2.
Der Zaubertranklehrer
Ophelia war die Einzige, die in Hogwarts ausstieg. Ihr Blick ging als Erstes
auf das Schloss zu. So ein schönes Schloss mit so vielen Türmen hatte sie noch
nie zuvor gesehen und sie konnte ihre Augen nicht mehr davon abwenden, bis ein
grosser Schatten über sie hineinbrach. Sie drehte sich um und das einzige was
sie sah war ein grosser Bauchumfang. Erst jetzt merkte sie, dass sie vor
jemandem stand und dieser jemand sagte freundlich: „Hallo, ich bin Hagrid, der
Hüter der Schlüssel und Ländereien von Hogwarts, und Sie müssen Miss Own sein,
die neue Lehrerin für Verteidigung gegen die dunklen Künste". „Ja, das bin
ich", antwortete sie, „aber bitte nenn mich doch Ophelia". Nach einem kräftigen
Händedruck liefen sie zu einer Kutsche und Hagrid verstaute ihr Gepäck.
Am Schloss angekommen liefen sie die steinerne Treppe zum Eingang hinauf. Oben
angekommen öffnete sich die Eingangstür und eine Hexe, mit schwarzen Haaren und
einem purpurnen Umhang, begrüsste sie. „Herzlich willkommen in Hogwarts Miss
Own, ich bin Minerva McGonagall. Ich hoffe, sie hatten eine angenehme Reise!"
„Die Reise war hervorragend, danke", antwortete Ophelia. „Ich werde sie zu
Professor Dumbledore hinauf begleiten und inzwischen wird Hagrid ihr Gepäck auf
ihr Zimmer bringen."
Im zweiten Stock standen sie vor einem grossen Wasserspeier und Minerva sagte
„Nachttopf". Der Wasserspeier rutschte
zur Seite und eine Öffnung kam zum Vorschein. Nachdem sie die grosse
Wendeltreppe erklimmt hatten, traten sie in ein grosses Büro, das sehr
gemütlich eingerichtet war. Albus Dumbledore kam mit seinem langen
weiss-schimmernden Bart auf Ophelia zu und begrüsste sie mit einem Lächeln.
"Schön, dass Sie hier sind. Wir haben uns schon auf Sie gefreut und übrigens
ich bin Albus. Die Lehrer in unserer Schule nennen sich alle beim Vornamen."
Nach der Bekanntmachung bot er ihr einen Stuhl an und schenkte ihr eine Tasse
Tee ein. „Wir sind froh darüber, dass eine erfahrene Person wie du die Schüler
unterrichten wird." Ophelia wurde ganz verlegen. „Ich danke dir vielmals, dass
ich in Hogwarts unterrichten darf. Diese Schule hat mich schon immer
fasziniert." Dumbledore schaute sie mit einem vertrauten Blick an. „Ich hoffe,
du wirst dich hier gut einleben. Wir werden uns morgen den Unterrichtsstoff
zusammen anschauen, damit du weisst, was die Schüler schon für Themen hatten.
Ich gebe dir natürlich freie Hand im Bezug auf den Lehrstoff." Dumbledore erklärte
ihr noch eine Weile, wie es in der Schule ablaufen wird und nach einem langen
Gespräch sagte er: "So, wenn alles geklärt ist, dann lass ich dich mal in Ruhe.
Minerva wird gleich kommen und mit dir einen Rundgang durch die Schule machen
und dich mit den anderen Lehrer, die bereits schon die ersten
Unterrichtsstunden vorbereiten, bekannt machen." „Ähm Albus", sagte Ophelia,
„ich hätte da noch eine Frage. Warum habe gerade ich die Stelle bekommen? Ich
meine, es gibt sicher noch andere Interessenten, die aber hier in England
wohnen." Dumbledores Lippen verzogen sich zu einem Lächeln und er antwortete: "Ich
habe von dir und von deinen Abenteuern schon viel Gutes gehört und ausserdem
ging dein Vater hier zur Schule. Ich glaube, du wirst den Schülern wunderbare
Sachen beibringen. Oh da bist du ja Minerva", sagte Dumbledore als sie ins
Zimmer kam. "Nun dann werden wir uns in der grossen Halle beim Nachtessen
sehen."
Ophelia und Minerva verliessen Dumbledores Büro und liefen zur Eingangshalle
zurück. Minerva zeigte Ophelia die ganze Schule. Sie liefen Treppen rauf, dann
wieder runter und liefen durch die verschiedensten Gänge. Ophelia lernte die
Schlossgespenster kennen und den anderen Lehrer begegneten sie auch. Als
Minerva ihr alles gezeigt hatte, sagte sie: "Oh, ich habe dir ja noch gar nicht
Professor Snape vorgestellt. Er unterrichtet Zaubertränke und ist meisten in
seinem Büro im Kerker, wo er an Zaubertränken herumexperimentiert. Meistens
will er nicht gestört werden aber heute muss er wohl dranglauben."
Sie liefen die Treppen zum Kerker hinunter bis sie vor einer dunklen, hölzernen
Tür standen und Minerva klopfte fest daran. Ein bedrohliches aber zu gleich
ruhiges „Herein" gab ihnen das OK den Raum zu betreten. In dem Raum war es
dunkel, weil es fast keine Fenster gab. Ein Feuer prasselte im Kamin und auf
den Regalen standen Kerzen, die brannten. Die Gestelle an den Wänden waren voll
mit den verschiedensten Gläsern, die einen komischen Inhalt aufwiesen. Als die
beiden Hexen das Zimmer betraten, blickte Snape, der an seinem Schreibtisch
sass, zu ihnen auf und sein Blick traf auf Ophelia, die eine Gänsehaut bekam,
aber nicht, weil sie sich fürchtete. Er hatte schulterlanges, schwarzes Haar,
dass aussah als hätte man es noch nie gekämmt. Sein Gesicht war blass und er
hatte eine gekrümmte Nase. Er trug einen schwarzen Umhang und man merkte
sofort, dass er nie eine andere Farbe tragen würde, aber er hatte etwas
Magisches, Anziehendes an sich.
Minerva wandte sich zu Snape. "Severus, das ist Ophelia Own. Sie wird
Verteidigung gegen die dunklen Künste unterrichten." Nachdem Snape seine Feder
weggelegt hatte, stand er auf und stellte sich vor Ophelia hin. Ophelia
streckte ihm ihre Hand entgegen um ihn zu begrüssen aber Snape zögerte. Nach
einem kurzen Moment sagte er nur: "Willkommen in Hogwarts", und gab ihr einen
flüchtigen Händedruck.
Danach verliessen Minerva und Ophelia Snapes Büro und liefen die Treppen hoch.
„Ist er immer so unhöflich zu neuen Lehrern?" , wollte Ophelia wissen. „Mach
dir nicht so viele Gedanken darüber. Er muss sich zuerst an dich gewöhnen und
wahrscheinlich ist er ein bisschen neidisch auf dich, weil er schon lange auf
deinen Job aus ist. Er ist eigentlich ein ganz lieber Mann, wenn man ihn
richtig kennt. Komm, ich zeige dir jetzt deine Wohnung. Du bist sicher müde und
willst dich ein wenig frisch machen."
Sie liefen den Gang hinunter bis sie zu einer Tür kamen und traten ins
Wohnzimmer ein. Es war ein freundliches, helles Zimmer. In der Mitte des Raumes
stand ein grosser Kamin, der von Sofas und Sesseln umgeben war. Ein grosser
Schreibtisch stand in einer Ecke, Bücherregale voll mit Büchern standen an der
Wand und überall befanden sich Kerzenleuchter. Im nächsten Zimmer befand sich
das Schlafzimmer. Ein grosses Himmelbett aus Holz, ein weiterer Kamin und ein
Kleiderschrank befanden sich im Zimmer. Eine Tür weiter, war das Badezimmer. Eine
grosse Badewanne, die umgeben war von Kerzenleuchter, stand in der Mitte des
Bades. „Ich lasse dich jetzt alleine. Essen in der grossen Halle gibt es um
19.30." Minerva verliess das Wohnzimmer und Ophelia liess sich auf ihr
Himmelbett fallen. Sie konnte es immer noch nicht fassen, dass sie in Hogwarts
war, an der grössten Schule für Hexerei und Zauberei und das der Unterricht in
einer Woche schon beginnen würde.
Nach dem sie sich frisch gemacht hatte und etwas anderes angezogen hatte, lief
sie zur grossen Halle. Ophelia fiel erst jetzt auf, dass ihr Magen wie verrückt
knurrte. Das war ja auch kein Wunder. Sie hatte nichts mehr gegessen seit dem
Frühstück.
Als sie die grosse Halle betrat, waren schon fast alle Lehrer anwesend. Sie
sassen aber nicht an der Lehrertafel, sondern an einem der Schülertische.
Ophelia setzte sich neben Dumbledore, neben ihr sass Hagrid und ihr gegenüber
sass Minerva. Der kleine Professor Flitwick sah sie jetzt zum ersten mal. Braun
gebrannt und mit einem Sombrero-Hut auf dem Kopf, sass er neben Hagrid. Minerva
stellte sie aneinander vor und er erzählte Ophelia, dass er gerade eben von
seinen Sommerferien in Mexiko zurück kam. Der leere Platz neben Minerva viel
ihr sofort auf, aber sie konnte noch nicht sagen, welcher der Lehrer noch nicht
anwesend war. Nach kurzem Überlegen viel ihr nur Snape ein, der auch schon mit
wehendem Umhang in die Halle stürzte und sich neben Minerva niederliess.
Ophelia blickte Snape an aber er erwiderte ihren Blick nicht. Während dem Essen
unterhielt sich Ophelia mit Dumbledore, der alles über ihre Abenteuer wissen
wollte. Sie erzählte von ihren Begegnungen im Ausland und von den schmerzhaften
Zeiten, die sie hatte. Wenn Ophelia über eine spezielle Kreatur sprach, die sie
kennen gelernt hatte, wollte Hagrid immer genaueres darüber erfahren. Die
Lehrer um sie herum hörten gespannt zu, nur Snape sah so aus, als würde er sich
langweilen und starrte stier in seinen Teller. Er war auch der Erste, der nach
dem Essen aufstand und die grosse Halle verliess. Ophelia schaute ihm mit
misstrauischem Blick nach und Hagrid bemerkte ihren Blick. „Snape ist nicht
gerade der geselligste Typ musst du wissen", flüsterte er ihr ins Ohr. Als alle
mit Essen voll waren, standen sie auf und verliessen die grosse Halle. Sie wünschten
sich gute Nacht und gingen zu ihren Schlafgemächern. Ophelia war so müde, dass
sie es gerade noch schaffte ihr Nachthemd anzuziehen und ins Bett zu steigen.
Sie war schon fast eingeschlafen aber ihre Gedanken waren immer noch bei Snape.
„Dieser arrogante Kerl", dachte sie. „Wie kann jemand nur so unhöflich sein."
Das war ihr letzter Gedanke, als sie einschlief.
Als die ersten Sonnenstrahlen in ihr Schlafzimmer hineinbrachen, wachte sie
auf. Ihr kam es vor, als hätte sie schon lange nicht mehr so gut geschlafen.
Ophelia nahm eine kurze Dusche und zog sich an. Weil es noch zu früh war um zu
frühstücken, lief sie zur Eulerei hinauf, um eine Eule ihrer Familie und
Freunden zu schicken. Die Auswahl war nicht leicht aber ihr fiel eine Eule auf,
die munter auf und ab wippte als Ophelia sie sah. Nachdem sie den Brief
geschrieben hatte, befestigte sie ihn an der Eule und schaute ihr nach bis sie
am Horizont nicht mehr zu sehen war.
Als sie die Treppe der Eulerei hinunter lief und zur grossen Halle wollte, wusste
sie nicht mehr wo sie war. Sie lief Korridore entlang, aber sie hatte das
Gefühl, dass sie sich immer weiter von der grossen Halle entfernte. Ophelia
dachte nach, was sie am besten tun sollte, um den richtigen Weg zurück zu
finden. Klar, sie konnte einen Hilfe Ruf durchs Schloss wandern lassen, aber
das war ihr zu peinlich. Sie war so in ihre Gedanken vertieft, dass sie nicht
mal merkte, dass eine Person vor ihr stand. Wie aus dem Nichts aufgetaucht
stand Snape vor ihr und schaute sie mit einem düsteren Blick an. „Severus! Du
meine Güte, hast du mich erschreckt." „Kann ich dir vielleicht behilflich
sein?", fragte er mit sanfter Stimme. „Ähm, eigentlich wollte ich nur zur
Grossen Halle um zu Frühstücken, aber ich habe mich ein klein wenig verirrt."
Ophelia war das so peinlich. Snapes Lippen kräuselten sich. „Die berühmte Miss
Own, die schon viele Abenteuer erlebt hat, kennt nicht mal den einfachen Weg
zurück in die Grosse Halle! Komm, ich zeige dir den Weg", und Snape lief dicht
gefolgt von Ophelia in die Grosse Halle hinunter. Ophelia platzte fast vor
Demütigung. Es war ihr schon peinlich genug, dass gerade Snape ihr aus dieser
misslichen Lage half, aber das er diesen blöden Spruch bringen musste, brachte
sie fast zur Weissglut.
Unten angekommen bedankte sich Ophelia trotzdem bei Snape und als er wieder in
Richtung Kerker laufen wollte, rief sie ihm nach: „Willst du denn nichts
frühstücken?" Doch ohne sich umzudrehen sagte er nur: „Nein danke, habe keinen
Hunger." Ohne einen weiteren Gedanken an Snape zu verlieren, betrat sie die
Halle und freute sich auf das Frühstück.
