Titel: Harry Potter und das Herz der Dunkelheit Warnung: Später Slash! Kapitel:2/? Autor: Natascha

Inhalt: Das fünfte Schuljahr in Hogwarts fängt bald an, aber was passiert nach Voldemorts Rückkehr in der magischen Welt? Wie wird sich das Leben von Harry und seinen Freunden und Feinden verändern? Und vor allem: Welche Rolle spielt Draco Malfoy?

Feedback: natascha.schmidt@web.de Ich freue mich über jedes feedback! Altersbeschränkung: PG-13 (könnte später höher werden) Disclaimer: Nichts hier gehört mir. Alle Charaktere sind Erfindungen J.K. Rowlings. Kategorie: Abenteuer, Liebe, später Slash Betaleserin: Jacey

Nachtflug

Zum ersten Mal seit langer Zeit hatte Harry gut geschlafen. Er fühlte sich erfrischt und ausgeruht und er erwachte mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen. Keine Alpträume. Dafür erwartete ihn ein Alptraum, als er die Augen aufschlug. Direkt vor sich sah er verschwommen Draco Malfoy, der in Harrys Sessel saß und mit einem hämischen Grinsen auf ihn herabsah. Für einen Moment glaubte Harry noch zu träumen, aber dann fiel ihm alles wieder ein. Er stöhnte gequält auf. Dracos Grinsen wurde breiter. "Guten Morgen Potter. Beziehungsweise guten Abend. Meine Güte. Du hast einen tiefen Schlaf."

Harry setzte sich auf und tastete nach seiner Brille, die er im Schlaf verloren hatte. Er fand sie neben sich und setzt sie auf. Er musste zugeben, auch wenn das Erwachen weniger erfreulich gewesen war, hatte ihm der Schlaf sehr gut getan. Und offensichtlich hatte ihn Draco auch nicht umgebracht, was im Großen und Ganzen eine gute Bilanz war. "Wie lange habe ich geschlafen?" fragte er gähnend.

"Den ganzen Tag. Und wusstest du, dass du im Schlaf redest? Es war sehr interessant dir zuzuhören."

Harry sah Draco misstrauisch an. Ja, er wusste, dass er im Schlaf redete. Ron hatte das auch schon gesagt. Aber meistens nur unverständliches Zeug. Und heute hatte er keine Alpträume gehabt, also hoffte er, dass Draco übertrieb. Außerdem konnte er es sowieso nicht ändern. Er rieb sich verschlafen die Augen. "Ich habe Durst", murmelte er.

"Also ich kann dir nichts zu trinken anbieten. Sag mal, sehen deine Verwandten eigentlich nie nach dir? Den ganzen Tag war keiner hier. Obwohl ich sie draußen herumwühlen gehört habe."

"Nein." Sagte Harry. "Ich glaube die würden erst merken, dass ich tot bin, wenn es anfängt zu riechen." Täuschte er sich, oder sah Draco tatsächlich ein wenig geschockt aus? Wahrscheinlich täuschte er sich, denn im nächsten Moment war das hämische Grinsen wieder da. "Du siehst unglaublich aus Potter. Wie schaffst du es nur, dass deine Haare in alle Richtungen gleichzeitig abstehen?" Harry unternahm einen zum Scheitern verurteilten Versuch, seine Haare etwas zu bändigen und Draco lachte leise.

In dem Moment drehte sich plötzlich der Türknauf und ohne jede Vorwarnung stand Tante Petunia im Zimmer. "Erkläre mir auf der Stelle, wieso dieses Schloss offen ist Harry Potter" zischte sie wutentbrannt. Da fiel plötzlich ihr Blick auf Draco und sie stieß einen ohrenbetäubenden Schrei aus. Sie fiel fast rückwärts aus dem Zimmer und schlug die Tür hinter sich zu. Harrys Augen weiteten sich vor Schreck. Er konnte ihre überstürzten Schritte auf der Treppe hören und ihre etwas leiser werdenden Schreie.

"Oh nein" flüsterte er. "Wie konnten wir vergessen, die Tür zu verschließen?"

Draco grinste breit. "Hast du ihr Gesicht gesehen?"

"Malfoy, du kennst meinen Onkel nicht. Der wird uns erschießen, wenn er hört, dass du hier bist!"

"Das soll er mal versuchen." Draco stand auf, warf seinen Umhang zurück und fuhr durch seine Haare. Harry griff schnell nach seinem eigenen Zauberstab, der neben das Bett gefallen war und im nächsten Moment füllte Onkel Vernon auch schon den Türrahmen aus. Sein Gesicht war rot wie eine Languste und er fuchtelte mit seinem Luftgewehr durchs Zimmer. "Siehst du, ich habe gesagt, dass noch jemand im Zimmer ist", ertönte Tante Petunias unerträglich hohe Stimme hinter ihm."

"Wer bist du!" schrie Onkel Vernon Draco an. "Bist du auch einer von dieser verrückten Brut?"

Draco richtete sich noch ein Stück auf. "Ich bin Draco Malfoy", sagte er hocherhobenen Hauptes. "Und sie, nehme ich an, sind ein Muggel." Er rümpfte angeekelt die Nase. Harry sah zwischen den beiden hin und her und fragte sich einen wahnwitzigen Moment lang, wer von beiden angewiderter aussah. Er beschloss, dass der Abscheu, der sich in Dracos Zügen spiegelte nicht übertroffen werden konnte. Nicht einmal von Onkel Vernons Hass auf alles Magische.

Aber was sollte er jetzt tun? Er konnte doch nicht einfach Onkel Vernon Malfoy erschießen lassen. So wenig er Draco mochte, er wollte ihn doch nicht tot sehen, stellte er plötzlich fest. Außerdem war es sicher nicht ratsam, den einzigen Erben der Malfoy-Familie in seinem Haus umbringen zu lassen.

"Onkel Vernon, das ist ein Freund von mir, der mich besuchen wollte. Seine Familie ist sehr einflussreich!" Draco sah Harry völlig verblüfft an. Harry wusste nicht ob er überraschter darüber war, dass Harry ihn als Freund bezeichnet hatte, oder darüber, dass Harry etwas Positives über die Malfoys gesagt hatte. Er zuckte die Achseln und sah Draco hilflos an.

"Das ist mir vollkommen egal!" donnerte Onkel Vernon. "Mir reicht es mit deinen Eskapaden. Seit Jahren füttern wir dich durch und ernten nur Undank. Jede Sommerferien lässt du dir etwas Neues einfallen. Jetzt erlaubst du dir sogar, deine widerlichen Freunde unter meinem Dach zu beherbergen", er schnappte nach Luft." "Aber eins lass dir gesagt sein Harry Potter" Onkel Vernon spuckte seinen Namen aus wie eine bittere Kirsche. "Das war das letzte Mal, dass du dich hier eingenistet hast. Und jetzt verschwindet beide."

"Glauben sie nicht, dass ich mich länger als irgend nötig freiwillig in diesem heruntergekommenen Loch aufhalten würde." Draco schnappte sich seinen Besen und stolzierte hocherhobenen Hauptes an Onkel Vernon vorbei, der völlig sprachlos über eine solche Unverschämtheit, verwirrt zur Seite trat. Harry lief hinter Draco her. Draußen waren Tante Petunia und Dudley an die Wand gedrückt und schnappten nach Luft, wie Fische in einem Aquarium, in dem sich zu wenig Sauerstoff befindet.

An der Treppe drehte sich Draco noch einmal um. "Ach ja." Er hob lässig seinen Zauberstab, zielte auf Onkel Vernon, und dessen Luftgewehr schmolz in seinen Händen. Alle drei Dursleys kreischten wie aus einem Mund. Draco drehte sich auf dem Absatz herum und glitt die Treppe hinab. Harry konnte sich ein Lachen nicht verkneifen.

Draco war schon an der Haustür und trat nach draußen. Harry hatte keine andere Wahl als ihm zu folgen. aber ihm fiel ein, dass er unmöglich ohne seinen Tarnumhang gehen konnte. Schnell rannte er zum Schrank unter der Treppe, tastete nach dem vertrauten Stoff, fand ihn sehr schnell, stopfte ihn unter sein weites T-Shirt und folgte Draco nach draußen.

Aber von Draco war nichts zu sehen. Natürlich war er längst auf und davon. Harry sah sich hilflos um. Ihm wurde klar, dass er völlig alleine war. Er hatte keine Möglichkeit mit Ron oder sonst jemandem in Kontakt zu treten. Er hatte noch nicht einmal Geld für den Fahrenden Ritter. Er lief ein paar Schritte und ließ sich verzweifelt auf dem Bordstein nieder. Warum hatte er seinen Besen nur Ron ausgeliehen? Was sollte er nur tun? Er war völlig schutzlos, sicher wurde es bald dunkel und wenn er Pech hatte würden bald alle Todesser wissen, dass Harry Potter es mal wieder geschafft hatte sich in eine völlig aussichtslose Lage zu bringen und jetzt leichte Beute für sie war. Er stöhnte auf. Wie hatte das nur passieren können? Wieso hatte er Draco Malfoy jemals erlaubt, in sein Zimmer zu kommen?

"Soll ich dich mitnehmen?"

Harry fuhr herum. Hinter ihm stand Draco an seinen Besen gelehnt und sah abschätzig zu ihm herunter. Harry war völlig perplex über das Angebot aber er hatte keine Wahl. Er musste zugeben, dass er froh über Dracos Angebot war. Alles war besser, als hier in Ligusterweg herumzusitzen, wie eine Maus in der Falle.

"Ich dachte du wärst schon längst auf und davon." Er stand auf und versuchte nicht zu erleichtert auszusehen.

"Ich konnte doch Gryffindors Goldjungen nicht einfach hier sitzen lassen." Draco schwang sich mit einer sehr eindrucksvollen Bewegung auf seinen Besen und schwebte ein paar Zentimeter über dem Boden. "Wo ist eigentlich dein Besen?"

"Ich habe ihn Ron ausgeliehen."

"Oh nein!" rief Draco entsetzt. "Kann man wirklich so blöd sein?"

"Wieso?" fragte Harry erschrocken

"Na, Weasley ist damit doch schon längst über alle Berge. Schließlich ist der Feuerblitz das wertvollste, was er jemals besessen hat."

Harry versuchte seinen Ärger zu unterdrücken. Immerhin war er auf Draco angewiesen. "Ich weiß ja nicht, wie das in Slytherin ist, aber in Gryffindor verkaufen wir unsere Freunde nicht. Und Ron würde sein letztes Hemd für mich geben."

"Welches allerdings keiner haben will. Nun steig schon auf, ich habe nicht die ganze Nacht Zeit."

Harry stieg zögernd hinter Draco. Er wusste nicht, ob er gerade die dümmste Tat seines Lebens beging, aber er vermutete es. "Wohin bringst du mich?"

"Lass dich überraschen."

Harry hatte nur die Wahl zwischen dem Ligusterweg und dem jeweiligen Ort zu dem Malfoy ihn bringen wollte. Und wo immer das war, er hatte das Gefühl mit allem anderen besser fertig zu werden als mit einer weiteren Woche bei den Dursleys.

Na ja, mit fast allem anderen, aber die Entscheidung war ihm jetzt sowieso abgenommen, denn Draco hob ab. Harry, der noch nicht damit gerechnet hatte, wäre fast nach hinten heruntergekippt. Schnell schnappte er nach Dracos Umhang und klammerte sich daran fest. Es war sehr ungewohnt, zu zweit auf einem Besen zu sitzen. Es war nicht genug Platz für Harry, um sich am Stiel fest zu halten. Da er auf keinen Fall Draco zu Nahe kommen wollte, war der Umhang die einzige Möglichkeit, um sich fest zu halten und der gab ihm nur einen sehr unsicheren Halt. Er musste alle Konzentration aufbringen um bei der Geschwindigkeit, mit der Draco flog, nicht nach hinten vom Besen zu rutschen. Da er nicht selbst flog und die Bewegungen des Besens nicht voraussehen konnte, war es auch sehr schwer die Balance zu halten.

Draco drehte sich genervt zu ihm um. "Oh komm schon Potter, hör auf lächerlich zu sein und halt dich richtig an mir fest."

Harry war dankbar für das Angebot. Er rutschte näher und schlang seine Arme um Draco. Sofort ging es besser. Jetzt konnte er sich auch auf den Flug konzentrieren. Komischerweise wurde ihr Flug im selben Moment unruhiger. Statt geradeaus nach oben zu fliegen, schlingerte der Besen hin und her, als habe er einen eigenen Willen. Harry versuchte die Unregelmäßigkeiten auszubalancieren, aber es wurde schlimmer. Draco fluchte und drehte sich wieder zu ihm um. "Hör sofort auf damit! Willst du, dass wir abstürzen?"

"Womit?" fragte Harry völlig überrascht.

"Damit, den Besen zu lenken. Es können nicht zwei auf einmal fliegen. Ich bestimme die Richtung, klar?!"

"Ich mache überhaupt nichts!" Aber Harry merkte im selben Augenblick, dass er tatsächlich unterbewusst versuchte den Besen zu kontrollieren. Draco und er hatten einen sehr unterschiedlichen Flugstil erinnerte er sich. Harry konnte die Luft durchschneiden, wie ein Messer. Er konnte abrupt anhalten und wenden. Er tauchte wie ein Raubvogel, flog jedem Klatscher davon und konnte Hindernissen auch in letzter Sekunde ausweichen. Er flog instinktiv, verließ sich dabei nur auf sein Gefühl und war durch nichts aufzuhalten oder abzulenken. Man konnte nicht sagen, dass er einen kunstvollen Stil flog, Auch wenn er bisher sehr viel Erfolg gehabt hatte.

Ganz anders Draco. Er flog immer hochkonzentriert und mit einem Grad von Selbstbeherrschung, den Harry noch bei keinem anderen Quidditchspieler gesehen hatte. Im Gegensatz zu Harrys spontanen wagemutigen Manövern, benutzte Draco ausgefeilte bis ins kleinste Detail perfektionierte Züge. Während Harry wie mit seinem Besen verwachsen war, beherrschte Draco seinen komplett. Auch wenn Harry bislang jedes Mal gegen Draco gewonnen hatte, wusste er, dass es nicht selbstverständlich war. Seine Position als Sucher im Slytherin Team hatte Draco vollkommen verdient.

Allerdings waren ihre sehr unterschiedlichen Flugstile eindeutig nicht von Nutzen, während sie versuchten zusammen auf einem Besen zu fliegen. Um ein Haar wären sie mit einem sehr hohen Kirchturm zusammengestoßen, dem Harry instinktiv nach links auswich, während Draco einfach an ihm entlang nach oben fliegen wollte. Einen Moment schlingerten sie in der Luft und der Besen wäre fast zu einer Seite übergekippt. "Hör jetzt sofort auf damit, Potter!" schrie Draco wütend. "Merkst du nicht, dass wir bald einen Unfall bauen, wenn du so weiter machst?"

"Tut mir leid, ich kann nicht anders!" rief Harry zurück.

"Dann mach eben die Augen zu. Dann müsste es gehen."

Harry schloss die Augen. Wow. Er war noch nie mit geschlossenen Augen geflogen. Es war unglaublich. Noch nie hatte er so wenig Kontrolle gehabt und sich so sehr auf jemand anders verlassen müssen. Er klammerte sich fester an Draco. Komischerweise war es ein angenehmes Gefühl in der Magengegend. Noch nie hatte er beim Fliegen so bewusst den Wind auf seiner Haut und in seinen Haaren gefühlt. Das seltsamste war, dass es schön war, so eng an Draco gelehnt zu sein. Sein Körper unter Harrys Armen war schlank und fest. Es gab ihm ein Gefühl der Sicherheit zu spüren, wie kunstfertig Draco den Besen flog. Harry fühlte seine weichen Silberhaare über sein Gesicht streichen, was angenehm kitzelte. Draco roch nach Sommerregen. Ohne nachzudenken legte er seinen Kopf auf Dracos Schulter und genoss die Schwerelosigkeit, die ihn umgab.

Er wusste nicht, wie lange sie so geflogen waren. Ihm kam es nicht besonders lange vor und er hätte noch ewig so weiter treiben können. Aber es mussten einige Stunden gewesen sein, denn als Draco ihn ansprach und er die Augen öffnete, war es tiefste Nacht und die Mondsichel war schon untergegangen.

"So. Hier trennen sich unsere Wege Potter. Wir sehen uns in Hogwarts."

Bevor Harry überhaupt Zeit hatte darauf zu reagieren, flog Draco eine sehr scharfe Kurve und kippte den Besen kurz zur Seite. Harry, der nach dem langen Fliegen mit geschlossenen Augen sofort die Balance verlor stürzte einfach herunter. Bevor er Zeit hatte, sich richtig zu erschrecken, kam er auch schon wieder auf dem Boden auf. Draco war nur knapp über dem Boden geflogen. Leider fiel er ziemlich scherzhaft auf eine Wurzel. Sich mit einer Hand den Rücken reibend sah er zum Himmel hoch. Mit einiger Anstrengung konnte er noch einen Schatten und einen Streifen Silber hinter den Baumwipfeln verschwinden sehen.

Fluchend sah er sich um. Er war in einem kleinen Birkenwald gelandet. So viel konnte er in der Dunkelheit erkennen. Wie hatte er Draco nur vertrauen können? Wer wusste wo er hier war? Jederzeit konnte eine Gruppe Todesser auftauchen und leichtes Spiel mit ihm haben. Allerdings glaubte er das nicht wirklich. Selbst jetzt, in der Nacht sah dieses Wäldchen irgendwie freundlich aus und er hatte keine Angst. Ihm fiel auch zum ersten Mal auf, dass seine Narbe aufgehört hatte zu schmerzen. Er fühlte sich immer noch leicht und unbeschwert, als befände er sich in der Luft. Trotzdem zückte er sicherheitshalber seinen Zauberstab, holte seinen Tarnumhang unter dem T- Shirt hervor, entfaltete ihn und zog ihn über. Er entschied, dass er genauso gut gleich herausfinden konnte wo er sich befand, also ging er in die Richtung in der der Wald nach seinem Gefühl noch lichter wurde. Am Horizont dämmerte bereits der Morgen, während er sich einen Weg aus dem Wald heraus suchte.