Hallo! Ich wollte schon mal ankündigen, dass das rating demnächst auf R hochgeht! Wahrscheinlich nach den nächsten zwei Kapiteln. Nur, damit ihr darauf vorbereitet seid.

Mal wieder ganz lieben Dank für eure reviews MaxCat, Drake, Chillkroete, Maxine, Matjes, Rikku, DB17, SweetC18 und yvymaus

Disclaimer: Alles hier gehört J.K. Rowling. Betaleserin. Jenny (DeadlySins)

14. Hermiones Geständnis

Einen Moment verschwamm alles vor Harrys Augen. Die Nachricht traf ihn wie ein Schlag in die Magengrube und er konnte nicht klar denken. Dumbledore legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Dann muss Sirius Black sofort von hier verschwinden. Sie wissen, dass er in Hogwarts ist", sagte er ernst zu Percy.

Dieser Satz rüttelte Harry auf. Er musste Sirius sofort warnen. Er drehte sich um und hätte fast einen Stuhl umgerannt, als er zur Tür des Büros stürmte. Er riss sie auf und raste die Treppe hinunter, mehrere Stufen auf einmal nehmend, so dass er fast gestürzt wäre. Unten angekommen hielt er einen kurzen Moment inne, um zu überlegen, welcher Weg der kürzeste war. Dann drehte er sich nach rechts und rannte weiter. Er glaubte Dumbledore seinen Namen rufen zu hören, aber er hielt nicht an. Die Gänge der Schule waren ihm noch nie so lang vorgekommen. Er fühlte sich wie in einem von diesen Träumen, in denen man rannte und rannte, ohne von der Stelle zu kommen. Endlich erreichte er doch die Treppe, die zu Sirius' Turm hoch führte. "Bitte, bitte beweg dich heute nicht!" flüsterte er. "Lass mich einfach so schnell es geht zu Sirius!"

Als er völlig außer Atem oben ankam und sich die letzten Stufen hochzog, erschienen Dumbledore und Percy neben ihm. Offenbar hatten sie eine Abkürzung genommen, von der Harry nichts wusste. Ohne inne zu halten, kletterte Harry die kleine Leiter hoch und drückte mit aller Kraft gegen die Falltür. Sie öffnete sich schwungvoll und knallte auf den Boden der Plattform. Sirius und Remus, die nebeneinander auf der Mauer gesessen hatten, sprangen auf. "Harry, was ist passiert?!" Sirius war mit zwei Schritten bei ihm und legte ihm die Hände auf die Schultern. "Ist alles in Ordnung?"

Harry schüttelte den Kopf. "Nein." Und dann versagte plötzlich seine Stimme. Sirius zog ihn besorgt an sich und blickte Dumbledore und Percy, die jetzt auch durch die Falltür kamen fragend an.

"Sirius" sagte Dumbledore. "Percy kommt gerade aus London. Das Gericht hat dich schuldig gesprochen."

Harry fühlte, wie Sirius sich versteifte. "Also doch", sagte er. Remus Lupin stöhnte leise auf. "Wie viel Zeit habe ich noch?" wandte Sirius sich an Percy.

Percy schüttelte verzweifelt den Kopf. "Vielleicht zehn Minuten. Sie werden bald hier sein." Sirius ließ Harry los, ging zu Lupin und umarmte ihn kurz und fest. Dann drückte er Dumbledore und Percy die Hand. Er war sehr gefasst, während Harry ein zitterndes Nervenbündel war. "Lasst mich noch einen Moment mit Harry allein."

Die drei verschwanden durch die Falltür. Sirius zog Harry wieder fest an sich und der vergrub das Gesicht an seiner Schulter. "Es tut mir so leid", flüsterte er mit erstickter Stimme. "Ich verspreche dir Sirius, dass ich Wurmschwanz finden werde. Ich schwöre es! Egal wo er sich verkriecht, ich finde ihn."

"Das wirst du nicht tun!" sagte Sirius scharf. "Sobald ich höre, dass du irgendetwas unternimmst, das dich in Gefahr bringt, komme ich zurück, hörst du!"

Harry sah ihn erschrocken an. "Nein! Wenn sie dich kriegen . . .!"

"Dann mach keine Dummheiten. Versprich mir, dass du hier in Hogwarts bleibst!"

Harry nickte. "Du musst gehen, Sirius. Sie werden bald hier sein!"

Sirius strich ihm noch einmal durch die Haare und ließ ihn dann los. Er sprang mit einer gewandten Bewegung auf die kleine Mauer und für einen schrecklichen Moment dachte Harry, dass er sich hinunterstürzen wollte. Stattdessen richtete er sich auf und pfiff laut und lang gezogen.

Fast im selben Moment erhob sich ein großer Schatten aus dem verbotenen Wald und näherte sich schnell. Es war Seidenschnabel, der Hippogreif, auf dem Sirius schon einmal geflohen war. Das stolze Tier hielt flügelschlagend direkt vor Sirius in der Luft und sah ihn mir funkelnden Augen an. Sirius tätschelte ihn am Hals, verbeugte sich leicht und schwang sich dann den Rücken des Tieres. "Pass auf dich auf Harry! Du hörst bald von mir."

Als Seidenschnabel in der Luft drehte und davonflog, gaben Harrys Knie unter ihm nach. Er sank auf den Boden und rollte sich dort zusammen, wie ein verwundetes Tier. Er wollte nicht mehr aufstehen, nicht mehr nachdenken, gar nichts mehr tun. Es hatte sowieso alles keinen Sinn. Alles, was ihm wichtig war wurde ihm irgendwann weggenommen. Er konnte nicht weinen. Er fühlte sich, als würde der Schmerz so tief in ihm sitzen, dass er ihn nie wieder loswerden würde. Es war, als hätte er einen Stein in der Brust.

Ron kniete plötzlich neben ihm nieder. "Harry, Percy hat mir alles erzählt", flüsterte er. "Wir sind euch sofort nachgelaufen, aber ich habe euch nicht gleich gefunden. Es tut mir so leid, Harry."

Harry antwortete nicht. Er wollte mit niemandem sprechen. Alles tat weh und er hatte Angst dass er schreien würde, wenn er jetzt den Mund aufmachte.

"Ich hab mich so blöd benommen in letzter Zeit. Ich habe nur an mich gedacht." Ron streichelte unbeholfen über seine Schulter.

Wahrscheinlich waren es nur Minuten, die er so lag, aber Harry kamen sie wie Stunden vor. Als er schließlich aufsah, saß Remus Lupin auf der Mauer vor ihm. Er sah sehr kaputt aus und hatte seine Hände ineinander verkrampft.

"Wie ist das möglich?" fragte Harry heiser. "Es sah doch so aus, als würde er frei gesprochen!"

Lupin sah auf. "Ja, danach sah es aus. Es war so gut wie sicher. Dass sie ihn jetzt doch noch schuldig gesprochen haben, kann nur eins heißen: das Ministerium ist völlig korrupt. Wir können uns nicht mehr auf es verlassen. Die dunkle Seite hat es unter ihre Kontrolle gebracht."

Harry stöhnte auf. "Wie konnten sie das nur zulassen?"

"Zauberer gehen, genau wie Muggel meistens den Weg des geringsten Widerstands."

"Sie haben uns verraten" flüsterte Harry und vergrub das Gesicht in den Händen.

Den ganzen Abend über wurde das Schulgebäude durchsucht. Cornelius Fudge war außer sich. "Jemand muss ihn gewarnt haben." Er starrte Dumbledore hasserfüllt an. "Du weißt, dass er in einem ordentlichen Prozess schuldig gesprochen wurde, Albus. Wenn du ihn deckst, machst du dich strafbar."

Der Professor verzog keine Miene, aber am Abend forderte er Fudge auf, die offensichtlich erfolglose Suche einzustellen. "Der Tag an dem du Sirius Black fängst Cornelius, ist der Tag, an dem Menschen nicht mehr für eine bestimmte Summe Geld bereit sind, alles zu tun", sagte er zum Abschied.

Fudge knurrte, hatte aber keine Wahl als zu gehen.

Harry fühlte sich wie eine Marionette. Ron zog ihn zum Abendessen hinter sich her in die große Halle und er ließ sich willenlos auf seinen Platz sinken. Hermione rannte auf ihn zu und fiel ihm um den Hals. Harry sah, dass sie geweint hatte. Sie flüsterte eine Entschuldigung nach der anderen für ihr Benehmen und noch nicht mal Ron, der neben Harry saß, schien es im Geringsten etwas auszumachen, dass sie Harry umarmte.

Von da an waren Ron und Hermione wieder an Harrys Seite. Auch wenn sie einander immer noch mieden, waren sie beide ständig für Harry da. Alle drei ignorierten beharrlich die Gerüchte über Harry und Hermione, aber so selbstverständlich wie in ihren früheren Schuljahren war ihr Verhältnis nicht mehr. Es schien ständig eine Spannung zu herrschen.

Manchmal war Harry jetzt gerne allein. Die erste Woche nach Sirius Verschwinden fühlte er sich nicht in der Lage zu fliegen. Er war so traurig, dass er sich ganz schwer fühlte. Wenn er seine Ruhe haben wollte, ging er auf Sirius' Turm und setzte sich auf die Mauer.

Aber ganz alleine war er dort nicht. Meistens, wenn Harry auf dem Turm saß, übte Draco Malfoy auf dem Quidditch-Feld. In jeder freien Minute war Draco da draußen und flog, als sei es seine Obsession. Ihn zu beobachten, war im Moment das einzige, was Harry beruhigen konnte. Immer schienen sich jetzt seine Gedanken, wie ein riesiges Getriebe zu bewegen, das ihn zu zermalmen drohte. Sirius, seine Eltern, Voldemort, Wurmschwanz, die Todesser, Cedric. Alles drehte sich wie ein schreckliches Rad in seinem Kopf und dann fing es wieder von vorne an.

Nur wenn er Draco auf seinem Besen beobachten konnte, schien seltsamerweise alles für eine Weile still zu stehen. Er wusste nicht warum. Er wollte auch nicht näher darüber nachdenken. Vielleicht war es ja auch nicht Draco, sondern der Turm, der ihm ein tröstliches Gefühl gab. Vielleicht fühlte er sich Draco auch nur irgendwie nahe, weil es ihm auch schlecht ging. In der Luft bewahrte Draco zwar immer noch die altbekannte perfekte Haltung, aber auf dem Erdboden wurde er immer unsicherer. Harry hatte schon oft beobachtet, wie er sich an eine Mauer, oder einen Pfeiler lehnte, als habe er Schwierigkeiten das Gleichgewicht zu halten. Seit der letzten Zaubertränke Stunde war er noch zwei Mal zu spät zum Unterricht gekommen und seltsamerweise sah er dann immer besonders schlecht aus.

Harry beobachtete ihn jetzt ständig. Er wusste selbst nicht warum es ihm so vorkam, als sei Draco das einzige in seinem Leben, was ihm noch Mut machte. Darüber nachzudenken, was mit ihm los war, war das einzige was ihn noch aufrecht hielt. Und es war so befreiend und irgendwie tröstlich, Draco beim Fliegen zu beobachten. Meistens stellte sich Harry vor, er säße wieder hinter ihm und würde sich an ihm festklammern. Komischerweise hatte er sich noch nie in seinem ganzen Leben so geborgen gefühlt, wie damals dicht an Draco gedrückt in der Luft.

Ron holte Harry zum Abendessen ab. Hermione und er waren im Moment so besorgt um ihn, dass sie immer wissen wollten, wo er war. Bei den Mahlzeiten passten sie auf, dass er etwas aß, als seien sie seine Eltern und er wusste, dass Ron abends wartete bis Harry eingeschlafen war, bevor er selbst sich zum Schlafen umdrehte. Irgendwie genoss er diese Fürsorge sogar. Schließlich hatte er das als Kind nie gehabt, aber manchmal war es auch ein bisschen nervig. Zum Beispiel jetzt gerade, als Hermione darauf bestand, ihm ein Brot zu schmieren, obwohl er keinen Hunger hatte. "Wirklich Hermione, ich möchte nichts" murmelte er unwillig.

"Aber du musst etwas essen. Du hast schon heute Mittag nichts zu dir genommen!" sagte Ron. Was das anbetraf, waren sich seine Freunde mal wieder einig.

Draco schien es mit Blaise und Pansy übrigens ähnlich zu gehen. Auch heute saß er wieder zwischen ihnen, den Kopf auf seine Arme gelegt. Pansy und Blaise boten ihm abwechselnd verschiedene Sachen zu essen an, aber er schüttelte immer nur müde den Kopf. Harry beobachtete ihn, als er schließlich aufstand und aus der Halle ging, wobei er sich zwei Mal auf einen Stuhl stützte. Auf eine seltsame Art erinnerte er Harry an einen Schmetterling, dem ein Flügel gebrochen worden war.

Daran dachte er auch noch, als er später in seinem Bett lag. Er fragte sich, wieso er sich zusätzlich zu seinen anderen Sorgen jetzt auch noch Gedanken um Draco Malfoy, seinen Erzfeind machte, aber so war es nun mal. Er wollte unbedingt wissen, was mit Draco passiert war. Oder besser, was mit ihm passierte. Es hatte alles mit Dracos Verschwinden angefangen. Danach war er erst eine Weile ganz besonders unerträglich gewesen und dann hatte sich sein Zustand verschlechtert. War er einfach nur krank? Oder steckte wirklich etwas dahinter? Und was war mit seiner Abneigung dagegen, berührt zu werden?

Harrys letzter Gedanke vor dem Einschlafen galt allerdings Sirius und er hoffte, so sehr er nur hoffen konnte, dass sein Pate in Sicherheit war.

*Er rannte durch die Gänge von Hogwarts, aber er kam und kam nicht vorwärts. Es war als würde er sich in Zeitlupe bewegen, oder als müsste er gegen einen starken Luftstrom ankämpfen und er wusste, dass er zu spät kommen würde. Schließlich ließ er sich auf den Boden fallen, da er hoffte auf allen Vieren schneller voran zu kommen und es ging auch etwas besser. Die letzten Treppen kroch er wie eine Schlange flach auf dem Boden liegend hinauf, da ihm seine Gliedmaße nicht mehr gehorchten. Er zog sich mit größter Anstrengung die Leiter hoch, aber schon bevor er durch die Tür hindurch war, wusste er, dass er es nicht rechtzeitig geschafft hatte. Und dann sah er die furchtbare vermummte Gestalt, die sich über ihr Opfer beugte. Harry wollte sich auf sie stürzen und sie zurückreißen, aber er konnte sich nicht mehr bewegen. Er war jetzt endgültig versteinert. Der Dementor beugte sich vor, um Sirius den schrecklichen endgültigen Kuss zu geben. Und dann sah Harry, dass es nicht Sirius war. Das arme Geschöpf, das der Dementor in seiner tödlichen Umarmung umschlungen hielt, hatte silberne Haare. . .*

Er schreckte in seinem Bett hoch und rang nach Luft. Einen Moment wusste er nicht wo er sich befand und er hatte immer noch das Gefühl, jemandem zur Hilfe eilen zu müssen. Matt ließ er sich auf sein Kissen zurück sinken. Er war völlig nass geschwitzt und sein Bett war zerwühlt, aber immerhin hatte er Ron und die anderen diesmal nicht aufgeweckt. Erschöpft schloss er die Augen. Sein Herz raste immer noch in seiner Brust und das letzte was er diesmal dachte bevor er einschlief war: es war nur ein Traum. Draco geht es gut.

Am Freitagmorgen geschahen zwei Dinge, die Harry aufmunterten. Erstens brachte eine hübsche schwarze Eule einen Brief von Sirius, der wahrscheinlich ahnte, wie schlecht Harry sich fühlte.

Lieber Harry

Du brauchst dir keine Sorgen um mich machen. Ich habe ein sehr gutes Versteck gefunden. Bestimmt sehen wir uns bald wieder. Ich bin immer für dich da.

Dein Sirius

Zweitens fiel ihm ein, dass Morgen das erste Quidditch-Spiel Slytherin gegen Ravenclaw war. Durch die Ereignisse in der letzten Woche und weil er sich so schlecht gefühlt hatte, hatte er überhaupt nicht mehr daran gedacht. Er freute sich darauf, etwas von seinen eigenen Gedanken abgelenkt zu werden.

Magische Kriegsführung wurde jetzt von Dumbledore unterrichtet. Das bedeutete, dass sie Theorie hatten und es war eins der schwierigsten Fächer, die Harry bislang gehabt hatte. Komischerweise schienen alle zu erwarten, dass er besonders gut sein würde, aber um ehrlich zu sein hatte er keine große Begabung für Kriegsführung. Am meisten verstand er noch vom Duellieren, aber wieso eine bestimmte Formation in einer Kampfsituation vorteilhafter sein sollte, als eine andere, würde er nie begreifen. Ron hingegen war auffallend gut in dem Fach. Er versuchte Harry abends vor dem Kamin eine bestimmte Taktik mit Hilfe seiner Zauber Schach-Figuren zu erklären.

"Stell dir vor, dieser weiße Springer ist deine Kavallerie geflügelter Pferde. Die Bauern sind die Magier. Und hier..." Ron nahm einen Turm hoch und stellte ihn dazu "sind deine Hippogreife." "Dieser schwarze Turm ist die Dementoren -Legion deines Gegners und dieser Springer stellt die Trolle dar." Ron baute die ganze Szenerie mit einigen flinken Handgriffen auf. "So. Wie würdest du jetzt vorgehen?"

Harry starrte eine Weile auf die für ihn völlig nichts sagenden Figuren. "Ein Frontalangriff?" fragte er unsicher. "Harry!" stöhnte Ron. "Guck dir doch mal an, welche Truppen du zur Verfügung hast! Ihre Stärke ist die Beweglichkeit und nicht die Kampfkraft. Du musst die Armee des Gegners einkreisen. So, wie damals bei der Schlacht gegen die dunklen Truppen Grindelwalds 1945." Ron rief den Figuren ein paar Befehle zu und sie verschoben sich auf dem Schachbrett. Dann sah er zufrieden zu, wie die Weißen mit den Schwarzen kurzen Prozess machten. "Ich glaube das Taktieren überlasse ich lieber dir, Ron", seufzte Harry und sank in seinen Sessel zurück.

"Harry?" Harry sah auf. Vor ihm stand Hermione. Sie war blass und ihre Hände zitterten ganz leicht. "Kann ich mal mit dir reden?"

"Ja natürlich. Stimmt irgendwas nicht?"

"Ich muss mit dir alleine reden", sagte Hermione mit einem Seitenblick auf Ron. Ron und Harry sahen sie überrascht an. Zwar sprachen Ron und Hermione nicht mehr viel miteinander, aber noch nie hatte einer von beiden den anderen weggeschickt.

"Gut dann lasse ich euch alleine." Ron sah verletzt aus.

"Nicht hier", sagte Hermione, die Parvatis und Lavenders neugierige Blicke bemerkte. Sie nahm Harrys Arm und zog ihn die Treppe zu den Schlafräumen hoch. Ron sah ihnen verwirrt nach.

Hermione führte Harry in den Schlafraum der Mädchen. Er war noch nie dort gewesen. Es war viel ordentlicher, als bei ihnen. Und irgendwie . . . farbenfroher.

Er setzte sich auf Hermiones Bett, wo sich Krummbein zusammengerollt hatte. Hermione sah unglaublich nervös aus. Sie lief im Zimmer auf und ab. Harry wurde auch langsam unruhig. "Hermione!" sagte er eindringlich. "Was ist denn los?"

Hermione blieb stehen und sah ihn an. Sie verschränkte ihre Finger ineinander. "Also. Du hast doch auch die Gerüchte über uns beide gehört, oder? Natürlich hast du sie gehört. Lavender und Parvati haben sie ja bereits über die ganze Schule verbreitet."

"Ähm. Welche Gerüchte genau?" fragte Harry, nur um sich zu vergewissern. Er war ziemlich sicher, dass er wusste wovon sie sprach. Seit Tagen waren Hermione und er selbst Getuschel ausgesetzt, wo immer sie auftauchten. Es war klar, was die Schule dachte, aber bislang hatten sie es einfach ignoriert.

"Na, die Gerüchte, dass ich in dich verliebt sei." Sie blieb direkt vor ihm stehen.

"Oh."

"Und ich wollte dir sagen . . . na ja . . . es stimmt. Ich liebe dich."

"Oh." Harry fühlte wie sich sein Magen schmerzhaft zusammenzog.

"Ich liebe dich, wie einen Bruder Harry. Aber nicht so, wie Parvati und Lavender denken." Harry fiel ein Felsbrocken vom Herzen. "Ja, genau so geht es mir auch", sagte er erleichtert und strahlte Hermione an. "Ich bin ja so froh, dass wir das geklärt haben."

"Aber das ist noch nicht alles." Hermione atmete tief durch und verkrampfte die Hände ineinander. Sie sah angestrengt an Harry vorbei. "Ich bin in jemand anders verliebt." Sie sank auf den Boden vor Harry. "Schon seit Jahren. Aber er . . . er empfindet überhaupt nichts für mich. Ich halt das nicht mehr aus." Sie sah verzweifelt zu Harry hoch. "Ich muss mit jemandem darüber reden, der es nicht sofort der ganzen Schule erzählt."

Harry glitt vom Bett und setzte sich neben sie. "Wer ist es?"

Hermione schüttelte den Kopf. "Das kann ich dir nicht sagen. Es tut so schon so weh, ohne dass es jemand weiß."

"Bitte! Lass mich ein einziges Mal raten! Du musst nur mit ja oder nein antworten", bettelte Harry aufgeregt.

"Na gut", seufzte Hermione. "Du kommst sowieso nicht drauf."

"Ist es Ron?"

Hermione erstarrte und wurde weiß im Gesicht. "Woher wusstest du das?"

"Intuition", lachte Harry. "Aber wie um alles in der Welt kommst du darauf, dass er dich nicht mögen könnte?"

Hermione sah aus, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen. "Ich habe alles versucht. Wirklich alles. Im Sommer habe ich ihm praktisch erzählt, wie ich fühle. Ich habe ihm gesagt, dass ich Viktor nicht wieder sehen werde, weil mir jemand anders wichtiger ist. Es hat ihn überhaupt nicht interessiert. Er hat im Sommer kaum mit mir geredet. Und hier in Hogwarts war es fast noch schlimmer." Hermione sah Harry unglücklich an." Dann hat mir meine Mutter den Tipp gegeben, dass Jungen oft erst merken, was ihnen wichtig ist, wenn sie es nicht mehr haben. Sie meinte Ron würde mich immer nur als Kumpel sehen, wenn ich ständig mit ihm zusammen bin. Also habe ich mich von euch fern gehalten, was mir weiß Gott nicht leicht gefallen ist, wie du dir ja vorstellen kannst. Und Ron hat es nicht mal bemerkt! Ich weiß einfach nicht, was ich noch tun soll." Hermiones Stimme zitterte, aber sie schien froh zu sein, dass sie endlich jemandem alles erzählen konnte. Harry legte ihr einen Arm um die Schultern.

"Ach Hermione, wenn du wüsstest."

"Was denn?" fragte sie schniefend.

"Ich darf es dir nicht sagen, aber du musst unbedingt mit Ron reden. Eigentlich müsstest du doch wissen, wie begriffsstutzig er manchmal ist."

Sie sah hoffnungsvoll auf. "Du meinst . . . "

Harry nickte. "Ganz bestimmt."

Hermione sprang auf. Zum Glück war sie nicht so schwer von Begriff wie Ron. Sonst hätte Harry sein Versprechen Hermione nichts zu sagen brechen müssen. Hermione war schon auf der Treppe zum Gemeinschaftsraum. Harry folgte ihr. Ron war nicht da.

"Herzlichen Glückwunsch!" rief Lavender als sie unten auftauchten.

"Das wurde aber auch Zeit mit euch beiden!" fügte Parvati gerührt hinzu. "Dass ihr endlich doch noch zusammenkommt!"

"Wo ist Ron?" unterbrach Hermione sie. Parvati machte eine unbestimmte Bewegung Richtung Korridor. "Hat irgendwas von Charlie gemurmelt. Er wird nicht so erfreut über die Neuigkeit sein."

Ohne auf sie zu hören stürmten Harry und Hermione an ihr vorbei, durch das Portraitloch durch die Korridore, über die Ländereien und hielten erst vor Hagrids Hütte an. Die Tür war offen und ohne zu zögern ging Hermione hinein. Charlie war nicht da, aber auf Hagrids riesigen Sessel hatte sich Ron zusammengekauert. Er war das Elend in Person. Harry hatte ihn noch nie so unglücklich gesehen, außer als Ginny vor drei Jahren entführt worden war. Ron sah mühsam auf, als er die beiden sah. "Herzlichen Glückwunsch", murmelte er. "Macht euch um mich keine Sorgen."

Hermione stemmte die Hände in die Hüften und holte tief Luft "Versinkst du mal wieder in Selbstmitleid Ron Weasley?!" donnerte sie. "Richtig so. Du kannst einem ja auch soo Leid tun. Denkst du eigentlich mal einen Moment an mich? Oder daran, wie es mir geht? Seit ich dich damals im Zugabteil zum ersten Mal gesehen habe, bist du mir nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Ich war völlig in dich verschossen. Und was hast du gemacht? Du warst so fies zu mir, dass ich mich schließlich heulend in der Toilette eingeschlossen habe! Hast du eigentlich irgendeine Idee, wie schlecht es mir da ging? Und dann im dritten Jahr war dir deine blöde Ratte wichtiger als ich. Wegen diesem Vieh hast du nicht mehr mit mir geredet! Als nächstes verliebst du dich in diese Halb-Veela und kommst nicht mal auf die Idee mich zum Ball einzuladen. Erst als dir wirklich gar nichts anderes mehr einfällt, fragst du mich. Hast du auch nur den leisesten Schimmer, was ich durchgemacht habe? Weißt du eigentlich, wie weh du mir getan hast? Und du denkst, du leidest . . ."

Ron war aufgestanden und sah sie völlig ungläubig an. "Hast du gesagt, du bist in mich verschossen?"

Harry bezweifelte, dass Ron irgendetwas von dem was Hermione sonst noch gesagt hatte mitbekommen hatte.

"Ja", sagte Hermione matt und ließ ihre Arme hängen.

Einen Moment standen die beiden unbeholfen voreinender und sahen sich hilflos an. Dann breitete Ron seine Arme aus und Hermione fiel dem einen Kopf größeren Jungen um den Hals. "Oh Hermione", stammelte Ron und schlang die Arme um ihren Körper. "Wenn ich das auch nur geahnt hätte."

Harry atmete auf.

Parvati und Lavender waren völlig verwirrt, als die drei kurz darauf wieder im Gemeinschaftsraum auftauchten. Ron und Hermione hatten die Arme umeinander geschlungen und sahen sich völlig berauscht an, während Harry fröhlich grinsend hinterher kam.

"Jetzt verstehe ich überhaupt nichts mehr", sagte Lavender.

"Das macht nichts", sagte Harry fröhlich.