12. Mit ein bisschen Magie
Ophelia und Severus verbrachten jede freie Minute zusammen und genossen die Zeit der Zweisamkeit. Das Schuljahr ging ihrem Ende zu und der alljährliche Abschlussball stand vor der Tür.
Da Ophelia kein anständiges Abendkleid hatte, wurde es langsam Zeit bei Madam Malkin's Anzüge vorbei zu schauen. Sie wollte aber alleine dort hingehen, weil sie nicht wollte, dass Severus ihr Kleid vor dem Ball zu Gesicht bekam. Also ging sie am Tag des Balles in die Winkelgasse. Im Laden angekommen, nahm Madam Malkin als erstes ihre Masse und Ophelia erklärte ihr genau, was sie sich so in etwa vorstelle. Weil es mit der Anfertigung des Kleides noch eine Weile dauerte, konnte sie die Zeit nutzen, um mal wieder gemütlich den Läden nach zu schlendern. Im Süssigkeitenladen kaufte sie gross ein und bei Flourish und Blotts stöberte sie in den Büchergestellen herum, bis es endlich Zeit wurde, um ihr Kleid abzuholen.
Sie betrat Madam Malkin's Anzüge und die Schneiderin kam munter herbei und zeigte ihr stolz das Kleid. Ophelia musste es natürlich gleich anprobieren. Madam Malkin wartete gespannt bis Ophelia hinter dem Vorhang heraus kam und als es so weit war, klatschte sie in die Hände. "Sie sehen umwerfend aus." Ophelia wurde ein wenig rot im Gesicht und betrachtete sich im Spiegel. Das Kleid war wunderschön geworden. Es war weiss und es schimmerte ganz leicht rosa. Das Kleid hatte einen grossen Ausschnitt und lange Ärmel, die vorne auseinander gingen. Es passte ihr wie angegossen. Madam Malkin packte das Kleid vorsichtig ein und Ophelia bedankte sich herzlich bei ihr für die tolle Arbeit. Nachdem sie bezahlt hatte, apparierte sie zurück nach Hogwarts.
Als sie ihre Einkaufstaschen verstaut hatte, ging sie runter in den Kerker, um bei Severus vorbei zu schauen. Leise öffnete sie die Tür zu seinen Räumen und sah ihn in einer der Sessel vor dem Kamin. Sie schlich langsam zu ihm hin und verdeckte ihm die Augen. Severus, der kein bisschen erschrak, klappte sein Buch zu. "Ah Minerva, ich habe schon sehnlichst auf dich gewartet." "Was sagst du da? Bist du mir nicht mehr treu!" Snape wusste ganz genau, dass es Ophelia war. Er wollte sich nur einen kleinen Scherz erlauben. Snape nahm Ophelia am Arm und zog sie zu sich herunter, dass sie auf seinem Schoss landete. Snape lächelte sie an. "Natürlich bin ich dir treu." Und er küsste sie.
Zusammen sassen sie noch gemütlich vor dem Kamin. "Freust du dich auf den Ball heute Abend?" Wollte sie wissen. Doch Snape sah über diese Frage nicht gerade glücklich aus. "Ach ja, denn hab ich fast vergessen." "Du wirst mich doch zum Ball begleiten, oder? Ansonsten müsste ich mir einen neuen Begleiter anschaffen." Severus wurde plötzlich ganz ernst. "Tut mir leid, aber ich werde nicht zum Ball gehen." Ophelia sah in schockiert an. "Was, du wirst mich nicht zum Ball begleiten! Wieso denn nicht. Die ganze Schule wird dort sein und feiern und du kannst nicht einfach so nicht dabei sein. Oder willst du bloss nicht mit mir auf dem Ball erscheinen?" Snape stand vom Sofa auf und verschränkte seine Arme. "Nein, es ist nicht deinetwegen. Solche Abschlussbälle habe ich noch nie gemocht. Die vielen Schüler, die laute Musik, das ist einfach nichts für mich." Nun stand Ophelia auf und legte ihre Hand auf seine Schulter. "Auch dann nicht, wenn ich dabei bin? Es wird sicher einen wunderbarer Abend." Snape wandte sich von ihr ab. "Entschuldige, aber ich werde nicht zum Ball gehen." "Ist das wirklich dein Entschluss?" Snape sagte nichts. "Na gut, wenn du lieber den Abend hier unten verbringen willst, dann verstehe ich das. Schönen Abend, Severus." Ophelia verliess den Kerker und schletzte die Tür hinter sich zu.
Wütend ging Ophelia in ihren Räumen auf und ab. "Schön, wenn du die Zeit lieber in deinem Kerker verbringen möchtest, als mit mir auf den Ball zu gehen, dann tu das aber ich werde einen schönen Abend haben, mit dir oder ohne dich."
Snape sass mit einem Glas Wein in seinem Stuhl. Wieso bedeutete dieser blöde Ball nur so viel für sie? Natürlich würde er sie gerne auf den Ball begleiten und nichts lieberes tun als mit ihr zur schöner Musik tanzen aber er konnte einfach nicht, so sehr er sie auch liebte. Doch irgend etwas musste er unternehmen, ansonsten würde Ophelia nie wieder ein Wort mit ihm reden. Und er hatte auch schon eine Idee.
Ophelia stand nun fertig gekleidet vor ihrem Spiegel und betrachtete sich. "Nur zu schade, dass Severus mich so nicht sehen wird. Ihm würden die Augen aus seinem Dickschädel fallen. Aber ich werde auch ohne dich Spass haben."
Ophelia betrat die grosse Halle und setzte sich an den Lehrertisch. Natürlich waren alle an so einem Abend versammelt und genossen die Festlichkeiten. Ophelia schaute auf den leeren Stuhl neben ihr und es schmerzte sie. Dumbledore bemerkte Ophelias Gesichtsausdruck. "Ophelia, wo hast du denn Severus gelassen? Sag bloss nicht, er wird nicht kommen!" "So ist es, Albus. Severus wird nicht kommen." Sie liess den Kopf hängen. Dumbledore lächelte. "Also wenn ich so einen hübschen Brief bekommen hätte, würde ich den Kopf nicht so hängen lassen." Ophelia verstand nicht, was er meinte. Erst jetzt bemerkte sie den Umschlag, der an ihrem Kelch angelegt war. Neugierig öffnete sie ihn. Auf rosa Pergament stand geschrieben:
Meine geliebte Ophelia,
verzeih mir, dass ich nicht zum Ball erscheine. Es ist nicht deinetwegen, denn ich will nichts sehnlichstes als mit dir zu tanzen und dazu die Welt um uns herum zu vergessen. Darum habe ich mir erlaubt etwas zu arrangieren, dass mir zusagt aber auch dir eine Freude machen wird.
Ich würde mich sehr freuen, dich am Bootssteg zu treffen.
Dein geliebter Severus.
Ophelia faltete den Brief zusammen. Ein wenig war sie über Severus verärgert. Zuerst wollte er nicht zum Ball erscheinen und jetzt will er sie am Bootssteg treffen und sie aus den Festlichkeiten heraus reissen. Sie musste sich überlegen, ob sie wirklich gehen sollte. Doch sie wollte nicht zimperlich erscheinen und entschuldigte sie sich bei den anderen Lehrern. Sie verliess die grosse Halle durch die Hintertür.
Schnurstracks lief sie zum Bootssteg, doch dort war kein Severus zu sehen. "Na toll." Dachte sie sich. Sie erblickte ein Paddelboot, dass im Wasser taumelte. Dieses war mit Rosenblüten versehen. War das etwa von Severus? Ohne lange zu überlegen, betrat sie das kleine Boot und schon fingen die Paddel an sich zu bewegen und das Boot fuhr Richtung Seemitte. Ein Nebelschleier lag auf dem See, obwohl es sternklare Nacht war. Ophelia wunderte sich, wo wohl die Schiffahrt hingehen sollte. Ihre Frage wurde schnell beantwortet. Vor ihr trat aus dem Nebel eine Art Insel hervor. Das Schiff legte an und Ophelia betrat die Insel. Es war eine runde, grosse Plattform. Rundherum waren Säulen aufgebaut und der Boden war ebenfalls mit Rosenblüten versehen. Der Nebel verschwand und ein sternklarer Himmel kam zum Vorschein. In den Himmel blickend bemerkte sie Snape nicht, der hinter ihr stand. "Freut mich, dass du gekommen bis." Ophelia wandte sich um und blickte in die schwarzen Augen ihres Geliebten. Musik ertönte und ohne weitere Worte zu verlieren, fingen sie an zu Tanzen.
"Es tut mir leid, dass ich so versessen war auf diesen Ball." Sagte Ophelia. "Und mir tut es leid, dass ich so stur reagiert habe. Also wenn du möchtest, können wir immer noch zum Ball gehen." Ophelia lächelte. "Vergiss den Ball. Hier ist es viel schöner und ausserdem sind wir hier ungestört." "Also gefällt es dir hier?" "Es ist wunderschön hier. Ich fühle mich wie in einen Traum versetzt. Wie hasst du das nur geschafft?" "Mit ein bisschen Magie geht alles."
Nach einer kurzen Pause strich Ophelia Severus ein paar Strähnen seiner Haare aus dem Gesicht. "Ich liebe dich, Severus." "Und ich liebe dich Ophelia. Du bist das wunderbarste, was mir in meinem Leben passiert ist. Ich werde dich für immer lieben." Ihre Lippen verschmolzen zu einem innigen Kuss, der kein Ende nehmen wollte. Ophelia hatte das Gefühl, in einem tiefen See der Zärtlichkeit zu versinken und als sich ihre Lippen schliesslich voneinander lösten, da rang sie nach Atem, erfüllt von glückseligen Benommenheit. Liebevoll tanzten sie weiter, bis die Sonne über den Bergen erwachte.
- Ende -
A/N: Nun ist es so weit, meine Geschichte ist zu ende.
Auch wenn es den Anschein hat, dass niemand meine Geschichte bis zum Schluss lesen wollte, habe ich sie trotzdem fertig geschrieben. Da ich lieber Streitszenen mit Snape schreibe, ist das letzte Kapitel vielleicht in klein wenig zu schnulzig geworden.
In meinem Kopf schwirren schon neue Ideen für eine weitere Geschichte herum und ich kann euch sagen, dass sie zum Lesen amüsanter wird als "Düstere Vergangenheiten".
Ein grosses Dankeschön an alle, die mir Reviews geschrieben haben und meine Geschichte bis zum Ende gelesen haben.
Und zum Schluss ein special Dankeschön an meine liebe Nala, denn ohne sie hätte ich diese Story nie veröffentlicht. Danke, dass du immer für mich da bist, wenn ich dich brauche.
Liebe Grüsse
Eure Ophelia
