3.
In der Winkelgasse und bittere Blamagen
Das Frühstück schmeckte ihr ausgezeichnet und nachdem sie reichlich
gegessen hatte, lief sie mit Dumbledore zum Klassenzimmer, indem sie nach den
Ferien unterrichten würde. Sie unterhielten sich über den Unterrichtsstoff und
Dumbledore zeigte ihr, wo sich was befand im Zimmer. Sie waren mitten im
Gespräch als Hagrid im Türrahmen stand. „Ähm Professor." Wie ein kleines Kind
stand er dort und schaute Dumbledore schüchtern an. „Dürfte ich Ophelia
mitnehmen und ihr die Ländereien von Hogwarts zeigen? Es ist so ein schönes
Wetter draussen." Dumbledore schaute ihn fröhlich an. „Aber natürlich. Wir sind
sowieso fertig. Geniesst den schönen Tag." Ophelia wandte sich zu Dumbledore
um. „Komm doch mit und leiste uns Gesellschaft." „Nein, nein geht ihr nur. Ich
habe noch eine Verabredung mit einer geheimnisvollen Toffebohne, die sehnlichst
drauf wartet gegessen zu werden." Mit einem Lachen machten sich Ophelia und
Hagrid davon.
Er zeigte ihr die ganzen Ländereien von Hogwarts und sie besuchten den
Pferdestall, der sich hinter dem Schloss befand. Schliesslich lud er sie zu einer
Tasse Tee in seiner Hütte ein. „Und, hast du dich gut eingelebt?", wollte er
wissen. Ophelia musste zuerst den harten Keks runter schlucken, bevor sie
antworten konnte. „Ja danke, gut. Die Schule ist einfach wunderbar und die
Lehrer sind auch sehr zuvorkommend. Nur Snape, glaube ich, mag mich nicht
besonders. An was könnte das wohl liegen?" Hagrid zog seine Augenbrauen hoch.
„Das ist ja auch kein Wunder. Er muss sich als Erstes damit abfinden, dass eine
hübsche, junge Dame wie du den Job für Verteidigung bekommen hat." Er zwinkerte
ihr zu. Ophelia wurde ganz verlegen. „Es ist am besten, wenn du auf ihn
zugehst." „Auf ihn zugehen", dachte sie sich, „genau das werde ich tun." Um das
Thema zu wechseln, fing sie an, Hagrids Hütte zu bewundern. Man konnte es zwar
nicht sehen, aber Ophelia war sich sicher, dass Hagrid unter seinem Bart rote
Backen bekommen hatte.
Sie tranken ihren Tee draussen vor der Hütte und kicherten als ob sie schon
seit Jahren die besten Freunde waren. Langsam wurde es Zeit sich zum Nachtessen
zu begeben und beide marschierten zum Schloss hinauf. Das Essen lief fast
wieder gleich ab wie am Tag zuvor. Ophelia unterhielt sich viel mit Dumbledore
und Snape sagte kein Sterbenswörtchen. Während dem Essen verabredete sie sich
mit Hagrid, um Morgen in der Winkelgasse einkaufen zu gehen. Zurück in ihren
Räumen schaute sie noch eine Weile aus dem Fenster zu den Sternen und dachte
über die letzten zwei Tage nach. Sie fühlte sich wohl hier im Schloss und
konnte sich keinen schöneren Beruf vorstellen, als hier zu unterrichten.
Am nächsten Morgen wurde sie durch ein Klopfen geweckt. Eine Eule klopfte
heftig an ihr Fenster und sie war froh, dass die Eule sie geweckt hatte. Dieser
Traum von den unheimlichen Gestalten hatte sie mal wieder heimgesucht aber
diesmal konnte sie sich an fast nichts mehr erinnern. Sie wollte an so einem
schönen Morgen keine Gedanken mehr über diesen Traum verschwenden und sprang
aus ihrem Bett. Die Eule überbrachte ihr ein kleines Päckchen von ihren Eltern,
das sie wieder aufmunterte. Selbstgemachte Kekse und einen langen Brief befand
sich darin. Einer der Kekse gab sie der Eule bevor diese wieder zu ihren
Artgenossen zurückkehrte. Aufmerksam las sie den Brief durch und verspürte ein
wenig Heimweh. Als sie den Brief zu Ende gelesen hatte, war es zu spät um noch
zu frühstücken.
Also ging Ophelia ohne Frühstück runter zur Hagrids Hütte und die beiden
apparierten ein wenig ausserhalb der Schule zur Winkelgasse. Die Gassen waren
schon überfüllt mit Hexen und Zaubern als sie, sie betraten. Ophelia war von
den vielen Länden begeistert. In der Schweiz gab es zwar auch eine
Einkaufstrasse für Hexen und Zauberer aber diese war gegen die Winkelgasse
nichts. Bei der Gringotts Bank machten sie ihren ersten Halt. Ophelia musste
ihr Geld in Englisches Zaubergeld um tauschen bevor sie mit dem Einkauf
beginnen konnte.
Hagrid und Ophelia kauften bei Flourish und Blotts ein paar Bücher ein,
die Ophelia noch benötigte. Ausserdem kaufte sie noch Pergament, Tinte und
einen neuen Federhalter. Im Schaufenster von Madam Malkin's Anzüge blieb sie
stehen und betrachtete die schönen Abendkleider. Sie merkte erst jetzt, dass
sie gar kein Festkleid hatte. „Na ja", dachte sie sich, „Wenn ich eins brauche,
kann ich immer noch eins kaufen gehen." Beim Süssigkeitsladen verschwand Hagrid
plötzlich und kam mit Süssigkeiten gefüllten Taschen zurück. Vor einem Kaffee
tranken sie ein Butterbier und genossen den schönen sonnigen Tag. "Was ist
eigentlich mit Snape los? Warum ist er so abwesend?" wollte sie von Hagrid
wissen. „Seine Vergangenheit war sehr düster. Er hat schon Einiges
durchgemacht, musst du wissen, aber praktisch niemand ausser Dumbledore kennt
seine Geschichte. Er sollte es dir lieber selber einmal erzählen und bitte
keine Fragen mehr über Snape, antwortete Hagrid und machte einen etwas
angespannten Eindruck.
Nach einem sonnigen Tag in der Winkelgasse apparierten sie zurück in die
Schule.
Die letzten Tage vor Schulbeginn verbrachte Ophelia in der grossen
Bibliothek, wo sie den ganzen Tag hätte verbringen können, oder in ihrem
Klassenzimmer, wo sie den Unterrichtsstoff zusammenstellte. Aber sie war immer
mit ihren Gedanken bei Snape. Er war zwar nicht freundlich zu ihr, aber sie
konnte in nicht aus ihren Gedanken streichen. Mit den anderen Lehrer verstand sie
sich prächtig, aber wenn sie mit Snape ein paar Worte wechseln wollte, wich er
ihr nur aus.
Die Tage vergingen und als der Abend da war, wo die Schüler eintrafen,
versammelten sich die Lehrer in der Grossen Halle und nahmen Platz an der
Lehrertafel. Ophelia wollte sich setzen und merkte dass nur noch ein Platz frei
war und zwar der neben Snape. Das kam ihr gerade gelegen, denn jetzt konnte sie
mit Snape ein paar Worte wechseln und dieses Mal konnte er ihr nicht
ausweichen. Sie setzte sich hin und schon strömten die neuen Schüler in die
Halle. Ophelia hatte schon von dem sprechendem Hut gehört aber sie war trotzdem
gespannt auf ihn. Nachdem die Auswahl der Häuser vorbei war, wurde Ophelia von
Dumbledore den Schüler vorgestellt und diese begrüssten sie mit einem
klatschendem Beifall. Jetzt waren die Teller voll mit leckerem Festessen
gefüllt. Ophelia überlegte sich ein Thema, über das sie mit Snape reden konnte
aber ihr fiel nichts ein. Mit grosser Überraschung stellte sie fest, dass Snape
sich zu ihr gewannt hatte und mit leiser Stimme sie fragte: „Und, wie war es in
Armenien?" Sie konnte es nicht fassen, dass Snape mit ihr sprach. Durch seinen
Blick wurde sie ganz schwach. Sie musste sich zusammenreissen, dass sie nicht
anfing zu stottern. „Es war eine sehr interessante Zeit. Die Werwölfe zu
studieren ist keine leichte Sache" entgegnete sie ihm. Sie konnte sich das
nicht erklären. Noch nie wurde sie beim Anblick eines Mannes so nervös. Während
dem Essen unterhielten sie sich noch weiter über die Werwölfe und es hatte den
Anschein, dass es sich um ein gutes Thema handelte. Denn sie hatte ja schon
viel gehört, dass Snape nicht gerade der gesprächigste Typ war.
Irgendwie mochte sie Snape, auch wenn er ziemlich kalt zu ihr war. Nach dem
Essen versammelten sich die Lehrer im Lehrerzimmer, um einen kleinen
Schlaftrunk zu sich zu nehmen. Sogar Snape war anwesend, was Ophelia ziemlich
erstaunte. Im Lehrerzimmer befand sich auf der einen Seite eine Stube mit einem
riesigem, alter Kamin und bequeme Sofas, auf der anderen Seite Tische und
Stühle wo die Lehrer arbeiten konnten. An den Wänden hingen Porträts von
ehemaligen Hogwarts-Lehrern. Bei einer Tasse Tee unterhielten sie sich gut
gelaunt und redeten über das kommende Schuljahr. Professor Trelawney, die
Wahrsagen unterrichtete, konnte natürlich ihren Mund nicht halten und musste
laut verkünden: „Dieses Jahr wird etwas Schreckliches passieren. Ich sah es
genau in meiner Kristallkugel." Minerva lies ein kleines Lächeln. „Wenn du es
so genau gesehen hast, was auf uns zu kommen wird, dann erzähl doch uns was uns
so Schlimmes widerfahren wird." Die anderen Lehrer mussten lachen. Trelawney
wurde rot im Gesicht und sagte kein Wörtchen mehr.
Langsam wurde es spät und die Lehrer wünschten sich gute Nacht. Weil der
Wohnraum von Ophelia in der gleichen Richtung war wie Snapes, machten sie sich
zusammen auf den Weg. Als der Moment kam, wo sie sich trennen mussten, wünschte
Snape ihr eine gute Nacht. Ophelia schaute ihm nach, bis er am Ende des Ganges
nicht mehr zu sehen war. Sie wusste nicht warum Snape plötzlich Interesse für
sie zeigte. Mit einem Kribbeln im Bauch ging sie ins Bett und freute sich auf
ihre erste Schulstunde.
Den Bauch gefüllt mit Frühstück machte sie sich am nächsten Tag auf zu ihrem
Klassenzimmer. Die Schüler warteten schon aufgeregt vor dem Klassenzimmer. Nach
einer kurzen Bekanntmachung führte sie die Schüler ins neue Thema über
Steinwichte ein und versprach ihnen das nächste Mal einen mitzubringen. Mit
Snape verstand sie sich mit der Zeit besser. Er begrüsste sie, wenn sie sich
auf den Gängen trafen, doch es hatte immer den Anschein dass ihn etwas
bedrücken würde.
Als Ophelia an einem späten Nachmittag die letzte Unterrichtsstunde vorbei
hatte, hörte sie Schüler, die im Gang einen Radau veranstalteten. Sie ging auf
die Menge zu um zu schauen was los war. Ein paar Slytherin Jungs richteten
ihren Zauberstab auf die Gryffindor Schüler und wollten gerade einen fiesen
Zauberspruch aussprechen als Ophelia gerade noch eingriffen konnte. „Was ist
hier los?" fragte Ophelia aber niemand gab ihr Antwort. Jetzt tauchte auch
Snape auf, der davon Wind bekommen hatte, und stellte sich neben Ophelia. „Was
geht hier vor?" wollte er wissen. „Die Gryffindor haben angefangen. Sie wollten
uns irgendwelche Zauber nachjagen" meldete sich ein Slytherin Junge der ein
fieses Lächeln von sich gab, als Snape ihm den Rücken zukehrte. „30 Punkte
Abzug für Gryffindor", gab Snape bekannt. „Das ist nicht fair, Severus",
schritt Ophelia ein „ich habe gesehen, was sich hier abgespielt hat. Deine
Schüler haben ohne Grund ihren Zauberstab auf die Gryffindors gerichtet. Du
kannst ihnen nicht einfach Punkte abziehen." „Oh doch, das kann ich", schnauzte
er sie an. Doch Ophelia liess sich das nicht gefallen. „Wenn du Gryffindor 30
Punkte abziehst, dann ziehe ich Slytherin 50 Punkte ab." Das war Snape zu viel.
Er sah so aus als würde er gleich explodieren. Seine Lippen zogen sich zusammen
und dort wo einmal seine schönen, dunklen Augen waren, sah man nur noch kalten
Hass. Noch nie hat sich ein Lehrer getraut, ihn vor seinen Schüler zu
blamieren. „Na los, macht das ihr weiterkommt", fauchte Snape die Schüler an,
die den Gang fluchtartig verliessen, als wäre ein Krieg ausgebrochen. Ohne ein
weiteres Wort zu verlieren wandte er sich von Ophelia ab und lief schnurstracks
in Richtung Kerker. Ihr tat es leid, Snape blamiert zu haben, vor allem jetzt,
wo sie mit Snape langsam klar kam. Eigentlich hatte er aber nichts anderes
verdient und sie machte sich auf den Weg zu ihrem Wohnraum.
Unterdessen war Snape in seinen Räumen angekommen und knallte seine Tür zu
seinem Wohnraum heftig zu. Vor dem Kamin ging er auf und ab. Er konnte es nicht
fassen, dass er gerade von einem neuen Lehrer, und dann noch von einer Frau, so
blamiert worden war. Er dachte noch eine Zeit darüber nach, doch schliesslich
musste er feststellen, dass diese Frau einen starken Charakter hatte und
irgendwie gefiel es ihm.
