8. Rettung im letzten Moment
Snape ritt so schnell, wie er nur konnte. Sein einziger Gedanke war Ophelia aus den Händen dieser Vampir-Bestien zu befreien. Stundenlang ritt er durch den Wald ohne anzuhalten.
Unterdessen waren die Asuras in ihrer Burg angekommen. Sie zerrten Ophelia, die noch nicht ganz bei Bewusstsein war, vom Pferd und schleiften sie in die Ruinen hinein. In einem grossen Raum, der aussah wie eine Kapelle, warfen sie Ophelia auf dem Boden. Überall flackerten Kerzen und in einer Ecke des Raumes stand eine Art Altar, der aussah als hätte ein Blutgemetzel darauf stattgefunden. Die Gestalten versammelten sich um sie herum und aus einer dunklen Ecke fing jemand an zu sprechen.
"Willkommen auf unserem Schloss, Miss Own. Ich hoffe, sie hatten eine angenehme Reise." Der Anführer dieser Truppe trat aus dem Dunklen heraus und blickte zu den anderen hinüber, die ein irres Lachen von sich gaben. Ophelia rappelte sich ein wenig auf und blickte zu ihnen empor. Zum ersten mal seit langem konnte sie diese Vampir-Kreaturen genauer betrachten. Ihr Aussehen hat sich in all den Jahren verändert. Sie sahen noch furchtbarer aus als damals.
"Sie fragen sich sicher, warum wir sie hierher gebracht haben und von wo ich ihren Namen kenne." Der Anführer wandte sich zu ihr um. "Als erstes möchte ich ihnen einen kleinen Anhaltspunkt geben. Sagt ihnen der Name Lugat etwas?" Ophelia wusste, dass sie diesen Namen kannte, doch in diesem Moment fiel ihr nichts dazu ein. "Ach, sie können sich an Lugat nicht mehr erinnern. Vielleicht hilft ihnen das Weiter." Er packte sie am Kopf und riss sie zu sich heran. Ophelia konnte jetzt genau in sein Gesicht blicken und ein Schaudern lief ihr über den Rücken. Diese Augen kannte sie. Jetzt wurde ihr einiges klar. "Du bist Lugats Sohn." Er liess sie los. "Ja, das bin ich. Und ich werde Vaters Plan weiterführen, aber dieses mal werden mehr sterben." Ophelia schaute ihn Hass erfüllt an. "Ich werde dich genau so zermalmen, wie ich es schon mit deinem Vater gemacht habe." Es sah so aus, als würde er gleich auf sie springen, doch er beherrschte sich. "Bringt sie in eine der Zellen und fesselt sie. Sie sollte sich ein wenig ausruhen, bevor wir sie als Dinner verspeisen."
Zwei Gestalten packten sie an den Armen und brachten sie in den Kerker. An Händen und Füssen wurde sie gefesselt. Tränen liefen ihr die Wangen herab. Sie machte sich keine grossen Hoffnungen gerettet zu werden, denn sie lag Meilen weit entfernt von Hogwarts in einer Burg, die von wilden Ungeheuern reagiert wurde. Sie wollte sich nicht ausmalen, was sie mit ihr anstellen werden, wenn sie nicht bald gerettet wird. Schliesslich verlor sie ihr Bewusstsein.
Als die Sonne langsam aufging und das Pferd vor Erschöpfung fast zusammen brach, erreichte Snape endlich die Küste. Jetzt sah er auch die alten Ruinen, die auf einem Hügel standen. Er stieg ein wenig ausserhalb der Ruinen vom Pferd ab und machte sich unauffällig auf den Weg, um einen Eingang zu suchen. Draussen sah man keine Wachen. Snape fand einen Tunnel, der ihn in das innere der Burg führte. Es war eiskalt in den Ruinen und der geschmolzene Schnee tropfte von den Wänden herab. Snape lief die steinernen Treppen herab und hoffte, dass sich Ophelia hier unten befinden würde. Er kam in einen Art von Gefängnisraum, indem sich Zellen befanden. Er schaute in jede der Zellen, aber niemand befand sich darin, bis er zu der Zelle kam, die ganz am Ende des Ganges war. Ophelia lag darin zusammengerollt am Boden. Snape zeigte mit seinem Zauberstab auf die verschlossene Tür und sagte "Alohomora". Die Tür öffnete sich und er lief zu ihr hin. Sie sah schrecklich aus. Ihren Mantel hatte sie nicht mehr an und lag zum Teil mit nackter Haut auf dem kalten Stein. Von der Kälte war sie schon ganz blau. An den Händen und Füssen befanden sich Ketten, die in ihre Haut ritzten. In ihrem Gesicht befanden sich kleine Schnittwunden. Snape kniete sich zu ihr nieder und löste die Fesseln. Er hob ihren Körper auf seinen Schoss und strich ihre Haarsträhnen aus dem Gesicht.
"Ophelia, kannst du mich hören?" Doch sie gab keine Antwort. Er nahm das kleine Fläschchen aus seiner Manteltasche und floss es ihr ein. Es war ein Zaubertrank, um die Geschwächten wieder auf die Beine zu bringen. Nach ein paar Minuten machte Ophelia ihre Augen auf und musste als Erstes stark husten. "Severus! Was ist passiert? Wo bin ich?". "Keine Zeit für Erklärungen. Ich muss dich zuerst ihr raus schaffen. Kannst du laufen?" "Ich versuche es." Er zog seinen Mantel ab und wickelte Ophelia darin ein. Snape half ihr aufzustehen, aber sie war noch ganz wackelig auf den Beinen. Er legte seinen Arm um ihre Taille um sie zu stützten und Ophelia hielt sich an ihm fest. Sie liefen zusammen die Treppen hoch in Richtung Ausgang.
Die Kreaturen mussten gemerkt haben, dass Ophelia entkommen war, denn es herrschte keine Stille mehr, sondern es wurde laut durcheinander gerufen. Snape und Ophelia beeilten sich, aber die Kreaturen waren ihnen dicht auf den Fersen. Endlich im Freien angekommen, liefen sie den Strand entlang, bis sie zum Pferd kamen. Snape schwang sich auf das Pferd und zog Ophelia hinter sich auf das Pferd. Sie ritten los, aber die Kreaturen waren mit ihren Pferden dicht hinter ihnen. Ophelia klammerte sich fest an Snape, damit sie nicht runterfiel.
Sie ritten über Schnee bedeckte Felder und Wiesen . Als sie den verbotenen Wald erreichten hatten, war von den Kreaturen nichts mehr zu sehen. Aber Snape hielt nicht an, sondern ritt weiter in Richtung Schloss. Ophelia musste sich bemühen, nicht runter zufallen, denn sie fing an ihr Bewusstsein wieder zu verlieren. Sie drückte sich so fest an Snape, dass er fast keine Luft mehr bekam, aber das war ihm in diesem Moment egal.
Endlich beim Pferdestall angekommen, sprang Snape vom Pferd und half Ophelia abzusteigen. Sie stützte sich bei ihm ab und sie stapften durch den tiefen Schnee zum Schloss. Doch Ophelia konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten und fiel in den Schnee. Snape hob sie auf und nahm sie auf seine Arme. Seine Kräfte liessen nach, aber er musste Ophelia sofort in den Krankenflügel bringen, denn ihre Stirn glühte vor Fieber. Er trug sie zum Schloss hinauf. Minerva und Albus kamen ihm in der Eingangshalle entgegen. Zusammen liefen sie zu Madam Pomfrey, die schon alles vorbereitet hatte und legten Ophelia in eines der Betten. Überall an ihrem Körper befanden sich Wunden. "Kommt, wir sollten Poppy mit ihr alleine lassen", sagte Dumbledore zu Snape und McGonagal, doch Snape wollte nicht von Ophelias Seite treten. "Im Moment kannst du nichts für sie tun. Du musst am Ende deiner Kräfte sein. Nimm eine heisse Dusche und leg dich Schlafen. Ich gebe dir Bescheid, wenn sie aufgewacht ist." Snape hörte auf die Worte von Dumbledore und machte sich auf den Weg zu seinem Wohnraum.
Poppy verarztete Ophelias Wunden und floss ihr einen Erkältungstrank ein um das Fieber zu senken.
Hätte Snape Ophelia ein paar Stunden später gerettet, währe es zu späht gewesen.
Ophelia kam langsam zu sich. Mit einem verschwommenen Blick schaute sie in die blauen Augen von Dumbledore, der sich über sie gebeugt hatte. "Ich hoffe, du hast dich gut ausgeruht. Wie fühlst du dich?". "Gut, ausser das mir alles weh tut. "Das ist ja auch kein Wunder, nachdem allem was du durchgemacht hast." "Wie lange bin ich schon hier?" "Seit zwei Tagen." Dumbledore nahm Ophelias Hand. "Kannst mir erzählen was passiert war?"
Ophelia erzählte über die Entführung und über Lugats Sohn. Dumbledore hörte ihr gespannt zu und als sie fertig war, herrschte Stillschweigen bis Ophelia zu neuen Worten ergriff.
"Ich muss dir noch etwas erzählen. Ich hätte schon viel früher zu dir kommen sollen. In der Nacht, bevor ich euer Brief bekommen habe, hatte ich einen Traum und zwar träumte ich dasselbe, was mir vorletzte Nacht passiert ist. Alles war genau gleich, aber ich dachte das währe nur ein unbedeutender Traum. Als ich dann den Traum wieder hatte und Severus mich zufällig im Lehrerzimmer gefunden hat, riet er mir mit dir darüber zu reden, aber ich wollte nicht, dass du dir wegen mir Sorgen machen musst. Es tut mir so leid." Dumbledore lächelte sie an. "Ich bin froh, dass es du mir jetzt gesagt hast. Vielleicht kommt es vor, dass du wieder einen Traum hast, der dir die Zukunft voraus zeigt. Ich bitte dich dann mit mir darüber zu reden. Wer weiss, vielleicht könnte er uns hilfreich sein. Die Dämonen werden sicher wieder kommen.
"Wie geht es Severus?" Dumbledore stand auf. "Er war am Ende seiner Kräfte", entgegnete er, "Aber du kannst ihn gleich selber fragen. Er wartet draussen vor der Tür." Dumbledore wollte den Krankenflügel schon verlassen, als er sich noch mal zu Ophelia wandte. "Severus muss dich gerne haben. Er wahr viel bei dir, um zu schauen wie es dir geht." Über Ophelias Lippen zogen sich ein lächeln und Dumbledore verliess somit das Zimmer. Snape trat nun hinein und setzte sich auf einen Stuhl neben dem Bett. Ophelia richtete sich auf. "Wie geht es dir?", fragte er sanft. "Besser, danke." Sie schauten sich eine Weile an, bis Snape zu neuen Worten ergriff. "Es tut mir leid was passiert ist. Wir hätten uns nicht trennen sollen im Wald." "Du darfst dir nicht die Schuld geben", beruhigte sie ihn "Es wäre auch passiert, wenn wir zusammen geblieben wären." Snape griff in seine Manteltasche und holte Ophelias Kette hervor. "Die habe ich im Wald gefunden. Den Verschluss habe ich wieder repariert." Ophelia hob ihr langes Haar hoch und Snape legte die Kette um ihren Hals. "Vielen Dank. Diese Kette bedeuten mir sehr viel. Meine beste Freundin Nala hat sie mir vor meiner Abreise nach Hogwarts geschenkt, dass ich sie ja nicht vergessen werde." Snape stand vom Stuhl auf. "Ich sollte gehen. Meine Unterrichtsstunde fängt gleich an und ich will meine Schüler nicht warten lassen". Ophelia hielt ihn noch an seiner Hand fest, als er gehen wollte. "Danke für alles was du für mich getan hast." Ein kleines Lächeln zog sich über seine Lippen und er verliess den Krankenflügel.
Anmerkung: Es ist gut möglich, dass euch die Rettungsszene bekannt vorkommt. Wenn ja, dann habt ihr sicher schon mal "The First Knight" mit Sean Connery gesehen. Dieser Film hat mich so inspiriert, dass ich die Rettungszene einfach in meine Geschichte einbauen musste, aber natürlich ein bisschen abgeändert. Hoffe, euch hat das Kapitel gefallen.
Eure Ophelia
