"bla bla" - gesprochenes Wort
/bla bla/ - Gedanken
Verzweifelung? Fehlentscheidung. Rache!
Teil 11
Omi ließ sich auf den Rücken fallen und starrte die Decke an. "Ich weiß gar nicht, wo ich
beginnen soll."
"Wie wäre es denn mit ganz am Anfang, als du dich in mich verliebt hast?"
"Du hast das gewusst?" Omi konnte es nicht fassen, dabei hatte er sich Mühe gegeben, dass
man seine Gefühle nicht bemerkte.
"Ich war mir nicht sicher. Aber du wolltest doch erzählen." Yohji blickte aufmunternd zu ihm
herüber.
"Gut. Erinnerst du dich, als ich so ab Weihnachten vor meinem 17. Geburtstag immer
depressiver wurde und zu gar nichts mehr Lust hatte." Natürlich erinnerte sich Yohji noch
daran. Anfangs hatten sie es nicht so richtig bemerkt. Aber mit jeder Woche wurde Omis
Stimmung trüber. Sie hatten versucht, ihn aufzuheitern, doch nichts zeigte eine Wirkung.
Schlussendlich hatte Ken Ouka vorgeschickte, damit sie herausfand, was Omi hatte.
"Ich wusste auch nicht, was mit mir los war, bis Ouka mich praktisch darauf gestoßen hat. Sie
hat scherzhaft gefragt, ob ich denn Liebeskummer hätte. Was ich abgestritten habe, ich war ja
nicht verliebt. An dem Abend habe ich dann noch mal über das nachgedacht, was sie so
lapidar gesagt hatte. Und dann bin ich darauf gekommen, ich war wirklich verliebt. Ohne,
dass ich es gemerkt hatte. Sicherlich, ich hatte immer mehr an dich gedacht, dieses
Grinsen in deinen Augen, deine wundervolle sanfte Stimme. Wie du die Mädels im Laden
dazu bringst, dass sie sich als etwas ganz Besonderes fühlen. Und ich wollte auch immer in
deiner Nähe sein. Aber weiter hatte ich wirklich nicht gedacht. Na ja, und dann viel es mir
eben wie Schuppen aus den Augen. Ich war so blind gewesen."
"Du hast nicht bemerkt, dass du dich verliebt hast?" Omi schüttelte den Kopf. Selbst jetzt,
nach über zwei Jahren, war es ihm schleierhaft, wie man so etwas bei sich selbst übersehen
konnte.
"Und dann?"
"Dann war ich völlig hin- und hergerissen. Einerseits wollte ich nicht, dass ihr etwas von
meinen Gefühlen bemerkt. Insbesondere du nicht. Vielleicht würdet ihr mich abweisen, nur
weil ich auf Männer stehe. Bis mir dann auffiel, dass Aya sich auch mit irgendeinem Kerl
traf." Er und Ken hatten zwar erst sehr viel später herausgefunden, mit wem er sich da
tatsächlich traf, aber das tat hier nichts zur Sache.
"Und andererseits?"
"Wollte ich schon, dass du etwas merkst. Vielleicht hatte ich ja doch eine Chance. Auch wenn
sie noch so klein war. In meinem Schreibtisch haben sich die nichtabgeschickten Liebesbriefe
gestapelt. Ich hatte nicht den Mut, sie dir zu geben. Wenn ich nichts sage, kannst du mich
auch nicht zurückweisen. So ungefähr habe ich gedacht. Aber dann wieder, immer wenn ich
mit dir Schicht hatte, war ich so glücklich. Ich war in deiner Nähe und konnte dir verstohlen
hinterher schauen."
"Verstohlen nennst du das? Ich habe mich manchmal gefühlt, als ob du mich ausziehen
wolltest." Nicht, dass ihm solche Blicke unbekannt waren. Nur, dass sie von Omi kamen,
hatte ihn irritiert. Er hatte sich geschmeichelt gefühlt, dass sein junger Kollege ihn so ansah,
je häufiger das passierte. Irgendwann fing er sich dann an zu fragen, warum er selbst Omi
gelegentlich auch nach sah. Und dann war ihm eben der Gedanke mit dem Zimmer in dem Keller
gekommen.
"Vielleicht wollte ich dich wirklich ausziehen." Omi errötete leicht. "So ging das jedenfalls die
ganze Zeit, bis zu diesem Freitagabend, als du mich überfallen hast. Hinterher war ich mir total
unsicher, wie man das jetzt bezeichnen sollte. War es eine Vergewaltigung oder nicht? Ich bin ja
nicht freiwillig dahin gegangen. Und du hättest es ja wohl auch durchgezogen, wenn ich mich
gewehrt hätte. Also habe ich nachgegeben. Aber es war wirklich schön, einfach unvergesslich. Ich
hatte da zwar noch keine Ahnung, dass du es warst, aber ich habe es mir so sehr gewünscht."
"Und es hat dir nichts ausgemacht, dass du gefesselt warst?" Er sah Omi skeptisch an.
"Anfangs schon. Ich wusste ja nicht, was da auf mich zukommt. Ich habe mich nur ganz fest daran
geklammert, dass du mir nicht wehtun willst. Zumindest hattest du das geschrieben. Um ehrlich zu
sein, hat mich das sogar etwas angemacht, mich so hingeben zu können. In Gedanken habe ich mir
vorgestellt, dass du der andere Mann bist. Na ja, und meine Reaktion auf deine Berührungen
dürftest du ja wohl nicht vergessen haben."
"Bestimmt nicht. Ich dachte nur, wenn du im Bett immer so reagierst, muss ich mein Zimmer wohl
schalldicht isolieren." Yohji grinste ihn schief an. Omi grinste zurück. "Das hätte tatsächlich
notwendig sein können. Jedenfalls habe ich dann versucht herauszufinden, ob du oder Aya es jetzt
war. Ihr seid beide in Frage gekommen. Und Schuldig wusste es scheinbar schon vor mir, er hat an
dem Montag danach auf der Mission so was gesagt. Dieser Abend nach der Mission war schön,
weißt du das eigentlich? Ich habe mich so gefreut, dass du die Nacht über in meinem Zimmer
geblieben bist. Und dann, am nächsten Morgen, als du mich geküsst hast, da ist mir beinahe das
Herz stehen geblieben. Und dabei war es noch nicht mal auf den Mund. Ich bin den ganzen Tag wie
auf Wolken geschwebt. Deswegen dachte ich mir auch, dass ich das Risiko wagen kann, mich noch
mal mit dem Unbekannten zu treffen. Egal, ob es Aya oder du gewesen warst, ihr würdet mich
nicht verletzen." Er schwieg.
Yohji interpretierte das Schweigen richtig. Was sollte man denn dazu auch sagen. Omis Annahme
hatte sich als falsch erwiesen und dafür gesorgt, dass er missbraucht wurde. Von der Person, der er
die meisten Gefühle entgegen gebracht hatte.
"Weißt du, was für mich so schlimm daran ist, dass ich dir das angetan habe. Ich kann nicht einmal
'Es tut mir leid' sagen, denn mit einer Entschuldigung ist es nicht getan. Ich werde nie wieder
gutmachen können, was ich gemacht habe. Ich würde diesen Abend so gerne ungeschehen
machen." Mit hängenden Schultern sah er Omi an.
"Ich nicht." Omi sagte es mit einer festen und überzeugten Stimme.
"WAS? Das kannst du doch nicht ernst meinen?"
"Ich weiß nicht genau, wie ich dir das erklären soll, aber diese Erfahrung hat mich viel gelehrt."
"Zum Beispiel, dass du mir nicht vertrauen solltest. Ich verstehe wirklich nicht, warum du mich so
dicht an dich heranlässt. Wieso hasst du mich nicht? Ich bin ein Verbrecher, ich..." Omi legte ihm
sanft einen Finger auf die Lippen. "Ruhig. Ich habe dir doch gesagt, dass alles wieder ok ist.
Zumindest fast alles." Das Zittern, das ihn befallen hatte, als Yohji ihm vorhin so nahe war, konnte
er sich noch nicht erklären.
"Warum ich dich nicht hasse? Ich habe dich nie gehasst. Nicht einen Moment. Ich war wütend,
verletzt und mein Vertrauen war zerstört. Aber gehasst habe ich dich nie." Er ließ seine Worte ein
paar Sekunden sacken, bevor er weitersprach.
"Mir hat jemand mal einen Spruch per Mail geschickt, denn ich nie vergessen habe.
Es dauert Monate, mit unter sogar Jahre um das Vertrauen eines Menschen zu erlangen!!!!
Aber nur 30 Sekunden können genügen um ALLES zu zerstören!!!
Man sagt, dass es nur 1 Minute dauert, um eine besondere Person zu bemerken!
1 Stunde um sie einzuschätzen,
1 Tag um sie gern oder lieb zu haben,
aber es ein ganzes Leben dauert, um sie wieder zu vergessen.
Ich habe dich nie vergessen. Nachdem du gegangen warst, habe ich jeden Abend in deinem
Zimmer auf dich gewartet. Ich habe kaum noch was gegessen, die Schule war mir schon fast egal
und der Koneko sowieso. Ich habe es fast geschafft, uns alle auf einer Mission zu töten, weil ich
nur noch an dich denken konnte." Als ob er diesen Fehler noch immer nicht begreifen konnte,
schüttelte er den Kopf. Es war damals wirklich knapp gewesen, doch sie hatte überlebt. Zwar
schwerverletzt, doch das war zweitrangig.
"Danach ist Ken zu mir gekommen und wollte mir reden. Er hat gemerkt, dass es mit dir zu tun hat,
dass ich so anders war. Ich konnte ihm nicht sagen, was passiert war, also sagte ich nur, dass ich
dich liebe, dich vermisse und will, dass du zurückkommst. Ich habe ihm deinen Brief gezeigt. Ken
hat mich angesehen wie ein Mondkalb. Hätte wohl nicht geglaubt, dass so was zwischen dir und
mir passiert war. Er hat mich aufgebaut und dafür gesorgt, dass ich wieder zu mir selbst finde."
"Das erklärt mir aber immer noch nicht, warum du das alles nicht ungeschehen machen möchtest?"
"Ich weiß nicht, wie ich es dir erklären soll. Es hat mir... irgendwie stärker gemacht. Ich habe
immer daran denken müssen, wie du geweint hast, als du mich vergewaltigt hast. Ganz so, als ob
du es nicht willst. Und als du dann versucht hast, dir das Leben zu nehmen. Ich bin vor Angst fast
gestorben, als ich in dein Zimmer kam und du so leblos auf dem Bett gelegen hast. Mein Vertrauen
war zerstört, doch ich habe dich geliebt. Ich liebe dich immer noch. Deswegen wollte ich nicht,
dass du tot bist. Damals wusste ich noch nicht, wie es mit uns weitergehen sollte. Ich wollte mit dir
später noch einmal darüber reden, doch diese Chance habe ich nie bekommen." Vorwurfsvoll sah
er Yohji an.
"Und während ich so auf dich gewartet habe, ist mir einiges klar geworden. Nachdem der
körperliche Schmerz vorbei war, die Wunden verheilten, habe ich immer wieder deine Tränen
gespürt. Mich haben so viele Leute in meinem Leben verletzt, sei es physisch oder psychisch, doch
keiner hat je dabei geweint. Ich musste dir doch etwas bedeuteten, wenn es dich so sehr mitnimmt.
Ich habe daran geglaubt, dass du mich auch liebst. Dieser Glaube hat mir die Kraft gegeben, diese
lange Zeit zu überstehen. Und dann ist mir klar geworden, dass es 'nur' ein Fehler war. Das du
wohl völlig verzweifelt gewesen sein musst, um so etwas zu tun. Ich habe dir vergeben, weil ich
dich liebe und dir vergeben wollte. Wenn ich dich wiedersehe, wollte ich keinen Groll gegen dich
hegen. Ich wollte mit offenen Armen auf dich zugehen und dich umarmen. Deswegen habe dir
verziehen." Er atmete einmal tief aus. Würde Yohji ihn verstehen?
Yohji hatte immer wieder während Omis Monolog genickt. Es hörte sich alles so einfach an, wenn
es aus seinem Mund kam, dennoch sperrte sich etwas in Omi gegen ihn.
"Ich denke, ich kann jetzt nachvollziehen, was in dir vorgeht, doch warum kann dich nicht
anfassen?"
Omi überlegte, wie genau er auf Yohjis Nähe reagiert hatte. "Du kannst mich anfassen, glaube ich.
Nur wenn du mir zu nahe kommst, dann passiert etwas. Als ob ich Angst hätte, oder so?"
"Hast du die denn?"
Omi schüttelte den Kopf. "Sieh mal. Ich kann dich anfassen. Ich kann dich auch umarmen. Das
geht." Er führte Yohji die Handlungen vor. "Siehst du. Mir geht es gut. Und jetzt umarme mich."
Yohji sah ihn zweifelnd an. Was wollte Omi denn damit beweisen? Er tat, wie ihm geheißen
wurde. "Noch enger." Er kam der Aufforderung nach. Schon bald bemerkte er, wie Omi wieder
erstarrte und ließ ihn los. Omi nickte traurig vor sich hin. "Ich kann dich also berühren, nur wenn
du zu sehr einengst, dann bekomme ich Panik."
Beide waren von dieser Feststellung wenig begeistert. Yohji rührte sich zuerst. "Soll ich dann
gehen, damit du schlafen kannst?"
"Nein. Es geht schon. Siehst du, ich kann deine Hand halten." Er zog sie mit der eigenen hoch. "Ich
möchte, nein - ich will - dass du heute Nacht bei mir bleibst."
"Hältst du das für eine gute Idee? Ich will dir nicht die ganze Nacht verderben, weil du völlig
verschreckt bist."
"Das wird schon gehen. Vertrau mir. Ich tue es doch auch." Aufrichtig lächelte er Yohji an, der ihn
immer noch sehr zweifelnd ansah. Yohji atmete seufzend aus, bevor er sich wieder auszog und
neben Omi ins Bett legte.
Genau in dem Moment sprang Omi aus dem Bett und lief in Richtung Schrank. Yohji war schon
fast dabei, seine Sachen zu sammeln und in sein Zimmer zu gehen, als Omi wieder vor ihm stand.
"Ich... Das hatte ich für dich gekauft. Ich wollte es dir geben, wenn du wieder zurückkommst. Und
weil doch heute dein Geburtstag ist... Herzlichen Glückwunsch."
Yohji nahm ihm das kleine Päckchen ab. Es war sehr leicht und kaum größer als eine
Streichholzschachtel. Er erkannte sofort, dass es sich hier um die übliche Schmuckverpackung
handelte. Vorsichtig öffnete er das Kästchen. In ihm war ein Kette mit einem Kreuzanhänger aus
Silber. Der Anhänger war noch mit leichten Schnörkeln um das Kreuz herum versehen. [Bitte hier
das WK-Kreuz vorstellen.]
Omi räusperte sich. "Als ich es sah, musste ich sofort an dich denken. Gefällt es dir?"
Yohji nahm die Kette aus der Verpackung und hängte sie sich um. "Sehr sogar. Danke schön."
Ohne weiter nachzudenken küsste er Omi, diesmal auf die Lippen. Der Geküsste tat erst mal gar
nichts, bevor er seinen Mund vorsichtig öffnete. Yohji nahm dies als Einladung und intensivierte
seine Bemühungen. Weiche Arme legten sich um Yohjis Schultern, während dieser mit seiner
Zunge die Mundhöhle von Omi erforschte. Omi war völlig hin und weg von dem Kuss. /Er küsst
mich. Zum ersten Mal. Wow. Ich werde richtig geküsst./ Sein Herz führte Freudentänze auf.
Mit einem Mal wurde er von Yohji weggestoßen. "Es tut mir leid. Ich hätte das nicht tun sollen. Ich
war nur..."
"Schon gut. Es ist ok. Küssen geht, glaube ich. Es war einfach... Wow." Sein breites Grinsen sprach
ein Übriges.
"Dann ist es also ok, wenn ich dich noch mal..." Omi ließ ihn gar nicht erst aussprechen, sondern
nahm Yohjis Lippen mit seinen eigenen gefangen. Das hier würde er sich auf keinen Fall entgehen
lassen.
TBC.
/bla bla/ - Gedanken
Verzweifelung? Fehlentscheidung. Rache!
Teil 11
Omi ließ sich auf den Rücken fallen und starrte die Decke an. "Ich weiß gar nicht, wo ich
beginnen soll."
"Wie wäre es denn mit ganz am Anfang, als du dich in mich verliebt hast?"
"Du hast das gewusst?" Omi konnte es nicht fassen, dabei hatte er sich Mühe gegeben, dass
man seine Gefühle nicht bemerkte.
"Ich war mir nicht sicher. Aber du wolltest doch erzählen." Yohji blickte aufmunternd zu ihm
herüber.
"Gut. Erinnerst du dich, als ich so ab Weihnachten vor meinem 17. Geburtstag immer
depressiver wurde und zu gar nichts mehr Lust hatte." Natürlich erinnerte sich Yohji noch
daran. Anfangs hatten sie es nicht so richtig bemerkt. Aber mit jeder Woche wurde Omis
Stimmung trüber. Sie hatten versucht, ihn aufzuheitern, doch nichts zeigte eine Wirkung.
Schlussendlich hatte Ken Ouka vorgeschickte, damit sie herausfand, was Omi hatte.
"Ich wusste auch nicht, was mit mir los war, bis Ouka mich praktisch darauf gestoßen hat. Sie
hat scherzhaft gefragt, ob ich denn Liebeskummer hätte. Was ich abgestritten habe, ich war ja
nicht verliebt. An dem Abend habe ich dann noch mal über das nachgedacht, was sie so
lapidar gesagt hatte. Und dann bin ich darauf gekommen, ich war wirklich verliebt. Ohne,
dass ich es gemerkt hatte. Sicherlich, ich hatte immer mehr an dich gedacht, dieses
Grinsen in deinen Augen, deine wundervolle sanfte Stimme. Wie du die Mädels im Laden
dazu bringst, dass sie sich als etwas ganz Besonderes fühlen. Und ich wollte auch immer in
deiner Nähe sein. Aber weiter hatte ich wirklich nicht gedacht. Na ja, und dann viel es mir
eben wie Schuppen aus den Augen. Ich war so blind gewesen."
"Du hast nicht bemerkt, dass du dich verliebt hast?" Omi schüttelte den Kopf. Selbst jetzt,
nach über zwei Jahren, war es ihm schleierhaft, wie man so etwas bei sich selbst übersehen
konnte.
"Und dann?"
"Dann war ich völlig hin- und hergerissen. Einerseits wollte ich nicht, dass ihr etwas von
meinen Gefühlen bemerkt. Insbesondere du nicht. Vielleicht würdet ihr mich abweisen, nur
weil ich auf Männer stehe. Bis mir dann auffiel, dass Aya sich auch mit irgendeinem Kerl
traf." Er und Ken hatten zwar erst sehr viel später herausgefunden, mit wem er sich da
tatsächlich traf, aber das tat hier nichts zur Sache.
"Und andererseits?"
"Wollte ich schon, dass du etwas merkst. Vielleicht hatte ich ja doch eine Chance. Auch wenn
sie noch so klein war. In meinem Schreibtisch haben sich die nichtabgeschickten Liebesbriefe
gestapelt. Ich hatte nicht den Mut, sie dir zu geben. Wenn ich nichts sage, kannst du mich
auch nicht zurückweisen. So ungefähr habe ich gedacht. Aber dann wieder, immer wenn ich
mit dir Schicht hatte, war ich so glücklich. Ich war in deiner Nähe und konnte dir verstohlen
hinterher schauen."
"Verstohlen nennst du das? Ich habe mich manchmal gefühlt, als ob du mich ausziehen
wolltest." Nicht, dass ihm solche Blicke unbekannt waren. Nur, dass sie von Omi kamen,
hatte ihn irritiert. Er hatte sich geschmeichelt gefühlt, dass sein junger Kollege ihn so ansah,
je häufiger das passierte. Irgendwann fing er sich dann an zu fragen, warum er selbst Omi
gelegentlich auch nach sah. Und dann war ihm eben der Gedanke mit dem Zimmer in dem Keller
gekommen.
"Vielleicht wollte ich dich wirklich ausziehen." Omi errötete leicht. "So ging das jedenfalls die
ganze Zeit, bis zu diesem Freitagabend, als du mich überfallen hast. Hinterher war ich mir total
unsicher, wie man das jetzt bezeichnen sollte. War es eine Vergewaltigung oder nicht? Ich bin ja
nicht freiwillig dahin gegangen. Und du hättest es ja wohl auch durchgezogen, wenn ich mich
gewehrt hätte. Also habe ich nachgegeben. Aber es war wirklich schön, einfach unvergesslich. Ich
hatte da zwar noch keine Ahnung, dass du es warst, aber ich habe es mir so sehr gewünscht."
"Und es hat dir nichts ausgemacht, dass du gefesselt warst?" Er sah Omi skeptisch an.
"Anfangs schon. Ich wusste ja nicht, was da auf mich zukommt. Ich habe mich nur ganz fest daran
geklammert, dass du mir nicht wehtun willst. Zumindest hattest du das geschrieben. Um ehrlich zu
sein, hat mich das sogar etwas angemacht, mich so hingeben zu können. In Gedanken habe ich mir
vorgestellt, dass du der andere Mann bist. Na ja, und meine Reaktion auf deine Berührungen
dürftest du ja wohl nicht vergessen haben."
"Bestimmt nicht. Ich dachte nur, wenn du im Bett immer so reagierst, muss ich mein Zimmer wohl
schalldicht isolieren." Yohji grinste ihn schief an. Omi grinste zurück. "Das hätte tatsächlich
notwendig sein können. Jedenfalls habe ich dann versucht herauszufinden, ob du oder Aya es jetzt
war. Ihr seid beide in Frage gekommen. Und Schuldig wusste es scheinbar schon vor mir, er hat an
dem Montag danach auf der Mission so was gesagt. Dieser Abend nach der Mission war schön,
weißt du das eigentlich? Ich habe mich so gefreut, dass du die Nacht über in meinem Zimmer
geblieben bist. Und dann, am nächsten Morgen, als du mich geküsst hast, da ist mir beinahe das
Herz stehen geblieben. Und dabei war es noch nicht mal auf den Mund. Ich bin den ganzen Tag wie
auf Wolken geschwebt. Deswegen dachte ich mir auch, dass ich das Risiko wagen kann, mich noch
mal mit dem Unbekannten zu treffen. Egal, ob es Aya oder du gewesen warst, ihr würdet mich
nicht verletzen." Er schwieg.
Yohji interpretierte das Schweigen richtig. Was sollte man denn dazu auch sagen. Omis Annahme
hatte sich als falsch erwiesen und dafür gesorgt, dass er missbraucht wurde. Von der Person, der er
die meisten Gefühle entgegen gebracht hatte.
"Weißt du, was für mich so schlimm daran ist, dass ich dir das angetan habe. Ich kann nicht einmal
'Es tut mir leid' sagen, denn mit einer Entschuldigung ist es nicht getan. Ich werde nie wieder
gutmachen können, was ich gemacht habe. Ich würde diesen Abend so gerne ungeschehen
machen." Mit hängenden Schultern sah er Omi an.
"Ich nicht." Omi sagte es mit einer festen und überzeugten Stimme.
"WAS? Das kannst du doch nicht ernst meinen?"
"Ich weiß nicht genau, wie ich dir das erklären soll, aber diese Erfahrung hat mich viel gelehrt."
"Zum Beispiel, dass du mir nicht vertrauen solltest. Ich verstehe wirklich nicht, warum du mich so
dicht an dich heranlässt. Wieso hasst du mich nicht? Ich bin ein Verbrecher, ich..." Omi legte ihm
sanft einen Finger auf die Lippen. "Ruhig. Ich habe dir doch gesagt, dass alles wieder ok ist.
Zumindest fast alles." Das Zittern, das ihn befallen hatte, als Yohji ihm vorhin so nahe war, konnte
er sich noch nicht erklären.
"Warum ich dich nicht hasse? Ich habe dich nie gehasst. Nicht einen Moment. Ich war wütend,
verletzt und mein Vertrauen war zerstört. Aber gehasst habe ich dich nie." Er ließ seine Worte ein
paar Sekunden sacken, bevor er weitersprach.
"Mir hat jemand mal einen Spruch per Mail geschickt, denn ich nie vergessen habe.
Es dauert Monate, mit unter sogar Jahre um das Vertrauen eines Menschen zu erlangen!!!!
Aber nur 30 Sekunden können genügen um ALLES zu zerstören!!!
Man sagt, dass es nur 1 Minute dauert, um eine besondere Person zu bemerken!
1 Stunde um sie einzuschätzen,
1 Tag um sie gern oder lieb zu haben,
aber es ein ganzes Leben dauert, um sie wieder zu vergessen.
Ich habe dich nie vergessen. Nachdem du gegangen warst, habe ich jeden Abend in deinem
Zimmer auf dich gewartet. Ich habe kaum noch was gegessen, die Schule war mir schon fast egal
und der Koneko sowieso. Ich habe es fast geschafft, uns alle auf einer Mission zu töten, weil ich
nur noch an dich denken konnte." Als ob er diesen Fehler noch immer nicht begreifen konnte,
schüttelte er den Kopf. Es war damals wirklich knapp gewesen, doch sie hatte überlebt. Zwar
schwerverletzt, doch das war zweitrangig.
"Danach ist Ken zu mir gekommen und wollte mir reden. Er hat gemerkt, dass es mit dir zu tun hat,
dass ich so anders war. Ich konnte ihm nicht sagen, was passiert war, also sagte ich nur, dass ich
dich liebe, dich vermisse und will, dass du zurückkommst. Ich habe ihm deinen Brief gezeigt. Ken
hat mich angesehen wie ein Mondkalb. Hätte wohl nicht geglaubt, dass so was zwischen dir und
mir passiert war. Er hat mich aufgebaut und dafür gesorgt, dass ich wieder zu mir selbst finde."
"Das erklärt mir aber immer noch nicht, warum du das alles nicht ungeschehen machen möchtest?"
"Ich weiß nicht, wie ich es dir erklären soll. Es hat mir... irgendwie stärker gemacht. Ich habe
immer daran denken müssen, wie du geweint hast, als du mich vergewaltigt hast. Ganz so, als ob
du es nicht willst. Und als du dann versucht hast, dir das Leben zu nehmen. Ich bin vor Angst fast
gestorben, als ich in dein Zimmer kam und du so leblos auf dem Bett gelegen hast. Mein Vertrauen
war zerstört, doch ich habe dich geliebt. Ich liebe dich immer noch. Deswegen wollte ich nicht,
dass du tot bist. Damals wusste ich noch nicht, wie es mit uns weitergehen sollte. Ich wollte mit dir
später noch einmal darüber reden, doch diese Chance habe ich nie bekommen." Vorwurfsvoll sah
er Yohji an.
"Und während ich so auf dich gewartet habe, ist mir einiges klar geworden. Nachdem der
körperliche Schmerz vorbei war, die Wunden verheilten, habe ich immer wieder deine Tränen
gespürt. Mich haben so viele Leute in meinem Leben verletzt, sei es physisch oder psychisch, doch
keiner hat je dabei geweint. Ich musste dir doch etwas bedeuteten, wenn es dich so sehr mitnimmt.
Ich habe daran geglaubt, dass du mich auch liebst. Dieser Glaube hat mir die Kraft gegeben, diese
lange Zeit zu überstehen. Und dann ist mir klar geworden, dass es 'nur' ein Fehler war. Das du
wohl völlig verzweifelt gewesen sein musst, um so etwas zu tun. Ich habe dir vergeben, weil ich
dich liebe und dir vergeben wollte. Wenn ich dich wiedersehe, wollte ich keinen Groll gegen dich
hegen. Ich wollte mit offenen Armen auf dich zugehen und dich umarmen. Deswegen habe dir
verziehen." Er atmete einmal tief aus. Würde Yohji ihn verstehen?
Yohji hatte immer wieder während Omis Monolog genickt. Es hörte sich alles so einfach an, wenn
es aus seinem Mund kam, dennoch sperrte sich etwas in Omi gegen ihn.
"Ich denke, ich kann jetzt nachvollziehen, was in dir vorgeht, doch warum kann dich nicht
anfassen?"
Omi überlegte, wie genau er auf Yohjis Nähe reagiert hatte. "Du kannst mich anfassen, glaube ich.
Nur wenn du mir zu nahe kommst, dann passiert etwas. Als ob ich Angst hätte, oder so?"
"Hast du die denn?"
Omi schüttelte den Kopf. "Sieh mal. Ich kann dich anfassen. Ich kann dich auch umarmen. Das
geht." Er führte Yohji die Handlungen vor. "Siehst du. Mir geht es gut. Und jetzt umarme mich."
Yohji sah ihn zweifelnd an. Was wollte Omi denn damit beweisen? Er tat, wie ihm geheißen
wurde. "Noch enger." Er kam der Aufforderung nach. Schon bald bemerkte er, wie Omi wieder
erstarrte und ließ ihn los. Omi nickte traurig vor sich hin. "Ich kann dich also berühren, nur wenn
du zu sehr einengst, dann bekomme ich Panik."
Beide waren von dieser Feststellung wenig begeistert. Yohji rührte sich zuerst. "Soll ich dann
gehen, damit du schlafen kannst?"
"Nein. Es geht schon. Siehst du, ich kann deine Hand halten." Er zog sie mit der eigenen hoch. "Ich
möchte, nein - ich will - dass du heute Nacht bei mir bleibst."
"Hältst du das für eine gute Idee? Ich will dir nicht die ganze Nacht verderben, weil du völlig
verschreckt bist."
"Das wird schon gehen. Vertrau mir. Ich tue es doch auch." Aufrichtig lächelte er Yohji an, der ihn
immer noch sehr zweifelnd ansah. Yohji atmete seufzend aus, bevor er sich wieder auszog und
neben Omi ins Bett legte.
Genau in dem Moment sprang Omi aus dem Bett und lief in Richtung Schrank. Yohji war schon
fast dabei, seine Sachen zu sammeln und in sein Zimmer zu gehen, als Omi wieder vor ihm stand.
"Ich... Das hatte ich für dich gekauft. Ich wollte es dir geben, wenn du wieder zurückkommst. Und
weil doch heute dein Geburtstag ist... Herzlichen Glückwunsch."
Yohji nahm ihm das kleine Päckchen ab. Es war sehr leicht und kaum größer als eine
Streichholzschachtel. Er erkannte sofort, dass es sich hier um die übliche Schmuckverpackung
handelte. Vorsichtig öffnete er das Kästchen. In ihm war ein Kette mit einem Kreuzanhänger aus
Silber. Der Anhänger war noch mit leichten Schnörkeln um das Kreuz herum versehen. [Bitte hier
das WK-Kreuz vorstellen.]
Omi räusperte sich. "Als ich es sah, musste ich sofort an dich denken. Gefällt es dir?"
Yohji nahm die Kette aus der Verpackung und hängte sie sich um. "Sehr sogar. Danke schön."
Ohne weiter nachzudenken küsste er Omi, diesmal auf die Lippen. Der Geküsste tat erst mal gar
nichts, bevor er seinen Mund vorsichtig öffnete. Yohji nahm dies als Einladung und intensivierte
seine Bemühungen. Weiche Arme legten sich um Yohjis Schultern, während dieser mit seiner
Zunge die Mundhöhle von Omi erforschte. Omi war völlig hin und weg von dem Kuss. /Er küsst
mich. Zum ersten Mal. Wow. Ich werde richtig geküsst./ Sein Herz führte Freudentänze auf.
Mit einem Mal wurde er von Yohji weggestoßen. "Es tut mir leid. Ich hätte das nicht tun sollen. Ich
war nur..."
"Schon gut. Es ist ok. Küssen geht, glaube ich. Es war einfach... Wow." Sein breites Grinsen sprach
ein Übriges.
"Dann ist es also ok, wenn ich dich noch mal..." Omi ließ ihn gar nicht erst aussprechen, sondern
nahm Yohjis Lippen mit seinen eigenen gefangen. Das hier würde er sich auf keinen Fall entgehen
lassen.
TBC.
