A/N: Ich kann's nicht lassen und deswegen ist hier auch schon Chap 3. Mehr gibt es zurzeit nicht hinzuzufügen.  

Er stolperte noch immer durch das Unterholz. Zuvor hatte er seine Liebe verloren, seine Rogue. Aber er musste weiterrennen, er musste sie rächen. Für Trauer blieb keine Zeit mehr. Niemals zuvor war er je von einem solchen Hass erfüllt. Mutanten ebenso wie Menschen, er hasste sie abgrundtief. Er würde sich an der ganzen Welt vergreifen, sie alle qualvoll ermorden. Von irgendwo drangen Gewehrschüsse an sein Gehör. Einen Moment hielt er inne und horchte auf. Er meinte Schreie wahrzunehmen. Plötzlich schossen die Bilder an die sterbende Rogue wieder hoch, wie er sie neben ihm hockend angefleht hatte, ihn nicht zu verlassen. Er fiel abermals auf seine Knie. Der Schmerz über ihren Tod war wie ein spitzer, stechender Dolch, der auf ihn einschlug. Er zückte sein Feuerzeug. Es gab keinen Ausweg mehr. Die Welt, seine Welt, war dem Untergang geweiht. Alles um ihn herum starb, ebenso wie Rogue, die einzige und wahre Liebe seines Lebens. Er konnte der Trauer nicht mehr die Stirn bieten, er war zu schwach sich gegen sie zu behaupten. Es war völlig belanglos, was er sich einreden mochte, Rogue war tot, er wollte nicht alleine weitermachen. Er entzündete das Feuerzeug, blickte in die flackernde, helle Flamme. – Auf Wiedersehen, du grausame Welt – dachte er in Gedanken.

~*~*~

„NEIN, John!", schrie Rogue auf.
„Ganz ruhig, mein Kind.", sagte eine etwas raue Stimme. Rogue öffnete die Augen. Sie hustete arg, versuchte normal zu atmen, aber sie konnte sich nicht abregen. Ihr wurde ein Glas Wasser gereicht, schnell nahm sie es entgegen und schüttete die kalte, etwas verdreckte Flüssigkeit in ihren Rachen. Sie schluckte schwer. „Langsam!", ermahnte sie die raue Stimme.
Rogue sah sich blinzend um. Sie war in einem kleinen Zimmerchen, recht dunkel. Das einzige Fenster war mit Brettern verriegelt und ließ nur wenig Licht hineinflimmern. Sie selbst lag in einem Bett, das relativ kurz geraten war, sodass ihre Füße ein wenig über das Ende hinausschauten. In dem Raum stand nichts außer einem kleinen Schränkchen neben dem Bett und ein Hocker, auf dem eine ältere Dame saß.
Rogue blinzelte nochmals, war das immer noch ein Traum?
„Was ist passiert? Wo sind denn alle? Wo bin ich hier? Wer sind Sie?", sprudelte es aus ihr hervor.

Die alte Frau räusperte sich und lächelte nett: „Bitte mein Kind, du bist ja völlig verstört. Möchtest du etwas zu Essen, wir haben zwar nicht mehr viel, aber du sollst was Anständiges bekommen!"
„Essen?", stammelte Rogue verunsichert. Wo war sie hier?
Die Dame erhob sich von dem Hocker und kramte in dem Schränkchen zu ihrer rechten. Sie holte einen roten Apfel heraus und reichte ihn Rogue.
„Nein, danke, ich bin nicht hungrig.", erwiderte Rogue, sich noch immer umblickend.
„Kind, du musst etwas essen, du siehst völlig verhungert aus.", die Frau gab ihr den Apfel in die Hand und hätte sie beinahe an der Haut berührt, als Rogue zurückschreckte: „Nein!"
„Ich weiß, mein Kind. Du bist eine von denen!", meinte die Frau, jedoch sagte sie es freundlich und keineswegs abfällig, es schien sie nicht zu beirren.
„Miss-", begann Rogue höflich.
„Ach mein Kind, nenn mich doch einfach Isabel. Bitte, wir legen hier keinen Wert auf Höflichkeiten!"
„Isabel", wiederholte Rogue, „Bitte sagt mir doch, wie bin ich hier hergekommen?" Rogue setzte sich auf, immer noch hielt sie den Apfel in der Hand.

„Iss ihn doch, er ist sicher nicht zur Verzierung gedacht!", grinste Isabel.

Rogue biss ein Stück vom Apfel ab und stellte fest, dass sie wirklich hungrig gewesen war.

Isabel war erfreut, dann fuhr sie jedoch in einem ernsten Tonfall fort:
„Mein Sohn brachte dich her, er hat dich draußen auf der Lichtung vor dem Wald gefunden.", sie machte eine Pause, „Mein Gott Kind, was dir alles hätte passieren können. Du warst vollkommen weggetreten, zuerst dachte ich, du seiest tot."

Isabel schlug eine Hand vor den Mund. „Hätte er besser auf dich aufpassen sollen, dein St. John Allerdyce.", fügte sie hinzu, als sie sich wieder gefangen hatte.
„Woher kennen Sie-?"
„Ach Kindlein, du hast seinen Namen immer wieder im Schlaf wiederholt. Ich hoffe doch, dass er bereits auf der Suche nach dir ist."
Rogue schüttelte den Kopf. „Er wird sicher nicht kommen, denn, er-er-er ist tot." Sie hatte es tatsächlich ausgesprochen. John war fort.
Isabel legte ihr tröstend die Hand auf das Bein: „Mein Gott, es tut mir Leid. In diesen Zeiten verlieren wir alle geliebte Freunde und Angehörige. Wie konnte es nur so weit kommen?"
Rogue fasste sich wieder, sie horchte auf:
„Was konnte so weit kommen?"
Isabel sah sie an, als würde Rogue scherzen, doch nicht amüsiert, viel eher mit einer tiefsitzenden Verletzlichkeit: „Ich finde dieses Thema bei weitem zu Ernst, um sich darüber lustig zu machen, mein Kind."
„Aber ich habe nicht – ich wollte nicht – ich verstehe wirklich nicht, was Sie damit meinten, Isabel!", Rogue bemühte sich ruhig zu klingen, aber anscheinend war sie auf ein schmerzhaftes Terrain bei Isabel gestoßen, denn ihre Augen wurden seltsam glasig, sie starrte mit leerem Blick auf die Bettkante.
Trotzdem schien sie Rogue zu glauben und meinte besorgt: „Du musst dir bei deinem Sturz sicherlich den Kopf angestoßen haben, mit einer solchen Art von Amnesie solltest du dich zunächst hinlegen."
Sie nahm eine halbzerrissene Decke aus dem untersten Fach im Schränkchen und legte sie über Rogue. Rogue jedoch beharrte störrisch: „Bitte, helft meinem Erinnerungsvermögen auf die Sprünge."

Isabel musterte Rogue widerwillig. „Der Krieg, mein Kind."
„Welcher Krieg?", Rogue rückte ungeduldig auf dem Bett hin und her.
„Der Krieg zwischen Mutanten und Menschen. Wir dachten alle, das ganze Gerede darum sei nur Humbug, bis es schließlich zu spät war. Wir hatten ihn nicht kommen sehen; wie ein leiser und stiller Tod hat er Tausende auf beiden Seiten ausgelöscht. Aber niemand lernt aus den Fehlern der Vergangenheit." Rogue traute ihren Ohren nicht. Krieg?

~*~*~

„Ach verdammt noch mal!", schrie Pyro aufgewühlt.
Er versuchte den kaputten Motor des Jeeps zu reparieren, ungehalten über einen misslungenen Versuch das Auto anzulassen trat er gegen die Stoßstange. Plötzlich fing die Motorhaube Feuer.
„John!", protestierte jemand. Iceman kam herbeigeeilt und löschte den Brand mit einem leichten Eishauch.
„Entschuldige bitte, Bobby, ich habe wohl einfach die Geduld verloren!", sagte Pyro schulbewusst.
„Ist schon okay.", erwiderte Iceman gelassen, betrachtete seinen Freund aber eindringlich. „Nicht passiert!", versicherte er, als er sich die Motorhaube besah.
„Nichts passiert, schon okay? Nein, es ist nicht okay!", meinte Pyro und schmiss den Schraubenzieher auf den körnigen, spaltigen Boden.

Pyro wandte sich ab und hielt die Hände vor sein Gesicht.
„Vielleicht sollten wir den Jeep hier stehen lassen und zu Fuß gehen!", schlug Iceman vor. „Wie zum Teufel sollen wir denn die ganzen Vorräte transportieren?", fragte Pyro entnervt und gestikulierte wild herum.
„Das geht schon!", erklärte Iceman bestimmt und schnappte sich einen der zwei großen Kartons vom Rücksitz.

~*~*~

Pyro betrat die Ruine zuerst. Er hielt den Karton vorsichtig unter dem linken Arm und entzündete das Feuerzeug, sofort wanderte die Flamme auf seine Handfläche. Iceman trat hinter ihm durch die halb verfallene Tür hinein:
„Wir sind es!", rief er ins Schwarze.
Pyro leuchtete ihm ein wenig voraus, auf einmal kam ein kleines Mädchen aus dem Dunkeln auf sie zugerannt und fiel um Icemans Bein: „Daddy!", schrie die Kleine.
„Ist schon gut, Akilina." Eine weitere Gestalt erschien aus der Dunkelheit, gefolgt von einem humpelnden Mann. Die vorangehende Gestalt lief in Icemans Arme:
„Warum hat das so lange gedauert?", fragte sie fröhlich, da sie nun alle endlich vereint waren. „Nah, Kitty, du weißt doch wie langsam Bobby manchmal ist, auf körperlicher wie auch auf geistiger Ebene.", lächelte Pyro.
Der Humpelnde trat näher heran: „Willkommen zurück!"
Pyro setzte den Karton auf den Boden: „Du hättest nicht aufstehen sollen, setzt dich wieder hin, schon dein Bein." Er ging auf den Mann zu, der nur ein wenig älter war als er selbst, aber einen sehr zerbrochenen Anblick bot und stützte ihn vorsichtig. „Ich bringe Peter wieder zum Feuer, der kleine Spidey hat wohl noch nicht genug vom Rumlaufen.", rief Pyro den anderen zu.

A/N: Nah, versteht jemand was passiert? Keine Sorge, die Auflösung folgt, leider NOCH nicht. Hoffe ich konnte allen Spidey-Fans eine Freude machen, denn ja, die freche Spinne aus der Nachbarschaft bleibt noch ein bisschen in der Fanfic – als „Gaststar" sozusagen. *lach*