Bankraub
4. Des Rätsels Lösung
"Scarab hat dich in Amoses Grab getötet", stellte Rath nur mal so eben fest, um die Stille zu bezwingen. Siptah nickte betroffen und sah zu Boden: "Ich war in unterirdischen Gängen zu dem Grab unterwegs. Die Explosion, die euch galt - sie ließ alles um mich herum einstürzen, ich habe minuten-, wenn nicht sogar stundenlang auf den Tod warten können, bevor ich einschlief und dann irgendwann starb."
"Und wie hat er dir das Leben gerettet", fragte Ja-kal und drückte durch Stimme und Mimik sein Mitleid aus. Siptah sah ihn nur etwas lächelnd an, er wollte das Mitleid nicht haben. "Ich war vielleicht 11 oder 12 Jahre alt gewesen", begann er, "und ich war nachts mit meinen Freunden schwimmen gewesen. Irgendwie bin ich abgedriftet, den Nil runter. Plötzlich waren überall um mich herum Krokodile. Wisst ihr, was ich für eine Angst hatte? Ich dachte, ich würde sterben, als Scarab auf einem Floß ankam und mich aus dem Wasser fischte. Noch in der selben Nacht sagte er mir, ich würde für ihn dienen müssen. Er verlangte, ich solle die Gräber unserer Vorfahren ausrauben. Darauf stand Todesstrafe, das wusste ich, aber er hatte mir das Leben gerettet und so konnte er auch von mir verlangen, dass ich mein Leben für ihn einsetzte. Nach einigen Jahren war mir mein Vater nachts gefolgt, als ich auf dem Weg zu den alten Gräbern war. Natürlich stellte er mich zur Rede. Ich sollte ihm versprechen, es nie wieder zu tun. Er hatte mir das Leben geschenkt, und Scarab hatte es auch, aber Scarab gab mir dafür noch viel Gold, mehr als ich brauchen konnte, und so entschied ich mich falsch. Ich war zu jung, um eine so schwerwiegende Entscheidung richtig zu treffen. Einige Zeit später gab es ein großes Wagenrennen. Gleich früh am Morgen war ich dort, um mir die Pferde anzuschauen, und einige Wagen ein wenig zu beschädigen. Als ich nachmittags nach Hause kam, lagen meine Sachen in einem Beutel vor der Tür, meine Eltern behandelten mich wie einen Fremden. Meine Familie hatte sich schon davor von mir abgewendet, aber jetzt existierte ich für sie nicht mal mehr."
Er sah Nefertina mit einem durchdringenden Blick an, und sie sah äußert traurig aus. "Vater sagte, du wärst von einem Dämonen besessen! Er verbot mir den Kontakt zu dir!" - "Ach so", fragte Siptah gehässig, "und als du am Hof des Pharaos warst? Jederzeit hättest du nach Hause kommen können und nach mir schauen können! Dann hättest du bemerkt, dass ich nicht da war, und hättest nach mir suchen können!" - "Hätte ich nicht", Nefertina war extrem gereizt, "wie sollte ich Mutter und Vater denn als Mann gegenübertreten?" Dazu schwieg Siptah, darüber hatte er sich nie ernsthaft Gedanken gemacht. Ihm war nur klar, dass sie es theoretisch gekonnt hätte.
"Du hast ein Wagenrennen sabotiert", fragte Presley, um das Thema auf eine etwas erfreulichere Sache zu lenken. Siptah seufzte auf. "Ja, habe ich", gab er zu, aber er schien es zu bereuen, "aber es gab vieles, was ich nicht wusste. Ich dachte, meine Schwester könnte die Hilfe vertragen, aber sie hätte, obwohl sie wesentlich weniger Erfahrung hatte, das Rennen auch jederzeit so gewonnen. Ich wusste auch nicht, dass sie der Pharao dann zu sich in den Palast holen würde, um weiter zu lernen und schließlich der königliche Streitwagenfahrer des Prinzen zu werden. Und zuletzt dachte ich nicht daran, dass mein Vater wieder denken würde, dass ich Gräber ausrauben würde, wenn ich am Morgen nicht da wäre."
Alle sahen tief getroffen aus, aber nun wussten sie, woher diese tiefe Abneigung Nefertinas und Siptahs zueinander herrührte. Sie waren nicht nur Geschwister. Siptah war von seiner Schwester enttäuscht worden, weil sie sich ebenso wie der Rest seiner Familie von ihm abgewendet hatte und Nefertina konnte nicht anders als den Dingen zu glauben, dir ihr Vater ihr gesagt hatte.
Presley sah von einem zum anderen, er wurde langsam müde, aber er wollte wissen, was weiter passierte. Wenigstens wollte er etwas beantwortet haben: "Nefertina, warum hast du nie von deinem Bruder erzählt, nicht mal, als du über deinen Vater erzählt hast?" Sie sah ihn traurig an: "Ich sage ja schon, mein Vater redete nur schlecht von Siptah. Am Morgen vor dem Rennen sagte er zu mir, ich würde jetzt an die Stelle seines Sohnes treten, weil ich ihn nicht so enttäuscht hatte wie er. Er hätte also außer mir nun keine Kinder mehr, hatte er mir gesagt. Und weil auch ich das alles nicht verstehen konnte, glaubte ich bis heute, dass ich sein einziges Kind wäre. Die Vorstellung davon, sein Sohn zu sein, ging verloren, als mein Vater nach dem Rennen zu mir kam. Er erkannte mich nicht mal, und sagte mir, er wolle einen Sohn wie mich haben. Und das nachdem er am morgen gesagt hatte, ich wäre nun sein Sohn! Ich war so enttäuscht, dass es mir nur Recht kam, dass mich der Pharao an den Hof holen wollte."
Nefertina sah zu Boden, einige Sekunden schwieg sie, dann meinte sie zu ihrem Bruder: "Du hättest es ihm sagen sollen. Vater hätte ich nicht verjagt, wenn er gewusst hätte, dass es deine Pflicht war, die Gräber auszurauben!" - "Er hätte sich nur schuldig gefühlt", sagte Siptah genauso tieftraurig, "schuldig dafür, dass er es sich nicht leisten konnte, mein Leben zurückzukaufen. Lieber wollte ich die Bürde alleine tragen, als ihn damit untergehen zu sehen."
Alle starrten nachdenklich vor sich hin. Im wahrsten Sinne des Wortes herrschte Totenstille in der Sphinx, wenn auch Presley anwesend war.
Doch mit einem Ruck sprang Siptah auf die Beine, lachte laut auf und rief den anderen zu: "Wo kann man denn hier Spaß haben, bevor ich wieder zurück ins Totenreich muss? Ihr benehmt euch ja, als wärt ihr wirklich tot!"
Die Mumien mussten komplett schmunzeln, selbst Rath, denn diese euphorische und spaßliebende Art kannten sie von jemand ganz anderem. "Die selben Gene", erlaubte es sich Presley schmunzelnd, aber statt den anderen zu erklären, was nun wieder Gene waren, befahl er, den nächsten Beefy Burger anzusteuern.
Und so hatten sie alle noch reichlich Spaß mit den zwei buchstäblich verwandten Seelen, und der Abschied fiel Nefertina nach dieser Versöhnung sehr schwer, aber er musste sein. Abends dann fielen die vier Mumien in ihre Sarkophage, nicht wissend, dass sie am nächsten Tag sehr lange schlafen konnten, weil Presley verschlafen sollte und deshalb einige Stunden in der Schule nachzuholen hatte, mal ganz abgesehen vom nachsitzen...
4. Des Rätsels Lösung
"Scarab hat dich in Amoses Grab getötet", stellte Rath nur mal so eben fest, um die Stille zu bezwingen. Siptah nickte betroffen und sah zu Boden: "Ich war in unterirdischen Gängen zu dem Grab unterwegs. Die Explosion, die euch galt - sie ließ alles um mich herum einstürzen, ich habe minuten-, wenn nicht sogar stundenlang auf den Tod warten können, bevor ich einschlief und dann irgendwann starb."
"Und wie hat er dir das Leben gerettet", fragte Ja-kal und drückte durch Stimme und Mimik sein Mitleid aus. Siptah sah ihn nur etwas lächelnd an, er wollte das Mitleid nicht haben. "Ich war vielleicht 11 oder 12 Jahre alt gewesen", begann er, "und ich war nachts mit meinen Freunden schwimmen gewesen. Irgendwie bin ich abgedriftet, den Nil runter. Plötzlich waren überall um mich herum Krokodile. Wisst ihr, was ich für eine Angst hatte? Ich dachte, ich würde sterben, als Scarab auf einem Floß ankam und mich aus dem Wasser fischte. Noch in der selben Nacht sagte er mir, ich würde für ihn dienen müssen. Er verlangte, ich solle die Gräber unserer Vorfahren ausrauben. Darauf stand Todesstrafe, das wusste ich, aber er hatte mir das Leben gerettet und so konnte er auch von mir verlangen, dass ich mein Leben für ihn einsetzte. Nach einigen Jahren war mir mein Vater nachts gefolgt, als ich auf dem Weg zu den alten Gräbern war. Natürlich stellte er mich zur Rede. Ich sollte ihm versprechen, es nie wieder zu tun. Er hatte mir das Leben geschenkt, und Scarab hatte es auch, aber Scarab gab mir dafür noch viel Gold, mehr als ich brauchen konnte, und so entschied ich mich falsch. Ich war zu jung, um eine so schwerwiegende Entscheidung richtig zu treffen. Einige Zeit später gab es ein großes Wagenrennen. Gleich früh am Morgen war ich dort, um mir die Pferde anzuschauen, und einige Wagen ein wenig zu beschädigen. Als ich nachmittags nach Hause kam, lagen meine Sachen in einem Beutel vor der Tür, meine Eltern behandelten mich wie einen Fremden. Meine Familie hatte sich schon davor von mir abgewendet, aber jetzt existierte ich für sie nicht mal mehr."
Er sah Nefertina mit einem durchdringenden Blick an, und sie sah äußert traurig aus. "Vater sagte, du wärst von einem Dämonen besessen! Er verbot mir den Kontakt zu dir!" - "Ach so", fragte Siptah gehässig, "und als du am Hof des Pharaos warst? Jederzeit hättest du nach Hause kommen können und nach mir schauen können! Dann hättest du bemerkt, dass ich nicht da war, und hättest nach mir suchen können!" - "Hätte ich nicht", Nefertina war extrem gereizt, "wie sollte ich Mutter und Vater denn als Mann gegenübertreten?" Dazu schwieg Siptah, darüber hatte er sich nie ernsthaft Gedanken gemacht. Ihm war nur klar, dass sie es theoretisch gekonnt hätte.
"Du hast ein Wagenrennen sabotiert", fragte Presley, um das Thema auf eine etwas erfreulichere Sache zu lenken. Siptah seufzte auf. "Ja, habe ich", gab er zu, aber er schien es zu bereuen, "aber es gab vieles, was ich nicht wusste. Ich dachte, meine Schwester könnte die Hilfe vertragen, aber sie hätte, obwohl sie wesentlich weniger Erfahrung hatte, das Rennen auch jederzeit so gewonnen. Ich wusste auch nicht, dass sie der Pharao dann zu sich in den Palast holen würde, um weiter zu lernen und schließlich der königliche Streitwagenfahrer des Prinzen zu werden. Und zuletzt dachte ich nicht daran, dass mein Vater wieder denken würde, dass ich Gräber ausrauben würde, wenn ich am Morgen nicht da wäre."
Alle sahen tief getroffen aus, aber nun wussten sie, woher diese tiefe Abneigung Nefertinas und Siptahs zueinander herrührte. Sie waren nicht nur Geschwister. Siptah war von seiner Schwester enttäuscht worden, weil sie sich ebenso wie der Rest seiner Familie von ihm abgewendet hatte und Nefertina konnte nicht anders als den Dingen zu glauben, dir ihr Vater ihr gesagt hatte.
Presley sah von einem zum anderen, er wurde langsam müde, aber er wollte wissen, was weiter passierte. Wenigstens wollte er etwas beantwortet haben: "Nefertina, warum hast du nie von deinem Bruder erzählt, nicht mal, als du über deinen Vater erzählt hast?" Sie sah ihn traurig an: "Ich sage ja schon, mein Vater redete nur schlecht von Siptah. Am Morgen vor dem Rennen sagte er zu mir, ich würde jetzt an die Stelle seines Sohnes treten, weil ich ihn nicht so enttäuscht hatte wie er. Er hätte also außer mir nun keine Kinder mehr, hatte er mir gesagt. Und weil auch ich das alles nicht verstehen konnte, glaubte ich bis heute, dass ich sein einziges Kind wäre. Die Vorstellung davon, sein Sohn zu sein, ging verloren, als mein Vater nach dem Rennen zu mir kam. Er erkannte mich nicht mal, und sagte mir, er wolle einen Sohn wie mich haben. Und das nachdem er am morgen gesagt hatte, ich wäre nun sein Sohn! Ich war so enttäuscht, dass es mir nur Recht kam, dass mich der Pharao an den Hof holen wollte."
Nefertina sah zu Boden, einige Sekunden schwieg sie, dann meinte sie zu ihrem Bruder: "Du hättest es ihm sagen sollen. Vater hätte ich nicht verjagt, wenn er gewusst hätte, dass es deine Pflicht war, die Gräber auszurauben!" - "Er hätte sich nur schuldig gefühlt", sagte Siptah genauso tieftraurig, "schuldig dafür, dass er es sich nicht leisten konnte, mein Leben zurückzukaufen. Lieber wollte ich die Bürde alleine tragen, als ihn damit untergehen zu sehen."
Alle starrten nachdenklich vor sich hin. Im wahrsten Sinne des Wortes herrschte Totenstille in der Sphinx, wenn auch Presley anwesend war.
Doch mit einem Ruck sprang Siptah auf die Beine, lachte laut auf und rief den anderen zu: "Wo kann man denn hier Spaß haben, bevor ich wieder zurück ins Totenreich muss? Ihr benehmt euch ja, als wärt ihr wirklich tot!"
Die Mumien mussten komplett schmunzeln, selbst Rath, denn diese euphorische und spaßliebende Art kannten sie von jemand ganz anderem. "Die selben Gene", erlaubte es sich Presley schmunzelnd, aber statt den anderen zu erklären, was nun wieder Gene waren, befahl er, den nächsten Beefy Burger anzusteuern.
Und so hatten sie alle noch reichlich Spaß mit den zwei buchstäblich verwandten Seelen, und der Abschied fiel Nefertina nach dieser Versöhnung sehr schwer, aber er musste sein. Abends dann fielen die vier Mumien in ihre Sarkophage, nicht wissend, dass sie am nächsten Tag sehr lange schlafen konnten, weil Presley verschlafen sollte und deshalb einige Stunden in der Schule nachzuholen hatte, mal ganz abgesehen vom nachsitzen...
