A bloody mission

Kapitel 11: Ich bin du und du bist ich

... auf der Türschwelle stand eine schwarze Gestalt, deren Umhang im kalten Wind der Nacht wehte. Sie kam langsam auf beide zu. Weglaufen brachte nichts, da Malfoy höchstwahrscheinlich nicht weit kommen würde.

Harry umklammerte fest Dracos Zauberstab. ‚Ich werde nicht kampflos aufgeben', dachte er, während dieses Wesen, was immer es auch war, unaufhaltsam näher kam.

"Worauf wartest du noch? Greif doch endlich an!", flüsterte Malfoy an Harrys Seite.

"Greif doch selber an...", murmelte Harry und starrte weiterhin gebannt auf die Gestalt. Irgendetwas stimmte nicht. Wenn dies ein Feind wäre, hätte er sie doch schon längst umgebracht. Oder nicht?

"Mir ist schlecht...", meinte Malfoy plötzlich und ihm wurde schwarz vor Augen. Er verlor sein Bewusstsein.

"Draco!", flüsterte Harry bestürzt und verhinderte gerade noch, dass dieser mit dem Kopf auf dem Boden aufschlug.

Plötzlich bekam er von der Gestalt unerwartet Hilfe. Sie nahm Malfoy auf den Arm! Hilflos musste Harry mit ansehen, wie sie ihm Draco aus den Armen stahl. Dann meinte sie: "Komm mit, dein Vertrauter wurde vergiftet."

"Wer bist du?", fragte Harry verängstigt.

Das Wesen schüttelte sich die Kapuze aus seinem Gesicht und darunter kam der Kopf eines Mädchen zum Vorschein. Zwei klare, violette Augen fixierten ihn.
"Dein Freund braucht das Gegenmittel, hörst du?" Sie lief weiter. Harry schaute ihr verstört nach, dann rannte er hinterher. 'Woher nimmt sie nur ihre Kraft?', dachte er, während sie sich zusammen durch die dunklen Gänge des Schiffs zu ihrem Appartement vorarbeiteten. Immer wieder mussten sie in Deckung gehen. Es waren anscheinend doch Menschen auf dem Schiff. Wieso hatte er sie vorher nicht gesehen? Und wieso konnte er sie immer noch nicht sehen? Doch er hörte ihre Stimmen, wenn er ganz genau hinhörte. Dennoch schienen die Sinne des Mädchens viel schärfer als seine.

Ohne, dass Harry es bemerkt hatte, waren sie angekommen. Die Tür flog wie von Geisterhand auf und sie wuchtete Malfoy auf das rote Sofa, dessen Form er nur umrissartig wahrnahm. Es war dunkel. So dunkel. Und alles war so surreal.

"Sprich! Wo sind die Zwillingsschatullen?"

Einen Moment wusste Harry nicht von was sie sprach, bis er sich gefasst hatte und das trübe Gefühl aus seinem Kopf vertrieben hatte. Er lief in das Schlafzimmer und tastete unter dem Bett nach Malfoys Koffer. Groß und Schwer. Er fand beide Schachteln.

"Hier", schnaufte Harry gehetzt und streckte sie zu ihr.

"Sind die Ringe da?", fragte sie, nicht daran denkend ihm die Schatullen abzunehmen.

"Nein... ich meine...", er kramte in seiner Hemdtasche und zog seinen der Ringe hervor. "Hier ist einer, Malfoy trägt den anderen schon.", erklärte Harry.

"Dann zieh ihn an!", verlangte sie und sah hektisch zwischen Draco und Harry hin und her. "Schnell!"

"Aber..."

"Vertrau mir!"

Er zog ihn auf den Finger und wurde plötzlich müde. Hatte das etwas mit dem Ring zu tun? Er sank auf seine Knie und krabbelte zu Malfoy, der immer noch bewußtlos auf dem Sofa lag. Er hatte Schmerzen, das spürte Harry ganz deutlich. Er fühlte sie. Fühlte sie tatsächlich. Um diese Erkenntnis reicher, blickte er fragend zu dem Mädchen.

"Was mit dir passiert?", sprach sie und trat näher, um ihre Hand auf Harrys Stirn zu legen, "...ist nichts, worum du dir Sorgen machen solltest. Die Ringe verbinden euer Innerstes." Sie nahm ihre Hand wieder weg. Sie war kalt gewesen und Harry fröstelte, obwohl es in ihrer Kajüte warm war. "Denn, geteiltes Leid ist bekanntlich halbes Leid. Dein Liebster wird wieder gesund."

"Mein Liebster?", platzte Harry empört heraus. "Ja, durch deine Hilfe, deine Lebensenergie." Sie lächelte, das erste Mal, dass er sie lächeln sah.
Harrys Augenlider wurden schwer und alles verschwamm vor seinen Augen. "Hab keine Angst", obwohl das Mädchen nur flüsterte, konnte er ihre Worte genau verstehen. "Die Ringe liefern nur deine Lebensenergie an deinen Freund weiter. Er wird bald wieder gesund werden."

Harry kam alles nur noch wie ein Traum vor. Er wusste, dass es hier im Raum dunkel war. Dennoch konnte er das Mädchen deutlich erkennen. Ihre violetten Augen leuchteten in der Dunkelheit, das lange schwarze Haar fiel ihr offen über den Rücken und ihre Haut...sie schien irgendwie zu fluoreszieren. Sie sah besorgt aus dem Fenster.

"Ich muss gehen.", wisperte sie Harry zu, "Es wird bald Tag. Sucht mich nicht, ich komme morgen Abend wieder zu euch." Sie verschwand lautlos im Nichts der Finsternis.

Als er am nächsten Morgen die Augen aufschlug schien ihm direkt die Sonne ins Gesicht. Er blinzelte. Draco lag rechts über ihm auf dem Sofa. Er hörte ihn leise Atmen. Er lebte. Erleichtert, aber schwach, stand Harry auf. Ein bisschen wackelig, doch es klappte.

Er tappte ins Bad. Er musste duschen, ging es ihm durch den Kopf.

Er duschte. Das Wasser war warm, es schmiegte sich an ihn wie Samt. Gestern, dachte er schwerfällig, was war gestern gewesen? Violette Augen sah er vor sich. Fragmentartig, wie er durch das dunkle Schiff schlich. Das Schiff! Bei Merlin, das hatte er verdrängt gehabt! Schnell sprang er raus. Wickelte sich eines der Handtücher, die auf einem Kommodenschränkchen gestapelt waren, um die Hüfte und wollte aus dem Bad rennen. Doch unglücklicherweise war Draco eben aufgewacht und wollte selbst in die Dusche, öffnete die Badtür und wurde von einem sehr hektischen Harry über den Haufen gerannt. Sie purzelten übereinander und konnten sich erst mal nicht bewegen.

"Geh von mir runter, Potter.", motzte Malfoy, "Ich krieg keine Luft mehr!" Noch ehe Harry reagieren konnte, stieß Malfoy ihn grob zur Seite und verschwand im Bad (nicht ohne dabei die Tür zuzuschlagen). Harry saß ziemlich verärgert am Boden und rieb sich die Stirn, auf der bestimmt bald eine kleine Beule zu sehen sein würde.
'Na toll!', dachte er; Malfoy scheint wirklich wieder gesund zu sein. Er ist wieder zu dem Kotzbrocken geworden, der er früher mal war.' Harry war beleidigt. Er hätte wenigstens ein Dankeschön erwartet. Schließlich hatte er Draco mit seiner Lebensenergie gerettet. Und nun sowas. Der Kerl schien sich an gar nichts mehr erinnern zu können. Aber auch ihm selbst kam alles sehr nebulös vor. Wer war das Mädchen? Er musste der Sache auf den Grund gehen. Jetzt da es Tag war, würde das Schiff sicher nicht so gruselig sein. Auf Malfoys Hilfe konnte er verzichten und so zog Harry seine Sachen an und verließ das Zimmer. Er beschloss das Mädchen zu suchen und mehr herauszufinden. Vielleicht fand er ja das Versteck der Todesser, falls überhaupt welche an Bord waren. Auf Malfoys Aussage verließ er sich nicht sehr. Doch irgendetwas hatte er vergessen. Gestern Nacht hatte das Mädchen doch noch was gesagt. Er konnte sich nicht erinnern...

Draco starrte unterdessen sein Spiegelbild an. Schaute und sah eigentlich nichts. Nur Leere. Kein einziger Gedanke huschte durch sein Gehirn. Er fühlte sich leicht, beinahe schwerelos und seine Augen konnte er gerade noch so offen halten. Er war übermüdet und schwach.

'Ein Malfoy zeigt niemals Schwäche!' Da war also doch ein Gedanke, oder besser: Eine Erinnerung, an die schneidende Stimme von Lucius. Hart und kalt kam ihm dessen Stimme vor, früher war es ihm nie aufgefallen; er hatte seinen Vater vergöttert und geliebt, auch wenn er es ihm nie wirklich gesagt hatte, genau so wie Lucius ihm nie gezeigt hatte, dass er ihn liebte, denn 'ein Malfoy zeigt keine Schwäche', auch Liebe nicht. Besonders Liebe nicht. Heute kam es Draco absurd vor. Dieser falsche Stolz, dennoch waren diese Grundsätze in ihm verankert. Er spürte es, denn es fiel ihm schwer seine Gefühle auszudrücken. Doch manchmal, wenn es ihn innerlich beinahe zeriss, konnte er nicht anders.

Die Schamesröte trieb es ihm ins Gesicht, wenn er daran dachte, wie er in den Duschräumen auf Hogwarts zusammengebrochen war: in Harry Potters Arme und ihm gestanden hatte, dass er ihn brauchte, dass er sich nur bei ihm sicher fühlte, wenn er es auch nicht wörtlich gesagt hatte. Oder als dieser Nichtsnutz von Moody sie vergiftet hatte. Pah! Er glaubte nicht, dass dieser Trank nur Gefühle verstärkte. Welche Gefühle denn? Was fühlte er für Harry Potter? 'Nichts', dachte Draco, 'nicht viel' passte aber besser, soviel war ihm klar. Ihr Kuss auf dem Himmelbett wollte er lieber gleich ganz vergessen.

"ACH VERDAMMT!", schrie Draco in die Spiegelung seines Gesichtes.

"Hast du was gesagt?". Potter. Konnte er nicht mal für ein paar Minuten allein sein?

"Was geht dich das an, Potter?", knurrte Malfoy. Er war eigentlich nicht in der Stimmung sich zu streiten. Er braucht erst einmal Zeit, um seine Gedanken zu ordnen (oder eher seine Gefühle). "Was willst du denn überhaupt schon wieder hier? Du hattest es vorhin doch so eilig?!" Draco blickte Harry genervt an.

"Ich hab bloß meinen Zauberstab vergessen", antwortete Harry ruhig.

"Aha", sagte Malfoy, "leidest du neustens an Amnesie?" Eigentlich wollte er Harry nicht verspotten, doch da er gerade da war, konnte er seine Wut auch an ihm auslassen. Das hatte er früher schließlich auch getan.

"Was ist eigentlich mit dir los?", wollte Harry nun von Malfoy wissen. "Ich glaube kaum, dass das der richtige Augenblick für einen Streit ist." Er hatte nun seinen Zauberstab gefunden und schritt zur Tür. "Wir haben wichtigeres zu tun. Los komm! Ich will mir das Schiff genauer ansehen."

* * * * * * * * *

Eine dreiviertel Stunde später standen Draco und Harry vor dem Eingang zur Brücke des Schiffs. Keinen einzigen lebenden Menschen hatten sie gefunden, nur ein paar Muggelleichen - mit Malen am Hals. Überhaupt war das Schiff ein Schauplatz der Verwüstung. Die beiden konnten sich jedoch nicht erklären was mit den restlichen Muggel auf dem Schiff geschehen war. Aber eines war sicher: Es war ein Muggelkreuzer, denn sie fanden keinen einzigen Hinweis auf die Zaubererwelt. Und trotzdem hatten sie diese Gestalten gestern Nacht gefunden. Abgesandte Voldemorts, glaubte Harry. Vampire. Ein Schauer lief ihm über den Rücken. Vampire! Echte Vampire! Und sie waren nicht darauf vorbereitet gewesen. Sie hatten nicht mal daran gedacht, dass Vampire angreifen konnten. Natürlich nicht. Hatte Dumbledore nicht gesagt, dass die Untoten sich nicht um ihre Auren kümmern würden? Es musste einen Spitzel geben. Sie müssten jetzt doppelt auf sich Acht geben. Zur Vorsicht hatten sie die Pflöcke aus dem Zimmer geholt und die Ringe hatten sie ja auch immer noch an. Die Pistole steckte in seinem Hosenbund unter der Robe. Nur für alle Fälle.

"Bereit?"

"Ja." Harry nickte auffordernd zu Draco, der seinen Zauberstab auf das Schloss der Tür richtete.

"Alohomora". Kein mächtiger Zauber, der das Tor sicherte. Harry atmete erleichtert auf. Zu früh. Auf dem Boden der Brücke lagen drei kräftige Männer. Anscheinend tot. Entweder ausgesaugt oder vergiftet, sowie Malfoy gestern. Soviel Hunger hatten die Vampire dann also doch nicht gehabt.

"War ja klar", schnaubte Draco, als er bei einem der Männer den Hals betrachtete.

"Schon wieder gebissen.", Draco schaute sich um. Es war wirklich kein schöner Anblick die drei toten Muggel dort liegen zu sehen.

"Die sind noch nicht lange tot", erklärte Malfoy, "die Leichenstarre beginnt gerade einzusetzen." Wie konnte Malfoy nur so kaltblütig diese Toten untersuchen. Harry wurde schon vom bloßen Anblick ihrer vor Entsetzten entstellten Gesichter leicht übel. Er musste raus hier. So schnell wie möglich. Er machte auf dem Absatz kehrt und hielt sofort in seiner Bewegung inne. Als sie zur Brücke herein gekommen waren, war ihm das gar nicht aufgefallen. Neben der Brückentür befand sich eine andere kleinere Tür, die mit der Tapete, die auch die Wände zierte, überzogen war. Sie war beinahe unsichtbar. Harry ging darauf zu und versuchte sie zu öffnen. Die Tür war nur angelehnt, als ob jemand sie in aller größter Hast durchquert hätte. Vorsichtig zog er die Tür auf. Draco war inzwischen auf Harrys Entdeckung aufmerksam geworden und stand neben ihm. Sehen konnten sie nicht viel, nur, dass eine steile Treppe hinunter in den Schiffsrumpf führte. Es herrschte totale Dunkelheit und Harry und Draco konnten nicht einmal das Ende der Stufen ausmachen.

"Lumos!", Harry hatte seinen Zauberstab gezückt und ging vorsichtig die Treppe hinunter. Draco tat es ihm gleich. Die lichtspendenden Zauberstäbe voran, wagten sie sich immer tiefer in den Rumpf des Schiffes. Harry hatte das Gefühl, als ob diese Treppe niemals enden würde. Wie weit konnte man in so einem Schiff nach unten gehen? Immer wieder streiften ihn Spinnfäden, die von der Decke hingen und Draco wäre beinahe gestürzt, als sich eine morsche Treppendiele löste.

"Sieht so aus, als wäre jahrelang niemand mehr hier unten gewesen", murmelte Malfoy. Harry gab keine Antwort, denn sie hatten den 'Keller' des Schiffs erreicht. Und was sie dort im Schein ihrer Zauberstäbe entdeckten, ließ das selbe Gefühl von Angst, das Draco gestern kurz vor seinem Kampf in seinem Körper kribbeln gefühlt hatte, in ihm hochsteigen.

"Särge!", brachte er schließlich hervor.

"Was für eine brilliante Schlussfolgerung, mein schöner Drache." Verschreckt sahen die beiden zu einem jungen Herrn, der in einer Ecke an die Wand gelehnt saß. Herausfordernd fackelten seine Augen zu Draco.

"Sie sind stärker als ich dachte, wieso leben sie noch Mr. Malfoy?" fragte der Kerl gespielt interessiert.

"Um dich zu töten.", meinte Draco grimmig und verstärkte seinen Griff um den spitzen Pflock. Mit der anderen schob er Harry schützend hinter sich. "Das ist dieser Vampir von gestern", zischte er ihm zu und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Gefahr. Diesmal würde er diesem Widerling die untote Gurgel umdrehen!

FORTSETZUNG FOLGT...
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Hy Leutz!
Na, das ging jetzt echt fix, ne? Hoffe euch hats wenigstens ansatzweise wieder gefallen. Auch ohne Slashszenen? Ihr müsste euch halt einfach mal in die zwei versetzten. Wenn man unter einem solchen Druck wie die zwei leidet, kann einem schon mal die Lust flöten gehen.

Dank den lieben Reviewern des 10. Kapitels: Matjes, Jacky, Shibou (Wann wird die Draco/Tom Story fortgesetzt? Ich zergehe...), Jagura, Rikku, Yvymaus, Frozen, Cygna, Zissy, Maxine und Schmusemaus.

*Gruppenknuddeln*

Hab euch alle Lieb. Und ich hoffe, dass ihr die Adresse der Fanart noch mitgekriegt habt. Hier nochmals:

h.mandik.bei.t-online/dracethar.jpg

Und es gibt auch diesmal neue Fanart zum letzten Kapitel. Dieses mal von Chichi (Du bist die Beste!). Zu sehen ist die Abschlussszene des letzten Kapitels und ich finde, Draco sieht wirklich verdammt nach Ohnmacht aus (schaut euch mal seine Augen an!)...

h.mandik.bei.t-online.de/moonshine.jpg [ohne www eingeben!]

Alles Liebe, Mael