"bla bla" - gesprochenes Wort

/bla bla/ - Gedanken

Verzweifelung? Fehlentscheidung. Rache!

Teil 15

Omi wurde von den ersten Sonnenstrahlen am nächsten Morgen geweckt. Er blieb noch

einige Zeit mit geschlossenen Augen liegen. Die Wärme, die von Yohji ausging, war zu

verführerisch, als dass er das Bett verlassen wollte.

Seine Erinnerungen an gestern Abend ließ ihm die Röte ins Gesicht steigen. Er hätte vorher

nicht geglaubt, dass er tatsächlich den Mut hatte, sich derart im Bett zu verhalten, doch Yohji

holte offenbar alles aus ihm heraus. Und das war jetzt im positiven Sinne gemeint.

Sein Pflichtgefühl trieb in jedoch heraus. Vorsichtig entfernte er sich aus Yohjis Umarmung

und stieg aus dem Bett. Leise nahm er ein paar Sachen aus dem Schrank und schlich sich ins

Badezimmer.

Er genoss das heiße Wasser, das von seinem Körper abperlte. Omi wollte die Dusche gerade

ausdrehen, als sich die Tür hinter ihm öffnete und er in der engen Zelle Gesellschaft bekam.

Yohji stellte sich ganz unschuldig hinter Omi und strich sanft über dessen Seiten. "Warum

hast du mich denn nicht geweckt?"

"Du hast so friedlich ausgesehen, als du geschlafen hast. Außerdem musst du deinen ersten

Tag hier ja nicht mit der Frühschicht im Laden beginnen."

"Als ob ich meine Tag je damit begonnen hätte." Beide grinsten ins sich hinein. Yohji war

wirklich nicht der Mensch, der zeitig aufstand, damit er arbeiten konnte.

Yohjis Arme legten sich um ihn und zogen Omi an sich. Fast augenblicklich kehrte die

Anspannung in Omis Körper zurück. Er riss die Tür der Duschkabine auf und stürzte hinaus.

Schwer atmend hielt er sich am Waschbecken fest. Es war im Gegensatz zu gestern Abend

viel schlimmer gewesen. Wohl, weil er es nicht erwartet hatte, nicht darauf vorbereitet

gewesen war.

Yohji trat neben und wollte ihm besänftigend eine Hand auf die Schulter legen. Einige

Sekunden schwebte sie über Omi in der Luft, bis Yohji es sein ließ. Er wollte ihn nicht noch

mehr verschrecken. "Es tut mir leid. Ich hätte wissen sollen, dass so was passiert."

Omi sah vom Waschbecken auf in den Spiegel, wo er Yohjis Gesicht erblickte. Der Ältere

wirkte schwer getroffen durch das, was seine unbedachte Handlung ausgelöst hatte. "Ist nicht

deine Schuld. Geht schon wieder."

Diese Aussage ließ die Wut in Yohji leicht hoch kochen. Wut auf sich selbst und seine

Fehlhandlung. "Wie naiv bist du eigentlich? Natürlich ist es meine Schuld. Ohne mich

würdest du nicht so leiden müssen."

"Und du leidest nicht?" Omis Stimme hatte einen sarkastischen Unterton angenommen. Er

konnte sich nicht dagegen wehren. Noch vor wenigen Minuten war er glücklich gewesen, aber

er konnte diese ewigen Selbstbeschuldigungen von Yohji einfach nicht mit anhören. Seit er

ihn vor zwei Tagen wiedergesehen hatte, schien Yohji in einer Tour damit beschäftigt zu sein,

den Märtyrer zu spielen. Omi konnte die Gedanken des Älteren ja teilweise nachvollziehen,

doch irgendwann musste man auch Gras über die Sache wachsen lassen. Was sollte er Yohji

denn noch alles sagen, damit dieser das endlich begriff?

"Verdammt noch mal, es ist doch egal, wie ich mich fühle. Hauptsache, dir geht es gut." Er

war wütend auf Omi. Diese Gegenfrage hätte nicht sein müssen. Natürlich tat es ihm weh,

wenn Omi so auf seine körperlich Nähe reagierte. Aber das zwar vollkommen zweitrangig.

Nachdem er Omi die ganze Nacht über im Arm gehalten hatte, schien es ihm, als ob der

Jüngere nie Angst vor ihm gehabt hätte. Er hatte sich schon Hoffnungen gemacht, dass sie

dieses Problem schnell in den Griff bekommen würden, doch diese Annahme erwies sich nun

als grundlegen falsch. Und durch sein bedenkenloses Verhalten hatte er Omis unterbewusste

Abscheu vor ihm sicher noch vergrößert.

"Es ist mir nicht egal, wie du dich fühlst. Kapiert? Ich liebe dich und ich will, dass es dir auch

gut geht. Ich habe keinen Bock darauf, dass du alles tust, damit ich mich wohl fühle, aber dich

selbst total vergisst. Das ist doch völliger Blödsinn." Ja, gut, dann hatte er sich eben in Rage

geredet. Wenn es die einzige Möglichkeit war Yohji sein idiotisches Verhalten vor Augen zu

führen, dann musste es eben sein.

"Es ist also Blödsinn, was ich tue? Ist es das, was du sagen willst?" Seine Lautstärke übertraf

die von Omi problemlos.

Omi schwieg eine Weile, bevor er leise antwortete. "Nein. Das habe ich nicht gemeint."

"Und was meinst du dann? Und drück dich klar aus, schließlich bin ich anscheinend blöd." Er

hatte seine Wut noch lange nicht abgebaut.

"Ich habe nie gesagt, dass du doof bist. Aber merkst du denn nicht, wie dich dein

Selbstmitleid kaputt macht? Und glaubst du, es macht mir Spaß, wenn mich dein Gejammer

ständig daran erinnert, was passiert ist? Scheiße, dann hast du eben einen Fehler gemacht.

Und? Vergiss es endlich. Hör auf in der Vergangenheit zu leben."

Yohji schlug mit der Faust gegen die Wand. Eine Fliese zersprang durch den Aufprall seine

Faust. Schweigen kehrte im Raum ein. "Ist dir eigentlich klar, was du da von mir verlangst?"

Es war noch keine 48 Stunden her, seit er Omi wiedergesehen hatte. Es war ihm einfach

unmöglich, die Verhaltensweisen, die er in den vergangen Jahren aufgebaut hatte, von heute

auf morgen einfach so zu vergessen. Zudem sein Gehirn bisweilen immer noch die Bilder von

einem weinenden, verletztem Omi heraufbeschwor.

"Natürlich. Aber merkst du denn nicht, dass wir uns schon seit zwei Tagen im Kreis drehen."

Er selbst war mit seinem Latein am Ende. Immer wieder wiederholten sie die gleichen Worte

und kamen dennoch zu keiner Lösung.

"Ich weiß, aber...", zärtlich nahm er Omi bei den Schultern und drehte ihn zu sich herum. "Ich

will mich nicht mit dir streiten. Ich liebe dich, nur bitte gib mir Zeit."

"Ich liebe dich doch auch. Aber ich kann es einfach nicht mit anhören, wie du dich ständig

selbst verdammst. Das ist einfach zu viel für mich."

Yohji nickte. Wie schon mehrmals zuvor versprach er sich selbst und Omi endlich mit den

Selbstbeschuldigungen aufzuhören. Er wusste nur selbst nicht, wie lange er es diesmal

aushalten würde, bevor er wieder in den alten Trott zurückfiel.

Omi umarmte ihn liebevoll. Yohji behielt seine Arme bei sich selbst, er wollte es nicht

riskieren, diesen Moment durch eine unachtsame Bewegung zu zerstören. /Ist dass etwa

meine Strafe, weil ich Omi misshandelt habe?/ Beide hingen sie in etwa den gleichen

Gedanken nach. Wie lange würde es wohl dauern, bevor Omi sich haltlos auf seine Nähe und

Berührungen einlassen konnte?

Yohji saß nur mit einem Handtuch bekleidet auf Omis Bett, während selbiger kurz zu Yohjis

Auto lief und dessen Tasche holte. Unerwartet öffnete sich die Tür und Aya stand ihm

gegenüber. "Du bist also tatsächlich wieder zurück."

Yohji schnaubt laut, als er merkte, wie wenig sich der Rothaarige in den vergangen zwei

Jahren verändert hatte. Bis auf seine Bettbekanntschaften vielleicht.

"Scheint so." Er fühlte sich reichlich unwohl, wie er da so halbnackt im Zimmer saß und Aya

ihn mit drohendem Blick ansah.

"Wenn du die gleiche Nummer mit Omi noch einmal abziehst, brauchst du nie wieder zurück

zukommen. Verstanden?" Die Tür schloss sich wieder.

Yohji sah perplex auf die geschlossene Tür. /Überlass es Aya, dass man sich zu Hause richtig

willkommen fühlt./ Doch er gab Aya recht. Nicht dass er vorhatte, Omi auch nur noch ein

einziges Mal zu verletzen. Er würde es nicht überleben, wenn er in den Augen seines jungen

Geliebten diesen Schmerz ein weiteres Mal sehen müsste. Eher würde er sich selbst töten, als

dass Omi ein Leid zugefügt wurde. Vielleicht war diese Einstellung zu drastisch, doch seine

Fehler hatten ihn dazu gebracht, so zu fühlen.

Wenig später saßen sie zu viert am Küchentisch und frühstückten. Neben Yohji, Omi und Aya

hatte sich auch Crawford eingefunden. Er und Yohji beäugten sich die ganze Zeit, als ob sich

nicht wussten, wie sie miteinander umgehen sollten. Eigentlich wusste nur Yohji nicht, was er

tun sollte. Crawford war dessen Anwesenheit völlig egal, solange ihm nur Aya nicht

entwischte.

Ihre gemütliche, wenn auch recht schweigsame, Runde wurde durch den Auftritt von

Schuldig komplettiert. Überschwänglich umarmte er Yohji. "Ist das verlorene Kätzchen also

endlich in den Schoß der Familie zurückgekehrt."

Yohji blickte ihn grimmig an. Es hatte Schuldig keinen Deut zu interessieren, was er tat und

was nicht. Und was wollte der überhaupt hier?

Schuldig fasste sich an den Kopf und sah wütend in die Richtung des Blonden. "Musst du

denn so laut denken? Es gibt Leute hier am Tisch, die haben Kopfschmerzen. Aber wenn es

dich so brennend interessiert, warum fragst du dann nicht unseren lieben Aya hier?" Zärtlich

strich er selbigem mit einem Finger über die Wange, bis er wütend zur Seite gefegt wurde.

"Das geht ihn gar nicht an."

'Er' fand hingegen schon, dass es 'ihn' etwas anging, wenn Mitglieder von Schwarz an

'seinem' Frühstückstisch saßen. "Jetzt rede schon Aya. Früher oder später kriege ich es doch

heraus."

Aya wusste, dass Yohji recht hatte. Schließlich war die Geschichte Omi und Ken hinlänglich

bekannt. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis Yohji sich an die beiden wandte.

Geschlagen, wenn auch wütend, sah er Yohji an. "Ich habe die beiden bei meinem Hobby

kennen gelernt. Reicht das?"

Crawford sah geheimnisvoll lächelnd zu Aya hinüber. "Warum erzählst du dem Schönling

hier nichts von deinem Hobby? Es klingt ja fast so, als ob du es geheim halten willst."

Schuldig setzte nach. "Ja. Es interessiert Yohji bestimmt, was du so mit deinen Händen alles

machen kannst." Er und Crawford grinsten fröhlich in die Runde, während Omi mit seinen

Augen rollte. Yohji war sich auf einmal gar nicht mehr so sicher, ob er wirklich wissen

wollte, woher Aya die beiden kannte.

TBC.