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6. Zwei Briefe

Die letzen Wochen der Ferien gingen sehr schnell herum und Harry hätte fast vergessen, dass sie noch in der Winkelgasse einkaufen mussten, bevor die Schule anfing. Auch wenn es Mr. Weasley tatsächlich geschafft hatte, seine Sachen von den Dursleys zu holen, (die waren so begeistert von der Neuigkeit, dass Harry sie nie mehr besuchen würde, dass sie alles sogar freiwillig herausgaben) musste er doch ein paar Dinge neu kaufen. Er war zwar von Natur aus sparsam und legte auch keinen großen Wert auf Kleidung, aber einige seiner Sachen waren mittlerweile wirklich zu klein geworden.

Das alles fiel ihm ein, als Mrs. Weasley an einem Abend ankündigte, dass Morgen alle früh aufstehen mussten, da sie zur Winkelgasse reisen würden. Schließlich sei übermorgen der erste September.

Nachdem am nächsten Morgen Fred, George, Ginny, Ron, Harry und Mrs.Weasley vorm Kamin versammelt waren, machte Harry den Anfang. Zum Glück war er mittlerweile mit Flohpulver vertraut, so dass er ohne Probleme in der Winkelgasse landete. Schnell sprang er aus dem Kamin, um für die anderen Platz zu machen.

Die Winkelgasse war so belebt, dass es schien als wäre sämtlichen Zauberern die Idee gekommen, ihr gerade heute einen Besuch abzustatten. Während Mrs. Weasley mit Ginny zu Flourish und Blotts aufbrach, um die Schulbücher einzukaufen, schlenderten Ron und Harry in die andere Richtung, um bei Madam Malkin nach neuen Roben für Harry zu gucken. Sehr überrascht stellte Harry fest, dass er sich nach Draco Malfoy umsah. Seit er bei den Weasleys angekommen war, hatte er oft über ihn nachdenken müssen. Natürlich sah er ihn nirgends. Wahrscheinlich, dachte Harry, hätte er in Nocturn Alley bessere Chancen gehabt ihn zu finden.

Ron zog ihn plötzlich in eine kleine Seitengasse.

"Was ist denn?" fragte Harry erschrocken.

"Da ist sie." flüsterte Ron, rot im Gesicht.

"Wer?" fragte Harry und spähte neugierig um die Ecke.

"Hermione!" flüsterte Ron.

In dem Moment sah Harry sie auch. Sie stand mit Krummbein auf dem Arm vor der Tierhandlung und versuchte erfolglos ihm ein Halsband über den Kopf zu ziehen. Sofort lief er auf sie zu. "Hermione!"

"Harry!" schrie sie und ließ Krummbein los, der mit einem Satz in der Menge verschwand. "Bin ich froh dich zu sehen!" sie umarmte ihn und Harry lachte fröhlich.

"Wir sind gestern aus Frankreich zurückgekommen. Es war ein schrecklicher Urlaub. Ich habe euch so vermisst. Und nirgendwo konnte ich eine Eulenpost finden. Und Pig hat es auch nur einmal bis zu mir geschafft. Ich bin so froh wieder hier zu sein! Und Merlin sei Dank, es geht dir gut. Hast du das von Rons Brüdern gehört?" sie war ganz außer Atem.

"Ja. Ich habe die letzten Wochen bei Ron gewohnt. Wo ist er nur? Eben war er noch hier!" Harry sah sich ratlos um.

"Ach Ron." seufzte Hermione. "Das ist typisch. Er hat sich total verändert. Seit diesem Sommer redet er nicht mehr mit mir. Schon als ich bei Ginny zu Besuch war, ist er mir ständig aus dem Weg gegangen."

"Komisch" murmelte Harry

"Ach, er taucht schon wieder auf. Wohin wolltet ihr denn?"

"Ähm, wir waren unterwegs zu Madam Malkin. Ich brauche neue Roben. Du musst mir beim Aussuchen helfen."

"Na ja, mit Parvati oder Lavender wärst du sicher besser beraten, aber ich werde mein bestes geben." Sie hakte sich bei Harry ein. "Wie geht es denn Percy und Charlie?"

Auf dem Weg zu Madam Malkin erzählte er Hermione was inzwischen passiert war, während er sich immer noch suchend nach Ron umsah. Hermione reagierte ganz anders als Ron auf die Tatsache, dass Harry mit Malfoy mitgeflogen war. Sie schrie ihn nicht an, aber sie wollte unbedingt jedes Detail wissen. Offensichtlich vermutete sie, dass Draco etwas im Schilde geführt hatte. Harry erzählte ihr bereitwillig alles. Nur, dass er seinen Kopf an Dracos Schulter gelehnt hatte ließ er aus. Das erschien ihm im Nachhinein so unverständlich, dass er es Hermione niemals hätte erklären können.

Plötzlich sah Harry einen bekannten roten Schopf in der Menge auftauchen. Mit seiner Haarfarbe war es für Ron gar nicht so leicht ihnen unauffällig zu folgen. "Hey, Ron! Da bist du ja!" rief er.

Ron kam langsam zu ihnen hinüber. "Oh, hallo Hermione. Ich habe dich vorhin vor der Tierhandlung gar nicht gesehen."

Harry fragte sich, ob Ron merkte, dass er sich damit selbst widersprach. "Naja, solange du mich jetzt siehst." Hermione lächelte ironisch. "Ja. Du siehst gut aus. Ich meine. war dein Urlaub schön?" fragte Ron so gelassen wie möglich.

"Der Urlaub war schrecklich, weil ich mir die ganze Zeit Sorgen gemacht habe. Das hab ich dir doch geschrieben. Sag mal, hast du meine Karte überhaupt nicht gelesen?" Hermione sah ein wenig verletzt aus.

"Ach ja, die Karte. Doch, doch, danke. Wie geht es denn Viktor?" "Ich habe doch gesagt, dass ich nichts mehr von ihm gehört habe. Ich habe ihm auch nicht geschrieben."

"Sag ihm schöne Grüße von mir, wenn du ihn das nächste Mal siehst." Hermione zuckte die Schultern und sah Harry bedeutungsvoll an. Harry zuckte ebenfalls die Schultern und grinste entschuldigend.

"Was?" fragte Ron misstrauisch.

"So, wollen wir jetzt vielleicht meine Roben kaufen gehen? Sonst schaffen wir das heute nicht mehr."

Mit Ron und Hermione einkaufen zu gehen war unerträglich. Harry hatte es sich zwar nicht vorstellen können, aber sie redeten tatsächlich nicht miteinander. Jeder von ihnen ging auf einer Seite von Harry und versuchte ihn in ein Gespräch über ein anderes Thema zu verwickeln. Während Hermione unbedingt noch einmal jede Einzelheit von Dracos Besuch hören wollte, versuchte Ron darüber zu reden, wie es dieses Jahr in Hogwarts sein würde.

Ron:"Meinst du Hagrid ist schon wieder zurück? Und Snape?"

Hermione: "Und du bist tatsächlich eingeschlafen? Wie konntest du nur so dumm sein?"

Ron: "Ich hoffe nicht dass er zurück ist. Vielleicht bekommen wir ja mal zur Abwechslung einen freundlichen, fairen Lehrer in Zaubertränke."

Hermione: "Ich verstehe nicht, wieso ist Malfoy überhaupt bei dir aufgetaucht?"

Ron: "Ich meine schlimmer als Snape kann es ja nicht werden, oder?" Hermione: "Meinst du, es ging ihm wirklich um seinen Vater?"

Und so weiter.

Bei Madam Malkin fand Ron grundsätzlich die Roben hässlich, die Hermione gefielen und andersherum. Einen Moment lang wünschte sich Harry verzweifelt, statt seinen besten Freunden Draco Malfoy an seiner Seite zu haben, der wahrscheinlich eine größere Hilfe gewesen wäre. Jedenfalls kaufte er zum Schluss als er es nicht mehr ertragen konnte einfach die nächstbesten Roben und hatte das ungute Gefühl, die hässlichsten und unmodischsten erstanden zu haben. Gegen Draco würde er mal wieder aussehen wie Unkraut. Aber das war ja nichts Neues. Ron und Hermione sahen einander verdrießlich an. Mittlerweile hatte Harry selbst das Gefühl, dass sie einander nicht ausstehehen konnten. Er wusste nicht, wie er das aushalten sollte, wenn es in Hogwarts so weiterging. Es war sogar noch schlimmer, als im dritten Jahr als es so schien als habe Krummbein Krätze gefressen. Aber damals hatte es wenigstens noch einen Grund für ihre Feindschaft gegeben.

Harry war froh als Molly und Ginny auf sie zugelaufen kamen, als sie den Laden verließen. "Das seid ihr ja! Oh, hallo Hermione Liebes. Kommt, wir müssen uns beeilen. Sonst sind die Kamine wieder völlig überfüllt und wir müssen anstehen."

Ginny umarmte Hermione. "Wir sehen uns dann Morgen im Hogwarts-Express."

"Ja Ginny. Ich freue mich schon so, wieder in Hogwarts zu sein." Hermione umarmte Harry zum Abschied. Dann sah sie Ron an. Ron zog eine Augenbraue hoch und steckte seine Hände in die Taschen.

"Tschüs, bis Morgen", murmelte Hermione und drehte sich um.

Den ganzen Weg bis zum Kamin lief Ron schweigend neben Harry her und blickte düster auf den Boden. Wieder im Fuchsbau verkündete er, dass er keinen Hunger habe und verschwand auf sein Zimmer. Harry fand sein Benehmen so bescheuert, dass er beschloss ihm nicht hinterher zu gehen. Stattdessen spielte er eine Runde Quidditch mit den anderen. Danach ging er schließlich nach oben, um seine Sachen für den nächsten Tag zu packen. Ron lag auf dem Bett und starrte an die Decke. Er sah nicht mal auf, als Harry rein kam. "Hab ich's dir nicht gesagt? Sie mag mich nicht."

"Wie kann ich das beurteilen. Du hast dich ihr gegenüber die ganze Zeit so mies benommen, dass sei überhaupt keine Chance hatte nett zu sein."

"Ach ja? Aber zu dir konnte sie nett sein, ja? Immerhin ist sie dir zwei Mal um den Hals gefallen!"

Harry wurde es zu viel. "Immerhin habe ich sie auch nicht so fies behandelt als sei ich Snape nachdem Gryffindor gegen Slytherin gewonnen hat!" knurrte er. "Wenn du im Sommer so zu ihr warst, wundert es mich eigentlich, dass sei dir eine so nette Karte geschrieben hat." "Ja, sei du nur wieder auf ihrer Seite. Wie immer!" rief Ron und rannte aus dem Zimmer. Harry setzte sich geschafft aufs Bett. Als hätte er jemals nicht zu Ron gehalten. Was war bloß mit ihm los?

Plötzlich dämmerte es ihm, dass Ron eifersüchtig war. Er dachte daran, wie er sich gefühlt hatte, als Cho mit Cedric zum Weihnachtsball gegangen war. Das war sehr unangenehm gewesen und er konnte Ron ein bisschen besser verstehen. Er wollte gerade aufstehen, um Ron zu suchen, als die Tür wieder aufging.

"Tut mir leid, Harry." sagte Ron reumütig. "Ich wollte dir nicht die Schuld geben."

"Schon okay."

"Ich weiß, dass ich mich Hermione gegenüber gemein benehme, aber ich kann einfach nicht anders." Er lief im Zimmer auf und ab. "Immer wenn ich sie sehe muss ich daran denken, wie sie mit Viktor beim Ball war und dass sie so weit über mir steht." Er sah Harry verzweifelt an. "Ehrlich, immer wenn sie in der Nähe ist, fühle ich mich wie der letzte Idiot." *Na ja, du benimmst dich auch wie einer,* dachte Harry, aber er sagte es lieber nicht laut. "Wie wäre es, wenn du einfach mal versuchst, nett zu ihr zu sein? Das konntest du doch früher auch! Denk mal daran, wie du sie immer gegen Malfoy verteidigt hast!"

"Ja, du meinst wie damals im zweiten Jahr, als alles was ich erreicht habe war, dass ich Schnecken gespuckt habe? Vielen Dank, dass du mich daran erinnerst", sagte Ron unglücklich. "Ich will lieber nicht darüber nachdenken, wie oft ich mich vor ihr schon blamiert habe." Er setzte sich neben Harry. "Ich wünschte es wäre alles wieder so wie früher. Da war es überhaupt kein Problem mit Hermione zu reden. Seit dem letzten Jahr ist alles schief gelaufen."

Harry wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Also fuhr er fort seine Sachen zusammen zu packen. Plötzlich hörte er direkt vor Rons Fenster ein seltsames Geräusch, als würden zwei kleine Körper gegeneinander krachen. Er rannte zum Fenster und sah gerade noch, wie Hedwig und eine andere Eule flatternd zu Boden fielen. Erschrocken rannte er aus dem Zimmer, die Treppe hinunter und aus dem Haus, dicht gefolgt von Ron.

"Hedwig, ist dir was passiert?" rief er. Hedwig hatte sich schon wieder gesammelt und saß würdevoll auf dem Boden. Sie warf der anderen Eule, die immer noch etwas benommen auf der Erde lag finstere Blicke zu. Offenbar hatte der andere Vogel sie umgeflogen, als beide versucht hatten auf Rons Fensterbank zu landen. Ron nahm die andere Eule hoch. "Sieht Errol ziemlich ähnlich. Wahrscheinlich sind sie verwandt. Er angelte einen Eulenkeks aus der Tasche, wo er sie für Pigwidgeon aufbewahrte und steckte ihn dem Vogel in den Schnabel. Inzwischen wickelte Harry Hedwig ihre Nachricht vom Bein. Sie war von Sirius. Erfreut rollte er sie auf:

Lieber Harry.

Es geht mir gut. Freut mich, dass du bei den Weasleys untergekommen bist. Ich soll dir Grüße von Remus und Hagrid ausrichten. Hagrid wird dieses Jahr leider nicht in Hogwarts sein, aber die Verhandlungen mit den Riesen laufen besser als gedacht. Bitte sage Charlie und Percy gute Besserung von mir. Ich habe gehört, was passiert ist und es tut mir leid, dass schon so früh zwei der Weasleys verletzt werden mussten. Sie sind eine sehr tapfere Familie. Grüße sie alle von mir. Vielleicht sehen wir uns früher wieder als du denkst.

Dein Sirius

Harry strahlte. Das waren wirklich gute Nachrichten, er sah auf, um Ron davon zu erzählen. Aber Ron starrte völlig fassungslos auf den Brief, den er bekommen hatte. Er war weiß im Gesicht.

"Ron, was ist los?" fragte Harry schockiert. Wortlos gab er Harry den Brief und Harry las:

Sehr geehrter Mr. Weasley

Nach langer Beratschlagung haben wir uns entschlossen, Sie zum Vertrauensschüler von Gryffindor zu ernennen. Wir glauben, dass sie in der Lage sind ihr Haus angemessen zu vertreten und die Ihnen anvertrauten Aufgaben mit Würde zu erfüllen. Beigefügt ist ihr Vertrauensschüler- Abzeichen.

Mit freundlichen Grüßen,

Minerva McGonagall

stellvertretende Direktorin

"Aber Ron, das ist doch toll!" Harry drehte den Briefumschlag auf den Kopf. "Sieh mal, hier ist dein Vertrauensschüler-Abzeichen! Deine Familie wird so stolz sein! Und Hermione ist sicherlich auch zur Vertrauensschülerin ernannt worden. Wir haben sie gar nicht gefragt!" Ron setzte sich hart auf den Boden. Er war immer noch weiß im Gesicht. Harry grinste. "Anscheinend hat sich deine Eule verspätet. Scheint nicht gerade die Hellste zu sein." "Ich gehe ins Bett" murmelte Ron und stand auf. Harry folgte ihm ins Haus, aber als er im Wohnzimmer die ganze Familie versammelt sah, konnte er nicht widerstehen. "Ron ist zum Vertrauensschüler ernannt worden!"

Das schlug ein wie eine Bombe. Sofort stürzten alle auf Ron zu. Molly fiel ihm um den Hals, Percy klopfte ihm grinsend auf die Schulter, Fred und George schrieen wie er ihnen das antun konnte, der dritte Vertrauensschüler in der Familie, damit sei ihr Ruf zerstört, Ginny hüpfte aufgeregt um ihn herum, Arthur holte schon mal ein paar Flaschen Butterbier zum Anstoßen und Bill und Charlie lachten sich kaputt. Ron sah Harry leicht verzweifelt an und formte mit den Lippen die Wörter "Danke Harry".

Harry grinste.

Nach einigen Flaschen Butterbier und nachdem sich Ron viele Vorwürfe von Fred und George und viele Beteuerungen wie stolz sie auf ihn waren von den anderen Familienmitgliedern angehört hatte, schickte Molly alle ins Bett. Schließlich mussten sie morgen wieder früh aufstehen, um den Hogwarts- Express zu erwischen. Harry beobachtete grinsend, dass Ron das Abzeichen neben die Karte von Hermione legte.