"bla bla" - gesprochenes Wort
/bla bla/ - Gedanken
//bla bla// - Yohjis innere Stimme (sein Gewissen, sozusagen)
Verzweifelung? Fehlentscheidung. Rache!
Teil 9
Yohji ging zurück zum Tisch und nahm sein Glas wieder in die Hand. Unbewusst ließ er die
bräunliche Flüssigkeit hin und her kreisen, während er auf dem Sofa Platz nahm. In seinen
Ohren klang noch die Stimme von Omi nach. "Komm bitte zurück zu uns. Zu mir. Ich
brauche dich."
Es wäre so einfach, die Tür zu öffnen und zurück nach Tokyo zu fahren, doch etwas hielt ihn
davon ab. //Und was ist das, du Feigling?//
Diese verdammte innere Stimme hatte recht. Er war ein Feigling. Einzig und allein seine
Angst hielt ihn davon ab. Jedes Mal, wenn er an Omi dachte oder dessen Foto sah, kamen die
alten Gefühle wieder hoch. Ihm wurde schlecht, wenn er sich daran erinnerte, was Omi durch
ihn erleiden musste.
Yohji war es schleierhaft, wie der andere ihm vergeben konnte. Da konnte Omi sagen was er
wollte. Dieser Fehler war nicht wieder gut zu machen. Auch wenn er ein Mensch mit Fehlern
war, manche Dinge tat man einfach nicht. Es gab eine Linie, die er überschritten hatte. Er war
zu weit gegangen.
//Hast du sein Gesicht gesehen? Wie er dich angefleht hat, mit ihm zu kommen?//
Natürlich hatte er es gesehen. So einen Ausdruck in den Augen konnte man ja unmöglich
übersehen. /Oh, Omi. Wie gern hätte ich dich umarmt./
//Und warum hast du es nicht getan? Ach stimmt ja. Du hattest Angst. Du bist ein Feigling.
Und jetzt? Willst du dich hier weiter verkriechen?//
Und jetzt? Diese Frage hatte er sich vorhin auch schon gestellt. War es ihm denn tatsächlich
unmöglich einfach in sein altes Leben zurückzukehren? Dort weiterzumachen, wo er vor fast
zwei Jahren aufgehört hatte.
Er musste wieder an Omi denken. An den Omi, der vor wenigen Minuten gegangen war. Mit
seinen blauen Glitzersträhnchen im Haar. Er hatte so niedlich ausgesehen. Auch wenn er jetzt
größer war, würde Omi doch immer sein "Chibi" bleiben.
//Willst du ihn wirklich aufgeben? Jetzt, wo du weißt, dass er dich noch immer will?//
Yohji schüttelte den Kopf. Mehr als alles andere wollte er wieder zu Omi. Wollte ihn in den
Arm nehmen, sein Haar streicheln. //Und vielleicht noch etwas mehr?// Das hämische Grinsen
konnte er schon fast hören.
/Klappe./
Yohji erinnerte sich an den ersten Abend mit Omi. Wie der jüngere anfangs so schüchtern
gewirkt hatte, aber mit jeder weiteren gemeinsamen Minute immer mehr auftaute. Wie sich
Omis Körper ihm entgegen gebogen hatte. Diese Leidenschaft in dem jungen Körper, das war
es, was er wieder haben wollte. Aber noch mehr wollte er einfach nur Omi wieder haben. Sein
süßes Lächeln sehen, wenn er morgens aufwachte und mit ihm abends gemeinsam
einschlafen.
Er vertagte seine Entscheidung auf den nächsten Morgen. /Morgen. Ich werde morgen
darüber nachdenken. Morgen ist auch noch ein Tag./
Zu erschöpf, um noch den Weg bis ins Schlafzimmer zu machen, nahm er die Decke vom
Sofa und wickelte sich darin ein. Wenig später glitt er in einen tiefen traumlosen Schlaf.
Omi war noch eine Weile ziellos durch die Stadt gelaufen, nachdem er Yohjis Wohnung
verlassen hatte. Er fühlte sich ziemlich entmutigt. Es sah nicht wirklich so aus, als ob der
andere jemals wieder zu ihnen zurückkehren würde.
Irgendwann hatte er sich ein Taxi genommen und sich zur Wohnung von Masatos Eltern
fahren lassen.
Masato hatte sich die halbe Nacht um die Ohren geschlagen und auf Omi gewartet. Er sah
schon auf den ersten Blick, dass das Gespräch nicht so verlaufen war, wie Omi es gehofft
hatte. Er bereitete für sie beide einen Tee zu, während Omi ziemlich ratlos am Küchentisch
hockte.
Masato war sich nicht sicher, ob er Omi fragen durfte, wie es gelaufen war. Schließlich
handelte es sich hier um eine persönliche Angelegenheit. Die Entscheidung wurde ihm
glücklicherweise abgenommen, als Omi unvermittelt zu reden anfing.
"Ich habe echt keine Ahnung, was in Yohji vorgeht. Ich habe ihn fast angefleht, dass er
wieder zurückkommt, doch er weigert sich. Er sagt, dass er mir nicht noch einmal wehtun
will."
"Hat er dir denn so sehr wehgetan, dass er sich darum Sorgen machen muss?" Omi nickte.
Yohji hatte ihn mehr verletzt, als jeder andere Mensch zuvor oder danach. Selbst, dass sein
eigener Vater das Lösegeld nicht zahlen wollte, hatte ihn nicht so schwer getroffen, wie die
Misshandlung durch Yohji.
"Aber du liebst ihn trotzdem noch?" Masato konnte das nicht ganz fassen. Sein Ex-Freund
hatte ihn auch verletzt, ihn belogen und betrogen. Er würde nicht einmal im Traum daran
denken, ihn wieder lieben zu können. Omi konnte es offenbar, aber vielleicht war er auch auf
andere Art und Weise verletzt worden, als er selbst. Omi hatte ihm nie gesagt, was Yohji
getan hatte. Und danach fragen wollte er nicht.
"Ja. Ich liebe ihn, trotz allem." Omi schlürfte langsam seinen Tee. "Können wir morgen
wieder zurückfahren. Ich will ihm nicht noch einmal begegnen. Wenn er mich schon wieder
abweist... Ich weiß nicht, ob ich das noch einmal verkrafte. Ich kann es förmlich spüren, dass
er mich auch noch liebt. Doch seine verdammte Angst... Das ist etwas, gegen das ich nicht
ankann. Die muss er selbst überwinden. Ich fürchte, dass ich ihn immer weiter wegstoße,
wenn ich ihn noch mal anflehe."
"Ich glaube, ich weiß, was du meinst. Wenn wir nachher aufwachen, packen wir und fahren
heim. In Ordnung?" Omi nickte ihm und zog sich zurück.
Am frühen Abend des selben Tages parkte Masato seinen Micra wieder gegenüber vom
Koneko. Er half Omi seine Tasche hineinzutragen, wenn auch hauptsächlich aus dem Grund,
Ken noch einmal über den Weg zu laufen.
Dieser sah die beiden erstaunt an. "Was macht ihr denn schon wieder hier? Wolltet ihr nicht
eine Woche da bleiben?"
Omi bemühte sich erst gar nicht um Erklärungen, sondern stellte Ken vor vollendete
Tatsachen. "Wir haben Yohji gefunden."
Ken blickte suchend umher. "Und wo ist er?"
"Wahrscheinlich immer noch in seinem Appartement. Es schien nicht so, als ob er wieder
zurück zu uns wollte."
"Aber er liebt dich doch, oder?"
"Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Ich glaube es. Ja. Doch vielleicht reicht es nicht. Wie hat
jemand mal gesagt: 'Liebe kann vieles, doch manchmal ist Liebe nicht genug. Glaube ist
stark, doch manchmal ist Glaube Selbstbetrug.' Ich weiß nicht mehr, an was ich glauben soll."
Er ließ die beiden anderen allein. Er wollte erst nach oben gehen, doch sein Zimmer mochte
er jetzt nicht sehen, darin bewahrte er zu viele Erinnerungen an Yohji auf. So wanderte er
langsam in Richtung Park.
Ken sah Masato an. "Was ist denn passiert."
"Wir waren abends unterwegs und dann haben wir einer Bar Yohji entdeckt. Er hatte uns
noch nicht gesehen. Dann haben wir uns seine Adresse geben lassen, Omi ist zu ihm
gegangen und wollte mit reden. Als er dann zurückkam, war er recht niedergeschlagen. Und
dann sind wir zurückgefahren. Das ist auch schon alles."
"Und warum ist Yohji dann jetzt nicht hier, wenn ihr ihn gefunden habt?" Ken fand es ebenso
rätselhaft wie alle anderen, warum Yohji damals so Knall auf Fall verschwunden war.
"Ich habe keine Ahnung. Omi hat nur was gesagt, dass Yohji Angst hat, ihn wieder zu
verletzen. Mehr weiß ich nicht." Er atmete seufzend aus. Sein bester Freund hatte Probleme
und er konnte ihm nicht helfen. "Ich wünschte nur, ich könnte irgendwas für ihn tun."
"Geht mir auch so. Aber er hat es damals geschafft, er wird es auch diesmal überstehen. Omi
ist stärker, als er aussieht." Ken schwieg einige Sekunden, bevor er weitersprach. "Und wie
geht es dir? Hast du das Kimie-Desaster schon überstanden?"
Masato lächelte Ken zu. "Ja. Du hast vollkommen Recht gehabt, er hat mich nicht verdient."
Ken blickte nach unten und begann am Saum seines Sweatshirts zu fummeln. "Also... Ich
weiß, dass es viel zu früh ist, um das zu fragen... Aber wenn es dir wieder besser und du mal
Lust hast... Also... Würdest du dann mit mir... ausgehen. Vielleicht?"
Masato starrte ihn aus großen Augen. Ken hatte ihn gerade auf ein Date eingeladen? Der nette
Ken von nebenan? Der mit den sanften braunen Augen und der angenehmen Stimme? Und
nicht zu vergessen, der Ken mit dem athletischen Körper.
Er wusste gar nicht, was er darauf antworten sollte. Ken missinterpretierte sein Schweigen
und fing schon an, sich zu entschuldigen, bis er unterbrochen wurde. "Ich würde sehr gerne
mit dir ausgehen."
Ken freute sich von einem Ohr zum anderen, als er das hörte. Er hatte Masato schon lange
fragen wollen, doch als er endlich den Mut hatte, war dieser gerade mit Kimie zusammen.
Jetzt hatte er seine Chance gleich genutzt, auch auf die Gefahr hin, dass es noch zu früh war.
Masato verabschiedete sich von ihm. "Ich muss dann jetzt mal. Aber du kannst mich gerne
anrufen. Ich freu mich." Ken winkte ihm leicht dämlich grinsend nach, als er den Koneko
verließ.
Einige Stunden später kehrte ein total durchfrorener Omi in sein Zimmer zurück. Er war
solange weggeblieben, wie er konnte, doch als er seine Zehen nicht mehr spürte, blieb ihm
keine Wahl mehr. Er sehnte sich nach einer heißen Dusche, der Wärmflasche und seinem
Bett.
Er wollte nur schnell den Schlafanzug aus seinem Zimmer holen und dann ins Bad, deswegen
ließ er auch das Licht aus. Doch seine Instinkte meldeten ihm, dass er nicht allein im Raum
war. Er drehte sich in Richtung Stereoanlage um und sah eine Gestalt im Schatten stehen.
TBC.
/bla bla/ - Gedanken
//bla bla// - Yohjis innere Stimme (sein Gewissen, sozusagen)
Verzweifelung? Fehlentscheidung. Rache!
Teil 9
Yohji ging zurück zum Tisch und nahm sein Glas wieder in die Hand. Unbewusst ließ er die
bräunliche Flüssigkeit hin und her kreisen, während er auf dem Sofa Platz nahm. In seinen
Ohren klang noch die Stimme von Omi nach. "Komm bitte zurück zu uns. Zu mir. Ich
brauche dich."
Es wäre so einfach, die Tür zu öffnen und zurück nach Tokyo zu fahren, doch etwas hielt ihn
davon ab. //Und was ist das, du Feigling?//
Diese verdammte innere Stimme hatte recht. Er war ein Feigling. Einzig und allein seine
Angst hielt ihn davon ab. Jedes Mal, wenn er an Omi dachte oder dessen Foto sah, kamen die
alten Gefühle wieder hoch. Ihm wurde schlecht, wenn er sich daran erinnerte, was Omi durch
ihn erleiden musste.
Yohji war es schleierhaft, wie der andere ihm vergeben konnte. Da konnte Omi sagen was er
wollte. Dieser Fehler war nicht wieder gut zu machen. Auch wenn er ein Mensch mit Fehlern
war, manche Dinge tat man einfach nicht. Es gab eine Linie, die er überschritten hatte. Er war
zu weit gegangen.
//Hast du sein Gesicht gesehen? Wie er dich angefleht hat, mit ihm zu kommen?//
Natürlich hatte er es gesehen. So einen Ausdruck in den Augen konnte man ja unmöglich
übersehen. /Oh, Omi. Wie gern hätte ich dich umarmt./
//Und warum hast du es nicht getan? Ach stimmt ja. Du hattest Angst. Du bist ein Feigling.
Und jetzt? Willst du dich hier weiter verkriechen?//
Und jetzt? Diese Frage hatte er sich vorhin auch schon gestellt. War es ihm denn tatsächlich
unmöglich einfach in sein altes Leben zurückzukehren? Dort weiterzumachen, wo er vor fast
zwei Jahren aufgehört hatte.
Er musste wieder an Omi denken. An den Omi, der vor wenigen Minuten gegangen war. Mit
seinen blauen Glitzersträhnchen im Haar. Er hatte so niedlich ausgesehen. Auch wenn er jetzt
größer war, würde Omi doch immer sein "Chibi" bleiben.
//Willst du ihn wirklich aufgeben? Jetzt, wo du weißt, dass er dich noch immer will?//
Yohji schüttelte den Kopf. Mehr als alles andere wollte er wieder zu Omi. Wollte ihn in den
Arm nehmen, sein Haar streicheln. //Und vielleicht noch etwas mehr?// Das hämische Grinsen
konnte er schon fast hören.
/Klappe./
Yohji erinnerte sich an den ersten Abend mit Omi. Wie der jüngere anfangs so schüchtern
gewirkt hatte, aber mit jeder weiteren gemeinsamen Minute immer mehr auftaute. Wie sich
Omis Körper ihm entgegen gebogen hatte. Diese Leidenschaft in dem jungen Körper, das war
es, was er wieder haben wollte. Aber noch mehr wollte er einfach nur Omi wieder haben. Sein
süßes Lächeln sehen, wenn er morgens aufwachte und mit ihm abends gemeinsam
einschlafen.
Er vertagte seine Entscheidung auf den nächsten Morgen. /Morgen. Ich werde morgen
darüber nachdenken. Morgen ist auch noch ein Tag./
Zu erschöpf, um noch den Weg bis ins Schlafzimmer zu machen, nahm er die Decke vom
Sofa und wickelte sich darin ein. Wenig später glitt er in einen tiefen traumlosen Schlaf.
Omi war noch eine Weile ziellos durch die Stadt gelaufen, nachdem er Yohjis Wohnung
verlassen hatte. Er fühlte sich ziemlich entmutigt. Es sah nicht wirklich so aus, als ob der
andere jemals wieder zu ihnen zurückkehren würde.
Irgendwann hatte er sich ein Taxi genommen und sich zur Wohnung von Masatos Eltern
fahren lassen.
Masato hatte sich die halbe Nacht um die Ohren geschlagen und auf Omi gewartet. Er sah
schon auf den ersten Blick, dass das Gespräch nicht so verlaufen war, wie Omi es gehofft
hatte. Er bereitete für sie beide einen Tee zu, während Omi ziemlich ratlos am Küchentisch
hockte.
Masato war sich nicht sicher, ob er Omi fragen durfte, wie es gelaufen war. Schließlich
handelte es sich hier um eine persönliche Angelegenheit. Die Entscheidung wurde ihm
glücklicherweise abgenommen, als Omi unvermittelt zu reden anfing.
"Ich habe echt keine Ahnung, was in Yohji vorgeht. Ich habe ihn fast angefleht, dass er
wieder zurückkommt, doch er weigert sich. Er sagt, dass er mir nicht noch einmal wehtun
will."
"Hat er dir denn so sehr wehgetan, dass er sich darum Sorgen machen muss?" Omi nickte.
Yohji hatte ihn mehr verletzt, als jeder andere Mensch zuvor oder danach. Selbst, dass sein
eigener Vater das Lösegeld nicht zahlen wollte, hatte ihn nicht so schwer getroffen, wie die
Misshandlung durch Yohji.
"Aber du liebst ihn trotzdem noch?" Masato konnte das nicht ganz fassen. Sein Ex-Freund
hatte ihn auch verletzt, ihn belogen und betrogen. Er würde nicht einmal im Traum daran
denken, ihn wieder lieben zu können. Omi konnte es offenbar, aber vielleicht war er auch auf
andere Art und Weise verletzt worden, als er selbst. Omi hatte ihm nie gesagt, was Yohji
getan hatte. Und danach fragen wollte er nicht.
"Ja. Ich liebe ihn, trotz allem." Omi schlürfte langsam seinen Tee. "Können wir morgen
wieder zurückfahren. Ich will ihm nicht noch einmal begegnen. Wenn er mich schon wieder
abweist... Ich weiß nicht, ob ich das noch einmal verkrafte. Ich kann es förmlich spüren, dass
er mich auch noch liebt. Doch seine verdammte Angst... Das ist etwas, gegen das ich nicht
ankann. Die muss er selbst überwinden. Ich fürchte, dass ich ihn immer weiter wegstoße,
wenn ich ihn noch mal anflehe."
"Ich glaube, ich weiß, was du meinst. Wenn wir nachher aufwachen, packen wir und fahren
heim. In Ordnung?" Omi nickte ihm und zog sich zurück.
Am frühen Abend des selben Tages parkte Masato seinen Micra wieder gegenüber vom
Koneko. Er half Omi seine Tasche hineinzutragen, wenn auch hauptsächlich aus dem Grund,
Ken noch einmal über den Weg zu laufen.
Dieser sah die beiden erstaunt an. "Was macht ihr denn schon wieder hier? Wolltet ihr nicht
eine Woche da bleiben?"
Omi bemühte sich erst gar nicht um Erklärungen, sondern stellte Ken vor vollendete
Tatsachen. "Wir haben Yohji gefunden."
Ken blickte suchend umher. "Und wo ist er?"
"Wahrscheinlich immer noch in seinem Appartement. Es schien nicht so, als ob er wieder
zurück zu uns wollte."
"Aber er liebt dich doch, oder?"
"Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Ich glaube es. Ja. Doch vielleicht reicht es nicht. Wie hat
jemand mal gesagt: 'Liebe kann vieles, doch manchmal ist Liebe nicht genug. Glaube ist
stark, doch manchmal ist Glaube Selbstbetrug.' Ich weiß nicht mehr, an was ich glauben soll."
Er ließ die beiden anderen allein. Er wollte erst nach oben gehen, doch sein Zimmer mochte
er jetzt nicht sehen, darin bewahrte er zu viele Erinnerungen an Yohji auf. So wanderte er
langsam in Richtung Park.
Ken sah Masato an. "Was ist denn passiert."
"Wir waren abends unterwegs und dann haben wir einer Bar Yohji entdeckt. Er hatte uns
noch nicht gesehen. Dann haben wir uns seine Adresse geben lassen, Omi ist zu ihm
gegangen und wollte mit reden. Als er dann zurückkam, war er recht niedergeschlagen. Und
dann sind wir zurückgefahren. Das ist auch schon alles."
"Und warum ist Yohji dann jetzt nicht hier, wenn ihr ihn gefunden habt?" Ken fand es ebenso
rätselhaft wie alle anderen, warum Yohji damals so Knall auf Fall verschwunden war.
"Ich habe keine Ahnung. Omi hat nur was gesagt, dass Yohji Angst hat, ihn wieder zu
verletzen. Mehr weiß ich nicht." Er atmete seufzend aus. Sein bester Freund hatte Probleme
und er konnte ihm nicht helfen. "Ich wünschte nur, ich könnte irgendwas für ihn tun."
"Geht mir auch so. Aber er hat es damals geschafft, er wird es auch diesmal überstehen. Omi
ist stärker, als er aussieht." Ken schwieg einige Sekunden, bevor er weitersprach. "Und wie
geht es dir? Hast du das Kimie-Desaster schon überstanden?"
Masato lächelte Ken zu. "Ja. Du hast vollkommen Recht gehabt, er hat mich nicht verdient."
Ken blickte nach unten und begann am Saum seines Sweatshirts zu fummeln. "Also... Ich
weiß, dass es viel zu früh ist, um das zu fragen... Aber wenn es dir wieder besser und du mal
Lust hast... Also... Würdest du dann mit mir... ausgehen. Vielleicht?"
Masato starrte ihn aus großen Augen. Ken hatte ihn gerade auf ein Date eingeladen? Der nette
Ken von nebenan? Der mit den sanften braunen Augen und der angenehmen Stimme? Und
nicht zu vergessen, der Ken mit dem athletischen Körper.
Er wusste gar nicht, was er darauf antworten sollte. Ken missinterpretierte sein Schweigen
und fing schon an, sich zu entschuldigen, bis er unterbrochen wurde. "Ich würde sehr gerne
mit dir ausgehen."
Ken freute sich von einem Ohr zum anderen, als er das hörte. Er hatte Masato schon lange
fragen wollen, doch als er endlich den Mut hatte, war dieser gerade mit Kimie zusammen.
Jetzt hatte er seine Chance gleich genutzt, auch auf die Gefahr hin, dass es noch zu früh war.
Masato verabschiedete sich von ihm. "Ich muss dann jetzt mal. Aber du kannst mich gerne
anrufen. Ich freu mich." Ken winkte ihm leicht dämlich grinsend nach, als er den Koneko
verließ.
Einige Stunden später kehrte ein total durchfrorener Omi in sein Zimmer zurück. Er war
solange weggeblieben, wie er konnte, doch als er seine Zehen nicht mehr spürte, blieb ihm
keine Wahl mehr. Er sehnte sich nach einer heißen Dusche, der Wärmflasche und seinem
Bett.
Er wollte nur schnell den Schlafanzug aus seinem Zimmer holen und dann ins Bad, deswegen
ließ er auch das Licht aus. Doch seine Instinkte meldeten ihm, dass er nicht allein im Raum
war. Er drehte sich in Richtung Stereoanlage um und sah eine Gestalt im Schatten stehen.
TBC.
