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Star, Maxine, SweetC18, KaoruKenshin, Chillkröte, Matjes, Drake, Yvymaus und Alex vielen Dank für eure reviews. @Alex: Mein Name kommt übrigens aus dem Russischen und ist eine Koseform von Natalia oder Nadjeschda (Hoffnung)
Eine gute Nachricht: Ich bin nicht mehr weit von dem Slash-Kapitel entfernt. Und Draco kommt dann umso mehr (Äh Doppeldeutigkeiten natürlich nicht beabsichtigt.) Disclaimer: Alles hier gehört J.K. Rowling.
10. Voluntas Infirma
Ron war unheimlich aufgeregt, vor seinem ersten offiziellen Qudditch- Training am Dienstagabend. Der Dienstag war der am wenigsten spannender Schultag, mit Geschichte der Magie, Zauberkunde und Kräuterkunde. Das war ein Glück für Ron, der große Schwierigkeiten hatte sich überhaupt auf den Unterricht zu konzentrieren.
Kurz vor dem Training war er ein nervliches Wrack. "Ich werde mich blamieren!" flüsterte er Harry beim Abendbrot zu. Um ehrlich zu sein, war Harry selbst ziemlich nervös. Schließlich war es das erste Training, bei dem er Kapitän sein würde. Er konnte gar nicht sagen, wie froh er war, dass Oliver da war. "Du spielst einfach so, wie bei euch zu Hause, Ron. Dann kann gar nichts passieren. Sogar Oliver meinte, du bist die richtige Wahl!"
Hermione legte ein Buch auf ihren Platz neben Harry. "Die Früchte des Zorns" las er auf dem Titel. Das hörte sich immerhin schon besser an, als das von gestern. "Hast du das letzte Buch etwas schon durch?" fragte er überrascht.
"Natürlich", sagte Hermione. "Ich habe so viel aufzuholen. Es ist wirklich unglaublich, wie wenig wir hier über Muggel-Kultur lernen. Sagt dir zum Beispiel Shakespeare etwas?" Harry kramte in seinem Gedächtnis. Er war sich fast sicher, das schon mal gehört zu haben. Er wusste nur nicht mehr genau, was es war.
Hermione machte ein missbilligendes Geräusch. "Der größte Muggel-Autor und du kennst ihn nicht mal. Unglaublich!"
"Hat der nicht Romeo und Julia geschrieben?" fragte Ron
Es war schwer zu sagen, wer ihn erstaunter anguckte. Harry oder Hermione. Ron wurde knallrot. "Mom hat mir davon erzählt", murmelte er.
"Oh nein", dachte Harry. Hoffentlich fing Ron jetzt nicht auch noch an diesen Shakespeare zu lesen. Hermione wusste gar nicht, was sie mit ihrem ständigen Erwähnen von Buchtiteln und Autoren anrichtete. Sie starrte Ron immer noch erstaunt an.
"Wir müssen zum Quidditch-Training", sagte Harry, um Ron aus der etwas peinlichen Situation zu erlösen.
"Oh, ja. Viel Glück ihr beiden in euren neuen Positionen." Sie zögerte einen Moment. "Vielleicht komme ich nachher zum Zuschauen, wenn ich meine Hausaufgaben für Arithmantik fertig habe."
Ron sah sie schockiert an.
"Wahrscheinlich habe ich aber zu viel zu tun", fügte sie hinzu. Ron atmete erleichtert auf. "Das hätte mir noch gefehlt, dass Hermione bei meinem ersten Training zuguckt", sagte er auf dem Weg zum Quidditch- Feld zu Harry.
"Das verstehe ich. Aber du darfst nicht ständig so abweisend zu Hermione sein. Du willst doch nicht, dass sie sich ausgeschlossen fühlt, oder?"
"Abweisend?" fragte Ron erstaunt. "Ich passe die ganze Zeit auf, damit es nicht allzu sehr auffällt, dass ich ihr hinterher renne."
"Ja, das gelingt dir gut", murmelte Harry.
Sie waren die ersten am Quidditch- Feld, was Ron sehr recht war, da er sich so schon mal einfliegen konnte. Er musste zum Training noch einen alten Schulbesen benutzen, bis sein Nimbus 2000, der bereits bestellt war eintraf. Trotzdem machte er eine sehr gute Figur, fand Harry.
Oliver kam mit dem Rest des Teams im Schlepptau vom Schloss herunter gelaufen. Katie und Alicia hatten die kleine Viola in ihre Mitte genommen. Sie war ein schlankes, dunkelhaariges Mädchen mit großen schwarzen Augen.
"Los, in die Luft!" trieb Oliver sie an. "Wir haben das Feld nur für eine Stunde. Danach haben es die Slytherins gebucht." Das Team gesellte sich zu Ron und Harry in die Luft. Fred und George grinsten ihrem Bruder ermutigend zu. Oliver, der inzwischen auch einen Feuerblitz besaß flog zu Harry rüber. "Also, was schlägst du vor, was sollten wir üben, Kapitän?" fragte er. Harry lächelte ihn an und überlegte kurz. "Wir müssen die neuen Jäger - Formationen ausprobieren, die durch Viola möglich werden. Ich schlage vor, Alicia, Katie und Viola spielen gegen George, Fred und mich. Ron und du seid Hüter." "Sehr gut", stimmte Oliver zu. "Dann kann Ron auch gleich trainieren."
Harry war überrascht, dass es Oliver tatsächlich schaffte, sich zurückzuhalten. Er gab zwar viele Tipps und machte Vorschläge, aber er war lange nicht mehr so bestimmend, wie vor zwei Jahren. Harry erinnerte sich immer noch sehr gut an seinen Satz: *Schlag Malfoy, oder stirb bei dem Versuch, Harry.*
Er war sehr zufrieden mit seinem Team. Viola spielte sehr gut und Ron war beeindruckend. Man merkte ihm an, dass er lange darauf gewartet hatte ins Team zu kommen. Genau in diesem Gedankengang traf Harry ein Klatscher mit voller Wucht in den Bauch. Nur jahrelanges Training hielt ihn davon ab, seinen Besen loszulassen und rückwärts in die Tiefe zu fallen. Er schnappte nach Luft. Da sie nur die Jäger - Positionen übten, hatten sie ohne Klatscher gespielt. Umso überraschter war Harry, als noch einer von den harten schwarzen Bällen direkt auf seinen Kopf zugeflogen kam. Diesmal schaffte er es auszuweichen. Er blickte um sich, um herauszufinden, woher die Klatscher kamen.
Natürlich. Das gesamte Slytherin - Team kam auf ihn zugeflogen. "Vorsicht!" rief Harry Ron zu, in dessen Richtung der Slytherin- Treiber Bole gerade einen Klatscher schlug. Ron wich im letzten Moment aus.
"Was soll das!" schrie Harry Draco Malfoy an, der seinem Team grinsend voraus flog. Das Gryffindor - Team geriet in arge Bedrängnis, da Fred und George nicht mal ihre Schläger dabei hatten. Sie flogen trotzdem schützend vor Viola, damit sie nicht schon bei ihrem ersten Training von einem Klatscher umgehauen wurde. Oliver schaffte es einen Klatscher mit bloßen Händen aus der Luft zu fangen, ohne sich mit seinem Besen zu überschlagen. Draco hob die Hand und das Slytherin-Team, das sich vor Lachen ausschüttete war augenblicklich ruhig.
"Mein Team ist dran", sagte Draco gelassen. "Eure Zeit ist um."
Harry kochte vor Wut. "Das ist jawohl kein Grund uns mit Klatschern zu bombardieren. Es hätte genügt, wenn ihr uns das gesagt hättet."
Draco sah ihn an wie eine Raubkatze. "Ich bin gerne deutlich in meinen Aufforderungen, Potter. Das solltest du mittlerweile wissen. Und jetzt, verschwindet von unserem Feld!" Harry preschte wütend vor, direkt an Draco vorbei und stellte befriedigt fest, dass der einen winzigen Moment brauchte, um seine perfekte Haltung wieder zu finden. Er winkte seinem Team, ihm zum Boden zu folgen, wo Oliver den einen Klatscher schon wieder im Koffer verstaut hatte. Er zitterte vor Wut. "Bei Merlin, habe ich jetzt vielleicht eine Lust diese Bande zu trainieren", knurrte er. "Am liebsten würde ich mir Malfoy schnappen, ihn an einen Baum binden und die ganze Schule mal einen Klatscher in seine Richtung jagen lassen. Das müsste doch für alle eine Erfrischung sein." Er fuhr sich aufgebracht durch die Haare und versuchte seine Kontrolle zurück zu bekommen.
"Du bist ein toller Trainer, Oliver", sagte Harry aufmunternd. "Du schaffst das schon."
"Danke. Percy hat mir die ganze Autofahrt über eingeschärft, dass ich euch nicht zu sehr bevormunden darf."
Fred und George bekamen einen Lachanfall. "Da ist Percy ja der Richtige das zu sagen. Mister Besserwisser!"
Oliver sah sie missbilligend an. "Ihr solltet wirklich mal ein bisschen netter von eurem Bruder reden. Er sagt nie ein schlechtes Wort über euch."
Fred und George hörten sofort auf zu lachen. Erstens waren sie immer noch nicht daran gewöhnt, dass Oliver ihren Bruder vor ihnen verteidigte und zweitens waren sie wohl ehrlich überrascht, dass Percy nur nettes von ihnen zu sagen hatte. Wahrscheinlich betrachteten sie das als Verletzung ihrer Ehre, dachte Harry.
Er wandte sich an Ron "Draco ist auch Kapitän seines Teams", sagte er. Ron sah entsetzt auf.
"Was?"
"Ja. Er hat gesagt Mein Team. Außerdem war er doch eindeutig der Anführer." Eigentlich war Harry überhaupt nicht überrascht. Draco war zwar der jüngste Flieger in seinem Team, aber auch mit Abstand der talentierteste. Zusätzlich war er der einzige, der wirklich Führer-Qualitäten hatte. Ob er selbst die wirklich besaß bezweifelte Harry allerdings noch. Er sah sich nach Viola um. Das Mädchen schien nicht annähernd so entsetzt über den Vorfall zu sein, wie Harry befürchtet hatte. Anscheinend hatte sie schon genug Spiele zwischen Slytherin und Gryffindor gesehen, um zu wissen, dass Slytherin nur in Ausnahmefällen fair spielte.
Ron und Harry sahen sich das Training der Slytherins aus einiger Entfernung an. Harry verfolgte Draco mit den Augen. Obwohl sein eigener Flugstil effektiver war, konnte er nicht anders, als Draco um die Eleganz und die absolute Selbstverständlichkeit zu beneiden, mit der er sich in der Luft bewegte. Bei Draco wirkte Fliegen wie Kunst, oder wie ein Tanz. Jede einzelne Bewegung war wohlüberlegt.
Wieder musste er daran denken, wie es gewesen war hinter Draco zu sitzen und sein Herz klopfte schneller. Ärgerlich versuchte er sich wieder auf das Spiel zu konzentrieren. Draco hatte sein Team perfekt unter Kontrolle, obwohl er erst seit diesem Jahr Kapitän war. Die Spieler reagierten auf den kleinsten Wink von seiner Seite. Offensichtlich konnte er ein Team führen. Das wunderte Harry nicht, herrisch wie Draco war. Was ihn allerdings überraschte war, dass Draco und Oliver einigermaßen miteinander klar zu kommen schienen. Harry hatte gedacht, dass sie nach wenigen Minuten wie zwei Löwen, die sich ins Gehege gekommen waren, aufeinander losgehen würden. Andererseits war Draco dafür natürlich zu clever. Er wusste, dass es einen enormen Nachteil für sein Team bedeuten würde, wenn er Olivers Ratschläge nicht annehmen würde.
Die Slytherins hörten auf zu trainieren, als es anfing zu dunkeln. Erst dann gingen auch Harry und Ron zum Schloss zurück. Ron war sehr gut gelaunt. Er wusste, dass er gut gespielt hatte. Harry sah ihn lächelnd an und war überrascht als sich seine Miene auf einmal verdüsterte. "Hermione ist nicht einmal kurz gekommen um zuzugucken", murmelte er.
"Nun, du hast doch deutlich gemacht, dass es dir lieber ist, wenn sie nicht kommt", sagte Harry kopfschüttelnd. Es war wirklich nicht so einfach Ron zu verstehen.
Harry ging früh ins Bett, da er morgen ausgeschlafen sein wollte. Sie hatten in der ersten Stunde Verteidigung gegen die Dunklen Künste bei Professor Lupin. Harry freute sich sehr darauf, seinen Lieblingsprofessor wieder zu sehen. Er fragte sich, wie Dumbledore durchgesetzt hatte, dass Lupin wieder unterrichten durfte, obwohl er ein Werwolf war. Außerdem wollte er sich bei Lupin nach Sirius Black erkundigen, den er seit dem Auswahl.-Verfahren nicht wieder gesehen hatte, obwohl er ständig nach ihm Ausschau hielt. Er hoffte dass Sirius noch an der Schule war. Er wollte unbedingt mit ihm reden.
Dunkelheit. Schatten. Es war viel zu eng. Harry bekam keine Luft mehr. Er versuchte vorwärts zu kommen, aber überall um ihn herum waren Wände. In welche Richtung er seine Hände auch ausstreckte, überall stießen sie an Holz. Oben, unten, links, rechts. Er konnte in keine Richtung entkommen. Er rang nach Atem. Seine Brust schien enger zu werden. Wo war er? Er schlug mit den Fäusten gegen die Wände. Aber die Wände schienen auf ihn zuzukommen. Bald konnte er sich nicht mehr bewegen, bald würde er zerquetscht werden, bald würde er ersticken, er wollte schreien, aber er bekam keinen Laut heraus. Plötzlich wusste er wo er war. Er war wieder im Schrank unter der Treppe. Und er hörte die Stimme, die sich ihm langsam näherte. Jetzt war sie direkt vor dem Schrank und er hörte was sie sagte: Du weißt doch, wo du bist Harry. Du weißt, wo du hingehörst. Du weißt, wo du immer sein wirst. Du weißt, dass du nie herausgekommen bist.Die Tür des Schrankes wurde aufgerissen,
Etwaspackte ihn am Arm. Er schlug danach, so fest er konnte. Ron schrie erschrocken auf. "Harry, wach auf, ich bin es, Ron!" rief er. Harry rang nach Luft. Seine Brust fühlte sich an, wie zugeschnürt, seine Lungen brannten. Ron schüttelte ihn. Harry griff sich an den Hals. "Keine Luft!" keuchte er. Rons Augen weiteten sich vor Schreck. Er riss geistesgegenwärtig die obersten Knöpfe von Harrys Schlafanzugoberteil auf und hielt Harry an den Schultern fest. "Ganz ruhig, Harry. Versuch ganz ruhig zu atmen!"
Harry wollte ihm sagen, dass keine Luft im Raum war, dass er deswegen nicht atmen konnte, aber als er den Mund öffnete strömte endlich Sauerstoff in seine Lungen. Erleichtert sah er Ron an. Ron war immer noch schreckensbleich. Er sprang auf, öffnete das Fenster, so dass kühle Herbstluft ins Zimmer strömte und setzte sich wieder neben Harry. "Du musst mit Madam Pomfrey über diese Träume sprechen, oder mit Dumbledore, oder Sirius. Am besten mit allen!" Harry schüttelte den Kopf. "Die haben alle im Moment genug Sorgen." Er atmete tief ein. Zum ersten Mal in seinem Leben wurde ihm klar, wie schön es war zu atmen. "Meine Narbe tut nicht weh. Das sind ganz normale Alpträume."
"Ganz normale Alpträume, bei denen du fast erstickst? Bitte versprich mir, dass du mit jemandem redest, wenn das noch einmal vorkommt."
"Okay" sagte Harry, der sich plötzlich wieder sehr müde fühlte. Er war sehr erleichtert, dass Ron diesmal nicht nach seinem Traum fragte. Er konnte mit ihm nicht darüber reden. Genau so wenig, wie er ihm damals hatte sagen können, was er hörte, wenn er die Dementoren sah. Oder, wie er ihm niemals erzählen konnte, dass er sich manchmal früher, wenn er in seinem Schrank eingeschlossen war, ausgemalt hatte, wie er sich eines Tages an den Dursleys rächen wollte. Wie er eines Tages groß und sehr mächtig wieder vor ihrer Tür stehen würde und ihnen, während sie um Gnade flehten jedes einzelne gemeine Wort, jede Strafe, jedes Mal, dass sie ihn in diesen Schrank eingeschlossen hatten, jede Ungerechtigkeit heimzahlen würde. Er würde ihnen zeigen, wie es sich anfühlte, an den Haaren gezogen und beschimpft und wie der letzte Dreck behandelt zu werden.
Manchmal dachte er, dass diese Gedanken das einzige waren, was ihn bis zu seinem elften Geburtstag bei klarem Verstand gehalten hatte. Seit er in Hogwarts war, hatte er sie in eine dunkle Ecke seines Wesens verdrängt und niemals konnte er Ron erzählen, welche Befriedigung sie ihm damals gegeben hatten. Denn das war ein anderer Harry, als der den Ron kannte. Ein Harry, den er vielleicht verabscheuen würde. Völlig erschöpft schlief er schließlich ein.
Anstatt am nächsten Morgen ausgeruht zu sein, wie er es sich vorgenommen hatte, fühlte er sich wie gerädert. Ein besorgter Ron musste ihn praktisch zwingen aufzustehen und zum Frühstück runter zu gehen.
Harry schmierte sich gerade lustlos ein Toast, als Draco Malfoy in die Halle gerauscht kam, wie seit neuestem üblich mit Pansy und Blaise im Gefolge. Harry spürte Ärger in sich aufsteigen, wie jedes Mal, wenn er Draco sah. Aber er fühlte sich auch seltsam lebendig, als würde Draco etwas in ihm aktivieren. Endlich gelang es ihm, die Erinnerung an den Alptraum zur Seite zu schieben. "Schrecklich, wie der sich aufspielt", sagte Ron. "Als würde ihm Hogwarts gehören."
Harry kicherte. Dann sprang er auf. "Wir sehen uns gleich, Ron. Ich wollte noch kurz etwas mit Professor Lupin besprechen."
Zu Harrys großer Freude saß Sirius Black auf dem Pult in Lupins Klassenraum und wartete auf ihn. Remus Lupin, stand an einem Tisch und breitete einige Glasbehälter vor sich aus. Sirius kam Harry entgegen und umarmte ihn. "Herzlichen Glückwunsch Quidditch-Kapitän!" rief er. Harry lachte. "Sirius. Ich bin so froh, dass du in Hogwarts sein kannst! Warum hast du mir nichts von dem Gerichtsverfahren erzählt?"
"Ich wollte dir keine falschen Hoffnungen machen, aber im Moment sieht es gut für mich aus." Er beugte sich zu Harry herunter "Unter uns, ich glaube sie sprechen mich frei, weil sie Angst haben."
Harry sah ihn verwirrt an. Sirius nickte. "Auch wenn fast das ganze Ministerium es leugnet, wissen sie doch, dass Du-Weißt-Schon-Wer zurückgekehrt ist. Und sie denken, dass es besser ist, Leute wie mich im Kampf draufgehen zu lassen, als selbst kämpfen zu müssen", sagte er bitter. "Darum lassen sie auch Remus wieder hier arbeiten. Leute wie Cornelius Fudge denken nur an ihren eigenen Vorteil."
"Ich glaube, da hat er Recht", seufzte Lupin. "Aber ich bin trotzdem froh, dass ich wieder unterrichten kann. Hallo Harry." Er lächelte ihm freundlich zu. Sirius musterte Harry misstrauisch. "Was ist mit dir? Geht es dir nicht gut?"
Harry war überrascht. Sirius sah ihn nicht sehr oft, aber trotzdem merkte er immer sofort, wenn Harry nicht ganz auf der Höhe war. Er schüttelte den Kopf. "Ich habe nur schlecht geschlafen."
Mittlerweile trafen auch die anderen Schüler ein. Einige beäugten Remus misstrauisch, aber alle waren klug genug nichts zu sagen. Schließlich war Sirius Black auch noch im Raum und wer wollte es sich schon mit einem Werwolf und einem ehemaligen Azkaban- Insassen verderben? Sogar die Slytherins murmelten nur ganz leise. Die Slytherins! Harry sah sich sofort nach Draco um und blickte direkt in dessen hämisches Lächeln. Er saß von Pansy und Blaise eingerahmt ganz hinten in der Klasse und spielte graziös mit einer Schreibfeder, die er in seinen langen Fingern drehte. Harry fragte sich, ob Draco ihn tatsächlich auch so oft beobachtete, wie er ihn. Seit ihrem ersten Jahr in Hogwarts war bei jeder Mahlzeit sein Blick automatisch zu Draco Malfoy gewandert, am Anfang jedes Schuljahres hatte er sich in der großen Halle nach ihm umgesehen und in jeder Menschenmenge war Draco der erste, den er bemerkte. Bei jedem Quidditch - Spiel folgte sein Blick dem geschmeidigen Körper. Überall hätte er diese unglaublichen Silberhaare erkannt. In jedem Raum suchten seine Augen sofort nach Draco Malfoy und meistens trafen sich ihre Blicke, worauf Dracos Gesicht sich zu seinem hämischen Lächeln verzog und Harry dieses Gefühl in sich aufsteigen fühlte, halb Hass, halb eine unglaubliche Lebheftigkeit.
Obwohl er sich für einen friedfertigen Menschen hielt, hatte er schon seit vier Jahren bei Dracos Anblick den Wunsch verspürt, sich auf ihn zu stürzen und er fragte sich plötzlich, warum sie sich in all den Jahren noch nie geprügelt hatten.
Draco hob fragend eine Augenbraue und Harry wurde bewusst, dass er ihm die ganze Zeit in die Augen gestarrt hatte. Schnell drehte er sich weg und setzte sich auf den Platz, den Ron für ihn freihielt. Sirius, der bis eben mit Remus Lupin geredet hatte, verschwand aus dem Raum und Lupin begann seinen Unterricht. Zu Harrys großer Überraschung kündigte er an, dass sie dort fortfahren würden, wo sie letztes Jahr aufgehört hatten. Harry hatte vermutet, dass sie eine völlig andere Richtung einschlagen, als der als Professor Moody verkleidete Barty Crouch. Schließlich hatte sich herausgestellt, dass er ein Todesser war, der noch dazu Voldemort zu seiner Rückkehr verholfen hatte.
"Trotzdem waren seine Überlegungen richtig", sagte Professor Lupin, als ihn viele Schüler entsetzt anstarrten, als befürchteten sie wieder einen verkleideten Todesser vor sich zu haben. "Sie müssen auf das vorbereitet sein, was vielleicht auf uns zukommt. Wir leben in einer Zeit, in der wir uns mit den dunklen Künsten auseinander setzen müssen. Vor etwas, das man nicht kennt, kann man sich nicht verteidigen." Er sah die Schüler ernst an. "Sie haben schon gelernt, dass man sich gegen den Imperius Fluch wehren kann. Es ist sehr schwierig, aber man kann dagegen ankämpfen, wenn man einen sehr starken Willen hat. Einer ihrer Mitschüler hat es geschafft."
Alle Augen richteten sich auf Harry. Mittlerweile hatten alle zumindest gerüchteweise gehört, was im letzten Jahr nach dem Trimagischen Turnier geschehen war. Harry blickte starr auf den Boden. Er hasste es angestarrt zu werden. Er hasste es, wenn alle darüber nachdachten, was ihm passiert war. Er hasste es, wenn alle Aufmerksamkeit auf ihn gerichtet war. Professor Lupin legte ihm die Hand auf die Schulter. Er beugte sich zu Harry vor, so dass nur Harry und Ron hören konnten, was er zu sagen hatte. "Ich möchte dich bitten, der Klasse von deinen Erfahrungen mit dem Imperius- Fluch zu erzählen. Ich verstehe, wenn du das nicht möchtest, aber für deine Mitschüler könnte es von großer Wichtigkeit sein, etwas über die Wirkung und die Eigenschaften des Fluches zu hören." Er sah Harry eindringlich an. Harry nickte schwach und stand auf.
Er sah erst auf, als er vor der Klasse stand. Sein Blick fiel auf Hermione, die ihn besorgt musterte. Er merkte, dass er nicht sprechen konnte. Er sah zu Ron hinüber und blickte einen Moment in sein freundliches sommersprossiges Gesicht. Genauso wenig wie den Traum von letzter Nacht konnte er Ron erzählen, wie es sich anfühlte unter dem Imperius - Fluch zu sein. Von der Seite der Slytherins wurde langsam abfälliges Gemurmel laut. Harry sah sich verzweifelt in der Klasse um. Seine Augen blieben an Draco Malfoy hängen, der ihn herausfordernd anlächelte. Plötzlich hatte er seine Sprache wieder. Er sah fest in Dracos Silberaugen und holte Luft. "Das schlimmste ist, dass es so ein wundervolles Gefühl ist, sich endlich fallen lassen zu können und nicht mehr für sich selbst denken zu müssen. Man fühlt sich, als würde man träumen, oder schweben. Alles fühlt sich ganz leicht an." Er löste seinen Blick von Draco und sah Professor Lupin an. "Es tut nicht weh, wie der Cruciatus - Fluch. Man fühlt sich wie eine Marionette. Es ist so schwer, dagegen anzukämpfen, weil man eigentlich gar nicht kämpfen will. Eigentlich möchte man sich ergeben und endlich aufhören nachzudenken." er brach ab. In der Klasse war es still geworden.
"Danke Harry", sagte Lupin sanft. Er wartete, bis Harry sich wieder gesetzt hatte und wandte sich dann an die Klasse. "Ich möchte sie darauf vorbereiten, sich gegen die Bestimmung durch jemand anderen aufzulehnen. Sie haben alle davon gehört, dass Voldemort (die Schüler zuckten beim Nennen des Namens zusammen) viele Zauberer auf seine Seite gebracht hat, indem er ihren Geist beherrschte. Es ist wichtig, dass sie lernen, sich dagegen zu verteidigen. Natürlich werde ich niemals den Fluch benutzen, aber es gibt noch andere Methoden." Er hob einen der kleinen Glasbehälter auf und hielt ihn gegen das Licht. "Hierin befindet sich ein Zaubertrank, den Professor Snape freundlicherweise für mich hergestellt hat. Er nennt sich Voluntas Infirma und schwächt den Willen der Person, die ihn trinkt. Ein sehr gefährlicher Trank. Man braucht eine spezielle Erlaubnis, um ihn herzustellen und um ihn anzuwenden. Aber keine Sorge. Wir haben uns natürlich an die Regeln gehalten. Ich werde jetzt jedem von ihnen einen kleinen Schluck des Trankes austeilen" Professor Lupin schritt durch die Reihen und stellte auf jeden Tisch ein kleines Gefäß. "Auf mein Kommando trinken sie bitte ihr Glas in einem Schluck aus." Harry hob sein Glas hoch und betrachtete die hellgelbe Flüssigkeit, die wie Limonade aussah.
"Jetzt" sagte Lupin. Harry stürzte den Trank runter. Es schmeckte leicht säuerlich. Er hatte schon schlimmeres getrunken. "Nun braucht der Trank eine Weile, um zu wirken", erklärte Professor Lupin. "Ab jetzt versuchen sie bitte nichts von dem was ich ihnen sage zu tun."
Harry wartete auf das Gefühl der völligen Willenlosigkeit, das er bereits kannte, aber er merkte keine Veränderung. Höchstens eine leichte Gleichgültigkeit darüber, was als nächstes passieren sollte.
"Heben sie alle den linken Arm", sagte Lupin nach einer Weile
Ron hob langsam seinen Arm.
"Hey! Wir sollen versuchen das nicht zu tun!" flüsterte Harry ihm zu. Ron sah ihn mit glasigen Augen an. "Was? Oh ja, natürlich." Er senkte seinen Arm wieder. "Ich sagte, sie sollen den Arm heben!" sagte Professor Lupin strenger. Ron sah Harry gequält an und hob seinen Arm wieder.
Harry sah sich erstaunt in der Klasse um. Überall sah er erhobene Arme. Hermione schien noch mit sich zu kämpfen, aber auch ihr Arm wanderte schließlich nach oben, als Professor Lupin es noch einmal befahl. Nur Draco saß gelassen da wie immer und sah amüsiert zu Crabbe und Goyle hinüber, die sich bemühten, ihre Arme so hoch wie irgend möglich in die Luft zu strecken. "Blaise" flüsterte er kopfschüttelnd und sah den Jungen, der ebenfalls seinen Arm erhoben hatte missbilligend an. Harry sah zu Professor Lupin hoch. "Ich fühle überhaupt nichts!"
Lupin nickte. "Wenn man den Imperius- Fluch schon mal besiegt hat, kann einem das hier kaum noch etwas anhaben." Er deutete in die Klasse "Erschreckend, oder?"
Harry wandte sich wieder Ron zu. "Ron, du musst dagegen ankämpfen, hörst du? Du darfst dich nicht so einfach kontrollieren lassen!" Ron sah ihn aus großen Augen an und Harry konnte sehen, wie er mit sich kämpfte. Schließlich schien etwas klick zu machen und sein Arm fiel herab. "Ich hab's geschafft!" rief Ron. "Man muss einfach ganz fest an das denken, was man selbst will." Er strahlte Harry an. Harry war sehr erleichtert. Hermione schaffte es als nächstes, ihren Arm zu senken und nach und nach setzten auch andere ihren Willen durch, unter den ersten Seamus, Blaise und Parvati. Nach etwa einer halben Stunde hatten die meisten ihre Arme wieder unter Kontrolle. Nur Crabbe und Goyle schwenkten ihre immer noch so hoch es irgend ging über ihren Köpfen. Draco sah jetzt leicht verärgert zu ihnen rüber. Harry wusste, wie sehr er es hasste, wenn sein Haus schlechter abschnitt als Gryffindor. "Jetzt hört doch endlich auf, in der Luft rumzuwedeln!" fauchte er. Augenblicklich schossen Crabbes und Goyles Arme nach unten. Harry grinste. Unglaublich, wie gut Draco seine Untergebenen unter Kontrolle hatte.
"Malfoy hatte keine Probleme seinen Arm unten zu lassen", erzählte Harry beim Mittagessen seinen Freunden. Hermione schnaubte. Sie hasste es, wenn Draco besser abschnitt als sie. Er war der einzige Schüler, der ihr das Wasser reichen konnte.
"Wahrscheinlich hat sein Vater mit ihm geübt", meinte Ron abfällig.
Harry sah zu Draco hinüber. Er war wieder über ein Buch gebeugt. Seine linke Hand presste er auf eine Stelle unterhalb seines schlanken Halses. Die langen delikaten Finger waren gespreizt. In dieser Haltung sah er seltsam zerbrechlich aus und Harry musste wegsehen.
Star, Maxine, SweetC18, KaoruKenshin, Chillkröte, Matjes, Drake, Yvymaus und Alex vielen Dank für eure reviews. @Alex: Mein Name kommt übrigens aus dem Russischen und ist eine Koseform von Natalia oder Nadjeschda (Hoffnung)
Eine gute Nachricht: Ich bin nicht mehr weit von dem Slash-Kapitel entfernt. Und Draco kommt dann umso mehr (Äh Doppeldeutigkeiten natürlich nicht beabsichtigt.) Disclaimer: Alles hier gehört J.K. Rowling.
10. Voluntas Infirma
Ron war unheimlich aufgeregt, vor seinem ersten offiziellen Qudditch- Training am Dienstagabend. Der Dienstag war der am wenigsten spannender Schultag, mit Geschichte der Magie, Zauberkunde und Kräuterkunde. Das war ein Glück für Ron, der große Schwierigkeiten hatte sich überhaupt auf den Unterricht zu konzentrieren.
Kurz vor dem Training war er ein nervliches Wrack. "Ich werde mich blamieren!" flüsterte er Harry beim Abendbrot zu. Um ehrlich zu sein, war Harry selbst ziemlich nervös. Schließlich war es das erste Training, bei dem er Kapitän sein würde. Er konnte gar nicht sagen, wie froh er war, dass Oliver da war. "Du spielst einfach so, wie bei euch zu Hause, Ron. Dann kann gar nichts passieren. Sogar Oliver meinte, du bist die richtige Wahl!"
Hermione legte ein Buch auf ihren Platz neben Harry. "Die Früchte des Zorns" las er auf dem Titel. Das hörte sich immerhin schon besser an, als das von gestern. "Hast du das letzte Buch etwas schon durch?" fragte er überrascht.
"Natürlich", sagte Hermione. "Ich habe so viel aufzuholen. Es ist wirklich unglaublich, wie wenig wir hier über Muggel-Kultur lernen. Sagt dir zum Beispiel Shakespeare etwas?" Harry kramte in seinem Gedächtnis. Er war sich fast sicher, das schon mal gehört zu haben. Er wusste nur nicht mehr genau, was es war.
Hermione machte ein missbilligendes Geräusch. "Der größte Muggel-Autor und du kennst ihn nicht mal. Unglaublich!"
"Hat der nicht Romeo und Julia geschrieben?" fragte Ron
Es war schwer zu sagen, wer ihn erstaunter anguckte. Harry oder Hermione. Ron wurde knallrot. "Mom hat mir davon erzählt", murmelte er.
"Oh nein", dachte Harry. Hoffentlich fing Ron jetzt nicht auch noch an diesen Shakespeare zu lesen. Hermione wusste gar nicht, was sie mit ihrem ständigen Erwähnen von Buchtiteln und Autoren anrichtete. Sie starrte Ron immer noch erstaunt an.
"Wir müssen zum Quidditch-Training", sagte Harry, um Ron aus der etwas peinlichen Situation zu erlösen.
"Oh, ja. Viel Glück ihr beiden in euren neuen Positionen." Sie zögerte einen Moment. "Vielleicht komme ich nachher zum Zuschauen, wenn ich meine Hausaufgaben für Arithmantik fertig habe."
Ron sah sie schockiert an.
"Wahrscheinlich habe ich aber zu viel zu tun", fügte sie hinzu. Ron atmete erleichtert auf. "Das hätte mir noch gefehlt, dass Hermione bei meinem ersten Training zuguckt", sagte er auf dem Weg zum Quidditch- Feld zu Harry.
"Das verstehe ich. Aber du darfst nicht ständig so abweisend zu Hermione sein. Du willst doch nicht, dass sie sich ausgeschlossen fühlt, oder?"
"Abweisend?" fragte Ron erstaunt. "Ich passe die ganze Zeit auf, damit es nicht allzu sehr auffällt, dass ich ihr hinterher renne."
"Ja, das gelingt dir gut", murmelte Harry.
Sie waren die ersten am Quidditch- Feld, was Ron sehr recht war, da er sich so schon mal einfliegen konnte. Er musste zum Training noch einen alten Schulbesen benutzen, bis sein Nimbus 2000, der bereits bestellt war eintraf. Trotzdem machte er eine sehr gute Figur, fand Harry.
Oliver kam mit dem Rest des Teams im Schlepptau vom Schloss herunter gelaufen. Katie und Alicia hatten die kleine Viola in ihre Mitte genommen. Sie war ein schlankes, dunkelhaariges Mädchen mit großen schwarzen Augen.
"Los, in die Luft!" trieb Oliver sie an. "Wir haben das Feld nur für eine Stunde. Danach haben es die Slytherins gebucht." Das Team gesellte sich zu Ron und Harry in die Luft. Fred und George grinsten ihrem Bruder ermutigend zu. Oliver, der inzwischen auch einen Feuerblitz besaß flog zu Harry rüber. "Also, was schlägst du vor, was sollten wir üben, Kapitän?" fragte er. Harry lächelte ihn an und überlegte kurz. "Wir müssen die neuen Jäger - Formationen ausprobieren, die durch Viola möglich werden. Ich schlage vor, Alicia, Katie und Viola spielen gegen George, Fred und mich. Ron und du seid Hüter." "Sehr gut", stimmte Oliver zu. "Dann kann Ron auch gleich trainieren."
Harry war überrascht, dass es Oliver tatsächlich schaffte, sich zurückzuhalten. Er gab zwar viele Tipps und machte Vorschläge, aber er war lange nicht mehr so bestimmend, wie vor zwei Jahren. Harry erinnerte sich immer noch sehr gut an seinen Satz: *Schlag Malfoy, oder stirb bei dem Versuch, Harry.*
Er war sehr zufrieden mit seinem Team. Viola spielte sehr gut und Ron war beeindruckend. Man merkte ihm an, dass er lange darauf gewartet hatte ins Team zu kommen. Genau in diesem Gedankengang traf Harry ein Klatscher mit voller Wucht in den Bauch. Nur jahrelanges Training hielt ihn davon ab, seinen Besen loszulassen und rückwärts in die Tiefe zu fallen. Er schnappte nach Luft. Da sie nur die Jäger - Positionen übten, hatten sie ohne Klatscher gespielt. Umso überraschter war Harry, als noch einer von den harten schwarzen Bällen direkt auf seinen Kopf zugeflogen kam. Diesmal schaffte er es auszuweichen. Er blickte um sich, um herauszufinden, woher die Klatscher kamen.
Natürlich. Das gesamte Slytherin - Team kam auf ihn zugeflogen. "Vorsicht!" rief Harry Ron zu, in dessen Richtung der Slytherin- Treiber Bole gerade einen Klatscher schlug. Ron wich im letzten Moment aus.
"Was soll das!" schrie Harry Draco Malfoy an, der seinem Team grinsend voraus flog. Das Gryffindor - Team geriet in arge Bedrängnis, da Fred und George nicht mal ihre Schläger dabei hatten. Sie flogen trotzdem schützend vor Viola, damit sie nicht schon bei ihrem ersten Training von einem Klatscher umgehauen wurde. Oliver schaffte es einen Klatscher mit bloßen Händen aus der Luft zu fangen, ohne sich mit seinem Besen zu überschlagen. Draco hob die Hand und das Slytherin-Team, das sich vor Lachen ausschüttete war augenblicklich ruhig.
"Mein Team ist dran", sagte Draco gelassen. "Eure Zeit ist um."
Harry kochte vor Wut. "Das ist jawohl kein Grund uns mit Klatschern zu bombardieren. Es hätte genügt, wenn ihr uns das gesagt hättet."
Draco sah ihn an wie eine Raubkatze. "Ich bin gerne deutlich in meinen Aufforderungen, Potter. Das solltest du mittlerweile wissen. Und jetzt, verschwindet von unserem Feld!" Harry preschte wütend vor, direkt an Draco vorbei und stellte befriedigt fest, dass der einen winzigen Moment brauchte, um seine perfekte Haltung wieder zu finden. Er winkte seinem Team, ihm zum Boden zu folgen, wo Oliver den einen Klatscher schon wieder im Koffer verstaut hatte. Er zitterte vor Wut. "Bei Merlin, habe ich jetzt vielleicht eine Lust diese Bande zu trainieren", knurrte er. "Am liebsten würde ich mir Malfoy schnappen, ihn an einen Baum binden und die ganze Schule mal einen Klatscher in seine Richtung jagen lassen. Das müsste doch für alle eine Erfrischung sein." Er fuhr sich aufgebracht durch die Haare und versuchte seine Kontrolle zurück zu bekommen.
"Du bist ein toller Trainer, Oliver", sagte Harry aufmunternd. "Du schaffst das schon."
"Danke. Percy hat mir die ganze Autofahrt über eingeschärft, dass ich euch nicht zu sehr bevormunden darf."
Fred und George bekamen einen Lachanfall. "Da ist Percy ja der Richtige das zu sagen. Mister Besserwisser!"
Oliver sah sie missbilligend an. "Ihr solltet wirklich mal ein bisschen netter von eurem Bruder reden. Er sagt nie ein schlechtes Wort über euch."
Fred und George hörten sofort auf zu lachen. Erstens waren sie immer noch nicht daran gewöhnt, dass Oliver ihren Bruder vor ihnen verteidigte und zweitens waren sie wohl ehrlich überrascht, dass Percy nur nettes von ihnen zu sagen hatte. Wahrscheinlich betrachteten sie das als Verletzung ihrer Ehre, dachte Harry.
Er wandte sich an Ron "Draco ist auch Kapitän seines Teams", sagte er. Ron sah entsetzt auf.
"Was?"
"Ja. Er hat gesagt Mein Team. Außerdem war er doch eindeutig der Anführer." Eigentlich war Harry überhaupt nicht überrascht. Draco war zwar der jüngste Flieger in seinem Team, aber auch mit Abstand der talentierteste. Zusätzlich war er der einzige, der wirklich Führer-Qualitäten hatte. Ob er selbst die wirklich besaß bezweifelte Harry allerdings noch. Er sah sich nach Viola um. Das Mädchen schien nicht annähernd so entsetzt über den Vorfall zu sein, wie Harry befürchtet hatte. Anscheinend hatte sie schon genug Spiele zwischen Slytherin und Gryffindor gesehen, um zu wissen, dass Slytherin nur in Ausnahmefällen fair spielte.
Ron und Harry sahen sich das Training der Slytherins aus einiger Entfernung an. Harry verfolgte Draco mit den Augen. Obwohl sein eigener Flugstil effektiver war, konnte er nicht anders, als Draco um die Eleganz und die absolute Selbstverständlichkeit zu beneiden, mit der er sich in der Luft bewegte. Bei Draco wirkte Fliegen wie Kunst, oder wie ein Tanz. Jede einzelne Bewegung war wohlüberlegt.
Wieder musste er daran denken, wie es gewesen war hinter Draco zu sitzen und sein Herz klopfte schneller. Ärgerlich versuchte er sich wieder auf das Spiel zu konzentrieren. Draco hatte sein Team perfekt unter Kontrolle, obwohl er erst seit diesem Jahr Kapitän war. Die Spieler reagierten auf den kleinsten Wink von seiner Seite. Offensichtlich konnte er ein Team führen. Das wunderte Harry nicht, herrisch wie Draco war. Was ihn allerdings überraschte war, dass Draco und Oliver einigermaßen miteinander klar zu kommen schienen. Harry hatte gedacht, dass sie nach wenigen Minuten wie zwei Löwen, die sich ins Gehege gekommen waren, aufeinander losgehen würden. Andererseits war Draco dafür natürlich zu clever. Er wusste, dass es einen enormen Nachteil für sein Team bedeuten würde, wenn er Olivers Ratschläge nicht annehmen würde.
Die Slytherins hörten auf zu trainieren, als es anfing zu dunkeln. Erst dann gingen auch Harry und Ron zum Schloss zurück. Ron war sehr gut gelaunt. Er wusste, dass er gut gespielt hatte. Harry sah ihn lächelnd an und war überrascht als sich seine Miene auf einmal verdüsterte. "Hermione ist nicht einmal kurz gekommen um zuzugucken", murmelte er.
"Nun, du hast doch deutlich gemacht, dass es dir lieber ist, wenn sie nicht kommt", sagte Harry kopfschüttelnd. Es war wirklich nicht so einfach Ron zu verstehen.
Harry ging früh ins Bett, da er morgen ausgeschlafen sein wollte. Sie hatten in der ersten Stunde Verteidigung gegen die Dunklen Künste bei Professor Lupin. Harry freute sich sehr darauf, seinen Lieblingsprofessor wieder zu sehen. Er fragte sich, wie Dumbledore durchgesetzt hatte, dass Lupin wieder unterrichten durfte, obwohl er ein Werwolf war. Außerdem wollte er sich bei Lupin nach Sirius Black erkundigen, den er seit dem Auswahl.-Verfahren nicht wieder gesehen hatte, obwohl er ständig nach ihm Ausschau hielt. Er hoffte dass Sirius noch an der Schule war. Er wollte unbedingt mit ihm reden.
Dunkelheit. Schatten. Es war viel zu eng. Harry bekam keine Luft mehr. Er versuchte vorwärts zu kommen, aber überall um ihn herum waren Wände. In welche Richtung er seine Hände auch ausstreckte, überall stießen sie an Holz. Oben, unten, links, rechts. Er konnte in keine Richtung entkommen. Er rang nach Atem. Seine Brust schien enger zu werden. Wo war er? Er schlug mit den Fäusten gegen die Wände. Aber die Wände schienen auf ihn zuzukommen. Bald konnte er sich nicht mehr bewegen, bald würde er zerquetscht werden, bald würde er ersticken, er wollte schreien, aber er bekam keinen Laut heraus. Plötzlich wusste er wo er war. Er war wieder im Schrank unter der Treppe. Und er hörte die Stimme, die sich ihm langsam näherte. Jetzt war sie direkt vor dem Schrank und er hörte was sie sagte: Du weißt doch, wo du bist Harry. Du weißt, wo du hingehörst. Du weißt, wo du immer sein wirst. Du weißt, dass du nie herausgekommen bist.Die Tür des Schrankes wurde aufgerissen,
Etwaspackte ihn am Arm. Er schlug danach, so fest er konnte. Ron schrie erschrocken auf. "Harry, wach auf, ich bin es, Ron!" rief er. Harry rang nach Luft. Seine Brust fühlte sich an, wie zugeschnürt, seine Lungen brannten. Ron schüttelte ihn. Harry griff sich an den Hals. "Keine Luft!" keuchte er. Rons Augen weiteten sich vor Schreck. Er riss geistesgegenwärtig die obersten Knöpfe von Harrys Schlafanzugoberteil auf und hielt Harry an den Schultern fest. "Ganz ruhig, Harry. Versuch ganz ruhig zu atmen!"
Harry wollte ihm sagen, dass keine Luft im Raum war, dass er deswegen nicht atmen konnte, aber als er den Mund öffnete strömte endlich Sauerstoff in seine Lungen. Erleichtert sah er Ron an. Ron war immer noch schreckensbleich. Er sprang auf, öffnete das Fenster, so dass kühle Herbstluft ins Zimmer strömte und setzte sich wieder neben Harry. "Du musst mit Madam Pomfrey über diese Träume sprechen, oder mit Dumbledore, oder Sirius. Am besten mit allen!" Harry schüttelte den Kopf. "Die haben alle im Moment genug Sorgen." Er atmete tief ein. Zum ersten Mal in seinem Leben wurde ihm klar, wie schön es war zu atmen. "Meine Narbe tut nicht weh. Das sind ganz normale Alpträume."
"Ganz normale Alpträume, bei denen du fast erstickst? Bitte versprich mir, dass du mit jemandem redest, wenn das noch einmal vorkommt."
"Okay" sagte Harry, der sich plötzlich wieder sehr müde fühlte. Er war sehr erleichtert, dass Ron diesmal nicht nach seinem Traum fragte. Er konnte mit ihm nicht darüber reden. Genau so wenig, wie er ihm damals hatte sagen können, was er hörte, wenn er die Dementoren sah. Oder, wie er ihm niemals erzählen konnte, dass er sich manchmal früher, wenn er in seinem Schrank eingeschlossen war, ausgemalt hatte, wie er sich eines Tages an den Dursleys rächen wollte. Wie er eines Tages groß und sehr mächtig wieder vor ihrer Tür stehen würde und ihnen, während sie um Gnade flehten jedes einzelne gemeine Wort, jede Strafe, jedes Mal, dass sie ihn in diesen Schrank eingeschlossen hatten, jede Ungerechtigkeit heimzahlen würde. Er würde ihnen zeigen, wie es sich anfühlte, an den Haaren gezogen und beschimpft und wie der letzte Dreck behandelt zu werden.
Manchmal dachte er, dass diese Gedanken das einzige waren, was ihn bis zu seinem elften Geburtstag bei klarem Verstand gehalten hatte. Seit er in Hogwarts war, hatte er sie in eine dunkle Ecke seines Wesens verdrängt und niemals konnte er Ron erzählen, welche Befriedigung sie ihm damals gegeben hatten. Denn das war ein anderer Harry, als der den Ron kannte. Ein Harry, den er vielleicht verabscheuen würde. Völlig erschöpft schlief er schließlich ein.
Anstatt am nächsten Morgen ausgeruht zu sein, wie er es sich vorgenommen hatte, fühlte er sich wie gerädert. Ein besorgter Ron musste ihn praktisch zwingen aufzustehen und zum Frühstück runter zu gehen.
Harry schmierte sich gerade lustlos ein Toast, als Draco Malfoy in die Halle gerauscht kam, wie seit neuestem üblich mit Pansy und Blaise im Gefolge. Harry spürte Ärger in sich aufsteigen, wie jedes Mal, wenn er Draco sah. Aber er fühlte sich auch seltsam lebendig, als würde Draco etwas in ihm aktivieren. Endlich gelang es ihm, die Erinnerung an den Alptraum zur Seite zu schieben. "Schrecklich, wie der sich aufspielt", sagte Ron. "Als würde ihm Hogwarts gehören."
Harry kicherte. Dann sprang er auf. "Wir sehen uns gleich, Ron. Ich wollte noch kurz etwas mit Professor Lupin besprechen."
Zu Harrys großer Freude saß Sirius Black auf dem Pult in Lupins Klassenraum und wartete auf ihn. Remus Lupin, stand an einem Tisch und breitete einige Glasbehälter vor sich aus. Sirius kam Harry entgegen und umarmte ihn. "Herzlichen Glückwunsch Quidditch-Kapitän!" rief er. Harry lachte. "Sirius. Ich bin so froh, dass du in Hogwarts sein kannst! Warum hast du mir nichts von dem Gerichtsverfahren erzählt?"
"Ich wollte dir keine falschen Hoffnungen machen, aber im Moment sieht es gut für mich aus." Er beugte sich zu Harry herunter "Unter uns, ich glaube sie sprechen mich frei, weil sie Angst haben."
Harry sah ihn verwirrt an. Sirius nickte. "Auch wenn fast das ganze Ministerium es leugnet, wissen sie doch, dass Du-Weißt-Schon-Wer zurückgekehrt ist. Und sie denken, dass es besser ist, Leute wie mich im Kampf draufgehen zu lassen, als selbst kämpfen zu müssen", sagte er bitter. "Darum lassen sie auch Remus wieder hier arbeiten. Leute wie Cornelius Fudge denken nur an ihren eigenen Vorteil."
"Ich glaube, da hat er Recht", seufzte Lupin. "Aber ich bin trotzdem froh, dass ich wieder unterrichten kann. Hallo Harry." Er lächelte ihm freundlich zu. Sirius musterte Harry misstrauisch. "Was ist mit dir? Geht es dir nicht gut?"
Harry war überrascht. Sirius sah ihn nicht sehr oft, aber trotzdem merkte er immer sofort, wenn Harry nicht ganz auf der Höhe war. Er schüttelte den Kopf. "Ich habe nur schlecht geschlafen."
Mittlerweile trafen auch die anderen Schüler ein. Einige beäugten Remus misstrauisch, aber alle waren klug genug nichts zu sagen. Schließlich war Sirius Black auch noch im Raum und wer wollte es sich schon mit einem Werwolf und einem ehemaligen Azkaban- Insassen verderben? Sogar die Slytherins murmelten nur ganz leise. Die Slytherins! Harry sah sich sofort nach Draco um und blickte direkt in dessen hämisches Lächeln. Er saß von Pansy und Blaise eingerahmt ganz hinten in der Klasse und spielte graziös mit einer Schreibfeder, die er in seinen langen Fingern drehte. Harry fragte sich, ob Draco ihn tatsächlich auch so oft beobachtete, wie er ihn. Seit ihrem ersten Jahr in Hogwarts war bei jeder Mahlzeit sein Blick automatisch zu Draco Malfoy gewandert, am Anfang jedes Schuljahres hatte er sich in der großen Halle nach ihm umgesehen und in jeder Menschenmenge war Draco der erste, den er bemerkte. Bei jedem Quidditch - Spiel folgte sein Blick dem geschmeidigen Körper. Überall hätte er diese unglaublichen Silberhaare erkannt. In jedem Raum suchten seine Augen sofort nach Draco Malfoy und meistens trafen sich ihre Blicke, worauf Dracos Gesicht sich zu seinem hämischen Lächeln verzog und Harry dieses Gefühl in sich aufsteigen fühlte, halb Hass, halb eine unglaubliche Lebheftigkeit.
Obwohl er sich für einen friedfertigen Menschen hielt, hatte er schon seit vier Jahren bei Dracos Anblick den Wunsch verspürt, sich auf ihn zu stürzen und er fragte sich plötzlich, warum sie sich in all den Jahren noch nie geprügelt hatten.
Draco hob fragend eine Augenbraue und Harry wurde bewusst, dass er ihm die ganze Zeit in die Augen gestarrt hatte. Schnell drehte er sich weg und setzte sich auf den Platz, den Ron für ihn freihielt. Sirius, der bis eben mit Remus Lupin geredet hatte, verschwand aus dem Raum und Lupin begann seinen Unterricht. Zu Harrys großer Überraschung kündigte er an, dass sie dort fortfahren würden, wo sie letztes Jahr aufgehört hatten. Harry hatte vermutet, dass sie eine völlig andere Richtung einschlagen, als der als Professor Moody verkleidete Barty Crouch. Schließlich hatte sich herausgestellt, dass er ein Todesser war, der noch dazu Voldemort zu seiner Rückkehr verholfen hatte.
"Trotzdem waren seine Überlegungen richtig", sagte Professor Lupin, als ihn viele Schüler entsetzt anstarrten, als befürchteten sie wieder einen verkleideten Todesser vor sich zu haben. "Sie müssen auf das vorbereitet sein, was vielleicht auf uns zukommt. Wir leben in einer Zeit, in der wir uns mit den dunklen Künsten auseinander setzen müssen. Vor etwas, das man nicht kennt, kann man sich nicht verteidigen." Er sah die Schüler ernst an. "Sie haben schon gelernt, dass man sich gegen den Imperius Fluch wehren kann. Es ist sehr schwierig, aber man kann dagegen ankämpfen, wenn man einen sehr starken Willen hat. Einer ihrer Mitschüler hat es geschafft."
Alle Augen richteten sich auf Harry. Mittlerweile hatten alle zumindest gerüchteweise gehört, was im letzten Jahr nach dem Trimagischen Turnier geschehen war. Harry blickte starr auf den Boden. Er hasste es angestarrt zu werden. Er hasste es, wenn alle darüber nachdachten, was ihm passiert war. Er hasste es, wenn alle Aufmerksamkeit auf ihn gerichtet war. Professor Lupin legte ihm die Hand auf die Schulter. Er beugte sich zu Harry vor, so dass nur Harry und Ron hören konnten, was er zu sagen hatte. "Ich möchte dich bitten, der Klasse von deinen Erfahrungen mit dem Imperius- Fluch zu erzählen. Ich verstehe, wenn du das nicht möchtest, aber für deine Mitschüler könnte es von großer Wichtigkeit sein, etwas über die Wirkung und die Eigenschaften des Fluches zu hören." Er sah Harry eindringlich an. Harry nickte schwach und stand auf.
Er sah erst auf, als er vor der Klasse stand. Sein Blick fiel auf Hermione, die ihn besorgt musterte. Er merkte, dass er nicht sprechen konnte. Er sah zu Ron hinüber und blickte einen Moment in sein freundliches sommersprossiges Gesicht. Genauso wenig wie den Traum von letzter Nacht konnte er Ron erzählen, wie es sich anfühlte unter dem Imperius - Fluch zu sein. Von der Seite der Slytherins wurde langsam abfälliges Gemurmel laut. Harry sah sich verzweifelt in der Klasse um. Seine Augen blieben an Draco Malfoy hängen, der ihn herausfordernd anlächelte. Plötzlich hatte er seine Sprache wieder. Er sah fest in Dracos Silberaugen und holte Luft. "Das schlimmste ist, dass es so ein wundervolles Gefühl ist, sich endlich fallen lassen zu können und nicht mehr für sich selbst denken zu müssen. Man fühlt sich, als würde man träumen, oder schweben. Alles fühlt sich ganz leicht an." Er löste seinen Blick von Draco und sah Professor Lupin an. "Es tut nicht weh, wie der Cruciatus - Fluch. Man fühlt sich wie eine Marionette. Es ist so schwer, dagegen anzukämpfen, weil man eigentlich gar nicht kämpfen will. Eigentlich möchte man sich ergeben und endlich aufhören nachzudenken." er brach ab. In der Klasse war es still geworden.
"Danke Harry", sagte Lupin sanft. Er wartete, bis Harry sich wieder gesetzt hatte und wandte sich dann an die Klasse. "Ich möchte sie darauf vorbereiten, sich gegen die Bestimmung durch jemand anderen aufzulehnen. Sie haben alle davon gehört, dass Voldemort (die Schüler zuckten beim Nennen des Namens zusammen) viele Zauberer auf seine Seite gebracht hat, indem er ihren Geist beherrschte. Es ist wichtig, dass sie lernen, sich dagegen zu verteidigen. Natürlich werde ich niemals den Fluch benutzen, aber es gibt noch andere Methoden." Er hob einen der kleinen Glasbehälter auf und hielt ihn gegen das Licht. "Hierin befindet sich ein Zaubertrank, den Professor Snape freundlicherweise für mich hergestellt hat. Er nennt sich Voluntas Infirma und schwächt den Willen der Person, die ihn trinkt. Ein sehr gefährlicher Trank. Man braucht eine spezielle Erlaubnis, um ihn herzustellen und um ihn anzuwenden. Aber keine Sorge. Wir haben uns natürlich an die Regeln gehalten. Ich werde jetzt jedem von ihnen einen kleinen Schluck des Trankes austeilen" Professor Lupin schritt durch die Reihen und stellte auf jeden Tisch ein kleines Gefäß. "Auf mein Kommando trinken sie bitte ihr Glas in einem Schluck aus." Harry hob sein Glas hoch und betrachtete die hellgelbe Flüssigkeit, die wie Limonade aussah.
"Jetzt" sagte Lupin. Harry stürzte den Trank runter. Es schmeckte leicht säuerlich. Er hatte schon schlimmeres getrunken. "Nun braucht der Trank eine Weile, um zu wirken", erklärte Professor Lupin. "Ab jetzt versuchen sie bitte nichts von dem was ich ihnen sage zu tun."
Harry wartete auf das Gefühl der völligen Willenlosigkeit, das er bereits kannte, aber er merkte keine Veränderung. Höchstens eine leichte Gleichgültigkeit darüber, was als nächstes passieren sollte.
"Heben sie alle den linken Arm", sagte Lupin nach einer Weile
Ron hob langsam seinen Arm.
"Hey! Wir sollen versuchen das nicht zu tun!" flüsterte Harry ihm zu. Ron sah ihn mit glasigen Augen an. "Was? Oh ja, natürlich." Er senkte seinen Arm wieder. "Ich sagte, sie sollen den Arm heben!" sagte Professor Lupin strenger. Ron sah Harry gequält an und hob seinen Arm wieder.
Harry sah sich erstaunt in der Klasse um. Überall sah er erhobene Arme. Hermione schien noch mit sich zu kämpfen, aber auch ihr Arm wanderte schließlich nach oben, als Professor Lupin es noch einmal befahl. Nur Draco saß gelassen da wie immer und sah amüsiert zu Crabbe und Goyle hinüber, die sich bemühten, ihre Arme so hoch wie irgend möglich in die Luft zu strecken. "Blaise" flüsterte er kopfschüttelnd und sah den Jungen, der ebenfalls seinen Arm erhoben hatte missbilligend an. Harry sah zu Professor Lupin hoch. "Ich fühle überhaupt nichts!"
Lupin nickte. "Wenn man den Imperius- Fluch schon mal besiegt hat, kann einem das hier kaum noch etwas anhaben." Er deutete in die Klasse "Erschreckend, oder?"
Harry wandte sich wieder Ron zu. "Ron, du musst dagegen ankämpfen, hörst du? Du darfst dich nicht so einfach kontrollieren lassen!" Ron sah ihn aus großen Augen an und Harry konnte sehen, wie er mit sich kämpfte. Schließlich schien etwas klick zu machen und sein Arm fiel herab. "Ich hab's geschafft!" rief Ron. "Man muss einfach ganz fest an das denken, was man selbst will." Er strahlte Harry an. Harry war sehr erleichtert. Hermione schaffte es als nächstes, ihren Arm zu senken und nach und nach setzten auch andere ihren Willen durch, unter den ersten Seamus, Blaise und Parvati. Nach etwa einer halben Stunde hatten die meisten ihre Arme wieder unter Kontrolle. Nur Crabbe und Goyle schwenkten ihre immer noch so hoch es irgend ging über ihren Köpfen. Draco sah jetzt leicht verärgert zu ihnen rüber. Harry wusste, wie sehr er es hasste, wenn sein Haus schlechter abschnitt als Gryffindor. "Jetzt hört doch endlich auf, in der Luft rumzuwedeln!" fauchte er. Augenblicklich schossen Crabbes und Goyles Arme nach unten. Harry grinste. Unglaublich, wie gut Draco seine Untergebenen unter Kontrolle hatte.
"Malfoy hatte keine Probleme seinen Arm unten zu lassen", erzählte Harry beim Mittagessen seinen Freunden. Hermione schnaubte. Sie hasste es, wenn Draco besser abschnitt als sie. Er war der einzige Schüler, der ihr das Wasser reichen konnte.
"Wahrscheinlich hat sein Vater mit ihm geübt", meinte Ron abfällig.
Harry sah zu Draco hinüber. Er war wieder über ein Buch gebeugt. Seine linke Hand presste er auf eine Stelle unterhalb seines schlanken Halses. Die langen delikaten Finger waren gespreizt. In dieser Haltung sah er seltsam zerbrechlich aus und Harry musste wegsehen.
