Loslassen ist schwer und tut weh.
@ Laura: Tjo, diesmal war ich nicht so schnell.
@ Isinue: Ende hinzukritzeln sollt ich mir wirklich mal angewöhnen ;-)
@Schwaben-Power: Schätze deine Frage ist hiermit beantwortet.
Kapitel 7. Abschied
Es war schon recht spät, doch Aragorn fand keine Ruhe. Am nächsten Morgen würde Arwen nach Lórien aufbrechen, und er wusste nicht, was werden sollte, wenn sie fort war. Um diese Zeit war es üblicherweise still im Haus, sodass das einzige Geräusch, das zu hören war, das Zirpen der Grillen von draußen war.
Doch jetzt vernahm er auf dem Gang leise Schritte. Vermutlich war es nur Elrond, der nun zu Bett ging. Der Herr von Bruchtal pflegte abends lange in seinem Arbeitszimmer zu verweilen. Aber wer auch immer dort draußen war, kam näher. Elronds Schlafgemach befand sich dagegen am anderen Ende des Korridors.
Die Schnalle wurde vorsichtig hinunter gedrückt, sodass die Tür leise aufschwang. Aragorn richtete sich kerzengerade im Bett auf und blickte in die entsprechende Richtung.
Dort stand Arwen, bekleidet mit einem dünnen weißen Nachthemd, das ihren wundervoll geformten Körper betonte.
Aragorn blickte sie verwundert an. „Was führt dich hierher?"
„Ich hatte es so satt wie ein Schatten allein im Dunkeln zu sein.", mit geschmeidigen Schritten trat sie zum Bett und setzte sich zu ihm aufs Bett.
„Hältst du das wirklich für eine gute Idee? Wenn ada uns so sähe, könnte er sich wer weiß was denken."
„Und darum habe ich auch gewartet bis er schläft." Ein Grinsen stahl sich auf ihr Gesicht.
Mit einem verstohlenen Lächeln betrachtete Aragorn sie. Zum wiederholten Mal stellte er fest, wie schön sie doch war. Das durchs Fenster herein fallende Mondlicht, ließ ihre Haut noch heller erscheinen, als gewöhnlich. Vor Kurzem erst war Vollmond gewesen. Nächte wie diese weckten Erinnerungen an seine Kindheit in ihm.
Arwen musterte ihn interessiert. „Woran denkst du gerade?"
„Als ich noch ein kleiner Junge war, und mich in solchen Nächten wie heute fürchtete, hat mir meine Mutter immer eine Geschichte erzählt – die von der Mondfee mochte ich besonders. Das ist auch die Einzige, an die ich mich noch gut erinnern kann."
„Erzählst du sie mir?" bat Arwen.
Dies tat er natürlich gern, und sie lauschte, in seine Arme gekuschelt, gespannt seinen Worten. Aragorn war ein guter Geschichtenerzähler, vermochte die Stimmung ausgezeichnet zu vermitteln.
Schließlich beendete er seine Erzählung - und merkte, dass Arwen eingeschlafen war - es hatte sich eben um eine Gutenachtgeschichte gehandelt.
Mit einem Lächeln deckte er sie zu. „Ich liebe dich – jetzt und für immer", flüsterte er, und küsste sie auf die Stirn, bevor er sich dann eine zweite Decke für sich selbst aus dem Schrank holte, und es sich damit am Boden gemütlich machte, zumindest so weit es ging. Nicht auszudenken, wenn Elrond seine Tochter mit ihm im Bett vorfände – wenngleich die beiden nur miteinander geredet hatten.
Am nächsten Tag nach dem Frühstück stand Arwen reisefertig mit ihrer Stute Ninim vor den Toren von Imladris. Sie verabschiedete sich zunächst von ihrem Vater und ihren Brüdern. Elrond fiel es nicht leicht, sie schon wieder ziehen sehen zu müssen, aber er hatte so entschieden, weil er wusste, dass es das Richtige war.
Als Aragorn kam, um ihr Lebwohl zu sagen, zog er sich taktvoll mit seinen Söhnen zurück, damit die beiden noch einige letzte Momente unter sich hatten.
Schweigend gingen sie zunächst ein paar Schritte, bis sie außer Sichtweite der anderen waren.
„Estel", begann Arwen. „Ich möchte, dass du eines weißt. Egal welche Entfernungen uns auch trennen mögen, Hoffnung wird es in meinem Herzen immer geben."
Er ergriff sanft ihre Hände. „Auch ich werde hoffen – auf dass das Licht des Abendsterns, das mein Herz erhellt hat, sich nie verdunkelt."
Eine Träne rann Arwens Wange hinab. Vorsichtig mit der Fingerspitze wischte Aragorn die Feuchtigkeit von ihrer Wange. „Bitte wein nicht. Wir werden uns wieder sehen, wenn die Zeit reif dafür ist." Er umarmte sie innig und sie versanken in einen letzten langen Kuss.
Schließlich kamen sie wieder bei den Toren Bruchtals an, wo sich immer noch Elrond und seine Söhne, sowie die beiden Wachmänner, die Arwen auf ihrer Reise nach Lórien vor Orks, Räubern und ähnlichen Gefahren schützen sollten, aufhielten. Elladan, der bis jetzt Ninim am Zügel gehalten hatte, überließ die Stute wieder ihrer Besitzern, welche sich mit einer eleganten Bewegung auf ihren Rücken schwang. Die beiden Wachmänner stiegen ebenfalls auf ihre Pferde und folgten Arwen durch das Tor hinaus aus Imladris.
Nach ein paar Metern brachte sie Ninim wieder zum Stehen und wandte sich nach Aragorn um. Er hatte den Kopf gesenkt, erst als er Arwens Blick auf sich spürte, sah er auf. Sie merkte, dass seine Augen feucht waren. Ihm fiel es ebenso schwer sie ziehen zu lassen, wie ihr in dem Wissen fortzugehen, dass er hinter ihr zurück blieb.
Alles in ihr sträubte sich, sie musste sich zwingen ihre Stute wieder anzureiben. Ohne sich ein weiteres Mal umzuwenden, verschwand sie schließlich aus der Sichtweite Aragorns. Sie wusste, mit jedem Mal, das sie zu ihm zurück sah, wurde es schmerzhafter den Weg fort zu setzen, und ihn zurück zu lassen.
Und dann war sie weg. Einfach so. Aragorn begann sie jetzt schon zu vermissen. Ihr sonniges Lächeln morgens, wenn er noch verschlafen war. Die ausgedehnten Spaziergänge am Flussufer. Die gemeinsamen Ausritte.
Bruchtal nicht dasselbe ohne sie, nicht mehr vollständig. Das Gefühl, das etwas fehlte, das Sehnen seines Herzens nach etwas, dass er nicht haben konnte, ließ ihn nur kurze Zeit nach Arwens Aufbruch seine Sachen packen.
Ohne zu wissen, wohin er überhaupt gehen sollte, hoffte er, dass die Wanderschaft genügend Abenteuer mit sich brachte, um ihm keine Zeit zum Nachdenken zu geben.
Irgendwann würde die Hoffnung erfüllt werden, und der Abendstern wieder leuchten.
Hier endet die Geschichte - ich hoffe sie hat euch gefallen.
