Hier kommt also das letzte Kapitel von Harry Potter und das Herz der
Dunkelheit. Ich möchte mich bei allen bedanken, die mir mit reviews und e-
mails Mut zum Weiterschreiben gemacht haben. Es hat sehr viel Spaß gemacht
und mein Leben wirklich bereichert.
Natürlich ist das nicht die letzte Geschichte die ich geschrieben habe. Ich
werde mal abwarten, was Buch 5 bringt, das ja am Samstag. Ich bin so froh,
dass ich es geschafft habe, diese Geschichte vorher zu beenden.
Es kann allerdings trotzdem sein, dass ich eine Fortsetzung zu "Harry
Potter und das Herz der Dunkelheit" schreibe. Die Geschichte ist mir
einfach sehr ans Herz gewachsen. Und ihr seid mir auch ans Herz gewachsen.
Vielen Dank.
Natascha
@Shelley: Na, du bist ja grausam! Alle anderen außer Severus dürfen umgebracht werden oder wie? (grins)
@gnufi: Dann guck mal, ob sich deine Hoffnungen erfüllen!
@Chillkröte: Ich glaubs doch auch nicht (grins)
@Tinkalili: Bin echt froh, dass der Schluss dir gefällt.
@alex: Ja, da könntest du recht haben.
@Jacky: Sirius gegen Harry? Nein bei mir niemals. Das war woanders (grins)
@Drake: Danke für das Kompliment. Ich hoffe dir gefällt das Ende 8grins)
@MaxCat: jaja die Kette! (grins)
@Angel-Liam: Das ist lieb von dir. Ich mags auch, dass Harry seine Freunde nicht für seine Rache opfert.
@matjes. (lach) ja, diese miese Schlange (wuschel) Du warst meine erste reviewerin! (Sentimental wird)
@Jasmin: Hey, echt super kombiniert. Kriegst einen Orden für gutes Aufpassen. (grins)
@joli. Und hier ist es auch schon! Vielen Dank.
@Maxine: (Träne aus Auge wischt) Danke, dass du mir von Anfang an Mut gemacht hast. (knuddelt)
@Rikku. Na, das wollen wir doch nicht! Knuddel. Hier ist schon das nächste (und vorerst letzte)
Noch mal ein ganz großen Dank an meine Beta Leserin und an J.K. Rowling, die das alles hier erfunden hat.
32. Der Talisman
Mühsam schlug Harry die Augen auf und blickte in das ängstlich besorgte Gesicht seines Paten. "Harry, oh Merlin sei Dank, du lebst", stöhnte Sirius erleichtert und drückte ihn fest an sich.
"Sei vorsichtig, er ist verletzt." Das war die Stimme von Professor Lupin. Harry versuchte zu sich zu kommen. Er musste wissen, ob er träumte, tot war, oder ob er sich tatsächlich lebend in den Armen von Sirius befand. Es war dunkel um ihn herum, aber er nahm einige sich bewegende Figuren wahr und er hörte Stimmen, die sich etwas zuriefen. Sein Körper schmerzte und ihm war immer noch schrecklich heiß. "Was . . . was ist passiert?" stammelte er mühsam. Er brachte die Worte kaum über die Lippen. Es tat weh zu sprechen.
Sirius musste das an seinem Gesichtsausdruck erkannt haben. Er legte ihm einen Finger auf die Lippen. "Pst, sprich nicht, Harry. Hab keine Angst, du bist in Sicherheit. Wir sind gerade noch rechtzeitig gekommen."
Harry zitterte in Sirius Armen. "Warum bist du hier?", keuchte er.
"Harry", Sirius strich ihm sanft eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Ich habe dir doch gesagt, dass ich da sein werde, wenn du mich brauchst. Wir haben euch gesucht, seit ihr aus Hogwarts verschwunden seid. Arabella Figg hat uns Fawkes mit einer Nachricht geschickt. Aber wir wussten natürlich nicht, wo wir euch suchen sollten. Bis Pigwidgeon auftauchte. Ich hatte sie mit einer Nachricht zu dir geschickt und sie kam ohne die Nachricht zurück. Also wussten wir, dass sie dich gefunden hat. Sie hat uns hierher geführt."
"Euch hergeführt?" fragte Harry mühsam. Er schmeckte den metallischen Geschmack von Blut in seinem Mund.
"Ja, Remus, Percy und mich. Percy hat sich uns angeschlossen. Wir haben vermutet, dass ihr alle an einem Ort seid."
Der dunkle Nebel, der Harrys Geist umgab, hob sich für einen Moment und er setzte sich mit einem Ruck auf. Ein schrecklicher Schmerz raste durch seinen Körper. Er hatte Dracos Hand nicht mehr in seiner. "Wo ist Draco?", stöhnte er. Dann überwältigte ihn der Schmerz wieder und er sank schwer atmend zurück.
Verschwommen nahm er Professor Lupin wahr, der sich über ihn beugte. Er hielt ihm eine kleine Flasche an die Lippen. "Trink das Harry, bevor wir dich von hier wegbringen. Es ist gegen die Schmerzen."
Harry trank gehorsam. Die Schmerzen ließen tatsächlich augenblicklich nach, aber er fühlte auch eine seltsame Schwere in seinem Körper. Nein, er konnte jetzt nicht einschlafen. Nicht bevor er wusste, was mit Draco, Ron, Hermione und den anderen geschehen war. Er durfte nicht . . .
Aber der Beruhigungstrank war zu stark. Das letzte was er dachte bevor er einschlief war: Wo ist er?
***
Harry wurde von einer tiefen Schwärze umfangen. Es war als würde er durch einen tiefen Sumpf waten. Er sah nichts, hörte nichts und nahm nichts wahr. Er fühlte auch keine Schmerzen. Er wusste nicht, wie lange er sich schon in diesem Zustand befand. Es kam ihm gleichzeitig wie eine Ewigkeit und wie ein winzig kurzer Moment vor. Manchmal glaubte er zu spüren, dass er bewegt wurde.
Er hörte Stimmen. Zunächst waren sie undeutlich und klangen wie aus weiter Ferne, aber schließlich konnte er verstehen, was sie sagten.
"Das ist unmöglich. Das kann nicht sein. Dieser Talisman ist seit Jahrhunderten verschollen."
"Aber offensichtlich trägt er ihn. Sehen sie, Professor, der Abdruck zeichnet sich ganz deutlich auf seiner Haut ab. Kein Zweifel, es ist das Drachenamulett."
"Arabella, ich muss sie noch einmal fragen: Sind sie sich ganz sicher, dass es sich um den Talisman Salazar Slytherins handelt?" Jetzt erkannte Harry Dumbledores Stimme.
"Ja, ich habe ihn genauestens untersucht.", antwortete Arabella Figg. "Auch wenn ich mir nicht erklären kann, wie es in den Besitz dieses Jungen gekommen ist. Es wurde immer vermutet, dass das Amulett sich im Besitz einer der alten Reinblutfamilien befindet."
Harry versuchte sich endgültig an die Oberfläche des Meeres aus Schlaf zu kämpfen, in dem er sich befand, aber es gelang ihm nicht. Sein erschöpfter Körper sank einfach wieder zurück in die Ohnmacht.
***
Als er das nächste Mal Bewusstsein erlangte, fühlte er sich etwas erholter. Es gelang ihm endlich die Augen zu öffnen, auch wenn es sich anfühlte, als sei sein Bewusstsein immer noch in dem Sumpf gefangen. Er konnte kaum klar denken. Er lag in einem weichen Bett, und warme Decken schmiegten sich an seinen Körper. Er konnte sich nicht bewegen, alles schmerzte. Es fühlte sich an, als würde sein ganzer Körper brennen. Er stöhnte auf.
Sirius beugte sich über ihn. "Du bist wach, Harry? Wie fühlst du dich?"
Harry überlegte einen Moment. "Schlecht", murmelte er dann.
Sirius lächelte und legte ihm sanft die Hand auf die Stirn. "Das glaube ich dir. Wir haben dich für eine Woche betäubt gehalten, damit du keine Schmerzen fühlst. Du hast magische Brandwunden am ganzen Oberkörper."
Eine Welle der Angst schwappte plötzlich durch Harrys Körper. Er versuchte sich aufzurichten, was ihm aber nicht gelang. "Was ist mit den anderen?" keuchte er und sah Sirius mit vor Furcht weit aufgerissenen Augen an.
"Es geht ihnen den Umständen entsprechend, also beruhige dich", sagte Sirius schnell und drückte seine Schultern sanft zurück in die Kissen. Er streichelte ihm über den Kopf. "Warum kannst du nie hören, Harry? Ich hatte dir doch gesagt, dass du in Hogwarts bleiben sollst. Du bist wirklich genau wie dein Vater. Genau wie James."
"Sirius, geht es wirklich allen gut?" fragte Harry mit erstickter Stimme. "Wie ich sagte, den Umständen entsprechend. Snape hat es am schlimmsten erwischt, aber er wird es auch überleben."
"Snape wird überleben?!" fragte Harry keuchend vor Überraschung. "Ich dachte, er wäre tot!" "Ja ja, Unkraut vergeht nicht. Er war schon immer hart im Nehmen. Er wird es überstehen. Auch wenn er vielleicht eine Weile braucht, bis er wieder auf die Beine kommt."
"Und Draco geht es wirklich auch gut?" Harry sah Sirius mit vor Furcht geweiteten Augen an. Sirius sah ernst auf ihn herab. "Draco war nicht bei euch."
Harry schnappte nach Luft. Vor seinen Augen flimmerte es. "Und sein Vater?"
"Nein. Auch er war nicht da, als wir ankamen. Der Dunkle Lord hat Lucius gefangen gehalten, nicht wahr? Ich nehme an, dass Draco seinem Vater geholfen hat, auch vor uns zu entkommen."
Harry nickte. Er verstand, auch wenn sich in seinem Körper alles zusammenzog. Draco war immer um seinen Vater besorgt und Lucius war natürlich nicht in Sicherheit. Er hatte viel zu viele Feinde auf der Seite des Lichts. Aber Draco ging es selbst so schlecht. Wo war er? Was würde mit ihm geschehen?
"Oh nein, Draco", flüsterte er. "Wieso musst du nur immer so unvernünftig sein." Er verkrampfte seine Hände in der Bettdecke. "Deinem Vater wäre bestimmt nichts geschehen." Er fühlte, dass ihm die Tränen kamen.
"Harry", Sirius umarmte ihn vorsichtig.
Harry wäre am liebsten aufgestanden. Er konnte einfach nicht still liegen, so lange Draco vielleicht irgendwo in Gefahr war. Aber er fühlte dass sein Körper nicht mitspielen würde. Er fühlte sich so schwach und hatte solche Schmerzen, dass er unmöglich von hier wegkommen konnte.
Wo war er eigentlich. Er hatte noch nicht darüber nachgedacht. Er sah sich um. "War es möglich . . .
"Sirius, bin ich in Hogwarts?" fragte er ungläubig.
"Ja" bestätigte sein Pate. "Die Dunklen Truppen haben sich zurückgezogen. Sie scheinen stark geschwächt. Sogar Azkaban konnte im letzten Moment noch gehalten werden. Wir wissen nicht genau, was in Malfoy Manor vorgefallen ist. Ich hoffe, du kannst es uns sagen, wenn du dich erholt hast. Aber es scheint Voldemort stark geschwächt zu haben."
Harry sank plötzlich zurück in sein Kissen und hätte beinahe laut aufgeschrieen vor Schmerzen. "Ich müsste tot sein" stöhnte er. "Der Todesfluch hat mich getroffen." Er zitterte am ganzen Körper.
Sirius schluckte. "Das kann dir jemand anderes besser erklären." Er trat zur Seite und Arabella Figg beugte sich mit einem Lächeln über Harrys Bett. Harry versuchte ohne Erfolg ebenfalls zu lächeln. "Mrs. Figg, ich wollte mich bei Ihnen für die Hilfe bedanken. Ohne sie wären wir damals vor dem Verbotenen Wald verloren gewesen."
"Ja. Und ohne die Hilfe von jemand anderem wärest du diesmal auch verloren gewesen, nicht wahr?" fragte sie ernst, aber freundlich. "Wer hat dir den Talisman gegeben?"
"Talisman?" fragte Harry verwirrt.
"Ja, das Drachenamulett. Den Talisman Salazar Slytherins. Er hat ihn damals zu seinem eigenen Schutz erschaffen. Das Amulett ist einer der mächtigsten Talismane von denen wir wissen und du hast ihn getragen."
Harry sah an sich herab. Sein gesamter Oberkörper war mit Bandagen verbunden. Er legte eine Hand auf die Stelle oberhalb seines Solar Plexus. Plötzlich verstand er alles. "Ist es möglich, den Talisman zu tragen, ohne es zu wissen oder zu merken?"
"Ja", bestätigte Arabella Figg. "Wenn derjenige, der ihn dir anlegt nicht möchte, dass du es weißt, dann bemerkst du ihn nicht. Das gehört zu den Eigenschaften des Talismans."
"Draco", flüsterte Harry. "Das meinte Lucius also. Das war es, was Draco mir gegeben hat."
"Du hast ihn von Draco?" fragte Sirius, aber er klang nicht so überrascht, wie Harry vermutet hatte. Sein Pate durchschaute ihn immer noch besser, als er jemals gedacht hatte. Er nickte.
"Ich hatte es fast vermutet", murmelte Arabella Figg. "Der Talisman war also im Besitz der Malfoy Familie."
Harry war sprachlos. Draco hatte ihm das Amulett gegeben, um ihn zu schützen. So viel bedeutet er ihm also. Und jetzt war Draco nicht hier. Harry war in Sicherheit und Draco war immer noch irgendwo da draußen und kämpfte für einen Menschen, den er liebte. Harry schloss erschöpft die Augen. "Wie hat mich der Talisman gerettet?" fragte er matt. Er hatte das Gefühl, nicht mehr lange bei Bewusstsein bleiben zu können. Die Schmerzen waren einfach zu groß.
"Es ist eine seiner Wirkungen, dass er schlechte Zauber, die auf den Träger ausgesprochen werden bricht und zurückwirft", erklärte Arabella Figg. "Dadurch, dass der Zauber gebrochen war, ist Der Dunkle Lord nicht gestorben. Aber er ist stark geschwächt. Es wird eine Weile dauern, bis er seine Kraft zurückerlangt. Und wir können die Zeit nutzen, um uns besser vorzubereiten."
Harry nickte erschöpft. Er versuchte sich noch einmal aufzurichten. "Kann ich Ron und Hermione sehen?" fragte er matt. Im selben Moment wurde ihm schwindelig. Sirius umarmte ihn und legte ihn sanft zurück. "Bleib liegen, Harry." Er flößte ihm noch etwas aus dem kleinen Fläschchen ein und Harry sank zurück in die Finsternis.
***
Drei Tage später war Harry so weit erholt, dass er mit großer Anstrengung aus seinem Bett aufstehen konnte. Sein Körper schmerzte immer noch bei jeder Bewegung. Bei einem Verbandwechsel hatte er gesehen, dass sich unterhalb seines Halses die Form eines kleinen Drachen wie ein Siegel eingebrannt hatte. Das zweite Zeichen, das von einer mysteriösen Rettung vor dem Todesfluch zeugte.
Eigentlich hatte er strengste Bettruhe und Madam Pomfrey hatte ihm verboten aufzustehen. Aber er konnte nicht anders. Er konnte nicht ruhig daliegen. Er wurde verrückt davon. Er wusste, dass es Hermione und Ron schon wieder besser ging. Die beiden durften sogar schon aufstehen und besuchten ihn jeden Tag. Oliver und die Zwillinge erholten sich auch. Percy war Tag und Nacht bei ihnen und Harry hatte sie auch selbst schon kurz besucht. Sie standen noch ziemlich unter Schock. Fred und George hatten allerdings geschworen, nie wieder Süßigkeiten anzurühren, von denen sie nicht wussten, woher sie kamen.
Professor Snape hatte er noch nicht besuchen dürfen, aber er wusste von Sirius, dass er tatsächlich auf dem Weg der Besserung war.
Harry hatte schon einige erschöpfende Befragungen von Dumbledore und Arabella Figg über sich ergehen lassen müssen über das was genau im Herz der Dunkelheit vorgefallen war. Er hatte alles versucht, um ihnen zu erklären, dass das was dort geschehen war nicht Lucius' Schuld war, dass er nur seinen Sohn beschützen wollte und er hoffte, dass sie ihm geglaubt hatten.
Es fiel ihm sehr schwer, über das alles zu sprechen, aber er wusste, dass es sein musste. Trotzdem fühlte er sich nach jeder Befragung wie ausgelaugt.
Immer fühlte er sich jetzt, als hätte er einen Splitter in seinem Herzen. Seine Gedanken kreisten nur noch um Draco und alles andere nahm er wie durch einen Nebel wahr. Manchmal wenn er einschlief, kam es ihm im Traum vor, als sei Draco zum Greifen nah und wenn er aufwachte schrie er oft seinen Namen. Einmal war er sogar aus dem Bett gestürzt, beim verzweifelten Versuch, ihn zu erreichen.
Wo war Draco? War er in Sicherheit? Brauchte er ihn?
Wie jetzt meistens, saß Harry im Fenstervorsprung der Krankenstation und starrte nach draußen. Es war immer noch alles verschneit. Die Phoenix Barriere war aufgehoben, da die Gefahr vorerst gebannt war.
Eigentlich hätte sich Harry darüber freuen müssen, aber in seinem Herzen war immer noch Dunkelheit. Er sehnte sich so sehr nach Draco, dass es wehtat.
"Hier ist dein Abendbrot, Harry", sagte Sirius, der von hinten an ihn herangetreten war, sanft. "Ich habe keinen Appetit", murmelte Harry und wandte seinen Blick nicht vom Fenster. "Aber du hast heute den ganzen Tag noch nichts zu dir genommen. Wie willst du denn so gesund werden?"
Harry zuckte die Schultern und starrte weiterhin angestrengt nach draußen. Sirius stellte das Tablett, das er in der Hand hielt zur Seite und legte seine Hände auf Harrys Schultern. "Du vermisst ihn, oder?"
"Ja."
Sirius streichelte seine Arme hinab. "Du musst nicht glauben, dass ich dich nicht verstehe. Ich weiß, wie es ist, wenn man jemanden liebt."
Harry drehte sich mit einem Ruck zu ihm um. "Du verstehst mich? Aber er ist Draco Malfoy. Und er ist aus Slytherin. Wie kannst du das verstehen?" fragte er misstrauisch.
Sirius hielt seinem Blick stand. "Ich habe meine Meinung geändert, Harry. Nur weil jemand in Slytherin ist, heißt das nicht, dass er ein schlechter Mensch ist. Vielleicht sind Vorurteile die schlimmsten Fehler, die wir überhaupt begehen können. Mich schaudert es zwar, wenn ich daran denke, aber vielleicht haben wir sogar einige Menschen durch unsere Vorurteile in die Arme des Dunklen Lords getrieben."
"Willst du damit sagen, dass du verstehst, dass ich Draco liebe?"
Sirius nickte ernst. "Ja, das will ich damit sagen. Er hat dir das Leben gerettet, indem er dir seinen eigenen Schutz gegeben hat. Einen größeren Liebesbeweis gibt es nicht."
Harry traten wieder Tränen in die Augen und er wischte sie ärgerlich zur Seite. "Glaubst du, dass Draco zu mir zurückkommt?" fragte er mit erstickter Stimme.
Sirius legte die Arme um ihn. "Da bin ich mir ganz sicher."
Harry blieb in der Fensternische des Krankenzimmers sitzen, bis es anfing zu dunkeln. Die körperlichen Schmerzen, die er immer noch hatte, waren nichts gegen das Brennen in seiner Seele. Er hätte alles dafür gegeben, um zu wissen, wo Draco sich jetzt befand. Seit einer Woche und drei Tagen war er nun schon verschwunden. Warum musste es nur immer so sehr wehtun, wenn einem jemand wichtig war?
***
Irgendwann musste er dort in der Fensternische eingeschlafen sein, denn er wurde von einem Klopfen am Fenster geweckt. Mit einem Ruck fuhr er aus dem Schlaf hoch. Für einen Moment wusste er nicht, wo er sich befand. Dann hörte er wieder das ungeduldige Klopfen an der Fensterscheibe. Erschrocken starrte er nach draußen und sah einen Streifen Silber im Mondlicht leuchten. Konnte es tatsächlich sein?
Mit bebenden Händen riss er das Fenster auf.
"Na endlich, Harry. Ich dachte schon du lässt mich die ganze Nacht dort draußen sitzen", sagte Draco.
Harry starrte ihn an, wie eine Erscheinung. Er hatte Draco zu oft in seinen Träumen gesehen um wirklich sofort sicher zu sein, dass er tatsächlich endlich zurückgekehrt war. Draco sah furchtbar aus. Seine Kleidung war zerrissen, sein Haar zerzaust und er hatte eine große Schramme quer über die linke Wange. Sein Grinsen war allerdings so lässig wie immer.
"Dra . . . Draco?" stammelte Harry.
"Ja", Draco stieg von seinem Besen auf das Fensterbrett. "Ich hatte gedacht, du freust dich mich zu sehen."
Harry konnte sich immer noch nicht von der Stelle bewegen.
Draco sah ihn jetzt etwas unsicher an. "Geht es dir gut, Harry?" Er hielt ihm etwas entgegen. Harry nahm aus dem Augenwinkel wahr, dass es sein Zauberstab war. Sein fassungsloser Blick war immer noch auf Draco gerichtet. "Ich dachte du würdest ihn vielleicht noch brauchen", sagte Draco etwas verlegen. "Harry? Ist mit dir alles in Ordnung?"
Ohne auf den Zauberstab zu achten, fiel Harry Draco plötzlich um den Hals. Er konnte sich nicht mehr erinnern, wann er das letzte Mal wirklich geweint hatte. Es musste schon eine Weile her sein. Seitdem waren ihm zwar oft die Tränen gekommen, aber er hatte sie immer zurückhalten können. Bis jetzt. Jetzt. An Dracos Schulter gelehnt, schien auf einmal alles aus ihm herauszuströmen, was er so lang zurückgehalten hatte. Er klammerte sich an Draco fest. "Ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht", schluchzte er. "Ich bin fast verrückt geworden vor Angst."
Draco legte fest die Arme um ihn und schleppte ihn zum Bett. Dort saßen sie nebeneinander und Draco hielt seinen bebenden Körper so lange fest, bis er sich etwas beruhigt hatte. "Es tut mir leid", flüsterte er dann. "Ich musste meinen Vater in Sicherheit bringen und so lange bei ihm bleiben, bis ich wusste, dass es ihm etwas besser ging." Er streichelte zärtlich über Harrys zerzauste Haare. "Ich wollte so schnell wie möglich zu dir zurückkommen. Und ich bin nicht gegangen, bevor ich gesehen habe, dass Sirius bei dir ist und du in Sicherheit bist."
"Draco", Harry kuschelte sich noch näher an ihn heran, so dass er jetzt fast auf Dracos Schoß saß. "Du hast mir das Leben gerettet. Du hast mir deinen Talisman gegeben." "Ja und du hast mir das Leben gerettet, indem du dich vor mich geworfen hast." Er küsste Harry sanft auf die Lippen.
"Draco", sagte Harry, als sie sich wieder voneinander lösten.
"Ja?"
"Ich werde für deinen Vater aussagen. Er konnte nichts für das, was geschehen ist und er hat uns zum Schluss alle gerettet. Vielleicht wird er sogar frei gesprochen." "Danke Harry", sagte Draco ungewöhnlich sanft. "Aber jetzt musst du selbst erst versuchen ganz gesund zu werden. Du hast ja überall Verbände. Bestimmt hast du große Schmerzen." Er ließ sich mit Harry zusammen zurück auf das Bett sinken.
Harry schüttelte den Kopf. Im Moment fühlte er überhaupt keine Schmerzen mehr. Zum ersten Mal seit Tagen fühlte er sich wieder ruhig und sicher. Er hätte jetzt auf der Stelle einschlafen können. Aber es gab noch eine wichtige Sache, die er Draco fragen wollte.
"Draco?"
"Hm?" Draco klang ebenfalls schläfrig.
"Versprichst du mir, dass du nie wieder weggehst und mich zurücklässt."
"Ja, das verspreche ich dir", sagte Draco sofort. Dann lachte er leise. "Du kommst ja nicht mehr ohne mich klar."
"Und du nicht ohne mich", sagte Harry und rollte sich zufrieden in Dracos Armen zusammen. Eine Weile lagen sie still aneinandergekuschelt.
"Stimmt", sagte Draco dann leise.
THE END
@Shelley: Na, du bist ja grausam! Alle anderen außer Severus dürfen umgebracht werden oder wie? (grins)
@gnufi: Dann guck mal, ob sich deine Hoffnungen erfüllen!
@Chillkröte: Ich glaubs doch auch nicht (grins)
@Tinkalili: Bin echt froh, dass der Schluss dir gefällt.
@alex: Ja, da könntest du recht haben.
@Jacky: Sirius gegen Harry? Nein bei mir niemals. Das war woanders (grins)
@Drake: Danke für das Kompliment. Ich hoffe dir gefällt das Ende 8grins)
@MaxCat: jaja die Kette! (grins)
@Angel-Liam: Das ist lieb von dir. Ich mags auch, dass Harry seine Freunde nicht für seine Rache opfert.
@matjes. (lach) ja, diese miese Schlange (wuschel) Du warst meine erste reviewerin! (Sentimental wird)
@Jasmin: Hey, echt super kombiniert. Kriegst einen Orden für gutes Aufpassen. (grins)
@joli. Und hier ist es auch schon! Vielen Dank.
@Maxine: (Träne aus Auge wischt) Danke, dass du mir von Anfang an Mut gemacht hast. (knuddelt)
@Rikku. Na, das wollen wir doch nicht! Knuddel. Hier ist schon das nächste (und vorerst letzte)
Noch mal ein ganz großen Dank an meine Beta Leserin und an J.K. Rowling, die das alles hier erfunden hat.
32. Der Talisman
Mühsam schlug Harry die Augen auf und blickte in das ängstlich besorgte Gesicht seines Paten. "Harry, oh Merlin sei Dank, du lebst", stöhnte Sirius erleichtert und drückte ihn fest an sich.
"Sei vorsichtig, er ist verletzt." Das war die Stimme von Professor Lupin. Harry versuchte zu sich zu kommen. Er musste wissen, ob er träumte, tot war, oder ob er sich tatsächlich lebend in den Armen von Sirius befand. Es war dunkel um ihn herum, aber er nahm einige sich bewegende Figuren wahr und er hörte Stimmen, die sich etwas zuriefen. Sein Körper schmerzte und ihm war immer noch schrecklich heiß. "Was . . . was ist passiert?" stammelte er mühsam. Er brachte die Worte kaum über die Lippen. Es tat weh zu sprechen.
Sirius musste das an seinem Gesichtsausdruck erkannt haben. Er legte ihm einen Finger auf die Lippen. "Pst, sprich nicht, Harry. Hab keine Angst, du bist in Sicherheit. Wir sind gerade noch rechtzeitig gekommen."
Harry zitterte in Sirius Armen. "Warum bist du hier?", keuchte er.
"Harry", Sirius strich ihm sanft eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Ich habe dir doch gesagt, dass ich da sein werde, wenn du mich brauchst. Wir haben euch gesucht, seit ihr aus Hogwarts verschwunden seid. Arabella Figg hat uns Fawkes mit einer Nachricht geschickt. Aber wir wussten natürlich nicht, wo wir euch suchen sollten. Bis Pigwidgeon auftauchte. Ich hatte sie mit einer Nachricht zu dir geschickt und sie kam ohne die Nachricht zurück. Also wussten wir, dass sie dich gefunden hat. Sie hat uns hierher geführt."
"Euch hergeführt?" fragte Harry mühsam. Er schmeckte den metallischen Geschmack von Blut in seinem Mund.
"Ja, Remus, Percy und mich. Percy hat sich uns angeschlossen. Wir haben vermutet, dass ihr alle an einem Ort seid."
Der dunkle Nebel, der Harrys Geist umgab, hob sich für einen Moment und er setzte sich mit einem Ruck auf. Ein schrecklicher Schmerz raste durch seinen Körper. Er hatte Dracos Hand nicht mehr in seiner. "Wo ist Draco?", stöhnte er. Dann überwältigte ihn der Schmerz wieder und er sank schwer atmend zurück.
Verschwommen nahm er Professor Lupin wahr, der sich über ihn beugte. Er hielt ihm eine kleine Flasche an die Lippen. "Trink das Harry, bevor wir dich von hier wegbringen. Es ist gegen die Schmerzen."
Harry trank gehorsam. Die Schmerzen ließen tatsächlich augenblicklich nach, aber er fühlte auch eine seltsame Schwere in seinem Körper. Nein, er konnte jetzt nicht einschlafen. Nicht bevor er wusste, was mit Draco, Ron, Hermione und den anderen geschehen war. Er durfte nicht . . .
Aber der Beruhigungstrank war zu stark. Das letzte was er dachte bevor er einschlief war: Wo ist er?
***
Harry wurde von einer tiefen Schwärze umfangen. Es war als würde er durch einen tiefen Sumpf waten. Er sah nichts, hörte nichts und nahm nichts wahr. Er fühlte auch keine Schmerzen. Er wusste nicht, wie lange er sich schon in diesem Zustand befand. Es kam ihm gleichzeitig wie eine Ewigkeit und wie ein winzig kurzer Moment vor. Manchmal glaubte er zu spüren, dass er bewegt wurde.
Er hörte Stimmen. Zunächst waren sie undeutlich und klangen wie aus weiter Ferne, aber schließlich konnte er verstehen, was sie sagten.
"Das ist unmöglich. Das kann nicht sein. Dieser Talisman ist seit Jahrhunderten verschollen."
"Aber offensichtlich trägt er ihn. Sehen sie, Professor, der Abdruck zeichnet sich ganz deutlich auf seiner Haut ab. Kein Zweifel, es ist das Drachenamulett."
"Arabella, ich muss sie noch einmal fragen: Sind sie sich ganz sicher, dass es sich um den Talisman Salazar Slytherins handelt?" Jetzt erkannte Harry Dumbledores Stimme.
"Ja, ich habe ihn genauestens untersucht.", antwortete Arabella Figg. "Auch wenn ich mir nicht erklären kann, wie es in den Besitz dieses Jungen gekommen ist. Es wurde immer vermutet, dass das Amulett sich im Besitz einer der alten Reinblutfamilien befindet."
Harry versuchte sich endgültig an die Oberfläche des Meeres aus Schlaf zu kämpfen, in dem er sich befand, aber es gelang ihm nicht. Sein erschöpfter Körper sank einfach wieder zurück in die Ohnmacht.
***
Als er das nächste Mal Bewusstsein erlangte, fühlte er sich etwas erholter. Es gelang ihm endlich die Augen zu öffnen, auch wenn es sich anfühlte, als sei sein Bewusstsein immer noch in dem Sumpf gefangen. Er konnte kaum klar denken. Er lag in einem weichen Bett, und warme Decken schmiegten sich an seinen Körper. Er konnte sich nicht bewegen, alles schmerzte. Es fühlte sich an, als würde sein ganzer Körper brennen. Er stöhnte auf.
Sirius beugte sich über ihn. "Du bist wach, Harry? Wie fühlst du dich?"
Harry überlegte einen Moment. "Schlecht", murmelte er dann.
Sirius lächelte und legte ihm sanft die Hand auf die Stirn. "Das glaube ich dir. Wir haben dich für eine Woche betäubt gehalten, damit du keine Schmerzen fühlst. Du hast magische Brandwunden am ganzen Oberkörper."
Eine Welle der Angst schwappte plötzlich durch Harrys Körper. Er versuchte sich aufzurichten, was ihm aber nicht gelang. "Was ist mit den anderen?" keuchte er und sah Sirius mit vor Furcht weit aufgerissenen Augen an.
"Es geht ihnen den Umständen entsprechend, also beruhige dich", sagte Sirius schnell und drückte seine Schultern sanft zurück in die Kissen. Er streichelte ihm über den Kopf. "Warum kannst du nie hören, Harry? Ich hatte dir doch gesagt, dass du in Hogwarts bleiben sollst. Du bist wirklich genau wie dein Vater. Genau wie James."
"Sirius, geht es wirklich allen gut?" fragte Harry mit erstickter Stimme. "Wie ich sagte, den Umständen entsprechend. Snape hat es am schlimmsten erwischt, aber er wird es auch überleben."
"Snape wird überleben?!" fragte Harry keuchend vor Überraschung. "Ich dachte, er wäre tot!" "Ja ja, Unkraut vergeht nicht. Er war schon immer hart im Nehmen. Er wird es überstehen. Auch wenn er vielleicht eine Weile braucht, bis er wieder auf die Beine kommt."
"Und Draco geht es wirklich auch gut?" Harry sah Sirius mit vor Furcht geweiteten Augen an. Sirius sah ernst auf ihn herab. "Draco war nicht bei euch."
Harry schnappte nach Luft. Vor seinen Augen flimmerte es. "Und sein Vater?"
"Nein. Auch er war nicht da, als wir ankamen. Der Dunkle Lord hat Lucius gefangen gehalten, nicht wahr? Ich nehme an, dass Draco seinem Vater geholfen hat, auch vor uns zu entkommen."
Harry nickte. Er verstand, auch wenn sich in seinem Körper alles zusammenzog. Draco war immer um seinen Vater besorgt und Lucius war natürlich nicht in Sicherheit. Er hatte viel zu viele Feinde auf der Seite des Lichts. Aber Draco ging es selbst so schlecht. Wo war er? Was würde mit ihm geschehen?
"Oh nein, Draco", flüsterte er. "Wieso musst du nur immer so unvernünftig sein." Er verkrampfte seine Hände in der Bettdecke. "Deinem Vater wäre bestimmt nichts geschehen." Er fühlte, dass ihm die Tränen kamen.
"Harry", Sirius umarmte ihn vorsichtig.
Harry wäre am liebsten aufgestanden. Er konnte einfach nicht still liegen, so lange Draco vielleicht irgendwo in Gefahr war. Aber er fühlte dass sein Körper nicht mitspielen würde. Er fühlte sich so schwach und hatte solche Schmerzen, dass er unmöglich von hier wegkommen konnte.
Wo war er eigentlich. Er hatte noch nicht darüber nachgedacht. Er sah sich um. "War es möglich . . .
"Sirius, bin ich in Hogwarts?" fragte er ungläubig.
"Ja" bestätigte sein Pate. "Die Dunklen Truppen haben sich zurückgezogen. Sie scheinen stark geschwächt. Sogar Azkaban konnte im letzten Moment noch gehalten werden. Wir wissen nicht genau, was in Malfoy Manor vorgefallen ist. Ich hoffe, du kannst es uns sagen, wenn du dich erholt hast. Aber es scheint Voldemort stark geschwächt zu haben."
Harry sank plötzlich zurück in sein Kissen und hätte beinahe laut aufgeschrieen vor Schmerzen. "Ich müsste tot sein" stöhnte er. "Der Todesfluch hat mich getroffen." Er zitterte am ganzen Körper.
Sirius schluckte. "Das kann dir jemand anderes besser erklären." Er trat zur Seite und Arabella Figg beugte sich mit einem Lächeln über Harrys Bett. Harry versuchte ohne Erfolg ebenfalls zu lächeln. "Mrs. Figg, ich wollte mich bei Ihnen für die Hilfe bedanken. Ohne sie wären wir damals vor dem Verbotenen Wald verloren gewesen."
"Ja. Und ohne die Hilfe von jemand anderem wärest du diesmal auch verloren gewesen, nicht wahr?" fragte sie ernst, aber freundlich. "Wer hat dir den Talisman gegeben?"
"Talisman?" fragte Harry verwirrt.
"Ja, das Drachenamulett. Den Talisman Salazar Slytherins. Er hat ihn damals zu seinem eigenen Schutz erschaffen. Das Amulett ist einer der mächtigsten Talismane von denen wir wissen und du hast ihn getragen."
Harry sah an sich herab. Sein gesamter Oberkörper war mit Bandagen verbunden. Er legte eine Hand auf die Stelle oberhalb seines Solar Plexus. Plötzlich verstand er alles. "Ist es möglich, den Talisman zu tragen, ohne es zu wissen oder zu merken?"
"Ja", bestätigte Arabella Figg. "Wenn derjenige, der ihn dir anlegt nicht möchte, dass du es weißt, dann bemerkst du ihn nicht. Das gehört zu den Eigenschaften des Talismans."
"Draco", flüsterte Harry. "Das meinte Lucius also. Das war es, was Draco mir gegeben hat."
"Du hast ihn von Draco?" fragte Sirius, aber er klang nicht so überrascht, wie Harry vermutet hatte. Sein Pate durchschaute ihn immer noch besser, als er jemals gedacht hatte. Er nickte.
"Ich hatte es fast vermutet", murmelte Arabella Figg. "Der Talisman war also im Besitz der Malfoy Familie."
Harry war sprachlos. Draco hatte ihm das Amulett gegeben, um ihn zu schützen. So viel bedeutet er ihm also. Und jetzt war Draco nicht hier. Harry war in Sicherheit und Draco war immer noch irgendwo da draußen und kämpfte für einen Menschen, den er liebte. Harry schloss erschöpft die Augen. "Wie hat mich der Talisman gerettet?" fragte er matt. Er hatte das Gefühl, nicht mehr lange bei Bewusstsein bleiben zu können. Die Schmerzen waren einfach zu groß.
"Es ist eine seiner Wirkungen, dass er schlechte Zauber, die auf den Träger ausgesprochen werden bricht und zurückwirft", erklärte Arabella Figg. "Dadurch, dass der Zauber gebrochen war, ist Der Dunkle Lord nicht gestorben. Aber er ist stark geschwächt. Es wird eine Weile dauern, bis er seine Kraft zurückerlangt. Und wir können die Zeit nutzen, um uns besser vorzubereiten."
Harry nickte erschöpft. Er versuchte sich noch einmal aufzurichten. "Kann ich Ron und Hermione sehen?" fragte er matt. Im selben Moment wurde ihm schwindelig. Sirius umarmte ihn und legte ihn sanft zurück. "Bleib liegen, Harry." Er flößte ihm noch etwas aus dem kleinen Fläschchen ein und Harry sank zurück in die Finsternis.
***
Drei Tage später war Harry so weit erholt, dass er mit großer Anstrengung aus seinem Bett aufstehen konnte. Sein Körper schmerzte immer noch bei jeder Bewegung. Bei einem Verbandwechsel hatte er gesehen, dass sich unterhalb seines Halses die Form eines kleinen Drachen wie ein Siegel eingebrannt hatte. Das zweite Zeichen, das von einer mysteriösen Rettung vor dem Todesfluch zeugte.
Eigentlich hatte er strengste Bettruhe und Madam Pomfrey hatte ihm verboten aufzustehen. Aber er konnte nicht anders. Er konnte nicht ruhig daliegen. Er wurde verrückt davon. Er wusste, dass es Hermione und Ron schon wieder besser ging. Die beiden durften sogar schon aufstehen und besuchten ihn jeden Tag. Oliver und die Zwillinge erholten sich auch. Percy war Tag und Nacht bei ihnen und Harry hatte sie auch selbst schon kurz besucht. Sie standen noch ziemlich unter Schock. Fred und George hatten allerdings geschworen, nie wieder Süßigkeiten anzurühren, von denen sie nicht wussten, woher sie kamen.
Professor Snape hatte er noch nicht besuchen dürfen, aber er wusste von Sirius, dass er tatsächlich auf dem Weg der Besserung war.
Harry hatte schon einige erschöpfende Befragungen von Dumbledore und Arabella Figg über sich ergehen lassen müssen über das was genau im Herz der Dunkelheit vorgefallen war. Er hatte alles versucht, um ihnen zu erklären, dass das was dort geschehen war nicht Lucius' Schuld war, dass er nur seinen Sohn beschützen wollte und er hoffte, dass sie ihm geglaubt hatten.
Es fiel ihm sehr schwer, über das alles zu sprechen, aber er wusste, dass es sein musste. Trotzdem fühlte er sich nach jeder Befragung wie ausgelaugt.
Immer fühlte er sich jetzt, als hätte er einen Splitter in seinem Herzen. Seine Gedanken kreisten nur noch um Draco und alles andere nahm er wie durch einen Nebel wahr. Manchmal wenn er einschlief, kam es ihm im Traum vor, als sei Draco zum Greifen nah und wenn er aufwachte schrie er oft seinen Namen. Einmal war er sogar aus dem Bett gestürzt, beim verzweifelten Versuch, ihn zu erreichen.
Wo war Draco? War er in Sicherheit? Brauchte er ihn?
Wie jetzt meistens, saß Harry im Fenstervorsprung der Krankenstation und starrte nach draußen. Es war immer noch alles verschneit. Die Phoenix Barriere war aufgehoben, da die Gefahr vorerst gebannt war.
Eigentlich hätte sich Harry darüber freuen müssen, aber in seinem Herzen war immer noch Dunkelheit. Er sehnte sich so sehr nach Draco, dass es wehtat.
"Hier ist dein Abendbrot, Harry", sagte Sirius, der von hinten an ihn herangetreten war, sanft. "Ich habe keinen Appetit", murmelte Harry und wandte seinen Blick nicht vom Fenster. "Aber du hast heute den ganzen Tag noch nichts zu dir genommen. Wie willst du denn so gesund werden?"
Harry zuckte die Schultern und starrte weiterhin angestrengt nach draußen. Sirius stellte das Tablett, das er in der Hand hielt zur Seite und legte seine Hände auf Harrys Schultern. "Du vermisst ihn, oder?"
"Ja."
Sirius streichelte seine Arme hinab. "Du musst nicht glauben, dass ich dich nicht verstehe. Ich weiß, wie es ist, wenn man jemanden liebt."
Harry drehte sich mit einem Ruck zu ihm um. "Du verstehst mich? Aber er ist Draco Malfoy. Und er ist aus Slytherin. Wie kannst du das verstehen?" fragte er misstrauisch.
Sirius hielt seinem Blick stand. "Ich habe meine Meinung geändert, Harry. Nur weil jemand in Slytherin ist, heißt das nicht, dass er ein schlechter Mensch ist. Vielleicht sind Vorurteile die schlimmsten Fehler, die wir überhaupt begehen können. Mich schaudert es zwar, wenn ich daran denke, aber vielleicht haben wir sogar einige Menschen durch unsere Vorurteile in die Arme des Dunklen Lords getrieben."
"Willst du damit sagen, dass du verstehst, dass ich Draco liebe?"
Sirius nickte ernst. "Ja, das will ich damit sagen. Er hat dir das Leben gerettet, indem er dir seinen eigenen Schutz gegeben hat. Einen größeren Liebesbeweis gibt es nicht."
Harry traten wieder Tränen in die Augen und er wischte sie ärgerlich zur Seite. "Glaubst du, dass Draco zu mir zurückkommt?" fragte er mit erstickter Stimme.
Sirius legte die Arme um ihn. "Da bin ich mir ganz sicher."
Harry blieb in der Fensternische des Krankenzimmers sitzen, bis es anfing zu dunkeln. Die körperlichen Schmerzen, die er immer noch hatte, waren nichts gegen das Brennen in seiner Seele. Er hätte alles dafür gegeben, um zu wissen, wo Draco sich jetzt befand. Seit einer Woche und drei Tagen war er nun schon verschwunden. Warum musste es nur immer so sehr wehtun, wenn einem jemand wichtig war?
***
Irgendwann musste er dort in der Fensternische eingeschlafen sein, denn er wurde von einem Klopfen am Fenster geweckt. Mit einem Ruck fuhr er aus dem Schlaf hoch. Für einen Moment wusste er nicht, wo er sich befand. Dann hörte er wieder das ungeduldige Klopfen an der Fensterscheibe. Erschrocken starrte er nach draußen und sah einen Streifen Silber im Mondlicht leuchten. Konnte es tatsächlich sein?
Mit bebenden Händen riss er das Fenster auf.
"Na endlich, Harry. Ich dachte schon du lässt mich die ganze Nacht dort draußen sitzen", sagte Draco.
Harry starrte ihn an, wie eine Erscheinung. Er hatte Draco zu oft in seinen Träumen gesehen um wirklich sofort sicher zu sein, dass er tatsächlich endlich zurückgekehrt war. Draco sah furchtbar aus. Seine Kleidung war zerrissen, sein Haar zerzaust und er hatte eine große Schramme quer über die linke Wange. Sein Grinsen war allerdings so lässig wie immer.
"Dra . . . Draco?" stammelte Harry.
"Ja", Draco stieg von seinem Besen auf das Fensterbrett. "Ich hatte gedacht, du freust dich mich zu sehen."
Harry konnte sich immer noch nicht von der Stelle bewegen.
Draco sah ihn jetzt etwas unsicher an. "Geht es dir gut, Harry?" Er hielt ihm etwas entgegen. Harry nahm aus dem Augenwinkel wahr, dass es sein Zauberstab war. Sein fassungsloser Blick war immer noch auf Draco gerichtet. "Ich dachte du würdest ihn vielleicht noch brauchen", sagte Draco etwas verlegen. "Harry? Ist mit dir alles in Ordnung?"
Ohne auf den Zauberstab zu achten, fiel Harry Draco plötzlich um den Hals. Er konnte sich nicht mehr erinnern, wann er das letzte Mal wirklich geweint hatte. Es musste schon eine Weile her sein. Seitdem waren ihm zwar oft die Tränen gekommen, aber er hatte sie immer zurückhalten können. Bis jetzt. Jetzt. An Dracos Schulter gelehnt, schien auf einmal alles aus ihm herauszuströmen, was er so lang zurückgehalten hatte. Er klammerte sich an Draco fest. "Ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht", schluchzte er. "Ich bin fast verrückt geworden vor Angst."
Draco legte fest die Arme um ihn und schleppte ihn zum Bett. Dort saßen sie nebeneinander und Draco hielt seinen bebenden Körper so lange fest, bis er sich etwas beruhigt hatte. "Es tut mir leid", flüsterte er dann. "Ich musste meinen Vater in Sicherheit bringen und so lange bei ihm bleiben, bis ich wusste, dass es ihm etwas besser ging." Er streichelte zärtlich über Harrys zerzauste Haare. "Ich wollte so schnell wie möglich zu dir zurückkommen. Und ich bin nicht gegangen, bevor ich gesehen habe, dass Sirius bei dir ist und du in Sicherheit bist."
"Draco", Harry kuschelte sich noch näher an ihn heran, so dass er jetzt fast auf Dracos Schoß saß. "Du hast mir das Leben gerettet. Du hast mir deinen Talisman gegeben." "Ja und du hast mir das Leben gerettet, indem du dich vor mich geworfen hast." Er küsste Harry sanft auf die Lippen.
"Draco", sagte Harry, als sie sich wieder voneinander lösten.
"Ja?"
"Ich werde für deinen Vater aussagen. Er konnte nichts für das, was geschehen ist und er hat uns zum Schluss alle gerettet. Vielleicht wird er sogar frei gesprochen." "Danke Harry", sagte Draco ungewöhnlich sanft. "Aber jetzt musst du selbst erst versuchen ganz gesund zu werden. Du hast ja überall Verbände. Bestimmt hast du große Schmerzen." Er ließ sich mit Harry zusammen zurück auf das Bett sinken.
Harry schüttelte den Kopf. Im Moment fühlte er überhaupt keine Schmerzen mehr. Zum ersten Mal seit Tagen fühlte er sich wieder ruhig und sicher. Er hätte jetzt auf der Stelle einschlafen können. Aber es gab noch eine wichtige Sache, die er Draco fragen wollte.
"Draco?"
"Hm?" Draco klang ebenfalls schläfrig.
"Versprichst du mir, dass du nie wieder weggehst und mich zurücklässt."
"Ja, das verspreche ich dir", sagte Draco sofort. Dann lachte er leise. "Du kommst ja nicht mehr ohne mich klar."
"Und du nicht ohne mich", sagte Harry und rollte sich zufrieden in Dracos Armen zusammen. Eine Weile lagen sie still aneinandergekuschelt.
"Stimmt", sagte Draco dann leise.
THE END
