Titel: Harry Potter und das Herz der Dunkelheit Warnung: Später Slash! Kapitel:3/? Autor: Natascha

Inhalt: Das fünfte Schuljahr in Hogwarts fängt bald an, aber was passiert nach Voldemorts Rückkehr in der magischen Welt? Wie wird sich das Leben von Harry und seinen Freunden und Feinden verändern? Und vor allem: Welche Rolle spielt Draco Malfoy?

Feedback: natascha.schmidt@web.de Ich freue mich über jedes feedback! Altersbeschränkung: PG-13 (könnte später höher werden) Disclaimer: Nichts hier gehört mir. Alle Charaktere sind Erfindungen J.K. Rowlings. Kategorie: Abenteuer, Liebe, später Slash. Einen ganz lieben Dank an meine tolle Beta- Leserin Jenny (alias Jacey) Und vielen Dank an lady cai, matjes, maxine, ivine und drake für die reviews

Ein überraschendes Wiedersehen

Harry war noch nicht weit gegangen, als er auch schon den Rand des Wäldchens erreichte. Er befand sich auf einem kleinen Hügel. Und was er nur wenige hundert Meter entfernt sah, ließ sein Herz hüpfen. Gegen das Licht der aufgehenden Sonne zeichnete sich der Fuchsbau ab.

Er war in Sicherheit. Und nicht nur das. In ein paar Minuten würde er Ron wieder sehen! Harry rannte los, stolperte über seinen Tarnumhang und fiel fast hin. Schnell zog er den Umhang aus und er flatterte hinter ihm her, als er sich beeilte um zum Fuchsbau zu kommen. Er raste über die Wiese und bis zum Gartenzaun. Ohne sich die Mühe zu machen um den Zaun herum zum Gartentor zu laufen, stieg er schnell darüber und war froh, beim Durchqueren des kleinen Gartens zu sehen, dass alles beim Alten schien. Wäsche flatterte im Morgenwind und sogar ein paar kleine Gartengnome trieben ihr Unwesen bei den Sträuchern. Sehr stürmisch krachte er gegen die Haustür und drückte die Türklinke nach unten. Die Tür war unverschlossen.

Es gab einen Knall, als der Stuhl umfiel, auf dem Oliver Wood gesessen hatte. "Harry?" fragte er ungläubig. Er und Percy Weasley starrten den atemlosen und völlig zerzausten Jungen an, der zwar nach Luft schnappend, aber sehr fröhlich grinsend in der Tür stand. "Harry, wie bist du hierher gekommen?" fragte Percy und machte ein paar Schritte auf ihn zu. "Es ist erst fünf Uhr morgens! Es ist doch nichts passiert, oder? Geht es dir gut?" Harry konnte nur nicken. "Komm, setz dich erst mal." Bot Oliver ihm an. "Willst du was zu trinken?"

"Ich gehe Ron aufwecken." rief Percy und drehte sich auf dem Ansatz um. "Nein, lass ihn ruhig schlafen", keuchte Harry, immer noch außer Atem und nahm das Glas Wasser, das Oliver ihm hinhielt. "Bloß nicht, das würde er mir wahrscheinlich ewig vorwerfen." Percy stieg die Stufen zu den Schlafzimmern hoch. Harry merkte, dass er ziemlich stark humpelte. "Was ist mit Percy?" fragte er Oliver. Dann stutzte er "Und was machst du eigentlich hier?" Oliver zuckte die Schultern. "Ich bin zu Besuch."

In dem Moment tauchte auch schon Ron am oberen Ende der Treppe auf. Er starrte Harry einen Moment an, als sei er eine Vision. "Harry, bist du wirklich hier?" Er stürzte die Treppe hinunter und rannte Harry samt Stuhl fast über den Haufen, bei dem Versuch ihn zu umarmen. "Mensch bin ich froh dich zu sehen. Ich wollte so gerne, dass du herkommst, aber Dumbledore hat es nicht erlaubt. Er meinte, bei dem was momentan geschieht, ist es sehr wichtig, dass du in Sicherheit bist." Er ließ Harry los und zog einen Stuhl neben ihn. "Was geschieht denn im Moment, Ron?" fragte Harry alarmiert.

"Natürlich, das kannst du ja nicht wissen." Rons Miene verdüsterte sich. "Es hat Kämpfe gegeben. Es ist noch kein Krieg ausgebrochen, aber das muss ich dir in Ruhe erzählen. Jetzt sag erst mal, wie du her gekommen bist!"

Auch Oliver und Percy sahen Harry gespannt an. Harry grinste. "Das werdet ihr mir kaum glauben." bevor er ausreden konnte gab es plötzlich eine kleine Explosion im Wohnzimmer nebenan. Percy fuhr herum. "Das sind sie. Endlich. Hoffentlich haben sie ihn dabei!" Oliver folgte ihm, blieb aber im Türrahmen stehen. Harry und Ron spähten an ihm vorbei.

Aus dem geräumigen Kamin im Wohnzimmer stiegen nacheinander Molly, Charlie und Arthur Weasley. Alle drei sahen schlecht aus. Aber am schlimmsten war eindeutig Charlie dran. Er stützte sich auf seine Eltern und war unnatürlich blass und abgemagert. Percy nahm sofort den Platz seiner Mutter ein und half seinem Bruder zum Sofa. "Charlie!" Ron drängte sich an Oliver vorbei und lief zu seinem Bruder. Charlie grinste ihn an und sofort war er wieder vielmehr der starke furchtlose Drachenbändiger, als den Harry ihn kannte. Auch wenn sein Grinsen ein bisschen schief und nicht ganz überzeugend war. "Es ist alles nicht so schlimm, wie es aussieht, Kleiner." Er zerstrubbelte Rons Haare. "Mach dir um mich keine Sorgen. Ich komme schon wieder in Ordnung."

"Ich muss gleich wieder los. Es gibt leider schon wieder schlechte Nachrichten", sagte Arthur Weasley und strich sich mit der Hand über die Stirn. "Reg dich bitte nicht auf Ron, aber Harry Potter ist verschwunden." "Ich bin hier!" rief Harry und trat hinter Oliver hervor.

"Harry! Merlin sei Dank!" Molly Weasley stürzte auf ihn zu und zog ihn in eine feste Umarmung. "Ich dachte schon, das ständige Sorgenmachen hört nie mehr auf! Erst Percy, dann Charlie und dann du." Harry bemerkte bestürzt, dass sie weinte.

"Es tut mir so leid", murmelte er. "Die Dursleys haben mich rausgeschmissen." "Jetzt ist ja alles gut Molly", sagte Arthur Weasley tröstend. "Charlie geht es auch bald wieder besser. Ein bisschen Ruhe und Fürsorge." Molly ließ Harry los und er bemerkte erleichtert, dass sie wieder ein bisschen lächelte.

In dem Moment kam Ginny in einem etwas zerfledderten hellblauen Bademantel ins Zimmer. Sie sah sich ungläubig um. "Harry? Charlie?" Sie blickte den Rest ihrer Familie vorwurfsvoll an. "Warum habt ihr mich nicht geweckt?" Im nächsten Moment drückte sie Harry einen kleinen Kuss auf die Wange und fiel dann ihrem großen Bruder um den Hals. "Charlie, wie geht es dir? Du wirst doch wieder gesund oder?"

Harry stand etwas verloren im Zimmer herum und war froh, als Ron wieder zu ihm kam und ihm die Hand auf die Schulter legte. "Mom, ich gehe mit Harry auf mein Zimmer. Wir sind hier nur im Weg. Wenn ihr irgendetwas braucht, sagt ihr Bescheid, okay?"

"Ja, natürlich, mein Schatz. Dein Vater muss jetzt erst mal alle benachrichtigen, dass Harry hier und in Sicherheit ist. Und mit Dumbledore müssen wir besprechen, ob er hier bleiben kann. Ginny und Percy, jetzt wo sowieso alle wach sind könnt ihr mir helfen Frühstück zu machen. Geht nur Ron, wir sagen euch dann Bescheid. Ach, ich bin so froh, dass jetzt alle wieder hier sind." Sie wischte sich kurz über die Augen.

Ron zog Harry hinter sich her bis in sein Zimmer. Hedwig flatterte aufgeregt in ihrem Käfig und Pigwidgeon, die es ihr sofort nachmachte übertraf sie sogar noch im Lärmen. Ron öffnete schnell die Käfige und beide Eulen stürzten sich auf Harry. Er strich zärtlich über ihre Federn, wandte sich aber sofort wieder Ron zu. "Ron, was ist mit Charlie und Percy passiert?" "Setz dich erst mal."

Harry ließ sich neben Ron auf dem Bett nieder und sah ihn fragend an. Ron seufzte. "Ich habe dir doch erzählt, dass es Kämpfe gegeben hat." Harry nickte ungeduldig. "Voldemort ist noch nicht wieder aufgetaucht, aber einige Todesser haben sich zusammengeschlossen. Leider weiß ich auch nicht, was genau vor sich geht." Er schüttelte verzweifelt den Kopf. "Mom und Dad sagen es uns nicht. Ich durfte dir auch nichts schreiben, damit du dir keine Sorgen machst und wieder davon läufst." Er stutzte kurz. "Was du offensichtlich trotzdem getan hast." Harry stöhnte bei dem Gedanken daran, was für Schreckensbilder er sich ausgemalt hatte.

"Jedenfalls haben einige Todesser Banden gebildet und Muggel und andere Zauberer angegriffen. Den größten Kampf gab es in Rumänien. Dort hat eine regelrechte Todesser-Armee eine kleine Zauberschule angegriffen. Und natürlich konnten wir in so kurzer Zeit keine Armee bilden. Also haben die Zauberer, die zu der Zeit in der Nähe waren die Schule verteidigt." Ron schluckte. "Und wagemutig, wie Charlie ist, war er natürlich an vorderster Front. Sie haben es geschafft, die Schule zu verteidigen, aber der Kampf hat fast drei Tage gedauert. Kurz vorm Ende wurde Charlie schwer vom Cruciatus-Fluch getroffen" "Mann Harry, ich glaube das waren die schlimmsten Tage meines Lebens. Wir hatten solche Angst um Charlie. Er war eine Woche in der Behandlung von Medi-Magiern und gerade haben ihn Mom und Dad von dort abgeholt."

Ron sah Harry mit großen Augen an "Eigentlich ist das Ministerium an allem Schuld. Die haben immer noch nicht öffentlich zugegeben, dass Du-Weißt- Schon-Wer zurückgekehrt ist. Mit der Begründung, dass dann Panik ausbrechen würde. Aber Dad sagt, die Leute haben ein Recht darauf zu wissen, was los ist, damit sie Vorbereitungen treffen können."

Harry legte freundschaftlich einen Arm um Ron. "Das mit Charlie tut mir so leid. Du weißt gar nicht, wie viele Sorgen ich mir gemacht habe. Ich habe es fast nicht mehr ausgehalten bei den Dursleys."

Ron sah auf. "Wie bist du denn jetzt eigentlich hierher gekommen?"

"Das glaubst du nie. Rate mal, wer mich mitgenommen hat!"

Ron überlegte. "Sirius Black?" Harry schüttelte den Kopf. Ron runzelte die Stirn. "Also jemand hat dich hierher gebracht. Es muss ein Zauberer sein, sonst hätte er nicht gewusst, wo wir wohnen. Natürlich muss es jemand sein, dem du hundertprozentig vertraust, sonst wärst du nicht mit ihm mitgegangen."

Harry sah auf den Boden. "Na ja, es war jemand, dem ich normalerweise nicht hundertprozentig vertraue. Dem ich noch nie auch nur das kleinste bisschen vertraut habe, um genau zu sein."

Ron sah ihn völlig entgeistert an. "Jemand dem du nicht vertraust? Wie konntest du das tun? Du weißt doch genau, dass alle möglichen Leute hinter dir her sind und da gehst du einfach mit irgendjemandem mit? Jetzt sag Harry, wer war es?"

"Draco Malfoy"

Ron schnappte nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen. Er brauchte ein paar Sekunden, bevor er in der Lage war, darauf etwas zu sagen. "DRACO MALFOY!" Er sprang auf wie von einer Tarantel gestochen "Warum hast du dich nicht gleich an die Straßenecke gestellt und gebrüllt: Hallo Todesser, hier bin ich. BIST DU VON ALLEN GUTEN GEISTERN VERLASSEN? Die ganze Zauberwelt macht sich Sorgen um dich und du treibst dich ausgerechnet mit dem Sohn des bekanntesten Du-Weißt-Schon-Wer-Verehrers von allen herum?! Das geht wirklich über meinen Verstand."

Komischerweise fiel Harry jetzt zum ersten Mal auf, wie waghalsig er sich wirklich verhalten hatte und was ihm alles hätte passieren können. "Aber immerhin hat er mich hierher gebracht und nicht zu seinem Vater", sagte er kleinlaut.

Ron sah ihn überrascht an. "Das stimmt. Ich frage mich nur: Wieso?" Ron musterte ihn, als könnte er jetzt nicht mehr glauben, dass Harry lebendig war und kein Geist.

"Ich weiß auch nicht. Er ist zu mir gekommen, weil er wissen wollte, was genau passiert ist, nach dem" er blickte auf den Boden "nach dem Trimagischen Wettbewerb."

Ron lachte trocken. "Da hätte er doch nur seinen Vater fragen müssen."

"Das habe ich ihm auch gesagt. Aber er wollte es von mir hören. Er sagte, sein Vater habe sich verändert."

"Ja das glaube ich", sagte Ron bitter. "Jetzt kann er ja endlich sein wahres Gesicht zeigen." Harry dachte darüber nach. Wahrscheinlich hatte Ron Recht. Wie auch immer, Lucius Malfoy war einer der unangenehmsten Menschen, denen er je begegnet war.

"Harry", rief Mrs. Weasley von unten. Dumbledore möchte mit dir sprechen." Harry zuckte zusammen. Was würde der Schuldirektor wohl zu seinen neuen Eskapaden sagen? Bestimmt würde er nicht gerade angetan sein.

Gefolgt von Ron lief er nach unten. Er hatte jetzt schon öfter gesehen, wie Zauberer über Entfernung miteinander redeten und hatte ja auch schon selbst mit Sirius auf diese Art kommuniziert, aber Dumbledores weißhaarigen Kopf in den Flammen tanzen zu sehen, war trotzdem ungewohnt. Als er jedoch das freundliche Lächeln sah, das die Lippen des Zauberers umspielte, fühlte er sich gleich etwas besser.

"Nun Harry, was hast du zu deiner Verteidigung hervorzubringen?"

Harry senkte den Kopf. "Nichts, Professor. Was ich getan habe war sehr dumm."

Dumbledores Zeigefinger erschien in den Flammen. "Nicht unbedingt. Es ist immer gut, wenn man sich auf seine Gefühle verlassen kann. Tatsächlich ist ein guter Instinkt oft von größerem Nutzen als langes Taktieren und Nachdenken. Trotzdem. Wir haben uns alle für ein paar Stunden große Sorgen um dich gemacht."

"Ich weiß", murmelte Harry "Es wird nicht wieder vorkommen."

"Das stimmt" Harry sah überrascht auf. Dumbledore zwinkerte ihm zu. "Du wirst nämlich nicht mehr bei den Dursleys wohnen. Es hat keinen Sinn, wenn du dich dort so unwohl fühlst, dass du immer den Wunsch hast zu entkommen. Dann hilft dir schließlich auch der Familienzauber nicht mehr."

Harry war so erleichtert, dass er fast weiche Knie bekam. Endlich würde er nicht mehr in den gefürchteten Lingusterweg zurück müssen. "Vielen Dank." flüsterte er. Dumbledore lachte leise. "Ich habe bereits mit den Weasleys gesprochen. Du kannst bei ihnen wohnen, wann immer du willst. Und bis die Schule wieder anfängt, wirst du auch im Fuchsbau bleiben. Da bist du relativ sicher. Er ist durch viele Zauber geschützt. Außerdem rechnen wir in der nächsten Zeit nicht mit neuen Angriffen." Harrys Herz machte einen kleinen Hüpfer. Er wusste nicht was er sagen sollte.

"Nun, Harry, wir sehen uns in weniger als einem Monat. Hab eine schöne Zeit bis dahin." Dumbledore winkte den Weasleys zu und sein Kopf verschwand.

"So, damit wäre das geklärt." sagte Mrs. Weasley. "Und jetzt gibt es Frühstück. Komm setzt dich Harry. Du hast so sehr abgenommen. Das ist nicht gut für einen Jungen im Wachstum." Sie scheuchte alle an den Frühstückstisch und bestand darauf, Charlie seine Tasse und einen voll geladenen Teller zum Sofa zu bringen, obwohl er die Ansicht vertrat, auch am Tisch essen zu können.

Die restlichen Anwesenden versammelten sich um den großen Tisch in der Mitte des Zimmers. Fred und George fehlten. Wahrscheinlich schliefen sie noch, dachte Harry und dann dachte er eine Weile gar nichts mehr, da ihm beim Anblick des reich gedeckten Frühstückstisches plötzlich einfiel, dass er seit fast zwei Tagen nichts außer einem halben Sandwich gegessen hatte.

Erst eine Weile später sah er wieder von seinem Teller auf und hörte auf die Gespräche am Tisch. Ihm gegenüber saßen Oliver und Percy. Oliver hatte einen Arm über die Rückenlehne von Percys Stuhl gelegt und lehnte sich zu ihm hinüber, um mit ihm zu reden. Oliver und Percy waren zwar in einem Jahrgang in Hogwarts gewesen, aber Harry hatte geglaubt, dass sie nichts miteinander zu tun hatten. Schließlich hatten sie auch völlig verschiedene Interessen. Oliver der Quidditch-Kapitän und Percy der Schulsprecher. Er hatte sie nie miteinander reden sehen. Aber jetzt schienen sie ziemlich gut befreundet zu sein. Percy schien sich allerdings verändert zu haben. Er hatte längere Haare und sah längst nicht mehr so steif aus, wie vor einem Jahr. Er wirkte verwegener, aber auch etwas gelassener. Harry fiel ein, dass er immer noch nicht erfahren hatte, was mit Percys Bein passiert war. Er nahm sich vor, Ron gleich nach dem Essen zu fragen. Neben Percy saß Ginny. Sie sah noch genauso aus, wie Harry sie in Erinnerung hatte. Vielleicht ein wenig ernster und erwachsener, aber Ginny war immer ein ernstes Mädchen gewesen. Sie lächelte ihm schüchtern zu.

Das war der Moment, in dem plötzlich laute Schritte die Treppe herunterdonnerten und Fred und George im Türrahmen erschienen. Nicht dass Harry sie mittlerweile unterscheiden konnte. Beide blickten sich einen Moment erstaunt im Raum um. "Warum hat uns keiner geweckt?" "Wir verpassen mal wieder alles!"

"Es hat keinen Sinn zu versuchen euch aufzuwecken." erklärte Percy "Ihr seid nicht wach zu kriegen."

"Das stimmt", flüsterte Ron in Harrys Ohr. "Seit Mom eine Abneigung für das Ministerium entwickelt hat, erlaubt sie den beiden ihren Scherzartikelhandel. Jetzt basteln sie bis spät in die Nacht an ihren Erfindungen herum. Es wundert mich, dass sie jetzt schon wach sind. Immerhin ist es erst acht Uhr morgens."

Fred und George quetschten sich nebeneinander an den bereits etwas überfüllten Tisch, nachdem sie beide Charlie sehr herzlich begrüßt hatten. "Jetzt wollen wir wissen, wie Harry hierher gekommen ist."

Nachdem Harry seine Geschichte ein zweites Mal erzählt und die Weasleys in ziemliche Verwunderung versetzt hatte, konnte er mit Ron zurück auf dessen Zimmer gehen, wo er sich auf dem Bett ausstreckte. "Das Frühstück war wundervoll. Ich habe ewig nichts so leckeres gegessen." Er drehte sich zu Ron um, der Pigwidgeon und Hedwig ein paar Eulenkekse fütterte. "Was ist denn nun mit Percy passiert? Warum humpelt er und warum ist er plötzlich mit Oliver befreundet?" Ron seufzte. "Das ist eine längere Geschichte. Also, nach dieser Sache mit seinem Chef Mr. Crouch und dessen Sohn hatte Percy ein extrem schlechtes Gewissen."

"Aber er konnte doch nichts für das was passiert ist!" sagte Harry überrascht. "Natürlich nicht, aber er hat sich irgendwie verantwortlich gefühlt. Er meinte er hätte merken müssen, dass etwas nicht stimmte mit Crouch. Du weißt doch, was für ein Perfektionist Percy ist. Um seinen Fehler wieder gut zu machen, ist er sofort aus dem Ministerium ausgetreten und hat angefangen, bei WISO zu arbeiten."

"WISO? Was bedeutet das?"

"Wizard's International Safety Organisation. Wenn die Aurore einen Todesser, oder eine Versammlung aufgespürt haben, kommen sie zum Einsatz. WISO hat gerade jetzt sehr wenig Zulauf, braucht aber unbedingt Leute, um die Todesser-Treffen zu stören, von denen ich dir erzählt habe. Deswegen haben sie Percy auch sofort genommen, obwohl er eigentlich zu jung ist und zu wenig Erfahrung hat." Ron setzte sich neben Harry aufs Bett. "Mom hat getobt. Sie wollte ihm regelrecht verbieten zu WISO zu gehen. Aber Percy hat nicht auf sie gehört. Tja und bei einem Einsatz ist es dann passiert. Seine Einsatzgruppe hat einen Hinweis auf ein Todesser-Treffen bekommen, aber es war eine Falle. Die Todesser haben sie erwartet und das Haus über ihnen einstürzen lassen. Percy hat Glück gehabt, dass nur sein Bein unter einem Stein begraben wurde." Ron seufzte leise bei der Erinnerung und sah Harry traurig an. "Das alles durfte ich dir nicht schreiben."

Harry schluckte. Es tat ihm leid, dass er nicht für Ron hatte da sein können. Auch wenn er manchmal auf sie schimpfte, wusste Harry wie sehr Ron an seinen Brüdern hing. Es musste eine Qual für ihn gewesen sein, als sie in Gefahr waren. Und Ron war jemand, der sich seine Sorgen nicht so leicht anmerken ließ. Er war es gewohnt für andere da zu sein.

"Ich wünschte wirklich, ich hätte es geschafft, Voldemort umzubringen." flüsterte Harry. "Es tut mir leid, dass ich das nicht geschafft habe."

Ron legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Wirklich Harry, immerhin ist es dein Verdienst, dass er sich für Jahre zurückgezogen hat. Bill meinte, wir waren alle zu optimistisch. Er sagt, es war dumm zu hoffen, dass Du-Weißt- Schon-Wer tot sei. Wir hätten die Zeit nutzen sollen, um uns auf seine Rückkehr vorzubereiten."

Harry sah Ron überrascht an. "Wie meint er das?"

"Na ja, offensichtlich waren die Todesser auf eine Rückkehr ihres Meisters vorbereitet. Sonst hätten sie sich nicht so schnell organisieren können. Und Bill meint, wenn unsere Seite auf Dumbledore gehört hätte und nicht den Kopf im Sand vergraben hätte, könnten wir uns jetzt viel besser verteidigen."

"Wenn wir auf Dumbledore gehört hätten?" "Ja. Er hat damals vor fünfzehn Jahren davor gewarnt, davon auszugehen, dass Du-Weißt-Schon-Wer tot ist. Er sagte, wir müssten versuchen ihn zu finden und ihn vernichten, solange er schwach ist, sonst würde er wiederkommen."

"Offensichtlich hat er recht gehabt", sagte Harry grimmig. "Ich kann nicht glauben, dass das Ministerium seine Rückkehr noch immer verheimlicht. Ich meine, nach allem was passiert ist, wissen es doch sowieso alle, oder?"

Ron schüttelte den Kopf. "Es gibt immer noch genug Familien, die das nicht wahr haben wollen. Dad meint, das wäre das eigentliche Problem." Pigwidgeon landete auf Harrys Bauch und hüpfte fröhlich auf und ab. Ron nahm die kleine Eule auf seine Hand. "Ich bin froh, dass du jetzt hier bist Harry. Ich hatte niemanden mit dem ich darüber reden konnte."

"Ich bin auch froh. Ich hab mir die schlimmsten Dinge ausgemalt, die dir und Hermione passiert sein könnten."

"Hermione geht es gut. Sie ist gerade mit ihrer Familie in Frankreich. Sie hat mir sogar eine Karte geschrieben." Ron nahm die Karte von seinem Nachttisch und gab sie Harry. Sie zeigte ein Lavendelfeld. "Ich habe sie vorgestern bekommen." Harry drehte die Karte um. Sie war mit Hermiones ordentlicher Schrift sehr eng beschrieben.

Lieber Ron.

Es tut mir so leid, was mit Percy und Charlie passiert ist. Ich mache mir solche Sorgen um euch. Ich hoffe Harry ist wirklich in Sicherheit bei den Dursleys. Der Urlaub ist sehr anstrengend. Ich habe meinen Eltern immer noch nicht erzählt, was in der Zauberwelt los ist. Ich habe Angst, dass sie mich nicht mehr nach Hogwarts zurücklassen. Jetzt muss ich mir Mühe geben, damit sie mir nicht anmerken, was für Sorgen ich mir mache. Ich wünschte, ich wäre wieder bei dir.

Viele Grüße, Hermione.

Den letzten Satz hatte sie sehr klein geschrieben. Harry sah Ron überrascht an. "War Hermione hier?" Täuschte sich Harry, oder wurde Ron ein wenig rot? "Ja, sie hat Ginny besucht, wie letztes Jahr." Plötzlich fiel Harry etwas ein. "Ich sollte Sirius schreiben. Wer weiß, wo der steckt und ob er überhaupt weiß, dass ich hier bin. Er setzte sich an Rons Schreibtisch und schrieb eine schnelle Nachricht.

Lieber Sirius,

ich bin bei den Weasleys. Mir geht es sehr gut. Wo immer du bist, ich hoffe du bist in Sicherheit und passt gut auf dich auf. Ich wünschte, wir könnten uns bald wieder sehen.

Gruß, Harry

Er rollte das Pergament zusammen und band es an Hedwigs Fuß, die sehr zufrieden schien, wieder einen Auftrag für Harry erledigen zu können. Harry kraulte ihren Kopf und gab ihr noch einen Eulenkeks. "Pass gut auf dich auf, meine Schöne" sagte er, bevor sie aus dem Fenster flog und sich in den Himmel aufschwang.