Kapitel 3

Am nächsten Tag harrten alle vier Jungs der Dinge die da kommen sollten. Sogar Aya war gespannt (was er natürlich nie zugeben würde), was Yohji sich ausgedacht hatte um Ayumi zu bewegen mit ihm auszugehen. Gegen Nachmittag klingelte das Telefon im Laden. Aya telefonierte eine Weile. "Ja, natürlich....liefern wir, kein Problem...welche Blumen?....eine sehr gute Wahl....ich brauche nur noch ihre Adresse..." Nachdem er aufgelegt hatte, ging er auf Yohji zu und sagte "Ein Auftrag für Dich Casanova. Da war gerade eine reizende junge Dame am Telefon, die Blumen für 16 Uhr bestellt hat. Hier ist ihre Adresse." Der Playboy riss Aya gierig den Zettel aus der Hand. "Lass mich das nur machen, das ist eindeutig mein Spezialgebiet..." erklärte Yohji. Nachdem er die bestellten Blumen arrangiert hatte, zog er auch schon los, in der Hoffnung ein neues Abenteuer erleben zu können. Seine Eroberungspläne schien er völlig vergessen zu haben.

Als Yohji ungefähr eine halbe Stunde unterwegs war, stand Ayumi im Laden. Die drei übrig gebliebenen Jungs begrüßten sie höflich. "Hallo!" rief sie ihnen zu. Omi goss gerade die Blumen und nutzte die Gelegenheit sich auch vorzustellen. "Ach übrigens, ich bin Omi - wir kennen uns noch nicht." und schenkte ihr ein süßes Lächeln. Ayumi erwiderte das Lächeln und ging dann auf Aya zu. Ken's Herz rutschte in diesem Moment in die Hose. Was hatte Ayumi mit dem kratzbürstigen Aya zu schaffen? "Danke, dass Du mitgespielt hast! Meine Großmutter wird sich sicher über die hübschen Blumen freuen!" Aya lächelte. Langsam dämmerte es Ken. "Ayumi, Du hast..." "Der arme Yohji" lachte Omi "Das war aber ein gemeiner Trick!" Jetzt stimmte auch Ken in das allgemeine Gelächter mit ein. "Ohne Dich hätte es nicht funktioniert...ähm.." wandte sich Ayumi wieder an den Rothaarigen und versuchte verzweifelt sich an seinen Namen zu erinnern. "Aya" stellte sich dieser kurz vor. "Genau. Danke Aya. Wie viel bin ich Euch für die Blumen und die Lieferung an meine Großmutter schuldig?" Ken rechnete schnell nach und nannte Ayumi einen etwas niedrigeren Preis, den sie gerne bezahlte. "Die Lieferung geht aufs Haus. Deine Blumenkästen sind auch schon fertig. Möchtest Du sie sehen?" fragte Ken. Ayumi lachte vor Freude. "Aber gerne..." Ken verschwand schnell in einer Tür, kam aber gleich mit zwei üppig bepflanzten Blumenkästen zurück. "Ich dachte, ich kombiniere den Enzian mit einigen anderen pflegeleichten Sorten..." erklärte er und zeigte ihr die verschiedenen anderen Blumen. Ab und zu sah er in Ayumis Gesicht. Sie strahlte vor Glück. "Sie sind wirklich wunderschön - nur....wie bekomme ich die beiden Kästen nach Hause? Die sehen ziemlich schwer aus..." fragte sie. "Ach, wenn es nur das ist!" lachte Ken erleichtert. "Ich hatte schon befürchtet, sie gefallen Dir nicht. Wenn Du möchtest helfe ich Dir tragen."

Ein paar Minuten später waren die beiden auf dem Weg zu ihrer Wohnung. "Noch mal vielen Dank, dass Du mir hilfst..." begann Ayumi das Gespräch, weil ihr in Ken's Gegenwart einfach im Moment kein besseres Thema einfiel. Der hübsche junge Mann neben ihr machte sie ganz nervös. Sie musterte ihn unauffällig. Ihr gefiel seine hochgewachsene Gestalt und sein sportlicher Körper zog sie magisch an. Ken sah sie an und lächelte. Einige braune Strähnen fielen ihm dabei ins Gesicht. Ayumi wäre ihm am liebsten ganz zärtlich mit ihren Händen durch die Haare gefahren, aber dafür war sie zu schüchtern. Kens Lächeln nahm sie gefangen. Er war glücklich mit ihr alleine sein zu dürfen, wenn auch nur kurz. "Ich helfe Dir doch gerne." Gab er zurück. "Du bist erst kürzlich hierher gezogen, oder? Was machst Du so, wenn ich fragen darf?" "Ich habe hier an der Universität einen Job als Hilfswissenschaftlerin bekommen. Deswegen bin ich jetzt hier. Morgen ist mein erster Tag." antwortete Ayumi und sah zu Boden. "Oh, das ist ja interessant" gab Ken ehrlich zurück und forschte weiter. "In welchem Gebiet bist Du tätig?" "Chemie" Ayumi sah zu Ken auf und erhaschte einen erstaunten Gesichtsausdruck. "Genauer gesagt Gentechnik. Als Hilfswissenschaftlerin am Lehrstuhl von Professor Sotomura werde ich Studenten betreuen und dem Professor bei seinen Forschungen zur Hand gehen. Außerdem habe ich hier an der Uni die Möglichkeit selber meinen Forschungen nachzugehen und meine Doktorarbeit endlich fertig zu schreiben. Professor Sotomura besteht darauf. Ich habe wirklich Glück, Ken." Ken war total erstaunt. Ayumi war also nicht nur wunderschön, sondern auch super intelligent. 'Kein Wunder, dass Yohji sich die Zähne an ihr ausbeißt' dachte er für sich und lächelte zufrieden.

Vor einem großen mehrstöckigen Haus blieb Ayumi stehen. "So, da wären wir. Meine Wohnung liegt gleich im Erdgeschoss." Sie lief voraus und schloss mit ihrem Schlüssel erst die Haus- und dann die Wohnungstüre auf. Ehe er es sich versah, stand Ken schon mitten in Ayumis Wohnung. Sie war sehr geschmackvoll eingerichtet und er fühlte sich auf Anhieb wohl. Die hübsche Braunhaarige ging zu einem Fenster und stellte den Blumenkasten ab. Dann wandte sie sich zu Ken und sagte "Der andere gehört ins Schlafzimmer, warte, ich gehe Dir voraus und mache die Tür auf..." 'Das Schlafzimmer?' Ken schluckte, vertraute aber darauf das Ayumi nie solche Hintergedanken haben konnte. Bereitwillig folgte er ihr. Das Schlafzimmer war der größte Raum der ganzen Wohnung und an einer Seite stand ein Schreibtisch mit einem Laptop darauf. Ken stellte den Blumenkasten auf den Fenstersims und drehte sich um. Dabei fiel sein Blick unweigerlich auf das riesige Doppelbett, das die andere Seite des Raumes einnahm. Ayumi war seinem Blick gefolgt und lachte. "Es ist wohl etwas übertrieben für eine Single-Frau, oder?" "Aber wer will schon ewig Single bleiben?" dachte Ken und bemerkte an ihrem Lachen, dass er seinen Gedanken wohl doch laut ausgesprochen hatte. Er spürte direkt, wie im die Röte ins Gesicht stieg. "Ich meine...äh...ich muss weg" stammelte er. Die wunderschöne Braunhaarige lies sich jedoch keine Spur von Zorn anmerken und zog ihn aus dem Schlafzimmer. "Möchtest Du noch etwas trinken?" fragte sie. Ken sah auf die Uhr und antwortete "Nein, tut mir leid, ich muss zum Laden zurück...Wir sehen uns!" und stürzte aus der Wohnung. 'Ich bin ein totaler Idiot' dachte er sich auf dem Rückweg. 'Sie denkt jetzt bestimmt, ich bin genauso ein Macho wie Yohji! Toll! Die sehe ich bestimmt nicht wieder...' Gedankenverloren lief er die Straße Richtung Blumenladen zurück und bemerkte nicht einmal Ayumis Gesicht, das ihm durch ein Fenster mit großen braunen Augen nachsah.

Nachdem Ken den Blumenladen erreicht hatte, dauerte es auch nicht mehr lange und Yohji kam zurück. Sein Gesicht sprach Bände. Omi und Ken konnten sich das Lachen nur schwer verkneifen. Als dann Yohji schnurstracks auf Aya zuging, sich vor ihm aufbaute und "Wie war das mit der ganz reizenden jungen Dame?" fragte, waren die beiden nicht mehr zu halten. Sie prusteten fast gleichzeitig los, doch Aya blieb wie immer ganz cool. Nicht einmal ein wütender Yohji konnte ihn aus der Ruhe bringen. "War irgendwas? War sie doch nicht so reizend? Oder nicht Dein Typ?" fragte er. Das Gelächter im Hintergrund wurde immer lauter. "Die reizende junge Dame war 85!" gab der Playboy zurück. "Das war wirklich fies! Und deswegen hab ich Ayumi verpasst!" Ken trat mit tränennassen Augen neben Yohji "Übrigens, sie lässt Dich schön grüßen! Sie kam nur ein paar Minuten nachdem Du losgegangen warst..." "Danke, dass Du auch noch reintreten musst, wenn ich am Boden liege!" schnauzte ihn Yohji an. Da übernahm wieder Aya das Wort. "Sie hofft, das ihre Großmutter sich über die Blumen gefreut hat." Das war zuviel für Yohji. "Ihre WAS?" doch er verstand nur zu gut. Schmollend zog er seine Jacke aus, warf sie auf den Kleiderständer und machte sich auf dem Weg nach oben. "Ich mache für heute Schluss. Ich habe Kopfschmerzen. Ich lege mich ins Bett."