Hallo! Ich habe mich wahnsinnig über eure reviews gefreut. Das habe ich gar
nicht verdient!
@Matjes: Ja, zu viert geht das einfach besser. (grins)
@Drake: Ja, ich bin auch froh, dass sie sich wieder verstehen. Harry ohne Ron, das ist fast so schlimm, wie Harry ohne Draco.
@Lilvroni: Ja, ich bin gemein. Lucius muss ganz schön leiden.
@DB17: Stimmt, jetzt treten sie endlich in Aktion.
@Racine: Oh, vielen vielen Dank für das Lob. (rotwerd)
@Jacky: Naja, kann man ja mal vergessen. Kannst du dir denken, was die Kette ist. (grins)
@gnufi: Abwarten! Vielen Dank für das review.
@Chillkroete: Ja, die Ruhe vor dem Sturm sozusagen.
@vsGoliath: Vielen Dank.
@Jasmin: Nein, die Kette funktioniert bei jedem. Ich bin auch froh, dass es zumindest hier warm ist.
@MaxCat: Ja, genauso hatte ich mir das auch gedacht. Dass Ron wahnsinnige Angst hat, noch jemanden zu verlieren. Er hängt eben sehr an Harry.
@Joli: Ich bin durch andere ffs darauf gekommen. (Z.B. Schattentanz von Maxine) Nach dem Lesen des Buches mochte ich Draco nicht mal.
@Tinkalili: Oh, wie lieb, dass du nicht an mir zweifelst. Ich zweifel ständig an mir. (seufz)
@Maxine: Ja, Lucius ist bei mir ein bisschen anders. Ich mag ihn halt sehr. Und ich dachte mir, dass Draco seinen Vater doch eigentlich vergöttert. Jedenfalls fängt im Buch jeder zweite Satz von ihm mit "Mein Vater" an. Aber es war bestimmt nicht so von Rowling gedacht, also ist er schon OOC. Tja, ich nehme mir trotz Theater Zeit zum Schreiben.
@SilentRose: Das verstehe ich gut, dass mein Lucius für dich ungewohnt ist. Bei dir ist er eben der Fiesling. (grins)
Disclaimer: Harry Potter gehört (Trommelwirbel) immer noch J.K. Rowling.
Vielen Dank an meine Betaleserin Jenny (DeadlySins).
29. Ankunft
Sie mussten schon einige Stunden geflogen sein. Obwohl der Morgen eigentlich längst hereinbrechen sollte, wurde es nicht richtig hell. Stattdessen hatte es wieder zu schneien begonnen. Die Flocken waren unangenehm kalt, dort wo sie Harrys Haut berührten. Er hatte sich tief in seinen Mantel vergraben und drückte sich fest an Draco. Er wusste nicht wohin sie flogen. Er hatte in der Dämmerung jeden Sinn für Zeit und Himmelsrichtung verloren. Ab und zu sah er sich um, um zu sehen, ob Ron ihnen noch folgte, aber der war jedes Mal knapp hinter ihnen.
Obwohl es nicht wirklich hell geworden war, kam es Harry vor, als würde es langsam wieder dunkler, als Draco endlich zur Landung ansetzte. Er sah angestrengt nach unten und versuchte auszumachen, wo sie sich befanden. Auch hier war die Landschaft verschneit. Unter ihnen erstreckte sich ein scheinbar endloser Wald, durch den ein gefrorener Fluss verlief. Auf einem Hügel konnte er den Schemen eines finsteren Gemäuers ausmachen, in dessen unmittelbarer Nähe sie schließlich landeten.
Ron kam direkt neben ihnen auf und richtete seinen Blick ebenfalls auf das Gebäude vor ihnen. "Sieht ja gruselig aus", stellte er fest.
"Ja", stimmte Hermione ihm zu, die mit etwas wackeligen Beinen hinter Ron von Harrys Besen stieg. "Hier könnte Frankenstein wohnen. Oder Dracula."
"Nein", sagte Draco und runzelte verständnislos die Stirn. "Hier wohne ich."
Hermione starrte ihn an und wurde rot.
Ron sah sie fragend an. "Wer sind Frankenstein und Dracula?"
"Äh, zwei . . . Helden aus Muggel-Romanen", erklärte Hermione, und Harry, der einiges aus den Horrorfilmen die Dudley sich regelmäßig ansah, mitbekommen hatte, glaubte, dass sie zumindest diesmal froh war, dass Muggel-Literatur in Hogwarts nicht unterrichtet wurde. Draco ging nicht weiter auf ihre Bemerkung ein, woraus Harry schloss, dass er die beiden Figuren auch nicht kannte. Stattdessen stapfte er durch den Schnee auf das Anwesen zu. Die anderen folgten ihm.
Das ist also Malfoy Manor, dachte Harry. Ron hatte Recht. Es sah tatsächlich ein wenig gruselig aus. Zwar war es imposant und eindrucksvoll in seiner Größe und Bauweise, die an eine mittelalterliche Burg erinnerte, aber es wirkte auch seltsam . . . kalt und überhaupt nicht einladend.
Den Weg zum Schloss hoch säumten Statuen, die wahrscheinlich aus schwarzem Stein gefertigt waren, auch wenn man das durch die Schneeschicht, die sie bedeckte, nicht genau erkennen konnte. Sie stellten Drachen dar, Einhörner, Schlangen, Centauren und seltsame in sich verschlungene mit Krallen besetzte Geschöpfe. Unangenehmerweise schienen alle diese Figuren sie mit ihren Augen zu verfolgen. Harry fühlte kalte Schauer über seinen Rücken laufen. Er wollte sehr gern von diesen Kreaturen wegkommen, aber das kalte Gemäuer war auch keine angenehme Aussicht. Es schien sie mit seinen leblosen Fenstern regelrecht anzustarren und auf sie zu . . . warten.
Harry schloss zu Draco auf. "Was tun wir hier?" fragte er. "Hält sich dein Vater etwa hier auf? In Malfoy Manor?"
Draco nickte. "Ich bin sein Geheimnis-Wahrer. Es ist egal, wo er sich befindet. Und selbst, wenn es nicht so wäre, glaub mir, es gibt hier genug Verstecke, in denen man auch ohne Geheimnis-Wahrer sicher ist."
Hermione und Ron liefen Hand in Hand hinter ihnen her. Harry hätte selbst gern Dracos Hand genommen, glaubte aber nicht, dass der Junge das jetzt zulassen würde.
Kurz bevor sie am Eingangsportal ankamen stieß plötzlich ein winziger Schatten aus sie hinab und flog Ron ins Gesicht. Hermione schrie erschrocken auf. Im ersten Moment glaubte Harry, dass es eine Fledermaus war, aber dann erkannte er den kleinen Ball aus Federn. Es war Pigwidgeon. Ron fing sie mit einer Hand und streichelte zärtlich über ihre Flügel. "Was machst du nur hier du dumme kleine Eule?" fragte er völlig überrascht. "Ich dachte, du wärst im Fuchsbau. Hier ist es viel zu gefährlich für dich."
"Was macht dieses Vieh hier?" fragte Draco wütend. Harry legte besänftigend einen Arm um ihn und er entspannte sich sofort.
"Ich weiß auch nicht", erwiderte Ron. Er blickte auf den kleinen Vogel hinab, der zufrieden an seinem Finger knabberte. "Sie hat einen Brief dabei", stellte er überrascht fest. Mit von der Kälte steif gefrorenen Fingern klaubte er den Zettel von Pigwidgeons Bein. "Harry, er ist von Sirius. Er wurde schon vor einer Woche geschrieben. Natürlich. Pig konnte ja durch die Barriere nicht zu uns. Aber, dass sie uns hier gefunden hat . . ." Er gab Harry den Brief.
Lieber Harry
Bitte pass gut auf dich auf. Schreckliche Dinge passieren. Nicht nur in Azkaban, auch an anderen Plätzen gab es Angriffe. Du darfst Hogwarts auf keinen Fall verlassen. Niemand weiß, wo Voldemort sich aufhält. Arabella Figg ist eine mächtige Zauberin. Sie wird euch beschützen, solange Dumbledore im Krieg ist. Ich bin selbst bei Remus und den anderen im Kampf. Das Ministerium ist fast vollständig auf die andere Seite gewechselt. Es gab hier ein paar Verletzte, aber bislang wurde niemand getötet. Ich mache mir große Sorgen um dich. Bitte versprich, dass du in Hogwarts bleibst.
Dein Sirius
Harry schluckte. Sein Pate war also auch im Krieg. Leider hatte Harry seine Bitte, Hogwarts nicht zu verlassen, bereits missachtet. In Gedanken entschuldigte er sich bei Sirius.
"Vielen dank, dass du dir so viel Mühe gegeben hast, zu mir zu kommen, aber du kannst nicht bei uns bleiben", sagte er zu Pigwidgeon.
"Ja", stimmte Ron zu. "Flieg zurück zu Sirius, oder irgendwohin, wo du in Sicherheit bist, meine Kleine. Wir sehen uns sicher bald wieder." Er kramte in seiner Tasche nach einem Eulenkeks für sie.
Pigwidgeon flog auf seine Schulter und knabberte zärtlich an seinem Ohr, bevor sie sich wieder in die Luft erhob. Ron sah ihr nach, bis sie am Abendhimmel verschwand. Die kleine Gruppe wandte sich wieder dem düsteren Gebäude zu.
Draco sprach einen Zauber, der die magische Verriegelung der Torflügel aufhob. Diese waren so schwer, dass sie sich alle zusammen dagegen lehnen mussten, um sie aufzubekommen. Die Eingangshalle lag in völliger Dunkelheit. "Lumos" flüsterte Draco.
Sie sahen sich im schwachen Licht, das an der Spitze von Dracos Zauberstab glomm in der Halle um. Sie war riesig. Beinahe größer, als die Eingangshalle in Hogwarts. In jeder der vier Ecken stand eine Statue aus Stein und Harry glaubte zu erkennen, dass sie alte Götter darstellten. Den Weg vom Eingangtor zur Tür am gegenüberliegenden Ende des Saales markierte ein dunkelroter Teppich der sich imposant von dem kalten Steinfußboden abhob. An den Wänden links und rechts von ihnen waren riesige verzierte Kamine in die Wand eingelassen, neben denen ausladende Wandteppiche hingen. Sonst war die Halle leer. Es sah nicht sehr einladend aus und schon gar nicht gemütlich, aber mit etwas Phantasie konnte sich Harry vorstellen, dass der Saal, wenn er hell erleuchtet war durchaus prunkvoll wirken konnte.
Jetzt allerdings kam er sich mit seiner kleinen Gruppe hier einfach nur sehr verlassen vor. Draco schien es auch eilig zu haben, die Halle hinter sich zu lassen.
"Es wirkt so ausgestorben hier", murmelte Hermione. "Als wäre es vollkommen unbewohnt."
"Es ist ja auch unbewohnt", fauchte Draco. "Mein Vater hat diese nichtsnutzigen Hauselfen entlassen, bevor er sich in sein Versteck begeben hat."
"Wirklich?" fragte Hermione erstaunt.
"Natürlich. Diese verräterische Brut. Man weiß doch, dass man ihnen nicht trauen kann. Womöglich hätten sie noch alles verraten." Draco wandte sich aufgebracht ab.
"Draco", Harry fasste versuchsweise nach der Hand des Jungen und war fast überrascht, als er nicht zurückgewiesen wurde.
Eine Weile schwieg er und genoss das Gefühl Hand in Hand mit Draco zu gehen. Das war besonders angenehm, da die Gänge und Zimmer, durch die sie liefen sehr düster und feindselig wirkten. Zwar waren sie mit Kunstwerken, Statuen und Skulpturen verziert und mit wertvollen antiken Möbeln ausgestattet, aber alles wirkte kalt und abweisend. Es wirkte mehr wie in einem Museum, als wie ein wirkliches Zuhause. Die Sessel und Stühle sahen nicht so aus, als seien sie dazu gedacht, sich darauf nieder zu lassen.
Harry fand, dass das hier kein viel angenehmeres Zuhause war, als das Haus der Dursleys. Es sah nicht gerade so aus als wäre Draco wohlbehütet in einem warmen, geborgenen Zuhause aufgewachsen.
Hermione blieb vor zwei wunderschönen Bildern stehen, die nebeneinander in einer Wandnische hingen. "Wie traurig", flüsterte sie.
Eins der Bilder zeigte ein Mädchen, das zu einer Steinstatue erstarrt war. Sie stand an einem Berghang und ihr Gesichtsausdruck zeigte gleichzeitig so viel Sehnsucht und Entsetzen, dass es Harrys Herz zusammenzog.
Das zweite war schrecklich. Auf ihm war ein Mann zu sehen, der an einen Berg gefesselt war. Der Adler, der auf seiner Brust saß, schien von ihm zu fressen. Man konnte ihm seine Schmerzen deutlich ansehen.
"Das ist grausam", flüsterte Ron schaudernd. "Wer denkt sich denn so etwas aus."
"Ron, das sind Bilder aus der griechischen Mythologie", sagte Hermione tadelnd.
"Eurydike und Prometheus", sagte Draco zu Harry. "Die Bilder mochte ich immer sehr gerne."
Dann wandte er sich an Ron und Hermione. "Können wir endlich weiter, wenn ihr diese Gemälde genug bewundert habt? Für euch mag es ja vielleicht ein netter Ausflug sein, aber ich habe es eilig. Er drehte sich um und zog Harry mit sich.
"Draco?" fragte Hermione vorsichtig.
"Was?" fragte er schroff zurück. "Es würde mich nur interessieren, was eigentlich passiert ist", sagte sie schüchtern. "Was ist mit deinem Vater? Warum glaubst du ihm helfen zu müssen?"
Dracos Hand schloss sich so fest um Harrys, dass es wehtat. Harry biss die Zähne zusammen, um nicht aufzustöhnen. Draco hatte immer noch einen Griff wie ein Schraubstock.
"Weil er verraten wurde", fauchte Draco. "Er hat sich nur in seine Gewalt begeben, um mich zu schützen. Ich verstehe nicht, wie er dem Dunklen Lord vertrauen konnte."
Hermione schnappte nach Luft. "ER ist bei deinem Vater? Du-weißt-schon-wer ist bei ihm?"
"Ja. Und nicht nur das. Er will seinen Körper rauben." Der Griff um Harrys Hand verstärkte sich noch. Harry keuchte vor Schmerzen und auch vor Schreck über Dracos Mitteilung. Draco lockerte seinen Griff und streichelte fast entschuldigend über Harrys Handrücken.
"Wie bitte?" fragte Ron entsetzt. "Er will was? Seinen Körper rauben?"
Hermione nickte. "Ich habe davon gelesen. Der Körpertausch ist ein uralter verbotener Zauber. Dabei übernimmt die Seele eines Zauberers den Körper eines anderen. Die Seele, die in dem übernommenen Körper gewohnt hat, verliert dabei sehr viel Kraft. Sie kann zwar ebenfalls in einen anderen Körper übergehen, wird aber nie mehr so lebendig und kraftvoll sein, wie vorher. Um diesen Tausch durchzuführen benötigt man sehr viel Energie und zwar menschliche Lebensenergie. Der Körpertausch, oder Corpus Mutaturus ist einer der grässlichsten und grausamsten Zauber die es gibt. Die Seele des aus seinem Körper vertriebenen wird in allen Fällen wahnsinnig, wenn sie einen anderen Körper annimmt. Oder sie stirbt."
Draco bebte. "Vielen Dank, dass du mich so genau darüber aufklärst", fauchte er sie an. "Darf ich dich vielleicht daran erinnern, dass das Opfer in diesem Fall mein Vater ist?" "Oh, Entschuldigung", murmelte Hermione betroffen. "Das war wirklich nicht sehr einfühlsam von mir."
Ron sah plötzlich entsetzt auf "Aber warte mal, wenn Du-weißt-schon-wer bei deinem Vater ist, dann heißt das, dass du . . ."
"Dass ich indirekt sein Geheimnis-Wahrer bin", beendete Draco den Satz. "Das war der Treuebeweis, den Der Dunkle Lord von meinem Vater verlangt hat. Und jetzt hat er meinen Vater vor die Wahl gestellt, entweder mich oder sich selbst zu opfern. Aber ich werde nicht zulassen, dass er für mich stirbt." Dracos Körper zitterte.
Ron und Hermione schwiegen entsetzt. Harry war froh, dass sich Dracos Hand immer noch in seiner befand. So konnte er sie sanft drücken und ihm damit zu verstehen geben, dass er mit ihm fühlte. "Wir schaffen es bestimmt das zu verhindern, Draco", sagte er beruhigend. Draco antwortete nicht darauf, aber er erwiderte den Druck sanft mit seiner Hand.
Sie waren nun schon seit geraumer Zeit durch Zimmer, Gänge und Gewölbe gelaufen. Außerdem waren sie einige Treppen hinunter gestiegen, die sehr lang waren, so dass Harry glaubte, dass sie schon ein Stück unter der Erde sein mussten. Gerade liefen sie wieder durch einen Gang. Harry fühlte sich nicht besonders wohl. Ihm war fast schlecht vor Hunger und er war todmüde. Manchmal glaubte er, dass seine Beine ihn kaum noch tragen konnten. Das schlimmste war allerdings das Pochen in seinem Kopf. Der Schmerz, der von der Stelle ausging, an der sich seine Narbe befand und den er fühlte, seit sie Malfoy Manor betreten hatten, wurde immer stärker.
Trotzdem stellte er überrascht fest, dass es besser war, an diesem gruseligen Ort mit Draco zu sein, als im sicheren Gryffindor- Gemeinschaftsraum ohne Draco. Egal an welchem Ort er war, so lange Draco bei ihm war, war es erträglich. Der Gang endete in einem weiteren hohen Gewölbe, aber als er sich mit seinen bereits an das schwache Licht gewöhnten Augen umsah, stockte ihm der Atem.
Es war die Tür des Schrankes unter der Treppe.
Seine Beine gaben unter ihm nach und er sank neben Draco auf die Knie. Sein Atem raste jetzt und sein Herz schlug so fest gegen seinen Brustkorb, dass er glaubte zu zerspringen. Es war die Tür aus seinen Träumen. Natürlich war es nicht die Tür, hinter die er als Kind so oft gesperrt worden war, aber sie glich ihr vollkommen. Auch sie befand sich unter einer Treppe, die aus dem Gewölbe nach oben führte. Sie war unscheinbar und wirkte, als würde sie nur zu einem Wandschrank führen. Aber Harry wusste welche unaussprechlichen Dinge hinter ihr lauerten.
Die Tür aus seinen Träumen. Schließlich hatte sie ihn doch noch eingeholt.
"Harry?" Draco kniete neben ihm nieder und umarmte seinen bebenden Körper.
"Nein. Wir dürfen nicht hindurchgehen. Nicht durch diese Tür", stöhnte Harry.
"Das sollt ihr auch nicht", sagte Draco sanft. "Ich würde dich nie hindurchgehen lassen. Das ist nicht eure Sache. Geht wieder zurück zum Ausgang und fliegt zurück. Nach Hogwarts könnt ihr nicht mehr, aber bringt euch irgendwo in Sicherheit. Ich gehe allein rein."
Harry schüttelte den Kopf. "Red keinen Unsinn. Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich dich jetzt alleine lasse. Ich weiß, dass wir es nicht tun sollten, aber ich komme mit dir."
"Und uns werdet ihr auch nicht los", erklärte Ron. "So schlimm kann es auch wieder nicht sein. Ich habe das Schrecklichste durchgestanden, was ein Mensch erleben kann. An die Spinnen im Verbotenen Wald kommt nichts ran."
"Was ist das für eine Tür?" fragte Harry und versuchte nicht vor ihr zurückzuweichen.
"Sie führt zum Herz der Dunkelheit" erklärte Draco.
"Herz der Dunkelheit?" fragte Harry schaudernd.
Draco nickte. "Eins unserer besten Verstecke. Die Tür zeigt sich nur, wenn einer aus unserer Familie vor ihr steht."
Harry schluckte und versuchte seine weichen Knie so weit unter Kontrolle zu bringen, dass er wieder laufen konnte. Mit Dracos Hilfe stand er auf.
"Also los", sagte Hermione entschlossen und ging als erste auf die Tür zu. Harry versuchte seinen Blick von der Tür abzuwenden, als er ihr mit Draco und Ron folgte. Es kam ihm vor, als habe er noch nie so etwas Hässliches gesehen. Obwohl es nur eine gewöhnliche Tür war, hatte er das Gefühl, als wäre sie lebendig und würde sie auf eine völlig verquere Art . . . erwarten.
Seine Beine schienen sich zu weigern, auf sie zuzugehen, aber er riss sich zusammen. Am Ende war es anders als in seinen Träumen. Er wurde nicht in die Tür hineingedrängt. Er ging freiwillig.
Eigentlich war er überrascht, dass sich als Draco die Tür schließlich aufstieß, kein tiefer Schlund und kein mit Zähnen besetzter Rachen zeigte, sondern nur eine schmale steile Treppe. Das Quietschen, mit dem sich die Tür hinter ihnen schloss, kam ihm allerdings wie ein Jaulen vor. Er ging mit Draco voran und Ron und Hermione folgten ihnen. Sie waren in fast völliger Dunkelheit, die nur durch das schwache Glimmen an der Spitze ihrer Zauberstäbe erhellt wurde. Aus Angst die Aufmerksamkeit von . . . irgendetwas auf sich zu ziehen, wagten sie nicht, es heller werden zu lassen. Also mussten sie sich an der Wand entlang tasten und aufpassen, um nicht zu stolpern. Nach und nach gewöhnten sich seine Augen jedoch an das schwache Licht.
Harry fühlte ein Stechen hinter seiner Stirn und seine Narbe schmerzte jetzt so unerträglich, dass es ihm Tränen in die Augen trieb. Er keuchte leise und fühlte, wie sich Dracos Arm um seinen Körper legte. So konnten sie immer noch nebeneinander gehen, obwohl die Treppe immer enger wurde. Er drückte sich dankbar näher an Draco heran und legte ebenfalls den Arm um ihn. Es war so schön, ihm nahe zu sein. Augenblicklich fühlte er sich besser.
Die Treppe schien nicht enden zu wollen.
Harry stieg sie mittlerweile schon ganz automatisch hinab. Er dachte nicht mehr über den nächsten Schritt nach. Das einzige was er noch fühlte war Dracos Arm um seinen Körper. Und ab und zu glaubte er eine seltsame Wärme zu fühlen, die sich von unterhalb seines Halses in seinem Körper ausbreitete. Es war angenehm und diese zwei Dinge waren das einzige, was ihn noch aufrechterhielt. Die Luft wurde immer stickiger, auch wenn es eisig kalt war. Die Wände waren feucht und sahen dadurch seltsam . . . organisch aus. Er glaubte zu verstehen, warum dieses Versteck das "Herz der Dunkelheit" genannt wurde. Es war als würden sie sich auf etwas Lebendiges zu bewegen.
Harry war fast überrascht, als die Treppe in einen engen Korridor mündete. Er hatte schon fast geglaubt, dass es von nun an ihr Schicksal war ewig immer tiefer diese endlose Treppe hinunter zu steigen
Draco blieb stehen, worauf die anderen ebenfalls anhielten. "Wir müssen vorsichtig sein", flüsterte er. "Wir sind nicht mehr weit vom Herz der Dunkelheit entfernt. Jederzeit können wir jetzt entdeckt werden." Er zog seinen Zauberstab und die anderen taten es ihm nach. Dann wandte er sich noch einmal an die kleine Gruppe. "Das ist eure letzte Chance. Wollt ihr wirklich nicht zurückgehen? Das hier ist im Grunde nicht eure Sache."
"Natürlich ist es auch unsere Sache", sagte Harry. "Ich lasse dich nicht alleine. Außerdem hat er auch Oliver und die Zwillinge in seiner Gewalt."
Erst als Ron neben ihm keuchend nach Luft schnappte fiel Harry ein, dass er das bisher noch nicht wusste. "Oliver und die Zwillinge?" stöhnte er und seine Stimme bebte vor Entsetzen. Dann war er auch schon an Draco und Harry vorbei gestürmt.
"Ron! Nein!" rief Hermione.
Ohne zu überlegen rannten sie ihm hinterher. Der Korridor mündete nach kurzer Zeit in ein hohes Gewölbe.
"Das Herz der Dunkelheit" dachte Harry. Dann stockte ihm der Atem, bei dem grässlichen Anblick der sich ihm bot.
@Matjes: Ja, zu viert geht das einfach besser. (grins)
@Drake: Ja, ich bin auch froh, dass sie sich wieder verstehen. Harry ohne Ron, das ist fast so schlimm, wie Harry ohne Draco.
@Lilvroni: Ja, ich bin gemein. Lucius muss ganz schön leiden.
@DB17: Stimmt, jetzt treten sie endlich in Aktion.
@Racine: Oh, vielen vielen Dank für das Lob. (rotwerd)
@Jacky: Naja, kann man ja mal vergessen. Kannst du dir denken, was die Kette ist. (grins)
@gnufi: Abwarten! Vielen Dank für das review.
@Chillkroete: Ja, die Ruhe vor dem Sturm sozusagen.
@vsGoliath: Vielen Dank.
@Jasmin: Nein, die Kette funktioniert bei jedem. Ich bin auch froh, dass es zumindest hier warm ist.
@MaxCat: Ja, genauso hatte ich mir das auch gedacht. Dass Ron wahnsinnige Angst hat, noch jemanden zu verlieren. Er hängt eben sehr an Harry.
@Joli: Ich bin durch andere ffs darauf gekommen. (Z.B. Schattentanz von Maxine) Nach dem Lesen des Buches mochte ich Draco nicht mal.
@Tinkalili: Oh, wie lieb, dass du nicht an mir zweifelst. Ich zweifel ständig an mir. (seufz)
@Maxine: Ja, Lucius ist bei mir ein bisschen anders. Ich mag ihn halt sehr. Und ich dachte mir, dass Draco seinen Vater doch eigentlich vergöttert. Jedenfalls fängt im Buch jeder zweite Satz von ihm mit "Mein Vater" an. Aber es war bestimmt nicht so von Rowling gedacht, also ist er schon OOC. Tja, ich nehme mir trotz Theater Zeit zum Schreiben.
@SilentRose: Das verstehe ich gut, dass mein Lucius für dich ungewohnt ist. Bei dir ist er eben der Fiesling. (grins)
Disclaimer: Harry Potter gehört (Trommelwirbel) immer noch J.K. Rowling.
Vielen Dank an meine Betaleserin Jenny (DeadlySins).
29. Ankunft
Sie mussten schon einige Stunden geflogen sein. Obwohl der Morgen eigentlich längst hereinbrechen sollte, wurde es nicht richtig hell. Stattdessen hatte es wieder zu schneien begonnen. Die Flocken waren unangenehm kalt, dort wo sie Harrys Haut berührten. Er hatte sich tief in seinen Mantel vergraben und drückte sich fest an Draco. Er wusste nicht wohin sie flogen. Er hatte in der Dämmerung jeden Sinn für Zeit und Himmelsrichtung verloren. Ab und zu sah er sich um, um zu sehen, ob Ron ihnen noch folgte, aber der war jedes Mal knapp hinter ihnen.
Obwohl es nicht wirklich hell geworden war, kam es Harry vor, als würde es langsam wieder dunkler, als Draco endlich zur Landung ansetzte. Er sah angestrengt nach unten und versuchte auszumachen, wo sie sich befanden. Auch hier war die Landschaft verschneit. Unter ihnen erstreckte sich ein scheinbar endloser Wald, durch den ein gefrorener Fluss verlief. Auf einem Hügel konnte er den Schemen eines finsteren Gemäuers ausmachen, in dessen unmittelbarer Nähe sie schließlich landeten.
Ron kam direkt neben ihnen auf und richtete seinen Blick ebenfalls auf das Gebäude vor ihnen. "Sieht ja gruselig aus", stellte er fest.
"Ja", stimmte Hermione ihm zu, die mit etwas wackeligen Beinen hinter Ron von Harrys Besen stieg. "Hier könnte Frankenstein wohnen. Oder Dracula."
"Nein", sagte Draco und runzelte verständnislos die Stirn. "Hier wohne ich."
Hermione starrte ihn an und wurde rot.
Ron sah sie fragend an. "Wer sind Frankenstein und Dracula?"
"Äh, zwei . . . Helden aus Muggel-Romanen", erklärte Hermione, und Harry, der einiges aus den Horrorfilmen die Dudley sich regelmäßig ansah, mitbekommen hatte, glaubte, dass sie zumindest diesmal froh war, dass Muggel-Literatur in Hogwarts nicht unterrichtet wurde. Draco ging nicht weiter auf ihre Bemerkung ein, woraus Harry schloss, dass er die beiden Figuren auch nicht kannte. Stattdessen stapfte er durch den Schnee auf das Anwesen zu. Die anderen folgten ihm.
Das ist also Malfoy Manor, dachte Harry. Ron hatte Recht. Es sah tatsächlich ein wenig gruselig aus. Zwar war es imposant und eindrucksvoll in seiner Größe und Bauweise, die an eine mittelalterliche Burg erinnerte, aber es wirkte auch seltsam . . . kalt und überhaupt nicht einladend.
Den Weg zum Schloss hoch säumten Statuen, die wahrscheinlich aus schwarzem Stein gefertigt waren, auch wenn man das durch die Schneeschicht, die sie bedeckte, nicht genau erkennen konnte. Sie stellten Drachen dar, Einhörner, Schlangen, Centauren und seltsame in sich verschlungene mit Krallen besetzte Geschöpfe. Unangenehmerweise schienen alle diese Figuren sie mit ihren Augen zu verfolgen. Harry fühlte kalte Schauer über seinen Rücken laufen. Er wollte sehr gern von diesen Kreaturen wegkommen, aber das kalte Gemäuer war auch keine angenehme Aussicht. Es schien sie mit seinen leblosen Fenstern regelrecht anzustarren und auf sie zu . . . warten.
Harry schloss zu Draco auf. "Was tun wir hier?" fragte er. "Hält sich dein Vater etwa hier auf? In Malfoy Manor?"
Draco nickte. "Ich bin sein Geheimnis-Wahrer. Es ist egal, wo er sich befindet. Und selbst, wenn es nicht so wäre, glaub mir, es gibt hier genug Verstecke, in denen man auch ohne Geheimnis-Wahrer sicher ist."
Hermione und Ron liefen Hand in Hand hinter ihnen her. Harry hätte selbst gern Dracos Hand genommen, glaubte aber nicht, dass der Junge das jetzt zulassen würde.
Kurz bevor sie am Eingangsportal ankamen stieß plötzlich ein winziger Schatten aus sie hinab und flog Ron ins Gesicht. Hermione schrie erschrocken auf. Im ersten Moment glaubte Harry, dass es eine Fledermaus war, aber dann erkannte er den kleinen Ball aus Federn. Es war Pigwidgeon. Ron fing sie mit einer Hand und streichelte zärtlich über ihre Flügel. "Was machst du nur hier du dumme kleine Eule?" fragte er völlig überrascht. "Ich dachte, du wärst im Fuchsbau. Hier ist es viel zu gefährlich für dich."
"Was macht dieses Vieh hier?" fragte Draco wütend. Harry legte besänftigend einen Arm um ihn und er entspannte sich sofort.
"Ich weiß auch nicht", erwiderte Ron. Er blickte auf den kleinen Vogel hinab, der zufrieden an seinem Finger knabberte. "Sie hat einen Brief dabei", stellte er überrascht fest. Mit von der Kälte steif gefrorenen Fingern klaubte er den Zettel von Pigwidgeons Bein. "Harry, er ist von Sirius. Er wurde schon vor einer Woche geschrieben. Natürlich. Pig konnte ja durch die Barriere nicht zu uns. Aber, dass sie uns hier gefunden hat . . ." Er gab Harry den Brief.
Lieber Harry
Bitte pass gut auf dich auf. Schreckliche Dinge passieren. Nicht nur in Azkaban, auch an anderen Plätzen gab es Angriffe. Du darfst Hogwarts auf keinen Fall verlassen. Niemand weiß, wo Voldemort sich aufhält. Arabella Figg ist eine mächtige Zauberin. Sie wird euch beschützen, solange Dumbledore im Krieg ist. Ich bin selbst bei Remus und den anderen im Kampf. Das Ministerium ist fast vollständig auf die andere Seite gewechselt. Es gab hier ein paar Verletzte, aber bislang wurde niemand getötet. Ich mache mir große Sorgen um dich. Bitte versprich, dass du in Hogwarts bleibst.
Dein Sirius
Harry schluckte. Sein Pate war also auch im Krieg. Leider hatte Harry seine Bitte, Hogwarts nicht zu verlassen, bereits missachtet. In Gedanken entschuldigte er sich bei Sirius.
"Vielen dank, dass du dir so viel Mühe gegeben hast, zu mir zu kommen, aber du kannst nicht bei uns bleiben", sagte er zu Pigwidgeon.
"Ja", stimmte Ron zu. "Flieg zurück zu Sirius, oder irgendwohin, wo du in Sicherheit bist, meine Kleine. Wir sehen uns sicher bald wieder." Er kramte in seiner Tasche nach einem Eulenkeks für sie.
Pigwidgeon flog auf seine Schulter und knabberte zärtlich an seinem Ohr, bevor sie sich wieder in die Luft erhob. Ron sah ihr nach, bis sie am Abendhimmel verschwand. Die kleine Gruppe wandte sich wieder dem düsteren Gebäude zu.
Draco sprach einen Zauber, der die magische Verriegelung der Torflügel aufhob. Diese waren so schwer, dass sie sich alle zusammen dagegen lehnen mussten, um sie aufzubekommen. Die Eingangshalle lag in völliger Dunkelheit. "Lumos" flüsterte Draco.
Sie sahen sich im schwachen Licht, das an der Spitze von Dracos Zauberstab glomm in der Halle um. Sie war riesig. Beinahe größer, als die Eingangshalle in Hogwarts. In jeder der vier Ecken stand eine Statue aus Stein und Harry glaubte zu erkennen, dass sie alte Götter darstellten. Den Weg vom Eingangtor zur Tür am gegenüberliegenden Ende des Saales markierte ein dunkelroter Teppich der sich imposant von dem kalten Steinfußboden abhob. An den Wänden links und rechts von ihnen waren riesige verzierte Kamine in die Wand eingelassen, neben denen ausladende Wandteppiche hingen. Sonst war die Halle leer. Es sah nicht sehr einladend aus und schon gar nicht gemütlich, aber mit etwas Phantasie konnte sich Harry vorstellen, dass der Saal, wenn er hell erleuchtet war durchaus prunkvoll wirken konnte.
Jetzt allerdings kam er sich mit seiner kleinen Gruppe hier einfach nur sehr verlassen vor. Draco schien es auch eilig zu haben, die Halle hinter sich zu lassen.
"Es wirkt so ausgestorben hier", murmelte Hermione. "Als wäre es vollkommen unbewohnt."
"Es ist ja auch unbewohnt", fauchte Draco. "Mein Vater hat diese nichtsnutzigen Hauselfen entlassen, bevor er sich in sein Versteck begeben hat."
"Wirklich?" fragte Hermione erstaunt.
"Natürlich. Diese verräterische Brut. Man weiß doch, dass man ihnen nicht trauen kann. Womöglich hätten sie noch alles verraten." Draco wandte sich aufgebracht ab.
"Draco", Harry fasste versuchsweise nach der Hand des Jungen und war fast überrascht, als er nicht zurückgewiesen wurde.
Eine Weile schwieg er und genoss das Gefühl Hand in Hand mit Draco zu gehen. Das war besonders angenehm, da die Gänge und Zimmer, durch die sie liefen sehr düster und feindselig wirkten. Zwar waren sie mit Kunstwerken, Statuen und Skulpturen verziert und mit wertvollen antiken Möbeln ausgestattet, aber alles wirkte kalt und abweisend. Es wirkte mehr wie in einem Museum, als wie ein wirkliches Zuhause. Die Sessel und Stühle sahen nicht so aus, als seien sie dazu gedacht, sich darauf nieder zu lassen.
Harry fand, dass das hier kein viel angenehmeres Zuhause war, als das Haus der Dursleys. Es sah nicht gerade so aus als wäre Draco wohlbehütet in einem warmen, geborgenen Zuhause aufgewachsen.
Hermione blieb vor zwei wunderschönen Bildern stehen, die nebeneinander in einer Wandnische hingen. "Wie traurig", flüsterte sie.
Eins der Bilder zeigte ein Mädchen, das zu einer Steinstatue erstarrt war. Sie stand an einem Berghang und ihr Gesichtsausdruck zeigte gleichzeitig so viel Sehnsucht und Entsetzen, dass es Harrys Herz zusammenzog.
Das zweite war schrecklich. Auf ihm war ein Mann zu sehen, der an einen Berg gefesselt war. Der Adler, der auf seiner Brust saß, schien von ihm zu fressen. Man konnte ihm seine Schmerzen deutlich ansehen.
"Das ist grausam", flüsterte Ron schaudernd. "Wer denkt sich denn so etwas aus."
"Ron, das sind Bilder aus der griechischen Mythologie", sagte Hermione tadelnd.
"Eurydike und Prometheus", sagte Draco zu Harry. "Die Bilder mochte ich immer sehr gerne."
Dann wandte er sich an Ron und Hermione. "Können wir endlich weiter, wenn ihr diese Gemälde genug bewundert habt? Für euch mag es ja vielleicht ein netter Ausflug sein, aber ich habe es eilig. Er drehte sich um und zog Harry mit sich.
"Draco?" fragte Hermione vorsichtig.
"Was?" fragte er schroff zurück. "Es würde mich nur interessieren, was eigentlich passiert ist", sagte sie schüchtern. "Was ist mit deinem Vater? Warum glaubst du ihm helfen zu müssen?"
Dracos Hand schloss sich so fest um Harrys, dass es wehtat. Harry biss die Zähne zusammen, um nicht aufzustöhnen. Draco hatte immer noch einen Griff wie ein Schraubstock.
"Weil er verraten wurde", fauchte Draco. "Er hat sich nur in seine Gewalt begeben, um mich zu schützen. Ich verstehe nicht, wie er dem Dunklen Lord vertrauen konnte."
Hermione schnappte nach Luft. "ER ist bei deinem Vater? Du-weißt-schon-wer ist bei ihm?"
"Ja. Und nicht nur das. Er will seinen Körper rauben." Der Griff um Harrys Hand verstärkte sich noch. Harry keuchte vor Schmerzen und auch vor Schreck über Dracos Mitteilung. Draco lockerte seinen Griff und streichelte fast entschuldigend über Harrys Handrücken.
"Wie bitte?" fragte Ron entsetzt. "Er will was? Seinen Körper rauben?"
Hermione nickte. "Ich habe davon gelesen. Der Körpertausch ist ein uralter verbotener Zauber. Dabei übernimmt die Seele eines Zauberers den Körper eines anderen. Die Seele, die in dem übernommenen Körper gewohnt hat, verliert dabei sehr viel Kraft. Sie kann zwar ebenfalls in einen anderen Körper übergehen, wird aber nie mehr so lebendig und kraftvoll sein, wie vorher. Um diesen Tausch durchzuführen benötigt man sehr viel Energie und zwar menschliche Lebensenergie. Der Körpertausch, oder Corpus Mutaturus ist einer der grässlichsten und grausamsten Zauber die es gibt. Die Seele des aus seinem Körper vertriebenen wird in allen Fällen wahnsinnig, wenn sie einen anderen Körper annimmt. Oder sie stirbt."
Draco bebte. "Vielen Dank, dass du mich so genau darüber aufklärst", fauchte er sie an. "Darf ich dich vielleicht daran erinnern, dass das Opfer in diesem Fall mein Vater ist?" "Oh, Entschuldigung", murmelte Hermione betroffen. "Das war wirklich nicht sehr einfühlsam von mir."
Ron sah plötzlich entsetzt auf "Aber warte mal, wenn Du-weißt-schon-wer bei deinem Vater ist, dann heißt das, dass du . . ."
"Dass ich indirekt sein Geheimnis-Wahrer bin", beendete Draco den Satz. "Das war der Treuebeweis, den Der Dunkle Lord von meinem Vater verlangt hat. Und jetzt hat er meinen Vater vor die Wahl gestellt, entweder mich oder sich selbst zu opfern. Aber ich werde nicht zulassen, dass er für mich stirbt." Dracos Körper zitterte.
Ron und Hermione schwiegen entsetzt. Harry war froh, dass sich Dracos Hand immer noch in seiner befand. So konnte er sie sanft drücken und ihm damit zu verstehen geben, dass er mit ihm fühlte. "Wir schaffen es bestimmt das zu verhindern, Draco", sagte er beruhigend. Draco antwortete nicht darauf, aber er erwiderte den Druck sanft mit seiner Hand.
Sie waren nun schon seit geraumer Zeit durch Zimmer, Gänge und Gewölbe gelaufen. Außerdem waren sie einige Treppen hinunter gestiegen, die sehr lang waren, so dass Harry glaubte, dass sie schon ein Stück unter der Erde sein mussten. Gerade liefen sie wieder durch einen Gang. Harry fühlte sich nicht besonders wohl. Ihm war fast schlecht vor Hunger und er war todmüde. Manchmal glaubte er, dass seine Beine ihn kaum noch tragen konnten. Das schlimmste war allerdings das Pochen in seinem Kopf. Der Schmerz, der von der Stelle ausging, an der sich seine Narbe befand und den er fühlte, seit sie Malfoy Manor betreten hatten, wurde immer stärker.
Trotzdem stellte er überrascht fest, dass es besser war, an diesem gruseligen Ort mit Draco zu sein, als im sicheren Gryffindor- Gemeinschaftsraum ohne Draco. Egal an welchem Ort er war, so lange Draco bei ihm war, war es erträglich. Der Gang endete in einem weiteren hohen Gewölbe, aber als er sich mit seinen bereits an das schwache Licht gewöhnten Augen umsah, stockte ihm der Atem.
Es war die Tür des Schrankes unter der Treppe.
Seine Beine gaben unter ihm nach und er sank neben Draco auf die Knie. Sein Atem raste jetzt und sein Herz schlug so fest gegen seinen Brustkorb, dass er glaubte zu zerspringen. Es war die Tür aus seinen Träumen. Natürlich war es nicht die Tür, hinter die er als Kind so oft gesperrt worden war, aber sie glich ihr vollkommen. Auch sie befand sich unter einer Treppe, die aus dem Gewölbe nach oben führte. Sie war unscheinbar und wirkte, als würde sie nur zu einem Wandschrank führen. Aber Harry wusste welche unaussprechlichen Dinge hinter ihr lauerten.
Die Tür aus seinen Träumen. Schließlich hatte sie ihn doch noch eingeholt.
"Harry?" Draco kniete neben ihm nieder und umarmte seinen bebenden Körper.
"Nein. Wir dürfen nicht hindurchgehen. Nicht durch diese Tür", stöhnte Harry.
"Das sollt ihr auch nicht", sagte Draco sanft. "Ich würde dich nie hindurchgehen lassen. Das ist nicht eure Sache. Geht wieder zurück zum Ausgang und fliegt zurück. Nach Hogwarts könnt ihr nicht mehr, aber bringt euch irgendwo in Sicherheit. Ich gehe allein rein."
Harry schüttelte den Kopf. "Red keinen Unsinn. Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich dich jetzt alleine lasse. Ich weiß, dass wir es nicht tun sollten, aber ich komme mit dir."
"Und uns werdet ihr auch nicht los", erklärte Ron. "So schlimm kann es auch wieder nicht sein. Ich habe das Schrecklichste durchgestanden, was ein Mensch erleben kann. An die Spinnen im Verbotenen Wald kommt nichts ran."
"Was ist das für eine Tür?" fragte Harry und versuchte nicht vor ihr zurückzuweichen.
"Sie führt zum Herz der Dunkelheit" erklärte Draco.
"Herz der Dunkelheit?" fragte Harry schaudernd.
Draco nickte. "Eins unserer besten Verstecke. Die Tür zeigt sich nur, wenn einer aus unserer Familie vor ihr steht."
Harry schluckte und versuchte seine weichen Knie so weit unter Kontrolle zu bringen, dass er wieder laufen konnte. Mit Dracos Hilfe stand er auf.
"Also los", sagte Hermione entschlossen und ging als erste auf die Tür zu. Harry versuchte seinen Blick von der Tür abzuwenden, als er ihr mit Draco und Ron folgte. Es kam ihm vor, als habe er noch nie so etwas Hässliches gesehen. Obwohl es nur eine gewöhnliche Tür war, hatte er das Gefühl, als wäre sie lebendig und würde sie auf eine völlig verquere Art . . . erwarten.
Seine Beine schienen sich zu weigern, auf sie zuzugehen, aber er riss sich zusammen. Am Ende war es anders als in seinen Träumen. Er wurde nicht in die Tür hineingedrängt. Er ging freiwillig.
Eigentlich war er überrascht, dass sich als Draco die Tür schließlich aufstieß, kein tiefer Schlund und kein mit Zähnen besetzter Rachen zeigte, sondern nur eine schmale steile Treppe. Das Quietschen, mit dem sich die Tür hinter ihnen schloss, kam ihm allerdings wie ein Jaulen vor. Er ging mit Draco voran und Ron und Hermione folgten ihnen. Sie waren in fast völliger Dunkelheit, die nur durch das schwache Glimmen an der Spitze ihrer Zauberstäbe erhellt wurde. Aus Angst die Aufmerksamkeit von . . . irgendetwas auf sich zu ziehen, wagten sie nicht, es heller werden zu lassen. Also mussten sie sich an der Wand entlang tasten und aufpassen, um nicht zu stolpern. Nach und nach gewöhnten sich seine Augen jedoch an das schwache Licht.
Harry fühlte ein Stechen hinter seiner Stirn und seine Narbe schmerzte jetzt so unerträglich, dass es ihm Tränen in die Augen trieb. Er keuchte leise und fühlte, wie sich Dracos Arm um seinen Körper legte. So konnten sie immer noch nebeneinander gehen, obwohl die Treppe immer enger wurde. Er drückte sich dankbar näher an Draco heran und legte ebenfalls den Arm um ihn. Es war so schön, ihm nahe zu sein. Augenblicklich fühlte er sich besser.
Die Treppe schien nicht enden zu wollen.
Harry stieg sie mittlerweile schon ganz automatisch hinab. Er dachte nicht mehr über den nächsten Schritt nach. Das einzige was er noch fühlte war Dracos Arm um seinen Körper. Und ab und zu glaubte er eine seltsame Wärme zu fühlen, die sich von unterhalb seines Halses in seinem Körper ausbreitete. Es war angenehm und diese zwei Dinge waren das einzige, was ihn noch aufrechterhielt. Die Luft wurde immer stickiger, auch wenn es eisig kalt war. Die Wände waren feucht und sahen dadurch seltsam . . . organisch aus. Er glaubte zu verstehen, warum dieses Versteck das "Herz der Dunkelheit" genannt wurde. Es war als würden sie sich auf etwas Lebendiges zu bewegen.
Harry war fast überrascht, als die Treppe in einen engen Korridor mündete. Er hatte schon fast geglaubt, dass es von nun an ihr Schicksal war ewig immer tiefer diese endlose Treppe hinunter zu steigen
Draco blieb stehen, worauf die anderen ebenfalls anhielten. "Wir müssen vorsichtig sein", flüsterte er. "Wir sind nicht mehr weit vom Herz der Dunkelheit entfernt. Jederzeit können wir jetzt entdeckt werden." Er zog seinen Zauberstab und die anderen taten es ihm nach. Dann wandte er sich noch einmal an die kleine Gruppe. "Das ist eure letzte Chance. Wollt ihr wirklich nicht zurückgehen? Das hier ist im Grunde nicht eure Sache."
"Natürlich ist es auch unsere Sache", sagte Harry. "Ich lasse dich nicht alleine. Außerdem hat er auch Oliver und die Zwillinge in seiner Gewalt."
Erst als Ron neben ihm keuchend nach Luft schnappte fiel Harry ein, dass er das bisher noch nicht wusste. "Oliver und die Zwillinge?" stöhnte er und seine Stimme bebte vor Entsetzen. Dann war er auch schon an Draco und Harry vorbei gestürmt.
"Ron! Nein!" rief Hermione.
Ohne zu überlegen rannten sie ihm hinterher. Der Korridor mündete nach kurzer Zeit in ein hohes Gewölbe.
"Das Herz der Dunkelheit" dachte Harry. Dann stockte ihm der Atem, bei dem grässlichen Anblick der sich ihm bot.
