Matjes, Chillkroete, Maxine, Drake, Kaoru, Alex, yvymaus und Merylflower: vielen Dank für eure reviews. Disclaimer: Alles hier gehört J.K. Rowling. Feedback: natascha.schmidt@web.de (Danke Lady Cai, für deine regelmäßigen review e-mails ) Beta-Leserin: Jenny

Der Sorting Hat Song ist auf Englisch. Ich weiß gar nicht, wie ich das übersetzten soll und dichten kann ich besser auf Englisch. Außerdem finde ich Sprechender Hut hört sich bescheuert an.

8. Der Traum

Sirius hatte recht gehabt. Sie erreichten Hogwarts bereits zwanzig Minuten später. Statt wie sonst fröhlich durcheinander zu plappern, Neuigkeiten auszutauschen und sich auf das bevorstehende Festmahl zu freuen, waren die ankommenden Schüler diesmal sehr still und in sich gekehrt. Einige zitterten. Keiner hatte den Schock überwunden. Harry führte den völlig orientierungslosen Ron an der Hand. Fred und George kamen auf ihn zugestürzt. "Was ist passiert? Was ist mit Ron los?"

"Wir müssen Madam Pomfrey finden! Er braucht unbedingt Ohrentopfen."

Die Zwillinge verschwanden in der Menge und tauchten kurze Zeit später mit Madam Pomfrey im Schlepptau wieder auf. Sie stürzte sich sofort auf Ron, um ihn zu verarzten. Harry ließ ihn in ihrer Obhut und ging zu Hermione, die die völlig verschreckte Ginny im Arm hielt. "Jetzt wissen wir, warum Malfoy nicht im Zug war", sagte sie bitter "Natürlich wusste sein Vater bescheid. Wahrscheinlich war er sogar einer der Angreifer."

Harry wurde schlagartig klar, dass Hermione wahrscheinlich Recht hatte. Ihm wurde übel.

"Ich wünschte ich wäre nicht ohnmächtig geworden." sagte Hermione. "Ist Ron wieder in Ordnung? Warum hat denn nur er sein Gehör verloren?"

"Er hat sich die Ohren nicht zugehalten, weil . . ."

Harry bekam einen Stoß in die Seite und Ron tauchte neben ihm auf "Mit mir ist alles wieder in Ordnung." Er umarmte seine zitternde kleine Schwester. "Komm Ginny, lass uns zum Schloss hochfahren. Du brauchst eine heiße Schokolade zur Beruhigung." Ginny ließ sich bereitwillig mitziehen. Harry und Hermione folgten ihnen. Die meisten Schüler waren bereits auf dem Weg zum Schloss. So kam es, dass die große Halle bereits ziemlich voll war, als sie ankamen. Allerdings war der Lärmpegel bedeutend niedriger als gewöhnlich.

Harry sah gehetzt zum Slytherin-Tisch hinüber. Sofort entdeckte er Draco Malfoy. Sein Haar leuchtete unverkennbar silbern und er war nicht zu übersehen, da er in der Mitte des Tisches saß, hoch aufgerichtet und beherrscht wir immer. Seine schlanken Finger spielten mit einem Messer und seine kalten Augen verrieten keine Emotion.

Harry schauderte. Aus irgendeinem Grund drohten seine Beine unter ihm nachzugeben. Hermione hatte Draco auch entdeckt. "Diese widerwärtige, miese Kröte. Er wusste Bescheid. Das sehe ich ihm einfach an. Aber das wird er schon noch bereuen", zischte sie, während sie sich neben Ginny setzte. Harry quetschte sich neben Ron. Und sah wieder zu den Slytherins hinüber. Er bemerkte, dass einige Plätze am Tisch frei geblieben waren, obwohl mittlerweile alle Schüler die Halle erreicht hatten. Als er Ron darauf aufmerksam machte, lachte der nur bitter. "Ja, natürlich, das sind die, deren Eltern sofort wieder zur dunklen Seite übergelaufen sind. Wahrscheinlich wurden sie von der Schule genommen, damit sie sich ab sofort ihrer wahren Bestimmung widmen können."

*Aber Malfoy ist noch hier* dachte Harry und unbewusst wanderte sein Blick wieder zu Draco. Diesmal fing der seinen Blick auf und lächelte hämisch. Harry wurde rot vor Wut. Wie konnte dieser kleine Bastard nur so ruhig sein? Wie konnte er nur so grausam gelassen sein, nachdem die Freunde seines Vaters gerade einen Zug voller unschuldiger Schüler angegriffen hatten? Aber wahrscheinlich war das gar nicht überraschend. Harry ärgerte sich, dass er angenommen hatte, Draco Malfoy hätte sich verändert. Wahrscheinlich hatte Hermione mal wieder Recht gehabt und Malfoy hatte noch einen Grund gehabt um ihn aufzusuchen, als nur zu erfahren, was passiert war. Er hätte ihm niemals vertrauen dürfen. Dracos Quecksilber-Augen blitzten, als wüsste er was Harry dachte. Er fühlte einen solchen Hass auf Draco in sich aufsteigen, dass er am liebsten zum Slytherin-Tisch hinüber gegangen wäre, um Draco aus seinem Stuhl zu reißen, ihn auf den Boden zu werfen und auf ihn einzuprügeln, bis dieses Grinsen endlich aus seinem blassen Gesicht verschwand.

Zum Glück erhob in diesem Moment Dumbledore seine Stimme. "Liebe Schülerinnen und Schüler, willkommen zurück in Hogwarts. Es betrübt mich sehr, dass eure Anreise dieses Jahr von einem so äußerst unangenehmen Zwischenfall gestört wurde. Ich kann euch aber mitteilen, dass es keine Verletzten gab und der Angriff dank der schnellen Reaktion unserer Verteidiger abgewehrt werden konnte." Fred und George applaudierten und sofort fielen die anderen Schüler auch ein.

Harry sah zum ersten Mal am Lehrertisch entlang. Dumbledore war wie immer in der Mitte platziert. Auf seiner linken Seite sah Harry Sirius Black, der ihm zulächelte. Neben Sirius saß zu Harrys Freude Professor Lupin, der ihm ebenfalls freundlich zuzwinkerte. Außerdem entdeckte er Charlie Weasley und stellte überrascht fest, dass Professor Snape ebenfalls am Tisch saß und Lupin und Sirius mit giftigen Blicken musterte. Mit einem kleinen Stoß in die Seite machte er Ron darauf aufmerksam. "Ich hätte gedacht, dass Professor Snape dieses Jahr nicht unterrichtet. Nach dem, was ich letztes Jahr gehört habe." flüsterte er

"Ja, zu schade." flüsterte Ron zurück. "Aber er sieht schlecht aus. Vielleicht ist er krank und Zaubertränke fällt öfter aus." Ron lächelte bei der Aussicht, aber Hermione warf ihm einen missbilligenden Blick zu, der ihn sofort damit aufhören ließ.

Harry wandte sich wieder dem Lehrertisch zu. Direkt neben Dumbledore saß eine ältere Frau, von der er sicher war sie schon einmal gesehen zu haben, aber er konnte sie nicht einordnen. "Nun wollen wir unsere neuen Erstklässler nicht länger warten lassen. Bitte sehr Professor McGonagall."

Professor McGonagall führte die neuen Schüler, die dieses Jahr noch viel eingeschüchterter wirkten als sonst, durch die Halle. Einige sahen so aus, als wären sie am liebsten wieder umgedreht und nach Hause gefahren. Harry dachte darüber nach, wie er sich gefühlt hätte, wenn der Zug gleich bei seiner ersten Reise nach Hogwarts angegriffen worden wäre. Keine schöne Vorstellung.

"Die armen Kleinen" murmelte Hermione mitleidig.

Im selben Moment hob der Sprechende Hut, der schon auf seinem Schemel bereit saß mit seinen Lied an:

Let me introduce myself

With this bewitching song

I am the Hogwarts Sorting Hat

I'll tell where you belong.

For those who treasure Valour

And Courage above all

The honoured house of Gryffindor

Is sure to be their call;

The loyal and the kindest

Who never play but fair

I put in noble Hufflepuff

They'll find their likeness there;

Your virtue is your cleverness

And knowledge is your treasure

I'll sort you into Ravenclaw

It will be for your pleasure;

And if you are determined

Ambitious, vain and poised

The ever-haughty Slytherin

Is the most fitting choice;

So come to me, don't hesitate

And let me read your mind

Then after some considering

The perfect house I'll find.

Die Halle applaudierte und Professor McGonagall begann die Namen der Schüler aufzurufen. Immer noch war die Stimmung in der Halle gedrückter als im letzten Jahr, auch wenn jeder Schüler einen Applaus von seinen zukünftigen Hauskameraden bekam, sobald er einsortiert worden war. Harry bemerkte, dass es weniger Gryffindors gab, als in den letzten Jahren. Aber es gab auch viel weniger Slytherins. Er sah wieder zu Draco herüber. Er saß an seinem Tisch, wie der König der Halle und nickte jedem neuen Slytherin kurz zu. Harry knurrte leise. Bemerkenswerterweise war Draco nicht wie üblich von seiner Leibgarde Crabbe und Goyle umgeben. Die beiden saßen ein Stück weiter unten am Tisch. Stattdessen saß Pansy Parkinson auf Dracos rechter Seite und Blaise Zabini, ein für Slytherin ungewöhnlich zurückhaltender Junge, der Harry noch nie weiter aufgefallen war, zu seiner linken.

Jetzt allerdings war Blaise Zabini nicht mehr zu übersehen, da er sich die Haare lila gefärbt hatte. Harry musste zugeben, dass Draco Malfoy in ihrer Umgebung sehr viel besser aussah, als zwischen Crabbe und Goyle, die ihn immer wie eine zerbrechliche Elfe hatten wirken lassen. Zwischen Blaise und Pansy hingegen sah er aus wie ein Prinz mit seinem Hofstaat. Das machte Harry noch wütender auf ihn. Er hasste es, wenn Draco sich so benahm, als würde ihm Hogwarts und sowieso die ganze Welt gehören. Zum Glück erschien in dem Moment das Festmahl auf dem Tisch und Harry, der jetzt erst merkte, was für einen Hunger er hatte, wurde von Draco Malfoy abgelenkt.

"Endlich" stöhnte Ron und häufte sich Fleischbällchen, Kartoffelbrei und Erbsen auf seinen Teller. "Ich habe schon befürchtet, dieses Jahr geht das nie vorbei."

Hermione sah Harry und Ron entsetzt an. "Wie könnt ihr jetzt nur so viel essen?" Sie selbst knabberte lustlos an einem Maiskolben. "Mir ist noch ganz flau im Magen von vorhin und ihr häuft euch die Teller voll, als sei nichts geschehen?"

"Hermione, dadurch dass wir verhungern werden sich die Todesser auch nicht beeindrucken lassen. Wir sind im Wachstum, wir müssen essen. Frag Rons Mutter!" gab Harry zurück. Hermione zuckte die Schultern, legte ihren Maiskolben weg und lief zu den Erstklässlern hinüber. Die sahen immer noch aus, als befürchteten sie jeden Moment hinterrücks angegriffen zu werden. Ihre Stimmung wurde nicht gerade dadurch gehoben, dass Fred und George sich zu ihnen gesellt hatten, um ihnen zu erzählen, dass der Angriff im Zug, noch gar nichts gewesen war, gegen die Schrecken, die sich sonst in Hogwarts abspielten.

"Vor vier Jahren beispielsweise hatten wir einen Troll in den Verliesen und in einem Zimmer einen dreiköpfigen Hund." erzählte Fred

"Oder vor zwei Jahren. Da ist ein berüchtigter Mörder, der aus Azkaban geflohen war, in einen Schlafraum in Gryffindor eingebrochen", versuchte George ihn zu übertrumpfen. Die Erstklässer hörten ihnen mit großen Augen zu.

"Ja, aber du hast unser viertes Schuljahr vergessen, George. Da hatten wir hier einen Basilisken, der Schüler in Stein verwandelt hat."

"Ich will zurück nach Hause." flüsterte ein kleines Mädchen unglücklich.

"Fred, George, das reicht jetzt." Hermione hatte eine Mine aufgesetzt, die Molly Weasley alle Ehre gemacht hätte. Sie streichelte der Kleinen über den Kopf. "Lass dir keine Angst einjagen", sagte sie tröstend

Fred und George hatten keine Zeit mehr etwas zu entgegnen, da sich Dumbledore, der festgestellt hatte, dass die meisten Schüler ihre Mahlzeit beendet hatten, zu seiner Rede erhob. "Meine lieben Schülerinnen und Schüler. Bevor ich euch alle in eure Häuser, zu eurer wohlverdienten Ruhe entlasse, habe ich noch ein paar Ankündigungen zu machen. Wie ihr sicher schon bemerkt habt, haben sich dieses Jahr zu den euch bekannten Lehrkräften einige neue gesellt. Zunächst freue ich mich, euch meine alte Freundin Arabella Figg (Harry schnappte überrascht nach Luft) vorzustellen. Sie hat sich freundlicherweise bereit erklärt, euch in einem Fach zu unterrichten, welches in den kommenden Zeiten von einiger Wichtigkeit werden könnte: Magischer Schutz." Die Schüler applaudierten höflich und Arabella Figg beugte leicht den Kopf.

"Ich kenne sie", flüsterte Harry Ron zu, hatte aber keine Zeit sich zu erklären, da Professor Dumbledore bereits fort fuhr. "Sie werden mir sicher zustimmen, dass es eine Bereicherung für uns alle ist, unseren lieben Professor Lupin wieder bei uns zu haben, um Verteidigung gegen die Dunklen Künste zu unterrichten." Besonders der Gryffindor-Tisch brach in begeistertes Klatschen aus. Harry grinste Ron breit an und lächelte dann Professor Lupin zu, der sich über das herzliche Willkommen freute.

"Leider muss ich ihnen mitteilen, dass der von uns allen geschätzte Hagrid, uns dieses Jahr nicht zur Verfügung steht. Aber glücklicherweise haben wir würdigen Ersatz. Mr. Weasley, der vorher mit Drachen in Rumänien gearbeitet hat und bei der Verteidigung einer Schule in dort verletzt wurde, wird in diesem Jahr Pflege Magischer Geschöpfe unterrichten." Alle Köpfe an am Gryffindor-Tisch wandten sich erstaunt Ron, Fred und George zu, die stolz zu ihrem Bruder hoch schauten. Harry sah schnell zu Draco hinüber, aber der verzog keine Miene und klatschte sogar schwach.

"Besonders stolz bin ich außerdem, ihnen Sirius Black vorzustellen." Ein erschrockenes Murmeln ging durch die Halle. Zwar hatte keiner Sirius Black erkannt, der lange nicht mehr so hager und abgekämpft aussah wie vor zwei Jahren, aber jeder erinnerte sich noch an seinen Namen, der in allen Nachrichten und Zeitungen zu sehen war. Dumbledore hob die Hände. "Bitte keine Panik. Mr. Blacks Unschuld ist mittlerweile so gut wie bewiesen. Sein Gerichtsverfahren ist wieder aufgenommen worden und sowohl Professor Lupin als auch ich legen die Hand für ihn ins Feuer." Harry schrie erfreut auf. "Hast du das gehört Ron! Sirius muss sich nicht mehr verstecken!"

"Außerdem freue ich mich auch sehr, ihnen mitteilen zu können, dass sich im letzten Moment herausgestellt hat, dass Professor Snape in diesem Jahr Zaubertränke unterrichten wird. Sicher hätten wir keinen so fähigen Lehrer wie ihn für euch gefunden." Ron verdrehte die Augen, klatschte aber trotzdem höflich. Dafür brach diesmal der Slytherin-Tisch in Begeisterungsstürme aus. Das freudige Blitzen von Dracos Augen, war bis zu Harry hin gut sichtbar.

"Nun zu den neuen Fächern, von denen ich gesprochen habe. Ich erwähnte bereits Magischen Schutz. Hinzu kommt in diesem Jahr die Magische Kriegsführung. Bei Merlin, es wäre mir lieber, dieses Fach nicht an meiner Schule unterrichten zu müssen, aber ich sehe die dringende Notwendigkeit dazu. Dieses Fach wird abwechselnd von Sirius Black und mir selbst unterrichtet." Wieder ging ein angespanntes Flüstern durch den Raum. Dumbledore hatte noch nie selbst unterrichtet, seit er Direktor geworden war

Der weißbärtige Professor machte eine Pause. Dann blickte er von einem Tisch zum anderen und schien seinen Blick kurz über jeden Schüler wandern zu lassen. "Sicher werdet ihr an meiner Rede gemerkt haben, dass sich in Hogwarts einiges verändert hat. Und damit meine ich nicht nur die neuen Unterrichtsfächer." Dumbledore sah sehr ernst aus. "Ich möchte euch gleich mitteilen, dass Voldemorts Rückkehr in Hogwarts im Gegensatz zu vielen anderen Orten nicht geleugnet wird. Wir rechnen fest mit einem Krieg und wollen sie so gut es geht darauf vorbereiten. Zwar wollen wir versuchen das normale Leben so lange es noch geht aufrecht zu erhalten, das heißt unter anderem, dass sowohl die Quidditch-Spiele, wie auch der Weihnachtsball dieses Jahr wieder stattfinden, aber wir werden in Alarmbereitschaft sein und unsere Augen nicht vor der drohenden Gefahr verschließen. Hogwarts ist aus vielen Gründen ein bedeutender Mittelpunkt unserer Verteidigung und es ist von extremer Wichtigkeit, dass wir alle zusammenhalten. Es gibt Dinge die wichtiger sind, als Streitereien zwischen zwei Häusern." Bei diesen Worten sah Dumbledore vom Gryffindor- zum Slytherin- Tisch. Dann lächelte er freundlich. "Ich weiß, das sind viele Informationen für einen Abend. Jetzt ist es wichtig, dass ihr euch ausruht, um auf ihren ersten Schultag morgen vorbereitet zu sein. Ich wünsche euch allen eine gute Nacht und darf jetzt die Vertrauensschüler bitten, die Erstklässler in ihre Gemeinschaftsräume zu führen."

Wieder applaudierten die Schüler.

Hermione kam zu Ron herüber und stellte sich an seine Seite. "Alle Gryffindor-Erstklässler bitte zu uns." rief sie freundlich. Ron versuchte eine autoritäre Mine aufzusetzen. "Folgt uns bitte!" rief er. Harry lächelte bei dem Anblick, wie die kleinen Erstklässler vertrauensvoll hinter seinen besten Freunden herwatschelten, wie kleine Entenküken. Kaum zu glauben, dass es erst vier Jahre her war, dass er selber so hinter Percy hergelaufen war. Bevor er ihnen folgte blickte er noch einmal zur Slytherin- Tafel hinüber und traute seinen Augen nicht. Die jungen Slytherins reihten sich doch tatsächlich hinter Draco Malfoy auf und folgten ihm respektvoll aus der Halle.

*Sie haben ihn tatsächlich zum Vertrauensschüler gemacht, dachte er. Ich glaube, der gigantische Tintenfisch im See wäre dazu besser geeignet gewesen*. Nichtsdestotrotz musste er zugeben, dass Draco seine Aufgabe ernst zu nehmen schien. Er achtete darauf, dass kein Erstklässler in der Halle zurück blieb. Harry konnte kaum seinen Blick davon lösen, wie ungewohnt Draco aussah, mit einem sehr ernsten, aber nicht böswilligen Gesichtsausdruck. Pansy Parkinson und Blaise Zabini folgten der Gruppe aus der Tür.

Dracos Blick fiel plötzlich auf Harry und seine Mundwinkel verzogen sich. Harry drehte sich schnell um und lief Ron und Hermione hinterher.

Nachdem die jüngeren Schüler bereits in ihren Schlafräumen verschwunden waren, saß Harry noch mit Ron und Hermione vor dem Feuer. Er war todmüde, aber er wusste, dass er nicht würde schlafen können, ohne die Ereignisse mit seinen Freunden diskutiert zu haben. Hermione lag zusammengerollt in einem Sessel. Ron saß neben Harry auf dem Sofa und hatte seine langen Beine weit von sich gestreckt. Ab und zu sah er zu Hermione hinüber als würde er sich am liebsten neben sie auf den gemütlichen Sessel kuscheln.

"Das mit Sirius ist toll." sagte Hermione.

"Ja. Er hat mir gar nicht erzählt, dass sein Prozess wieder aufgenommen wurde. Wahrscheinlich wollte er mir keine falschen Hoffnungen machen, falls er keinen Erfolg hat."

"Du meintest, dass du diese Arabella Figg kennen würdest", sagte Ron gähnend.

"Stimmt. Sie hat manchmal auf mich aufgepasst, als ich noch bei den Dursleys gewohnt habe."

"Bestimmt war sie da, um dich zu beschützen und ein Auge auf dich zu haben", vermutete Hermione. "Wenn sie Magischen Schutz unterrichtet muss sie eine mächtige Hexe sein." "Was ist das denn überhaupt?" fragte Harry neugierig.

"Na, du hast doch schon von Schutzzaubern gehört. Der Fideliuszauber gehört dazu, oder auch der Familienzauber, durch den du bei den Dursleys in Sicherheit bist. Und dann natürlich magische Talismane und solche Dinge." "Auf jeden Fall haben wir wohl ein interessantes Schuljahr vor uns." gähnte Harry. Hermione rappelte sich von ihrem Sessel auf. "Ich gehe jetzt schlafen", sagte sie ebenfalls gähnend. "Gute Nacht." Sie ging die Treppe zu den Schlafräumen der Mädchen hoch. Ron sah ihr nach. Er und Harry gingen kurze Zeit später ebenfall ins Bett.

*Harry fiel. Er fiel so tief und so lange, dass er das Gefühl hatte, niemals wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Vielleicht würde er ewig so weiter fallen . . . oder rennen, denn jetzt merkte er, dass er schon lange nicht mehr fiel, sondern rannte. Es fühlte sich nur so an wie fallen, da er nicht aufhören konnte. Aber wenigstens wusste er jetzt wo er war. Er war an dem schrecklichsten Ort, den er sich vorstellen konnte. Er war im Labyrinth. Er wusste nicht zum wievielten Male er schon in diesem Labyrinth war und auf den Mittelpunkt zu rannte. Er rannte auf den Mittelpunkt zu, obwohl alles in ihm sich dagegen sträubte. Aber glücklicherweise war da die Stimme, die ihn begleitete und ihm sagte in welche Richtung er rennen musste. Alles was er tun musste, war auf diese Stimme zu hören. Ohne die Stimme wäre er verloren. Er wusste, wem die Stimme gehörte. Sie gehörte dem Schatten, der ihn immer verfolgte. Sie gehörte der vermummten Gestalt hinter jeder Ecke. Sie gehörte der Dunkelheit, die auf ihn wartete. Sie gehörte dem Gegenteil von allem. Und sie klang wie das Zischen des Basilisken hinter den Wänden. Sie klang wie die Stimme, die ihm sagte, dass er nach Slytherin gehörte. Sie klang wie das Pochen an der Tür des Schrankes unter der Treppe. Sie klang wie das Schreien seiner Mutter, das er in seinen Träumen hörte. Sie klang wie die Worte Avada Kedavra, ausgesprochen, um Cedric zu töten. Er war in der Mitte des Labyrinthes. Aber er sah nicht den Feuerkelch. Er sah eine Treppe und unter der Treppe war eine Tür und aus der Tür kam die Stimme und wenn er die Tür öffnen würde, würde er sehen wer sprach. "ICH WILL ES NICHT SEHEN!" schrie er "LASS MICH, HÖR AUF MIT MIR ZU SPRECHEN ICH WILL NICHT SEHEN WER DU BIST!"*

"Harry, Harry wach auf, du träumst!" Harry schlug die Augen auf und sah im Mondschein Rons freundliches sommersprossiges Gesicht. "Es war nur ein Traum Harry!"

Für einen Moment wusste Harry nicht wo er war. Er war nicht in seinem Bett, denn er lag auf etwas hartem und er fror. "Ron." flüsterte er und hielt sich an Rons Arm fest. "Was ist passiert?" seine Stimme klang seltsam heiser. Ron drehte sich um und Harry sah hinter ihm Seamus, Dean und Neville stehen, die erschrocken auf ihn hinab sahen. "Es ist okay, geht wieder schlafen." sagte er zu ihnen. Dann wandte er sich Harry zu. "Mensch, hast du uns einen Schreck eingejagt. Du hast geschrieen und bist aus dem Bett gefallen. Du musst ja etwas Furchtbares geträumt haben. Erinnerst du dich noch daran?"

Harry schüttelte den Kopf und ließ sich von Ron hoch helfen. Seine Knie zitterten. Er setzte sich auf sein Bett. Ron ließ sich neben ihn fallen und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Harry hätte sie am liebsten weg geschoben. Er hatte sich noch nie so weit von Ron entfernt gefühlt. Er kam sich plötzlich vor wie ein Fremdkörper in einer anderen Welt. Nichts stimmte mehr; alles war falsch. Es war falsch, dass Ron freundlich zu im war, es war falsch, dass er hier in diesem Schlafraum lag und es war falsch, dass er Harry Potter war. Er fühlte sich als hätte er die ganze Zeit allen etwas vorgemacht.

"Harry, was ist los?" fragte Ron eindringlich. "Du siehst aus wie ein Gespenst und du zitterst. Bitte versuch dich doch zu erinnern, was du geträumt hast!"

Harry schüttelte den Kopf. Er erinnerte sich nicht mehr an den Traum. Das einzige an was er sich erinnerte war die Treppe und eine Stimme. Eine schreckliche Stimme. Die schrecklichste Stimme, die Harry je gehört hatte Und das konnte er Ron auf keinen Fall erzählen. Auf keinen Fall konnte er Ron von diesem Traum erzählen. "Ich erinnere mich nicht mehr." flüsterte er. Plötzlich fiel Ron etwas ein. "Tut deine Narbe weh?"

Harry schüttelte wieder den Kopf. "Es ist alles in Ordnung Ron. Es war nur ein Traum." Ron legte ihm den Arm um die Schulter. Harry versuchte nicht zurück zu weichen. "Kein Wunder, dass du schlecht träumst, nach allem was gestern passiert ist. Ich hole dir ein Glas Wasser."

Harry war froh, dass Ron aufstand und ihn alleine ließ. Er wusste, dass er solche Träume schon früher gehabt hatte. Im Ligusterweg war er oft schreiend und neben seinem Bett liegend aufgewacht. Die Träume verschwanden immer sofort wieder aus seiner Erinnerung, aber sie machten ihm Angst einzuschlafen. Im Fuchsbau hatten sie ihn nicht gequält, warum mussten sie jetzt wiederkommen? Hier in Hogwarts hatte er sich immer so wohl gefühlt. Matt ließ er sich auf sein Bett zurücksinken. Langsam wurde das schlechte Gefühl nach dem Traum schwächer. Ron brachte ihm ein Glas Wasser. "Danke Ron" murmelte er. "Tut mir leid, dass ich euch einen solchen Schrecken eingejagt habe." Ron grinste ihn freundlich an und kletterte in sein eigenes Bett zurück.