4. Das Duell
Halloween
rückte immer näher und im ganzen Schloss waren Fledermäuse und Kürbisse
aufgehängt. Alle hatten gute Laune und freuten sich auf das Festmahl. Alle
ausser Snape, der die Blamage immer noch nicht vergessen hatte. Er erschien auch
nicht zum Essen und als Ophelia Minerva fragte, wo er bleibe, sagte sie nur
kühl, dass es normal bei ihm sei. Das Essen am Halloween Abend verlief ohne
Probleme, auch wenn Peeves andeutete, dass er einen Halloweenschocker auf Lager
hätte, den man nicht so leicht wieder vergessen konnte. Zum Glück liess er es
sein. Er hatte wohl Angst, dass er dann endgültig von der Schule verwiesen
würde. Als sich die Festlichkeiten langsam ihrem Ende zu wandte, kehrte Ophelia
in ihre Räume zurück.
Gemütlich zog sie ihr Nachthemd an und legte sich schlafen, doch sie konnte
keinen Schlaf finden. Mühsam wälzte sie sich hin und her und schliesslich stand
sie wieder auf, zog ihren Morgenmantel über ihr Nachthemd an und verliess ihren
Wohnraum, um ein wenig in der Schule herum zu spazieren. Verlaufen konnte sie
sich nicht mehr, denn die Schule kannte sie jetzt in- und auswendig. Sie
durchquerte die verlassenen, dunklen Gängen bis sie mit jemandem zusammen
stiess. Snape stand vor ihr und trug einen schwarzen Pyjama – wie könnte es
auch anders sein- und darüber einen dunkelgrauen Morgenmantel. Ophelia war
überrascht, denn sie hätte nie gedacht, dass sie Snape einmal so antreffen
würde. "Was hast du mitten in der Nacht hier verloren?" fragte er mit
kalter Stimme. "Das Gleiche könnte ich dich auch fragen", antwortete
sie ihm. "Na gut, ich konnte nicht schlafen und dachte einen Spaziergang
durch die Schule würde nicht schaden. Und was hast du für einen Grund hier zu
sein?" "Die Schüler!" Ophelia verstand nicht richtig was er
damit meinte. "Kannst du dich ein wenig besser ausrücken", verlangte
sie von ihm. "Ich habe mitbekommen, dass sich ein paar Schüler aus ihren
Gemeinschaftsräumen heraus schleichen werden, um an irgendeinem verrückten Ort
weiter zu feiern. Wahrscheinlich sind es Gryffindor Schüler oder die von
Ravenclaw." "Warum bist du dir so sicher, dass es keine Schüler von
dir sind?" "Weil meine Schüler im Gegensatz zu den anderen Häuser gut
erzogen sind", schnauzte er sie an. "Du kannst aber nicht einfach
Schüler beschuldigen, wenn du noch gar nicht weißt, ob sie schuld sind oder
nicht. Du solltest weniger parteiisch sein und nicht nur deine Schüler
bevorzugen. Und ausserdem sind sie ja noch Kinder und in ihrem Alter macht man
halt so was. Du warst früher sicher auch mal nachts unterwegs." Snape
wollte gerade sein Mund auf machen um etwas zu sagen, aber sie schnitt ihm das
Wort ab. "Nein, Mister Perfekt hat sicher noch nie etwas gemacht, was
gegen die Regeln verstossen hat." Das waren ihre letzten Worte und sie
lief schnurstracks zurück zu ihrem Schlafsaal. Snape blieb mit offenem Mund
stehen und schaute ihr nach. Noch nie hatte er eine Frau kennen gelernt, die so
austeilen konnte. Er war wütend auf sie, aber zugleich beeindruckt von ihrem
Potential. In dieser Nacht liess er das mit den Schülern sein und kehrte zu
seinem Kerker zurück.
Inzwischen lag Ophelia auf ihrem Bett und dachte über die Begegnung mit Snape
noch mal nach. Ihr tat es nicht leid, dass sie in so angeschnauzt hatte. Jemand
musste ihm das einmal sagen und vorhin hatte sich eine gute Gelegenheit dazu
geboten. Sie wollte sich keine Gedanken mehr darüber machen und endlich fand
sie ihren Schlaf doch noch.
In den nächsten paar Tagen versuchte sie Snape auszuweichen und Snape ging es
auch so.
Es wurde kälter und die letzten sonnigen Tage verabschiedeten sich. Der
Unterricht machte ihr grossen Spass und die Schüler arbeiteten fleissig mit.
Sie zeigte ihnen wie man einen Entwaffnungszauber vornimmt und sie hatten einen
grossen Spass daran. Die Schüler mochten ihre Lehrerin für Verteidigung gegen
die dunklen Künste, denn ihr Unterricht war im Gegensatz zu den anderen Stunden
abwechslungsreich und nicht so hart. Ophelia erzählte ihnen viel von ihrer
Reise im Ausland und die Schüler zeigten ein grosses Interesse daran.
Als die Unterrichtsstunde zu Ende war und sie sich schon auf den Weg zu ihren
Räumen machen wollte, kam Shawn Hendriks, einer der Vertrauensschüler, auf sie
zu. "Miss Own?" "Ja, was kann ich für dich tun?" "Ich
soll Ihnen ausrichten, dass Dumbledore Sie sprechen will. Er ist in seinem
Büro." Ophelia hatte keine Ahnung weswegen Dumbledore mit ihr reden
wollte. Sie bedankte sich bei Shawn und lief die Treppen zu Dumbledores Büro
hinauf. Vor der Tür klopfte sie und trat nach dem "Herein" ein. Zu
ihrem entsetzen musste sie feststellen, dass Snape auch anwesend war.
"Guten Tag, Ophelia. Bitte, nimm doch Platz." Dumbledore sass an
seinem Schreibtisch und Snape sass in einem der Sessel vor dem Pult. Als
Ophelia in dem anderen Sessel Platz nahm, stand Snape auf lehnte gegen die
Wand. "Nun, Albus was willst du mit mir besprechen?" "Ich habe
mitbekommen, dass deine Schüler sehr begeistert sind von deinem Unterricht.
Ihnen macht es grossen Spass zu duellieren und deshalb habe ich beschlossen,
dass die Schüler einmal sehen sollten wie man richtig duelliert."
"Das ist ja schön und gut aber an wen hast du dabei gedacht?"
"Natürlich an dich......", Ophelia wusste genau wessen Namen jetzt
kam, "und an Severus. Ihr kennt euch gut damit aus und ich bin mir sicher,
dass wird eine gelungene Vorstellung." Über Albus Lippen machte sich ein
grosses Lächeln breit, doch Ophelia war mulmig zu Mute. Sie und Snape beim
Duellieren! Das würde gar nicht gut gehen. Doch Dumbledore sah so glücklich
darüber aus. "Und ist Severus damit einverstanden?" Dumbledore
blickte Stolz zu Snape hinüber, dessen schwarzen Augen funkelten. "Ja, er
hat sich freiwillig dazu gemeldet. Du bist doch dabei oder?" Ophelia war
sich nicht sicher ob sie da mitmachen sollte, aber sie wollte vor Snape keine
Angst zeigen. "Natürlich bin ich dabei. Wann soll es losgehen?"
"Morgen Nachmittag um 16 Uhr in der Grossen Halle."
Sie sprachen noch weiter über den Ablauf von Morgen und schliesslich verliessen
sie zusammen das Büro, um in der Grossen Halle das Nachtessen zu sich zu
nehmen. Doch Ophelia hatte nach dieser Idee von Dumbledore keinen Appetit mehr.
Sie verliess unauffällig die Grosse Halle und setzte sich mit einem Buch vor
ihr Kamin. Lesen konnte sie aber nicht, denn sie war viel zu beschäftigt wegen
dieser Duelliersache. Doch sie machte sich selber Mut, indem sie sich gut
zuredete. "Diesem Kerl werde ich es schon noch zeigen und ausserdem kenne
ich mich mit Duellen gut aus." Nach diesen Gedanken klappte sie ihr Buch
zu und legte sich schlafen.
Ophelia stand am nächsten Morgen ziemlich spät auf. Auf dem Weg zum Frühstück
begrüssten die Schüler, die ansonsten immer aufgestellt und fröhlich wirkten,
sie mit einem Ton, als wäre der Weltuntergang nahe. Ein paar der Schüler
wünschten ihr sogar viel Glück. Es mussten wahrscheinlich schon alle wissen,
dass sie heute Nachmittag beim Duellieren Snape gegenüberstand. Als sie die
Grosse Halle betrat, warfen ihr die wenigen Schüler einen scheuen Blick zu.
Ophelia marschierte stolz durch die Halle und setzte auf den freien Platz neben
Dumbledore. "Guten Morgen, Ophelia. Bist du bereit für heute
Nachmittag?" "Ja, das bin ich", antwortete sie und schenkte
Dumbledore ein Lächeln.
Die Unterrichtsstunden vergingen wie im Nu und es wurde langsam Zeit sich auf
den Weg in die Grosse Halle zu machen. Vor der kleinen Bühne, auf der
normalerweise die Lehrertafel stand, versammelten sich die Schüler und waren
gespannt. Ophelia trat auf die Bühne und sprach vor den Schülern.
"Es freut mich, dass ihr so zahlreich erschienen seit. Es wird euch heute
gezeigt, wie man exakt duelliert. Professor Dumbledore war der Meinung, damit
ihr es richtig macht, falls ihr euch
irgendwann mal verteidigen müsst. Ich bitte Professor Snape auf die Bühne. Er
wird mir dabei helfen."
Snape kam auf die Bühne, warf seinen langen Umhang ab und stellte sich ein paar
Meter entfernt neben Ophelia hin. "Als erstes zeigen wir euch, wie man
exakt auf den anderen Spruch reagieren muss. Dabei muss beachtet werden, dass
die Zauberstäbe auf der gleichen Höhe sind." Ophelia stellte sich hin und
gab ein Nicken von sich. Nach einem kurzen Moment sagte Snape laut
"Impedimento" und im gleichen Moment sagte Ophelia
"Expelliarmus." Die Blitze knallten laut aufeinander als sie sich in
der Mitte trafen. Ophelia wandte sich wieder den Schülern zu. "Seht ihr.
Wenn ihr es richtig macht und wachsam seid, kann euch gar nichts
passieren."
Snape, der im Hintergrund stand, richtete sein Zauberstab auf Ophelia, die den
Schülern die Folgen und Risiken eines Duells mitteilte. "Stupefy"
sagte Snape laut und ein grüner Blitz raste aus seinem Stab und traf Ophelia in
den Rücken. Versteinert stand sie da und machte keinen Wank mehr. Snapes Lippen
kräuselten sich. Er stellte sich neben die versteinerte Ophelia und schaute die
Schüler an. "Seht ihr was passieren kann, wenn man nicht vorbereitet ist!
Miss Own hat sich völlig falsch verhalten, aber wir wollen von ihr selber
hören, was sie dazu sagen hat." Die Schüler fanden das ziemlich unfair,
sagten aber nichts, denn Snape war ja für seine Punktabzüge bekannt. Snape
richtete seinen Stab wieder auf Ophelia. Mit "Enerate" holte er sie
wieder ins Leben zurück.
Ophelia schaute ihn mit einem wütenden Blick an. Wie konnte er es wagen, sie zu
hintergehen. Sie hatten den Ablauf genau mit Dumbledore besprochen. "Das wirst
du mir büssen", sagte sie sich selber. Sie blickte ihn aber mit einem
zufriedenem Lächeln an. "Was Professor Snape euch gezeigt hatte, war
vollkommen richtig. Man soll nie dem Gegner den Rücken zukehren. Das wäre nun
genug für heute. Ich hoffe, ihr habt etwas dabei gelernt. Bitte einen Applaus
für Professor Snape." Die verblüfften Schüler fingen an zu klatschen und
Ophelia lief ans Ende der Bühne. Snape, der mit gekreuzten Armen immer noch am
gleichen Ort stand, schaute stolz zu den Schülern hinunter. Bevor Ophelia die
Bühne verliess, richtete sie ihr Zauberstab auf Snape und sagte
"Tarantallegra". Der Blitz traf Snape und er fing an Foxtrott zu
tanzen. Die Schüler konnten vor Lachen fast nicht mehr stehen. Ophelia kam mit
einem schelmischen Lächeln zurück und schaute ihm amüsiert zu. "Und noch
etwas. Wenn ihr denkt, dass euer Gegner schon die Nase voll hat, dann liegt ihr
falsch. Denn der Gegner wird dann erst richtig angreifen. Auch das solltet ihr
wissen." Ophelia sprach den Gegenzauber und Snape blieb stehen. Die Haare
hingen ihm ins Gesicht und er sah sie mit Hass in den Augen an. Ophelia wandte
sich zu ihm und lächelte ihn an. "Ich danke Ihnen, Professor, für ihre
Mithilfe."
Das waren ihre letzten Worte, bevor sie die Bühne verliess und aus der Halle
schritt. Snape blieb gedemütigt zurück. Es war ihm so peinlich, dass die
Schüler ihn Foxtrott tanzen sahen. Einmal mehr hatte diese Lehrerin es
geschafft, ihn zu blamieren. Er lief mit gereizter Miene in seinen Kerker und
mit einem gewaltigen Knall machte er die Türe hinter sich zu.
"Dem habe ich es richtig gezeigt." Mit diesen Worten lief Ophelia in
ihre Wohnräume und verschwendete keine Gedanken mehr an Snape.
