LEGEND'S ALIVE - Das vierte Orakel

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Autorin: Higgsgügü! Gazzlwobbs! Nusratschu! Krapsibitü! Parmesan-Power!

Disclaimer: Weeeell, weeeeeell ... *auffer Liste nachschau* Alle Zelda-related Figuren oder Orte gehören nicht mir ... der Rest schon.

Genre: Dies und das. Keine Ahnung Oo Humor, Adventure, Drama? (Zufallstreffer!) BINGO!

+++~~~Achtung, Achtung, piep, piep (diesmal ohne großartiges Intro, sonst wäre ich ja schon WIEDER heiser)~~~+++ Wenn ihr LA-DvO 1 und 2 gelesen habt (was sicher der Fall ist *mit der Pistole droh*) dann könnt ihr euch ja denken, was kommt: Die Charaktere hab ich alle manipuliert. So. Das wars. Siehe Teil 1 und 2 for further information *lalala* *schreibfaul ist*

+++~~~Achtung, Achtung, piep, piep Teil 2 (ebenfalls ohne Intro)~~~+++ Minu bin nicht ich ... Ich bin nicht Minu ... Minu ist nicht ich ... ich ist nicht Minu ... wie auch immer ... lalala +++LET THE PARTY BEGIN+++

Ich bitte zu beachten, dass Link in dieser Geschichte kein kleiner, sondern ein großer Held ist (sprich: "erwachsen"!)

(Dieser Disclaimer war nicht so originell wie die letzten, hab ich recht? Hab mir keine Mühe gegeben. Wollte schnell weiterschreiben.)
Kapitel 3. Besessen

~~~ Flashback ~~~ Farore entrollte das Pergament, das der junge Gorone ihnen überbracht hatte, glättete sie und las die Nachricht. Gespannt warteten Nayru und Din, bis sie fertig war. Post war etwas so spannendes.

Das Orakel der Geheimnisse ließ die Rolle wieder zuschnappen und sah zu ihren Mitorakeln. Ein Lächeln zog um ihren Mund. "Es ist von Link", erklärte sie glücklich, legte die Rolle auf den Tisch und gab dem Goronen sein Gehalt, einige Rubine in einem Ledersäckchen. Er bedankte sich und verließ den Raum. "Er schreibt vom Kugelkamm. Dort hat er gerade die Goronen von einem Drachen befreit, der ihr Gebiet terrorisierte."

Auch Nayru hatte einen ähnlichen Gesichtsausdruck aufgesetzt wie Farore. "Ist es nicht schön, dass er uns immer schreibt?", fragte sie beschwingt. "Er kommt zwar nur selten vorbei, aber er schickt ständig Briefe. Ich finde das toll!"

Din nickte grinsend. "Und seine Briefe erst ... 'Ich habe diese Heldentat gemacht, ich habe jene Heldentat gemacht ...' Ich wette mal, Link ist der aktivste Held in der ganzen Welt."

"Das reimt sich und stimmt", lächelte Nayru.

Farore betrachtete sie schweigend. Immer, wenn sie Post von Link bekamen, war sie selbst nicht die einzige, die sich wie ein kleines Kind freute. Auch Nayru bekam immer einen rosigen Schimmer auf den Wangen. Farore fragte sich langsam, ob Nayru vielleicht auch Link liebte. Der arme Ralph.

Farore legte die Finger um die Rolle. "Ich bringe sie ins Archiv", erklärte sie und setzte ein gezwungenes Lächeln auf. Sie hatte es sich zur Angewohnheit gemacht, alles zu archivieren. Als Orakel entwickelte man seine kleinen schrägen Angewohnheiten. Nayru sammelte Lieder - wann immer sie ein neues hörte, lauschte sie ihm, schrieb die Worte auf und prägte sich die Melodie ein. Din sammelte Tänze auf die selbe Weise, zusehen und einprägen. Und sie selbst hatte mit der Zeit ein riesiges Archiv zusammengetragen, eine Bibliothek, verteilt über die vielen kleinen Laubhäuser in der Krone der Maku-Bäume in Labrynna und Holodrum, in der sie einen Großteil der Zeit verbrachte, indem sie in alten und neuen Büchern las, sich Wissen aneignete und Dinge nachforschte.

Nachdem Farore die Rolle einsortiert hatte - für Links Briefe gab es ein besonderes Regal, dessen Ordnung nur sie kannte - kehrte sie in die Maku- Halle zurück. Nayru und Din saßen noch hier und unterhielten sich. Farore setzte sich dazu. Das Orakel der Zeiten sprach sie gleich an. "Sag, Farore, dir ist doch auch aufgefallen, dass Link immer mehr für uns tut?"

Sie nickte. "Ja ... er ist eben ein Held." Hinter ihrer Maske war sie verwundert. Worauf wollte Nayru hinaus? Din schwieg, sie schien bereits eingeweiht.

"Er muss diese ganzen Dinge gar nicht tun. Ich meine, fändest du es als Held gerecht, wenn du durch die Lande zögst und andauernd irgendwelche Monster bekämpfen müsstest?", bohrte Nayru nach.

Farore überlegte. "Ich weiß nicht", sagte sie ehrlich. "Ich bin kein Held, ich hab keine Ahnung, wie ich mich als einer fühlen würde."

Nayru strich sich über das Haar. "Ich wäre nicht glücklich", sagte sie versonnen und zwirbelte eine lange blaue Strähne zwischen den Fingern. "Ich fände es ungerecht. Ich würde ein Haus wollen und ein warmes Kaminfeuer und dass ich nur herumziehen müsste, wenn man mich bräuchte."

"Aber du bist eine Frau", erinnerte Farore sie kühn. "Und du bist kein Held. Du bist ein Orakel. Ich bin mir sicher, du kannst dir nicht vorstellen, wie sich ein Held fühlt."

"Doch", sagte Nayru steifsinnig. "Und ich finde, wir sollten etwas an seiner Lage ändern."

Farore glaubte nicht richtig gehört zu haben. "WAS hast du bitte gesagt? Kannst du das für mich wiederholen?"

Nayru macht gleich weiter. "Wir geben ihm ein kleines Haus irgendwo, wo er gerne wohnen möchte, und dann geben wir ihm immer eine Belohnung, wenn er wieder etwas heldenhaftes getan hat. Dann ist Link sicher -"

Farore sprang auf. Ihre beiden Dutts zitterten vor Wut. "Bist du von allen guten Geistern verlassen?", schrie sie. "Das wäre ja wie ein Hund, den man an einer Leine hält! Das können wir doch nicht machen mit ihm! Er ist ein Held, kein Haustier!"

Auch Nayru erhob sich. "Hast du ihn schon einmal gesehen in letzter Zeit?", sagte sie und rang um Fassung. Auch sie war wütend. "Hast du mal gesehen, in was für Kleidung er herumläuft? Schmutzig und abgetragen. Er sammelt sich seine paar Rubine zusammen, indem er Büsche zerhackstückselt und gegen Monster kämpft, in der Hoffnung, sie verlieren ein paar! Oder er geht in Spielhallen und versucht dort sein Glück. Er wohnt nirgends, sondern zieht andauernd herum wie ein obdachloser Oktorok!" Während ihrer Rede war sie immer lauter geworden, und nun schrie sie Farore richtiggehend an. "Und dann wollen auch noch alle von ihm, dass er das Geviech tötet, was ihnen auf die Nerven geht! Ich wette, er fühlt sich so was von verarscht!"

"Na, na", rollte die träge Stimme des Maku-Baumes von irgendwo heran. "So ein böses Wort."

Sie beachteten ihn gar nicht. Zwischen den beiden Orakeln wurde ein stummer Kampf gefochten; sie starrten sich gegenseitig so wütend an, dass die Luft bald in Flammen aufzugehen drohte. Din wagte nicht einzugreifen.

Auch in Farore kämpfte es. Einerseits wollte sie Nayrus Worten glauben schenken, andererseits wusste sie, dass Link auch Ehrgefühl hatte, und dass wäre verletzt, wenn sie das taten, was Nayru vorgeschlagen hatte. Wenn sie ihn bezahlen würden. Dann käme er sich -sicher- verarscht vor. Er war glücklich so, wie es jetzt war - da war sie sich ganz sicher.

Aber wenn Nayru doch Recht hatte? Wenn es ihm schlecht ging? Wenn es LINK schlecht ging, der sie immer so nett behandelte? Wenn es ihm irgendwann zu viel werden würde und er gar nicht mehr käme?

Sie gab auf. Nayru hatte gewonnen. "Wenn du meinst, dass es das richtige ist", sagte sie und wunderte sich selbst, wie gleichgültig es sich anhörte, "dann tu es."

~#~

Es war einer von Links seltenen Besuchen. Sie saßen in der Maku-Halle um den großen Tisch herum. Die Orakel hatten den Tisch für Link gedeckt, der sich gerade mit allerlei Leckereien den Bauch voll schlug und ihnen erzählte, was er so alles erlebt hatte. "Jedenfalls", mampfte er gerade, "puppte sich dieser Drache dann als heimatloser Dodongo heraus, der sich eingenistet hatte ... Als ich ihn besiegt hatte, erreichte mich auch gleich die nächste Nachricht, und zwar von den Zora, die hatten mit einer seltsamen Krankheit zu kämpfen. Der Ursprung lag in -"

Farore war unglücklich. Sie hatte den Kopf auf die Hände gestützt und beobachtete Link. Er schien in seiner Rolle als Held so glücklich zu sein. Sie wusste nicht, ob sie vielleicht einen Fehler machen würden, wenn sie wirklich täten, was Nayru vorgeschlagen hatte.

Das Orakel der Zeiten schob Link eine Scheibe Brot zu. Er bedankte sich und wollte gerade weitererzählen, da unterbrach Nayru ihn:

"Link - sag, bist du eigentlich glücklich?"

Er sah sie verwirrt an. "Wie, glücklich?"

Farore musste einen siegessicheren Blick von Nayru einstecken und senkte die Augen. Die blauhaarige junge Frau stand auf und lächelte ihm zu. "Wir haben beschlossen, dir zu helfen."

"Was?" Link hatte plötzlich keinen Hunger mehr.

"Sieh dich an", sagte Nayru. "Deine Kleidung ist dreckig, deine Klinge abgewetzt, du rennst in der Gegend herum ohne ein festes Zuhause und andauernd wollen irgendwelche Leute was von dir."

Link lächelte verlegen. "Och, das macht nichts."

Sie überging ihn. "Wir wollen dir", sie holte tief Luft und Farore wurde es übel - das würde schief gehen! Din sagt gar nichts mehr - "wir wollen dir ein Haus geben. Und Geld. Damit du weißt, dass deine Arbeit etwas wert ist. Wir werden dir jedes Mal Geld geben, wenn du wieder etwas geschafft hast, und ..."

"Nein!!" Farores Schrei unterbrach Nayru, die ihr wütend zufunkelte. Jetzt nicht! Jetzt hatte sie sich doch gerade so schön in Rage geredet.

Link saß wie versteinert auf seinem Stuhl. "Das ist doch wohl ein Witz", sagte er ungläubig, todernst. "Ihr macht Witze."

Nayru schüttelte den Kopf. "Nein! Warte bloß ab, dir wird es viel besser gehen, wenn ..."

Link sprang auf und hieb die Faust auf den Tisch. "Für was haltet ihr mich eigentlich? Ich ... ich bin ... doch nicht euer Hausheld! Bezahlt werden!" Verächtlich schnaubte er. "Wie ein Söldner! Wie käme ich mir denn da vor."

Nayru starrte ihn überrascht an. "Wir wollen dir doch etwas gutes tun", sagte sie. "Du kannst dir aussuchen, wo dein Haus steht, dann ..."

"Nein!", sagte er ungewohnt heftig und sah sie der Reihe nach an. Farore konnte seinem Blick nicht begegnen. Sie faltete sie Hände im Schoß und hoffte, nicht weinen zu müssen. Din sah ihn flehend an: Bitte sei nicht zu hart! Sie meint es nur gut.

Link beachtete sie gar nicht. "Weißt du überhaupt, wie sich das anhört", sagte er verächtlich. "Als wäre ich einer, der für Geld alles macht. Als wäre ich käuflich, als ... Dafür gibt es kein Wort, das schlimm genug ist! Ich kann es überhaupt nicht glauben, dass von euch ... von euch ..."

Er schwieg verbittert und wandte sich ab. Er ergriff sein Schwert, das er in seiner Scheide an die Stuhllehne gehängt hatte, und machte Anstalten, die Halle zu verlassen. Doch Nayru lief ihm hinterher und packte ihn am Arm. "Link! Es würde dir viel besser gehen!" Sie zerrte geradezu an ihm. "Du müsstest nicht mehr ..."

Link riss sich los, wirbelte herum und schrie. Ja, er schrie. Normalerweise war das gar nicht seine Art - doch jetzt konnte er sich nicht mehr halten. "Ich möchte aber! Nayru, versuch nicht, mich dazu zu überreden, euer Söldner zu werden! Ich werde mein Leben so führen, wie ich es will - Basta! Es ist meins! Mischt euch nicht ein!"

Und mit diesen Worten stürmte er aus der Halle. Ohne ein Wort des Abschieds verließ er sie. Sie wussten nicht, dass sie ihn nicht wiedersehen sollten - aber sie hatten das Gefühl, als wäre es ein großer Abschied. Für lange Zeit.

In Farore war etwas zerbrochen. In dem Moment, indem Link Nayru angeschrieen hatte, hatte es in ihr ganz leise geklirrt. Es war ihr plötzlich gleichgültig gewesen, was geschehen würde. Sie hatte nur noch Link und Nayru gesehen. Links Verletzung. Nayrus Starrsinn.

In diesem Moment hatte sie aufgehört, Link zu lieben, und begonnen, Nayru zu hassen.

~~~ Flashback Ende ~~~

Minus Wasserbecher war leer. Draußen war die Nacht eingebrochen, nur Grillen zirpten noch. In der Hütte war kein Licht außer das einer kleinen Kerze auf dem Tisch, die Link während seiner Erzählung angezündet hatte. Sie schwiegen beide. Link erinnerte sich bitter an alles, und Minu dachte darüber nach.

Plötzlich lächelte sie still.

Link sah sie verwirrt an. "Ist was? Hab ich was auf der Nase?"

"Es ist fast genauso gekommen, wie Nayru es unbewusst gewollt hat", sagte sie ernst und sah ihn an. "Du bist kein Held mehr, du lebst hier in deinem kleinem Hüttchen im Dschungel. Du bekommst kein Geld und keine Bitten mehr, aber das liegt daran, dass keiner mehr weiß, ob du überhaupt noch lebst."

Link runzelte die Stirn. "Ich -"

Minu unterbrach ihn. "Ihr habt aneinander vorbei geredet. Wegen einem Missverständnis habt ihr euch vollkommen aus den Augen verloren. Sie wollten nur das Beste für dich, aber du hast es falsch verstanden. Sie haben dich auch nicht verstanden, aber was denkst du denn? Die sind ihr ganzes Leben als Orakel erzogen worden, sie können gar nicht wissen, wie man sich als Held fühlt!" Minu hatte sich in Rage geredet. "Ich glaube, du tust ihnen Unrecht! Sie haben versucht dir etwas Gutes zu tun, aber sie haben es nicht geschafft."

"Es war so verletzend", murmelte Link ohne zu wiedersprechen. "Es kam mir so vor, als würden sie mich ... als würden sie mich für einen habgierigen Söldner halten. Einen Auftragshelden. Ihr Schoßhündchen. Als würden sie mich in ein Haus stecken, was irgendwo steht, wo sie mich immer erreichen können, damit sie auch ja wissen, wo ich bin und was ich tue. Drei Mütter auf einmal. Dabei habe ich ihnen doch schon oft Briefe geschickt."

"Sie mochten dich eben so gerne", sagte Minu. "Krieg ich noch Wasser?"

Link schob die Kanne zu ihr hinüber und stand auf. "Ich ... ich schlafe mal eine Nacht drüber", sagte er unbestimmt. "Es ist so ungewohnt für mich, mit jemandem zu reden - habe ich seit zehn Ewigkeiten nicht mehr gemacht. Und dann auch noch gleich eine neue Heldentat! - Du kannst das Lager von vorhin nehmen, ich habe im Nebenraum noch eins. Was zu essen steht im Schrank. Gute Nacht." Er lächelte ihr zu und ging durch den Vorhang in den Nebenraum.

Minu schüttelte den Kopf, trank die Wasserkanne leer und legte sich ebenfalls schlafen.

~

Am nächsten Morgen wurde sie davon geweckt, dass Link sich über sie beugte. Sie riss die Augen auf und er fuhr erschrocken zurück. "Du bist ja wach", keuchte er. "Meine Güte, hab ich mich erschreckt."

"Und so was will ein Held sein", sagte Minu tadelnd. Gleich darauf fiel ihr das Gespräch vom Vorabend wieder ein und sie stürzte sich beinahe auf Link. "Sagsagsagsaaaag!!!! Was hast du dir überlegt?! Machst dus oder niiicht?"

Link machte ein etwas erstauntes Gesicht. "Wie?"

"Meeeeenn!!!! Du wolltest du dir doch überlegen, ob du die Welt rettest."

Er grunzte. "Bleibt mir ja wohl nichts anderes übrig."

Sie fiel ihm um den Hals und er wurde blutrot. Hastig schüttelte er sie ab. "Das heißt aber auf keinen Fall, dass du mitkommst", stellte er gleich klar. Minu machte einen Dackelblick und ihre Unterlippe fing an zu zittern. "Und wieso nicht?"

"Es ist viel zu gefährlich", sagte er. "Hey, ich bin ein Held ... das heißt, ich war ein Held ... egal, aber du bist nur ein junges Mädchen, du könntest dabei draufgehen."

"Du bist blöd." Minu setzte sich auf das Lager und stützte den Kopf auf die Hände, während Link ein paar Sachen für sie zu essen auf den Tisch stellte. Sie überlegte. Klar, mit Gewalt, Dackelblick, Jammern, Kreischanfällen und Todesdrohungen würde sie hier nicht weit kommen. Link war nicht der Typ für so was. Aber jetzt war sie schon mal hier, jetzt hatte sie die einzigartige Chance, mal ein richtiges Zelda-like Abenteuer zu erleben, und da wollte dieser Waldschrat sie einfach nicht mitmachen lassen! Wenn sie irgendwann in ihre Welt zurückkehrte und Aya erzählen musste, dass sie Link - LINK! - getroffen und dass er sie nicht auf seine Heldenreise zur glorreichen Rettung der Welt mitgenommen hatte - meine Güte, diese Schande war so groß, dass sie es sich gar nicht vorstellen konnte. Als die Orakel sie um den Gefallen gebeten hatten, Link zu suchen, hatte sie schon das Gefühl gehabt, etwas erreicht zu haben, das Aya noch nie erlebt hatte. Ein gutes Gefühl.

Jetzt kam sie sich bloß noch lächerlich vor.

Sie seufzte und setzte sich zu ihm an den Tisch. Diese Sache musste sie ernst angehen.

"Ich finde das unfair", sagte sie sofort.

Überrascht sah Link auf. Er hatte sich gerade daran gemacht, eine Frucht aufzuschneiden, und sich die Hälfte schon in den Mund gestopft. "Waff?"

"Unfair!", wiederholte Minu. "Ich bin nur per Zufall bei den Orakeln im Tempel gelandet, und dann sollte ich gleich auf große Tour gehen. Wie du gesagt hast, ich bin nur ein normales Mädchen - aber das ist schon irgendwie hart, nicht wahr?"

Das war zwar nicht die ganze Wahrheit, aber was sollte es.

Sie beugte sich über den Tisch. "Verdient das nicht eine klitzekleine Belohnung?"

Link runzelte die Stirn. "An waff hafft du gedafft?"

"Dass du mich mitnimmst."

Er schluckte, schüttelte den Kopf, überlegte kurz und grinste dann. "OK." Minu wollte gerade jubeln, da hob er die Hand und lehnte sich siegessicher zurück. "Aber nur bis zum nächsten Dorf. Von da ab reist du nach Hause."

"Aber ich weiß nicht, wo mein Zuhause ist!", sagte Minu verzweifelt ohne zu überlegen.

Überrascht sah er sie an. "Wie meinst du das?"

Minu ärgerte sich jetzt über sich selbst, aber ihr fiel keine geeignete Ausrede ein. "So, wie ich es gesagt habe, ich weiß nicht, woher ich komme."

Link runzelte bedrohlich die Stirn. "Das musst du mir schon näher erklären." Eine Spur von Misstrauen lag in seiner Stimme.

Minu wurde es abwechselnd heiß und kalt. Was sollte sie ihm jetzt erzählen? Dass sie aus einer anderen Welt kam? Nein, dann würde er ihr vielleicht nicht mehr vertrauen. Sie würde auch niemandem vertrauen, der ihr erzählen würde, er käme aus einem Paralleluniversum. Sie würde ihn für verrückt halten und abschreiben.

Sollte sie ihm denn erzählen, dass sie Gedächtnisschwund hatte? Dass sie sich nicht daran erinnern könnte, wo sie herkam? Aber das war ebenso unwahrscheinlich. Denn wenn sie Amnesie gehabt hätte, dann hätten die Orakel ihr schon vorher geholfen.

Link klopfte ungeduldig mit den Fingern auf den Tisch. Er war sehr angespannt. Es war still im Raum. Niemand sagte etwas. Sie starrten sich gespannt an. Von draußen kamen auch keine Geräusche.

Links Hand wanderte zu seinem Schwert.

Es half alles nichts. Sie musste lügen.

Verzweifelt holte sie Luft. "Ich - ich - ich wurde aus meinem Dorf verstoßen! Ich kann nicht dorthin zurück."

Mit einem Schlag fiel alle Anspannung von Link ab, er sank auf seinen Stuhl zurück und atmete tief auf. Das Schwert fiel klappernd auf den Boden zurück. "Und ich dachte schon!"

"Du dachtest was?" Ihr Herz klopfte immer noch rasend, und sie war ganz zitterig.

"Sorry - ich dachte, du wärst eine Spionin der Schatten", erklärte er ein wenig verlegen, rückte seinen Stuhl nach hinten und stand auf. "Tut mir leid."

"Seltsam, irgendwie denken alle das. Farore zuerst auch."

Link grinste. "Du hast so was eben an dir. Na ja." Er wurde ernst. "Wieso bist du verstoßen worden?"

"Ich ... ich ..." Sie wusste nicht, was sie sagen sollte, denn sie hatte keine große Lust, sich in ein Netz von Lügen zu verstricken. Link nickte verstehend, und Minu durchfuhr ein heißer Schreck, doch dann sagte er: "Ich kanns verstehen, wenn du nicht darüber reden möchtest. Aber es war doch nichts allzu böses, oder?"

Hastig schüttelte sie den Kopf.

Er nickte und wechselte das Thema. "Ich sollte langsam anfangen, meine Sachen zu packen. Wenn wir heute noch aufbrechen wollen." Er ging in den Nebenraum, und Minu folgte ihm. Hier stand an der Wand eine große Kiste, vor der er niederkniete und sie öffnete. Minu setzte sich abwartend auf sein Lager.

Das erste, was er zutage förderte, war ein mittelgroßer Ledersack. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass seine ganze Ausrüstung da hineinpassen sollte, aber um sich nicht zu verraten, schwieg sie und wartete ab.

Link seufzte, überlegte kurz und kippte kurzerhand die ganze Kiste um. Neugierig kroch Minu näher. "Ist ja cool. Was hast du denn da alles drin?"

"'Cool'? Was ist denn das für ein Wort?!"

Sie grinste entschuldigend. "Och ... ist so ein Kunstwort von mir."

"Na dann." Link zerstreute die Sachen auf dem Boden und ließ mit nachdenklichem Gesichtsausdruck seinen Blick darüber schweifen. Was sollte er mitnehmen?

"Wie machen wir es jetzt eigentlich?" Minu sprach ihre Gedanken aus.

"Was machen?" Verwirrt sah er auf.

"Ich meine, kann ich mitkommen?"

"Das hatten wir doch eben schon. Natürlich nicht. Ich schlage vor, wir gehen noch gemeinsam bis zum Dorf am Rande des Dschungels, und von da ab suchst du dir eine Reisegelegenheit zurück zu den Orakeln. Die können dir sicher weiterhelfen."

Minu zog eine breite Schnute. "Ich WILL aber nicht, ich will -"

"Weißt du was, das ist mir egal", unterbrach Link sie ungerührt, während er eine große, ziemlich bombastisch aussehende Steinschleuder aus dem Sachenhaufen pickte, "erstens kann ich das nicht verantworten und zweitens, so hart es auch klingen mag, würdest du mich nur behindern."

Minu holte tief Luft und wollte gerade so richtig loslegen, da hob Link die Hand. "Nein. Versuch es erst gar nicht. Diese Diskussion habe ich schon gewonnen. Im Dorf setze ich dich ab und damit hat es sich dann."

Sie wurde tiefrot im Gesicht. Was erlaubte der sich eigentlich! Das würden sie ja noch sehen, ob sie ihn bloß behindern würde! Und es war ganz klar, dass er sie nirgendwo absetzen würde. Natürlich würde sie mitkommen und ein fettes Abenteuer erleben. So was ließ sie sich doch nicht entgehen. Sie hatte Aya zwar nichts zu beweisen, aber einen Schritt im Voraus zu sein, schadete ja nicht. Aber dafür musste sie zuerst demonstrieren, dass sie einiges draufhatte. Und hier im Dschungel am Hintern des Propheten ging das nun mal schlecht. Also musste sie zuerst das brave Mädchen spielen.

Sie seufzte. "Na gut. Wenn du meinst." Als sie aufsah und seinem überraschten Blick begegnete, fügte sie rasch hinzu: "Natürlich finde ich es immer noch wahnsinnig unfair, aber ich habs eingesehen."

Er grinste siegesgewiss. "Das wusste ich doch. Und weil du so ein einsichtiges, verständiges Mädchen bist, geb ich dir ein paar kleine Sachen mit auf den Weg."

Minu riss die Augen auf und strahlte ihn an. "Was, im Ernst?", rief sie. "Was denn was denn wasdennwasdennwasdeeeenn??? Geschänkeeee!!!! Yippieh."

"Na ja", sagte er und drückte ihr ihren Dolch in die Hand. "Das hier zuerst. Und dann - das und das - und das - und das und das und das und das."

Während dieser reichlich detaillierten Aufzählung drückte er ihr an die hundert suspekt aussehenden Dinge in die Hand, die auf Minu den Eindruck machten, sie seien kaputt. "Ha, ha", sagte sie ärgerlich und ließ sie fallen. "Mach keine Witze!"

"Hey!" Link zog eine beleidigt Schnute, aber grinste gleich wieder spitzbübisch. "Ein paar von den Sachen kannst du noch verwenden. Zum Beispiel die Steinschleuder ... die schießt Kiesel, oder Kerne, in drei verschiedene Richtungen, aber ich hab noch ein Blasrohr, das ist besser, deswegen kannst du sie haben ... und hier, die Zoraflossen, ich hab einen Nixenanzug, da brauch ich die nicht ..."

"Süßes Nixchen", spöttelte Minu. "Und wo soll ich die ganzen Sachen hintun?"

"Keine Ahnung. Ich kann dir einen kleinen Beutel geben. Da, ein Ringetui. Kannst aber nur einen Ring drin aufbewahren."

"Ich nehme an, du hast ein besseres, wo du gleich drei drin aufbewahren kannst", maulte sie. "Wieso krieg ich den ganzen Ausschusskram?"

"Weil ich der Held bin und du ein normales Mädchen", grinste er schelmisch. "Das heißt also ich muss die Welt retten, und du musst nach Hause gehen. Und dazu brauchst du nun wirklich nicht mal Ausschussware."

Minu streckte ihm die Zunge raus.

~

Zwei oder drei Stunden später.

Link und Minu stapften schwitzend durch den Dschungel. Link hatte seinen winzigen Lederbeutel voll mit allen möglichen Sachen gepackt, doch der schien noch nicht einmal halb bis oben gefüllt und war genauso leicht. Das verwirrte Minu etwas.

"Sag mal", begann sie und deutete sich mit dem Daumen auf den Rücken. Link hatte sie gebeten, das Gepäck zu tragen, damit er sie im Notfall gegen Monster verteidigen könnte. "Was ist eigentlich mit dem Sack los?"

"Was soll damit los sein?"

"Na - da passt so viel rein und er ist noch nicht einmal halb voll. Und leicht wie als ob nur drei kleine Kiesel drin wären."

"Oh, das meinst du." Ein verschmitztes Lächeln zog über sein Gesicht. "Das ist ja auch kein normaler Ledersack - ich hab einmal den Feen in Labrynna im Feengehölz aus der Patsche geholfen, da waren sie so nett und haben ihn mit Magie bearbeitet ... Tja, und jetzt passt eben alles rein."

Minu schob ein großes Farnblatt zur Seite und schnaufte. "Gnah, ist das heiß hier. - Was musstest du denn machen?"

"Nichts besonderes ... ein paar Moblins hatten sich in den Überresten der Antiken Ruine eingenistet und haben den Wald verschandelt."

"Hast du sie getötet?", fragte Minu nach kurzem Schweigen.

"Natürlich." Link sah sie überrascht von der Seite an und fuhr sich mit der Hand über die Stirn. "Wieso nicht?"

Sie blieb für eine Weile stumm, dann sagte sie: "Hast du noch nie daran gedacht, den Monstern ihre Lektion beizubringen und sie dann am Leben zu lassen?"

"Wieso sollte ich das tun? Sie haben Böses getan und bekommen ihre gerechte Bestrafung."

Minu wich einer großen Matschpfütze aus. "Ja, aber ..." Sie zögerte. "Ich finde es ein wenig brutal."

Link zuckte ungerührt mit den Schultern. "Es ist mein Job."

"Sieh es doch mal von einer anderen Seite. Wer immer ihnen Leben geschenkt hat, du warst es nicht. Und deswegen darfst du es ihnen auch nicht nehmen."

"Wie, du meinst, ich müsste dafür erst die Eltern umbringen?! Die sehen doch alle gleich aus!" Link grinste.

"Hör mir doch mal bis zum Ende zu", sagte Minu ärgerlich. Der Wind raschelte in den Baumkronen, und am Himmel zogen Wolken vor die Sonne. Trotzdem war es immer noch wahnsinnig heiß. "Ich glaube ja auch nicht an Gott oder eine höhere Macht, aber ich meine, irgendjemand hat dir und mir und allem hier Leben geschenkt. Und nur er darf es uns auch wieder wegnehmen. Wir sollten dafür dankbar sein und nicht einfach alles töten, was sich uns in den Weg stellt und grunzt. Ich meine", sie holte Luft, "auch ein Moblin hat vielleicht eine Familie und muss sie ernähren! Auch ein Moblinkind wäre traurig, wenn sein Vater stirbt! Vielleicht haben die Moblins, die du getötet hast, vielleicht ja Gründe gehabt, die Dinge zu tun, die sie getan haben? Weißt du, ich glaube einfach nicht daran, dass jemand von Grund auf böse ist." Sie verschnaufte.

Link schwieg eine Weile nachdenklich, während sie sich weiter durch den Dschungel schwiegen. "Das Beispiel mit den Moblins ist lächerlich", sagte er schließlich und sah starr geradeaus. "Und dass diese Biester einen Grund gehabt haben, dem Wald wehzutun, kann ich mir auch nicht vorstellen. Überhaupt hast du komische Ansichten."

Minu seufzte. Sie hatte sowieso nicht geglaubt, ihn überzeugen zu können.

In dem Moment lächelte Link. "Trotzdem - irgendwie hört sich das anders an als alles andere, was ich bisher gehört habe. Ein bisschen wahrer vielleicht."

"Ich treff nicht viele Leute, die das sagen", sagte Minu ehrlich. "Die meisten, denen ich das erzähle, sagen, ich wäre irgendwie daneben."

Link lachte. "Hab ich vielleicht gesagt, dass ich das nicht tu?"

"Äh?", machte sie verwirrt und begriff dann. Wütend zog sie eine Schnute. "Das ist fies. Ich hab dir bloß gesagt, was ich denke."

"Ich auch."

"Grr."

~

Am späten Nachmittag machten sie eine kurze Rast. Minu war bis auf die Knochen durchgeschwitzt, so heiß war es gewesen. Sie tranken die Hälfte ihrer Wasserration leer, und Link machte ein besorgtes Gesicht. "Wie ungünstig. Also ich hoffe, wir sind bis zum Abend im Dorf. Länger reicht das Wasser nicht mehr."

Minu schnaufte nur zur Antwort. Sie war immer noch wahnsinnig erschöpft. Als sie genug geruht hatten und Minu sich in der Lage fühlte, weiterzugehen, machten sie sich wieder auf den Weg. Sie hatte das unbestimmte Gefühl, dass der Dschungel lichter wurde. Als sie ihre Gedanken aussprach, nickte Link mit einem Gesichtsausdruck, als fühle er sich nicht recht wohl.

"Ja, das ist mir auch aufgefallen ... aber eigentlich haben wir noch ein Weilchen bis zum Dorf, und das liegt am Rande des Dschungels. Ich weiß nicht, das Ganze kommt mir komisch vor."

Darauf wusste Minu nichts mehr zu sagen. Still bei sich dachte sie: Ganz der Held. Sieht überall Intrigen.

Doch auch sie beschlich langsam ein ungutes Gefühl, ein bisschen, als hätte sich ein Schatten auf ihr Bewusstsein gelegt. Sie empfand die Hitze noch quälender als zuvor, und mehrmals musste sie stehen bleiben, tief Luft holen und sich ermahnen, weiter zu gehen, Fuß vor Fuß vor Fuß. Die Geräusche und Gerüche des Dschungels erreichten sie wie durch eine Watteschicht um sie herum. Link musste dreimal fragen, bis er durchkam.

"Hallo? Halloo?"

"Was ... ?" Erschrocken sah sie auf.

"Sag mal, bist du OK?"

"Ja", sagte Minu. "Ich fühle mich ein bisschen groggy, aber sonst geht's mir gut."

"Das liegt sicher an dieser Affenhitze. Trink noch mal was." Er reichte Minu den Wasserschlauch.

In diesem Augenblick konnten ihre Beine sie nicht mehr halten. Sie knickte ein und keuchte, als ein stechender Schmerz ihren Kopf durchfuhr. Link war sofort zur Stelle. "Was ist? Was ist los?"

"Nicht weitergehen", japste Minu und hatte das Gefühl, die Welt würde auf sie einstürzen. "Geh nicht weiter! Geh nicht weiter! Nicht!!"

Da waren plötzlich Stimmen in ihrem Kopf, singende Gedanken, die nicht ihr gehörten. Sie wanden sich durch ihr Bewusstsein und zerlöcherten es, Minu spürte sie wie Würmer, die sich durch ihr Gehirn fraßen, wie ein Geier, der sich an ihr genüsslich tat, als wäre sie schon tot. Und eine Stimme bildete sich besonders heraus, schmeichelnd und sanft, wie einladende Arme, die die Schmerzen lindern würden, wenn Minu nur zu ihnen ginge ... Ein leises Singen, ein Summen, wie ein Schlaflied für ein kleines Kind ...

[i]Komm zu mir ... komm ... komm zu mir ... du weißt, dass ich Erlösung bin ... sei mein ... komm zu mir ... sei mein ... hilf mir ... komm zu mir ...[/i]

Minu wehrte sich nach aller Kraft mit dem letzten Rest ihres Seins.

"Meine Güte!", sagte Link erschüttert. "Also so heiß ist es doch auch wieder nicht ..."

"Verdammt!", kreischte Minu und hielt sich mit beiden Händen den Kopf, ohne Link oder das Umfeld zu beachten. Ihr Schädel fühlte sich an, als würde er in tausend Stücke zerspringen, ihr war heiß bis zum Platzen, und der Dschungel schien kilometerweit weg. "Ich halt das nicht aus ich halt das nicht aus! Lass mich in Ruhe! Verdammt!!"

[i]Nein ... du weißt, dass ich dich erlösen werde ... wenn du nur kommst ... komm zu mir ... ich bin die Erlösung ... es wird nicht wehtun ... sei mein ... komm zu mir ...[/i]

Leise, lockend, sanft ...

Minu keuchte auf.

Es tut so weh! Verdammt, lass mich sein, lass mich leben, ich will nicht mehr, es tut so weh ...

[i]Komm zu mir ... dann tut es nicht mehr weh ... lass dich einfach gehen ... und komm zu mir ... sei mein ... ich helfe dir ... du hilfst mir ... komm zu mir ...[/i]

Nein! Nein! Ich kann nicht, es brennt, es brennt -

[i]So komm doch zu mir ... komm zu mir ... und ich erlöse dich ...[/i]

In diesem Moment gab Minu auf und ließ sich in die sanfte Umarmung des Nichts sinken.

Link wusste nicht, wie er reagieren sollte. Das Mädchen hatte einen totalen Anfall, sie umklammerte ihren Kopf, als ginge es darum, eine Weltmeisterschaft zu gewinnen, und schrie - offenbar vor Schmerzen - so laut, dass der ganze Dschungel auf sie aufmerksam werden würde, wenn sie so weitermachte.

Er beugte sich zu ihr hinunter und packte sie an den Schultern, um sie zu rütteln. "Verdammt, hörst du mich!" Nun machte er sich ernsthaft Sorgen. Minu sah ihn mit glasigem Blick an, aber sie schien ihn nicht zu erkennen.

"Lass mich los, du Ungeheuer", zischte sie wutentbrannt und rüttelte sich los. "Ich weiß, was du willst! Du willst mich umbringen!" Mit einer Schnelligkeit, die er ihr nicht zugetraut hatte, zog sie den Dolch und sprang zwei Schritte zurück. Die Klinge hielt sie vor sich wie eine Waffe und ein Schild zugleich. "Einen Schritt näher!", fauchte sie und Link wusste, dass sie es ernst meinte. "Einen Schritt, und du hast deinen letzten Atemzug getan!"

Fieberhaft überlegte er, was er tun sollte. Er konnte Minu wohl kaum angreifen, genauso wenig wie hier im Dschungel zurücklassen. Es musste an dieser verteufelten Hitze liegen - sie lähmte auch ihm die Glieder und verlangsamte seinen Geist ... verdammt, was sollte er jetzt bloß mit Minu machen?

Sie stand immer noch ein paar Schritte vor ihm und sah ihn mit diesem wilden, gefährlichen, irren Blick an, den er von ihr gar nicht kannte. War das überhaupt noch sie?

Beruhigend hob er eine Hand. Die andere legte er vorsichtshalber an den Schwertgriff. "Ganz ruhig", sagte er langsam. "Ich tu dir nichts."

"Das sagen sie alle!", kreischte Minu wie eine Geistesgestörte. "Aber ich weiß es besser! Du willst mich umbringen, mich töten, mein Blut fließen sehen! Du Verräter, du abartiger!"

Die Stimme ... in ihrem Kopf ... sie sagte ihr, was richtig war ... sie konnte ihr vertrauen ... was sie sagte, war richtig.

[i]Ja, er ist ein Verräter, er ist böse! Er will dich töten, er hat von Anfang an nichts anderes von dir gewollt! Nimm dich in Acht vor ihm! Er will dich tot sehen![/i]

Minu umklammerte den Dolch fest mit beiden Händen.

[i]Du musst ihn umbringen, bevor er dich tötet! Es geht ums Überleben! Er oder du?! Was ist dir lieber?[/i]

"Werd wieder du selbst!", schrie Link ihr zu, es drang an ihre Ohren wie von fern. "Das bist nicht du! Ich weiß nicht, was mit dir ist, aber das bist nicht du!"

Minu schwitzte. In ihrem Kopf schrie die Stimme gegen Link an.

[i]Er will dich anders haben, als du bist! Er will dich verändern, für seine Zwecke! Er ist böse! Töte ihn![/i]

"Minu!", rief Link. "Komm zurück! Du schaffst es! Du bist stark genug! Nur versuch es!"

In ihr erwachte etwas, still und leise, in der Ecke ihres Bewusstseins, die die Stimme noch nicht erreicht hatte. [i]~Siehst du, er will dich retten ... wehre dich gegen das, was in dich gefahren ist, hörst du? Wenn du ihn tötest, hast du versagt! Werde wieder du selbst!~[/i]

Aber die andere Stimme war auch noch da.

[i]Hör nicht auf sie![/i] kreischte sie. [i]Sie sind beide böse! Du musst ihn töten und sie besiegen! Gib nicht auf! Vertraue mir![/i]

"Komm zurück! Verdammt, Minu, streng dich an!"

[i]~Gib nicht auf! Gib nicht auf! Du kannst es schaffen, zurückzukehren! Sieh ihn an! Lass den Dolch fallen!~[/i]

[i]STICH ZU! STICH ZU! TÖTE IHN! TÖTE IHN![/i]

"MINU!"

[i]~VERTRAU MIR UND LASS DEN DOLCH FALLEN!~[/i]

Minu schrie so laut sie konnte. Der Dolch fiel klirrend auf die Erde. Und Minu sackte bewusstlos in sich zusammen.

~

Im Tempel der Orakel zuckte Din heftig zusammen. Der Kelch in ihrer Hand rutschte ihr aus, und der rote Wein ergoss sich in das magische Wasser in dem Becken. Wütend über die Störung zog es sich an den Ränder des Bassins zusammen und schnellte dann mit einem lauten Platschen wieder zurück. Der Wein wurde in einer Kugel in der Mitte der Wassermasse gefangen, und Din fischte ihn mit dem Kelch wieder hinaus.

Sie zitterte am ganzen Körper. Was war das für ein Gefühl gewesen? Sie hatte dort gestanden und nachdenklich das magische Wasser betrachtet, in der Stille hoffend, ein Bild würde sich darin bilden, das ihr zeigte, wie es Minu ging, und ob sie Link schon gefunden hatte. Aber natürlich hatte sich nichts gezeigt - das magische Wasser vertraute nur Farore.

Doch dann plötzlich hatte ein heftiger Schmerz sie durchfahren, nur für den Bruchteil einer Sekunde, und ein Bild war vor ihren Augen aufgetaucht: Es war Minu, von Würmern zerfressen, sich auf dem Boden windend und doch noch lebend und wie eine Irre lachend. Sie war nicht mehr sie selbst gewesen. Im Hintergrund hatte es gebrannt, und der Himmel war blutrot gewesen.

Nayru betrat die Halle. "Hallo Din", sagte sie und lächelte. Als sie Dins Gesichtsausdruck sah, verschwand das Lächeln jedoch gleich wieder, als hätte jemand es wegradiert. Sie wurde blass und sah Din zitternd an, auf das Schlimmste gefasst. "Was ist passiert?"

"Sie haben sie", sagte Din mit schwacher Stimme. "Die Schatten haben Minu."

~

"Das darf nicht sein!"

Sie hatten Farore die Nachricht in der Bibliothek überbracht, wo sie gesessen und in einem schweren Buch geblättert hatte. "Lebt sie noch? Oder ist sie ... ?" Sie wagte nicht, das Wort auszusprechen.

Din schaute sie unglücklich an. "Ich glaube, sie lebt noch", sagte sie und berichtete den anderen von ihrer Vision.

"Aber das ist furchtbar", sagte Nayru mit angsterfüllter Stimme. "Das bedeutet, dass es keine Chance mehr gibt ... !"

Farore stand auf, klappte den Wälzer zu und stellte ihn zurück in eins der vielen Regale. "Das glaube ich nicht", sagte sie kurzangebunden. "Was würden die Schatten mit Minu wollen ... ? Sie ist bloß ein normales Mädchen. Und von keinem Nutzen für das Böse."

"Vielleicht steht es schlecht um sie", überlegte Nayru. "Ich meine, um die Schatten. Vielleicht brauchen sie jeden, den sie kriegen können."

"Selbst Schatten sind nicht so dumm, einen einfältigen Tollpatsch als Gehilfen zu nehmen", sagte Farore sarkastisch.

"Es bleibt uns wohl nichts anderes übrig", sagte Din, "als uns selbst auf die Socken zu machen und etwas zu unternehmen. Denn wenn wir Minu verloren haben, können wir wohl kaum noch hier untätig herumsitzen, nicht wahr?"

"Din?" Nayrus Stimme war leise. "Farore? Meint ihr, sie hat Link schon gefunden?"

Beruhigend legte das Orakel der Jahreszeiten dem Orakel der Zeit eine Hand auf die Schulter. "Mach dir keine Sorgen", sagte sie sanft. "Ich wette, er ist nicht in Gefahr. Und wenn, wüsste er sich zu verteidigen."

"Vielleicht würde er sie töten", sagte Farore eisig.

Nayru schüttelte den Kopf. "Auf keinen Fall, das könnte er nicht! In seinen Augen wäre sie nur ein Mädchen, dem man helfen muss. Aber wer einmal von den Schatten besessen ist, der ..."

"Nicht", sagte Din hastig. "Sprich es nicht aus."

Farores Gesicht hellte sich plötzlich etwas auf. Sie verschwand zwischen den langen, dunkelbraunen Regalreihen und die beiden anderen hörten sie eine Weile dort herumsuchen. Schließlich kam sie mit einem noch schwereren Buch zurück. "Hier", sagte sie und knallte es auf den Tisch. "Krankheiten, Flüche und was weiß ich noch alles. Es müsste auch etwas über Schatten drinstehen." Sie schlug den Register auf und suchte ein paar Seitenzahlen heraus. Nayru und Din zogen sich gespannt zwei Stühle heran.

Eine Weile war es sehr still. Durch die großen Fenster und Glastüren fiel das Sonnenlicht von draußen hinein und malte große helle Flecken auf die Parkettböden. Die Bibliothek war der einzige Raum im Tempel, der einen Parkettboden hatte. Seit langer Zeit hatten sie wieder gutes Wetter. Das hob auch die Laune ein wenig.

Schließlich sah Farore auf. "Ich habs", sagte sie fast ein wenig glücklich. "Es wird kompliziert, aber wir können es schaffen."

~

Nayru schwang sich hinter Ralph auf das Pferd und sah die beiden anderen Orakel, die bereits auf ihren Tieren saßen, an. "Es bleibt dabei?"

Din nickte. "Nayru und Ralph suchen Link und Minu, Farore versucht alles für Minus Rettung zusammen zu suchen, und ich reite zum Maku-Baum in Ranelia."

"Ich weiß nicht, wie lange es dauert", sagte Farore ernst und zügelte ihr Pferd. Am Horizont ballten sich schon wieder Sturmwolken zusammen, und auch hier pfiff der Wind schon kühler. Das Wetter war sehr wechselhaft in letzter Zeit. "Ich muss eine ganze Reihe von Zutaten sammeln und ich weiß noch nicht genau, wo ich die her bekomme. Außerdem ist das Rezept nicht ganz vollständig. Der entscheidende Teil fehlt."

"Nein", grinste Din. "Entscheidend ist, dass wir Minu retten können."

"Ja." Es war eines der seltenen Male, wo Farore lächelte. Aber es war ein trauriges Lächeln. "Immerhin tragen auch wir Schuld, wir haben sie losgeschickt. Aber wir müssen uns beeilen. Ich werde zuerst zu den Goronen auf dem Kugelkamm reiten, ich vermute nämlich, dass das Rezept von ihnen stammt."

"Gut", sagte Nayru. "Ralph und ich machen da weiter, wo Minu wahrscheinlich aufgehört hat, nämlich im Dschungel. Link muss da irgendwo sein. Wenn wir ihn finden, schicke ich einen Boten." Sie runzelte die Stirn. "Da fällt mir ein - hatten wie Minu nicht gesagt, sie solle eine Brieftaube schicken?"

Din lachte laut los. "Eine Brieftaube?! Im Dschungel?! Gute Güte, und wir schimpfen uns Orakel!"

"Das heißt aber dann, dass wir keineswegs wissen, wo sie sich befindet", sagte Farore mit düsterem Gesicht. "Ob sie bei Link ist oder nicht. Verdammt, wieso muss alles so kompliziert sein?!"

Sie begannen den dünnen Pfad aufs Festland entlang zu traben. Das dürre Gras wurde vom immer stärker werdenden Wind aufgepeitscht, und die Mähnen der Pferde und Gewänder der Orakel flatterten ebenfalls. Sie setzten ihre Unterhaltung fort.

"Ich hoffe doch, der Maku-Baum in Ranelia weiß was", sagte Din. "Sonst ist meine Reise umsonst. Was soll ich tun, denn das der Fall ist?"

"Uns benachrichtigen", sagte Farore. "Am besten du fragst den Maku-Baum, ob er uns eine Vision schicken kann."

"Und dann?"

"Dann hilfst du der, die es nötiger hat", sagte Nayru. "Wahrscheinlich Farore. Ich habe ja Ralph."

Besagter grinste stolz. "Auf mich kann sie zählen!", sagte er heldenhaft. "Egal was passiert, ich passe auf dich auf, Nayru."

"Das weiß ich", sagte sie und lächelte. "Und ich vertrau dir auch, Ralph."

"Ich weiß. - Danke", fügte er rasch und halbherzig hinzu.

Farore nickte und packte die Zügel fester. "Viel Glück", sagte sie zu den anderen beiden. "Wir müssen in Kontakt bleiben. Ich hoffe, eure Reisen werden ergiebig."

Und mit diesen Worten spornte sie ihr Pferd an und galoppierte gen Norden davon. Wenig später trennte sich auch Din von Nayru und Ralph.

~

Farore ritt schnell wie der Wind, doch sie wünschte, schneller reiten zu können. Es war dringend, und für die Angelegenheit war nichts schnell genug. Der Wind sauste ihr um die Ohren, und die Welt flog an ihr vorbei, so schnell raste das Pferd. Seine Hufen trommelten auf den unebenen Untergrund, und aus den nahen Bäumen flogen Vögel auf, als sie unter den Kronen vorbeibrauste.

Sie hatte den anderen nur gesagt, dass Minu in Gefahr war, und vorgetäuscht, mehr zu wissen. Tatsache war, dass sie selbst auch nichts außer dem Fakt wusste, dass ihr zu helfen war. Sie hatte das Rezept, unvollständig zwar, aber es war da, aber war es das richtige Rezept, um Minu zu helfen? Mit Rezepten heilte man Kranke, aber war Minu krank? Konnte man besessen auch als krank bezeichnen?

Sie galoppierte einen Hügel hinauf.

Wenn Din überhaupt Recht gehabt hatte. Eine Vision hatte gar nichts zu bedeuten. In der Geschichte waren auch schon gefälschte Visionen vorgekommen, und die hatten rettungsloses Chaos angerichtet. Farore war eine leidenschaftliche Historikerin. Besonders Mysterien, Ereignisse, die noch nicht aufgeklärt worden waren, hatten es ihr angetan. Und solche waren oft durch falsche Visionen angerichtet worden.

Aber eigentlich konnte sie Din trauen. Die Orakel durften nicht lügen; Dinge verschweigen, ja, aber nicht lügen. Und sie hielten sich alle daran.

Sie sauste an einem Fluss vorbei, hielt kurz an, um den Hengst trinken zu lassen und um selbst einen Schluck zu nehmen, und reiste dann schnell wie der Wind weiter.

Sie konnte nur hoffen, dass Nayru Minu finden würde. Obwohl sie sich nicht sicher war, ob sie ihr trauen konnte. Nayru hatte nur Link im Kopf, und Farore glaubte nicht, dass sie weitersuchen würde, wenn sie Link gefunden hatte. Also hatte sie selbst doppelte Arbeit: Gleichzeitig das Rezept und die Zutaten dafür suchen und sich nach Minu umhören. Falls sie noch lebte, wer konnte dann ahnen, was sie, besessen wie sie war, anstellen würde? Sicher wussten Leute davon, wenn es seltsame Vorkommnisse geben würde.

Farore blickte mit steinernem Gesicht nach vorne. Verdammt, war das alles kompliziert.

~~~ Fortsetzung folgt ... ~~~

############################################### Nachwort - ein kurzes diesmal ... (freut euch *gg*)

Ja, ihr habt richtig gelesen, nur ein wirklich kurzes Nachwort, weil es zu diesem Teil nicht viel zu sagen gibt. Ich habe ihn einfach geschrieben. Das mit Minus Besessenheit kam eher zufällig, aber ich weiß schon in etwa, wie der Plot sich dadurch verändert.

Und für die Orakel hatte ich schon länger etwas vor. Das kam ganz gut, denn sie mussten unbedingt mal aus diesem ätzenden Tempel raus. Ich möchte jedem Orakel eine kleine eigene Storyline geben, weil ich die drei richtig gut finde. In ihren Storylines soll dann viel mit großen Gefühlen vorkommen, weil ich gerne testen möchte, ob ich das glaubhaft rüberbringen kann ... Mehr sei nicht gesagt, das wäre ja ein Spoiler sonst ... Bitte sagt mir, ob ihr meint, die Story werde langsam zu kompliziert OO

Wenn ihr wollt, gebt ein Kommentar ab. Wenn ihr nicht wollt, lasst es bleiben. Oder aber schreibt an webmistress_milu@yahoo.de. Viren gehen ins Archiv. Heiratsanträge auch, Todesdrohungen werden als Scherz befunden, und bei Kontoüberweisungen und allem anderen, was mit Geld zu tun hat, das am Ende bei MIR landet *mit dem Finger auf sich zeig* mach ich gerne mit. Auf alles andere antworte ich (vielleicht). ^^