Hallo! Erst mal muss ich mich wieder ganz lieb für eure reviews bedanken.
Wenn ich euch nicht hätte!
@MaxCat: Vielen Dank. Schön, dass du wieder so mild gestimmt bist. (smile)
@Silent Rose: Ich freu mich schon darauf deineff zu lesen.
@Snuffkin: Ich kenn das. Hab auch immer wenig Zeit. Lieb dass du meine ff trotzdem liest.
@Maxine: (wuschel) Danke. Und ganz besonders freue ich mich, dass du in letzter Zeit auch so viel schreibst. (grins)
@Matjes: Naja, Draco kann eben schlecht über seinen Schatten springen.
@Nadja: Vielen Dank
@Tinkalili: Meine Süße. Das war ja wieder ein liebes review.
Außerdem geht mein Dank natürlich an meine beta-Leserin Jenny und an Rowling, dafür dass sie sich weigert mir die Rechte zu überlassen (grummel)
22. Berührt
Beim Frühstück am Montagmorgen sah Harry Draco nicht und das war wahrscheinlich gut so, da er sonst kaum einen Bissen hinuntergebracht hätte. Schon so war das schwer genug. Nach einigem Überlegen hatte er Dracos Oberteil unter seinen Pullover gezogen. Schließlich sah es dort niemand und der Stoff war so angenehm auf seiner Haut und erinnerte ihn an die letzte Nacht.
Ron war noch nicht aufgetaucht. Hermione saß etwas abwesend neben Harry. Ausnahmsweise las sie nicht. Dafür blickte sie alle dreißig Sekunden zur Tür und trödelte sogar beim Essen, was für Hermione äußerst ungewöhnlich war.
Als Ron schließlich verschlafen und ein wenig unordentlich gekleidet in den Raum kam, hellte sich ihre Miene auf. Es hätte nicht viel gefehlt und sie wäre aufgesprungen, um ihm entgegen zu laufen.
Ron grinste sie ein wenig verlegen an und Hermione lächelte erleichtert zurück. "Du bist also nicht mehr böse?"
Ron setzte sich neben sie und zog sie liebevoll an sich. "Wie könnte ich, nach gestern Abend?" Er vergrub sein Gesicht in ihren Haaren. "Ich hab dich heute Morgen vermisst", flüsterte er. Hermione lehnte sich glücklich an ihn.
Harry sehnte sich plötzlich danach Draco zu sehen. Er wollte unbedingt wissen, wie es heute zwischen ihnen sein würde. Auf keinen Fall würde er Draco die Oberhand gewinnen lassen. "Wir müssen los. Pflege Magischer Geschöpfe fängt gleich an", sagte er und stand auf. Hermione und Ron lösten sich widerwillig voneinander und folgten ihm.
"Oh nein", stöhnte Ron, als sie auf das Tor des Schlosses zugingen. Von der anderen Seite kam ihnen Draco entgegen, wie üblich flankiert von Zabini und Parkinson. Harrys Knie wurden weich, aber zu seiner großen Freude stockte auch Draco kurz, als er ihn sah und starrte ihn einen Moment lang an. Das Leuchten in seinen Sturm-Augen konnte sicherlich nur Harry erkennen.
Draco fing sich allerdings schnell wieder.
"Wen haben wir denn da? Gryffindors Stolz und das neue Traumpaar. Habt ihr endlich auch herausgefunden, dass euch kein anderer will?"
Hermione stand wie versteinert da und starrte Draco mit riesigen Augen an. Harry suchte fieberhaft nach einer passenden Antwort, aber sein Gehirn war wie abgeschaltet. Ron hatte zum Glück nicht dieses Problem. "Wenigstens will uns überhaupt jemand haben. Darauf kannst du lange warten!"
Harry schnappte leise nach Luft.
Draco zog nur die Augenbraue hoch. "So? Da bin ich aber anderer Meinung." Er hatte tatsächlich den Nerv, Harry zuzuzwinkern. Ron merkte zum Glück nichts davon. "Damit dich jemand anfasst, müsste dein Vater wahrscheinlich bezahlen!" schnaubte er.
Harry nahm Rons Arm. Er hatte nicht die leiseste Lust dazu, dass Ron Draco so lange reizte, bis der schließlich damit herausplatzte, dass ausgerechnet Rons bester Freund sich sosehr danach sehnte ihn zu berühren, dass er sogar nachts vor seinem Schlafsaal aufwachte. "Komm Ron, du willst doch nicht, dass er daran Schuld ist, dass wir zu Charlies Unterricht zu spät kommen, oder?" sagte er und zeigte abfällig auf Draco.
Ron warf Draco noch einen abgrundtief bösen Blick zu, legte einen Arm um Hermione und verschwand mit ihr nach draußen. Harry folgte ihnen hastig. Ron sah ihn über seine Schulter hinweg mit funkelnden Augen an. "Da siehst du, was du davon hast ihm zu helfen. Nur Undank!"
Zum ersten Mal passte Harry in Charlies Unterricht nicht auf. Ständig musste er zu Draco hinüber sehen, in der Hoffnung diesen wenigstens einmal dabei zu erwischen, wie er ihn ansah. Schließlich hatte er Erfolg. Draco, der wie immer an seinen Zaunpfahl gelehnt war, drehte seinen Kopf in Harrys Richtung. Als Harry seinen Blick auffing, drehte er sich schnell wieder weg. Harry fühlte einen kleinen Triumph in sich aufsteigen, als Draco kurz darauf wieder zu ihm hinüber sah. Harrys Lippen verzogen sich zu einem kleinen Lächeln. Er entfernte sich unauffällig von Ron und Hermione und lehnte sich an den Zaunpfahl, der Dracos am nächsten war. Jetzt waren sie etwa zehn Meter voneinander entfernt. Harry blickte starr geradeaus zu Charlie, der von den verschiedenen Rassen geflügelter Pferde erzählte, die ihr neues Thema nach Drachen waren.
Er spürte Dracos Blick. Er wusste einfach, dass der Junge zu ihm hinsah, aber er zwang sich, den Blick nicht zur Seite zu wenden. Sollte Draco doch auch mal sehen, wie es war, nicht beachtet zu werden.
Dann hatte er eine Idee. Mit einer kleinen Bewegung ließ er seine Robe etwas auseinander fallen, so dass Draco seinen Pullover sehen konnte. Er hob die rechte Hand und zog seinen Pullover ein winziges Stück nach oben, so dass Dracos Oberteil darunter hervor blitzte. Er strich mit einem Finger über den Stoff und sah zu Draco hinüber. Wie er erwartet hatte, sah der ihm fasziniert zu und hatte sogar die Lippen leicht geöffnet. Jetzt fing er Harrys Blick auf, hob eine Hand zu seinem Hals und strich mit seinen langen schlanken Fingern über die Stelle, die Harry in der Nacht geküsst hatte. Dabei ließ er seinen Blick nicht los. Harry schauderte leicht. Draco war unbeschreiblich.
Nur mit Mühe konnte er seinen Blick abwenden und wenigstens wieder so tun, als konzentriere er sich auf den Unterricht. Wegen der großen Beteiligung in Charlies Klasse fiel es zum Glück nicht auf, dass er nicht sonderlich aufmerksam war. Er fühlte sich sehr zufrieden. Draco konnte ihm genauso wenig widerstehen, wie Harry Draco. Egal was er sagte. Er würde sich nicht einfach von Harry abwenden können, auch wenn er sich das vielleicht einreden wollte. Die einzige Frage war nur, wie sie bald wieder unauffällig zusammenkommen konnten. Im wahrsten Sinne des Wortes, dachte Harry. Er zweifelte eigentlich nicht mehr daran, dass sich Draco ebenfalls danach sehnte. Er riskierte noch einmal einen Blick, im selben Moment in dem Draco ihn ansah.
"Harry!" rief Ron. "Die Stunde ist vorbei! Bist du an deinem Zaunpfahl festgewachsen?" Etwas missmutig löste sich Harry von seinem Pfahl und sah Ron an, der grinsend vor ihm stand. Hermione war noch damit beschäftigt sich ein paar Notizen zu machen. Schade, dachte Harry. Jetzt würde er Draco wohl erst beim Abendbrot wieder sehen. Und dazwischen lagen zwei langweilige Schulstunden Kräuterkunde und Magischer Schutz. "Ich bin nur ein bisschen müde, Ron", erklärte Harry und gähnte zur Bekräftigung.
"In wen bist du verliebt, Harry?" fragte Ron auf dem Weg zurück zum Schloss. Er wandte die gleiche Methode an, wie damals, als er herausfinden wollte, mit wem Hermione zum Weihnachtsball ging. Er stellte Harry immer wieder dieselbe Frage, in der Hoffnung, dass er irgendwann ohne Nachzudenken antworten würde. Harry war natürlich weit davon entfernt. Trotzdem war es ziemlich entnervend.
"Lass ihn doch endlich damit in Ruhe", stand Hermione ihm bei. "Merkst du denn nicht, dass er versucht, sich abzulenken? Wenn er darüber hinweg ist, sagt er dir wer es war, oder Harry?"
Harry nickte und kreuzte die Finger hinter seinem Rücken. Eher würde er Professor Snape küssen, bevor er Ron das erzählte.
"Charlie hat heute irgendwie müde gewirkt", wechselte Hermione das Thema. "Ist dir das auch aufgefallen, Ron?"
"Müde? Nein, ich fand er sah irgendwie . . . besorgt aus." Ron zuckte die Schultern. "Kein Wunder. Im Moment macht sich doch jeder Sorgen."
In Kräuterkunde behandelten sie viel mehr Heilkräuter als früher. Außerdem sammelten sie Zutaten für die Heiltränke, die sie in Zaubertränke brauten. In fast jedem Unterrichtsfach merkte man, dass die Zeiten düsterer geworden waren, auch wenn sich in Hogwarts zum Glück noch nicht so viel verändert hatte. Wenn er jedoch an diese Veränderungen dachte, fiel Harry jedes Mal sein Pate ein, den er schmerzlich vermisste. Es wäre schön gewesen, mit ihm reden zu können. Harry überlegte, dass er Sirius vielleicht sogar von Draco erzählen könnte. Er hatte das Gefühl, dass er ihn vielleicht ein bisschen verstehen würde. Andererseits hatte Sirius seit je her eine besondere Abneigung gegen die Slytherins. Wie Harry ja eigentlich auch. Aber seine Zuneigung zu Draco war stärker. Er seufzte leise und häufte etwas Erde über seine Alraune. Auf jeden Fall wäre es schön, wenn Sirius sich endlich nicht mehr verstecken müsste. Dieses verfluchte Ministerium.
In Magischer Schutz spielte er Schiffe versenken mit Ron, während Arabella Figg auf der Suche nach ihrer zweiten Lesebrille war. Während die Ravenclaws sich mühsam zusammenrissen und so interessiert wie möglich nach vorne sahen, waren die Gryffindors entweder in Gedanken versunken oder tuschelten leise miteinander. Nur Hermione bildete mal wieder die Ausnahme. Sie saß hoch aufgerichtet da, den Blick aufmerksam nach vorne gerichtet und umklammerte ihre Feder, mit der sie jedes Wort das Professor Figg sagte (und, das nicht ihre Katzen oder diverse verlorene Gegenstände betraf) in ihr Heft schrieb. Nach der Stunde ging sie sogar nach vorne zu ihr ans Pult, um sie etwas zu fragen, während der Rest der Klasse erleichtert flüchtete.
Ron und Harry warteten vor dem Klassenraum auf sie. "Wie kannst du dich nur für dieses Fach interessieren?" fragte Harry. "Es ist sterbenslangweilig."
"Das finde ich überhaupt nicht. Wenn ihr euch mal ein bisschen mit Talismanen auseinander setzen würdet, würdet ihr sehen, dass sie viel mehr verbergen, als man auf den ersten Blick sieht. Genau das gleiche gilt meiner Meinung nach für Arabella Figg. Ihr unterschätzt sie." "Ja, natürlich", murmelte Ron. "Wer weiß was sich alles hinter diesen trüben kurzsichtigen Augen verbirgt."
Für den Abend hatte sie Charlie zu sich in Hagrids Hütte eingeladen. Harry freute sich darauf. Es erinnerte ihn daran, wie sie früher oft Hagrid besucht hatten.
Beim Abendessen sah er Draco nur ganz kurz, da dieser gerade mit seinem Gefolge den Raum verließ, als Harry eintraf. Es reichte gerade um einen kurzen Blick auszutauschen, aber schon das hob Harrys Stimmung enorm.
Nach dem Abendbrot hatten sie für eine Stunde das Quidditch-Feld gebucht. Da die Slytherins nach einer kurzen Unterbrechung, verursacht durch Dracos kurzzeitiges Quidditch-Verbot, auch wieder trainierten, mussten sie für jede Minute dankbar sein, die sie in Ruhe üben konnten.
Als sie nach dem Training aus der Umkleidekabine kamen, kam Oliver zu Harry und Ron herüber. Er sah ernst und ein bisschen besorgt aus. "Ihr müsst ab Donnerstag ohne mich trainieren", sagte er. "Ich habe mir frei genommen. Ich fahre zu Percy. Ihm geht es nicht gut." "Was ist denn los?" fragte Ron alarmiert.
"Es gibt ständig Ärger im Ministerium. Er arbeitet nur noch da, weil Dumbledore einen Informanten braucht, aber es macht ihn völlig fertig. Er war so geschafft am Wochenende." Oliver strich sich durch die Haare. "Ich will einfach zu ihm. Mittwochabend fahre ich los." "Okay", sagte Harry. "Das verstehen wir natürlich." Oliver nickte.
"Danke, dass du dich so um ihn kümmerst", sagte Ron gerührt. Oliver lächelte traurig. "Ich könnte gar nicht anders."
Hermione kam zu ihnen herüber und sie machten sich auf den Weg zu Charlie. Es dämmerte bereits und Harry war seltsam erleichtert, als sie die Hütte erreichte. Natürlich hätte er das vor Ron und Hermione nicht zugegeben, aber aus irgendeinem Grund fühlte er sich heute Nacht unwohl in der Dunkelheit.
Charlie hatte Tee gekocht und es gab sogar Kekse. Allerdings waren sie aus der Hogwarts-Küche und waren, im Gegensatz zu Hagrids essbar.
Das Feuer im Kamin prasselte, es roch nach Wald und Harz und im Gegensatz zu der Novemberkälte draußen, war es angenehm warm und gemütlich. Ron und Hermione hatten sich in Hagrids großen Sessel aneinandergekuschelt, Charlie saß am Tisch und Harry hockte auf dem Teppich vorm Kamin.
"Hast du gehört, dass es Percy nicht so gut geht?" fragte Ron.
Charlie schüttelte den Kopf. "Aber es ist kein Wunder. In seiner Position möchte ich jetzt auch nicht sein." Er stützte den Kopf in die Hände. "Im Moment geht es wohl niemandem gut. Es ist so viel dunkler geworden . . . und kälter."
Ron sah seinen Bruder überrascht an. "Charlie? Ist mit dir alles in Ordnung?"
"Ja, es ist alles in Ordnung Ron", murmelte Charlie, sah aber nicht auf. "Ich denke im Moment nur oft darüber nach, was noch passieren wird. Ich weiß auch nicht warum, aber plötzlich muss ich ständig wieder an diesen Kampf in Rumänien denken." Charlie schüttelte den Kopf, als wolle er die Erinnerung loswerden. Ron stand auf und wollte zu ihm gehen, als ein Furcht einflößendes Zischen von draußen ertönte und dann ein zwar nicht besonders lautes, aber aggressives Knurren. Hermione schrie leise auf und Harry zuckte zusammen.
"Vesta!" rief Charlie und sprang auf. "Ich muss sie reinholen. Sie weigert sich in letzter Zeit draußen zu schlafen." Er stürmte nach draußen. Durch die Tür kam ein kalter Luftzug herein. Harry fröstelte. Es musste plötzlich unerträglich kalt draußen sein. Ihm liefen Schauer über den Rücken und er war froh, als Charlie mit Vesta wieder erschien und die Tür hinter sich zuschlug. Charlie ließ Vesta an ihrer Leine auf den Boden nieder. Sie lief unruhig im Raum auf und ab und zischte leise zum Fenster hin. Erst nach einer Weile beruhigte sie sich und rollte sich auf dem Boden an einer Wand zusammen. Charlie band ihre Leine um einen Pfosten.
"Ist das nicht zu gefährlich, sie hier drin zu haben?" fragte Ron besorgt. Charlie schüttelte den Kopf. "Sie ist ein ungewöhnlich sanfter Drache:" Er sah sie liebevoll an. "Außerdem fühle ich mich wohler, wenn sie hier drin ist", fügte er zögernd hinzu. Er sah misstrauisch aus dem Fenster. Ron war sehr still auf dem Weg zurück zum Schloss. Hermione nahm liebevoll seine Hand. "Ist alles in Ordnung?"
Ron sah auf. "Charlie war so anders heute Abend. Ich habe ihn noch nie so gesehen. Er ist sonst immer optimistisch. Sogar, als er gerade im Kampf verletzt worden war. Erinnerst du dich Harry?"
Harry nickte. Charlie war heute tatsächlich anders gewesen als sonst. Unruhiger und . . . trauriger. Harry fühlte sich selbst seltsam hoffnungslos. Wieso musste es so sein? Wieso musste es so vielen Menschen schlecht gehen? Wieso waren so viele in Gefahr? Es war genau wie Charlie gesagt hatte. Es wurde kälter und dunkler.
Er sehnte sich plötzlich danach Draco fest zu halten. Einfach um seine Wärme zu spüren, einfach um jemandem nahe zu sein. Vielleicht würde ihm dann alles nicht mehr so hoffnungslos vorkommen. Er seufzte leise.
Während sie sich dem Schloss näherten, wurde seine Stimmung allerdings etwas besser. Die hellen Fenster sahen so einladend aus und der Gedanke gleich im Gryffindor -
Gemeinschaftsraum zu sein erfüllte ihn mit Vorfreude. Plötzlich war der Gedanke im warmen Schloss und nicht mehr in dieser ungewissen Dunkelheit zu sein, so verlockend, dass er zu rennen begann. Hermione und Ron rannten fast im selben Moment los. Zu dritt stürmten sie die Strecke zum Schloss hoch, als würden sie verfolgt. Harry kam als erster an. Er riss die Tür auf und sie zwängten sich alle gleichzeitig hindurch.
Sie schlugen erleichtert die schwere Eichentür hinter sich zu und lehnten sich dagegen. Ron und Harry grinsten sich ein wenig verlegen an. Schließlich waren sie gerade wie zwei Kinder vor der Dunkelheit geflohen.
Auf dem Weg zurück zum Gemeinschaftstraum versank Harry in Gedanken darüber, was mit Charlie los sein konnte. Es stimmte, selbst kurz nach seinem Kampf war er in besserer Stimmung gewesen als jetzt. Er wirkte irgendwie . . . verändert.
"Oh nein, nicht schon wieder die Slytherins!" Rons Stimme riss Harry aus seinen Gedanken. Und tatsächlich: Vor ihnen waren Draco, Pansy und Blaise aufgetaucht und kamen ihnen mit festen Schritten entgegen.
Ron stemmte die Arme in die Seiten. "Was wollt ihr hier?"
Harry sah Draco an, Draco sah Harry an.
Keiner reagierte auf Rons Bemerkung. Harry fühlte unter Dracos Blick Wärme in sich aufsteigen. Er hatte plötzlich eine unglaubliche Sehnsucht danach ihn zu berühren. "Wir haben das gleiche Recht wie ihr hier zu sein", sagte Pansy schließlich spitz.
"Ist es euch in euren hässlichen Kerkern zu ungemütlich geworden?" fragte Ron höhnisch. Zabini und Parkinson blickten erwartungsvoll Draco an. Der riss seinen Blick von Harry los und drehte den Kopf wie in Zeitlupe zu Ron. "Wenn ich in so einem Loch leben würde, wie du mit deiner Familie, wäre ich vorsichtig damit, was ich sage."
Zur Überraschung aller stürzte sich Harry plötzlich wie eine Raubkatze auf Draco. Draco war so überrascht, dass er tatsächlich nach hinten stürzte. Bevor sie auf dem Boden aufkamen hatte Harry seinen Arm schützend um Draco gelegt, so dass er fast sanft landete. Im nächsten Moment setzte er sich allerdings auf und prügelte haltlos auf ihn ein. Draco wehrte sich nicht, sondern blieb einfach bewegungslos unter ihm liegen. Harry fühlte plötzlich, wie er im Schutz seiner Robe, eine Hand an Harrys Bein entlang gleiten ließ. Es fühlte sich so gut an, dass Harry alle seine Willenskraft zusammen nehmen musste, um es wie einen Kampf aussehen zu lassen. Er ließ seine Hände auf Dracos Oberkörper sinken.
Die vier anderen sahen schockiert zu und reagierten überhaupt nicht. Harry legte seine Hände um Dracos Hals und nur Draco bemerkte, dass er seine Finger dabei zärtlich über die empfindliche Haut gleiten ließ. Draco schloss die Augen und Harry schnappte nach Luft, als er bemerkte, wie erregt Draco aussah. Sogar seine Wangen waren ganz leicht gerötet. Wahrscheinlich war es ein Glück, dass Zabini Harry in dem Moment zurückriss. Auch wenn Harry ihn dafür hätte umbringen können. Er schlug wütend um sich. "Lass mich gefälligst los!"
Draco rappelte sich mit Pansys Hilfe benommen auf. Hermione und Ron befreiten Harry von Zabini und zogen ihn unter wüsten Beschimpfungen von Pansy in Richtung des Gemeinschaftsraumes.
"Was sollte das?" fragte Ron verwirrt. "Malfoy hat wirklich schon schlimmere Sachen gesagte und plötzlich gehst du auf ihn los wie ein Berserker!"
"Ich konnte es einfach nicht mehr aushalten", murmelte Harry. Er fing Hermiones Blick auf und wurde rot. "Seine blöden Sprüche immer."
Harry fragte sich selbst, was in ihn gefahren war. Er hatte Draco einfach berühren müssen und das war die einzige Möglichkeit gewesen. Mit einem Schauder dachte er an Dracos Hand auf seinem Bein. Obwohl er eine Jeans trug, hatte er die einzelnen Finger genau gefühlt, die langsam nach oben glitten. Harry schluckte. Er wollte jetzt so schnell wie möglich in sein Bett und alleine sein.
Er gähnte. "Ich gehe ins Bett. Ich will schließlich nicht morgen während des Unterrichts einschlafen", murmelte er und stürmte die Treppe zu den Schlafräumen hoch. Endlich im Bett wanderten seine Hände über seinen Körper. Er brauchte nur an Dracos Gesichtsausdruck denken, als er über seinen Hals gestreichelt hatte, um Schmetterlinge in seinem Bauch zu fühlen. Sehr große und wilde Schmetterlinge. Seine Hände waren nicht Dracos, aber mit ein wenig Fantasie konnte er diese wunderbar kühlen geschickten Finger auf seiner Haut fühlen. Er dachte daran, wie Draco sich auf den Laken wand, wenn er ihn berührte und ihm wurde heiß. Seine Hände wanderten tiefer. Er flüsterte leise Dracos Namen. Mit diesem Bild vor sich brauchte er nicht lange, um auf die Spitze zu kommen und mit dem Gedanken, dass Draco vielleicht gerade dasselbe tat, kam er, sich auf den Laken hin und her werfend.
@MaxCat: Vielen Dank. Schön, dass du wieder so mild gestimmt bist. (smile)
@Silent Rose: Ich freu mich schon darauf deineff zu lesen.
@Snuffkin: Ich kenn das. Hab auch immer wenig Zeit. Lieb dass du meine ff trotzdem liest.
@Maxine: (wuschel) Danke. Und ganz besonders freue ich mich, dass du in letzter Zeit auch so viel schreibst. (grins)
@Matjes: Naja, Draco kann eben schlecht über seinen Schatten springen.
@Nadja: Vielen Dank
@Tinkalili: Meine Süße. Das war ja wieder ein liebes review.
Außerdem geht mein Dank natürlich an meine beta-Leserin Jenny und an Rowling, dafür dass sie sich weigert mir die Rechte zu überlassen (grummel)
22. Berührt
Beim Frühstück am Montagmorgen sah Harry Draco nicht und das war wahrscheinlich gut so, da er sonst kaum einen Bissen hinuntergebracht hätte. Schon so war das schwer genug. Nach einigem Überlegen hatte er Dracos Oberteil unter seinen Pullover gezogen. Schließlich sah es dort niemand und der Stoff war so angenehm auf seiner Haut und erinnerte ihn an die letzte Nacht.
Ron war noch nicht aufgetaucht. Hermione saß etwas abwesend neben Harry. Ausnahmsweise las sie nicht. Dafür blickte sie alle dreißig Sekunden zur Tür und trödelte sogar beim Essen, was für Hermione äußerst ungewöhnlich war.
Als Ron schließlich verschlafen und ein wenig unordentlich gekleidet in den Raum kam, hellte sich ihre Miene auf. Es hätte nicht viel gefehlt und sie wäre aufgesprungen, um ihm entgegen zu laufen.
Ron grinste sie ein wenig verlegen an und Hermione lächelte erleichtert zurück. "Du bist also nicht mehr böse?"
Ron setzte sich neben sie und zog sie liebevoll an sich. "Wie könnte ich, nach gestern Abend?" Er vergrub sein Gesicht in ihren Haaren. "Ich hab dich heute Morgen vermisst", flüsterte er. Hermione lehnte sich glücklich an ihn.
Harry sehnte sich plötzlich danach Draco zu sehen. Er wollte unbedingt wissen, wie es heute zwischen ihnen sein würde. Auf keinen Fall würde er Draco die Oberhand gewinnen lassen. "Wir müssen los. Pflege Magischer Geschöpfe fängt gleich an", sagte er und stand auf. Hermione und Ron lösten sich widerwillig voneinander und folgten ihm.
"Oh nein", stöhnte Ron, als sie auf das Tor des Schlosses zugingen. Von der anderen Seite kam ihnen Draco entgegen, wie üblich flankiert von Zabini und Parkinson. Harrys Knie wurden weich, aber zu seiner großen Freude stockte auch Draco kurz, als er ihn sah und starrte ihn einen Moment lang an. Das Leuchten in seinen Sturm-Augen konnte sicherlich nur Harry erkennen.
Draco fing sich allerdings schnell wieder.
"Wen haben wir denn da? Gryffindors Stolz und das neue Traumpaar. Habt ihr endlich auch herausgefunden, dass euch kein anderer will?"
Hermione stand wie versteinert da und starrte Draco mit riesigen Augen an. Harry suchte fieberhaft nach einer passenden Antwort, aber sein Gehirn war wie abgeschaltet. Ron hatte zum Glück nicht dieses Problem. "Wenigstens will uns überhaupt jemand haben. Darauf kannst du lange warten!"
Harry schnappte leise nach Luft.
Draco zog nur die Augenbraue hoch. "So? Da bin ich aber anderer Meinung." Er hatte tatsächlich den Nerv, Harry zuzuzwinkern. Ron merkte zum Glück nichts davon. "Damit dich jemand anfasst, müsste dein Vater wahrscheinlich bezahlen!" schnaubte er.
Harry nahm Rons Arm. Er hatte nicht die leiseste Lust dazu, dass Ron Draco so lange reizte, bis der schließlich damit herausplatzte, dass ausgerechnet Rons bester Freund sich sosehr danach sehnte ihn zu berühren, dass er sogar nachts vor seinem Schlafsaal aufwachte. "Komm Ron, du willst doch nicht, dass er daran Schuld ist, dass wir zu Charlies Unterricht zu spät kommen, oder?" sagte er und zeigte abfällig auf Draco.
Ron warf Draco noch einen abgrundtief bösen Blick zu, legte einen Arm um Hermione und verschwand mit ihr nach draußen. Harry folgte ihnen hastig. Ron sah ihn über seine Schulter hinweg mit funkelnden Augen an. "Da siehst du, was du davon hast ihm zu helfen. Nur Undank!"
Zum ersten Mal passte Harry in Charlies Unterricht nicht auf. Ständig musste er zu Draco hinüber sehen, in der Hoffnung diesen wenigstens einmal dabei zu erwischen, wie er ihn ansah. Schließlich hatte er Erfolg. Draco, der wie immer an seinen Zaunpfahl gelehnt war, drehte seinen Kopf in Harrys Richtung. Als Harry seinen Blick auffing, drehte er sich schnell wieder weg. Harry fühlte einen kleinen Triumph in sich aufsteigen, als Draco kurz darauf wieder zu ihm hinüber sah. Harrys Lippen verzogen sich zu einem kleinen Lächeln. Er entfernte sich unauffällig von Ron und Hermione und lehnte sich an den Zaunpfahl, der Dracos am nächsten war. Jetzt waren sie etwa zehn Meter voneinander entfernt. Harry blickte starr geradeaus zu Charlie, der von den verschiedenen Rassen geflügelter Pferde erzählte, die ihr neues Thema nach Drachen waren.
Er spürte Dracos Blick. Er wusste einfach, dass der Junge zu ihm hinsah, aber er zwang sich, den Blick nicht zur Seite zu wenden. Sollte Draco doch auch mal sehen, wie es war, nicht beachtet zu werden.
Dann hatte er eine Idee. Mit einer kleinen Bewegung ließ er seine Robe etwas auseinander fallen, so dass Draco seinen Pullover sehen konnte. Er hob die rechte Hand und zog seinen Pullover ein winziges Stück nach oben, so dass Dracos Oberteil darunter hervor blitzte. Er strich mit einem Finger über den Stoff und sah zu Draco hinüber. Wie er erwartet hatte, sah der ihm fasziniert zu und hatte sogar die Lippen leicht geöffnet. Jetzt fing er Harrys Blick auf, hob eine Hand zu seinem Hals und strich mit seinen langen schlanken Fingern über die Stelle, die Harry in der Nacht geküsst hatte. Dabei ließ er seinen Blick nicht los. Harry schauderte leicht. Draco war unbeschreiblich.
Nur mit Mühe konnte er seinen Blick abwenden und wenigstens wieder so tun, als konzentriere er sich auf den Unterricht. Wegen der großen Beteiligung in Charlies Klasse fiel es zum Glück nicht auf, dass er nicht sonderlich aufmerksam war. Er fühlte sich sehr zufrieden. Draco konnte ihm genauso wenig widerstehen, wie Harry Draco. Egal was er sagte. Er würde sich nicht einfach von Harry abwenden können, auch wenn er sich das vielleicht einreden wollte. Die einzige Frage war nur, wie sie bald wieder unauffällig zusammenkommen konnten. Im wahrsten Sinne des Wortes, dachte Harry. Er zweifelte eigentlich nicht mehr daran, dass sich Draco ebenfalls danach sehnte. Er riskierte noch einmal einen Blick, im selben Moment in dem Draco ihn ansah.
"Harry!" rief Ron. "Die Stunde ist vorbei! Bist du an deinem Zaunpfahl festgewachsen?" Etwas missmutig löste sich Harry von seinem Pfahl und sah Ron an, der grinsend vor ihm stand. Hermione war noch damit beschäftigt sich ein paar Notizen zu machen. Schade, dachte Harry. Jetzt würde er Draco wohl erst beim Abendbrot wieder sehen. Und dazwischen lagen zwei langweilige Schulstunden Kräuterkunde und Magischer Schutz. "Ich bin nur ein bisschen müde, Ron", erklärte Harry und gähnte zur Bekräftigung.
"In wen bist du verliebt, Harry?" fragte Ron auf dem Weg zurück zum Schloss. Er wandte die gleiche Methode an, wie damals, als er herausfinden wollte, mit wem Hermione zum Weihnachtsball ging. Er stellte Harry immer wieder dieselbe Frage, in der Hoffnung, dass er irgendwann ohne Nachzudenken antworten würde. Harry war natürlich weit davon entfernt. Trotzdem war es ziemlich entnervend.
"Lass ihn doch endlich damit in Ruhe", stand Hermione ihm bei. "Merkst du denn nicht, dass er versucht, sich abzulenken? Wenn er darüber hinweg ist, sagt er dir wer es war, oder Harry?"
Harry nickte und kreuzte die Finger hinter seinem Rücken. Eher würde er Professor Snape küssen, bevor er Ron das erzählte.
"Charlie hat heute irgendwie müde gewirkt", wechselte Hermione das Thema. "Ist dir das auch aufgefallen, Ron?"
"Müde? Nein, ich fand er sah irgendwie . . . besorgt aus." Ron zuckte die Schultern. "Kein Wunder. Im Moment macht sich doch jeder Sorgen."
In Kräuterkunde behandelten sie viel mehr Heilkräuter als früher. Außerdem sammelten sie Zutaten für die Heiltränke, die sie in Zaubertränke brauten. In fast jedem Unterrichtsfach merkte man, dass die Zeiten düsterer geworden waren, auch wenn sich in Hogwarts zum Glück noch nicht so viel verändert hatte. Wenn er jedoch an diese Veränderungen dachte, fiel Harry jedes Mal sein Pate ein, den er schmerzlich vermisste. Es wäre schön gewesen, mit ihm reden zu können. Harry überlegte, dass er Sirius vielleicht sogar von Draco erzählen könnte. Er hatte das Gefühl, dass er ihn vielleicht ein bisschen verstehen würde. Andererseits hatte Sirius seit je her eine besondere Abneigung gegen die Slytherins. Wie Harry ja eigentlich auch. Aber seine Zuneigung zu Draco war stärker. Er seufzte leise und häufte etwas Erde über seine Alraune. Auf jeden Fall wäre es schön, wenn Sirius sich endlich nicht mehr verstecken müsste. Dieses verfluchte Ministerium.
In Magischer Schutz spielte er Schiffe versenken mit Ron, während Arabella Figg auf der Suche nach ihrer zweiten Lesebrille war. Während die Ravenclaws sich mühsam zusammenrissen und so interessiert wie möglich nach vorne sahen, waren die Gryffindors entweder in Gedanken versunken oder tuschelten leise miteinander. Nur Hermione bildete mal wieder die Ausnahme. Sie saß hoch aufgerichtet da, den Blick aufmerksam nach vorne gerichtet und umklammerte ihre Feder, mit der sie jedes Wort das Professor Figg sagte (und, das nicht ihre Katzen oder diverse verlorene Gegenstände betraf) in ihr Heft schrieb. Nach der Stunde ging sie sogar nach vorne zu ihr ans Pult, um sie etwas zu fragen, während der Rest der Klasse erleichtert flüchtete.
Ron und Harry warteten vor dem Klassenraum auf sie. "Wie kannst du dich nur für dieses Fach interessieren?" fragte Harry. "Es ist sterbenslangweilig."
"Das finde ich überhaupt nicht. Wenn ihr euch mal ein bisschen mit Talismanen auseinander setzen würdet, würdet ihr sehen, dass sie viel mehr verbergen, als man auf den ersten Blick sieht. Genau das gleiche gilt meiner Meinung nach für Arabella Figg. Ihr unterschätzt sie." "Ja, natürlich", murmelte Ron. "Wer weiß was sich alles hinter diesen trüben kurzsichtigen Augen verbirgt."
Für den Abend hatte sie Charlie zu sich in Hagrids Hütte eingeladen. Harry freute sich darauf. Es erinnerte ihn daran, wie sie früher oft Hagrid besucht hatten.
Beim Abendessen sah er Draco nur ganz kurz, da dieser gerade mit seinem Gefolge den Raum verließ, als Harry eintraf. Es reichte gerade um einen kurzen Blick auszutauschen, aber schon das hob Harrys Stimmung enorm.
Nach dem Abendbrot hatten sie für eine Stunde das Quidditch-Feld gebucht. Da die Slytherins nach einer kurzen Unterbrechung, verursacht durch Dracos kurzzeitiges Quidditch-Verbot, auch wieder trainierten, mussten sie für jede Minute dankbar sein, die sie in Ruhe üben konnten.
Als sie nach dem Training aus der Umkleidekabine kamen, kam Oliver zu Harry und Ron herüber. Er sah ernst und ein bisschen besorgt aus. "Ihr müsst ab Donnerstag ohne mich trainieren", sagte er. "Ich habe mir frei genommen. Ich fahre zu Percy. Ihm geht es nicht gut." "Was ist denn los?" fragte Ron alarmiert.
"Es gibt ständig Ärger im Ministerium. Er arbeitet nur noch da, weil Dumbledore einen Informanten braucht, aber es macht ihn völlig fertig. Er war so geschafft am Wochenende." Oliver strich sich durch die Haare. "Ich will einfach zu ihm. Mittwochabend fahre ich los." "Okay", sagte Harry. "Das verstehen wir natürlich." Oliver nickte.
"Danke, dass du dich so um ihn kümmerst", sagte Ron gerührt. Oliver lächelte traurig. "Ich könnte gar nicht anders."
Hermione kam zu ihnen herüber und sie machten sich auf den Weg zu Charlie. Es dämmerte bereits und Harry war seltsam erleichtert, als sie die Hütte erreichte. Natürlich hätte er das vor Ron und Hermione nicht zugegeben, aber aus irgendeinem Grund fühlte er sich heute Nacht unwohl in der Dunkelheit.
Charlie hatte Tee gekocht und es gab sogar Kekse. Allerdings waren sie aus der Hogwarts-Küche und waren, im Gegensatz zu Hagrids essbar.
Das Feuer im Kamin prasselte, es roch nach Wald und Harz und im Gegensatz zu der Novemberkälte draußen, war es angenehm warm und gemütlich. Ron und Hermione hatten sich in Hagrids großen Sessel aneinandergekuschelt, Charlie saß am Tisch und Harry hockte auf dem Teppich vorm Kamin.
"Hast du gehört, dass es Percy nicht so gut geht?" fragte Ron.
Charlie schüttelte den Kopf. "Aber es ist kein Wunder. In seiner Position möchte ich jetzt auch nicht sein." Er stützte den Kopf in die Hände. "Im Moment geht es wohl niemandem gut. Es ist so viel dunkler geworden . . . und kälter."
Ron sah seinen Bruder überrascht an. "Charlie? Ist mit dir alles in Ordnung?"
"Ja, es ist alles in Ordnung Ron", murmelte Charlie, sah aber nicht auf. "Ich denke im Moment nur oft darüber nach, was noch passieren wird. Ich weiß auch nicht warum, aber plötzlich muss ich ständig wieder an diesen Kampf in Rumänien denken." Charlie schüttelte den Kopf, als wolle er die Erinnerung loswerden. Ron stand auf und wollte zu ihm gehen, als ein Furcht einflößendes Zischen von draußen ertönte und dann ein zwar nicht besonders lautes, aber aggressives Knurren. Hermione schrie leise auf und Harry zuckte zusammen.
"Vesta!" rief Charlie und sprang auf. "Ich muss sie reinholen. Sie weigert sich in letzter Zeit draußen zu schlafen." Er stürmte nach draußen. Durch die Tür kam ein kalter Luftzug herein. Harry fröstelte. Es musste plötzlich unerträglich kalt draußen sein. Ihm liefen Schauer über den Rücken und er war froh, als Charlie mit Vesta wieder erschien und die Tür hinter sich zuschlug. Charlie ließ Vesta an ihrer Leine auf den Boden nieder. Sie lief unruhig im Raum auf und ab und zischte leise zum Fenster hin. Erst nach einer Weile beruhigte sie sich und rollte sich auf dem Boden an einer Wand zusammen. Charlie band ihre Leine um einen Pfosten.
"Ist das nicht zu gefährlich, sie hier drin zu haben?" fragte Ron besorgt. Charlie schüttelte den Kopf. "Sie ist ein ungewöhnlich sanfter Drache:" Er sah sie liebevoll an. "Außerdem fühle ich mich wohler, wenn sie hier drin ist", fügte er zögernd hinzu. Er sah misstrauisch aus dem Fenster. Ron war sehr still auf dem Weg zurück zum Schloss. Hermione nahm liebevoll seine Hand. "Ist alles in Ordnung?"
Ron sah auf. "Charlie war so anders heute Abend. Ich habe ihn noch nie so gesehen. Er ist sonst immer optimistisch. Sogar, als er gerade im Kampf verletzt worden war. Erinnerst du dich Harry?"
Harry nickte. Charlie war heute tatsächlich anders gewesen als sonst. Unruhiger und . . . trauriger. Harry fühlte sich selbst seltsam hoffnungslos. Wieso musste es so sein? Wieso musste es so vielen Menschen schlecht gehen? Wieso waren so viele in Gefahr? Es war genau wie Charlie gesagt hatte. Es wurde kälter und dunkler.
Er sehnte sich plötzlich danach Draco fest zu halten. Einfach um seine Wärme zu spüren, einfach um jemandem nahe zu sein. Vielleicht würde ihm dann alles nicht mehr so hoffnungslos vorkommen. Er seufzte leise.
Während sie sich dem Schloss näherten, wurde seine Stimmung allerdings etwas besser. Die hellen Fenster sahen so einladend aus und der Gedanke gleich im Gryffindor -
Gemeinschaftsraum zu sein erfüllte ihn mit Vorfreude. Plötzlich war der Gedanke im warmen Schloss und nicht mehr in dieser ungewissen Dunkelheit zu sein, so verlockend, dass er zu rennen begann. Hermione und Ron rannten fast im selben Moment los. Zu dritt stürmten sie die Strecke zum Schloss hoch, als würden sie verfolgt. Harry kam als erster an. Er riss die Tür auf und sie zwängten sich alle gleichzeitig hindurch.
Sie schlugen erleichtert die schwere Eichentür hinter sich zu und lehnten sich dagegen. Ron und Harry grinsten sich ein wenig verlegen an. Schließlich waren sie gerade wie zwei Kinder vor der Dunkelheit geflohen.
Auf dem Weg zurück zum Gemeinschaftstraum versank Harry in Gedanken darüber, was mit Charlie los sein konnte. Es stimmte, selbst kurz nach seinem Kampf war er in besserer Stimmung gewesen als jetzt. Er wirkte irgendwie . . . verändert.
"Oh nein, nicht schon wieder die Slytherins!" Rons Stimme riss Harry aus seinen Gedanken. Und tatsächlich: Vor ihnen waren Draco, Pansy und Blaise aufgetaucht und kamen ihnen mit festen Schritten entgegen.
Ron stemmte die Arme in die Seiten. "Was wollt ihr hier?"
Harry sah Draco an, Draco sah Harry an.
Keiner reagierte auf Rons Bemerkung. Harry fühlte unter Dracos Blick Wärme in sich aufsteigen. Er hatte plötzlich eine unglaubliche Sehnsucht danach ihn zu berühren. "Wir haben das gleiche Recht wie ihr hier zu sein", sagte Pansy schließlich spitz.
"Ist es euch in euren hässlichen Kerkern zu ungemütlich geworden?" fragte Ron höhnisch. Zabini und Parkinson blickten erwartungsvoll Draco an. Der riss seinen Blick von Harry los und drehte den Kopf wie in Zeitlupe zu Ron. "Wenn ich in so einem Loch leben würde, wie du mit deiner Familie, wäre ich vorsichtig damit, was ich sage."
Zur Überraschung aller stürzte sich Harry plötzlich wie eine Raubkatze auf Draco. Draco war so überrascht, dass er tatsächlich nach hinten stürzte. Bevor sie auf dem Boden aufkamen hatte Harry seinen Arm schützend um Draco gelegt, so dass er fast sanft landete. Im nächsten Moment setzte er sich allerdings auf und prügelte haltlos auf ihn ein. Draco wehrte sich nicht, sondern blieb einfach bewegungslos unter ihm liegen. Harry fühlte plötzlich, wie er im Schutz seiner Robe, eine Hand an Harrys Bein entlang gleiten ließ. Es fühlte sich so gut an, dass Harry alle seine Willenskraft zusammen nehmen musste, um es wie einen Kampf aussehen zu lassen. Er ließ seine Hände auf Dracos Oberkörper sinken.
Die vier anderen sahen schockiert zu und reagierten überhaupt nicht. Harry legte seine Hände um Dracos Hals und nur Draco bemerkte, dass er seine Finger dabei zärtlich über die empfindliche Haut gleiten ließ. Draco schloss die Augen und Harry schnappte nach Luft, als er bemerkte, wie erregt Draco aussah. Sogar seine Wangen waren ganz leicht gerötet. Wahrscheinlich war es ein Glück, dass Zabini Harry in dem Moment zurückriss. Auch wenn Harry ihn dafür hätte umbringen können. Er schlug wütend um sich. "Lass mich gefälligst los!"
Draco rappelte sich mit Pansys Hilfe benommen auf. Hermione und Ron befreiten Harry von Zabini und zogen ihn unter wüsten Beschimpfungen von Pansy in Richtung des Gemeinschaftsraumes.
"Was sollte das?" fragte Ron verwirrt. "Malfoy hat wirklich schon schlimmere Sachen gesagte und plötzlich gehst du auf ihn los wie ein Berserker!"
"Ich konnte es einfach nicht mehr aushalten", murmelte Harry. Er fing Hermiones Blick auf und wurde rot. "Seine blöden Sprüche immer."
Harry fragte sich selbst, was in ihn gefahren war. Er hatte Draco einfach berühren müssen und das war die einzige Möglichkeit gewesen. Mit einem Schauder dachte er an Dracos Hand auf seinem Bein. Obwohl er eine Jeans trug, hatte er die einzelnen Finger genau gefühlt, die langsam nach oben glitten. Harry schluckte. Er wollte jetzt so schnell wie möglich in sein Bett und alleine sein.
Er gähnte. "Ich gehe ins Bett. Ich will schließlich nicht morgen während des Unterrichts einschlafen", murmelte er und stürmte die Treppe zu den Schlafräumen hoch. Endlich im Bett wanderten seine Hände über seinen Körper. Er brauchte nur an Dracos Gesichtsausdruck denken, als er über seinen Hals gestreichelt hatte, um Schmetterlinge in seinem Bauch zu fühlen. Sehr große und wilde Schmetterlinge. Seine Hände waren nicht Dracos, aber mit ein wenig Fantasie konnte er diese wunderbar kühlen geschickten Finger auf seiner Haut fühlen. Er dachte daran, wie Draco sich auf den Laken wand, wenn er ihn berührte und ihm wurde heiß. Seine Hände wanderten tiefer. Er flüsterte leise Dracos Namen. Mit diesem Bild vor sich brauchte er nicht lange, um auf die Spitze zu kommen und mit dem Gedanken, dass Draco vielleicht gerade dasselbe tat, kam er, sich auf den Laken hin und her werfend.
