Hallo! Ich muss mich mal wieder bei euch allen für eure lieben reviews
bedanken.
@Maxine: Vielen vielen Dank für dein review! Der POV Wechsel war genau wie in Kapitel 5 nur für das eine Kapitel. Ich mache das nur, weil es mir Spaß macht zwischendurch auch Dracos Gedanken zu schildern. Das wird während der Geschichte noch einmal passieren.
@Kirilein: Ich hab ich wirklich beeilt.
@Snuffkin: Was ist denn DV-Unterricht? Ist ja interessant zu wissen, wo meine story so gelesen wird.
@MaxCat: Genau, einfach weiterlesen (grins)
@Matjes: Irgendwie mag ich Dumbledore auch nicht so. Er tut immer so überlegen,. Aber wenn es darauf ankommt ist er nicht da.
@Tinkalili: Das war ja ein süßes review. Vielen, vielen Dank.
@zissy: Ich freu mich echt, dass du es so spannend findest.
Außerdem Danke an: Lilvroni, Nadja, Chillkroete, Trinity, Alex, EngelKatja und Jacky für die reviews zum letzten Kapitel. Hatte letztes Mal keine Zeit.
Disclaimer: alles Rowlings.
Vielen Dank an meine schnelle Betaleserin Jenny.
19. Verloren
Harry fröstelte auf seinem Weg zurück zum Schloss. Es war deutlich zu merken, dass der November begonnen hatte. Außerdem fehlte ihm Dracos Körperwärme.
Er ging nicht durch den Tunnel, da er vermeiden wollte, dass irgendjemand sah, wie sich der Zugang zur Peitschenden Weide öffnete.
Es musste noch sehr früh sein. Die Sonne war noch nicht einmal richtig aufgegangen. Gut. Vielleicht würde er es schaffen, sich in seinen Schlafraum zu schleichen und sich etwas anderes anzuziehen, bevor das Frühstück begann. Außerdem musste er mit Ron und Hermione reden und ihnen sein Verhalten von gestern Abend irgendwie erklären. Sobald er sich dem Schloss näherte, warf er sich seinen Tarnumhang über. Es war wirklich besser, zu dieser Stunde nicht hier draußen gesehen zu werden.
Am liebsten wäre er umgedreht und einfach wieder zu Draco zurückgelaufen. Schon jetzt war es unangenehm, von ihm getrennt zu sein. Er wollte nicht, dass Draco alleine war. Aber er riss sich zusammen. Was hätte Draco wohl von ihm gedacht, wenn er jetzt auf einmal wieder vor ihm stand, obwohl er erst vor zwei Minuten weggegangen war? Was hätte er wohl zu ihm sagen sollen? Hallo, ich habe mir Sorgen um dich gemacht? Irgendwie hatte er das dumpfe Gefühl, dass eine Beziehung mit Draco Malfoy *so* ganz bestimmt nicht funktionierte. Ehrlich gesagt hatte er nicht den leisesten Schimmer, wie sie funktionieren sollte. Aber er musste es wohl herausfinden, denn egal wie schwierig oder unmöglich es war, er wollte mit Draco zusammen sein. Koste es was es wolle.
Er hatte noch nie etwas so intensives gefühlt. Irgendwann hatte er mal geglaubt, dass dieses leichte Prickeln, das er fühlte, wenn er Cho Chang sah vielleicht Liebe war. Anscheinend hatte er sich getäuscht. Was er jetzt fühlte, löschte alles andere aus. Sämtlich weitere Aspekte seines Lebens verblassten und selbst, wenn er jedem geglaubt hätte, der ihm sagte, dass er sich freiwillig und kopfüber in sein Unglück stürzte, hätte er nicht stoppen können. Er befand sich bereits im freien Fall.
Komischerweise machte ihm das noch nicht einmal so viel Angst, wie er vielleicht erwartet hätte. Erstens war er es mittlerweile gewohnt, sich in den unmöglichsten und gefährlichsten Situationen zu befinden und zweitens war dieses Gefühl gleichzeitig so wundervoll, dass er es um keinen Preis aufgeben würde, selbst wenn er könnte.
Beim Schloss angekommen schlängelte er sich durch die große Eingangspforte und hastete die Gänge entlang zum Gryffindor-Turm. Die fette Dame schlief noch und erwachte erst, als er das Passwort "Schokofrosch" zwei Mal laut wiederholt hatte. Mit einer Beschwerde, dass sie ihren Schlaf schließlich verdient habe, schwang das Portrait zur Seite.
Harry stieg die Treppen zum Schlafraum hoch. Zu seinem Glück schliefen seine Zimmergenossen noch. Er legte den Tarnumhang erst ab, als er vor seinem Bett stand und wollte ihn gerade in seiner Truhe verstauen, als er Rons Stimme hinter sich hörte.
"Harry! Merlin sei Dank, da bist du ja! Ich hab die ganze Nacht kein Auge zugemacht. Was war gestern Abend mit dir los? Und vor allem, wo warst du die ganze Nacht?"
Harry drehte sich langsam um. Sein Freund sah völlig fertig aus. "Frag mich lieber nicht Ron. Dann muss ich dich auch nicht anlügen."
Ron nickte und zog ihn an sich. "Okay. Hauptsache dir geht es gut."
Harry umarmte den größeren Jungen ebenfalls und legte seinen Kopf an Rons Schulter. Komisch wie leicht ihm das trotz seines Verrates fiel. Wenn Ron gewusst hätte wie und mit wem er die Nacht verbracht hatte, würde er wahrscheinlich nie wieder ein Wort mit ihm reden.
Als hätte Ron seine Gedanken gelesen, fragte er "Sag mir nur eins Harry. Hat dein Verschwinden etwas mit Malfoy zu tun?" "Ja", sagte Harry zögernd.
Ron schwieg einen Moment. "Ich vertraue dir Harry. Wenn du sagst, dass Hermione und ich uns getäuscht haben, dann glauben wir dir das. Du hättest mit uns darüber reden sollen, statt einfach weg zu rennen. Ich finde doch auch, dass niemand gefoltert werden sollte", er zögerte kurz. "Nicht einmal Malfoy."
Harry hatte die Loyalität seines Freundes scheinbar unterschätzt. Trotzdem beschloss er es dabei zu belassen. Er wollte Rons Vertrauen nicht überstrapazieren, indem er ihm erzählte, was in der Nacht passiert war. Schon beim Gedanken daran schauderte er. Also machte er sich von ihm los, obwohl es ein schönes Gefühl war umarmt zu werden. "Ich muss vor dem Frühstück noch duschen", murmelte er. "Danke für dein Verständnis Ron."
Als Harry die Treppe des Schlafsaales hinunterging, fiel ihm Hermione um den Hals. Sie fragte noch nicht einmal, wo er gewesen war.
Harry hatte plötzlich ein ziemlich schlechtes Gewissen seinen Freunden gegenüber. Leider konnte er, so sehr er es versuchte über nichts anderes nachdenken als über Draco. Es war fast, als könne er dessen Hände immer noch auf seiner Haut spüren und seine Lippen an seinem Hals und er fragte sich, ob es Draco genauso ging. Er war sich ziemlich sicher, dass Draco in der Heulenden Hütte in Sicherheit war. Wer sollte schon auf die Idee kommen, ihn dort zu suchen? Und bald, gleich nach dem Mittagessen würde Harry wieder bei ihm sein.
Während des Frühstücks nahm Harry aus den Augenwinkeln wahr, dass Crabbe, Goyle, Zabini und Parkinson ziemlich verloren am Tisch saßen. Um ein Haar hätte er Mitleid mit ihnen gehabt. Immerhin verstand er jetzt, wie man Draco vermissen konnte.
Ausnahmsweise wurde Magische Kriegsführung heute nicht von Dumbledore sondern von Lupin unterrichtet. Der erklärte ihnen, dass der Schulleiter auf Grund einer dringenden Angelegenheit verhindert war. Zum Glück war Lupin ein geduldiger Lehrer. Wenn sie Zaubertränke gehabt hätten, hätte Harry wahrscheinlich mal wieder an die zwanzig Hauspunkte verloren, so unkonzentriert, wie er war.
Statt zuzuhören, was ihm sehr gut getan hätte, da er sich in Magischer Kriegsführung ja ziemlich schwer tat, kritzelte er auf einem Stück Pergament herum, das vor ihm lag. Den Rest der Stunde vergrub Harry seinen Kopf in den auf dem Tisch verschränkten Armen. Er hatte Bauchschmerzen und war ungefähr so nervös, wie vor der ersten Aufgabe im Trimagischen Turnier. Und so groß kam ihm der Unterschied auch gar nicht vor. Irgendwie ging es ja auch wieder darum, mit einem Drachen fertig zu werden. Über den Vergleich musste er trotz allem lächeln.
Nach der Stunde wollte er schnell aufspringen und aus dem Raum laufen, aber Lupin hielt ihn zurück.
"Harry, ist mit dir alles in Ordnung?" fragte er besorgt. "Ich habe gehört, du warst gestern Abend verschwunden und du siehst, na ja, ziemlich durcheinander aus."
"Mit mir ist alles in Ordnung", murmelte Harry und sah auf. "Aber sie sehen ziemlich schlecht aus."
Das war nicht übertrieben. Lupin sah wieder so abgekämpft aus, wie damals, als Harry ihn kennen gelernt hatte.
Lupin zuckte die Schultern. "Der Ausgang von Sirius' Verurteilung nimmt mich mit. Wir hatten alle so gehofft, dass er diesmal frei gesprochen wird." Er strich sich mit der Hand durch die Haare. "Aber ich weiß, dass dich das ebenso bedrückt, Harry. Wenn du jemanden zum Reden brauchst, kannst du dich gerne an mich wenden."
"Danke Professor. Ich werde daran denken."
Beim Mittagessen schaffte es Harry gerade mal ein paar Happen hinunterzuwürgen, bevor er es nicht mehr aushielt. Er musste Draco einfach sofort wieder sehen. Schnell schnappte er sich unauffällig ein paar Nahrungsmittel, die man gut transportieren konnte und stand auf. "Fragt bitte nicht, wo ich hin will", flüsterte er Ron und Hermione zu. Bevor die beiden reagieren konnten, verschwand er aus der Halle.
Im Schlafraum holte er ein paar Decken und seinen Tarnumhang und innerhalb weniger Minuten war er auf dem Weg zur Hütte. Diesmal nahm er wieder den Weg durch den Tunnel, allerdings erst nachdem er sich vergewissert hatte, dass niemand ihn beobachten konnte. Im Tunnel verstaute er den Tarnumhang unter seinem T-Shirt und rannte los, so schnell er konnte. Es schien ihm, als könne er es keine Sekunde mehr ohne Draco aushalten. In seinen Gefühlen stritten sich Nervosität und Vorfreude. Er stieß die Tür auf, raste die Treppe hoch und . . . blieb wie angewurzelt stehen.
Draco war nicht da.
Was war geschehen? Hatten sie ihn doch hier aufgespürt, oder war er freiwillig gegangen? Harry wusste nicht, welche Möglichkeit schlimmer war. Die Enttäuschung darüber, dass Draco nicht da war, war so groß, dass er keinen klaren Gedanken fassen konnte. Eine Weile stand er reglos da und starrte auf das Bett, auf dem er Draco heute verlassen hatte. Was, wenn Draco etwas passiert war? Was, wenn er in diesem Moment wieder gefoltert wurde?
Ich hätte ihn nicht allein lassen dürfen, dachte Harry. Ich habe ihn im Stich gelassen. Er lief mit gesenktem Kopf zum Schloss zurück, verzog sich in den Gemeinschaftsraum und starrte ins Feuer. Vielleicht wurde Draco in diesem Moment wieder gefoltert. Wahrscheinlich sogar. Harry schauderte beim Gedanken daran, was sie vielleicht mit ihm anstellten. Vielleicht hätte er Draco weiter weg bringen solle. Aber wohin?
Und noch eine Frage beschäftigte ihn. Was hatte sich seit gestern Nacht zwischen ihnen verändert? Wie stand Draco dazu?
Ron und Hermione ließen ihn in Ruhe und sorgten auch dafür, dass die anderen Schüler ihn nicht störten. Ron scheuchte Fred und George von ihm weg, die eine neue Erfindung an ihm ausprobieren wollten.
Seine besten Freunde schafften es aber schließlich mit vereinten Kräften, ihn dazu zu überreden, zum Abendessen zu gehen.
Und da sah er ihn.
Draco Malfoy saß an seinem Tisch, als sei nichts passiert. Er sah besser aus als seit langem. Harry, dem bei seinem Anblick fast das Herz stehen blieb, hätte fast schwören können, dass er lächelte. Zabini und Parkinson, die links und rechts von ihm saßen sahen ihn beide schwärmerisch an.
Und dann sah Harry etwas das ihm die Luft abschnürte. Blaise wollte seine Hand, auf Dracos Schulter legen, zögerte aber im letzten Moment, als ihm wohl einfiel, wie sehr Draco Berührungen hasste. Aber Draco lächelte ihn freundlich an, hob seine Hand und strich durch Zabinis lila gefärbte Haare.
Harry musste sich beherrschen, um nicht aufzuspringen. Sein Herz raste. Was tat Draco da? Machte er das etwa mit jedem? Während des gesamten Abendessens wandte er seinen Blick nicht vom Slytherin-Tisch. Draco berührte zum Glück weder Blaise noch Pansy noch einmal, aber was er gesehen hatte, hatte Harry für den Abend gereicht. Ohne hinzusehen aß er ein Brot, das Hermione ihm reichte.
Sobald sich Draco simultan mit Blaise und Pansy erhob, sprang Harry auch auf. Er musste mit Draco reden.
Aber als er sich den drei Slytherins allerdings auf dem Gang näherte, wusste er nicht einmal mehr, was er sagen wollte.
"Draco?" sagte er etwas unsicher.
"Was willst du, Potter?" fragte Pansy höhnisch.
"Ich muss mit dir reden, Draco", sagte Harry so bestimmt wie möglich.
Draco machte eine Bewegung mit der Hand und Blaise und Pansy verschwanden mit einem letzten abfälligen Blick auf Harry im nächsten Gang. "Wir warten im Gemeinschaftsraum", sagte Blaise noch, bevor er um die Ecke bog.
Draco sah Harry mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Also?" fragte er kalt.
Harry hätte sich am liebsten umgedreht, um wegzugehen als er die Gleichgültigkeit in Dracos Stimme hörte, aber er gab sich einen Ruck. "Was ist passiert Draco?" fragte er ein wenig atemlos. "Warum warst du nicht mehr da?"
"Hast du wirklich geglaubt ich wäre in deiner niedlichen kleinen Hütte in Sicherheit?" fragte Draco und der Hohn in seiner Stimme jagte Harry einen eisigen Schauer über den Rücken.
"Ja, natürlich habe ich das gedacht."
"Du bist ja so naiv."
Harry schluckte. "Also haben sie dich gefunden?" fragte er besorgt. "Ja. Sie haben mcih gefunden und mir Veritaserum verabreicht", sagte Draco ohne mit der Wimper zu zucken.
"Was?!" rief Harry und starrte Draco entsetzt an. "Wie konnten sie dir das antun! Also musstest du alles verraten?" Er wollte auf Draco zugehen und ihn tröstend umarmen, aber Dracos eisiger Blick und seine hoch aufgerichtete Haltung ließ ihn erstarren.
Draco schüttelte den Kopf. "Nein."
"Aber . . ." Harry war jetzt völlig verwirrt. "Aber wenn sie dir das Serum gegeben haben?"
"Offensichtlich wirkte es bei mir nicht."
Harry sah Draco verunsichert an. Er sehnte sich danach ihm in die Arme zu fallen, um endlich wieder seinen Körper zu spüren, aber Draco sah so unglaublich kalt aus, so unbeteiligt. Fast als existiere die letzte Nacht nicht. Harry stand unsicher vor ihm. Seine Arme baumelten an seinem Körper herab und er fühlte sich plötzlich sehr fehl am Platz.
"Draco, was . . . was ist jetzt mit uns?"
Draco zog seine Augenbrauen noch höher. "Mit uns? Was soll denn mit uns sein, Potter?" Harry ging einen Schritt auf ihn zu, aber Draco wich vor ihm zurück. "Denkst du etwa, nur weil wir gestern Nacht ein bisschen Spaß hatten, bedeutest du mir jetzt etwas?"
Das traf Harry wie ein kleiner Schlag in die Magengrube. Er war versucht sich gegen die Wand zu lehnen, aber lieber wollte er sterben, als vor Draco Schwäche zu zeigen Er versuchte seine Gefühle unter Kontrolle zu bringen. Das fehlte noch, dass Draco über ihn triumphierte. Der wollte, dass das alles nur ein Spiel war? Also gut. Dieses Spiel konnten zwei spielen. Dann hatte sich eben nichts zwischen ihnen geändert. Er sah Draco hasserfüllt an. "Nein, das denke ich nicht. Und nur damit du es weißt: Du irrst dich. Mir bedeutet es auch nichts."
Eigentlich hätte er froh sein müssen, als Draco sich umdrehte und den Gang hinunter lief, ohne auch nur einmal zurück zu sehen. Aber er fühlte sich schrecklich verlassen.
Als Draco verschwunden war lehnte Harry sich gegen die Wand.
Gut. Also brauchte er sich keine Gedanken mehr um Draco machen. Wenn der seine Hilfe nicht wollte und auch seine Freundschaft ablehnte, wollte Harry auch nichts mehr mit ihm zu tun haben. Dann waren sie also quitt.
Es war nur störend, dass er Dracos Hände einfach nicht vergessen konnte und . . . Harry schloss kurz die Augen als er daran dachte, wie sie über seinen Körper gewandert waren. Aber dann riss er sich zusammen.
Er war noch nie so gedemütigt worden, wie gerade eben und dafür würde Draco bezahlen. Zu was hatte er sich nur hinreißen lassen? Offensichtlich war er in den letzten Wochen völlig verrückt geworden.
Gab es nicht irgendeine Möglichkeit Draco wieder komplett aus seinen Gedanken zu streichen? Es machte ihn ganz krank, dass sich dessen silberne Haare, seine blitzenden Augen, sein höhnisches Lächeln, seine schlanken Hände wieder in seine Gedanken drängten. Jedes Mal, wenn er über Draco nachdachte, war es wie eine Demütigung.
Seit den letzten paar Tagen befand er sich in so einem Gefühlschaos, dass er glaubte zu ertrinken. Aber niemals, um keinen Preis würde er sich das vor Draco anmerken lassen.
@Maxine: Vielen vielen Dank für dein review! Der POV Wechsel war genau wie in Kapitel 5 nur für das eine Kapitel. Ich mache das nur, weil es mir Spaß macht zwischendurch auch Dracos Gedanken zu schildern. Das wird während der Geschichte noch einmal passieren.
@Kirilein: Ich hab ich wirklich beeilt.
@Snuffkin: Was ist denn DV-Unterricht? Ist ja interessant zu wissen, wo meine story so gelesen wird.
@MaxCat: Genau, einfach weiterlesen (grins)
@Matjes: Irgendwie mag ich Dumbledore auch nicht so. Er tut immer so überlegen,. Aber wenn es darauf ankommt ist er nicht da.
@Tinkalili: Das war ja ein süßes review. Vielen, vielen Dank.
@zissy: Ich freu mich echt, dass du es so spannend findest.
Außerdem Danke an: Lilvroni, Nadja, Chillkroete, Trinity, Alex, EngelKatja und Jacky für die reviews zum letzten Kapitel. Hatte letztes Mal keine Zeit.
Disclaimer: alles Rowlings.
Vielen Dank an meine schnelle Betaleserin Jenny.
19. Verloren
Harry fröstelte auf seinem Weg zurück zum Schloss. Es war deutlich zu merken, dass der November begonnen hatte. Außerdem fehlte ihm Dracos Körperwärme.
Er ging nicht durch den Tunnel, da er vermeiden wollte, dass irgendjemand sah, wie sich der Zugang zur Peitschenden Weide öffnete.
Es musste noch sehr früh sein. Die Sonne war noch nicht einmal richtig aufgegangen. Gut. Vielleicht würde er es schaffen, sich in seinen Schlafraum zu schleichen und sich etwas anderes anzuziehen, bevor das Frühstück begann. Außerdem musste er mit Ron und Hermione reden und ihnen sein Verhalten von gestern Abend irgendwie erklären. Sobald er sich dem Schloss näherte, warf er sich seinen Tarnumhang über. Es war wirklich besser, zu dieser Stunde nicht hier draußen gesehen zu werden.
Am liebsten wäre er umgedreht und einfach wieder zu Draco zurückgelaufen. Schon jetzt war es unangenehm, von ihm getrennt zu sein. Er wollte nicht, dass Draco alleine war. Aber er riss sich zusammen. Was hätte Draco wohl von ihm gedacht, wenn er jetzt auf einmal wieder vor ihm stand, obwohl er erst vor zwei Minuten weggegangen war? Was hätte er wohl zu ihm sagen sollen? Hallo, ich habe mir Sorgen um dich gemacht? Irgendwie hatte er das dumpfe Gefühl, dass eine Beziehung mit Draco Malfoy *so* ganz bestimmt nicht funktionierte. Ehrlich gesagt hatte er nicht den leisesten Schimmer, wie sie funktionieren sollte. Aber er musste es wohl herausfinden, denn egal wie schwierig oder unmöglich es war, er wollte mit Draco zusammen sein. Koste es was es wolle.
Er hatte noch nie etwas so intensives gefühlt. Irgendwann hatte er mal geglaubt, dass dieses leichte Prickeln, das er fühlte, wenn er Cho Chang sah vielleicht Liebe war. Anscheinend hatte er sich getäuscht. Was er jetzt fühlte, löschte alles andere aus. Sämtlich weitere Aspekte seines Lebens verblassten und selbst, wenn er jedem geglaubt hätte, der ihm sagte, dass er sich freiwillig und kopfüber in sein Unglück stürzte, hätte er nicht stoppen können. Er befand sich bereits im freien Fall.
Komischerweise machte ihm das noch nicht einmal so viel Angst, wie er vielleicht erwartet hätte. Erstens war er es mittlerweile gewohnt, sich in den unmöglichsten und gefährlichsten Situationen zu befinden und zweitens war dieses Gefühl gleichzeitig so wundervoll, dass er es um keinen Preis aufgeben würde, selbst wenn er könnte.
Beim Schloss angekommen schlängelte er sich durch die große Eingangspforte und hastete die Gänge entlang zum Gryffindor-Turm. Die fette Dame schlief noch und erwachte erst, als er das Passwort "Schokofrosch" zwei Mal laut wiederholt hatte. Mit einer Beschwerde, dass sie ihren Schlaf schließlich verdient habe, schwang das Portrait zur Seite.
Harry stieg die Treppen zum Schlafraum hoch. Zu seinem Glück schliefen seine Zimmergenossen noch. Er legte den Tarnumhang erst ab, als er vor seinem Bett stand und wollte ihn gerade in seiner Truhe verstauen, als er Rons Stimme hinter sich hörte.
"Harry! Merlin sei Dank, da bist du ja! Ich hab die ganze Nacht kein Auge zugemacht. Was war gestern Abend mit dir los? Und vor allem, wo warst du die ganze Nacht?"
Harry drehte sich langsam um. Sein Freund sah völlig fertig aus. "Frag mich lieber nicht Ron. Dann muss ich dich auch nicht anlügen."
Ron nickte und zog ihn an sich. "Okay. Hauptsache dir geht es gut."
Harry umarmte den größeren Jungen ebenfalls und legte seinen Kopf an Rons Schulter. Komisch wie leicht ihm das trotz seines Verrates fiel. Wenn Ron gewusst hätte wie und mit wem er die Nacht verbracht hatte, würde er wahrscheinlich nie wieder ein Wort mit ihm reden.
Als hätte Ron seine Gedanken gelesen, fragte er "Sag mir nur eins Harry. Hat dein Verschwinden etwas mit Malfoy zu tun?" "Ja", sagte Harry zögernd.
Ron schwieg einen Moment. "Ich vertraue dir Harry. Wenn du sagst, dass Hermione und ich uns getäuscht haben, dann glauben wir dir das. Du hättest mit uns darüber reden sollen, statt einfach weg zu rennen. Ich finde doch auch, dass niemand gefoltert werden sollte", er zögerte kurz. "Nicht einmal Malfoy."
Harry hatte die Loyalität seines Freundes scheinbar unterschätzt. Trotzdem beschloss er es dabei zu belassen. Er wollte Rons Vertrauen nicht überstrapazieren, indem er ihm erzählte, was in der Nacht passiert war. Schon beim Gedanken daran schauderte er. Also machte er sich von ihm los, obwohl es ein schönes Gefühl war umarmt zu werden. "Ich muss vor dem Frühstück noch duschen", murmelte er. "Danke für dein Verständnis Ron."
Als Harry die Treppe des Schlafsaales hinunterging, fiel ihm Hermione um den Hals. Sie fragte noch nicht einmal, wo er gewesen war.
Harry hatte plötzlich ein ziemlich schlechtes Gewissen seinen Freunden gegenüber. Leider konnte er, so sehr er es versuchte über nichts anderes nachdenken als über Draco. Es war fast, als könne er dessen Hände immer noch auf seiner Haut spüren und seine Lippen an seinem Hals und er fragte sich, ob es Draco genauso ging. Er war sich ziemlich sicher, dass Draco in der Heulenden Hütte in Sicherheit war. Wer sollte schon auf die Idee kommen, ihn dort zu suchen? Und bald, gleich nach dem Mittagessen würde Harry wieder bei ihm sein.
Während des Frühstücks nahm Harry aus den Augenwinkeln wahr, dass Crabbe, Goyle, Zabini und Parkinson ziemlich verloren am Tisch saßen. Um ein Haar hätte er Mitleid mit ihnen gehabt. Immerhin verstand er jetzt, wie man Draco vermissen konnte.
Ausnahmsweise wurde Magische Kriegsführung heute nicht von Dumbledore sondern von Lupin unterrichtet. Der erklärte ihnen, dass der Schulleiter auf Grund einer dringenden Angelegenheit verhindert war. Zum Glück war Lupin ein geduldiger Lehrer. Wenn sie Zaubertränke gehabt hätten, hätte Harry wahrscheinlich mal wieder an die zwanzig Hauspunkte verloren, so unkonzentriert, wie er war.
Statt zuzuhören, was ihm sehr gut getan hätte, da er sich in Magischer Kriegsführung ja ziemlich schwer tat, kritzelte er auf einem Stück Pergament herum, das vor ihm lag. Den Rest der Stunde vergrub Harry seinen Kopf in den auf dem Tisch verschränkten Armen. Er hatte Bauchschmerzen und war ungefähr so nervös, wie vor der ersten Aufgabe im Trimagischen Turnier. Und so groß kam ihm der Unterschied auch gar nicht vor. Irgendwie ging es ja auch wieder darum, mit einem Drachen fertig zu werden. Über den Vergleich musste er trotz allem lächeln.
Nach der Stunde wollte er schnell aufspringen und aus dem Raum laufen, aber Lupin hielt ihn zurück.
"Harry, ist mit dir alles in Ordnung?" fragte er besorgt. "Ich habe gehört, du warst gestern Abend verschwunden und du siehst, na ja, ziemlich durcheinander aus."
"Mit mir ist alles in Ordnung", murmelte Harry und sah auf. "Aber sie sehen ziemlich schlecht aus."
Das war nicht übertrieben. Lupin sah wieder so abgekämpft aus, wie damals, als Harry ihn kennen gelernt hatte.
Lupin zuckte die Schultern. "Der Ausgang von Sirius' Verurteilung nimmt mich mit. Wir hatten alle so gehofft, dass er diesmal frei gesprochen wird." Er strich sich mit der Hand durch die Haare. "Aber ich weiß, dass dich das ebenso bedrückt, Harry. Wenn du jemanden zum Reden brauchst, kannst du dich gerne an mich wenden."
"Danke Professor. Ich werde daran denken."
Beim Mittagessen schaffte es Harry gerade mal ein paar Happen hinunterzuwürgen, bevor er es nicht mehr aushielt. Er musste Draco einfach sofort wieder sehen. Schnell schnappte er sich unauffällig ein paar Nahrungsmittel, die man gut transportieren konnte und stand auf. "Fragt bitte nicht, wo ich hin will", flüsterte er Ron und Hermione zu. Bevor die beiden reagieren konnten, verschwand er aus der Halle.
Im Schlafraum holte er ein paar Decken und seinen Tarnumhang und innerhalb weniger Minuten war er auf dem Weg zur Hütte. Diesmal nahm er wieder den Weg durch den Tunnel, allerdings erst nachdem er sich vergewissert hatte, dass niemand ihn beobachten konnte. Im Tunnel verstaute er den Tarnumhang unter seinem T-Shirt und rannte los, so schnell er konnte. Es schien ihm, als könne er es keine Sekunde mehr ohne Draco aushalten. In seinen Gefühlen stritten sich Nervosität und Vorfreude. Er stieß die Tür auf, raste die Treppe hoch und . . . blieb wie angewurzelt stehen.
Draco war nicht da.
Was war geschehen? Hatten sie ihn doch hier aufgespürt, oder war er freiwillig gegangen? Harry wusste nicht, welche Möglichkeit schlimmer war. Die Enttäuschung darüber, dass Draco nicht da war, war so groß, dass er keinen klaren Gedanken fassen konnte. Eine Weile stand er reglos da und starrte auf das Bett, auf dem er Draco heute verlassen hatte. Was, wenn Draco etwas passiert war? Was, wenn er in diesem Moment wieder gefoltert wurde?
Ich hätte ihn nicht allein lassen dürfen, dachte Harry. Ich habe ihn im Stich gelassen. Er lief mit gesenktem Kopf zum Schloss zurück, verzog sich in den Gemeinschaftsraum und starrte ins Feuer. Vielleicht wurde Draco in diesem Moment wieder gefoltert. Wahrscheinlich sogar. Harry schauderte beim Gedanken daran, was sie vielleicht mit ihm anstellten. Vielleicht hätte er Draco weiter weg bringen solle. Aber wohin?
Und noch eine Frage beschäftigte ihn. Was hatte sich seit gestern Nacht zwischen ihnen verändert? Wie stand Draco dazu?
Ron und Hermione ließen ihn in Ruhe und sorgten auch dafür, dass die anderen Schüler ihn nicht störten. Ron scheuchte Fred und George von ihm weg, die eine neue Erfindung an ihm ausprobieren wollten.
Seine besten Freunde schafften es aber schließlich mit vereinten Kräften, ihn dazu zu überreden, zum Abendessen zu gehen.
Und da sah er ihn.
Draco Malfoy saß an seinem Tisch, als sei nichts passiert. Er sah besser aus als seit langem. Harry, dem bei seinem Anblick fast das Herz stehen blieb, hätte fast schwören können, dass er lächelte. Zabini und Parkinson, die links und rechts von ihm saßen sahen ihn beide schwärmerisch an.
Und dann sah Harry etwas das ihm die Luft abschnürte. Blaise wollte seine Hand, auf Dracos Schulter legen, zögerte aber im letzten Moment, als ihm wohl einfiel, wie sehr Draco Berührungen hasste. Aber Draco lächelte ihn freundlich an, hob seine Hand und strich durch Zabinis lila gefärbte Haare.
Harry musste sich beherrschen, um nicht aufzuspringen. Sein Herz raste. Was tat Draco da? Machte er das etwa mit jedem? Während des gesamten Abendessens wandte er seinen Blick nicht vom Slytherin-Tisch. Draco berührte zum Glück weder Blaise noch Pansy noch einmal, aber was er gesehen hatte, hatte Harry für den Abend gereicht. Ohne hinzusehen aß er ein Brot, das Hermione ihm reichte.
Sobald sich Draco simultan mit Blaise und Pansy erhob, sprang Harry auch auf. Er musste mit Draco reden.
Aber als er sich den drei Slytherins allerdings auf dem Gang näherte, wusste er nicht einmal mehr, was er sagen wollte.
"Draco?" sagte er etwas unsicher.
"Was willst du, Potter?" fragte Pansy höhnisch.
"Ich muss mit dir reden, Draco", sagte Harry so bestimmt wie möglich.
Draco machte eine Bewegung mit der Hand und Blaise und Pansy verschwanden mit einem letzten abfälligen Blick auf Harry im nächsten Gang. "Wir warten im Gemeinschaftsraum", sagte Blaise noch, bevor er um die Ecke bog.
Draco sah Harry mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Also?" fragte er kalt.
Harry hätte sich am liebsten umgedreht, um wegzugehen als er die Gleichgültigkeit in Dracos Stimme hörte, aber er gab sich einen Ruck. "Was ist passiert Draco?" fragte er ein wenig atemlos. "Warum warst du nicht mehr da?"
"Hast du wirklich geglaubt ich wäre in deiner niedlichen kleinen Hütte in Sicherheit?" fragte Draco und der Hohn in seiner Stimme jagte Harry einen eisigen Schauer über den Rücken.
"Ja, natürlich habe ich das gedacht."
"Du bist ja so naiv."
Harry schluckte. "Also haben sie dich gefunden?" fragte er besorgt. "Ja. Sie haben mcih gefunden und mir Veritaserum verabreicht", sagte Draco ohne mit der Wimper zu zucken.
"Was?!" rief Harry und starrte Draco entsetzt an. "Wie konnten sie dir das antun! Also musstest du alles verraten?" Er wollte auf Draco zugehen und ihn tröstend umarmen, aber Dracos eisiger Blick und seine hoch aufgerichtete Haltung ließ ihn erstarren.
Draco schüttelte den Kopf. "Nein."
"Aber . . ." Harry war jetzt völlig verwirrt. "Aber wenn sie dir das Serum gegeben haben?"
"Offensichtlich wirkte es bei mir nicht."
Harry sah Draco verunsichert an. Er sehnte sich danach ihm in die Arme zu fallen, um endlich wieder seinen Körper zu spüren, aber Draco sah so unglaublich kalt aus, so unbeteiligt. Fast als existiere die letzte Nacht nicht. Harry stand unsicher vor ihm. Seine Arme baumelten an seinem Körper herab und er fühlte sich plötzlich sehr fehl am Platz.
"Draco, was . . . was ist jetzt mit uns?"
Draco zog seine Augenbrauen noch höher. "Mit uns? Was soll denn mit uns sein, Potter?" Harry ging einen Schritt auf ihn zu, aber Draco wich vor ihm zurück. "Denkst du etwa, nur weil wir gestern Nacht ein bisschen Spaß hatten, bedeutest du mir jetzt etwas?"
Das traf Harry wie ein kleiner Schlag in die Magengrube. Er war versucht sich gegen die Wand zu lehnen, aber lieber wollte er sterben, als vor Draco Schwäche zu zeigen Er versuchte seine Gefühle unter Kontrolle zu bringen. Das fehlte noch, dass Draco über ihn triumphierte. Der wollte, dass das alles nur ein Spiel war? Also gut. Dieses Spiel konnten zwei spielen. Dann hatte sich eben nichts zwischen ihnen geändert. Er sah Draco hasserfüllt an. "Nein, das denke ich nicht. Und nur damit du es weißt: Du irrst dich. Mir bedeutet es auch nichts."
Eigentlich hätte er froh sein müssen, als Draco sich umdrehte und den Gang hinunter lief, ohne auch nur einmal zurück zu sehen. Aber er fühlte sich schrecklich verlassen.
Als Draco verschwunden war lehnte Harry sich gegen die Wand.
Gut. Also brauchte er sich keine Gedanken mehr um Draco machen. Wenn der seine Hilfe nicht wollte und auch seine Freundschaft ablehnte, wollte Harry auch nichts mehr mit ihm zu tun haben. Dann waren sie also quitt.
Es war nur störend, dass er Dracos Hände einfach nicht vergessen konnte und . . . Harry schloss kurz die Augen als er daran dachte, wie sie über seinen Körper gewandert waren. Aber dann riss er sich zusammen.
Er war noch nie so gedemütigt worden, wie gerade eben und dafür würde Draco bezahlen. Zu was hatte er sich nur hinreißen lassen? Offensichtlich war er in den letzten Wochen völlig verrückt geworden.
Gab es nicht irgendeine Möglichkeit Draco wieder komplett aus seinen Gedanken zu streichen? Es machte ihn ganz krank, dass sich dessen silberne Haare, seine blitzenden Augen, sein höhnisches Lächeln, seine schlanken Hände wieder in seine Gedanken drängten. Jedes Mal, wenn er über Draco nachdachte, war es wie eine Demütigung.
Seit den letzten paar Tagen befand er sich in so einem Gefühlschaos, dass er glaubte zu ertrinken. Aber niemals, um keinen Preis würde er sich das vor Draco anmerken lassen.
