5. Erzählstunden um Mitternacht

Eines kalten Wintermorgens lud Dumbledore Ophelia zum Tee in sein Büro ein und sie wusste, dass etwas nicht in Ordnung war. Dumbledore schaute sie durch seine Halbmondbrille an. "Ich habe mitbekommen, dass du und Severus nicht mehr so gut miteinander auskommt. Am Anfang war es mir, dass es auf der Weg der Besserung war, oder habe ich mich da getäuscht?" "Nein, dass siehst du schon Richtig. Severus und ich haben in der letzten Zeit nicht mehr miteinander gesprochen, weil wir ein paar mal mächtigen Streit hatten." "Ist es denn wert mit ihm Streit zu haben? Ihr werdet noch lange an dieser Schule unterrichten und wäre es dann nicht einfacher miteinander auszukommen?" "Sicher, du hast recht. Sobald ich ihn sehe, werde ich mich bei ihm entschuldigen."

Ihr lag wirklich viel daran sich mit Snape zu versöhnen und mit der Zeit tat es ihr auch leid ihn blamiert zu haben, aber wenn sie sich entschuldigen musste, dann nur wenn Snape es auch tun würde.

Nach dem Teepläuschchen mit Dumbledore ging sie zu ihrem Klassenzimmer, um ein paar Bücher und die Hausaufgaben der Schüler zu holen. Schwer bepackt lief sie zu ihrem Wohnraum. Sie musste aufpassen, dass sie nicht hinfiel, denn die Bücher versperrt ihr die Sicht. Als sie um Ecke wollte, passierte es. "Päääng" und die Bücher flogen durch die Luft. Ophelia landete auf dem harten Boden. Schon wieder war sie mit Snape zusammengestossen, der eilig um die Ecke geschossen kam. Er sah sie mit Hass an, zögerte einen kurzen Moment, aber reichte ihr dann trotzdem die Hand um ihr beim Aufstehen zu helfen. "Entschuldige, ich habe dich nicht gesehen. Die Bücher haben mir die Sicht verdeckt." Snape sagte nichts. Er half ihr die Bücher aufzuheben und wollte gerade weg laufen, als Ophelia ihn zurückhielt. "Bitte warte einen Moment. Ich will mich noch entschuldigen wegen dieser Sache in der Nacht an Halloween. Es tut mir leid, dass ich dich so angeschnauzt habe und das ich dich vor den Schülern Foxtrott hab tanzen lassen." Ophelia wartete auf die Entschuldigung von Snape, denn schliesslich hatte sie ja recht mit dem was sie gesagt hatte. Aber von Snape kam keine Entschuldigung sondern nur ein: "Also, dann hätten wir das geklärt." Ophelia konnte es nicht glauben. Sie erwartete nur eine einfache Entschuldigung, aber das war wahrscheinlich zu viel für ihn. "Jetzt habe ich die Nase voll von dir. Ich entschuldige mich bei dir und von dir kommt nur ein lausiges "Also, dann hätten wir das geklärt!". Was hast du für ein Problem? Hast du was gegen mich? Du solltest dringend mal mit jemanden in Ruhe über deine Vergangenheit reden bevor sie dich noch auffrisst." Dieser Satz rutschte ihr einfach so heraus und ihr war bewusst, dass sie seine Vergangenheit nicht erwähnen hätte sollen.

Sie wollte schon weglaufen, als sie sich noch mal zu ihm wandte und sagte: "Und ausserdem würde es nicht schaden, wenn du mal Lächeln würdest, denn ich könnte mir vorstellen ,dass sich unter dieser kalten Persönlichkeit ein wunderschönes Lächeln verbirgt." Opehlia lief davon und Snape schaute ihr misstrauisch nach.

Anstatt in die grosse Halle zum Nachtessen zu gehen, nahm sie ein heisses Bad. Sie wollte nicht schon wieder Snape begegnen. Lange lag sie in der Wanne und als ihre Haut langsam anfing sich aufzulösen, zog sie ihr Nachthemd an und fing an die Aufgaben der Schüler zu korrigieren. Es war schon spät und der Regen prasselte stark an die Fenster, als sie plötzlich ein Klopfen an der Tür hörte. Sie zog schnell ihren Morgenmantel über und lief zur Tür. Draussen stand Snape, nur mit Pyjama und Morgenmantel bekleidet, und sah sie mit grossen Augen an. Ophelia wusste nicht was sie machen sollte. Sie war schon fast dabei die Türe vor seiner Nase zu zuschlagen, aber etwas machte den Anschein, dass er etwas los werden wollte.

"Komm doch rein, sonst wirst du dich in dem kalten Gang erkälten." Snape trat in den warmen Raum.
"Bitte, nimm doch Platz", und Snape setzte sich auf eines der Sofas, der vor dem Kamin stand. "Ich habe frischen Tee gemacht, willst du auch eine Tasse?" "Gerne", antwortete er. Als Ophelia sich auf das andere Sofa gegenüber setzte fragte sie ihn: "Was hat dich zu mir geführt?" "Du sagtest heute zu mir, ich solle mit jemanden über meine Vergangenheit sprechen und als ich bei dir noch Licht brennen sah, machte ich mich auf den Weg zu dir." "Und warum bist du gerade zu mir gekommen?" "Weil Dumbledore meine Vergangenheit kennt, aber er meinte ich solle meine Vergangenheit mit einer weiteren Person teilen und nur du kamst für mich in Frage." Ophelia war geehrt als sie das hörte. "Und warum gerade ich, wenn ich fragen darf?" "Du hast schon vieles durchgemacht auf deinen Reisen. Hast qualvolle Stunden erlitten und ausserdem bist du eine starke Persönlichkeit. Ich glaube du wirst mich verstehen." Ophelia war von Snape überrascht. Das er ihr freiwillig über seine Vergangenheit erzählen will, erstaunte sie sehr.

Sie war gespannt, was Snape zu berichten hatte und hörte ihm gespannt zu. Snape fing mit seiner Schulzeit an, die nicht gerade erfreulich war, von seinem Übertritt zu Voldemorts Anhänger und von seinem Todesser mal. Er erzählte von seinen vielen Leiden, die er erleiden musste und dass er schon viele Muggel auf dem Gewissen hat. Dass er Nachts oft nicht gut schlafen kann, weil sich vor seinen Augen schreckliche Sachen abspielen. Er gestand ihr auch, dass er die schönen Dinge im Leben nicht mehr so richtig geniessen kann und auch deshalb nicht gerade der freundlichste Mensch ist.

Während Snape seine Geschichte erzählte, zauberte Ophelia immer wieder frischen Tee in die Tassen. Die Beiden sassen auch nicht mehr so steif auf ihren Plätzen, sondern jeder hatte es sich auf seinem Sofa gemütlich gemacht.

Ophelia sass nur da und hörte ihm zu und stellte keine Fragen. Als das Feuer im Kamin langsam erlosch und die Morgendämmerung einbrach, beendete Snape seine Geschichte und einige Minute lang herrschte still schweigen. Ophelia war sprachlos. Sie konnte doch nicht ahnen, dass Snape mit so einer traurigen Geschichte bei ihr ankam.

"Danke, dass du mir zugehört hast. Ich hoffe du bist nicht allzu geschockt!" Auch wenn Ophelia schon vieles durchmachen wusste, war sie doch ein klein wenig geschockt. "Ich bin froh, dass du mir deine Vergangenheit anvertraut hast und wenn du mal wieder jemand brauchst zum zuhören, ich bin immer für dich da." Snape war froh darüber, dass Ophelia so reagierte. Er befürchtete schon, dass sie ihn nie wieder anblicken würde. "Ich mache mich jetzt besser auf den Weg. Du solltest dich noch ein wenig hinlegen bevor der Unterricht beginnt." Ophelia begleitete ihn noch bis zur Tür und mit müden Augen, die fast zufielen, verabschiedeten sie sich. Snape machte sich auf den Weg Richtung Kerker. Mit den Gedanken, die in ihr wie wild herum schwirrten, legte sie sich aufs Bett und hoffte sie könne noch ein paar Stunden Schlafen.

Nach diesem Abend verstanden sich Ophelia und Snape besser. Sie zündeten sich nicht mehr gegenseitig an und unterhielte sich über die verschiedensten Dinge. Eines Abend nach dem Essen, als Ophelia zu ihrem Wohnraum wollte, hielt Snape sie zurück. "Ich will dir noch etwas zeigen. Es ist ein kleines Dankeschön für den gestrigen Abend."

Er führte sie zum höchsten Turm hinauf, dort wo normalerweise der Astronomie Unterricht stattfand. Snape lief zum Teleskop und richtete es zum Himmel. "Etwas schönes ist mir aus meiner Vergangenheit in Erinnerung geblieben. Es findet nur alle 20 Jahre statt und dieser Moment will ich mit dir Teilen. Komm und schau durch das Teleskop. Du wirst einen blau leuchtenden Stern sehen." Ophelia blickte durch das Teleskop und erblickte ihn. Noch nie zuvor hatte sie so einen schönen Stern gesehen. "Was ist das für ein Stern?" "Es ist der Noria Stern. Man sieht in nur in unserer Welt. Für die Muggel existiert der Stern gar nicht. Er erscheint nur alle 20 Jahre, aber viele kennen ihn nicht." "Und was für eine Bedeutung hat der Stern?" "Man sagt, dass jeder der ihm in dieser Nacht seine Achtung schenkt mit Glück beschenkt wird. Diesem wird etwas wunderbares widerfahren." "So eine Art Glücksstern", betonte Ophelia. "Ja, so könnte man ihn nennen."

Beide standen noch eine Weile stillschweigend da und blickten in den Himmel, bis Snape sich zu Ophelia wandte. "Komm, es ist besser wir gehen wieder nach unten. Ich will nicht, dass du dir eine Erkältung einfängst." Ophelia blickte Snape in die Augen. "Vielen Dank, dass du mich hier hinauf gebracht hast. Es war ein wunderschönes Erlebnis." Sie liefen zusammen zurück in Richtung Schlafsäle und wünschten sich gute Nacht.

In Ophelia kribbelte es ganz stark. Dieser kalte Mann konnte auch sensibel sein. Aber sie machte sich keine grosse Hoffnungen, denn sie unterrichteten an der gleichen Schule und waren nur Arbeitskollegen.

A/N: Dieses Kapitel hat mir ein wenig Schwierigkeiten gemacht. Vor allem bei der Szene, wo Snape über seine Vergangenheit spricht. Also wenn diese Szene nicht so super zu lesen ist, dann tut es mir leid. Und vor allem stellte ich mir die Frage, ob Snape das wirklich machen würde. So wie ich Snape kenne, wahrscheinlich nicht aber was solls, es ist ja nur eine Geschichte. Hoffe trotzdem, dass euch dieses Kapitel gefällt.
Und noch ein grosses Dankeschön an die liebe Nala, die dem Stern den schönen Namen "Noria" gegeben hat.

Eure Ophelia