Ganz lieben Dank für eure reviews. Das spornt einen wirklich sehr an!
@Chillkroete: Ich mag Ron auch sehr gern. Ich finde es toll, dass er immer loyal ist.
@lilvroni: Vielen Dnk, na da muss ich doch einfach weiter machen.
@Maxine: Ich mag es auch nicht wenn Harry völlig zusammenbricht. Das würde er einfach nicht. Auch wenn er sehr traurig ist.
@Matjes: Stimmt, so ist Draco eben (seufz)
@MaxCat: (Luft zufächelt, lieb angrinst, hofft dass keinen Nervenzusammenbruch bekommt oder böse wird.)
@Der mit Rons: Äh, ich hoffe deiner Stimme geht's besser?
@Tinkalili: Naja, es sind schon noch ein paar Kapitel. Schön, dass es dir gefällt. (freu)
@zissy: Ich freu mich auch über kurze reviews von dir!
@Alex: Ich glaube eben auch nicht, dass Harry losheulen würde.
Disclaimer: Noch immer ist es mir nicht gelungen, die Rechte für Harry Potter zu erwerben. (grummel)
Danke an meine Betaleserin Jenny. (Schreib bald mal weiter!)
20. Einsam
Den Samstag verbrachte Harry auf Sirius' Turm. Er saß allerdings nicht wie früher auf der kleinen Mauer. Die Tiefe kam ihm plötzlich beängstigend anziehend vor. Stattdessen hatte er sich neben der Luke zusammengekauert. Es war bedenklich kalt, aber das kümmerte ihn nicht. Wenn er darüber nachdachte, wie sehr er fror, musste er wenigstens über nichts anderes nachdenken.
Zum Beispiel musste er dann nicht darüber nachdenken, dass Draco ihn seit ihrem Gespräch gestern völlig ignorierte. Keine Blicke am Frühstückstisch, keine höhnische Bemerkung, nichts. Harry war einfach Luft für ihn. Stattdessen hatte er angefangen, mit Blaise Zabini herumzualbern, der wahrscheinlich vor Freude nicht aus noch ein wusste. Zabini hatte, wenn Harry richtig gesehen hatte, sogar eine Hand auf Dracos gelegt.
Das ging nicht. Niemand durfte ihn anfassen. Draco hatte selbst gesagt, dass er es nicht ertrug, von irgendjemandem außer Harry berührt zu werden. Also sollte Zabini gefälligst seine Pfoten von ihm nehmen. Beim Gedanken daran, dass Blaise und Draco sich so nah kommen könnten, wie Draco Harry gekommen war, wurde ihm schlecht.
Wieso beachtete Draco ihn nicht mehr? Wieso fing er nicht wenigstens einen Streit an? Draco hatte noch nie an ihm vorbeigehen können, ohne einen Streit anzufangen.
Harry wusste sehr wohl, dass er nicht mehr rational dachte. Den größten Teil seiner Schulzeit hatte er damit verbracht Draco alles Schlechte an den Hals zu wünschen und darauf zu hoffen, dass ein Wunder geschehe und Dracos Sticheleien endlich aufhörten. Jetzt wünschte er sich, es wäre wieder so wie früher, als sie Feinde waren und alles ganz einfach war. Draco hasste Harry und er hasste ihn zurück. Wenn es irgendeine Möglichkeit gab, den anderen auszustechen oder zu verletzen, wurde sie genutzt.
Und jetzt? Alles was man dazu sagen konnte war wohl, dass Harry letztendlich verloren hatte. Draco hatte nur noch einen neuen Vorteil ihm gegenüber. Jedenfalls hätte Harry alles gegeben, um seine Hände noch einmal auf sich zu spüren.
Warum war die Nacht nur so unglaublich schön gewesen? Immer wieder musste er daran denken, wie Draco sich unter ihm aufgebäumt hatte und wie gut sich Dracos Lippen auf seinem Körper angefühlt hatten. Es war quälend. Er wollte nicht, dass irgendein anderer Draco so berührte.
Bestimmt hatte Draco das schon unzählige Male erlebt. Er hatte ja selber gesagt, dass es für Slytherins nur ein Spiel war. Der Gedanke war unerträglich. Er allein wollte das für Draco tun. Nur er wollte sehen, wie Dracos Augen sich vor Erregung dunkel verfärbten und wie seine Hände Halt suchend über das Bett wanderten.
Es war erniedrigend, aber er hätte alles dafür getan, um sich Draco noch einmal hingeben zu können, um ihn noch einmal befriedigen zu dürfen. Er wollte unbedingt noch einmal sehen, wie sich Draco auf die Lippen biss und seine Augen sich schlossen, wie er sich auf dem Laken wand und lustvoll aufstöhnte . . .
Aber damit würde er schon klar kommen. Die Erinnerungen an die Nacht würden irgendwann verblassen . . .
Es klopfte an der Falltür.
"Harry?" das war Hermiones Stimme. "Darf ich bitte rauf kommen? Du musst mit jemandem reden!"
Harry hatte nicht die geringste Lust mit jemandem zu sprechen. Aber er konnte seine Freunde auch nicht ständig vor den Kopf stoßen. Also streckte er seine Hand aus und öffnete die Luke. Hermione kletterte auf den Turm, richtete sich auf und strich ihren Rock glatt. Sie fröstelte. "Ganz schön windig hier."
Harry zuckte die Schultern. Hermione ließ sich mit untergeschlagenen Beinen neben ihm nieder und sah in dieselbe Richtung wie er. Sie schwieg und plötzlich war Harry ganz froh, dass sie hier war. Er fühlte sich nicht mehr ganz so einsam.
"Ist mit dir und Ron alles in Ordnung?" fragte er nach einer Weile.
Hermione nickte und sah ihn forschend an. "Aber mit dir stimmt irgendetwas nicht. Und es ist nicht nur Sirius, habe ich Recht? Es ist noch etwas vorgefallen."
Harry nickte widerwillig.
"Machst du dir um irgendetwas Sorgen? Hat es etwas mit Malfoy zu tun?" Harry seufzte. "Ja, es hat etwas mit Malfoy zu tun, aber mit Sicherheit nicht so, wie du denkst."
Hermione nagte an ihrer Unterlippe und sah ihn an. Plötzlich schlug sie sich eine Hand vor den Mund und schnappte nach Luft. "Was ist das?" fragte sie entsetzt du zeigte auf Harrys Hals. "Oh Gott, das sieht aus wie ein Liebesbiss!" Sie sprang auf und taumelte ein paar Schritte zurück.
Harry fasste sich erschrocken an den Hals und verfluchte sich selbst dafür, dass ihm das nicht aufgefallen war. Der Biss konnte nicht besonders gut zu sehen sein, sonst hätte er ihn heute Morgen vor dem Spiegel bemerkt. Ein Glück, dass er in der Schule hochgeschlossene Roben trug.
"Oh nein, sag mir, dass das nicht wahr ist!" quiekte Hermione und wich ein Stück von ihm weg. "Das ist doch ein schlechter Traum, oder? Du hast doch nicht . . ." Harry hatte absolut keine Ahnung, was er dazu sagen sollte. Eine Weile starrten sie sich einfach nur an.
Dann schlug sich Hermione die Hand vor die Stirn. "Oh Gott, war ich blind. Das hätte ich längst merken können! Wie du ihn angestarrt hast . . ." "Ich habe ihn nicht angestarrt!" widersprach Harry wütend.
"Und ständig hast du von ihm geredet. Ich dachte du hasst ihn noch mehr als früher und in Wirklichkeit . . ." Sie schüttelte sich. "Bist du denn völlig irre?"
"Jetzt beruhig dich doch erst mal Hermione", sagte er beschwichtigend. "Bitte. Ich brauche jetzt nicht auch noch jemand der mir Vorwürfe macht."
Hermione war weiß im Gesicht geworden. Sie versuchte ruhig zu atmen. "Okay", sagte sie. "Du bist also in . . . Oh mein Gott Harry, du bist doch nicht in ihn verliebt, oder? Sag mir wenigstens, dass du nicht in ihn verliebt bist, das verkrafte ich nicht."
"Ich bin nicht in ihn verliebt."
Hermione entspannte sich etwas. "Also habt ihr nur, äh . . ." sie machte eine Handbewegung.
"Ja", sagte er knapp. Und frag mich bitte nicht wie das passiert ist. Ich weiß es nicht."
"Okay", sie setzte sich zögernd wieder neben Harry und suchte nach Worten. "Aber du magst ihn irgendwie, oder?"
"Ja, vielleicht mag ich ihn manchmal auch ein bisschen. Aber lass uns darüber nicht reden." Plötzlich hatte er einen schrecklichen Gedanken. "Du erzählst das doch nicht Ron, oder? Bitte nicht! Ich brauche ihn noch als Freund."
Hermione sah ihn entgeistert an. "Bist du verrückt? Wie soll ich das denn Ron erzählen? Das kann ich ihm nicht antun!"
"Ja. Wahrscheinlich würde er mich umbringen." seufzte Harry.
"Nein, er würde Malfoy umbringen, weil er sich sicher wäre, dass der dir einen Liebestrank verabreicht hat." Sie drehte ruckartig den Kopf zu ihm. "Das hat er doch nicht, oder?"
Harry schüttelte den Kopf. "Das war kein Trank. Es hat sich ganz langsam entwickelt . . ."
"Was hat sich langsam entwickelt?" fragte sie misstrauisch. "Ich denke du fühlst nichts für ihn."
"Also wenn ich gar nichts für ihn fühlen würde, wäre ich nicht mit ihm ins Bett gegangen. Für wen hältst du mich?"
Hermione wurde noch blasser. "Das hast du wirklich gemacht? Es war nicht nur Küssen?"
Harry sagte dazu nichts, sondern starrte nur angestrengt in die Ferne.
Hermione wurde plötzlich sanfter. "Ach Harry es tut mir Leid, dass ich so reagiere. Aber es ist wirklich ein Schock für mich." Sie legte ihm die Hand auf die Schulter. "Muss es denn ausgerechnet Malfoy sein?"
Harry sah sie an. "Ich habe ein paar andere Seiten an ihm gesehen, Hermione. Hast du dir vielleicht schon mal überlegt, dass wir ziemlich viele Vorurteile ihm gegenüber hatten?"
"Vorurteile?" Hermione schnaubte. "Also, wenn ich welche hatte, dann haben sie sich alle als wahr erwiesen. Hast du vergessen, wie er uns immer behandelt hat? Und dass er daran Schuld war, dass Hagrid seinen Job verloren hat? Und Seidenschnabel beinahe umgebracht worden wäre?"
"Natürlich habe ich das nicht vergessen, aber überleg mal: es muss ziemlich wehgetan haben, als der Hippogreif ihn gebissen hat. Wir hatten auch nicht eine Sekunde Mitleid."
Hermione sah ihn perplex an.
"Ich weiß, dass Draco sich unmöglich benommen hat, aber wir waren auch nicht immer unschuldig."
"Du nimmst ihn in Schutz. Weißt du wie du dich anhörst?"
Harry sah sie fragend an.
"Wie Hagrid mit seinen Monstern: Ist Norbert nicht süß? Guckt mal mit welchem Eifer er gerade meine Hütte ansteckt. Und Fluffy, wie andächtig er seinem Opfer den Kopf abbeißt." Über den Vergleich musste Harry unwillkürlich lächeln. "Ehrlich Hermione. Auch wenn du es mir nicht glaubst. Er kann ganz anders sein, als du ihn kennst."
"Aber ehrlich Harry", versuchte sie es noch einmal. "Hättest du dir nicht jemand Liebes suchen können? Jemand, der es sich nicht zur Lebensaufgabe gemacht hat, dich und deine Freunde zu peinigen? Warum musst du immer alles verkomplizieren?"
"Du tust ja gerade so, als hätte ich mir das ausgesucht. Mir wäre es auch lieber ich wäre, was weiß ich, in Ginny verliebt."
"Also bist du doch in ihn verliebt?"
"NEIN!"
"Okay, Entschuldigung", sie sah ihn mitleidig an. "Du bist aber auch ein Pechvogel."
"Aber du versuchst mich zu verstehen?" Harry sah sie hoffnungsvoll an.
"Tja, wo die Liebe hinfällt, da wächst kein Gras mehr. Sagt Rons Mutter immer."
"Ich bin nicht verliebt", grummelte Harry
"Aber lass dich nicht von deinen Gefühlen täuschen. Du bist dir doch sicher, dass er nicht der Geheimnis-Wahrer von . . ."
"Ja!" sagte Harry scharf. "Dafür gibt es eine andere Erklärung."
Hermione sah ihn eine Weile prüfend an. Dann nickte sie. "Aber du tust mir wirklich Leid", sagte sie schließlich ernst. "Selbst, wenn du irgendwann mit ihm zusammen kommen würdest . . ." Sie schauderte. "Ich glaube nicht, dass er dich jemals gut behandeln würde."
"Also, wenn er will, kann er freundlich sein", verteidigte Harry Draco.
Hermione ging nicht darauf ein. "Vielleicht kommt es ja daher, wie du als Kind behandelt wurdest. Ich habe in einem Muggel-Buch gelesen, dass Menschen, die in ihrer Jugend misshandelt wurden, sich oft auch Partner aussuchen, die sie schlecht behandeln." "Ich wusste es", grummelte Harry. "Daran, dass ich ausgerechnet mit Draco etwas anfangen musste sind also die Dursleys auch noch Schuld. Irgendwann werde ich mich an ihnen rächen."
Harry wusste, dass er Hermione keine Vorwürfe machen konnte, Wie hätte er wohl reagiert, wenn sie ihm offenbart hätte, ab jetzt in Pansy Parkinson verliebt zu sein? Ihm war nur sehr unwohl bei dem Gedanken wie Ron reagieren würde - sollte er jemals davon erfahren - wenn schon die tolerante, beherrschte Hermione fast ausflippte. "Wo ist Ron eigentlich?" fragte er. "Er hat mal wieder seinen Aufsatz für Magischen Schutz bis zur letzten Minute aufgeschoben. Jetzt hat er sich endlich dazu aufgerafft."
Harry stöhnte. "Oh nein, das habe ich total vergessen. Ich habe noch nicht mal angefangen." Eigentlich war ihm das aber im Moment völlig egal. "Du bist mit deinem Thema bestimmt schon fertig?"
Hermione nickte. "Ich fand es aber auch sehr interessant, etwas über diesen Talisman herauszufinden, immerhin ist er einer der berühmtesten und seine Wirkungen sind wirklich beeindruckend. Und der Zweck zu dem er hergestellt wurde . . ."
"Langsam wird es hier wirklich kalt", murmelte Harry, der keine Lust hatte, sich etwas über Magischen Schutz anzuhören. Er war nicht so begeistert von ihren neuen Fächern. Wenn es nach ihm ginge hätten sie ausschließlich Verteidigung gegen die Dunklen Künste, Quidditch, Verwandlungen und Pflege Magischer Geschöpfe. Alles andere konnte ihm gestohlen bleiben. Und im Moment ging ihm sowieso alles auf die Nerven. Wenn er nur daran dachte, dass er bald schon wieder eine neue Woche durchstehen musste, in der er auch noch Unterricht mit Draco zusammen hatte, wurde ihm übel.
"Du hast Recht." Hermione schauderte. "Lass uns runter gehen und Ron erlösen. Wir wollten mit ein paar anderen noch ein Butterbier im "Drei Besen" trinken. Du kommst doch mit, oder? Das wird dich ablenken."
Harry hatte keine Lust. Aber vielleicht hatte Hermione Recht. Immerhin fühlte er sich jetzt nach dem Gespräch etwas besser.
Ron saß mit rauchendem Kopf über seine Bücher gebeugt, als Hermione und Harry in den Gemeinschaftsraum kamen.
"Verdammter Mist", murmelte er. "Nirgendwo steht etwas über den Fidelius- Zauber" Harry zuckte zusammen und wurde schon wieder an Draco erinnert, der immer noch sein Geheimnis in sich verwahrte. Einen Moment wurde ihm schwindelig, als er daran dachte, wie sehr Draco dafür kämpfte, sein Geheimnis zu bewahren, während Wurmschwanz Harrys Eltern, ohne zu zögern verraten hatte. Er ließ sich in einen Sessel sinken.
Hermione warf einen kurzen Blick auf Rons Bücher. "Du suchst falsch. Versuch mal 'Schützende Zauber und Ihre Wirkung Band drei'. Das sollte dir weiterhelfen. Sie trat hinter Ron und begann seine Schultern zu massieren. Er lehnte sich wohlig zurück und stöhnte leise auf. "Oh Hermione, das ist toll." Er schloss die Augen.
"Stören wir vielleicht?" fragte Lavender von der anderen Seite des Raumes giftig. Sie war immer noch ein wenig ungehalten darüber, dass ihre Theorie sich nicht als wahr erwiesen hatte und Hermione statt mit Harry jetzt mit Ron zusammen war.
Hermione zog ihre Hände schnell zurück. Im selben Moment schwang die Portrait-Höhle auf und Fred und George kamen hindurch. "Seid ihr so weit?" "Können wir los?"
Ron schlug resignierend seine Bücher zu. "Klar. Ich komme heute sowieso nicht weiter. Morgen leihe ich mir das Buch aus, Hermione."
Er legte einen Arm um sie und lächelte Harry zu. "Schön, dass du auch mitkommst."
Harry, der immer noch in Gedanken verloren war, rappelte sich auf und folgte den anderen.
Im "Drei Besen" trafen sie Ginny, Seamus, Percy, Oliver und Charlie, die sich bereits an einem großen Tisch niedergelassen hatten. Harry saß auf einer Bank zwischen Ron und Fred und hatte den Kopf in die Hände gestützt. Er fühlte sich ein wenig fehl am Platze. Er konnte einfach nicht die Kraft aufbringen, sich an den Gesprächen zu beteiligen. Zum Glück fiel das nicht besonders auf, da Fred und George sowieso die meiste Zeit redeten. Die Zwillinge beschwerten sich darüber, dass niemand mehr freiwillig etwas von ihnen annahm. "Neulich hat eine Erstklässlerin, die vor mir lief, ihren Füller verloren", erzählte Fred. "Ich habe ihn aufgehoben und wollte ihn ihr zurückgeben, aber sie lief schreiend davon."
"Kann das vielleicht daran liegen, dass ihr ihnen in der zweiten Woche vor Professor Snapes Unterricht eure Lachdrops angedreht habt?" fragte Hermione streng. "Snape hat sie so heruntergeputzt, dass Ron und ich sie erst überreden mussten in der nächsten Woche überhaupt hinzugehen."
Ron nickte. "Das war wirklich fies von euch."
"Eigentlich wollten wir ihnen die Stunde nur etwas erträglicher machen", sagte George achselzuckend.
"Jedenfalls ist es wirklich schade, dass niemand unsere neueste Erfindung ausprobieren will", seufzte Fred. "Wir haben es geschafft, diese geheimnisvollen Zutaten, die wir vor einer Weile hier in Hogsmeade von diesem Händler gekauft haben in Bonbons zu verarbeiten." "Probiert sie doch einfach selbst aus", schlug Seamus vor und drehte sich sofort wieder zu Ginny um, die er den ganzen Abend nicht aus den Augen gelassen hatte.
George schüttelte den Kopf. "Dann wäre ja der Überraschungseffekt weg."
"Eigentlich ist es ganz schön gefährlich, jemandem etwas anzudrehen, von dem ihr nicht mal wisst, wie es wirkt", bemerkte Percy, der seinen Kopf müde an Olivers Schulter gelegt hatte.
"Ach Percy. Sei doch nicht immer so ernst", stöhnte Fred. "Es ist doch noch nie etwas passiert."
"Ja wirklich", fügte George hinzu. "Immer musst du den Moral-Apostel spielen." Oliver legte schützend den Arm um seinen Freund und wollte gerade etwas erwidern, als Madam Rosmertha an ihren Tisch trat. "Was darf ich euch denn bringen, meine Lieben?" fragte sie und sah Charlie strahlend an.
Harry konnte den fröhlichen Gesprächen am Tisch nicht folgen. Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Wenn er wenigstens die Gedanken an Draco abschalten könnte. Wenn er nur nicht ständig diese Augen vor sich sehen würde. Und das schlimmste war, er würde Draco die nächsten drei Jahre fast jeden Tag sehen. Und noch schlimmer war, dass der Gedanke ihn irgendwann nicht mehr sehen zu können noch viel unerträglicher schien. Harry stöhnte leise. Wie auf Kommando öffnete sich die Tür der Bar und Draco samt Gefolge kam hereingeschwebt. Er hatte den Kopf erhoben und sah sich um wie ein Prinz, der seinen Thronsaal betritt. Harry senkte den Kopf und versuchte sich unsichtbar zu machen. Draco war wieder ganz sein altes kontrolliertes Selbst. Davon, wie schlecht es ihm noch vor kurzem gegangen war, war nichts mehr zu sehen. Na ja fast nichts mehr. Harry, der Draco inzwischen auswendig kannte, nahm eine kleine Unsicherheit in seinem Gang wahr.
Mit einem Blick hatte Draco einen Tisch ausgewählt und Pansy, Blaise, Crabbe und Goyle folgten ihm. Sie warteten bis Draco sich gesetzt hatte, bevor sie sich niederließen. Es gab einen kleinen stummen Machtkampf, wer neben ihm sitzen durfte, den Blaise und Pansy gewannen.
Harry war froh, dass Draco ihn noch nicht gesehen hatte. Noch einmal überhaupt nicht beachtet zu werden, hätte er nicht ertragen. Er hatte jetzt schon Bauchschmerzen. Er lehnte sich über Ron hinweg zu Hermione und formte mit den Lippen die Worte "Ich will gehen." Hermione nickte verständnisvoll. "Ron, lass uns langsam zurückgehen. Ich habe Kopfschmerzen", sagte sie.
"Ja, natürlich." Ron stand sofort auf. So blöd er sich auch Hermione gegenüber vorher benommen hatte, seit sie zusammen waren versuchte er wirklich alles für sie zu tun. Harry hatte nicht gedacht, dass Ron jemals so fürsorglich sein könnte.
Percy und Oliver kamen mit zurück zum Schloss, während die anderen noch länger blieben. So lief also Harry als fünftes Rad am Wagen hinter zwei Liebespaaren zum Schloss hoch. Es hob seine Stimmung auch nicht gerade, dass Draco ihn keines Blickes gewürdigt hatte, während er selbst sich nicht davon abhalten konnte, beim Rausgehen noch einmal zu den Slytherins hinüber zu sehen.
Hermione hatte immerhin Mitleid mit ihm. Sie machte sich auf halbem Weg von Ron los und wartete auf Harry, der ein Stück hinter ihnen ging.
Ron blieb natürlich ebenfalls stehen. "Harry, jetzt sag uns doch endlich, was mit dir los ist", sagte er aufmunternd. "Du warst heute den ganzen Tag schlecht drauf."
Harry winkte ab. "Das kann ich dir schlecht erklären Ron."
Ron sah ein wenig beleidigt aus.
"Lass ihn einfach in Ruhe", sagte Hermione. "Er hat Liebeskummer. Du weißt doch wie das ist."
Harry sah sie entrüstet an und Hermione legte mit einem Blick auf Ron den Finger auf die Lippen. Natürlich. Irgendetwas mussten sie ihm sagen.
"Aha. Und wieso weißt du schon wieder Bescheid?" fragte Ron, der Hermiones Geste nicht bemerkt hatte.
"Na, weil ich meine Augen offen halte." Ron sah Harry einen Moment prüfend an. "Also wenn das so ist, dann lass uns mal alleine Hermione."
"Wieso?" fragte Hermione überrascht.
"Ich muss mit Harry alleine reden. Das ist Männersache, davon verstehst du nicht."
"Ich versteh nichts von Liebeskummer?" rief Hermione aufgebracht.
"Doch, natürlich", beschwichtigte Ron sie. "Aber du kannst dich schlecht in einen Jungen hineinversetzen. Oder kannst du etwa nachvollziehen, wie es ist in ein Mädchen verliebt zu sein?"
Hermione holte gerade Luft, um etwas zu erwidern, aber Harry sah sie warnend an. "Äh, nein, natürlich nicht", murmelte Hermione. "Er hat wirklich keinen blassen Schimmer", flüsterte sie Harry zu. Harry musste ihr Recht geben.
"Was?" fragte Ron.
"Nichts", sagte Hermione. "Gut, dann lasse ich euch eben alleine." Sie lief etwas schneller und schloss zu Oliver und Percy auf.
Ron legte Harry den Arm um die Schultern. "Also, wie heißt sie denn?"
Harry wand sich. Ron war impulsiv und manchmal etwas unberechenbar. Harry konnte sich seine Reaktion nicht einmal ausmalen, wenn Harry ihm erzählen würde, dass er mit Draco . . . zusammen gewesen war.
"Also Ron, du verstehst doch bestimmt, dass ich das nicht sagen möchte, oder? Du hast mir doch auch nicht freiwillig erzählt, dass du in Hermione verliebt bist."
Ron überlegte kurz. "Hm, das stimmt. Also, du musst mir nicht sagen wer es ist. Aber aus welchem Haus ist sie?"
"Ron, musst du das denn unbedingt wissen?"
"Also, wenn ich dir helfen soll, musst du mir schon ein paar Anhaltspunkte geben."
Harry konnte sich nicht daran erinnern, Ron um Hilfe gefragt zu haben, aber natürlich meinte es sein Freund nur gut. "Also Ron, es ist doch sowieso egal. Die Person will jedenfalls nichts von mir wissen."
"Woher weißt du das denn so genau?"
"Ich weiß es eben." Die Unterhaltung fing an, Harry an die zu erinnern, die er mit Ron über Hermione geführt hatte. Wie absurd.
"Also, das kannst du erst wissen, wenn sie es dir gesagt hat", erklärte Ron. "Vielleicht solltest du dich mal ein bisschen mehr um sie kümmern, statt ständig irgendwelche komischen Rettungsaktionen für Draco Malfoy zu starten."
Harry bekam einen kleinen Hustenanfall.
Ron sah ihn streng an. "Ja. In letzter Zeit hast du andauernd irgendwas mit diesem Mistkerl zu tun. Du hattest ja gar keine Zeit dem Mädchen zu zeigen, dass du sie magst. Das änderst du ab jetzt einfach, okay?"
"Okay", murmelte Harry und war froh über die Dunkelheit. Immerhin konnte Ron so nicht sehen, dass er rot angelaufen war.
"So und jetzt lass uns wieder zu Hermione gehen. Nicht, dass meine Kleine den ganzen Weg alleine laufen muss."
"Kleine? Lass das besser nicht Hermione hören."
Komischerweise fühlte sich Harry ein wenig aufgemuntert durch Rons gute Ratschläge. Die Situation war einfach zu ironisch.
Am nächsten Morgen war seine Laune dafür aber wieder auf dem absoluten Tiefpunkt. Er hatte einen wundervollen Traum gehabt. Von Draco Malfoy. Und weder er noch Draco hatten in dem Traum viel Kleidung angehabt.
Er fühlte sich von seinem eigenen Geist verraten. Warum verfolgte ihn Draco jetzt auch noch in seine Träume? Und vor allem: Warum hatte er aufwachen müssen?
Er drehte sich im Bett herum und wäre am liebsten überhaupt nicht aufgestanden. Er fühlte sich schwer wie Blei und der Tag würde sowieso schrecklich werden. Dieser Traum würde ihm bestimmt den ganzen Tag lang nicht aus dem Kopf gehen. Da waren ja sogar die Alpträume besser.
"Aufstehen, Schlafmütze!" rief Ron fröhlich. "Schnell frühstücken. Wir haben Quidditch- Training!"
Seine Stimme dröhnte in Harrys Ohren wie ein Presslufthammer. Er zog sich ein Kissen über den Kopf. "Welcher Idiot ordnet denn so früh ein Quidditch- Training an? Und das am Sonntag?"
"Na du!" sagte Ron überrascht.
Harry ohrfeigte sich in Gedanken selbst. Ron brauchte noch ein paar Minuten, um ihn aus dem Bett zu bekommen.
Das Quidditch-Training lief extrem schlecht. Jedenfalls für Harry. Er konnte sich überhaupt nicht konzentrieren. Er konnte sich auch nicht dazu aufraffen Alicia, Katie und Viola Anweisungen zu geben. Oliver war leider mit Percy in Hogsmeade unterwegs und konnte ihm auch nicht beistehen.
Insgesamt fühlte er sich wie ein Sack Mehl in der Luft. Nach einer Stunde passierte es. Da er mit seinen Gedanken überhaupt nicht beim Spielverlauf war und nichts um sich herum wahrnahm, traf ihn ein Klatscher hart am Handgelenk, das sofort brach. Er stöhnte laut auf und beugte sich über seinen Besen nach vorne. Ron war sofort neben ihm und hielt ihn fest. "Könnt ihr nicht aufpassen?" fuhr er seine Brüder an.
"Sie können nichts dafür", keuchte Harry. "Ich war unkonzentriert."
"Du musst zu Madam Pomfrey." Ron brachte ihn sicher nach unten und begleitete ihn auf dem Weg zum Krankenflügel.
"Ich bin ein schlechter Kapitän" murmelte Harry unglücklich. "Das Team hätte jemand anders wählen sollen."
"Ach Quatsch", widersprach Ron. "Du machst das toll. In letzter Zeit hattest du einfach Pech. Erst das mit Sirius und dann auch noch Liebeskummer. Das wäre für jeden zu viel. Glaub mir, das verstehen wir alle."
"Danke Ron, aber ich krieg im Moment einfach überhaupt nichts hin."
"Das geht auch wieder vorbei", sagte Ron tröstend.
Madam Pomfrey heilte Harrys Knochen, bestand aber darauf einen Verband anzulegen, damit er seine Hand ruhig hielt.
"Na ja immerhin hast du morgen eine Entschuldigung, warum du deinen Aufsatz für Magischen Schutz nicht geschrieben hast", versuchte Ron ihn noch einmal aufzumuntern. Der Tag schleppte sich dahin. Am Abend spielte Harry mit Ron und Hermione ein Muggel-Kartenspiel. Er hatte allerdings den Eindruck, dass die beiden lieber etwas anderes getan hätten und nur aus Mitgefühl den Abend mit ihm verbrachten. Hermione saß neben Ron auf dem Sofa und hatte ihre Hand auf sein Knie gelegt. Ron war so sehr auf sie konzentriert, dass er ständig verlor.
"Ich gehe schlafen", sagte Harry schließlich.
"Gute Nacht", murmelte Ron, ließ seine Karten fallen und beugte sich vor, um Hermione zu küssen.
Harry wälzte sich in seinem Bett hin und her. Er hörte, wie die anderen ins Bett gingen und eine Weile später war es ruhig im Schlafsaal. Es war unerträglich nachts wach zu liegen. Vor allem, wenn man sich so unglaublich danach sehnte Draco Malfoys Hände auf seinem Körper zu spüren. Er wünschte sich nur, dass es Draco genauso ging. Und dass Draco genau solche Träume hatte, wie er. Mit diesen düsteren Gedanken glitt er schließlich in den Schlaf hinüber.
*Feuer. Alles stand in Flammen. Der Rauch drohte ihn zu ersticken und es war unerträglich heiß. Harry donnerte mit den Fäusten an die Tür des Schrankes unter der Treppe. Er stand Todesängste aus. Was würde er tun, wenn diese Tür nicht aufging? Die Flammen würden ihn verschlingen. Aber plötzlich brach die Tür aus ihren Angeln. Gehetzt sah er sich in dem Raum um, den er eben betreten hatte. Er war in Hogwarts, aber auch hier stand alles in Flammen. Er musste hier raus! Plötzlich traf ihn ein schrecklicher Gedanke: Was wenn Draco noch hier war? Ja, er war sich ganz sicher, dass der Junge verbrennen würde, wenn er ihn nicht rettete. Aber wo war er? Und in welche Richtung musste er sich wenden? Alle Gänge sahen gleich aus. Es war wie in einem Labyrinth. Komischerweise war es trotz der vielen Flammen, die an den Steinmauern leckten eiskalt. Er wandte sich in die Richtung von der er vermutete, dass sie zu den Slytherin-Verliesen führte. Doch desto schneller er versuchte sich zu bewegen, desto langsamer kam er vom Fleck. Aber er musste zu Draco gelangen! Und dann konnte er sich plötzlich überhaupt nicht mehr bewegen. Er sank auf den Boden. Er war wie versteinert. Kälte kroch durch seine Glieder.*
"Bei Merlin, was ist denn mit dir los!" rief eine erschrockene Stimme. Harry fühlte, dass jemand an seinen Schultern rüttelte. Er konnte sich immer noch kaum bewegen und die Kälte war unerträglich. Mühsam schlug er die Augen auf und sah ein blasses Gesicht mit blitzenden Silber-Augen vor sich.
"Draco, was machst du hier?" fragte er schwach. Draco sah ungläubig auf ihn hinab. "Die Frage sollte ich dir wohl besser stellen. Was zum Teufel machst *du* hier, Potter?"
Harry hob eine Hand und rieb seinen schmerzenden Nacken. Er fühlte sich, als sei er durch eine Gesteinsmühle gedreht worden. Er konnte sich nicht erklären, wie Draco hierher gekommen war. Anscheinend träumte er noch. Er sah an Draco vorbei. Verdammt, wo war er? Das war nicht der Gryffindor- Turm. "Wo bin ich?" fragte er matt.
Draco schüttelte den Kopf. "Du bist vor unserem Gemeinschaftsraum."
Harry schloss entsetzt die Augen und wünschte sich aus diesem Alptraum aufzuwachen. "Oh nein", flüsterte er.
@Chillkroete: Ich mag Ron auch sehr gern. Ich finde es toll, dass er immer loyal ist.
@lilvroni: Vielen Dnk, na da muss ich doch einfach weiter machen.
@Maxine: Ich mag es auch nicht wenn Harry völlig zusammenbricht. Das würde er einfach nicht. Auch wenn er sehr traurig ist.
@Matjes: Stimmt, so ist Draco eben (seufz)
@MaxCat: (Luft zufächelt, lieb angrinst, hofft dass keinen Nervenzusammenbruch bekommt oder böse wird.)
@Der mit Rons: Äh, ich hoffe deiner Stimme geht's besser?
@Tinkalili: Naja, es sind schon noch ein paar Kapitel. Schön, dass es dir gefällt. (freu)
@zissy: Ich freu mich auch über kurze reviews von dir!
@Alex: Ich glaube eben auch nicht, dass Harry losheulen würde.
Disclaimer: Noch immer ist es mir nicht gelungen, die Rechte für Harry Potter zu erwerben. (grummel)
Danke an meine Betaleserin Jenny. (Schreib bald mal weiter!)
20. Einsam
Den Samstag verbrachte Harry auf Sirius' Turm. Er saß allerdings nicht wie früher auf der kleinen Mauer. Die Tiefe kam ihm plötzlich beängstigend anziehend vor. Stattdessen hatte er sich neben der Luke zusammengekauert. Es war bedenklich kalt, aber das kümmerte ihn nicht. Wenn er darüber nachdachte, wie sehr er fror, musste er wenigstens über nichts anderes nachdenken.
Zum Beispiel musste er dann nicht darüber nachdenken, dass Draco ihn seit ihrem Gespräch gestern völlig ignorierte. Keine Blicke am Frühstückstisch, keine höhnische Bemerkung, nichts. Harry war einfach Luft für ihn. Stattdessen hatte er angefangen, mit Blaise Zabini herumzualbern, der wahrscheinlich vor Freude nicht aus noch ein wusste. Zabini hatte, wenn Harry richtig gesehen hatte, sogar eine Hand auf Dracos gelegt.
Das ging nicht. Niemand durfte ihn anfassen. Draco hatte selbst gesagt, dass er es nicht ertrug, von irgendjemandem außer Harry berührt zu werden. Also sollte Zabini gefälligst seine Pfoten von ihm nehmen. Beim Gedanken daran, dass Blaise und Draco sich so nah kommen könnten, wie Draco Harry gekommen war, wurde ihm schlecht.
Wieso beachtete Draco ihn nicht mehr? Wieso fing er nicht wenigstens einen Streit an? Draco hatte noch nie an ihm vorbeigehen können, ohne einen Streit anzufangen.
Harry wusste sehr wohl, dass er nicht mehr rational dachte. Den größten Teil seiner Schulzeit hatte er damit verbracht Draco alles Schlechte an den Hals zu wünschen und darauf zu hoffen, dass ein Wunder geschehe und Dracos Sticheleien endlich aufhörten. Jetzt wünschte er sich, es wäre wieder so wie früher, als sie Feinde waren und alles ganz einfach war. Draco hasste Harry und er hasste ihn zurück. Wenn es irgendeine Möglichkeit gab, den anderen auszustechen oder zu verletzen, wurde sie genutzt.
Und jetzt? Alles was man dazu sagen konnte war wohl, dass Harry letztendlich verloren hatte. Draco hatte nur noch einen neuen Vorteil ihm gegenüber. Jedenfalls hätte Harry alles gegeben, um seine Hände noch einmal auf sich zu spüren.
Warum war die Nacht nur so unglaublich schön gewesen? Immer wieder musste er daran denken, wie Draco sich unter ihm aufgebäumt hatte und wie gut sich Dracos Lippen auf seinem Körper angefühlt hatten. Es war quälend. Er wollte nicht, dass irgendein anderer Draco so berührte.
Bestimmt hatte Draco das schon unzählige Male erlebt. Er hatte ja selber gesagt, dass es für Slytherins nur ein Spiel war. Der Gedanke war unerträglich. Er allein wollte das für Draco tun. Nur er wollte sehen, wie Dracos Augen sich vor Erregung dunkel verfärbten und wie seine Hände Halt suchend über das Bett wanderten.
Es war erniedrigend, aber er hätte alles dafür getan, um sich Draco noch einmal hingeben zu können, um ihn noch einmal befriedigen zu dürfen. Er wollte unbedingt noch einmal sehen, wie sich Draco auf die Lippen biss und seine Augen sich schlossen, wie er sich auf dem Laken wand und lustvoll aufstöhnte . . .
Aber damit würde er schon klar kommen. Die Erinnerungen an die Nacht würden irgendwann verblassen . . .
Es klopfte an der Falltür.
"Harry?" das war Hermiones Stimme. "Darf ich bitte rauf kommen? Du musst mit jemandem reden!"
Harry hatte nicht die geringste Lust mit jemandem zu sprechen. Aber er konnte seine Freunde auch nicht ständig vor den Kopf stoßen. Also streckte er seine Hand aus und öffnete die Luke. Hermione kletterte auf den Turm, richtete sich auf und strich ihren Rock glatt. Sie fröstelte. "Ganz schön windig hier."
Harry zuckte die Schultern. Hermione ließ sich mit untergeschlagenen Beinen neben ihm nieder und sah in dieselbe Richtung wie er. Sie schwieg und plötzlich war Harry ganz froh, dass sie hier war. Er fühlte sich nicht mehr ganz so einsam.
"Ist mit dir und Ron alles in Ordnung?" fragte er nach einer Weile.
Hermione nickte und sah ihn forschend an. "Aber mit dir stimmt irgendetwas nicht. Und es ist nicht nur Sirius, habe ich Recht? Es ist noch etwas vorgefallen."
Harry nickte widerwillig.
"Machst du dir um irgendetwas Sorgen? Hat es etwas mit Malfoy zu tun?" Harry seufzte. "Ja, es hat etwas mit Malfoy zu tun, aber mit Sicherheit nicht so, wie du denkst."
Hermione nagte an ihrer Unterlippe und sah ihn an. Plötzlich schlug sie sich eine Hand vor den Mund und schnappte nach Luft. "Was ist das?" fragte sie entsetzt du zeigte auf Harrys Hals. "Oh Gott, das sieht aus wie ein Liebesbiss!" Sie sprang auf und taumelte ein paar Schritte zurück.
Harry fasste sich erschrocken an den Hals und verfluchte sich selbst dafür, dass ihm das nicht aufgefallen war. Der Biss konnte nicht besonders gut zu sehen sein, sonst hätte er ihn heute Morgen vor dem Spiegel bemerkt. Ein Glück, dass er in der Schule hochgeschlossene Roben trug.
"Oh nein, sag mir, dass das nicht wahr ist!" quiekte Hermione und wich ein Stück von ihm weg. "Das ist doch ein schlechter Traum, oder? Du hast doch nicht . . ." Harry hatte absolut keine Ahnung, was er dazu sagen sollte. Eine Weile starrten sie sich einfach nur an.
Dann schlug sich Hermione die Hand vor die Stirn. "Oh Gott, war ich blind. Das hätte ich längst merken können! Wie du ihn angestarrt hast . . ." "Ich habe ihn nicht angestarrt!" widersprach Harry wütend.
"Und ständig hast du von ihm geredet. Ich dachte du hasst ihn noch mehr als früher und in Wirklichkeit . . ." Sie schüttelte sich. "Bist du denn völlig irre?"
"Jetzt beruhig dich doch erst mal Hermione", sagte er beschwichtigend. "Bitte. Ich brauche jetzt nicht auch noch jemand der mir Vorwürfe macht."
Hermione war weiß im Gesicht geworden. Sie versuchte ruhig zu atmen. "Okay", sagte sie. "Du bist also in . . . Oh mein Gott Harry, du bist doch nicht in ihn verliebt, oder? Sag mir wenigstens, dass du nicht in ihn verliebt bist, das verkrafte ich nicht."
"Ich bin nicht in ihn verliebt."
Hermione entspannte sich etwas. "Also habt ihr nur, äh . . ." sie machte eine Handbewegung.
"Ja", sagte er knapp. Und frag mich bitte nicht wie das passiert ist. Ich weiß es nicht."
"Okay", sie setzte sich zögernd wieder neben Harry und suchte nach Worten. "Aber du magst ihn irgendwie, oder?"
"Ja, vielleicht mag ich ihn manchmal auch ein bisschen. Aber lass uns darüber nicht reden." Plötzlich hatte er einen schrecklichen Gedanken. "Du erzählst das doch nicht Ron, oder? Bitte nicht! Ich brauche ihn noch als Freund."
Hermione sah ihn entgeistert an. "Bist du verrückt? Wie soll ich das denn Ron erzählen? Das kann ich ihm nicht antun!"
"Ja. Wahrscheinlich würde er mich umbringen." seufzte Harry.
"Nein, er würde Malfoy umbringen, weil er sich sicher wäre, dass der dir einen Liebestrank verabreicht hat." Sie drehte ruckartig den Kopf zu ihm. "Das hat er doch nicht, oder?"
Harry schüttelte den Kopf. "Das war kein Trank. Es hat sich ganz langsam entwickelt . . ."
"Was hat sich langsam entwickelt?" fragte sie misstrauisch. "Ich denke du fühlst nichts für ihn."
"Also wenn ich gar nichts für ihn fühlen würde, wäre ich nicht mit ihm ins Bett gegangen. Für wen hältst du mich?"
Hermione wurde noch blasser. "Das hast du wirklich gemacht? Es war nicht nur Küssen?"
Harry sagte dazu nichts, sondern starrte nur angestrengt in die Ferne.
Hermione wurde plötzlich sanfter. "Ach Harry es tut mir Leid, dass ich so reagiere. Aber es ist wirklich ein Schock für mich." Sie legte ihm die Hand auf die Schulter. "Muss es denn ausgerechnet Malfoy sein?"
Harry sah sie an. "Ich habe ein paar andere Seiten an ihm gesehen, Hermione. Hast du dir vielleicht schon mal überlegt, dass wir ziemlich viele Vorurteile ihm gegenüber hatten?"
"Vorurteile?" Hermione schnaubte. "Also, wenn ich welche hatte, dann haben sie sich alle als wahr erwiesen. Hast du vergessen, wie er uns immer behandelt hat? Und dass er daran Schuld war, dass Hagrid seinen Job verloren hat? Und Seidenschnabel beinahe umgebracht worden wäre?"
"Natürlich habe ich das nicht vergessen, aber überleg mal: es muss ziemlich wehgetan haben, als der Hippogreif ihn gebissen hat. Wir hatten auch nicht eine Sekunde Mitleid."
Hermione sah ihn perplex an.
"Ich weiß, dass Draco sich unmöglich benommen hat, aber wir waren auch nicht immer unschuldig."
"Du nimmst ihn in Schutz. Weißt du wie du dich anhörst?"
Harry sah sie fragend an.
"Wie Hagrid mit seinen Monstern: Ist Norbert nicht süß? Guckt mal mit welchem Eifer er gerade meine Hütte ansteckt. Und Fluffy, wie andächtig er seinem Opfer den Kopf abbeißt." Über den Vergleich musste Harry unwillkürlich lächeln. "Ehrlich Hermione. Auch wenn du es mir nicht glaubst. Er kann ganz anders sein, als du ihn kennst."
"Aber ehrlich Harry", versuchte sie es noch einmal. "Hättest du dir nicht jemand Liebes suchen können? Jemand, der es sich nicht zur Lebensaufgabe gemacht hat, dich und deine Freunde zu peinigen? Warum musst du immer alles verkomplizieren?"
"Du tust ja gerade so, als hätte ich mir das ausgesucht. Mir wäre es auch lieber ich wäre, was weiß ich, in Ginny verliebt."
"Also bist du doch in ihn verliebt?"
"NEIN!"
"Okay, Entschuldigung", sie sah ihn mitleidig an. "Du bist aber auch ein Pechvogel."
"Aber du versuchst mich zu verstehen?" Harry sah sie hoffnungsvoll an.
"Tja, wo die Liebe hinfällt, da wächst kein Gras mehr. Sagt Rons Mutter immer."
"Ich bin nicht verliebt", grummelte Harry
"Aber lass dich nicht von deinen Gefühlen täuschen. Du bist dir doch sicher, dass er nicht der Geheimnis-Wahrer von . . ."
"Ja!" sagte Harry scharf. "Dafür gibt es eine andere Erklärung."
Hermione sah ihn eine Weile prüfend an. Dann nickte sie. "Aber du tust mir wirklich Leid", sagte sie schließlich ernst. "Selbst, wenn du irgendwann mit ihm zusammen kommen würdest . . ." Sie schauderte. "Ich glaube nicht, dass er dich jemals gut behandeln würde."
"Also, wenn er will, kann er freundlich sein", verteidigte Harry Draco.
Hermione ging nicht darauf ein. "Vielleicht kommt es ja daher, wie du als Kind behandelt wurdest. Ich habe in einem Muggel-Buch gelesen, dass Menschen, die in ihrer Jugend misshandelt wurden, sich oft auch Partner aussuchen, die sie schlecht behandeln." "Ich wusste es", grummelte Harry. "Daran, dass ich ausgerechnet mit Draco etwas anfangen musste sind also die Dursleys auch noch Schuld. Irgendwann werde ich mich an ihnen rächen."
Harry wusste, dass er Hermione keine Vorwürfe machen konnte, Wie hätte er wohl reagiert, wenn sie ihm offenbart hätte, ab jetzt in Pansy Parkinson verliebt zu sein? Ihm war nur sehr unwohl bei dem Gedanken wie Ron reagieren würde - sollte er jemals davon erfahren - wenn schon die tolerante, beherrschte Hermione fast ausflippte. "Wo ist Ron eigentlich?" fragte er. "Er hat mal wieder seinen Aufsatz für Magischen Schutz bis zur letzten Minute aufgeschoben. Jetzt hat er sich endlich dazu aufgerafft."
Harry stöhnte. "Oh nein, das habe ich total vergessen. Ich habe noch nicht mal angefangen." Eigentlich war ihm das aber im Moment völlig egal. "Du bist mit deinem Thema bestimmt schon fertig?"
Hermione nickte. "Ich fand es aber auch sehr interessant, etwas über diesen Talisman herauszufinden, immerhin ist er einer der berühmtesten und seine Wirkungen sind wirklich beeindruckend. Und der Zweck zu dem er hergestellt wurde . . ."
"Langsam wird es hier wirklich kalt", murmelte Harry, der keine Lust hatte, sich etwas über Magischen Schutz anzuhören. Er war nicht so begeistert von ihren neuen Fächern. Wenn es nach ihm ginge hätten sie ausschließlich Verteidigung gegen die Dunklen Künste, Quidditch, Verwandlungen und Pflege Magischer Geschöpfe. Alles andere konnte ihm gestohlen bleiben. Und im Moment ging ihm sowieso alles auf die Nerven. Wenn er nur daran dachte, dass er bald schon wieder eine neue Woche durchstehen musste, in der er auch noch Unterricht mit Draco zusammen hatte, wurde ihm übel.
"Du hast Recht." Hermione schauderte. "Lass uns runter gehen und Ron erlösen. Wir wollten mit ein paar anderen noch ein Butterbier im "Drei Besen" trinken. Du kommst doch mit, oder? Das wird dich ablenken."
Harry hatte keine Lust. Aber vielleicht hatte Hermione Recht. Immerhin fühlte er sich jetzt nach dem Gespräch etwas besser.
Ron saß mit rauchendem Kopf über seine Bücher gebeugt, als Hermione und Harry in den Gemeinschaftsraum kamen.
"Verdammter Mist", murmelte er. "Nirgendwo steht etwas über den Fidelius- Zauber" Harry zuckte zusammen und wurde schon wieder an Draco erinnert, der immer noch sein Geheimnis in sich verwahrte. Einen Moment wurde ihm schwindelig, als er daran dachte, wie sehr Draco dafür kämpfte, sein Geheimnis zu bewahren, während Wurmschwanz Harrys Eltern, ohne zu zögern verraten hatte. Er ließ sich in einen Sessel sinken.
Hermione warf einen kurzen Blick auf Rons Bücher. "Du suchst falsch. Versuch mal 'Schützende Zauber und Ihre Wirkung Band drei'. Das sollte dir weiterhelfen. Sie trat hinter Ron und begann seine Schultern zu massieren. Er lehnte sich wohlig zurück und stöhnte leise auf. "Oh Hermione, das ist toll." Er schloss die Augen.
"Stören wir vielleicht?" fragte Lavender von der anderen Seite des Raumes giftig. Sie war immer noch ein wenig ungehalten darüber, dass ihre Theorie sich nicht als wahr erwiesen hatte und Hermione statt mit Harry jetzt mit Ron zusammen war.
Hermione zog ihre Hände schnell zurück. Im selben Moment schwang die Portrait-Höhle auf und Fred und George kamen hindurch. "Seid ihr so weit?" "Können wir los?"
Ron schlug resignierend seine Bücher zu. "Klar. Ich komme heute sowieso nicht weiter. Morgen leihe ich mir das Buch aus, Hermione."
Er legte einen Arm um sie und lächelte Harry zu. "Schön, dass du auch mitkommst."
Harry, der immer noch in Gedanken verloren war, rappelte sich auf und folgte den anderen.
Im "Drei Besen" trafen sie Ginny, Seamus, Percy, Oliver und Charlie, die sich bereits an einem großen Tisch niedergelassen hatten. Harry saß auf einer Bank zwischen Ron und Fred und hatte den Kopf in die Hände gestützt. Er fühlte sich ein wenig fehl am Platze. Er konnte einfach nicht die Kraft aufbringen, sich an den Gesprächen zu beteiligen. Zum Glück fiel das nicht besonders auf, da Fred und George sowieso die meiste Zeit redeten. Die Zwillinge beschwerten sich darüber, dass niemand mehr freiwillig etwas von ihnen annahm. "Neulich hat eine Erstklässlerin, die vor mir lief, ihren Füller verloren", erzählte Fred. "Ich habe ihn aufgehoben und wollte ihn ihr zurückgeben, aber sie lief schreiend davon."
"Kann das vielleicht daran liegen, dass ihr ihnen in der zweiten Woche vor Professor Snapes Unterricht eure Lachdrops angedreht habt?" fragte Hermione streng. "Snape hat sie so heruntergeputzt, dass Ron und ich sie erst überreden mussten in der nächsten Woche überhaupt hinzugehen."
Ron nickte. "Das war wirklich fies von euch."
"Eigentlich wollten wir ihnen die Stunde nur etwas erträglicher machen", sagte George achselzuckend.
"Jedenfalls ist es wirklich schade, dass niemand unsere neueste Erfindung ausprobieren will", seufzte Fred. "Wir haben es geschafft, diese geheimnisvollen Zutaten, die wir vor einer Weile hier in Hogsmeade von diesem Händler gekauft haben in Bonbons zu verarbeiten." "Probiert sie doch einfach selbst aus", schlug Seamus vor und drehte sich sofort wieder zu Ginny um, die er den ganzen Abend nicht aus den Augen gelassen hatte.
George schüttelte den Kopf. "Dann wäre ja der Überraschungseffekt weg."
"Eigentlich ist es ganz schön gefährlich, jemandem etwas anzudrehen, von dem ihr nicht mal wisst, wie es wirkt", bemerkte Percy, der seinen Kopf müde an Olivers Schulter gelegt hatte.
"Ach Percy. Sei doch nicht immer so ernst", stöhnte Fred. "Es ist doch noch nie etwas passiert."
"Ja wirklich", fügte George hinzu. "Immer musst du den Moral-Apostel spielen." Oliver legte schützend den Arm um seinen Freund und wollte gerade etwas erwidern, als Madam Rosmertha an ihren Tisch trat. "Was darf ich euch denn bringen, meine Lieben?" fragte sie und sah Charlie strahlend an.
Harry konnte den fröhlichen Gesprächen am Tisch nicht folgen. Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Wenn er wenigstens die Gedanken an Draco abschalten könnte. Wenn er nur nicht ständig diese Augen vor sich sehen würde. Und das schlimmste war, er würde Draco die nächsten drei Jahre fast jeden Tag sehen. Und noch schlimmer war, dass der Gedanke ihn irgendwann nicht mehr sehen zu können noch viel unerträglicher schien. Harry stöhnte leise. Wie auf Kommando öffnete sich die Tür der Bar und Draco samt Gefolge kam hereingeschwebt. Er hatte den Kopf erhoben und sah sich um wie ein Prinz, der seinen Thronsaal betritt. Harry senkte den Kopf und versuchte sich unsichtbar zu machen. Draco war wieder ganz sein altes kontrolliertes Selbst. Davon, wie schlecht es ihm noch vor kurzem gegangen war, war nichts mehr zu sehen. Na ja fast nichts mehr. Harry, der Draco inzwischen auswendig kannte, nahm eine kleine Unsicherheit in seinem Gang wahr.
Mit einem Blick hatte Draco einen Tisch ausgewählt und Pansy, Blaise, Crabbe und Goyle folgten ihm. Sie warteten bis Draco sich gesetzt hatte, bevor sie sich niederließen. Es gab einen kleinen stummen Machtkampf, wer neben ihm sitzen durfte, den Blaise und Pansy gewannen.
Harry war froh, dass Draco ihn noch nicht gesehen hatte. Noch einmal überhaupt nicht beachtet zu werden, hätte er nicht ertragen. Er hatte jetzt schon Bauchschmerzen. Er lehnte sich über Ron hinweg zu Hermione und formte mit den Lippen die Worte "Ich will gehen." Hermione nickte verständnisvoll. "Ron, lass uns langsam zurückgehen. Ich habe Kopfschmerzen", sagte sie.
"Ja, natürlich." Ron stand sofort auf. So blöd er sich auch Hermione gegenüber vorher benommen hatte, seit sie zusammen waren versuchte er wirklich alles für sie zu tun. Harry hatte nicht gedacht, dass Ron jemals so fürsorglich sein könnte.
Percy und Oliver kamen mit zurück zum Schloss, während die anderen noch länger blieben. So lief also Harry als fünftes Rad am Wagen hinter zwei Liebespaaren zum Schloss hoch. Es hob seine Stimmung auch nicht gerade, dass Draco ihn keines Blickes gewürdigt hatte, während er selbst sich nicht davon abhalten konnte, beim Rausgehen noch einmal zu den Slytherins hinüber zu sehen.
Hermione hatte immerhin Mitleid mit ihm. Sie machte sich auf halbem Weg von Ron los und wartete auf Harry, der ein Stück hinter ihnen ging.
Ron blieb natürlich ebenfalls stehen. "Harry, jetzt sag uns doch endlich, was mit dir los ist", sagte er aufmunternd. "Du warst heute den ganzen Tag schlecht drauf."
Harry winkte ab. "Das kann ich dir schlecht erklären Ron."
Ron sah ein wenig beleidigt aus.
"Lass ihn einfach in Ruhe", sagte Hermione. "Er hat Liebeskummer. Du weißt doch wie das ist."
Harry sah sie entrüstet an und Hermione legte mit einem Blick auf Ron den Finger auf die Lippen. Natürlich. Irgendetwas mussten sie ihm sagen.
"Aha. Und wieso weißt du schon wieder Bescheid?" fragte Ron, der Hermiones Geste nicht bemerkt hatte.
"Na, weil ich meine Augen offen halte." Ron sah Harry einen Moment prüfend an. "Also wenn das so ist, dann lass uns mal alleine Hermione."
"Wieso?" fragte Hermione überrascht.
"Ich muss mit Harry alleine reden. Das ist Männersache, davon verstehst du nicht."
"Ich versteh nichts von Liebeskummer?" rief Hermione aufgebracht.
"Doch, natürlich", beschwichtigte Ron sie. "Aber du kannst dich schlecht in einen Jungen hineinversetzen. Oder kannst du etwa nachvollziehen, wie es ist in ein Mädchen verliebt zu sein?"
Hermione holte gerade Luft, um etwas zu erwidern, aber Harry sah sie warnend an. "Äh, nein, natürlich nicht", murmelte Hermione. "Er hat wirklich keinen blassen Schimmer", flüsterte sie Harry zu. Harry musste ihr Recht geben.
"Was?" fragte Ron.
"Nichts", sagte Hermione. "Gut, dann lasse ich euch eben alleine." Sie lief etwas schneller und schloss zu Oliver und Percy auf.
Ron legte Harry den Arm um die Schultern. "Also, wie heißt sie denn?"
Harry wand sich. Ron war impulsiv und manchmal etwas unberechenbar. Harry konnte sich seine Reaktion nicht einmal ausmalen, wenn Harry ihm erzählen würde, dass er mit Draco . . . zusammen gewesen war.
"Also Ron, du verstehst doch bestimmt, dass ich das nicht sagen möchte, oder? Du hast mir doch auch nicht freiwillig erzählt, dass du in Hermione verliebt bist."
Ron überlegte kurz. "Hm, das stimmt. Also, du musst mir nicht sagen wer es ist. Aber aus welchem Haus ist sie?"
"Ron, musst du das denn unbedingt wissen?"
"Also, wenn ich dir helfen soll, musst du mir schon ein paar Anhaltspunkte geben."
Harry konnte sich nicht daran erinnern, Ron um Hilfe gefragt zu haben, aber natürlich meinte es sein Freund nur gut. "Also Ron, es ist doch sowieso egal. Die Person will jedenfalls nichts von mir wissen."
"Woher weißt du das denn so genau?"
"Ich weiß es eben." Die Unterhaltung fing an, Harry an die zu erinnern, die er mit Ron über Hermione geführt hatte. Wie absurd.
"Also, das kannst du erst wissen, wenn sie es dir gesagt hat", erklärte Ron. "Vielleicht solltest du dich mal ein bisschen mehr um sie kümmern, statt ständig irgendwelche komischen Rettungsaktionen für Draco Malfoy zu starten."
Harry bekam einen kleinen Hustenanfall.
Ron sah ihn streng an. "Ja. In letzter Zeit hast du andauernd irgendwas mit diesem Mistkerl zu tun. Du hattest ja gar keine Zeit dem Mädchen zu zeigen, dass du sie magst. Das änderst du ab jetzt einfach, okay?"
"Okay", murmelte Harry und war froh über die Dunkelheit. Immerhin konnte Ron so nicht sehen, dass er rot angelaufen war.
"So und jetzt lass uns wieder zu Hermione gehen. Nicht, dass meine Kleine den ganzen Weg alleine laufen muss."
"Kleine? Lass das besser nicht Hermione hören."
Komischerweise fühlte sich Harry ein wenig aufgemuntert durch Rons gute Ratschläge. Die Situation war einfach zu ironisch.
Am nächsten Morgen war seine Laune dafür aber wieder auf dem absoluten Tiefpunkt. Er hatte einen wundervollen Traum gehabt. Von Draco Malfoy. Und weder er noch Draco hatten in dem Traum viel Kleidung angehabt.
Er fühlte sich von seinem eigenen Geist verraten. Warum verfolgte ihn Draco jetzt auch noch in seine Träume? Und vor allem: Warum hatte er aufwachen müssen?
Er drehte sich im Bett herum und wäre am liebsten überhaupt nicht aufgestanden. Er fühlte sich schwer wie Blei und der Tag würde sowieso schrecklich werden. Dieser Traum würde ihm bestimmt den ganzen Tag lang nicht aus dem Kopf gehen. Da waren ja sogar die Alpträume besser.
"Aufstehen, Schlafmütze!" rief Ron fröhlich. "Schnell frühstücken. Wir haben Quidditch- Training!"
Seine Stimme dröhnte in Harrys Ohren wie ein Presslufthammer. Er zog sich ein Kissen über den Kopf. "Welcher Idiot ordnet denn so früh ein Quidditch- Training an? Und das am Sonntag?"
"Na du!" sagte Ron überrascht.
Harry ohrfeigte sich in Gedanken selbst. Ron brauchte noch ein paar Minuten, um ihn aus dem Bett zu bekommen.
Das Quidditch-Training lief extrem schlecht. Jedenfalls für Harry. Er konnte sich überhaupt nicht konzentrieren. Er konnte sich auch nicht dazu aufraffen Alicia, Katie und Viola Anweisungen zu geben. Oliver war leider mit Percy in Hogsmeade unterwegs und konnte ihm auch nicht beistehen.
Insgesamt fühlte er sich wie ein Sack Mehl in der Luft. Nach einer Stunde passierte es. Da er mit seinen Gedanken überhaupt nicht beim Spielverlauf war und nichts um sich herum wahrnahm, traf ihn ein Klatscher hart am Handgelenk, das sofort brach. Er stöhnte laut auf und beugte sich über seinen Besen nach vorne. Ron war sofort neben ihm und hielt ihn fest. "Könnt ihr nicht aufpassen?" fuhr er seine Brüder an.
"Sie können nichts dafür", keuchte Harry. "Ich war unkonzentriert."
"Du musst zu Madam Pomfrey." Ron brachte ihn sicher nach unten und begleitete ihn auf dem Weg zum Krankenflügel.
"Ich bin ein schlechter Kapitän" murmelte Harry unglücklich. "Das Team hätte jemand anders wählen sollen."
"Ach Quatsch", widersprach Ron. "Du machst das toll. In letzter Zeit hattest du einfach Pech. Erst das mit Sirius und dann auch noch Liebeskummer. Das wäre für jeden zu viel. Glaub mir, das verstehen wir alle."
"Danke Ron, aber ich krieg im Moment einfach überhaupt nichts hin."
"Das geht auch wieder vorbei", sagte Ron tröstend.
Madam Pomfrey heilte Harrys Knochen, bestand aber darauf einen Verband anzulegen, damit er seine Hand ruhig hielt.
"Na ja immerhin hast du morgen eine Entschuldigung, warum du deinen Aufsatz für Magischen Schutz nicht geschrieben hast", versuchte Ron ihn noch einmal aufzumuntern. Der Tag schleppte sich dahin. Am Abend spielte Harry mit Ron und Hermione ein Muggel-Kartenspiel. Er hatte allerdings den Eindruck, dass die beiden lieber etwas anderes getan hätten und nur aus Mitgefühl den Abend mit ihm verbrachten. Hermione saß neben Ron auf dem Sofa und hatte ihre Hand auf sein Knie gelegt. Ron war so sehr auf sie konzentriert, dass er ständig verlor.
"Ich gehe schlafen", sagte Harry schließlich.
"Gute Nacht", murmelte Ron, ließ seine Karten fallen und beugte sich vor, um Hermione zu küssen.
Harry wälzte sich in seinem Bett hin und her. Er hörte, wie die anderen ins Bett gingen und eine Weile später war es ruhig im Schlafsaal. Es war unerträglich nachts wach zu liegen. Vor allem, wenn man sich so unglaublich danach sehnte Draco Malfoys Hände auf seinem Körper zu spüren. Er wünschte sich nur, dass es Draco genauso ging. Und dass Draco genau solche Träume hatte, wie er. Mit diesen düsteren Gedanken glitt er schließlich in den Schlaf hinüber.
*Feuer. Alles stand in Flammen. Der Rauch drohte ihn zu ersticken und es war unerträglich heiß. Harry donnerte mit den Fäusten an die Tür des Schrankes unter der Treppe. Er stand Todesängste aus. Was würde er tun, wenn diese Tür nicht aufging? Die Flammen würden ihn verschlingen. Aber plötzlich brach die Tür aus ihren Angeln. Gehetzt sah er sich in dem Raum um, den er eben betreten hatte. Er war in Hogwarts, aber auch hier stand alles in Flammen. Er musste hier raus! Plötzlich traf ihn ein schrecklicher Gedanke: Was wenn Draco noch hier war? Ja, er war sich ganz sicher, dass der Junge verbrennen würde, wenn er ihn nicht rettete. Aber wo war er? Und in welche Richtung musste er sich wenden? Alle Gänge sahen gleich aus. Es war wie in einem Labyrinth. Komischerweise war es trotz der vielen Flammen, die an den Steinmauern leckten eiskalt. Er wandte sich in die Richtung von der er vermutete, dass sie zu den Slytherin-Verliesen führte. Doch desto schneller er versuchte sich zu bewegen, desto langsamer kam er vom Fleck. Aber er musste zu Draco gelangen! Und dann konnte er sich plötzlich überhaupt nicht mehr bewegen. Er sank auf den Boden. Er war wie versteinert. Kälte kroch durch seine Glieder.*
"Bei Merlin, was ist denn mit dir los!" rief eine erschrockene Stimme. Harry fühlte, dass jemand an seinen Schultern rüttelte. Er konnte sich immer noch kaum bewegen und die Kälte war unerträglich. Mühsam schlug er die Augen auf und sah ein blasses Gesicht mit blitzenden Silber-Augen vor sich.
"Draco, was machst du hier?" fragte er schwach. Draco sah ungläubig auf ihn hinab. "Die Frage sollte ich dir wohl besser stellen. Was zum Teufel machst *du* hier, Potter?"
Harry hob eine Hand und rieb seinen schmerzenden Nacken. Er fühlte sich, als sei er durch eine Gesteinsmühle gedreht worden. Er konnte sich nicht erklären, wie Draco hierher gekommen war. Anscheinend träumte er noch. Er sah an Draco vorbei. Verdammt, wo war er? Das war nicht der Gryffindor- Turm. "Wo bin ich?" fragte er matt.
Draco schüttelte den Kopf. "Du bist vor unserem Gemeinschaftsraum."
Harry schloss entsetzt die Augen und wünschte sich aus diesem Alptraum aufzuwachen. "Oh nein", flüsterte er.
