Mal wieder ganz lieben Dank für eure reviews. Ich hab mich unheimlich gefreut.

@Tinkalili: Dir auch alles Liebe. Ich schreibe wirklich meistens nachts. Erstens hab ich ja tagsüber Uni und zweitens geht's nachts am besten.

@MaxCat: Vielen Dank für das doch so lange review. Hoffe, du hast noch alles geschafft!

@kleinerSchnatz: Danke, das ist schön.

@Matjes: Tja, das kam eigentlich ganz spontan beim Schreiben. Schön, dass es dir gefiel.

@Jacky: Vielen Dank. Schön, dass du meine story kawaii findest. (grins)

@Maxine: (zurückknuschel) Hoffe du hattest ein schönes WE. Vielen Dank für das Lob.

@gnufi: Danke, dass du dich zu einem review aufgerafft hast. Ich freu mich unheimlich.

@yvymaus: Na klar, hier ist schon das nächste Kapitel!

Disclaimer: Na ratet mal, wer so genial war, das alles zu erfinden. Ihr kennt sie alle . . . genau, unsere liebe Rowling.

Vielen Dank an Jenny, meine Betaleserin

23. Keine gute Idee

Harry konnte sich nicht daran erinnern, dass er sich in seiner gesamten Schulzeit jemals auf die Zaubertränke Stunde gefreut hätte. Aber genau das tat er, als er am Mittwochabend mit Ron und Hermione auf dem Weg von der Großen Halle zum Gemeinschaftsraum war. Die letzten zwei Tage lang hatte er Draco kaum gesehen, obwohl er ständig nach ihm Ausschau hielt. Am liebsten wäre er jeden Morgen um sechs aufgestanden, da er wusste, dass Draco immer sehr früh in der Großen Halle zum Frühstück war. Aber er wollte nicht, dass Ron Verdacht schöpfte. Deswegen hatte er Draco nur ein Mal beim Mittagessen gesehen und auch da hatten sie nur einen schnellen Blick austauschen können. Immerhin hatte Draco ebenfalls ziemlich frustriert ausgesehen. So wie Harry sich fühlte.

Genau aus dem Grund war er froh, dass er Draco am nächsten Morgen endlich wieder sehen würde. Vielleicht würde er die Gelegenheit haben ihn wenigstens kurz zu berühren, oder sie konnten sogar einen Treffpunkt ausmachen. Bei dem Gedanken daran klopfte sein Herz schneller.

Er stockte, als er hinter Hermione durch das Portraitloch kroch. Oliver Wood lag auf dem Sofa vor dem Kamin. Er hatte die Augen geschlossen und wirkte wie weggetreten. Eine Hand hatte er in die Polster gekrallt. Vor ihm standen Fred und George und sahen etwas betreten auf ihren früheren Quidditch-Kapitän hinab.

Harry stürmte erschrocken auf Oliver zu und kniete vor dem Sofa nieder. "Was ist mit dir?" fragte er besorgt.

Oliver wand sich gequält. "Ich bin so blöd", stöhnte er. "Ich war mit seinen Gedanken so weit weg, dass ich tatsächlich eines ihrer Bonbons gegessen habe."

Harry sah Fred und George völlig entsetzt an. "Habt ihr ihn vergiftet?"

"Wie konntet ihr das tun!" schrie Ron. "Was habt ihr ihm gegeben?"

"Beruhigt euch", sagte George beschwichtigend.

"Ihm geht es nicht schlecht", fügte Fred hinzu.

"Stimmt das Oliver?" fragte Harry und legte eine Hand auf Olivers Stirn. Sie fühlte sich ziemlich heiß an.

"Ja", flüsterte Oliver. "Es ist ein schönes Gefühl und ich sehe überall Farben." Er stöhnte leise. "Aber wie soll ich denn bitte so zu Percy kommen? Ich kann überhaupt nicht aufstehen. Ich habe meinen Zug bereits verpasst und der nächste fährt erst Morgen früh."

"Kannst du nicht apparieren?" fragte Hermione mitleidig.

Oliver schüttelte gequält den Kopf. "Ich habe die Prüfung noch nicht gemacht . . . Oh diese Farben. Es ist wunderschön . . ." Er presste die Hände vor die Augen. "Sobald ich mich wieder unter Kontrolle habe, bringe ich euch beide um Fred und George."

"Wie konntet ihr so etwas tun?" brüllte Ron seine Brüder an. "Es herrscht Krieg, Percy geht es schlecht und ihr habt nur Mist im Kopf?"

"Es tut uns ja Leid", sagte Fred ungewöhnlich zerknirscht. "Wir hatten echt nicht vor Oliver davon abzuhalten, zu Percy zu fahren."

"Sollen wir Percy benachrichtigen?" fragte Harry.

"Nein, er weiß gar nicht, dass ich kommen wollte. Ich hatte vor ihn zu überraschen", flüsterte Oliver. "Ich wäre so gern schon heute Abend bei ihm gewesen. Hoffentlich geht die Wirkung bis Morgen weg, dann nehme ich den ersten Zug. Aahh . . ."

"Seht ihr jetzt mal, was ihr anrichten könnt?" fragte Ron wütend. "Wenn so etwas noch einmal passiert, dann werde ich es McGonagall melden. Irgendwann werdet ihr mit eurem Zeug noch jemanden umbringen."

Hermione nahm besänftigend Rons Arm. "Geh Oliver eine Decke holen. Sieht so aus, als müsste er heute hier schlafen. Ron warf seinen Brüdern noch einen wütenden Blick zu und lief dann zur Treppe.

Fred sah ihm nach. "Meine Güte, der redet ja schon genau so schlimm wie Percy." "Hört endlich auf, schlecht über Percy zu reden", schrie Oliver wütend. Er machte einen Versuch sich auf dem Sofa aufzurichten, fiel aber stöhnend wieder zurück. "Ich bring euch um."

"Und dir geht es wirklich nicht schlecht?" fragte Hermione besorgt.

"Nein. Ich fühle mich nur ein wenig schwach." Oliver legte eine Hand über seine Augen. "Und mir ist schwindelig von den ganzen Farben."

Ron tauchte mit einer Decke auf, die er fürsorglich über Oliver breitete. "Morgen geht es dir bestimmt so gut, dass du zu Percy fahren kannst", sagte er freundlich. Dann sah er seine Brüder noch einmal strafend an. "Ihr zwei seid wirklich gemeingefährlich."

Zwei Stunden später lag Harry in seinem Bett und konnte nicht einschlafen. Er wälzte sich auf seinen Laken herum. Percy und Oliver. Irgendwie hatte damals alles angefangen. In diesem Sommer im Fuchsbau war Harry zum ersten Mal die Idee gekommen, dass man sich auch als Junge in einen Jungen verlieben konnte. Natürlich hatte er damals noch nicht im Traum an Draco Malfoy gedacht. Oder doch? Schließlich hatte er schon damals auf ihrem Nachtflug den Kopf an Dracos Schulter gelegt und sich gewundert wie gut sich das anfühlte. Aber erst später war ihm die Idee gekommen, was das bedeuten konnte.

Draco. Es war kaum zu entscheiden was die Sache am meisten verkomplizierte. Dass Draco auch ein Junge war? Oder, dass er aus Slytherin war? Oder, dass er ein Malfoy war?

Komischerweise hatte Harry das Gefühl, dass die Tatsache, dass er männlich war tatsächlich das kleinste Problem war. Olivers und Percys Beziehung funktionierte ja scheinbar auch gut. Harry rollte sich auf die andere Seite. Er konnte einfach nicht einschlafen. Zwei Mal hatte er bislang neben Draco geschlafen und er vermisste es höllisch. Wenn er an Draco gekuschelt war schien auf einmal alles einfach. Es war warm und beruhigend und er hatte keine Angst vor Alpträumen oder anderen Dingen.

Jetzt fror er. Er glaubte nicht, dass es besonders kalt im Raum war, aber er vermisste die tröstliche Wärme eines Körpers neben seinem. Nie hätte er gedacht, dass man sich so schnell daran gewöhnen konnte, neben jemandem zu schlafen.

Er lauschte auf Rons leise Atemzüge vom Bett gegenüber, die ihn ein wenig beruhigten. Allerdings durfte er überhaupt nicht darüber nachdenken, was Ron tun würde, wenn er wüsste, nach wem Harry sich gerade sehnte. Harry wälzte sich unruhig im Bett herum. Ron durfte das einfach nie erfahren. Er spielte so eine wichtige Rolle in Harrys Leben und er war sich sicher, dass ihre Freundschaft beendet sein würde, wenn Ron bescheid wusste. Aber wie lange konnte er es vor Ron verbergen? Manchmal hatte er schon befürchtet, dass Ron seine auf Draco gerichteten sehnsüchtigen Blicke bemerkt hatte, aber wahrscheinlich war die ganze Sache für Ron so unvorstellbar, dass ihm der Gedanke nicht einmal kam. Er war sich todsicher, dass Harry in ein Mädchen verliebt war.

Morgen würde er endlich Draco wieder sehen. Dafür nahm er sogar eine Zaubertränke Stunde in Kauf. Wenn ihm vor einem Jahr jemand erzählt hätte, dass er sich nach Draco Malfoy sehnen würde, hätte er ihn wahrscheinlich ausgelacht. Seufzend schloss Harry die Augen und sehnte den nächsten Tag herbei.

Oliver war bereits verschwunden, als sie am nächsten Morgen in den Gemeinschaftsraum kamen. Scheinbar hatte er tatsächlich den ersten Zug genommen. Die Decke, unter der er geschlafen hatte, lag unordentlich auf dem Boden. Er musste wohl in aller Eile aufgebrochen sein. Harry war erleichtert, dass es ihm wieder besser ging.

Er fröstelte auf dem Weg zur Großen Halle. Man merkte, dass es Winter wurde. Allerdings kam es ihm so vor, als sei es im Schloss dieses Jahr kälter als sonst. Er schlang die Arme um seinen Körper. Ron und Hermione die einen Schritt vor ihm gingen waren fest aneinander gedrückt. Sie schienen ebenfalls zu frieren.

Draco war leider schon nicht mehr da, aber immerhin würde er ihn gleich wieder sehen. Harry goss sich einen Becher heiße Schokolade ein. Mehr brachte er heute nicht herunter.

"Zwei Stunden Zaubertränke und auch noch mit den Slytherins", murmelte Ron unglücklich. "Hoffentlich geht das schnell vorbei."

Hermione streichelte aufmunternd seine Hand. "Dafür haben wir danach Pflege Magischer Geschöpfe bei Charlie."

Harry wartete ungeduldig, bis seine Freunde mit dem Frühstück fertig waren. Ausnahmsweise konnte er es mal nicht abwarten, zum Zaubertränkeraum zu kommen. Natürlich durfte er sich das vor Ron nicht anmerken lassen, also versuchte er nicht zu ungeduldig zu wirken und nicht mit den Fingern auf die Tischplatte zu trommeln. Erleichtert sprang er auf, als Ron endlich aufstand. Er lief voran zu Snapes Klassenraum.

Dracos Blick traf ihn sofort als er eintrat. Eine Sekunde sahen sie sich in die Augen und ein Prickeln lief Harrys Wirbelsäule hinab. Wenn er doch Draco nur kurz berühren könnte . . . Aber daran war nicht zu denken. Der Klassenraum war schon von mehreren Schülern bevölkert, Unter ihnen Blaise und Pansy, die mit Adleraugen über Draco wachten. Harry setzte sich so, dass er wenigstens ab und zu unauffällig einen Blick in Dracos Richtung werfen konnte. Draco saß wie immer in der ersten Reihe und Harry setzte sich ein paar Tische weiter. Nach und nach füllte sich der Klassenraum und der Lautstärkepegel hob sich. Draco unterhielt sich mit Zabini, aber Harry fühlte seine Augen auf sich gerichtet. Er musste mittlerweile nicht einmal hinsehen, um zu wissen, wann Draco ihn beobachtete. Er merkte es an dem Kribbeln das seine Wirbelsäule hinab lief.

Nach einer Weile wurde es wieder ruhiger im Raum und die Schüler sahen neugierig zur Tür. Snape war zu spät. Er kam eigentlich nie zu spät. Zwar wartete er immer, bis alle Schüler in der Klasse waren, um dann eindrucksvoll durch die Tür zu stürmen, aber wirklich zu spät war er noch nie gekommen. Der Unterricht sollte bereits vor zehn Minuten begonnen haben. Schließlich öffnete sich die Tür, allerdings nicht mit dem gewohnten Knall, sondern langsam und gesittet. Und statt Snape erschien Professor Sprout, ihre Kräuterkunde Lehrerin.

"Guten Morgen", sagte sie freundlich und stellte sich hinter das Pult. "Es tut mir sehr Leid, ihnen mitteilen zu müssen, dass Professor Snape verhindert ist. Er musste wegen einer . . . nun, dringenden Angelegenheit die Schule plötzlich verlassen."

Während die Gryffindors erfreut aufsahen machten die Slytherins enttäuschte Gesichter. Harry sah schnell zu Draco. Auf den ersten Blick schien er keinerlei Reaktion zu zeigen. Er saß mit ausdruckslosem Gesicht und wie immer sehr aufrecht da, aber Harry kannte ihn mittlerweile zu gut, um sich davon täuschen zu lassen. Wenn man Dracos Malfoys Emotionen erkennen wollte, musste man ihm nur in die Augen sehen. Wenn er sich über etwas freute glänzten sie wie Quecksilber, wenn er wütend war, schossen kleine Blitze aus ihnen und wenn er traurig war, oder ihn etwas bedrückte, wurden sie dunkler, genau wir jetzt.

"Ich werde ihn kurzfristig vertreten, bis . . . nun bis wir wissen, was weiter geschieht", verkündete Professor Sprout. "Wer von ihnen kann mir sagen, wo sie stehen geblieben waren? Ja, Miss Granger?"

"Wir haben in den letzten Stunden alle Zutaten für den Dolor Levarus Trank vorbereitet und ich denke wir sollten ihn in dieser Stunde in Partnerarbeit brauen", erklärte Hermione bereitwillig.

"Ah, sehr gut. Dann suchen sie sich bitte einen Partner . . ." Sofort entstand Unruhe im Raum, als jeder versuchte zu seinem bevorzugten Partner zu gelangen. Professor Sprout hob die Arme. "Ich bitte sie, setzen sie sich wieder! Dann werden wir es eben anders machen. Ich rufe sie nacheinander auf und sie sagen, mit wem sie zusammen arbeiten möchten. Fangen wir in der ersten Reihe an."

Harry wartete gelangweilt, mit wem er zusammen arbeiten würde. Hermione, die natürlich in der ersten Reihe saß würde selbstverständlich Ron wählen. Wenn er Pech hatte würde er mit Neville zusammenarbeiten müssen.

"Harry Potter."

Harry sah überrascht auf, als er Draco seinen Namen nennen hörte. Die Slytherins grinsten ihn schadenfroh an und Ron warf ihm einen mitleidigen Blick zu. Hermione wurde rot und sah schnell in die andere Richtung. Harry stand völlig perplex auf und ging, unter den höhnischen Blicken der Slytherins zu Dracos Pult hinüber. Draco lächelte hämisch, aber seine Augen leuchteten. Nur Harry wusste, dass Draco ihn gewählt hatte, um in seiner Nähe zu sein. Das ließ sein Herz schneller schlagen. Etwas benommen ließ er sich neben Draco auf die Bank sinken und musste sich zurückhalten, um ihn nicht anzulächeln.

Draco stand auf, um die bereits vorbereiteten Zutaten für den Trank zu holen, während Harry seine Messgeräte auf dem Tisch ausbreitete. Er sah stumm zu, wie Draco sorgfältig die Gänseblümchenwurzeln, die gestampften Mohnblüten, das kostbare geraspelte Horn eines Rumänischen Langhorns, den Alraunensaft, den Königskerzenextrakt und die anderen Zutaten auf dem Tisch ordnete. Es sah aus wie ein kleines Ritual und Draco war hochkonzentriert. Harry überlegte kurz, ob er vielleicht in Zaubertränke immer versagte, weil auf seinem Tisch grundsätzlich ein Riesendurcheinander herrschte. Bei Draco hatte alles einen genauen Platz und seine geschickten Hände schienen genau zu wissen, wie sie mit den Zutaten umgehen mussten. Es machte fast Spaß, ihm dabei zuzusehen.

Draco sah auf und schenkte Harry ein winziges kurzes Lächeln. Harry wurde warm. Er nahm sein Pergament und seine Feder.

"Wie geht es dir?" schrieb er und schob den Block zu Draco.

Draco sah Harry an und zuckte leicht die Schultern.

"Das mit Snape tut mir leid", schrieb Harry.

Draco nahm ebenfalls seine Feder in die Hand. "Ist schon gut", schrieb er.

Harry lächelte ihn leicht an. Draco senkte seine Feder noch einmal auf das Pergament. "Ich wäre gerne mal wieder mit dir allein."

Harry wurde rot und fühlte seinen Atem schneller werden. Gerade wollte er eine Antwort schreiben, als Draco ihn plötzlich anfuhr. "Mensch, pass doch auf Potter! Bist du denn zu gar nichts fähig?"

Harry blickte erschrocken auf und sah Draco verletzt an. In dem Moment bemerkte er plötzlich, dass die halbe Klasse sie beobachtete und natürlich auf die gewohnten Feindseligkeiten wartete. Schnell verdüsterte er seinen Blick. "Schließlich habe ich dich nicht gebeten, mit mir zusammen zu arbeiten", zischte er. "Hättest ja auch einen deiner blöden Anhänger nehmen können."

"Ja, deine Anhänger amüsieren sich ja mittlerweile köstlich ohne dich!" sagte Draco giftig. Harry wollte gerade etwas erwidern, aber das Wort blieb ihm im Hals stecken, als er Dracos schlanke Hand auf seinem Knie fühlte. Erschrocken hielt er die Luft an. Zum Glück waren sie durch die Bank und den Tisch vor Blicken geschützt.

Dracos Hand wanderte langsam höher und Harry hoffte inständig, dass jetzt niemand eine schlagfertige Antwort von ihm erwartete. Er fühlte sich nämlich zu keiner Reaktion mehr fähig. Es war ein Glück für ihn, dass er in dem Moment einen strengen Blick von Professor Sprout auffing, so dass die Klasse annehmen konnte, er sei aus diesem Grund verstummt.

Draco fuhr fort ihn mit der linken Hand zu streicheln, während er scheinbar ohne Probleme dem Unterrichtsgeschehen folgte. Er machte sich sogar mit der rechten Hand Notizen und maß zwischendurch ein paar Zutaten ab. Seine linke Hand brachte währenddessen unter dem Tisch Harry zur Weißglut. Er stützte seinen Kopf in eine Hand und hoffte, dass niemand auf seine geröteten Wangen achtete. Er konnte sich auf nichts anderes konzentrieren, als auf Dracos Hand auf seinem Oberschenkel.

Es war wirklich ein Glück, dass Draco in Zaubertränke so gut war, dass er auch ganz ohne Harrys Hilfe den Trank als erster in der Klasse fertig hatte. Mit einer nonchalanten Bewegung fügte er die letzte Prise Morgentaumehl hinzu und über Harry Lippen drang ein winziges Stöhnen, als die Hand unter dem Tisch sich gleichzeitig noch ein Stückchen nach oben schob und fast seinen Schritt erreichte. Wie konnte Draco nur so skrupellos sein? Andererseits war diese Stimulierung vor allen anderen so erregend, dass Harry sich am liebsten einfach hinübergelehnt hätte, um Draco zu küssen.

Wenn nicht plötzlich überall Schüler aufgestanden wären, hätte er gar nicht bemerkt, dass die Stunde bereits vorbei war. Nach einem letzten sanften Druck verschwand Dracos Hand von seinem Bein.

Harry sah gerade rechtzeitig vom Tisch auf, um zu sehen, wie Draco den Tiegel mit Königskerzenextrakt umstieß. Das klebrige Zeug lief über den Tisch und ergoss sich auf den Boden des Klassenraumes. Draco hatte noch nie etwas umgestoßen. Dazu war er viel zu geschickt. Ein Blick in seine zufrieden blitzenden Augen verriet Harry, dass er es absichtlich getan hatte.

"Was ist passiert?" fragte Professor Sprout ärgerlich, als sie die Schweinerei auf ihrem Tisch sah.

"Potter hat den Tiegel umgeworfen", sagte Draco genüsslich.

Harry sah ihn sprachlos an. Professor Sprout runzelte die Stirn. "Nun, sie werden beide hier bleiben um das weg zu putzen. Und zwar ohne Magie. Das wird sie lehren mit ihren Zutaten sorgfältiger umzugehen."

"Soll ich auf dich warten, Harry?" fragte Ron mitleidig.

"Nein, ist schon okay", sagte Harry. "Geh nur, wir sehen uns beim Mittagessen."

Hermione nahm Rons Hand und die beiden verschwanden als letzte aus der Klasse. Harry und Draco waren alleine.

"Musste das sein?" fragte Harry.

Draco grinste. "Immerhin sind wir alleine, oder?"

"Aber musstest du unbedingt mir die Schuld geben?"

"Ich mache es wieder gut." Mit einer Bewegung seines Zauberstabs hatte Draco den Königskerzenextrakt beseitigt. Wie immer kümmerte er sich nicht besonders um Verbote. Im nächsten Moment hatte er seine Arme um Harry geschlungen und küsste ihn. Harry taumelte rückwärts und stieß gegen ihren Tisch. Als Dracos Zunge seine Lippen teilte und von seinem Mund Besitz ergriff, ließ er sich auf die Tischplatte zurücksinken und zog Draco mit sich. Draco lag halb über ihm und hatte ein Knie zwischen seinen Beinen. Harry schnappte nach Luft und krallte die Hände in Dracos Roben. Endlich konnte er ihn wieder fühlen und festhalten.

"Warum bist du am Montag auf mich losgegangen?" flüsterte Draco atemlos.

"Weil ich dich spüren wollte", murmelte Harry gegen seinen Mund.

"Ja, ich dich auch. Du fühlst dich so gut an." Draco vergrub seine Hände in Harrys Haaren und senkte seine Lippen auf dessen Hals. Harry bog erwartungsvoll seinen Kopf nach hinten. In dem Moment wurde Draco plötzlich mit einem Ruck von ihm weggerissen. Einen Moment fühlte Harry nur eine Welle der Enttäuschung über den Verlust durch seinen Körper fließen. Dann schlug er benommen die Augen auf und wünschte sich er hätte das nicht getan, als er in Rons wutentbranntes Gesicht sah.

"Ich wusste doch, dass es besser ist, wenn ich zurückkomme. Ich hätte dich nie mit diesem Fiesling allein lassen dürfen!" zischte er und bevor Harry irgendetwas tun oder sagen konnte landete Rons Faust hart in Dracos Gesicht. Der Schlag kam so unerwartet, dass Draco sofort zu Boden ging. Ron trat ihm hart in den Magen und Draco stöhnte auf.

"Das wird dir eine Lehre sein Malfoy, uns endlich in Ruhe zu lassen. Harry hatte Recht, du hast uns wirklich lange genug gequält. Was fällt dir ein, auf ihn los zu gehen? Immerhin hat er dir vor kurzem sogar geholfen!"

Endlich war es bis in Harry Gehirn vorgedrungen was los war. "Ron, hör auf!" schrie er entsetzt und sprang auf. "Draco hat mir nichts getan!"

"Was?" fragte Ron verständnislos und hielt inne. "Aber . . ."

"Verstehst du es immer noch nicht, Weasley?" kam Dracos erstickte Stimme vom Boden. "Wir haben uns geküsst."

Ron hob langsam den Blick und sah Harry an. Als er keinen Widerspruch in dessen Augen sah taumelte er rückwärts. Seine Augen waren weit vor Entsetzen. Er sah so verloren und verzweifelt aus, dass Harry am liebsten doch noch alles zurückgenommen hätte. Aber es war zu spät. Die Erkenntnis hatte Ron getroffen wie ein Holzhammer.

"Es tut mir leid", flüsterte Harry.

Mit einem erstickten Geräusch sank Ron auf den Boden nieder. Harry sah verstört zwischen Ron und Draco hin und her. Er konnte sich nicht entscheiden, zu wem er gehen sollte. Um wen sollte er sich zuerst kümmern? Sie sahen beide so elend aus und er wusste einfach nicht was er tun sollte. "Hilfe", flüsterte er.

In dem Moment kam Hermione durch die Tür gefegt. "Oh nein, ich hab's geahnt" stöhnte sie und war mit wenigen Schritten bei Ron. Besorgt ließ sie sich neben ihn fallen und schloss den leichenblassen Jungen in ihre Arme. "Das hast du ja toll hingekriegt!" fuhr sie Harry an, der im selben Augenblick neben Draco niederkniete.

Draco lächelte ihn etwas gequält an. Blut lief aus seiner Nase und seine Lippe war aufgesprungen. "War vielleicht doch keine so gute Idee."

Harry half ihm auf. "Du musst zu Madam Pomfrey. Ich bringe dich hin."

"Das ist auch keine gute Idee. Es reicht mir mich heute einmal zusammenschlagen zu lassen. Ich möchte nicht auch noch deinen restlichen Freunden oder Blaise und Pansy begegnen, während du mich im Arm hältst."

Harry ließ Draco trotzdem nicht los. "Schaffst du es denn?"

Draco hatte schon wieder seine alte Beherrschung zurück erlangt. "Klar, da habe ich schon schlimmeres mitmachen müssen. Wir sehen uns später." Draco verschwand mit hocherhobenem Kopf aus der Klasse.

Harry sah hilflos auf Ron und Hermione hinab. Hermione funkelte ihn wütend an und in Rons Blick lag Unverständnis und Entsetzen. Harry wand sich. Er wollte irgendetwas zu ihnen sagen, aber er brachte kein Wort über die Lippen. Schließlich drehte er sich um und lief aus dem Raum.

Er war sich sicher, Ron verloren zu haben.

Beim Mittagessen waren weder Ron noch Hermione in der großen Halle. Harry stocherte lustlos in seinem Essen herum und brachte kaum einen Happen herunter. Warum hatte Ron es auch ausgerechnet so erfahren müssen? Jetzt gab es wohl wirklich keine Chance mehr für sie. Harry glaubte nicht, dass Ron darüber jemals hinwegkommen würde. Sein Hass auf Draco war einfach zu groß. Harry stützte den Kopf in die Hände. Jetzt hatte er niemanden mehr auf den er sich verlassen konnte. Sirius war auf der Flucht, mit Ron hatte er es sich selbst verdorben, Hermione würde natürlich zu Ron halten und Draco vertraute er noch nicht hundertprozentig und seit der Sache mir der Folter konnte er Dumbledore auch nicht mehr ganz vertrauen. Der Einzige, an den er sich jetzt vielleicht noch wenden konnte war Professor Lupin. Der Gedanke an ihn gab Harry wenigstens ein bisschen Hoffnung.

"Ich bitte einen Moment um ihre Aufmerksamkeit", Dumbledore erhob sich von seinem Platz. "Leider habe ich euch zwei unerfreuliche Mitteilungen zu machen. Professor Snape hat uns auf unbestimmte Zeit verlassen und wird vorerst von Professor Sprout vertreten. Außerdem muss heute Nachmittag Pflege Magischer Geschöpfe ausfallen, da Mister Weasley sich krank gemeldet hat."

Kaum hatte er ausgesprochen sprangen Ginny, Fred und George wie auf Kommando auf und rannten mit besorgten Gesichtern aus der Halle. Harry wäre ihnen am liebsten gefolgt, da er auch wissen wollte, was mit Charlie los war, aber irgendwie hatte er das Gefühl, dass er dieses Recht nicht mehr hatte.

Was sollte er nur ohne Ron und die Weasley - Familie tun? Warum musste alles so kompliziert sein? War es denn wirklich so falsch mit Draco zusammen sein zu wollen?

Er verbrachte den Tag mal wieder auf Sirius Turm, da er alleine sein wollte. Natürlich konnte er Ron verstehen. Er wusste nicht, wie er an seiner Stelle reagiert hätte. Er musste sich fühlen, als hätte Harry ihn verraten und hintergangen. Das hatte er ja auch, aber ohne Absicht. Ob Ron ihm wohl jemals verzeihen konnte?

Abends ging er erst sehr spät ins Bett, als er sicher sein konnte, dass die anderen schon schliefen. Er wollte keine Konfrontation mit Ron mehr riskieren. Noch lange nachdem er sich hingelegt hatte lag er wach.

*Jemand schrie. Das Geräusch war unerträglich. Es fraß sich durch Harrys Gehörgang und er befürchtete davon taub zu werden, aber er konnte die Hände nicht heben, um sie vor seine Ohren zu halten. Die Tür. Da war sie wieder. Diese Tür würde ihn überall verfolgen. Er würde sich nie wieder befreien können. Sie war wie der Rachen eines Ungeheuers, wie ein bodenloses Loch, wie das Nest einer Vogelspinne und doch war es nur eine gewöhnliche Tür unter einer Treppe. Eine Tür, die sich schon so oft für ihn geöffnet hatte und das auch diesmal tun würde. Sie würde ihn verschlingen und ihn nie mehr frei geben. So sehr er sich auch dagegen wehrte, näherte er sich dem dunklen Schlund immer mehr. Etwas oder jemand hielt ihn fest und, so dass er sich nicht bewegen konnte. Gleich würde sich die Tür wieder hinter ihm schließen und er würde eingeschlossen sein und von der Welt abgetrennt. "Du entkommst mir nicht!"*

"Ron, hilf uns doch, etwas stimmt nicht mit ihm!"

"Geht zur Seite, lasst mich zu ihm. Harry, wach auf! Du träumst wieder, Harry!"

Harry schlug die Augen auf und schrie. Er merkte zuerst nicht, dass der Schrei sein eigener war, weil er so fremdartig und verzweifelt klang, aber er konnte nicht aufhören zu schreien. Sein Kopf schmerzte so sehr, als würde er gleich explodieren. Es war unerträglich und immer noch fühlte er sich, als würde ihn etwas unaufhaltsam auf die Tür zu schieben. Er krabbelte rückwärts und stieß gegen die Wand. Verzweifelt presste er sich dagegen und hob die Hand an seine Stirn. Dann wurde alles um ihn dunkel und er ließ sich dankbar in die Schwerelosigkeit sinken.

Als er aufwachte fühlte er zuerst etwas angenehm Kühles auf seiner Stirn, die immer noch schmerzhaft pochte. Er schlug die Augen auf und sah Rons Gesicht über sich gebeugt. Es verschwand jedoch schnell aus seinem Blickfeld und stattdessen erschien Seamus.

"Harry", sagte er besorgt. "Was ist los? Du hast dich in deinem Bett hin und her geworfen und als du aufgewacht bist hast du geschrieen. Und dann bist du auch noch in Ohnmacht gefallen. Ist alles okay mit dir?"

"Nein", flüsterte Harry. "Mein Kopf . . . das ist meine Narbe. Etwas ist passiert."

Neville quiekte erschrocken. Seamus wurde blass. "Was hat das zu bedeuten?" fragte er beunruhigt.

"Ich weiß einfach, dass etwas Schlimmes passiert ist", Harry schloss erschöpft die Augen. Er fühlte sich als habe er Blei in den Gliedern und sein Kopf fühlte sich an, als würde eine Eisenbahn hindurchrasen. Jemand erneuerte das Tuch auf seiner Stirn. Er glaubte, dass es Ron war, aber er war sich nicht sicher. Er schaffte es nicht die Augen zu öffnen, geschweige denn sich zu bewegen und glitt wieder in einen ohnmachtsähnlichen Zustand zurück.