A/N: Ok, ich bin die gesamte nächste Woche nicht da, weil ich auf Klassenfahrt bin...deswegen dachte ich mir, mich extra für euch zu beeilen und das letzte Kapitel vor meiner Abreise hochzubringen...here it goes...ich hoffe, dass es euch gefällt...ist schon ein eigenartiges Gefühl, auf Wiedersehen zu den eigens erschaffenen Charakteren zu sagen...hm...aber wir wollen ja mal nicht melancholisch werden *g*

Ich möchte anmerken, dass es nur noch einen kürzeren Epilog und dazu einige Author's Notes geben wird, also wenn ihr Fragen habt, stellt sie einfach und am Ende des Epilogs werde ich mich dazu äußern!

Vielen lieben Dank an alle, die mich während dieser Geschichte mit ihrer Kritik und ihren Kommentaren unterstützt haben, an die, die immer treu gelesen und reviewt haben (wie Feanen, Blacky und Höllenwauwau zum Beispiel), aber auch an die stillen Leser, weil sie einfach diese Story gelesen haben.

Dieses Kapitel ist für Maria, weil sie nicht nur am Montag Geburtstag hat hey ho, endlich 16...lol...sondern auch ständig mein stiller Begleiter war und meine nervtötenden Fragen und Selbstzweifel ertragen musste *fühl dich geknuddelt, Knuddelhamster*...

Meine erste, ernstere HdR-Fanfiction geht zu Ende, ich würde mich außerordentlich über ein paar letzte Reviews freuen! Danke noch mal an alle, die mich so lieb unterstützt und ermutigt haben...Hilfe, diese Ansprache muss ich mir aufheben für ne Oscarverleihung *lol*...so, lest bitte und reviewt ein (vor-) letztes Mal :)

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Kapitel 30: Meleth nîn

Sie hatte auf Wiedersehen zu ihm gesagt am vergangenen Abend, hatte gesehen, wie Filegons Leib von Feuer und Wind, der Kraft der Elemente, fortgetragen worden war. Und nun, in der Morgendämmerung, als noch zarte Nebelschleier die Wälder und Wiesen Lothloriens in einen mystischen Schimmer tauchten und Tautropfen träge an grünenden Grashalmen herabrollten, stand sie wieder hier. An der Stelle, an der Filegon bestattet worden war und nur noch Asche und Staub daran erinnerte, dass an diesem Platz gefallene Elben auf zeremonielle Weise verbrannt worden waren. Lalaithwen kniete andächtig nieder, die Kapuze bedeckte ihren Kopf. Sie hatte Rosen aus den Gärten mit sich genommen, weiße Rosen, deren Blütenblätter farblich und von ihrer Sanftheit her sehr den heimischen Mallornblüten glichen. Lalaithwen ließ die zarte Blume aus ihrer Hand gleiten und zu Boden sinken. Die Erde war noch feucht von Nebel und Morgentau, duftete nach Kiefern und Tannengewächsen. Laith fröstelte leicht im noch kühlen Wind des neugeborenen Tages, aber sie bewegte sich nicht. Konnte es nicht. Wie gelähmt kniete sie an Filegons letzter Ruhestätte und starrte auf die Rose, die sie in die weiche Erde gesteckt hatte.

Ein Abschied bedeutete nicht immer gleich das Ende...sondern manchmal auch einen neuen Anfang. So hatte es Filegon ihr immer gepredigt. Ein neuer Anfang. In der Tat. Sie hatte es Legolas immer noch nicht gesagt, hatte einfach nicht den richtigen Moment gefunden, ihm von ihrer Schwangerschaft zu erzählen.

„Sag mir, was ich tun soll, Filegon", bat sie leise und blickte hinauf zum Himmel. Noch leuchteten Sterne am Himmel, verblassten aber nach und nach im hellen Grau des Morgens. Wolken schwebten über den Himmel wie Watte. Das Leben ging seinen altbewährten Lauf, ohne Rücksicht auf den Tod oder neues Leben. Das war nun einmal der Lauf der Dinge, wir können unser Schicksal nur insofern beeinflussen, um unseren Träumen ein Stückchen näher zu kommen. Doch wirklich erreichen werden sie nur die wenigsten. Ein melancholisches Lächeln malte die sanfte Morgenbrise auf Laiths Lippen, ihr fiel auf, dass sie vor nicht all zu langer Zeit keine wirklichen Träume gehabt hatte. Bevor sie Legolas getroffen, beziehungsweise ihn vor versammelter Mannschaft umgerannt hatte, war einzig und allein das Stehlen und das Zusammensein mit Filegon der Inhalt ihres Lebens gewesen. Selten hatte sie in sich selbst hineingehört und einfach dem leisen Flehen ihres Herzens gelauscht. Und nun, wo sie aufgehört hatte, alles zu verdrängen, was ihr wehtat oder ihr nur falsche Hoffnungen bescherte, hatte sie zu viel verloren.

Der Morgentau sammelte sich noch auf den zarten Blüten der Rose, vereinigte die winzigen Tröpfchen zu einer kleinen Tränke, bis das zierliche Gewächs dem Gewicht des Wassers nicht mehr standhalten konnte und die Tropfen wie Regen zu Boden tanzten, schnell in der weichen Erde einsickerten.

Lalaithwen betrachtete diesen simplen Vorgang mit innerer Ausgeglichenheit. Jetzt wusste sie, was sie zu tun hatte. Traurig lächelnd erhob sie sich und schaute noch eindringlich auf die Ruhestätte ihres Bruders. „Danke", murmelte sie kaum hörbar. Dann wand sie sich geschwind um und zog sich in ihr Gemach zurück.

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„Sag mir, was ich anziehen soll, welches Gewand gefällt dir besser, Liebling?", Celendra präsentierte Legolas zwei äußerst prunkvolle Kleider aus feinster Seide, eines hatte eine lange Schleppe, die wie ein Schleier sacht den Boden bedeckte. Perlen waren an den Saum des anderen, goldenen Kleides genäht worden, Garn aus purem Silber war verwendet worden, um mit kunstvollen, elbischen Mustern das Gewand zu verzieren. Erwartungsvoll hielt Celendra das goldene Kleid in ihrer linken, das fliederfarbene in ihrer rechten Hand. Legolas musterte sie unentschlossen. Am gestrigen Abend war sein bester Freund bestattet worden und kaum einen Tag später hatte seine Verlobte keine anderen Sorgen, als ein Ballkleid auszuwählen für das Sommerfest am nächsten Abend.

„Nun sag schon, welches gefällt dir mehr?", Celendra machte ein ungeduldiges Gesicht, fast so, wie ein Kind. „Ich...ich kann mich nicht entscheiden, wähle du...", sprach er leise und drehte sich zum Fenster, beobachtete mit abwesendem Blick das fröhliche Regen der Elben für die Festvorbereitungen. Morgen würden sie wieder feiern und tanzen, lachen und trinken und die Toten, von denen sie so schmerzlich Abschied genommen hatten, würden vergessen sein. Der Elb spürte plötzlich, wie sich zwei Arme sacht um seine Hüften legten und sich Celendra an ihn schmiegte. „Verzeih, Liebster...es war unachtsam von mir, dich mit solch einer Lappalie zu belästigen, wo du noch immer voller Schmerz an Ranwé zurückdenkst...", entschuldigte sie sich leise und Legolas erkannte am vorsichtigen Ton ihrer Stimme, dass sie es ernst meinte. Er erwiderte nichts, konnte nicht in Worte fassen, was in ihm vorging. Zwar vermisste er Ranwé, das lag auf der Hand, aber viel mehr machte ihm Lalaithwen das Herz schwer. Wie sie am Abend in seinen Armen gelegen hatte...so regungslos, voller Trauer. Es tat Legolas weh, sie so zu sehen, aber noch mehr schmerzte ihm das Wissen, dass er niemals Filegons Platz einnehmen würde. Diese Nähe zu ihr hatte ihn jedoch ebenso in seinem Vorhaben gefestigt, am morgigen Tage würde er mit seinem Vater reden, nichts und niemand würde ihn daran hindern.

Seufzend drehte er sich zu Celendra und lächelte: „Schon gut, zeig mir noch einmal deine Kleider..."

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Die Vorbereitungen für das Fest waren in vollem Gange und bis in den späten Abend hinein wurde die große Halle, die riesigen Mallornbäume, Treppen und Säle ausgeputzt und geschmückt. Caras Galadhon glänzte in der warmen Abendsonne heller als die Venus am Nachthimmel, Haldir und Iorelass leiteten die Dekoration und beaufsichtigten das tüchtige Arbeiten der Elben. Alle freuten sich auf das Fest, das den Kummer und die Tränen der Vergangenheit vergessen lassen sollte. Viele der Galadhrim sangen, während sie die marmornen Säulen mit feinsten Seidentüchern schmückten, Blüten auf dem Boden verteilten, der morgen als Tanzfläche dienen sollte.

Leise zirpten die ersten Grillen im Hintergrund, begleiteten die Elben mit ihren Lauten zu deren zarten, glückverheißenden Melodie. Friedlich rauschte der warme Wind durch die Äste und das hell schimmernde Grün an ihnen ließ verheißen, dass der Sommer nun bald den Frühling ablösen würde. Haldir musste daran denken, dass Legolas Celendra das Versprechen gegeben hatte, sie noch in diesem Frühling zu ehelichen. „Wir sollten keine traurigen Lieder anstimmen", hörte er Iorelass im Unterbewusstsein sagen und der Hauptmann sah zu dem anderen Elben, bat um Entschuldigung und ließ sich erneut von Iorelass erklären. „Keine traurigen Lieder...die Bestattung liegt vielen noch schwer auf dem Herzen, aber dieses Fest soll die Freude am Leben ausdrücken, nicht schmerzende Erinnerungen hervorbringen"

Haldir nickte. Er betrachtete zwei der lorischen Elben, die gemeinsam mit einem Waldelben Düsterwalds Vorhänge zurechtrückten und dabei amüsiert auflachten. Er lächelte wehmütig. So viel Pein war im Herzen eines Elben vergraben, dass sie so tief und unergründlich wie nur der Ozean selbst war. Und trotzdem lachten sie, gaben ihren Kummer nicht preis. Manchmal kam es Haldir so vor, als trug sein Volk eine Maske, um stark und mächtig zu erscheinen. Doch im Inneren war ihre aller Seele verletzlich und voller Trauer.

„Für den König gedachte ich einen bequemen Sessel herzurichten, da ich gehört habe, Thranduil sei nicht all zu tanzfreudig.", fuhr Iorelass unbeirrt in seinem Organisationseifer fort. „Gut so, Iorelass, nicht zu hektisch, wir haben noch genügend Zeit bis morgen Abend", versicherte Haldir und machte einige bedächtige Schritte über den blütenbedeckten Boden. Dann ließ er sich auf einer der prächtigen Bänke nieder und schmunzelte über Iorelass' unsagbare Unruhe. Dirigierend stellte er sich zwischen die Elben und brachte Verbesserungsvorschläge an. „Haldir?", der Elb sah sich um. Er hatte gar nicht gehört, wie Lalaithwen plötzlich zu ihm getreten war.

„Setz dich doch", wisperte er. Sie sah sehr schön aus im sanften Dämmerlicht, das schmeichelnd ihr Gesicht umspielte. Das Medaillon blitzte kurzzeitig auf, als sie seiner Aufforderung Folge leistete. „Wie geht es dir?", fragte er vorsichtig, wohl wissend, wie sehr sie die Beerdigung Filegons mitgenommen hatte. Laith widmete ihm ein freundliches Lächeln, bevor sie sagte: „Gut...es geht mir gut." Dann schwiegen beide eine ganze Zeit lang, verfolgten das regsame Tun der Elben, lauschten dem melancholischen Gesang der Nachtigall. „Ich möchte dir danken", durchbrach die Elbe nach einiger Zeit das Schweigen und sah Haldir direkt an. Früher hatte noch diese kühne Dreistigkeit in ihren Augen gelegen, doch nun umgaben ihre Worte und ihr fester Blick eine Art Reife. Lalaithwen war innerlich gewachsen während all dieser Ereignisse, dessen war sich Haldir sicher. Aber ob ihre schmalen Schultern diese schwere Last des Verlustes und des Alleinseins je tragen konnten, wagte er zu bezweifeln. „Wofür?", gab er schließlich zurück. „Für alles...und dafür, dass es dich gibt", ergänzte sie ohne eine Miene zu verziehen, „Dafür, dass du für Legolas da bist, wie es ein treuer Freund nur tun kann"

Dann lächelte sie knapp, senkte den Blick. Ohne eine Antwort des Elben abzuwarten, erhob sie sich wieder und schritt so leise aus dem Saal, wie sie gekommen war. Haldir sah ihr nur mit einem nachdenklichen Blick nach. Er wusste nicht, warum, aber sein Herz fühlte, dass Lalaithwens Worte einer Verabschiedung gleichkamen.

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„Ich möchte, dass du es trägst"

„Nein, Pernoth, das geht nun wirklich nicht...", widersprach Lalaithwen, als sie sich vor dem großen Spiegel in ihrem Gemach drehte. „Doch, es steht dir ausgezeichnet. Bitte, trage es für mich", drängte Pernoth weiter, bestaunte Lalaithwen in dem cremefarbenen Gewand seiner verstorbenen Frau, „Du siehst wunderschön aus", fügte er sanft lächelnd hinzu. Sie starrte wortlos in den Spiegel, seufzte laut und wollte schon mit dem Kopf schütteln, als Pernoth leise sprach: „Es ist der Prinz, nicht wahr?"

Sie erwiderte nichts, blickte ihn nur in ihrem Spiegelbild an. „Natürlich ist er es", lächelte Pernoth warm, umfasste dann vorsichtig ihr Haar und hob es an. „Wir sollten es hochstecken..."

„Was?", Lalaithwen war völlig verwirrt. War es denn so offensichtlich, dass Legolas und sie... . Dabei hatten sie sich heute den ganzen Tag nicht gesehen. „Dein Haar...wir sollten es hochstecken, damit es beim Tanzen nicht störend in dein hübsches Gesicht fällt."

Laith nickte nervös, ihre Finger zupften an den kurzen Ärmeln des eleganten Kleides. „Wie hast du...", stammelte sie dann verlegen, nachdem Pernoth ihr blondes Haar wieder losgelassen hatte. „Kindchen, ich mag alt sein, aber nicht dumm.", antwortete Pernoth und fasste sie sacht an der Hand. „Selbst ein Mensch kann fühlen, wie es in der Luft knistert, wenn ihr euch gegenübersteht." Sie sah ihn mit weitgeöffneten Augen und sprachlos an. „Hast du es ihm denn schon gesagt? Dass er Vater wird, meine ich?" Laith schüttelte den Kopf. „Du solltest es ihm sagen, bevor..."

„Pernoth, ich weiß deinen Rat zu schätzen, aber ich bin mit fast 2500 Jahren wohl alt genug, selbst Entscheidungen zu treffen", ihre Worte klangen grober, als sie es eigentlich gewollt hatte. Pernoth nickte, strich ihr fürsorglich über den Arm. „Du liebst ihn, Lalaithwen...", wisperte er ernst. „Mehr als alles andere auf der Welt", ihre Stimme war nicht mehr als ein flehendes Flüstern. „Und trotzdem...", wollte der alte Mann auf sie einreden, doch ehe er weitersprechen konnte, nickte sie heftig, verbarg ihr Gesicht hinter ihren Händen. „Du bist so stark", murmelte er tröstend.

„Bitte...lass mich allein", schluchzte sie nur noch und ihr Weinen zerriss Pernoth das Herz. Doch er presste ihr noch einen tröstenden Kuss auf das Haar, bevor er sie in dieser Nacht allein ließ. Kaum hatte Pernoth die Tür hinter sich verschlossen, sank Lalaithwen auf die Knie, schob den Spiegel zur Seite. Sie konnte sich nicht mehr sehen, ihren Anblick nicht ertragen in diesem wunderschönen Kleid, dass sie fast wie eine reinblütige Elbe aussehen ließ. Aber eben nur fast.

Sie zog die Knie fester an ihren Körper, verbarg ihr Gesicht hinter ihnen und weinte bittere Tränen... .

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Der Morgen des nächsten Tages ließ schönes Wetter verheißen, ein sanfter Nord-West Wind wehte und diente als durchaus angenehme Kühlung in der anfänglichen Hitze der Morgensonne. „Wahrlich ein guter Tag, den Sommer zu begrüßen", sagte Thranduil zu seinem Sohn, als dieser zu ihm in das königliche Gemach getreten war und mit ihm gemeinsam auf dem offenen Balkon stand. „Ein Tag für Veränderungen...", bemerkte Legolas beiläufig, doch Thranduil nahm diesen Kommentar nicht wahr, viel zu mitgerissen war er von der Natur, wie sie sich in all ihrem Glanz und Schein präsentierte. Vögel jagten über den Wolken hintereinander her, verkündeten, dass dieser Tag ein ganz besonderer sein würde. „Vater, ich muss mit dir sprechen", unterbrach Legolas die Freude seines Vaters. „Jungchen, was hast du? Du machst ein Gesicht, als wäre der Himmel voller Regenwolken. Ist etwas passiert?", Thranduil schien nicht wirklich auf Legolas selbst zu achten, stellte seine Frage eher nebenbei.

„Ich musste dir doch etwas sagen...weißt du noch...Schnee im April?", begann er mit fester Stimme und man konnte ihm die Nervosität, die sein Herz wie ein eiskalter Schauer umarmte, somit gar nicht ansehen. Thranduil legte die Hand auf die Schulter seines Sohnes, nickte dann verständnisvoll. „Ich weiß, du machst gerade eine sehr schwierige Zeit durch...obgleich ich Ranwé nie wirklich mochte, weiß ich, wie viel er dir bedeutete..."

Legolas seufzte leise. Warum mussten ihn nur alle falsch verstehen? „Vater, es ist nicht wegen...", wollte Legolas den Verdacht Thranduils untergraben, doch wurde sanft unterbrochen. „Legolas...ich sehe schon längst, dass etwas auf deinem Herzen lastet, was du mir mitteilen möchtest...", er warf ihm einen fragenden Blick zu, wollte Legolas somit zum Reden bringen, doch dieser wartete einen Moment, holte tief Luft und gerade als er seinem Vater alles gestehen wollte, klopfte es an der schweren Tür seines Gemachs.

Der junge Elb atmete deutlich hörbar aus, schloss einen Augenblick die Lider. Das durfte doch nicht wahr sein! Warum nur funkte immer irgendetwas dazwischen, wenn er mit der Wahrheit herausrücken wollte? Legolas spürte, wie Thranduil die Hand von seiner Schulter löste und sagte: „Verzeih, später habe ich Zeit für dich" Er bedachte seinen Sohn mit einem Lächeln und kurz bevor Thranduil zur Tür trat, wand er sich um und sagte: „Ich bin stolz auf dich, mein Junge" Legolas schluckte. Diese Bemerkung hatte jetzt wirklich nicht sein müssen, denn der Kloß in Legolas' Hals vergrößerte sich mit jeder Sekunde, in der er seinen Vater so voller Stolz und Zuneigung ihm gegenüber erlebte. Aber es nützte alles nichts, Vaterliebe hin oder her, er wollte sein Leben mit Lalaithwen und nicht mit Celendra verbringen und das musste er ihm abends beichten. „Tut mir leid, Vater", murmelte der Elb, als er allein auf dem Balkon stand und nachdenklich in die Ferne schaute.

Am späten Nachmittag würde das Fest beginnen und Elben aus ganz Lothlorien würden sich in der Hauptstadt versammeln und den Sommer mit elbischem Gesang und Tänzen willkommen heißen. Seine Frist war abgelaufen. Celendra und sein Vater erwarteten sicherlich nur noch darauf, dass Legolas das genaue Datum für die Hochzeit festlegte. Doch stattdessen würde er die ganze Geschichte abblasen. Ein schiefes Grinsen lag auf seinem schönen Gesicht, als er sich gedanklich die Gesichter ausmalte, die beide ziehen würden.

Obgleich diese Vorstellung äußerst makaber war, ließ sich Legolas nicht beunruhigen. Er hörte auf sein Herz und das sagte nun einmal klar und deutlich Lalaithwen. Irgendwann würde ihn sein Vater verstehen.

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Sie sah lange in den Spiegel, prüfte genau, ob alles passte, rückte ihr Medaillon zurecht und strich dann behutsam über das hochgesteckte, blonde Haar. Das cremefarbene, edle Kleid reichte bis zu den Füßen, eine kürzere Schleppe war angenäht worden. Lalaithwen starrte sich kritisch an. Solche Kleider waren einfach nichts für sie...aber die Elbe würde es nicht all zu lang tragen müssen. Pernoth hatte ihr eine der zarten Mallornblüten ins Haar gesteckt und gesagt, sie sähe aus wie die Mondgöttin selbst. Laith hatte zwar nicht wirklich verstanden, was er damit sagen wollte, aber sie war es müde, nachzufragen. In Gedanken versunken verübten ihre Finger ihr übliches Ritual, umkreisten sacht das silbern glänzende Schmuckstück, das um ihren Hals lag, die leichten Einkerbungen ertastete sie genau mit ihren empfindlichen Fingerspitzen. „Oh, Filegon...so hilf mir doch, das durchzustehen...", flüsterte sie und lehnte seitlich gegen die Zimmerwand. Aber sie wusste, dass sie da ganz alleine durch musste, egal wie schwer es werden würde.

Ein sachtes Klopfen an ihre Zimmertür ließ sie aus ihren Gedanken hochschrecken. Es war Pernoth, der gekommen war, um sie zu dem Ball zu geleiten. „Bist du so weit?", fragte er vorsichtig und Lalaithwen nickte, folgte ihm nach draußen.

Zwar war der Abend noch nicht gänzlich nah, aber trotzdem hatte das Fest bereits begonnen, die Elben Lothloriens spielten ihre schönste Musik, besangen in ihren traditionellen Liedern die Natur und sämtliche gesegneten Geschöpfe darin. Viele vom schönen Volk bewegten sich geschmeidig über die geschmückte Tanzfläche, ihre Bewegungen zur Musik erschienen traumgleich, sie schienen Eins zu sein mit dem Wind, der durch ihr langes, feines Haar strich und sich mit ihnen zur Melodie drehte. Nie hatte Legolas einen friedlicheren Platz in ganz Mittelerde gesehen. Er trug ein dunkelblaues, mit silbernen Mustern besticktes Gewand, dazu eine passende, Hose und einen dunklen Mantel, auf dem das königliche Zeichen Düsterwalds aufgenäht worden war. Wäre Thranduil an diesem Abend nicht anwesend gewesen, hätte man Legolas für den König des nördlichen, ehemaligen Grünwald gehalten, so stattlich sah er aus. Celendra hatte sich seiner Garderobe angepasst, indem sie sich für das fliederfarbene Gewand entschieden hatte. Sie trug einen silbern schimmernden Haarreif und hatte ihre schwarzen, seidengleichen Haare kunstvoll hochgesteckt, die kostbarsten Broschen schmückten ihr Kleid.

Sie sah aus wie die Königin Düsterwalds, wunderschön und edelmütig zugleich. Celendra plauderte mit einigen ihrer Freunde, wohingegen Legolas absichtlich etwas abseits stand und den zierlichen Tanz seines Volkes beobachtete.

Er wartete auf Lalaithwen, die er schon viel zu lange nicht mehr erblickt hatte und nach der sein Herz sich sehnte. Noch keine Stunde war vergangen, doch die Ungeduld in ihm verzehrte ihn nach und nach. Er wollte, dass sie bei ihm war, wenn er seinem Vater alles gestand. Sie würde doch kommen? Diese Frage wiegte Legolas in einer unerträglichen Unsicherheit, keine Minute, keine Sekunde würde er es länger ohne sie ertragen können. Seine Augen wanderten über Celendras anmutige Gestalt. Keine Frage, sie war eine der schönsten Elbenfrauen, die er je zu Gesicht bekommen hatte, ihr Herz war rein und er musste sich eingestehen, dass er etwas für sie empfand. Keine Liebe oder dergleichen, viel mehr geschwisterliche Verbundenheit. Doch niemals konnte er sie deswegen ehelichen. Er liebte sie nicht, obwohl er sich das die ganzen Jahre über eingeredet hatte.

Es tat ihm leid, Celendra so wehtun zu müssen, aber andererseits wäre es ungerecht ihr gegenüber gewesen, ihr nur etwas vorzuheucheln, das sich Liebe nannte. Sie hatte das nicht verdient. In Gedanken versunken bemerkte Legolas fast nicht, wie sich Haldir zu ihm gesellte, er trug einen Becher Met für seinen Freund in der linken Hand. „Das Fest scheint dir nicht unbedingt Spaß zu machen, mellon nîn", sagte er und überreichte dem Prinzen den Becher. „Doch...wie könnten mir Lothloriens Bälle missfallen", gab er ehrlich zurück. „Wo ist Lalaithwen?", fragte Haldir und er sah, wie Legolas' Blick traurig zu werden schien. „Ich weiß es nicht...aber ich hoffe bei Eru, dass sie noch erscheinen wird", sagte er in gedämpften Ton und senkte sein Haupt. Haldir nickte, wagte nicht, irgendetwas über Lalaithwens gestriges, etwas seltsames Verhalten ihm gegenüber zu erwähnen. Vielleicht hatte er ihre Worte auch falsch interpretiert und er wollte seinen Freund nicht in unbegründete Sorge versetzen.

„Genieße das Fest, Legolas, ich bin sicher, sie wird noch kommen", versicherte der Elb, „Es ist kaum eine Stunde verstrichen, Geduld war noch nie deine Stärke", lächelte er dann aufmunternd und klopfte Legolas auf die Schulter. Dieser erwiderte das Lächeln, doch Haldir spürte die innere Unruhe und die Bedrücktheit seines Freundes, hoffte inständig, dass Lalaithwen kommen mochte. Er hatte sich für sie entschieden und Haldir würde nicht mit ansehen können, wie das Herz des Prinzen brach. Celendra unterhielt sich immer noch rege mit anderen Elben, als Thranduil den Saal betrat und alles plötzlich in ehrfürchtiges Schweigen verstummte, bis sich der König gesetzt und das Zeichen zum Weiterspielen der Musik gegeben hatte. „Was glaubst du, wie er reagieren wird?", murmelte Haldir. Er wusste, dass seine Worte des Bedenkens Legolas' Ohr nicht mehr erreichen würden und im Grunde hatte er auch nicht mehr vor, dergleichen etwas zu äußern.

„Er wird mir nur den Kopf abreißen,...wenn ich Glück habe", erwiderte Legolas und ein Grinsen lag auf seinen Lippen. „Es erfreut dich wohl, deinem alten Herrn noch den ein oder anderen Schrecken zu einzujagen, was?", grinste Haldir mit ihm und fast gleichzeitig lachten die Freunde auf. Seltsam, in einer eigentlich so ernsten Lage noch so viel Humor zu beweisen.

Etwa zur gleichen Zeit betrat Lalaithwen in Pernoths Begleitung den ausgeschmückten Festsaal, wo viele Elben bereits ausgelassen tanzten und feierten. Das Leuchten von aberhunderten Kerzen hüllte die Halle in einen anmutigen Schimmer, vereinigte sich mit dem scheuen Glanz der frühen Abendsonne. Schatten tanzten mit den Elben über den blütenbedeckten, marmornen Boden und Lalaithwens Herz war bei diesem Anblick gleichzeitig erfüllt mit Freude und einer unerklärlichen Melancholie.

„Wenn ich nicht zu alt und zu schwach wäre, würde ich dich zum Tanz auffordern, meine Schönheit", sagte Pernoth und Laith lächelte, betrachtete mit leicht besorgter Miene den fest eingebundenen Arm ihres Freundes. Es erfüllte sie immer wieder mit Staunen, wie schnell Pernoth Schmerzen und Verletzungen wegsteckte und die Kraft fand, weiterzuleben. Selten war ihr je ein robusterer Mensch unter die Augen gekommen. „Lalaithwen, wie schön, Euch hier anzutreffen", rief plötzlich Celendra und drängte sich an den Elben vorbei, um zu Lalaithwen vorzudringen. Pernoth bedachte Laith mit einem fragenden Seitenblick, doch diese machte nur einen höflichen Knicks zur Begrüßung der Verlobten des Prinzen. „Oh, so lasst doch diese Höflichkeitsfloskeln, meine Liebe, kommt, ich möchte Euch einigen meiner Freunde vorstellen...Ihr seht wirklich entzückend aus", plauderte Celendra auf die nur noch hilflos dreinblickende Elbe ein, die von ihr einfach mitgezogen wurde.

Laith warf Pernoth nur einen entschuldigenden Blick zu, doch dieser deutete ihr nur, sich zu amüsieren. „Dieses Kompliment kann ich nur noch an Euch weiterreichen", erwiderte sie schüchtern, als Celendra langsamer wurde und sie schließlich zu ihren Freunden führte. „Nicht so bescheiden", lächelte sie vergnügt, als sie sah, wie verlegen Lalaithwen zu Boden blickte, als sie schließlich mit Celendra vor Legolas und ihren Freunden zum Stehen kam. „Ich möchte Euch Lalaithwen vorstellen. Das ist Iasphiren, Celethwen und ihr Gatte Yulwé...", plapperte Celendra los, sodass Lalaithwen fast gar nicht folgen konnte. „Und meinen zukünftigen Gatten kennst du ja bereits", lächelte sie abschließend und gab Legolas einen Kuss auf die Wange, doch dieser schaute nur Lalaithwen an, gefangen von ihrer Schönheit. Celendra wand sich geschwind an ihre Freunde, sodass Legolas die Gelegenheit fand, mit Laith zu sprechen.

„Du siehst wirklich bezaubernd aus, Melamin", wisperte er sanft und die Wärme in seinen Augen brachte Lalaithwens Herz zum Schmelzen, „wie ich es nicht anders erwartet hatte", ergänzte er zärtlich und küsste ihre Hand. „Wie geht es dir?", fragte sie leise und er strich ungesehen mit seinen Fingern liebevoll über ihre Wange, sodass sie leicht erschauerte. Wie sehr hatte sie sich nach seiner Nähe gesehnt! „Gut, da du nun endlich bei mir bist", lächelte er und beide waren der Versuchung ganz nah, sich einfach zu küssen, ungeachtete dessen, dass hunderte von Zeugen sie sehen würden. Celendra war zu versunken in ihrem Gespräch, als dass sie wirklich mitbekommen hätte, dass sich ihr Verlobter und Lalaithwen überhaupt unterhielten. Dann wurde ein langsames Lied von den Elben angestimmt und Celendra hakte sich bei Haldir ein und zog auch Legolas und Lalaithwen mit sich. „Lasst uns tanzen, Freunde", forderte sie fröhlich, „Wenn du erlaubst, Liebster, schenke ich Haldir meinen ersten Tanz für diesen Abend"

„Nur zu", nickte Legolas, „Dafür gilt mein erster Tanz Lalaithwen", sagte er weiter und fasste die kleine Elbe rasch bei der Hand und zog sie auf die Tanzfläche, ihre protestierenden, leichten Schläge gegen seinen Arm ignorierend. „Legolas, nein!", wisperte sie und errötete leicht. „Ich kann doch nicht tanzen...", fügte sie mit zitternder Stimme hinzu, doch davon ließ sich Legolas nicht beirren. „Mir doch egal", sagte er gespielt grob und zog sie einfach mit sich, Lalaithwen versuchte angestrengt, seinen schnellen Schritten Folge zu leisten und mit seiner Hilfe lernte sie schnell, sich zu der Musik zu bewegen.

Der Elb hatte sie weit abseits von Celendra und Haldir geführt. „Nicht mehr lang und wir müssen uns nicht mehr verstecken", säuselte er in einem ruhigen Moment in ihr Ohr. Ein Leuchten lag in ihren Augen und sie schmiegte sich etwas näher an ihn. „Legolas...ich...", begann sie vorsichtig, doch er legte nur den Finger auf ihre weichen Lippen. „Shhh, Meleth nîn, hab keine Bedenken…" Seine Selbstsicherheit erstaunte sie sichtlich und sie genoss einfach dieses innige Vertrauen und die Zuneigung zueinander in diesen intensiven Sekunden des Tanzes. Jedes Geräusch verschwand um sie herum, nur die leichte Melodie erreichte ihr Ohr. Sie sah nichts außer Legolas, dessen Augen die ihren in keinem Moment verließen, sah nur sein schönes Gesicht, die perfekten Züge, das warme Lächeln und seine sinnlichen Lippen. Und für diesen Augenblick fühlte sich Lalaithwen zu Hause. Zu Hause in seinen Armen. Tränen sammelten sich in ihren Augen und er hielt inne, als auch die Musik verstummte. „Was ist? Was hast du?", fragte er sanft, doch sie sah nur zu Boden, zwang sich, die Fassung zu bewahren. „Nichts...", murmelte sie, „Ich liebe dich"

Etwas klang in ihrer hellen Stimme mit, das Legolas verunsicherte. Doch ehe er irgendetwas erwidern konnte, hatte sie sich von ihm losgemacht und Celendra war zu ihnen getreten. „Wenn Ihr mir die Unterbrechung erlaubt, würde ich nun gern meinen Gatten zu Tanze geleiten", sagte sie fröhlich. „Natürlich, es war mir eine Ehre, mit ihm tanzen zu dürfen", sprach Lalaithwen höflich und sah nur, wie Legolas sie besorgt ansah, er dann aber von Celendra zurück auf die Tanzfläche geführt wurde, als ein neues Lied angestimmt wurde.

Lalaithwen presste die Lippen zusammen, als sie am Rande der Halle stand und das Paar inmitten des Saales tanzen sah. Ihre Entscheidung war richtig, obwohl sie schmerzte, das wusste Laith einfach. Nur mit Mühe konnte sie ihre Tränen zurückhalten, zu sehr verletzte sie der Anblick von Celendra und Legolas. Sie schluckte, atmete tief durch. Die Elbe und der Prinz schwebten förmlich über den Boden, Lalaithwen hörte nichts und fühlte nichts außer der Pein in ihrem Herzen. Sie sahen wo perfekt zusammen aus. So vollkommen in ihrer Schönheit und Eleganz. Wie Schmetterlinge graziös in der Luft tanzten, so virtuos waren auch diese beiden Elben. „Sind sie nicht ein schönes Paar?", sprach Celethwen, eine von Celendras Freundinnen schwärmerisch zu ihr und Lalaithwen nickte nur wie in Trance. „Ja...das sind sie", antwortete sie, „Entschuldigt mich bitte", dann wand sie ihr Gesicht von der Tanzfläche ab und ging langsam zwischen den Säulen entlang, lehnte mit dem Rücken gegen eine der marmornen Kunstwerke. Ihre Hand lag auf ihrem Bauch. Einen Teil von Legolas würde sie immer bei sich tragen.

„Lalaithwen...bist du so weit?", hörte sie plötzlich Pernoth sprechen, der neben ihr stand. Die Sonne hatte für diesen Tag auf Wiedersehen gesagt und der Mond leuchtete bereits am Himmel. Laith nickte, ließ zu, dass Pernoth tröstend den Arm um sie legte und langsam mit ihr zum Ausgang schritt. Haldir hatte sie beide gesehen und wollte noch eilig zu ihnen gelangen, wurde aber von der Menge der Elben aufgehalten. „Lalaithwen?", rief er, doch sie wand sich nicht zu ihm um, ging mit dem alten Mann nach draußen. Haldir ballte die Hände zu Fäusten. Er konnte das nicht zulassen.

~*~*~

Der Tanz war beendet und Legolas murmelte ernst: „Celendra, ich muss dir etwas sagen...dir und meinem Vater...und bitte lass mich diesmal sprechen", forderte er und sie sah ihn etwas überrascht an. „Natürlich, Liebster, aber was hast du denn?" Legolas führte sie an seiner Hand mit sich, bewegte sich auf seinen Vater zu, der auf seinem königlichen Sessel saß und ein Gespräch mit Ioreweth führte. „Vater...verzeih bitte die Unterbrechung, aber es ist mir wichtig, dass wir miteinander sprechen", drängte der Prinz. „Legolas, siehst du nicht, dass ich gerade ein Gespräch führe? Was bei Eru ist so wichtig?"

Celendra und Thranduil tauschten verwirrte Blicke, doch Legolas behielt seine ernste Miene bei. „Schon lange wollte ich es euch sagen, doch nie habt ihr mich angehört." Celendra sah ihn mit großen Augen an. „Aber was ist denn, Liebster?"

„Würdest du mich ausreden lassen, wüsstest du es unlängst", platzte es aus ihm laut heraus, sodass Celendra erschrocken zurückfuhr. „Es geht um die Hochzeit", sagte er dann leiser und sein Herz raste in der Brust, doch nun gab es kein Zurück mehr. Endlich würde er seinen Gefühlen freien Lauf lassen, ungeachtet der Reaktion seines Vaters. „Das dachte ich mir schon", begann Thranduil und Legolas hielt inne. „Es wird Zeit, dass sie gefeiert wird, denn der Frühling liegt in seinen letzten Zügen", lächelte er dann, doch Legolas schloss die Augen, atmete tief durch. „Vater...", gerade wollte er alles sagen, alles gestehen, diese Last von seinen Schultern werfen, als Haldir ihn ruckartig an der Schulter zurückzog und sprach: „Legolas, schnell, es ist dringend!"

„Nicht jetzt, Haldir, ich werde es ihnen sagen...", sagte der Prinz erzürnt und Celendra und Thranduil verstanden die Welt nicht mehr. „Komm mit mir, oder alles ist zu spät!", warnte Haldir und Legolas blickte ihn verwundert an, wand sich kurz an Thranduil und sagte: „Wartet, ich bin gleich zurück..." Dann führte ihn Haldir eiligen Schrittes mit sich.

„Was ist nur los? Bist du verrückt? Du kannst nicht verhindern, dass ich es ihnen sage, verstehst du das nicht?", sprach Legolas wütend, als sie den Garten vor der Halle erreicht hatten und endlich allein waren. „Darum geht es mir nicht, ich weiß, dass du zu stur bist, um in Herzensangelegenheiten auf deine Freunde zu hören, aber es geht mir nicht um deine Hochzeit, es geht um Lalaithwen!"

Legolas sah ihn mit einem gefährlichen Blitzen in den Augen an, die Zähne biss er zusammen. „Sie will gehen", sagte Haldir mit sanfterer Stimme. „Was? Du lügst!", zischte Legolas und wollte sich von ihm losreißen, als Haldir ihn fester packte und sagte: „Ich lüge nicht, Legolas...niemals! Ich sah sie mit Pernoth aus der Halle verschwinden"

„Vielleicht war sei müde und wollte zu Bett", warf Legolas verärgert ein, doch Haldir schloss die Augen und sagte: „Ich sah Tränen in ihren Augen...sag mir nicht, dass sie weint, weil sie müde ist" Legolas Augen weiteten sich, er wollte sich an Haldir vorbeidrängen, doch dieser hielt ihn zurück. „Wo ist sie, ich muss zu ihr, sie wird nicht gehen...niemals!", Legolas schrie fast, so aufgewühlt war er. „Ich fürchte, sie und Pernoth werden weiterziehen. Er ist Kaufmann, musst du wissen und hat auch gute Handelsbeziehungen hier in Lorien. Es wird ein Leichtes für ihn gewesen sein, einen neuen Karren zu besorgen"

„Haldir, wo ist sie?", bat Legolas mit echter Angst in seiner Stimme. „Wenn sie mit Pernoth geht, wie ich es vermute, wird sie auf der Terrasse sein...dort werden sämtliche Karren beladen"

„Hab Dank", wisperte Legolas leise, umarmte Haldir kurz, aber heftig und eilte dann so schnell er konnte hinab in Richtung Terrasse, das Mondlicht umspielte die Silhouette des Elben, als dieser in der Dunkelheit verschwand. „Viel Glück, mellon nîn", murmelte Haldir besorgt und wartete unter dem Sternenhimmel.

~*~*~

Lalaithwen hatte ihren nachtschwarzen Mantel übergezogen und strich über die Blesse des Pferdes. Pernoth belud den Karren mit den nötigsten Dingen, er hatte darauf bestanden, dass Lalaithwen ihm nicht zur Hand ging, da sie ja schwanger war und so nicht schwer heben durfte. Lalaithwens Kopf lehnte sacht gegen den des Pferdes, ihre Finger streichelten behutsam über den Hals des Tieres, sie zitterte. Pernoth war fertig mit dem Beladen und trat zu der kleinen Elbe. „Lalaithwen...ich möchte nicht, dass du unglücklich wirst...du musst nicht mit mir gehen, wenn du es nicht willst...hast du dir das gründlich überlegt? Du liebst ihn doch und er dich ebenso. Ihr seid eine Familie." Lalaithwen sah ihn wehmütig an und Pernoth schmerzte es, die tiefe Trauer in den Augen des Elbenmädchens zu sehen. „Er hat eine Familie, zu der er gehört...aber ich nicht. Ich will ihm seine Familie nicht nehmen." Pernoth strich ihr sanft über den blonden Schopf, ihre langen Haare lagen nun wieder offen über ihrem Rücken, vereinzelte Strähnen lagen in ihrem vom Mondschein erhellten Gesicht. „Ich möchte nicht, dass du eine Fehler machst", sagte er sanft.

„Fehler habe ich schon gemacht...zu viele...", ihre Stimme wurde immer leiser und sie senkte den Kopf. „Ich kann nicht mehr tun, als dir ins Gewissen zu reden, meine Kleine. Wenn du also deine Entscheidung getroffen hast, so sitz auf. Oder bleib hier. Die Zeit drängt, ich muss aufbrechen" Lalaithwen nickte und zwang sich dazu, auf dem Karren Platz zu nehmen. Pernoth hatte sich gerade neben sie gesetzt und die Zügel in die Hand genommen, als plötzlich Legolas' Stimme erschallte: „Lalaithwen!" Sie drehte sich um und sah den Elben auf der Terrasse stehen, sein Mantel wehte im lauen Nachtwind. Sie schaute zu Pernoth, der nur nickte und ihr deutete, zu ihm zu gehen.

Ohne länger zu zögern sprang sie vom Karren und lief zu Legolas, der auf sie zukam und sie fest in seine Arme schloss. „Sag mir, was du da tust und warum!", forderte er mit heiserer Stimme. Ihr Kopf lehnte an seiner starken Schulter, noch einmal spürte sie seinen warmen, sanften Körper. „Ich gehe, Legolas..."

„Nein!", sie erschrak fast bei der plötzlichen Lautstärke seiner Stimme und spürte, wie seine Hände sie fester umfassten. Laith schmiegte sich ganz nah an ihn, fühlte seinen rasenden Herzschlag. „Ich muss...", sie brachte nur noch ein leises Wispern hervor. „Warum? Sag mir warum?", seine Stimme bebte vor Verzweiflung und Angst und sie strich mit zitternden Fingern durch sein geschmeidiges Haar. „Weil ich dich liebe", hauchte sie leise. „Dann bleib bei mir!", forderte er und sah sie fest an. „Das kann ich nicht...so sehr ich es wollte...ich kann es nicht", jedes Wort war eine Qual für sie, ihr Herz verkrampfte sich mit jedem Atemzug mehr. „Wieso nicht? Lalaithwen, ich sage es meinem Vater und Celendra, ich war schon kurz davor, als Haldir mich davon abhielt, weil er ahnte, dass du gehen wolltest", sagte der Elb. „Nein...tu das nicht, Legolas", sie fuhr mit einem Finger über seine Lippen, konnte die Verzweiflung und den Schmerz in seinen Augen nicht ertragen, „Das würde dein Leben zerstören...ich will das nicht!"

„Ich lasse dich nicht gehen", seine Stimme war heiser und seine Gesichtszüge angespannt. „Wenn du mich liebst, lässt du mich gehen"

„Wie kannst du so etwas sagen?", Legolas' Stimme vermischte sich mit Wut und Verzweiflung, kam fast einem Schluchzen gleich. „Liebst du mich, Legolas?", fragte sie nur und Tränen wanderten ungehindert über ihre Wangen. „Natürlich liebe ich dich", erwiderte er leise und zum ersten Mal sah Lalaithwen Tränen in seinen Augen. Sie lächelte halb traurig, halb glücklich und küsste ihn auf den Mund. Er erwiderte diesen Liebesbeweis innig und verzweifelt. Erst nach einem unendlich erscheinenden Moment lösten sich ihre Lippen widerwillig voneinander. Beide weinten sie. „Bitte geh nicht", flehte er flüsternd. Sie küsste sacht seine Tränen fort und streichelte über seine warme Haut. „Wenn Eru es so will, sollen wir uns wiedersehen", sagte sie mit gebrochener Stimme, küsste ihn ein letztes Mal innig, spürte seinen Herzschlag, seine Wärme, seine Geborgenheit und Liebe, bevor sie sich von ihm löste, seine Hand noch die ihre umfasste, doch diese sich ebenso nach einem letzten, eindringlichen Blick voneinander lösten.

„Ich werde immer bei dir sein", versprach sie leise weinend und er nickte. Stumm rollten die Tränen über seine Wangen und sah er ihr nach, wie sie langsam auf den Karren stieg, Pernoth ihr etwa tröstendes zuflüsterte, dieser sich noch einmal zu Legolas umwand und dann schließlich die Pferde antrieb.

Als der Karren in der Dunkelheit verschwunden war und die Sterne wie Edelsteine am Firmament leuchteten, spürte Legolas, wie sich plötzlich Haldirs Hand auf seine Schulter legte und sein Freund neben ihm stand. Lange Zeit schwiegen sie, Legolas versteckte die Tränen vor Haldir nicht. Die fröhliche Musik des Balls erreichte sein Ohr wie aus einer anderen Dimension, als er mit zitternder Stimme sprach:

„Wo will sie nur mit meinem Herzen hin, Haldir?"

Der lorische Elb umarmte Legolas tröstend und murmelte: „Dorthin, wo eure Liebe ewig sein wird...man mag euch trennen können, aber eure Herzen...eure Herzen werden Eins sein...", sagte er dann weiter, mit seinem Freund mitfühlend. Der Wind strich durch Legolas' Haar, doch weder Haldirs Worte, noch der sanfte Schein der Sterne konnten ihm Trost spenden.

Bitte weine nicht,

versiegelt mit diesem Kuss

sei mein Versprechen.

Auch wenn ich jetzt geh'

Denke daran für immer

werde ich dein sein.

Halt einfach mein Herz

bis wir uns wiedersehen

in deinen Händen.

~*~*~

Schluss und Aus, ich habe tatsächlich diese Story zuende gebracht. Ich würde mich über ein letztes Feedback aka Review sehr freuen! Tut mir doch diesen kleinen Gefallen. Ach, übrigens...das kleine, 3-versige Haiku am Schluss gehört einzig und allein mir, falls es jemanden interessiert *lol*

Wir sehen uns beim Epilog... .

18. 8. 2002 – 24. 5. 2003