Hallo! Hier ist das neue Kapitel und so langsam nähert sich die story ihrem
Höhepunkt. Vielen Dank für eure reviews, die mir wirklich sehr viel
bedeuten.
@Drake: Vielen Dank. Ich denke, deine Fragen werden sich in diesem Kapitel klären.
@Joli: Ich hab mich sehr über dein review gefreut und auch darüber, dass ich dich für mein Lieblingspaar begeistern konnte.
@gnufi. Danke für das review. Es muss ja noch spannend bleiben.
@Matjes: Nein, duplizieren geht wohl nicht. Aber wäre schön.
@MaxCat: Ja, der Anhänger hilft da. (grins) Ich freu mich echt, dass du immer so viel schreibst.
@Nadja: Vielen Dank.
@Jacky: Ich hatte es mir so erklärt, dass Draco durch die Kraft des Anhängers geschützt war und daher die Visionen mit den Farben übersprungen hat. Aber deine Erklärung ist fast noch besser.
@Chillkröte: Das erfährst du in diesem Kapitel, aber es war tatsächlich Dracos Traum.
Disclaimer: Alles hier gehört J.K. Rowling.
Vielen Dank wieder an meine Betaleserin Jenny.
28. Reise durch die Finsternis
"Wohin willst du auf einmal?!"
"Lass mich los, ich muss gehen!" Draco versuchte Harrys Hand zu lösen, die seinen Arm fest umklammerte.
"Draco, was ist los? Wo willst du hin?" Harry rappelte sich benommen im Bett auf, ohne Draco loszulassen.
"Ich muss zu meinem Vater! Ich muss ihm helfen. Der Dunkle Lord . . ."
Harrys Augen weiteten sich. Er sah, dass Draco völlig außer sich war. "Was, Draco? Was ist los? Sag mir was passiert ist! Was ist mit Voldemort?"
Draco sah ihn gehetzt an. "Er hat meinen Vater, er hält ihn gefangen, er will . . ."
"Draco, du hast geträumt! Hörst du mich? Genau wie ich letzte Nacht. Es war ein Traum!"
Der Junge schüttelte verzweifelt den Kopf. "Es war kein Traum. Du hast gestern auch nicht geträumt. Es war eine Vision. Der Dunkle Lord hat einen Weg gefunden, sich in unsere Gedanken einzuschleichen, verstehst du? Er hat es geschafft, ein Gedankengift hier einzuschleusen. Was wir gesehen haben war die Wahrheit."
Harrys Griff um Dracos Arm löste sich plötzlich und er setzte sich kerzengerade auf. "Die Bonbons der Zwillinge. Sie haben das Mittel, das sie hineingemischt haben von einem Händler in Hogsmeade bekommen. Oliver ist verschwunden, nachdem er sie gegessen hat und die Zwillinge . . . sie müssen es geahnt haben. Wahrscheinlich haben sie die Süßigkeiten selbst gegessen, um herauszufinden, was mit Oliver geschehen ist." Plötzlich traf ihn die Erinnerung wie ein Schlag. Ihm wurde speiübel. "Mein Traum gestern, Draco", flüsterte er "Ich habe von ihnen geträumt. Ich habe sie gesehen. Sie werden ebenfalls von Voldemort gefangen gehalten."
"Er braucht sie als Energiequelle für seinen Zauber", sagte Draco schaudernd. "Energiequelle" keuchte Harry. Er stockte plötzlich. "Aber warum hat das Bonbon das wir gestern gegessen haben bei dir zuerst nicht gewirkt?"
Draco sah Harry an. Was sollte er ihm sagen? Er glaubte, dass es besser war, ihm nichts von der Drachenkette, die Harry jetzt selber trug zu erzählen. Bestimmt hätte er darauf bestanden sie zurückzugeben. "Ich weiß nicht", sagte er. "Vielleicht wirken sie manchmal erst später. Harry, ich muss zu meinem Vater. Der Dunkle Lord ist bei ihm. Ich war dadurch ohne es zu wissen sein Geheimnis-Wahrer." Er wollte vom Bett springen, aber Harry hielt ihn am Arm fest. "Aber ich habe dich in meinem Traum dort gesehen, Draco. Wie ist das möglich? Du bist doch hier!"
"Er hat dir etwas vorgemacht, damit du wirklich zu ihm kommst. Was meinst du, wie er die anderen dazu gebracht hat in den Wald zu laufen? Wahrscheinlich hat er ihnen auch Bilder gezeigt, um sie vom Schloss wegzulocken. Darum hast du mich gesehen. Aber bald werde ich dort sein. Ich werde verhindern, was er meinem Vater antun will." Draco sprang auf, aber Harry war sofort hinter ihm und schlang die Arme um seinen Körper. "Ich komme mit dir. Ich lasse dich nicht alleine gehen."
Harry fühlte wie Draco sich unter seiner Umarmung versteifte. "Nein, du bleibst hier. Wenn du mitkommst hat er alles was er will."
"Ich werde dich nicht alleine gehen lassen", flüsterte Harry. "Wenn du gehst, dann komme ich mit. Egal wohin."
"Das ist Wahnsinn."
"Das ist mir egal. Ich begleite dich. Ich lasse dich nicht los, bevor du mir sagst, dass du mich mitnimmst."
Draco drehte sich zu Harry um und sah ihn an. Er strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Ich kann dich nicht davon abbringen, oder?" "Nein."
"Auch nicht, wenn ich dir sage, dass wir wahrscheinlich beide nicht zurückkommen?"
"Nein."
Draco wollte noch etwas darauf erwidern, aber nach einem Blick in Harrys entschlossenes Gesicht, gab er nach. "Gut. Du musst dir allerdings etwas Warmes zum Anziehen holen. So wirst du erfrieren und ich muss meinen Winterumhang selbst anziehen. Geh in den Gryffindor-Turm und hol deine Wintersachen. Ich gehe zum Quidditchfeld, um unsere Besen zu holen. Ich warte am Eingang des Schlosses auf dich. Wenn du in zehn Minuten nicht da bist, fliege ich ohne dich. Es ist eilig."
Harry nickte. "Ich werde in zehn Minuten da sein. Versprich mir nur, dass du nicht vorher fliegst."
Draco sah ihn einen Moment an. Dann nickte er.
Gemeinsam verließen sie schnell und leise den Gemeinschaftsraum. Es musste sehr früh am Morgen sein, dachte Harry, als er durch das Schloss rannte, denn draußen dämmerte es noch nicht. Er versuchte alle Gedanken an Oliver und die Zwillinge auszuschalten. Er versuchte nicht daran zu denken, in welchem Zustand sie sein mochten. Das hätte ihn vollkommen gelähmt. Alles was er dachte war: Ich muss mich beeilen, sonst geht er ohne mich.
Er wusste, dass er es einfach nicht ertragen würde, wenn Draco nicht mehr da wäre, wenn er zum Eingang kam. Er raste zum Gryffindor - Gemeinschaftsraum.
Als er um die letzte Ecke bog stieß er hart mit jemandem zusammen. Durch die Wucht des Aufpralls fielen sie aneinandergeklammert auf den Boden.
"Harry!" Rons Stimme wurde von einem Schluchzen erstickt. "Merlin sei Dank, du bist hier!" Er zog Harry an sich und umarmte ihn so fest, dass Harry kaum noch Luft bekam. "Es tut mir so Leid! Ich hab mich benommen, wie der letzte Idiot. Eigentlich hättest du wütend auf mich sein müssen und trotzdem hast du mir geholfen, als ich zu Charlie musste. Ich war so unfair. Das werde ich mir nie verzeihen. Es ist mir vollkommen egal, in wen du verliebt bist, Harry." Ron sah ihn mit Tränen in den Augen an. "Ich hatte solche Angst, dass du nun auch verschwunden bist. Wir haben dich seit gestern Abend gesucht, Hermione und ich. Wir waren verrückt vor Sorge. Ich bin aufgewacht, kurz nachdem du gegangen bist. Als du vom Abendessen nicht zurückgekommen bist, sind wir losgegangen, um dich zu suchen. Zum Glück hat uns die fette Lady noch raus gelassen. Wir haben fast das ganze Schloss abgesucht."
"Ron" murmelte Harry, völlig überwältigt. Er musste sich einfach einen Moment in die vertraute beruhigende Umarmung seines Freundes lehnen. Aber sofort fiel ihm ein, dass er Zeit verlor. Er sah hoch und wollte sich aufrappeln. Sein Blick fiel auf eine schlotternde Gestalt, die sich an einer Wand abstützte. "Ich kann nicht mehr", flüsterte Hermione und sank in sich zusammen. Harry sprang auf und konnte sie gerade noch festhalten, bevor sie auf den Boden glitt. Ron war sofort neben ihm und nahm sie in die Arme. "Sie hat sich solche Vorwürfe gemacht", erklärte er. "Weil sie dich allein gehen lassen hat. Es war einfach alles zu viel für sie."
Hermione schlang die Arme um Rons Hals und lehnte sich erschöpft an ihn. "Ich hatte solche Angst um dich, Harry" flüsterte sie.
"Ron, Hermione, es geht mir wirklich gut." Harry sah auf den Boden. "Aber ich muss jetzt gehen. Es ist sehr wichtig, dass ich mich beeile. Es tut mir Leid . . ."
"Was?" fragte Ron fassungslos."
"Ron, bitte versuch mich zu verstehen. Ich gehe mit Draco. Wir müssen . . ."
"Dann komme ich mit", sagte Ron mit fester Stimme.
"Das ist unmöglich. Ich muss alleine gehen." Harry konnte keine Zeit mehr verlieren. Er rannte an seinen beiden Freunden vorbei und blieb erst vor dem Portraitloch stehen. Die fette Dame sah ihn missbilligend an. "Eigentlich darf um diese Zeit niemand draußen sein." "Bitte lassen sie mich einfach hinein."
"Nun gut." Das Portrait schwang zur Seite. "Aber denk nicht, dass ich dich wieder hinaus lasse."
Harry sah sich Hilfe suchend nach seinen Freunden um. Ron nickte. Er stellte sich neben Harry und wandte sich an Hermione. "Stell dich in den Eingang. Ich hole meinen Wintermantel." Er strich ihr über die Haare.
Hermione nickte. "Bring meinen auch mit." Sie lächelte tapfer. "Ohne mich seid ihr doch vollkommen aufgeschmissen"
Harry konnte keine Zeit mehr mit Diskutieren verschwenden. Er rannte die Treppe zum Schlafraum hoch, ohne auf die Blicke einiger gerade erwachender Schüler zu achten. Ron war ihm dicht auf den Fersen. Obwohl er auch noch Hermiones Mantel holen musste, gelang es Harry nicht, die beiden abzuhängen. Sie folgten ihm an der schimpfenden fetten Dame vorbei und durch die Gänge bis zum Tor des Schlosses. Er wusste nicht wieviel Zeit vergangen war. Er betete einfach zu wem oder was auch immer, dass Draco noch da sein würde.
Sein Herz hüpfte vor Erleichterung, als er die schlanke Gestalt wahrnahm, die an die Mauer des Schlosses gelehnt stand. Neben Draco schwebten ihre Besen in der Luft.
Schwer atmend hielt Harry neben ihm an. "Du bist noch da", flüsterte er und streckte seine Hand aus, um Dracos Arm zu berühren.
Draco nickte. "Du hattest noch genau eine Minute Zeit." Er lächelte, doch dann nahm er plötzlich die zwei Personen hinter Harry wahr. Sein Blick verdüsterte sich. "Was wollen die beiden?"
Harry zuckte die Schultern. "Ich konnte sie nicht abhängen."
Hermione und Ron waren ein paar Schritte vor Draco und Harry stehen geblieben.
"Wir lassen Harry nicht allein gehen", sagte Ron fest.
"Wir kommen mit euch", bestätigte Hermione.
Draco sah sie böse an. "Gryffindors", sagte er wütend. "Wenn es irgendeine noch so blöde Möglichkeit gibt, euch in Gefahr zu bringen, nehmt ihr sie wahr, oder?" Draco ging noch ein paar Schritte auf sie zu, so dass er genau vor ihnen stand. "Aber ihr wisst noch nicht einmal worum es geht." Er lachte leise. "Wenn ich es euch sage, seid ihr bestimmt nicht mehr so scharf darauf mitzukommen."
Ron und Hermione sahen ihn entschlossen an.
"Ich will zu meinem Vater. Ich werde meinen Vater retten. Lucius Malfoy. Einen deiner Erzfeinde, Weasley."
Ron und Hermione zuckten mit keiner Wimper. Harry wusste, dass Draco die Loyalität der beiden unterschätzte. Sie hatten beschlossen, mit ihm zu kommen und davon würden sie auch nicht mehr abweichen.
"Das ist mir egal, Draco", sagte Ron und Harry bemerkte mit Überraschung, dass er den Vornamen benutzt hatte. "Ich habe einmal den Fehler gemacht, Harry zu verraten und nicht zu ihm zu stehen. Das werde ich bestimmt nicht noch einmal tun. Egal was er vorhat, ich gehe mit ihm." Hermione nickte.
Draco sah Harrys Freunde überrascht an. Seine Überraschung steigerte sich noch, als Ron ihm plötzlich die Hand hinhielt. "Es tut mir Leid, dass ich dich geschlagen habe. Ich dachte wirklich, dass ihr kämpft."
Draco trat entsetzt zwei Schritte zurück, aber Harry war sofort neben ihm. "Bitte, Draco" flüsterte er.
Draco sah ihn kurz an, dann streckte er widerwillig die Hand aus und nahm Rons Hand. Harry konnte bei dem völlig ungewohnten Anblick seinen Augen kaum trauen.
Draco fasste sich allerdings schnell wieder. "Trotzdem könnt ihr uns nicht begleiten. Wir haben nur zwei Besen." Er zeigte auf den Feuerblitz und den daneben schwebenden Nimbus 2001. "Und wir können keine Zeit mehr verlieren."
Harry fühlte, dass er Ron und Hermione nicht mehr einfach zurücklassen konnte, nach dem was eben geschehen war.
"Es ist okay", sagte er. "Sie können meinen Feuerblitz nehmen. Ich fliege mit dir auf deinem Nimbus." Draco sah ihn überrascht an. Harry hielt seinem Blick stand. "Gut", sagte Draco schließlich. "Aber ich warte nicht auf dich, Weasley."
"Das wird auch nicht nötig sein", gab Ron zurück. Er lief durch den Schnee zu Harrys Besen und stieg auf. Hermione setzte sich schnell hinter ihn, schloss die Augen und klammerte sich an ihm fest. Fliegen war noch nie ihr bestes Fach gewesen und auch wenn sie beim Quidditch gern zuschaute, war ihr selbst doch immer wohler, wenn sie mit beiden Beinen auf der Erde stand. Harry war durchaus bewusst, welche Opfer seine Freunde heute für ihn brachten.
Er setzte sich hinter Draco, der bereits aufgestiegen war und schlang die Arme um ihn. Sofort kam die Erinnerung an ihren ersten gemeinsamen Flug zurück. Das schien Lichtjahre her zu sein. War es tatsächlich erst ein paar Monate her, seit Draco ihn vom Ligusterweg zum Fuchsbau gebracht hatte? Konnte in ein paar Monaten tatsächlich so viel passieren?
Draco drehte sich zu ihm um und grinste ihn an. "Gib es zu: Das hast du nur getan, um wieder hinter mir auf meinem Besen fliegen zu können."
Harry lächelte. "Ach sei still."
Draco hob sanft ab und blieb in der Luft stehen. Ron flog neben ihn.
"Wir müssen die Barriere möglichst weit oben durchbrechen", erklärte Draco. "Dann ist die Gefahr am geringsten, dass sie uns erwischen. Wenn wir hindurch sind, müssen wir so schnell fliegen, wie es irgend geht, um weg zu kommen, klar?"
Ron nickte. Er drehte sich zu Hermione um. "Alles in Ordnung?"
Sie nickte, ließ aber ihre Augen fest geschlossen.
Harry klammerte sich noch etwas fester an Draco. Obwohl sie in einer sehr gefährlichen Situation waren und vermutlich gerade alle zusammen in ihr Unglück rannten, fühlte es sich wie immer tröstlich an, so nah bei Draco zu sein und seinen wunderbaren Geruch zu atmen.
"Fertig?" fragte Draco an Ron gewandt.
Der nickte und sie preschten beide gleichzeitig los. Einige Sekunden später durchstießen sie nebeneinander die Phoenix-Barriere. Harry nahm nur ein leises Singen war, dann hatten sie den Schutzwall auch schon durchbrochen. Er sah nach unten. Kurz nahm er die Präsenz der Dementoren wahr, dann waren sie auch schon zu weit entfernt.
Die Phoenix-Barriere schillerte unter ihnen, wie ein Schild aus Licht und über ihnen erhob sich der Nachthimmel.
Harry fühlte die schneidende Kälte auf seinen Wangen und vergrub sein Gesicht in Dracos Roben. Dracos Schal flatterte neben ihm in der Luft und ein kleines Stück hinter ihnen flogen Ron und Hermione. Ron hielt hervorragend mit Draco mit, der ein atemberaubendes Tempo flog.
Innerhalb weniger Minuten hatten sie die Phoenix-Barriere hinter sich gelassen und flogen Richtung Osten.
@Drake: Vielen Dank. Ich denke, deine Fragen werden sich in diesem Kapitel klären.
@Joli: Ich hab mich sehr über dein review gefreut und auch darüber, dass ich dich für mein Lieblingspaar begeistern konnte.
@gnufi. Danke für das review. Es muss ja noch spannend bleiben.
@Matjes: Nein, duplizieren geht wohl nicht. Aber wäre schön.
@MaxCat: Ja, der Anhänger hilft da. (grins) Ich freu mich echt, dass du immer so viel schreibst.
@Nadja: Vielen Dank.
@Jacky: Ich hatte es mir so erklärt, dass Draco durch die Kraft des Anhängers geschützt war und daher die Visionen mit den Farben übersprungen hat. Aber deine Erklärung ist fast noch besser.
@Chillkröte: Das erfährst du in diesem Kapitel, aber es war tatsächlich Dracos Traum.
Disclaimer: Alles hier gehört J.K. Rowling.
Vielen Dank wieder an meine Betaleserin Jenny.
28. Reise durch die Finsternis
"Wohin willst du auf einmal?!"
"Lass mich los, ich muss gehen!" Draco versuchte Harrys Hand zu lösen, die seinen Arm fest umklammerte.
"Draco, was ist los? Wo willst du hin?" Harry rappelte sich benommen im Bett auf, ohne Draco loszulassen.
"Ich muss zu meinem Vater! Ich muss ihm helfen. Der Dunkle Lord . . ."
Harrys Augen weiteten sich. Er sah, dass Draco völlig außer sich war. "Was, Draco? Was ist los? Sag mir was passiert ist! Was ist mit Voldemort?"
Draco sah ihn gehetzt an. "Er hat meinen Vater, er hält ihn gefangen, er will . . ."
"Draco, du hast geträumt! Hörst du mich? Genau wie ich letzte Nacht. Es war ein Traum!"
Der Junge schüttelte verzweifelt den Kopf. "Es war kein Traum. Du hast gestern auch nicht geträumt. Es war eine Vision. Der Dunkle Lord hat einen Weg gefunden, sich in unsere Gedanken einzuschleichen, verstehst du? Er hat es geschafft, ein Gedankengift hier einzuschleusen. Was wir gesehen haben war die Wahrheit."
Harrys Griff um Dracos Arm löste sich plötzlich und er setzte sich kerzengerade auf. "Die Bonbons der Zwillinge. Sie haben das Mittel, das sie hineingemischt haben von einem Händler in Hogsmeade bekommen. Oliver ist verschwunden, nachdem er sie gegessen hat und die Zwillinge . . . sie müssen es geahnt haben. Wahrscheinlich haben sie die Süßigkeiten selbst gegessen, um herauszufinden, was mit Oliver geschehen ist." Plötzlich traf ihn die Erinnerung wie ein Schlag. Ihm wurde speiübel. "Mein Traum gestern, Draco", flüsterte er "Ich habe von ihnen geträumt. Ich habe sie gesehen. Sie werden ebenfalls von Voldemort gefangen gehalten."
"Er braucht sie als Energiequelle für seinen Zauber", sagte Draco schaudernd. "Energiequelle" keuchte Harry. Er stockte plötzlich. "Aber warum hat das Bonbon das wir gestern gegessen haben bei dir zuerst nicht gewirkt?"
Draco sah Harry an. Was sollte er ihm sagen? Er glaubte, dass es besser war, ihm nichts von der Drachenkette, die Harry jetzt selber trug zu erzählen. Bestimmt hätte er darauf bestanden sie zurückzugeben. "Ich weiß nicht", sagte er. "Vielleicht wirken sie manchmal erst später. Harry, ich muss zu meinem Vater. Der Dunkle Lord ist bei ihm. Ich war dadurch ohne es zu wissen sein Geheimnis-Wahrer." Er wollte vom Bett springen, aber Harry hielt ihn am Arm fest. "Aber ich habe dich in meinem Traum dort gesehen, Draco. Wie ist das möglich? Du bist doch hier!"
"Er hat dir etwas vorgemacht, damit du wirklich zu ihm kommst. Was meinst du, wie er die anderen dazu gebracht hat in den Wald zu laufen? Wahrscheinlich hat er ihnen auch Bilder gezeigt, um sie vom Schloss wegzulocken. Darum hast du mich gesehen. Aber bald werde ich dort sein. Ich werde verhindern, was er meinem Vater antun will." Draco sprang auf, aber Harry war sofort hinter ihm und schlang die Arme um seinen Körper. "Ich komme mit dir. Ich lasse dich nicht alleine gehen."
Harry fühlte wie Draco sich unter seiner Umarmung versteifte. "Nein, du bleibst hier. Wenn du mitkommst hat er alles was er will."
"Ich werde dich nicht alleine gehen lassen", flüsterte Harry. "Wenn du gehst, dann komme ich mit. Egal wohin."
"Das ist Wahnsinn."
"Das ist mir egal. Ich begleite dich. Ich lasse dich nicht los, bevor du mir sagst, dass du mich mitnimmst."
Draco drehte sich zu Harry um und sah ihn an. Er strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Ich kann dich nicht davon abbringen, oder?" "Nein."
"Auch nicht, wenn ich dir sage, dass wir wahrscheinlich beide nicht zurückkommen?"
"Nein."
Draco wollte noch etwas darauf erwidern, aber nach einem Blick in Harrys entschlossenes Gesicht, gab er nach. "Gut. Du musst dir allerdings etwas Warmes zum Anziehen holen. So wirst du erfrieren und ich muss meinen Winterumhang selbst anziehen. Geh in den Gryffindor-Turm und hol deine Wintersachen. Ich gehe zum Quidditchfeld, um unsere Besen zu holen. Ich warte am Eingang des Schlosses auf dich. Wenn du in zehn Minuten nicht da bist, fliege ich ohne dich. Es ist eilig."
Harry nickte. "Ich werde in zehn Minuten da sein. Versprich mir nur, dass du nicht vorher fliegst."
Draco sah ihn einen Moment an. Dann nickte er.
Gemeinsam verließen sie schnell und leise den Gemeinschaftsraum. Es musste sehr früh am Morgen sein, dachte Harry, als er durch das Schloss rannte, denn draußen dämmerte es noch nicht. Er versuchte alle Gedanken an Oliver und die Zwillinge auszuschalten. Er versuchte nicht daran zu denken, in welchem Zustand sie sein mochten. Das hätte ihn vollkommen gelähmt. Alles was er dachte war: Ich muss mich beeilen, sonst geht er ohne mich.
Er wusste, dass er es einfach nicht ertragen würde, wenn Draco nicht mehr da wäre, wenn er zum Eingang kam. Er raste zum Gryffindor - Gemeinschaftsraum.
Als er um die letzte Ecke bog stieß er hart mit jemandem zusammen. Durch die Wucht des Aufpralls fielen sie aneinandergeklammert auf den Boden.
"Harry!" Rons Stimme wurde von einem Schluchzen erstickt. "Merlin sei Dank, du bist hier!" Er zog Harry an sich und umarmte ihn so fest, dass Harry kaum noch Luft bekam. "Es tut mir so Leid! Ich hab mich benommen, wie der letzte Idiot. Eigentlich hättest du wütend auf mich sein müssen und trotzdem hast du mir geholfen, als ich zu Charlie musste. Ich war so unfair. Das werde ich mir nie verzeihen. Es ist mir vollkommen egal, in wen du verliebt bist, Harry." Ron sah ihn mit Tränen in den Augen an. "Ich hatte solche Angst, dass du nun auch verschwunden bist. Wir haben dich seit gestern Abend gesucht, Hermione und ich. Wir waren verrückt vor Sorge. Ich bin aufgewacht, kurz nachdem du gegangen bist. Als du vom Abendessen nicht zurückgekommen bist, sind wir losgegangen, um dich zu suchen. Zum Glück hat uns die fette Lady noch raus gelassen. Wir haben fast das ganze Schloss abgesucht."
"Ron" murmelte Harry, völlig überwältigt. Er musste sich einfach einen Moment in die vertraute beruhigende Umarmung seines Freundes lehnen. Aber sofort fiel ihm ein, dass er Zeit verlor. Er sah hoch und wollte sich aufrappeln. Sein Blick fiel auf eine schlotternde Gestalt, die sich an einer Wand abstützte. "Ich kann nicht mehr", flüsterte Hermione und sank in sich zusammen. Harry sprang auf und konnte sie gerade noch festhalten, bevor sie auf den Boden glitt. Ron war sofort neben ihm und nahm sie in die Arme. "Sie hat sich solche Vorwürfe gemacht", erklärte er. "Weil sie dich allein gehen lassen hat. Es war einfach alles zu viel für sie."
Hermione schlang die Arme um Rons Hals und lehnte sich erschöpft an ihn. "Ich hatte solche Angst um dich, Harry" flüsterte sie.
"Ron, Hermione, es geht mir wirklich gut." Harry sah auf den Boden. "Aber ich muss jetzt gehen. Es ist sehr wichtig, dass ich mich beeile. Es tut mir Leid . . ."
"Was?" fragte Ron fassungslos."
"Ron, bitte versuch mich zu verstehen. Ich gehe mit Draco. Wir müssen . . ."
"Dann komme ich mit", sagte Ron mit fester Stimme.
"Das ist unmöglich. Ich muss alleine gehen." Harry konnte keine Zeit mehr verlieren. Er rannte an seinen beiden Freunden vorbei und blieb erst vor dem Portraitloch stehen. Die fette Dame sah ihn missbilligend an. "Eigentlich darf um diese Zeit niemand draußen sein." "Bitte lassen sie mich einfach hinein."
"Nun gut." Das Portrait schwang zur Seite. "Aber denk nicht, dass ich dich wieder hinaus lasse."
Harry sah sich Hilfe suchend nach seinen Freunden um. Ron nickte. Er stellte sich neben Harry und wandte sich an Hermione. "Stell dich in den Eingang. Ich hole meinen Wintermantel." Er strich ihr über die Haare.
Hermione nickte. "Bring meinen auch mit." Sie lächelte tapfer. "Ohne mich seid ihr doch vollkommen aufgeschmissen"
Harry konnte keine Zeit mehr mit Diskutieren verschwenden. Er rannte die Treppe zum Schlafraum hoch, ohne auf die Blicke einiger gerade erwachender Schüler zu achten. Ron war ihm dicht auf den Fersen. Obwohl er auch noch Hermiones Mantel holen musste, gelang es Harry nicht, die beiden abzuhängen. Sie folgten ihm an der schimpfenden fetten Dame vorbei und durch die Gänge bis zum Tor des Schlosses. Er wusste nicht wieviel Zeit vergangen war. Er betete einfach zu wem oder was auch immer, dass Draco noch da sein würde.
Sein Herz hüpfte vor Erleichterung, als er die schlanke Gestalt wahrnahm, die an die Mauer des Schlosses gelehnt stand. Neben Draco schwebten ihre Besen in der Luft.
Schwer atmend hielt Harry neben ihm an. "Du bist noch da", flüsterte er und streckte seine Hand aus, um Dracos Arm zu berühren.
Draco nickte. "Du hattest noch genau eine Minute Zeit." Er lächelte, doch dann nahm er plötzlich die zwei Personen hinter Harry wahr. Sein Blick verdüsterte sich. "Was wollen die beiden?"
Harry zuckte die Schultern. "Ich konnte sie nicht abhängen."
Hermione und Ron waren ein paar Schritte vor Draco und Harry stehen geblieben.
"Wir lassen Harry nicht allein gehen", sagte Ron fest.
"Wir kommen mit euch", bestätigte Hermione.
Draco sah sie böse an. "Gryffindors", sagte er wütend. "Wenn es irgendeine noch so blöde Möglichkeit gibt, euch in Gefahr zu bringen, nehmt ihr sie wahr, oder?" Draco ging noch ein paar Schritte auf sie zu, so dass er genau vor ihnen stand. "Aber ihr wisst noch nicht einmal worum es geht." Er lachte leise. "Wenn ich es euch sage, seid ihr bestimmt nicht mehr so scharf darauf mitzukommen."
Ron und Hermione sahen ihn entschlossen an.
"Ich will zu meinem Vater. Ich werde meinen Vater retten. Lucius Malfoy. Einen deiner Erzfeinde, Weasley."
Ron und Hermione zuckten mit keiner Wimper. Harry wusste, dass Draco die Loyalität der beiden unterschätzte. Sie hatten beschlossen, mit ihm zu kommen und davon würden sie auch nicht mehr abweichen.
"Das ist mir egal, Draco", sagte Ron und Harry bemerkte mit Überraschung, dass er den Vornamen benutzt hatte. "Ich habe einmal den Fehler gemacht, Harry zu verraten und nicht zu ihm zu stehen. Das werde ich bestimmt nicht noch einmal tun. Egal was er vorhat, ich gehe mit ihm." Hermione nickte.
Draco sah Harrys Freunde überrascht an. Seine Überraschung steigerte sich noch, als Ron ihm plötzlich die Hand hinhielt. "Es tut mir Leid, dass ich dich geschlagen habe. Ich dachte wirklich, dass ihr kämpft."
Draco trat entsetzt zwei Schritte zurück, aber Harry war sofort neben ihm. "Bitte, Draco" flüsterte er.
Draco sah ihn kurz an, dann streckte er widerwillig die Hand aus und nahm Rons Hand. Harry konnte bei dem völlig ungewohnten Anblick seinen Augen kaum trauen.
Draco fasste sich allerdings schnell wieder. "Trotzdem könnt ihr uns nicht begleiten. Wir haben nur zwei Besen." Er zeigte auf den Feuerblitz und den daneben schwebenden Nimbus 2001. "Und wir können keine Zeit mehr verlieren."
Harry fühlte, dass er Ron und Hermione nicht mehr einfach zurücklassen konnte, nach dem was eben geschehen war.
"Es ist okay", sagte er. "Sie können meinen Feuerblitz nehmen. Ich fliege mit dir auf deinem Nimbus." Draco sah ihn überrascht an. Harry hielt seinem Blick stand. "Gut", sagte Draco schließlich. "Aber ich warte nicht auf dich, Weasley."
"Das wird auch nicht nötig sein", gab Ron zurück. Er lief durch den Schnee zu Harrys Besen und stieg auf. Hermione setzte sich schnell hinter ihn, schloss die Augen und klammerte sich an ihm fest. Fliegen war noch nie ihr bestes Fach gewesen und auch wenn sie beim Quidditch gern zuschaute, war ihr selbst doch immer wohler, wenn sie mit beiden Beinen auf der Erde stand. Harry war durchaus bewusst, welche Opfer seine Freunde heute für ihn brachten.
Er setzte sich hinter Draco, der bereits aufgestiegen war und schlang die Arme um ihn. Sofort kam die Erinnerung an ihren ersten gemeinsamen Flug zurück. Das schien Lichtjahre her zu sein. War es tatsächlich erst ein paar Monate her, seit Draco ihn vom Ligusterweg zum Fuchsbau gebracht hatte? Konnte in ein paar Monaten tatsächlich so viel passieren?
Draco drehte sich zu ihm um und grinste ihn an. "Gib es zu: Das hast du nur getan, um wieder hinter mir auf meinem Besen fliegen zu können."
Harry lächelte. "Ach sei still."
Draco hob sanft ab und blieb in der Luft stehen. Ron flog neben ihn.
"Wir müssen die Barriere möglichst weit oben durchbrechen", erklärte Draco. "Dann ist die Gefahr am geringsten, dass sie uns erwischen. Wenn wir hindurch sind, müssen wir so schnell fliegen, wie es irgend geht, um weg zu kommen, klar?"
Ron nickte. Er drehte sich zu Hermione um. "Alles in Ordnung?"
Sie nickte, ließ aber ihre Augen fest geschlossen.
Harry klammerte sich noch etwas fester an Draco. Obwohl sie in einer sehr gefährlichen Situation waren und vermutlich gerade alle zusammen in ihr Unglück rannten, fühlte es sich wie immer tröstlich an, so nah bei Draco zu sein und seinen wunderbaren Geruch zu atmen.
"Fertig?" fragte Draco an Ron gewandt.
Der nickte und sie preschten beide gleichzeitig los. Einige Sekunden später durchstießen sie nebeneinander die Phoenix-Barriere. Harry nahm nur ein leises Singen war, dann hatten sie den Schutzwall auch schon durchbrochen. Er sah nach unten. Kurz nahm er die Präsenz der Dementoren wahr, dann waren sie auch schon zu weit entfernt.
Die Phoenix-Barriere schillerte unter ihnen, wie ein Schild aus Licht und über ihnen erhob sich der Nachthimmel.
Harry fühlte die schneidende Kälte auf seinen Wangen und vergrub sein Gesicht in Dracos Roben. Dracos Schal flatterte neben ihm in der Luft und ein kleines Stück hinter ihnen flogen Ron und Hermione. Ron hielt hervorragend mit Draco mit, der ein atemberaubendes Tempo flog.
Innerhalb weniger Minuten hatten sie die Phoenix-Barriere hinter sich gelassen und flogen Richtung Osten.
