Voilá, romantisch, wie versprochen!
@ Laura: Danke für deinen Vorschlag :) Etwas sehr Ähnliches hatte ich auch im Sinn.
Kapitel 4. Celebríans Garten
Morgen war zu gestern geworden, und Aragorn schob die geplante Entschuldigung bei Arwen immer noch vor sich her. Die letzten zwei Tage hatten die beiden außerhalb der gemeinsamen Mahlzeiten so gut wie nicht miteinander gesprochen. Er versuchte ihr so weit wie möglich aus dem Weg zu gehen, bis ihm eine Entschuldigung eingefallen war, bei der sie ihn vielleicht für nicht allzu primitiv halten würde.
Gleich nach Beendigung des Mittagessens verließ Aragorn Elronds Haus. Den Nachtisch hatte er ausfallen lassen, was sein Ziehvater mit einem Stirnrunzeln bemerkt hatte. Er begab sich in den Stall, wo er sich ins Heu legte, und an die Decke starrte, während er den Geräuschen der Pferde lauschte.
Irgendwann nach nicht allzu langer Zeit kam jemand herein. Leichte geschmeidige Schritte näherten sich seiner Position.
„Hallo Estel", sagte eine Stimme neben ihm, woraufhin er aufsah, und in Arwens Gesicht blickte. Elronds Tochter ließ sich neben ihn ins Heu sinken. „Estel, bitte sag mir, warum weichst du mir die ganze Zeit aus?"
Aragorn spürte wie er rot wurde. „Ich... nun... jetzt ist wohl eine Entschuldigung angebracht", war das Einzige, was ihm darauf einfiel. Arwen sah ihn fragend an. „Für den Kuss, meine ich... Es tut mir leid. Ich wollte dich damit nicht überrumpeln."
Ein Lächeln fand den Weg auf ihr Gesicht. „Zugeben, du hast mich ziemlich überrascht. Aber ich mag Überraschungen. Sofern sie positiv sind."
„Und... war diese eine positive?"
Anstatt eine Antwort zu geben, nahm sie seine Hand. „Komm mit, ich möchte dir etwas zeigen."
Bereitwillig ließ er sich von ihr aus dem Stall und hinter Elronds Haus führen. Von dort folgten sie einem schmalen Pfad, der sich bald zwischen dichtem eine natürliche Hecke bildendem Gestrüpp verlor. In der Nähe plätscherte der Fluss.
Arwen bog einige Äste zur Seite. „Wir sind da."
Erst als Aragorn direkt neben ihr stand, konnte er an dem Gebüsch vorbei sehen. Vor den beiden erstreckte sich eine Wiese, die an drei Seiten von den heckenartig verwachsenen Pflanzen umgeben war. Das gegenüber liegende Ende fiel sanft zum Fluss ab. Das Gras war recht hoch, und überall blühten die verschiedensten Blumen.
„Das ist der Garten meiner Mutter", Arwens Stimme klang ehrfurchtsvoll, „Seit ihrem Tod kümmere ich mich um ihn."
„Wundervoll!" staunte Aragorn. „Und ich dachte ich hätte inzwischen jeden Quadratmeter von Bruchtal erforscht. Der Weg hierher ist ziemlich gut versteckt."
Sie nickte. „Früher war das nicht so. Aber Vater, Elladan und Elrohir zogen es vor, diesen Ort zu vergessen. Zu viele Erinnerungen haften daran. Deshalb sah ich keine Notwendigkeit darin den Zugang für alle sichtbar zu halten. Außer uns beiden und meiner Großmutter weiß niemand, dass es diesen Garten noch gibt. Versprich mir, dass du das für dich behältst."
„Du hast mein Wort. Und ich danke dir, dass du mir diesen Ort gezeigt hast."
Arwen grinste. „Freut mich, dass es dir gefällt. Aber zum Anschauen habe ich dich nicht hierher gebracht." Sie hielt ihm ein kleines braunes Beutelchen unter die Nase, welches ihm bisher nicht aufgefallen war. „Möchtest du mir helfen etwas zu pflanzen?"
Ihm fiel nichts ein, was er lieber täte. Also begannen sie zunächst damit die Erde an der ausgewählten Stelle aufzulockern.
„Was pflanzen wir da eigentlich?" Aragorn begutachtete die purpurroten Samen, die ihm Arwen gegeben hatte, um sie in der Erde zu verteilen.
„Das sind Orchideensamen. Ich habe sie von meiner Großmutter. In ihrem Garten gibt es viele davon, und sie sagt diese Art wird auch hier gedeihen."
„Ich bin gespannt, wie diese Blümchen am Ende aussehen werden." Er grinste.
„Wenn wir sie jetzt nicht gießen, werden wir es nie erfahren." Mit einem Lächeln erhob sie sich und ging zum Flussufer hinab. Aragorn folgte ihr.
„Bescheidene Frage. Wie schöpfen wir das Wasser?"
„Mit den Händen, was denkst du denn?"
„Wie wäre es mit trinken und hinterher wieder ausspucken?"
„Du bist unmöglich, weißt du das?"
„Was bin ich? Sag das noch einmal!" Er machte Anstalten ihr das Wasser, das er in den Handflächen hatte, über den Kopf zu leeren.
„Lass den Unsinn! Das ist für die Blumen. Außerdem habe ich heute schon gebadet."
Mit einem hinterhältigen Grinsen, welches ihr entging, goss er das Wasser über die Stelle, wo die Orchideensamen in der Erde ruhten.
Noch zwei Mal gingen sie zum Fluss, bevor Arwen der Meinung war, dass die Blumen genug hatten. Doch Aragorn schien das anders zu sehen. Er machte sich zum vierten Mal auf den Weg um Wasser zu schöpfen. Am Ufer hockend wartete er, dass Arwen zu ihm trat. Was auch sogleich geschah.
„Wir brauchen kein..." Weiter kam sie nicht, denn ein Schwall Wasser traf sie mitten ins Gesicht.
„Das war für das unmöglich sein!"
„Genau das bist du auch!" Sie begann ebenfalls damit ihn zu bespritzen.
Eine Weile ging die nasse Schlacht hin und her, bis beide lachend und nach Luft ringend im Gras lagen. Nachdem sie wieder halbwegs zu Atem gekommen waren, richteten sie sich fast zeitgleich auf und ihre Blicke trafen sich.
Wassertropfen lösten sich aus Arwens Haar und perlten über ihre Wangen hinab. Als Aragorn sie vorsichtig mit dem Daumen fort wischte, ergriff Arwen seine Hand. Einige Augenblicke verharrten sie so, dann begannen sich ihre Gesichter einander zu nähern. Bis sich ihre Lippen berührten. Zunächst zaghaft, die Reaktion des anderen abwartend. Doch der Kuss wurde bald intensiver.
Fordernd. Aufnehmend. Gebend.
Ihre Zungen trafen sich immer wieder, den Mund des anderen erforschend.
Atemlos lösten sie sich voneinander, um gleich darauf wieder in einem langen innigen Kuss zu versinken.
