

Als Lalaithwen auf die Terrasse eilte und dort schon eine Menge Elben erblickte, die sich zur Begrüßung der erfolgreichen Krieger versammelt hatten, hielt sie kurz inne, um sich einen Überblick zu verschaffen. Sie sah den Banner Düsterwalds im warmen, frühsommerlichen Wind wehen, Thranduils prunkvolle Rüstung schimmerte golden und silbern im Licht, wenn die Strahlen der Sonne darauf ihren Tanz vollführten. Sie sah viele der nun ihr bekannten Elben wieder, Ioreweth und Iorelass gaben Haldir und dem König mit stolzer Brust das Geleit. Lalaithwen musste sich auf die Zehenspitzen stellen, um besser sehen zu können, doch in dem ganzen Begrüßungstumult konnte sie Legolas nicht erkennen. Also zwängte sie sich folglich an den Leuten vorbei, bis sie fast in der ersten Reihe stand. Und dann sah sie ihren Legolas und wie ihm behutsam vom Pferd geholfen wurde. Er schien verletzt zu sein, jedenfalls ließ dies seine etwas gekrümmte Körperhaltung vermuten. Er sah sich ebenso geschwind um, wie Laith es zuvor getan hatte und brachte sie somit zum Lächeln. Am liebsten hätte sie laut seinen Namen gerufen und gewunken, doch die tadelnde Erinnerung kehrte zu ihr zurück. Ihr blieb nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass er sie bald wiedersehen würde. Und dann wand er sich zu ihr um, seine Augen, die tiefer waren als jedes Meer, schienen das sanfte Sonnenlicht förmlich zu reflektieren, als er sie erblickte und ein strahlendes Lächeln seine Züge erhellte.

„Da bist du ja, Meleth nîn...", hauchte er noch immer lächelnd, sodass sie, obgleich sie seine Worte nicht hören konnte, seine Freude über ihr Wiedersehen spüren konnte. Er machte einige kurze Schritte vorwärts, als plötzlich Celendra seitlich aus der Menge stürmte und rief: „Ja, hier bin ich", und ihn innigst umarmte.

Legolas zuckte zusammen bei dem scharfen Schmerz in seinem Oberkörper, als sie sich mit ihren Armen an ihn klammerte. Ein verzweifelter Blick wanderte geschwind zu Lalaithwen, doch sie lächelte traurig und deutete ihm mit einer Handbewegung, dass sie sich später noch unterhalten könnten. Haldir sah zufrieden in die Gesichter seiner Freunde, der Schatten war endgültig aus dem Goldenen Wald vertrieben worden. Dann schwang er sich von dem Rücken des edlen Pferdes und führte das Tier in die Stallungen Caras Galadhons. Legolas sah Lalaithwen sehnsüchtig nach, zu der sich nun Pernoth gesellte. Sie stand noch regungslos einige Momente da, sprach mit dem alten Mann und als sich die Menge um die Krieger langsam auflöste, die Pferde und die Ankömmlinge versorgt wurden, spazierte sie langsam zurück in den Rosengarten. „Oh, wie viele Tränen habe ich vergossen aus Angst, dich nicht mehr in meinen Armen halten zu können", schluchzte Celendra, Freudentränen weinend, an seiner Brust. „Es ist doch alles gut, du musst dich nicht sorgen", erwiderte er sanft und schob sie leicht von sich, da ihr Klammergriff ihm das Atmen erschwerte.

„Was muss ich da sehen? Du bist verletzt, nichts ist gut", rief sie besorgt aus und berührte sacht seinen Verband. Er nahm ihre Hand, zwang sich zu einem müden Lächeln und führte sie dann mit sich fort von den Truppen. „Celendra...ich muss mit dir bald über etwas Wichtiges sprechen...", begann er leise, doch sie fasste seine Hand fester und zog sie hinauf, um einen Kuss auf die weiche Haut zu hauchen. „Du kannst mir bald alles erzählen, was du magst, Legolas. Schließlich werden wir ab jetzt nie wieder getrennt sein. Wir werden bis in alle Ewigkeit den Weg des Lebens gemeinsam bestreiten", jauchzte sie fast vor Glück und schmiegte sich an ihn. Es tat ihm weh, sie so euphorisch zu sehen, so glücklich. Niemals hätte er beabsichtigt, sie zu verletzen, denn das hatte sie nicht verdient.

„Komm jetzt, Liebster, ich möchte dir unbedingt jemanden vorstellen", Legolas konnte nichts widersprechen und ließ sich von ihr durch Caras Galadhons Zentrum zerren.

~*~*~

„Was hast du gesagt? Tot?", Haldir war fassungslos. Seine Hände zitterten, ließen beinahe den feinen Bogen fallen, der ihm in der Schlacht so treue Dienste geleistet hatte. Feriál, die Wache, die Ranwé erschossen hatte, senkte schuldbewusst das Haupt. „Wir konnten nichts anderes tun, als auf ihn zu schießen. Er ist einfach auf die junge Elbenmaid losgegangen, die mit Prinz Legolas und einem Händler aus Seestadt vor einigen Wochen  in unsere Stadt reiste."

„Lalaithwen...", brachte Haldir leise hervor, „Ich hätte wissen müssen, dass es gefährlich wäre, wenn sie allein in seiner Nähe ist..." Haldir ballte die Hand, die seinen Bogen noch immer umfasste, zu einer Faust, seine Lippen zitterten. Er hätte Ranwé fort von Caras Galadhon bringen müssen, fort von all dem, das ihn zu solch einer Tat getrieben hatte. Aber Haldir hatte gezögert und deshalb gab er sich nun indirekt die Schuld für den Tod eines seiner engsten Freunde. Der Tag, der zuerst so schön zu sein schien, war in Haldirs Augen nur noch ein trübes, schwarz-weißes Bild, gefärbt von Trauer und, was ihn selbst überraschte, Wut. Wut über sich selbst. „Mein Hauptmann, ist alles in Ordnung?", fragte Feriál vorsichtig, als er den Anführer der Galadhrim mit fast glasigen Augen vor sich stehen sah. Haldir presste die Lippen zusammen und zwang sich, die Fassung zu bewahren. Er nickte knapp und wand sich dann von der Wache ab, musste einen klaren Gedanken fassen. „Mein Herr, wann werden wir die Toten beisetzen?", fragte Feriál leise, fast scheu. „Verabschieden wir uns noch heute Abend von ihnen, zum Gedenken an all die tapferen Elben, die ihr Leben lassen mussten.", Haldirs Stimme brach fast, die überlegene, fast schon an Arroganz grenzende Haltung, die er immer gegenüber seinen Leuten bewahrte, schien zu wanken. „Was ist mit Ranwé, mein Herr..."

„Auch er soll heute seine ewige Ruhe finden", brachte Haldir mühsam hervor, seine Hand stützte gegen den Stamm eines Mallorn. „Aber...", wollte Feriál Einspruch erheben, doch dann sah ihn Haldir scharf in die Augen. Tränen tanzten im sanften Blau der Augen des Elben und der junge Wachmann stockte. Noch nie hatte er Haldir so gesehen, nie solch einen Schmerz in den Augen eines Elben lesen müssen, nie so viel Trauer in einem Blick. Haldir sagte nichts, senkte fast beschämt sein Haupt und ließ Feriál allein stehen. Er musste mit Legolas reden, musste ihm klar machen, dass einer seiner besten Freunde verstorben war. Egal wie viel Hass er Ranwé gegenüber verspürt haben musste, als er erfuhr, dass dieser seine Freunde und sein Volk hintergangen hatte, Legolas würde trotzdem trauern, da war sich Haldir sicher. Zu intensiv waren die Erinnerungen an Ranwé, die beide Elben für immer in ihren Herzen behalten würden. Aber zunächst musste er mit Lalaithwen sprechen. Zuvor hatte er sie mit Pernoth in den Rosengarten gehen sehen. Haldir musste aus ihrem Munde hören, was sich zugetragen hatte. Auch wenn es schmerzte, aber er war es Ranwé schuldig, nun aufrichtig und stark zu sein, hatte er doch selbst angeordnet, Ranwé erschießen zu lassen, wenn dieser einen Fluchtversuch startete. Er hatte einen Freund ermordet. Wenn auch nicht mit eigenen Händen, aber im Grunde seines Herzens würde Haldir auf ewig diese Last mit sich tragen und seine Seele würde keinen Trost finden.

~*~*~

„Ich glaube, er will mit dir reden, Lalaithwen. Ich lasse euch einen Augenblick allein", sagte Pernoth, als er Haldir auf sich und die kleine Elbe zukommen sah. Laith nickte dankbar und als der alte Mann fortgegangen und Haldir bei ihr war, senkte sie den Blick.

„Wie geht es dir?", fragte er so leise, dass das Summen der Bienen beinahe seine noch immer heisere Stimme übertönte. Laith sah ihn an, seine leicht geröteten Augen verrieten ihn seiner Tränen. „Mir geht es gut.", sagte sie sanft und ein kühler Wind strich über die schönen Gesichter der Elben. „Wirklich?", fragte er nach einigem Schweigen und sie nickte. „Es tut mir leid...wegen Ranwé", Lalaithwen suchte flehend Haldirs Augen, doch er starrte stur zu Boden. „Es ist nicht geschehen, weil du zur falschen Zeit am falschen Ort warst, sondern weil ich den Befehl gab", wehrte er dann ihren Versuch, sich zu entschuldigen mit tonloser Stimme ab. „Ist dir wirklich nichts geschehen?", fragte Haldir erneut und Laith schüttelte den Kopf. „Ich sagte doch, mir geht es gut"

`Abgesehen davon, dass ich von deinem besten Freund schwanger bin´, ergänzte sich Lalaithwen in Gedanken selbst und ein schiefes Lächeln huschte über ihre Lippen. „Die Wachen sagten mir, du hättest fast zehn Tage besinnungslos in deinem Krankenbett gelegen, ohne dass wirklich jemand wusste, was dir zugestoßen war...", hakte Haldir nach und seine Fragerei schnürten ihr die Brust zu. „Ich hätte eben auf dich hören sollen, großer, weiser, reinblütiger Elb...ich habe wohl zu wenig auf meine eigene Gesundheit geachtet, das ist alles...aber mir geht es wieder gut...wirklich", fügte sie hinzu, als Haldir nichts als einen skeptischen Blick entgegnete.

„Hat Celendra noch einmal...", begann Haldir, doch Laith schüttelte frühzeitig erneut den Kopf und murmelte: „Sie hat mich nicht mehr ausgefragt wie bei einem Verhör, wenn du das wissen möchtest"

„Lalaithwen, bitte verstehe mich nicht falsch, ich will mich nicht zwischen dich und Legolas stellen...", wollte er klarstellen, doch sie lachte nur schalkhaft und sah ihn ernst an. „Nein, natürlich nicht, deswegen hast du mir auch gesagt, ich soll die Finger von ihm lassen..."

„Laith, ich will nur..."

„Dass er glücklich ist, schon klar, selbst bei einer nicht reinblütigen Elbe kommt das irgendwann im Oberstübchen an. Haldir, es ist Legolas' Entscheidung. Seine! Und seine allein. Entschuldige bitte, dass ich ihn liebe", Lalaithwens Stimme wurde immer schwächer, letzten Endes wand sie sich von dem lorischen Elben ab und schaute in die Ferne. „Ich mache dir keinen Vorwurf...ich will dir nur Ärger ersparen.", sagte er kurz angebunden und wollte gerade gehen, als er plötzlich Celendras Stimme aus unmittelbarer Nähe vernahm. „Da ist sie ja, Lalaithwen, hallo!", sie winkte der völlig entsetzten Elbe zu, als sie mit Legolas an der Hand auf Haldir und Lalaithwen zugestürmt kam. Haldir warf ihr einen fragenden Blick zu, doch sie versicherte ihm durch einen festen Blick, nicht mehr mit Celendra gesprochen zu haben.

„Lalaithwen, ich wollte dir doch meinen Verlobten vorstellen...das ist Legolas, Prinz und Thronfolger Düsterwalds, der wohl begehrteste Elb in ganz Mittelerde", sagte Celendra stolz und deutete auf Legolas, als wäre dieser der Hauptgewinn bei einer Tombola. Legolas sah Lalaithwen vertraut an und seine Lippen formten leise Entschuldigungen. Dann nickte er ihr höflich zu, als würden sie sich wirklich erst kennen lernen und Lalaithwen spielte mit, machte einen ehrerbietenden Knicks. „Ihr Name ist Lalaithwen, ein schöner Name, nicht wahr?", plapperte Celendra los und lächelte fröhlich. Doch Laith war viel eher zum Heulen zumute. „Ja...ein sehr schöner Name", wiederholte Legolas leise und für einen Moment vergaß er Celendra, die begeistert neben ihm stand und starrte Laith förmlich an. Haldir bekam Wind von der plötzlichen knisternden Spannung zwischen den beiden, die in der Luft lag und murmelte: „Und was ist mit mir?"

Celendra warf ihm einen fragenden Blick zu, verstand nicht, was er meinte, als er lächelnd ergänzte: „Bin ich denn minder begehrenswert?", dann hob er den Arm, bot Celendra an, sich einzuhaken, was sie dann auch lachend tat. „Mein Herz ist schon vergeben, aber vielleicht solltest du einmal Lalaithwen fragen", sie drehte sich kurz zu ihr um und zwinkerte lächelnd. Laith drehte es den Magen um und sie wollte einfach nur weglaufen, doch Legolas fasste sie am Handgelenk, ehe sie diesen Gedanken zu Ende spinnen konnte. Sein Blick sagte mehr als tausend Worte. Haldir und Celendra waren ihnen schon einige Schritte voraus, gemeinsam würden sie durch den Rosengarten spazieren. „Ich liebe dich", wisperte Legolas Lalaithwen zu und drückte ihre zierliche Hand fester. Vorsichtig erwiderte sie den sanften Druck, schloss ihre Augen und folgte den anderen. „Du hast mir so gefehlt", murmelte sie zögerlich und sah ihn lange an. „Bald ist dieses Versteckspiel für uns vorbei, Laith...bald werden wir zusammen sein und nichts und niemand wird uns trennen können", flüsterte er, Haldir verwickelte Celendra in ein ablenkendes Gespräch, damit sich die beiden ungestört miteinander unterhalten konnten. „Legolas...du würdest alles verlieren...", sie wagte kaum, jene Worte des Bedenkens auszusprechen. Er sah sie ernst an, doch ein warmes Lächeln vermittelte ihr, dass er seine Worte ernst meinte. „Nein, Laith...ich würde alles gewinnen"

Sie hielt kurz inne, errötete leicht und schlenderte dann langsam mit Legolas weiter. Nach einigen Momenten des wohligen Schweigens, sprach Lalaithwen schließlich eines der Themen an, vor denen sie sich am meisten fürchtete mit ihm zu sprechen. „Legolas...warum hast du mir verschwiegen, dass Ranwé Schuld an Filegons Tod hatte?" Sein Gesicht verriet seine Überraschung und er wäre stehen geblieben, hätte Lalaithwen ihn nicht weitergeführt. „Ich...ich wollte es dir sagen...aber später...du warst noch viel zu schwach und die Lücke, die Filegon hinterlassen hat zu groß...ich wollte dir nicht auch noch so etwas zumuten..."

„Sie ist immer noch groß, Legolas...die Lücke, die Filegon hinterlassen hat. Und sie wird auch so schnell nicht wieder geschlossen werden", sagte sie ernst, „Legolas...ich weiß nicht, ob du es schon gehört hast?", begann sie dann zögerlich, wurde kurzzeitig von Celendras vergnügtem Auflachen unterbrochen und sah ihn dann fest an. Es fiel ihr unheimlich schwer, so distanziert gegenüber ihm zu sein, da seine Verlobte so nah war. „Was ist? Was möchtest du mir sagen, Laith?", in den Augen des Elben konnte Lalaithwen Sorge und Schmerz lesen. Sie hatte ihn nicht verletzen wollen mit der Aussage, Filegons Lücke sei nicht wieder auffüllbar, aber Filegon war wie ein Bruder für sie gewesen und nicht einmal Legolas' Liebe hätte ihr auf Dauer ihres endlosen Lebens die Trauer und den Schmerz erspart, nur gemildert. „Ranwé...Ranwé ist tot", sprach sie leise und drückte seine Hand fester. „Was?", wiederholte er atemlos, sah sie verwirrt und entsetzt an, schüttelte hastig den Kopf. „Das kann nicht sein, wie...warum?", Legolas' Ton wurde lauter, sodass sich Haldir schon besorgt zu ihnen umdrehte und Mühe hatte, Celendra weiterhin abzulenken. „Am Tage als Haldirs Nachhut aufbrach, die Grenzen zu erreichen. Er...er wurde erschossen von den Wächtern. Wie wildes Vieh...sag mir, Legolas, wie konnte es so weit kommen?"

Völlig schockiert weiteten sich die Augen des Elben, dann blieb er stehen und Lalaithwen konnte sehen, wie blass er wurde. Seine sonst so gesunde Blässe, die an feines Porzellan erinnerte, wich einer Gesichtsfarbe, die fast einen kränklichen Eindruck auf sie machte. „Ranwé...", brachte er mit erstickter Stimme hervor, er wusste nicht, ob er wütend, traurig oder gleichgültig der Nachricht gegenüber sein sollte, oder alles zugleich. „Liebster, sieh dir diese wohlgedeihenden Rosen an!", wurden sie plötzlich von der anmutigen Elbe hohen Namens unterbrochen, die ihren Verlobten an der Hand fasste und mit sich zog, sodass nunmehr Haldir und Lalaithwen allein waren. „Du hast es ihm erzählt?", fragte er vorsichtig, als er seinen Freund so durcheinander sah, fast apathisch stand er neben Celendra, die vor den herrlichsten Rosenbüschen kniete und an beinahe jeder Blume roch. Laith nickte. „Ich konnte und wollte ihm nichts verheimlichen, früher oder später hätte er es sowieso erfahren...sieh sie dir an...sind sie nicht ein schönes Paar? Die Marionettenspielerin mit ihrer liebsten Puppe...", Lalaithwens Stimme bebete vor Zorn und unterdrückten Tränen.

Sie hatte Legolas noch zu beichten, dass er Vater werden würde, doch die Zeit lief ihr davon. Es geschah nichts, es änderte sich nichts an ihrer hilflosen, verzweifelten Situation, solange er keine eindeutige Entscheidung getroffen hatte. Und dieser Gedanke machte sie verrückt.

„Sag nicht so etwas, Lalaithwen.", sagte Haldir streng, wand sich im Gehen noch einmal zu ihr um und murmelte: „Heute Abend, Lalaithwen...heute Abend werden Filegon und Ranwé bestattet...es sei denn, du wünschst, dass beide getrennt voneinander beerdigt werden"

„Nein...nein, es ist in Ordnung...heute Abend, sagst du?", er sah, wie ihre Lippen zitterten und dachte kurzzeitig darüber nach, ob seine Worte nicht zu hart erklungen waren. „Ja...kurz nach Sonnenuntergang...hinter der großen Halle...hör zu, Laith, wenn du dich noch nicht stark genug fühlst..."

„Heute Abend hinter der großen Halle...ich werde da sein...und von meinem Bruder endgültig Abschied nehmen", dann wand sie sich geschwind um und lief eilig den Weg zurück, den sie vorher gemeinsam entlanggegangen waren. Haldir sah ihr noch einige Sekunden nach, beobachtete dann Celendra und Legolas. Sie strich ihm sacht über die Wange, eine tröstende Geste, wie Haldir fand. Trost, der ihm so sehr fehlte, den er nie gefunden hatte in all den Jahren seines langen Lebens, in welchem er zu viel Leid und Tod mit hatte ansehen müssen. Seufzend machte er kehrt. Er hatte noch eine Trauerfeier vorzubereiten... .

~*~*~

Die Berge hatten schon fast die Sonne verschluckt, als Lalaithwen in ihrer Kammer saß und sich auf den Abschied von ihrem Bruder vorbereitete. Schatten krochen durch den kleinen Raum, malten Gestalten und nächtliche Ungetüme an die Wand und die seidenen Vorhänge. Sie hatte Legolas seit dem Nachmittag nicht mehr gesehen, hatte ihr Zimmer nicht wieder verlassen. Zu aufgebracht waren alle um sie herum, weil endlich die letzte Schlacht gefochten und gewonnen war, Haldir hatte bereits angekündigt, in zwei Tagen ein großes Frühsommerfest zu veranstalten, als Zeichen des Friedens, der nun hoffentlich endgültig eingekehrt war. Doch zuvor galt es, sich von den Opfern des Krieges und des Hasses zu verabschieden. Laith spielte mit dem kleinen Medaillon in ihrer Hand. Nichts verband sie damit, keine Erinnerung an ihre Herkunft flammten in ihr auf, wenn sie es berührte. Nichts. Es war nur ein Schmuckstück, das nur Rätsel aufwarf, die vorhandenen aber keineswegs löste.

Die letzten Sonnenstrahlen wärmten ihr Gesicht, der Abendwind wog die Baumkronen in seinen Armen und fröhliches Vogelgezwitscher erklang. Es klopfte jemand an die Tür ihres Gemachs, doch Lalaithwen wand sich nicht um, sagte nichts, blieb nur auf ihrem Bett sitzen und beobachtete den Kampf der Sonne gegen deren alltäglichen Untergang. „Lalaithwen?", hörte sie Helthons vertraute Stimme und drehte sich zu ihm. Traurig blickte er zu seiner Ziehtochter, seine Augen waren leicht gerötet. Doch es rührte nicht vom Abendrot her, sondern von den vielen Tränen, die vergossen worden waren. Tränen um Filegon. Sie nickte und erhob sich langsam, noch immer schmerzte ihr Bauch.

Helthon legte den Arm um die Schultern der kleinen Elbe und führte sie mit sich nach draußen. Der Abend war friedlich. Leise, Klänge lagen in der lauen Luft und es duftete nach Blüten und Leben. Von ebendiesem würden sie gleich Abschied nehmen. Der Gedanke allein zerriss einem das Herz.

Beide Elben wechselten kein Wort miteinander. Lalaithwen zog den Mantel enger um ihren Körper und schob die Kapuze über den Kopf. Sie wollte nicht, dass jedermann ihre Tränen sehen würde, wenn Filegons Körper von den Flammen verzehrt wurde. Viele waren anwesend, doch trotzdem herrschte absolute Stille, als Lalaithwen und ihr Vater zu der Trauermenge traten. Leise, elbische Klagelieder drangen nun an ihre Ohren. Lalaithwen sah Legolas nicht an, der nur wenige Meter von ihr entfernt mit Celendra an seiner Seite stand und ihr einen mitfühlenden Blick zuwarf. Obgleich ihm selbst der Schmerz um Ranwés Tod die Brust zuschnürte, so fühlte er die doppelte Pein durch Lalaithwens Trauer. Viel zu selten hatte er ihr ausgelassenes Lachen gehört. Viel zu selten ihre Augen vor Glück leuchten sehen. Aber all das wollte und würde er sehen. Am Tage der Feier, die Haldir angekündigt hatte, würde er seinem Vater und Celendra unterbreiten, dass er Lalaithwen liebte. Egal, mit welchen Vergeltungstaten sein Vater drohte, egal, ob ihn seine Familie fortan verachtete – wenn er jetzt nicht auf sein Herz hörte, würde es vor Sehnsucht und Schmerz brechen.

Pernoth gesellte sich zu Laith, wie auch ihre Mutter. Helthon ergriff ihre Hand, denn Lalaithwen zitterte schon jetzt, obgleich die toten Körper nur vor ihnen aufgebahrt lagen. Wie gerne hätte Legolas sie in seinem Arm gehalten, seinen eigenen Schmerz vermindert, indem er sie hätte halten können, einfach nur ihre weiche Haut an der seinen gespürt und ihre Tränen fortgeküsst hätte. Aber er konnte nicht. Noch nicht. Sie war ihm so nah und gleichzeitig so fern. Er hätte nur die Hand ausstrecken müssen und er hätte sie berühren können, aber so schien es auch mit den Sternen. Man konnte die Hand danach ausstrecken, sie jedoch nie anfassen.

Einer der lorischen Elben trat vor die versammelte Menge und las aus elbischen Schriften einige Verse vor. Langsam traten weitere zwei Elben, bekleidet mit weißen Gewändern, nach vorn, sie führten Fackeln mit sich, welche sie sacht sinken ließen und das Reisig, auf dem Filegon und Ranwé, sowie viele andere gefallene Elben gebettet waren, in Brand steckten. Lalaithwen sah ein letztes Mal in Filegons friedliches, schönes Gesicht, sein langes, golden schimmerndes Haar, das sich wie pure Seide angefühlt hatte, wenn sie es zwischen ihren Fingern hielt. Ein letztes Mal, bevor die Flammen ihn mit ihrem rot-goldenen Umhang bedeckten, sein Gesicht in dunkelrote Schatten legten.

Der Elb sprach weitere Worte in Sindarin, doch Lalaithwen bekam sie nicht wirklich mit, sie sah nur Filegon, ihren Filegon. Und wie er von den Flammen fortgetragen wurde. Erinnerungen erschienen vor Lalaithwens innerem Auge, wie er sie immer geneckt und an den Haaren gezogen hatte, als sie noch viel kleiner gewesen war.

You said when you'd die that you'd walk with me every day
And I'd start to cry and say please don't talk that way

Wie er sie tröstend in die Arme genommen hatte, wenn sie schlecht geträumt hatte oder einfach nur traurig war.

With the blink of an eye the Lord came and asked you to meet
You went to a better place but He stole you away from me

Wie sie miteinander gelacht hatten, weil sie wieder irgendeine Dummheit angestellt hatten.

There's a strange kind of light
Caressing me tonight

Wie viele Diebeszüge sie unternommen und die besten Methoden manchmal stundenlang ausgetüftelt und diskutiert hatten.

I miss your love I miss your touch
But I'm feeling you every day

Wie oft sie sich gestritten, ab und an sogar gegenseitig verprügelt hatten, wenn dies auch nur wieder zu einer erneuten Versöhnung mit großen Gelächter geführt hatte.

And now you live in heaven
But I know they let you out
To take care of me

Wie viele Opfer er für sie gebracht hatte. Für sie, seine Schwester, die nie wirklich seine Schwester war.

You taught me kings and queens
While stroking my hair


Wie es immer schien, dass er ihre Gedanken lesen konnte, immer wusste, was sie fühlte oder dachte, sie in- und auswendig kannte.

In my darkest hour I know you are there
Kneeling down beside me
Whispering my prayer
Yes there's a strange kind of light
Caressing me tonight

Dann konnte Lalaithwen ihre Tränen nicht mehr daran hindern, über ihre Wange zu rollen und wie salzige Regentropfen zu Boden zu fallen. Sie presste gezwungen ihre Lippen zusammen, um nicht auch noch zu schluchzen. Filegon hätte sie jetzt wieder eine elende Heulsuse genannt, dessen war sie sich sicher. Und er hätte es nicht gewollt, hätte seine kleine Schwester nie so bitterlich weinen sehen wollen und das auch noch wegen ihm.

Die Sonne war endgültig untergegangen, doch der Himmel wurde noch von ihrem letzten, sterbenden Licht erhellt, in Rot und Orange getaucht.

„Filegon hat Sonnenuntergänge geliebt...für ihn war es die schönste Zeit des Tages...", flüsterte Laith mit tränenerstickter Stimme und Helthon umarmte sie liebevoll. „Er ist nicht für immer fort, Lalaithwen, er ist bei dir, für alle Ewigkeit", murmelte er ihr tröstend zu, obgleich ihm selbst Tränen in den Augen standen, als er sah, wie sein Sohn von den Flammen mitgenommen wurde.

Legolas weinte nicht. Zu nah war ihm der Schock, zu ergreifend die Ereignisse, die seine Welt ins Wanken brachten. Nach einiger Zeit, als die letzten Flammen verloschen, war die Zeremonie beendet und viele der Elben verließen die Trauerstätte mit gesenkten Köpfen. Auch Celendra machte Anstalten, zu gehen, wollte ihn mit sich ziehen, doch Legolas drehte sich kaum zu ihr um und murmelte: „Ich komme gleich nach...bitte gib mir noch ein paar Minuten..."

Verständnisvoll nickte sie, drückte sanft seine Hand und kehrte sich dann zum Gehen um. Helthon und Sûrathiel wollten ebenfalls gehen und Lalaithwen mit sich nehmen, doch als diese Legolas erblickte, bat sie ihre Eltern, sie allein zu lassen. Als nur noch wenige Elben den Trauerplatz bewachten, standen sich Legolas und Lalaithwen wortlos gegenüber, sahen sich nur an. Dann ging er den letzten schritt auf sie zu und legte seine Arme um ihre zierliche Gestalt, zog sie ganz nah an sich. Er fühlte, wie sie die innige Umarmung erwiderte, sanft, um ihm nicht wehzutun. Immer noch sagte keiner von beiden ein Wort.

Und so standen sie noch engumschlungen da, bis der Mond hell am Himmel stand und die Nacht ihr einziger Zeuge war.

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So, kein weiterer Kommentar von mir an dieser Stelle...*schweig*...ihr wisst, was ihr zu tun habt *lol* *alle umarm*