Kai saß aufrecht im Bett und sah sich um. Neben ihm lag sein Geliebter. Kai
beschloss ihn zu wecken. Er hatte zwar versprochen, Ray nicht zu drängen,
doch er musste wissen, ob sein Traum nur ein Traum war, oder ob es wirklich
passiert ist. "Ray, Ray, wach auf, ich muss mit dir reden." "Was ist denn?"
Fragte dieser verschlafen. "Ich weiß, ich habe gesagt ich würde dich nicht
drängen, aber ich will eins noch wissen. Der Typ der dir das angetan hat,
hat er dich vergewaltigt." Plötzlich war Ray schlagartig wach. "Was...
woher weißt du?" "Es stimmt also. Ich weiß es, weil ich in letzter Zeit
merkwürdige Träume habe. Warum hast du es der Polizei nicht gesagt?" "Es
hätte doch eh nichts geändert und außerdem ist es doch vorbei. Es gibt also
keinen Grund sich weiter Gedanken zu machen." "Ray, verdammt noch mal, ist
dir nicht bewusst was dir der Typ angetan hat. Er hat deine Unschuld
geraubt." "Nein, hat er nicht." "Wie soll ich das denn verstehen?" "Ich
meine damit, dass man nicht rauben kann, was schon geraubt wurde." "Was?
Aber von wem?" "Keine Ahnung, ich kann mich nicht mehr daran erinnern."
"Was? Wieso?" "Es war zu viele. Die meisten habe ich vergessen." "Warum
hast du niemanden davon erzählt? Warum hast du es mir nicht erzählt, oder
jemand anderen aus dem Team?" "Erst einmal weiß Mr. Dickenson über alles
bescheid. Ich habe ihn gebeten niemanden etwas davon zu erzählen. Und euch
habe ich nichts gesagt, weil ich nicht wollte das ihr mich irgendwie
bemitleidet und außerdem es ändert es gar nichts. Was passiert ist, ist nun
mal passiert." "Ray, weißt du überhaupt was du da redest. Du redest darüber
als würde es dir gar nichts ausmachen. Bist du so naiv und weißt nicht das
der, dass der Typ dir etwas schlechtes angetan hat." "Natürlich weiß ich
das, du verstehst nicht, wenn du, sooft vergewaltigt wurdest, dann denkst
du nicht mehr darüber nach wie schlimm das ist, sondern versuchst einen weg
zu finden, nicht so viele Schmerzen zu empfinden." "Deshalb der leere
Blick." "Was?" "In den Traum den ich hatte, hab ich gesehen wie de Typ dich
vergewaltigt hat, und dein Blick war so leer." "Ich konzentriere mich
meistens auf irgendetwas anderes, dann spüre ich kaum was und die Zeit geht
schneller vorbei." "Was ist wirklich passiert, in der Nacht?" "Das hast du
doch gehört, als ich es dem Polizisten erzählt habe und das was ich
weggelassen habe, weißt du jetzt auch." "Glaubst du wirklich ich kaufe dir
so eine billige Ausrede ab?" "Ich kann es dir nicht sagen." "Und warum
nicht?" "Du wärst in Gefahr." "Wieso?" "Der Typ hat gesagt, wenn die
Polizei irgendetwas erfährt, bringt er jeden um der in meiner Nähe ist."
"Und wenn ich der Polizei nicht erzähle." "Kai, ich würde es gerne
loswerden, aber ich weiß wirklich nicht..." "vertraust du mir nicht?" "Doch
natürlich vertrau ich dir." "Dann erzähl es mir" Ray atmete tief ein "Na
gut, also du weißt ja, dass ich an dem Tag spazieren gegangen bin. Ich war
in einem Wald und da habe ich es gesehen" Er stockte. "Was, was hast du
gesehen?" "Ich habe gesehen, wie die Frau umgebracht wurde." "Die Frau aus
den Nachrichten?" "Genau die. Ihr Mörder hat mich gesehen, ich bin
weggelaufen und er ist mir hinterher. Dann kam ich an der Stelle an, an der
du mich später gefunden hast. Ich bin gestolpert und der Typ hat mich
geschnappt. Er hat auf mich eingeschlagen und mich mit seinem Messer
attackiert. Gerade als er mir den Gnadenstoss geben wollte, meinte er das
ich noch ein nettes Spielzeug wäre und den nächsten Teil kennst du ja. Als
er fertig war sagte er noch er lasse mich vorerst am Leben, doch wenn die
Polizei irgendwie Wind von der Sache bekommen sollte, bringt er jeden in
meiner Umgebung um und selbst wenn er von der Polizei festgenommen wird,
hätte er noch genug Freunde den den Job übernehmen würden. Dann hat er mir
noch einen letzten Tritt in die Rippen gegeben und ist gegangen." "Ray, du
bist immer noch in Gefahr. Früher oder später wird er kommen und dich
töten." "Ich weiß und deshalb habe ich beschlossen euch zu verlassen. Dann
seit ihr wenigstens nicht mehr in Gefahr." "Hör auf, ich bin dein Geliebter
und so ist es meine Pflicht dich zu beschützen." "Dann wird er dich erst
recht töten." "Du bist es wert zu sterben." "Das ist zu gefährlich" "Ray,
wenn ich dich verlieren sollte gibt es keinen Sinn mehr in meinen Leben."
"Außerdem müsstest du dann immer bei mir sein und die anderen sind nicht so
blöd wie sie aussehen und werden irgendwann bemerken, was zwischen uns
läuft." "..." "Na gut. Sie sind so blöd wie sie aussehen, aber sie würden
es trotzdem bemerken." "Dann sagen wir es ihnen eben, da wir es ihnen ja eh
irgendwann sagen müssten, können wir das auch morgen machen." "Danke, ich
bin zwar immer noch dagegen das du dich für mich in Gefahr begibst, aber
trotzdem danke." Wie schon gesagt, du bist es wert." "Nein, wenn ich in
meinem Leben etwas gelernt habe, dann ist es, dass ich gar nichts wert
bin." "Sei still" Kai wurde wütend. "Ray, Ich weiß nicht viel über dich,
doch ich weiß, dass du sehr viel wert bist." Langsam beruhigte er sich
wieder. "Es ist egal was all diese Typen zu dir gesagt haben. Für mich bist
du das Wertvollste auf der Welt." "Und es macht dir nichts aus, dass ich
schon benutzt bin?" "Erst einmal hörst du auf so abfällig über dich zu
reden und es ist mir völlig egal. Ich weiß, dass es gegen deinen Willen
geschehen ist und es ist mir egal, solange ich weiß das du im Moment nur
mich liebst." Mit diesen Worten nahm Kai Ray in die Arme. Dieser nickte nur
noch schwach und schlief ein. Kai sah auf die Uhr, als er merkte das er
auch langsam müde wurde. Es war bereits 2 Uhr morgens. "Wir haben die halbe
Nacht über geredet." So legte sich Kai in sein Bett, Ray immer noch in
seinen Armen.
