(Ich habe beschlossen, meine Disclaimer übersichtlicher und ordentlicher zu machen. Und vor allen Dingen: KÜRZER.)

LEGEND'S ALIVE - Das vierte Orakel

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Autorin: Natürlich kann so etwas geniales nur von Parmesan-Power kommen *löl*

Disclaimer: Zelda gehört in keinster Weise mir *hoil* ... aber Minu schon! *froi* *muahaha*

Genre: Hauptsächlich Adventure, ansonsten ansatzweise Drama und, wenn ich guter Laune bin, Humor ... Aber das wird immer weniger, also sollte ich es anders genre-rieren ...

~~~Achtung, Achtung, piep, piep~~~ Die Charaktere habe ich alle manipuliert, wie sie mir in den Kram passten, weil aus den Game Boy Spielen (welche ich nur gespielt habe) die Charaktere nicht rausstechen. So. Kurz und bündig. (HI! HI! HI!)

Ich bitte zu beachten, dass Link in dieser Geschichte kein kleiner, sondern ein großer Held ist (sprich: "erwachsen"!)

~~~Achtung, Achtung, piep, piep, Teil 2~~~ Wenn charakterliche Parallelen zwischen Minu und mir auftreten, bin ich NICHT SCHULD! XD ICH WEISS, IHR HABT ALLE DARAUF GEWARTET ... UND EURE GEDULD WIRD NATÜRLICH BELOHNT ... UND ZWAR MIT:
Kapitel 04. Die Goronentollheit

Prasseln, wie von einem Feuer. Unter dem Rücken Erde und Gras, uneben, ungemütlich. Das Gras piekste sie in den Rücken. Um sie herum, Dunkelheit. In ihr drin, Leere und gleichzeitig Überfülle von diversen Gefühlen - Angst, Unsicherheit, Bereuen, Stolz. Und ganz tief in ihr, an einem Ort, den sie nicht erreichen konnte, saß etwas, das nicht sie selbst war.

Sie erwachte, ohne die Augen zu öffnen, und sammelte erst einmal ihre Eindrücke. Es war Nacht, denn die Luft war kühler geworden, und irgendwo zirpten Grillen. Ein einsamer Nachtvogel schrie in ihrer Nähe. Sie hatte Kopfschmerzen.

Schließlich sammelte sie ihre Kraft, wälzte sich stöhnend herum und öffnete unter Anstrengungen ihre Augen. Sie sah Link, der auf der anderen Seite des Feuers saß und sie anstarrte, und sie sah, dass er sein Schwert in Reichweite liegen hatte und dass seine Hand auf dem Griff ruhte, als befürchte er etwas. Ihr Mund war verdammt trocken und ihre Zunge fühlte sich irgendwie sehr aufgedunsen an. Das war ein äußerst ekelhaftes Gefühl. Deshalb war das erste, was sie herausbrachte, "Ugnäügjarkchkchkchkch".

Link starrte sie noch viel mehr an. "Minu?", fragte er vorsichtig.

"Wernsons? Ichfillfassutrinkn."

Er rollte den Wasserschlauch zu ihr hinüber und beäugte sie misstrauisch, während sie gierig trank. Schließlich fühlte sie sich etwas besser und setzte sich auf. "Was starrst du denn so?!"

"Wer bin ich?"

Jetzt starrte Minu. "Hä? Also, wenn du das nicht selber weißt, kann ich dir auch nicht helfen."

"Und will ich dich umbringen?"

"Iiih!", quiekte Minu und rückte vorsichtshalber zwei Schritte rückwärts. "Hast du das etwa vor?! Böses! Böses!"

Link seufzte beruhigt und nahm die Hand von seinem Schwert. "Bin ich vielleicht erleichtert! Meine Güte, du hattest ja vielleicht einen Anfall vorhin ... !"

"Anfall?", fragte Minu belämmert. "Sag mal, wovon redest du? - Haben wir noch was zu essen?"

Er warf ihr eine Frucht hinüber und sie ächzte. Langsam hatte sie diesen Vegetarierfraß satt. Aber weil es nichts anderes gab, verdrückte sie sie schließlich doch. "Aso jetz sach ma", schmatzte sie und leckte sich den letzten Saft von den Fingern. "Wovon redesndu?"

"Und du ... weißt es echt nicht mehr?", fragte Link ungläubig. "Vorhin, im Dschungel, da hast du fürchterlich zu kreischen begonnen und mir gesagt, ich will dich umbringen? Und dass ich ein Verräter wäre? Und dass du gesagt hast, du bringst mich um? Und das WEISST du nicht mehr?"

Minu sah ihn verstört an. "Wie?"

Link konnte es einfach nicht glauben. "Das hab ich mir nicht eingebildet!", sagte er heftig herumgestikulierend. "Du bist total zusammengebrochen danach und ich hab dich hierher geschleppt und - Mann, du weißt es wirklich nicht mehr!"

"Ich mach so was nicht", sagte Minu fassungslos. "Ich droh doch keinen Leuten, dass ich sie um die Ecke bringe! Ich wars nicht!"

"Doch!", versuchte Link sie zu überzeugen. "Ich hab dir zugebrüllt, du sollst dagegen ankämpfen und zurückkommen, aber du, du hast - na ja und irgendwann hast du dann den Dolch fallen gelassen und furchtbar gebrüllt, und dann wars zu Ende ... aber gütiger Himmel, du hast es einfach vergessen!" Er raufte sich die Harre.

Minu zog die Knie an und kauerte sich zusammen. Nachdenklich starrte sie ins Feuer. Für eine Weile sagte keiner der beiden was. Über ihnen zogen die Nachtwolken am Himmel entlang, und Grillen zirpten in den Gebüschen. Außer ihrem Gesang war das Prasseln des Feuers der einzige Laut, der die Stille durchbrach.

Schließlich räusperte Minu sich verlegen. "Ich ... es ... ich weiß nicht ... da ist irgendwas, aber ich kann mich nicht genau dran erinnern ... ich hab das Gefühl, jemand hat mich übernommen." Unglücklich sah sie ihn an. "Es tut mir leid, was immer ich gemacht habe ... aber ... es war so stark, ich konnte es einfach nicht bekämpfen ..."

"Und dann?", drängte Link.

"Na ja, dann hast du es angeschrieen, nein, mich hast du ja angeschrieen, und da war noch ... eine andere Stimme, die hat gesagt, ich soll loslassen ... Ich weiß nicht, ob es aufgegeben hat oder ob ich gesiegt habe", beendete sie.

Link runzelte die Stirn. Das kam ihm nur allzu bekannt vor. Er erinnerte sich noch genau an damals in Labrynna, als er die Welt vor Veran retten musste. Die Hexe hatte zuerst Nayru übernommen, und danach Königin Ambi aus der Vergangenheit. Beide Male war es so ähnlich gewesen wie jetzt mit Minu - aber nicht so heftig ... diesmal war es gewesen, als ob der Groll ganz alleine ihm gegolten habe.

Er sah auf und begegnete Minus angstvollem Blick. Plötzlich glaubte er nicht mehr daran, dass sie besessen war. Es war sicher einfach nur ein Hitzeschlag gewesen. Den Leuten passierten eben komische Dinge.

Trotzdem, er sollte sie zu einem Arzt bringen. Sie war immer noch etwas blass um die Nase.

Beruhigend lächelte er ihr zu. "Mach dir keine Sorgen. Es lag sicher nur an der Hitze, ich hab mich auch schwach in den Beinen gefühlt."

Erleichtert seufzte Minu. "Also wenn das nicht die Wahrheit ist ... ! Dann mach dich auf was gefasst."

~

Sie standen früh auf und machten sich gleich auf den Weg. Minu fühlte sich noch etwas schwach auf den Füßen, aber sie versuchte es sich nicht anmerken zu lassen. Zwar blieb sie ein paar Mal etwas außer Atem zurück, aber dennoch erreichten sie das Dorf ohne Probleme.

Es war klein und äußerst unspektakulär, aber Link fühlte sich trotzdem etwas aufgeregt: Das erste Mal seit - er wusste gar nicht mehr, seit wie lange - war er wieder unter Menschen. Minu fühlte schon, dass er ziemlich hibbelig war, er trat von einem Fuß auf den anderen und machte ein Gesicht wie ein kleines Kind, dem man einen Lolli schenkt. Sie grinste still in sich hinein.

"Also? Wohin als erstes?", fragte sie, als sie meinte, er habe nun genug dagestanden und das Dorf bestaunt.

"Joa ... wie wärs mit einem Gasthaus? Und danach schauen wir mal, ob wir deinen Ring irgendwo schätzen lassen können", schlug er vor.

Nachdenklich betrachtete Minu den schlichten Rubinring, den ihr Din zum Abschied geschenkt hatte. Schließlich sah sie auf. "OK! Ich wollte sowieso schon längst wissen, was es für einer ist. Ich hatte noch nie einen magischen Ring."

"Ich hatte schon Dutzende", sagte er. "Aber die wenigsten bringen dir was. Ich meine, was ist schon daran, als Moblin oder Oktorok oder Urmensch durch die Gegend zu latschen? Das Schwert kannst du dann sowieso vergessen."

"Aufschneider!", sagte Minu.

"Und danach hören wir uns nach einem Arzt um", sagte Link, plötzlich ernst geworden. "Du bist immer noch ein bisschen schwach, stimmts?"

Minu wurde blutrot. Sie hatte geglaubt, man würde es nicht merken. "Ich meinte auch nur, dass du dich mal checken lassen solltest", fügte er hinzu. "Ich glaub nicht, dass es was ernstes ist, aber trotzdem ... lieber auf der sicheren Seite sein, nicht wahr?"

"Ich brauch keinen Arzt", protestierte Minu ärgerlich. "Mir geht es gut! Ich weiß überhaupt nicht, was du hast!"

"Hör auf dich anzustellen", sagte Link und runzelte die Stirn. "Es ist doch keine große Sache, du lässt dich nur kurz untersuchen, und damit hat es sich!"

"Ich will aber nicht!"

"Das ist mir vollkommen egal."

"Grr."

Nachdem sie sich ein Zimmer im Gasthaus gemietet hatten - Link betonte mindestens zehn Mal, dass es überflüssig war, eins für zwei zu nehmen, weil er sowieso nicht lange bleiben würde, aber Minu bestand trotzdem darauf; sie hoffte, ihn so dazu zu kriegen, sie mit sich zu nehmen - machten sie sich gleich auf, nach einem Schmuckhändler zu suchen, der Minus Ring schätzen konnte. Doch sie erlebten eine herbe Enttäuschung: Im ganzen Dorf gab es keinen. Die Bewohner hatten noch nicht einmal von magischen Ringen gehört.

"Grundgütiger, ist das ein abgelegenes Eckchen", sagte Link etwas genervt, nachdem sie dreimal quer durch das ganze Dorf gerannt waren und ihn die Leute andauernd darauf angesprochen hatten, dass er ja ein Schwert trug und dass das aber absolut nicht nötig war, weil ja das hier ein ganz friedliches Dorf war und so weiter und so fort.

"Junge, du trägst ja ein Schwert!" Ein altes Omilein, das zufällig vorbeikrückelte, blieb entsetzt stehen. "Also - also - also! Ein Schwert in unserem friedlichen Ort, also wirklich! Nein, nein, also."

Link setzte ein gezwungenes Lächeln auf. "Nun ja, ohne komme ich mir so nackt vor."

"Die Jugend ... !!!"

Bevor sie ihren Satz zu Ende bringen konnte, unterbrach Link sie hastig. "Können - Können Sie uns vielleicht sagen, wo wir einen Arzt finden?"

"Nein, das ist wirklich unnötig!" Minu lächelte die alte Frau vernichtend an. "Wir brauchen keinen Arzt. Er ist nur ein wenig von Sinnen, verstehen Sie?"

Ratlos blickte die Oma von einem zum andren.

"Ich bin NICHT von Sinnen! Sagen Sie ihr, dass sie gefälligst zu einem Arzt soll!", wandte Link sich erzürnt an sie.

"Und IHM DA", sagte Minu außer sich, "richten Sie gefälligst aus, dass ich NICHT zu einem Arzt gehe, weil ich keinen ARZT brauche! Mir geht es gut und das weiß er auch!"

"Und ihr können Sie gleich sagen, dass ich sie zu einem Arzt bringe, egal was sie sagt!"

"Sagen Sie ihm, dass er ein Ignorant ist!"

"Sagen Sie ihr, dass ich KEIN Ignorant bin!"

"Sagen Sie ihm, dass er DOCH einer ist!"

"Nein!"

"Doch!"

"Nein!!"

"Elender Ignorant!"

"Möchtegernheldin!"

"Waldschrat!"

"Nervensäge!"

"Heinzelmännchen!"

"Ich glaube, Sie müssten BEIDE mal zum Arzt", sagte die Oma spitz und klopfte mit ihrem Krückstock auf den Pflasterstein. "Gehen Sie die Straße da hinten rauf. Das dritte Haus rechts ist das richtige!"

"Danke schön", sagte Link verbissen und zerrte die schreiende Minu hinter sich her.

"ICH WILL NICHT ZUM ARZT! ICH WILL NICHT! ICH WILL NICHT ICH WILL NICHT ICH WILL NIIIIIIIIIIIIIICHT ..."

Ein paar Mütter zogen entsetzt ihre Kinder an sich.

~

Im Wartezimmer.

Link hatte es mittlerweile aufgegeben, sie mit Gewalt überzeugen zu wollen, und versuchte es nun auf die sanfte Tour. "Ich weiß überhaupt nicht, wieso du dich strikte weigerst! Dich kostet es ja nichts!"

"Aber ich WILL nicht! Du als Held solltest mal die Wünsche einer Frau berücksichtigen!"

"Du und Frau, soll das ein Witz sein?! So wie du dich benimmst, bist du geistige drei Jahre alt."

"Und du bist nicht viel besser!", fauchte Minu. "Ich finde es unfair, dass du mich gegen meinen Willen hierher schleppst. Ich sag dir, mit mir ist nichts los, rein gar nichts!"

"Es hat schon seine Richtigkeit", sagte Link bestimmt. "Das, was du im Dschungel gemacht hast, war so unnormal. Das passiert einem nicht einfach so. Vielleicht war es nur ein Hitzeschlag, aber ich möchte gerne auf der sicheren Seite stehen."

Minu schwieg. Er hatte ja Recht. Aber sie fürchtete auch, dass es nicht bloß ein Hitzeschlag war. Und wenn das stimmte, wenn der Arzt das erkannte, würde Link sie dann noch mit auf die Reise nehmen? Sie meinte immer noch, ihre Chance nutzen zu müssen, aus zwei Gründen. Erstens konnte sie vielleicht auf ihrer Reise herausfinden, wie sie zurück in ihre Welt kam. Denn natürlich konnte sie nicht für immer hier bleiben. In der anderen Welt hatte sie ihre Familie und ihre Freunde, die sie liebten, und die auch Minu liebte. Ihr Herz wurde schwer, wenn sie an sie dachte; machten sie sich schon Sorgen um sie? Glaubten sie Minu tot? Suchten sie sie? Verging vielleicht die Zeit hier langsamer oder schneller als in ihrer eigenen Welt? Wenn sie zurückkehrte (und sie wusste ja nicht, wann) waren dann erst zwei Sekunden oder schon zwei Jahre vergangen? Wenn sie ihnen nur irgendwie eine Nachricht schicken konnte ... aber das ging nicht.

Und der zweite Grund war, dass sie, ganz einfach, ein richtig fettes Abenteuer erleben wollte, denn das war ihre große Chance. In ein Zelda-Game fiel man nicht alle Tage. Aya würde STAUNEN.

Eine Tür ging auf. "Der nächste, bitte!"

Minu seufzte und schlurfte, dicht von Link gefolgt, hinein.

Der Raum war klein und rund, die Wände von holzbrauner Farbe, der Boden parkettiert. In der Mitte stand eine aus Holz gemachte Liege, auf der einige Decken lagen, an den runden Wänden angepasste Schränke und ein kleiner Schreibtisch, auf dem ein Aquarium mit einem fetten Goldfisch stand. Durch runde Fenster fiel Tageslicht herein. Der Doktor war wie der Raum, klein und rund. Er trug eine dicke Brille und hatte seltsamerweise einen Holzlöffel in der Hand.

"Ah, ah, weeeeeeeeer ist der Patieeeeent?", sagte er im Onkel-Doktor- Tonfall und klopfte sich mit dem Holzlöffel auf den Schenkel. "Setz dich doch bitte auf die Liiiiiiiiege hiiiiiiiier! Es wird auch überhaaaauuuuuuuupt nicht weeeeeeeh tuuuuuun."

Minu pflanzte sich mit verschränkten Armen auf die Liege und starrte ihn grimmig an. "Ich bin dreizehn Jahre alt und nicht invalide", sagte sie in reserviertem Tonfall. "Sie können mit mir sehr wohl in einem Tonfall reden, der einem Erwachsenen zurecht wird."

"Oh, im Eeeeernst?", sagte der Arzt erstaunt und fuchtelte mit dem Löffel vor Minus Gesicht herum, was sie als persönliche Beleidigung auffasste. "Aber ich rede doch iiiiiimmer so!"

"Das ist mir egal!", brüllte Minu. "Untersuchen Sie mich jetzt oder was!"

"Pscht", zischte Link und lächelte den Arzt entschuldigend an. "Sie ist etwas ... ärgerlich heute, stören Sie sich nicht daran."

"Nein, iiiiich doch nicht. - Oberkörper entblößen, biiiitte", sagte der Arzt und lächelte liebenswürdig. Der Löffel wanderte von einer Hand zur anderen.

"Was?!" Minu starrte ihn an. "Wozu das denn?"

"Damit ich deinen Herzschlag besser untersuchen kann."

"Aber ... !" Minu wurde rot wie ein Tomate und winkelte die Knie an. "Aber ER ist hier drin!" Sie zeigte auf Link.

Der mindestens genauso rot war. "Ich dreh mich um und mach die Augen zu", sagte er verlegen und machte auch gleich vor, wie gut er das konnte. Minu vergewisserte sich, dass er auch wirklich nur braune Holzwand vor geschlossenen Augen hatte, bevor sie ihr Oberteil auszog.

Der Arzt machte Kulleraugen, und der Holzlöffel fiel zu Boden. "Na, was haben wir denn daaaaaa?", fragte er erstaunt und starrte auf Minus BH.

Alarmiert drehte sich Link um. "Was ist? Haben Sie was entdeckt?"

Als er sah, was genau der Arzt entdeckt hatte, riss er die Augen auf. "Was ist denn das für ein Gestell?" Vorsichtig zupfte er daran. "So was hab ich ja noch nie gesehen."

BAMM flog er gegen die Wand, mit Minus Fußabdruck im Gesicht. "Dich hat ja auch noch nie eine Frau so weit ran gelassen!", kreischte sie wutentbrannt und trampelte auf der Liege herum. Der Arzt machte sich währenddessen von hinten daran, ihren BH mit dem Holzlöffel zu untersuchen. "Aaaalso, das ist ja interessaaaaaant! Es sieht aus wie ein Kleidungsstüüüüüück! Wieso trägst du denn so was, Määädchen?"

Ein zweiter Fußabdruck, ein zweiter Riss in der Wand. "Sie perverser Spanner!", tobte sie wie eine Furie. "Wollen Sie genau wissen, wozu das ist, ja? Das gehört zum guten Ton und hält die Brüste in Form, so, jetzt wissen Sie ja Bescheid!!!!"

Alle männlichen Wesen im Raum kriegten Nasenbluten, einschließlich des Goldfisches.

Nachdem die Hilfe des Arztes sie mit genügend Taschentüchern versorgt hatte (armer Goldfisch) kam der Arzt endlich dazu, Minus Herzschlag abzuhören. Die Diagnose war normal. Dasselbe mit dem Puls. Kein Fieber. Keine Kopfschmerzen. Keine Bauchschmerzen. Kein Holzlöffel in der Speiseröhre - allerdings entging Minu dieser Qual nur ganz knapp, als der Arzt ihren Rachen untersuchte. Der Blinddarm war es auch nicht. Nirgendwo Auswachsungen, komische Knubbel oder Knochen, die da nicht hingehörten, wo sie waren.

Dennoch runzelte der Arzt die Stirn. "Also das gefäääällt mir nicht! Dieses Mädchen ist nicht krank, aber auuuuuuch nicht gesund. Da iiiiiist irgendwas, aber ich koooomm nicht drauf! Alsoooooo ..."

Er wandte sich an Link. "Sie sollten ihre Verlobte zu einer Kolleeeeeegin von mir bringen, diiiie ..."

Link wurde noch um ein paar Abstufungen röter - sofern das noch möglich war. "Sie ist nicht meine Verlobte", sagte er hastig. "Wir - wir -"

"Aaaaach, jaaaaaa, junge Verliiiiiiiiebte", seufzte der Arzt und zwei gerührte Tränen stiegen ihm ins Auge, die er mit dem Holzlöffel wegwischte. (Minu wusste jetzt, wieso er so verquollene Augen hatte.) Aus Minus Ohren kam schon wieder Rauch. Link fing gerade an zu pfeifen wie ein Wasserkessel. Seine Gesichtsfarbe konnte man schon als lila-rot bezeichnen. "Aber verliebt iiiiiist ja gleich verlobt, ooooodeeeeeer?"

Der dritte Riss in der Wand, und Link fragte sich, woher das Mädchen dieses Temperament nahm. Sonst war sie doch nicht so. "Aber den Typen da kann man doch nicht LIEBEN", brüllte sie. "Können Sie mir jetzt sagen, was ich machen soll, oder nicht?"

Der Arzt überlegte sich, ob lieber er "Ihn heiraten" oder doch "Dir von Fachpsychiatern helfen lassen" sagen sollte, ließ es dann aber beides. (Gut gemacht!) "Im Noooooorden, da wohnt eine Kolleeeeeegin, die ist Schamaaaaanin! Die kann dir siiiiiiicher helfen, Mädchen!" Plötzlich wurde er ernst, und der Holzlöffel blieb (oh Wunder! Gott sei Dank!) still. "Ich weiiß nicht, kraaaaaank bist du ja nun niiiiiiiicht! Ich würde es eher als eine Art Stööööörung im Seiiiiiin bezeichnen. Du solltest diese Kolleeeeeeeegin wiiirklich zu Raaaaaaaate ziiiiiiiehen. Ich glaaaaaube nämlich, dass mit dir eeeernsthaft was loooooooos ist, und das sollte sich niiiicht ausbauen, neiiiiiiin."

Als sie wieder draußen waren, meinte Minu ganz trocken zu Link:

"Von wegen, ICH muss mich checken lassen. Der Typ sollte sich mal ein paar Vokale wegoperieren lassen."

~

Die Halle war groß und dunkel. Der Boden war mit schwarzen Kacheln bedeckt, und die Wände trugen die Farbe Grau. Entlang des karmesinroten Teppichs, der sich von einem zum anderen Ende zog, standen riesige, dunkelgoldene Gefäße, in denen große Feuer brannten, die das einzige Licht außer den glühenden Lavaströmen boten, die sich zwischen den hohen Säulen entlang schlängelten, welche die Decke der Halle trugen. Die Halle war so hoch, dass die Spitzen der Säulen nicht mehr zu sehen waren.

Es gab keinerlei Verzierungen. Die Bodenkacheln waren schlicht, so wie die Säulen. Doch an den Wänden hingen monströse dunkle Teppiche mit brutalen, blutigen Bilden. Auf einem wurde ein Drache gezeigt, der einen Ritter in Stücke zerfleischte, auf einem anderen eine Szene aus einer alten Schlacht, auf wieder einem anderen einen Waldbrand und Tiere, die verbrannten, auf dem nächsten einen grausigen Geist mit blutigen Händen, die einen vor Schreck starrenden Menschenkopf hielten.

All diese Bilder besaßen eine Art Eigenleben. Ging man durch die Halle, so schien es, als folgten einem die Augen der Dargestellten, und manchmal kam es einem vor, dass Geräusche von den Teppichen kamen; von dem mit dem Geist etwa ein grausiges Kichern, Schwerterklirren und das Schreien der Sterbenden von der Schlachtszene, und ein heiseres Atmen vom Drachen. Aber hörte man dann genauer hin, so war es ruhig, und nur das wuchtige Prasseln des Feuers zerstörte die Stille, die ansonsten vollkommen gewesen wäre.

Und ganz hinten, am Ende der Halle, stand in den Schatten verborgen ein riesiger, granitener Thron. Gigantische Stufen führten zu ihm hinauf, und zu seinen Seiten standen Fackeln so groß, dass ihre Feuer einem Hausbrand gleichkamen, und über dem Thron hing auf schwarzen Stoff gestickt eine blutig goldene Krone, die auf eine brennende Welt gesetzt war.

Und auf dem Thron saß SIE; schön, groß, schrecklich, unbesiegbar.

Heute war es unruhig in der Kronhalle. Stimmen schwebten durch die Luft, mal leiser, mal lauter, vom Echo in alle Ecken getragen; Stimmen, deren Besitzer nicht zu sehen waren, weil sie versteckt hinter dem schützenden Vorhang der Schatten standen. Es waren Stimmen, die eine Unterhaltung führten, und eine der Stimmen gehörte IHR ... aber es schien nicht, als wäre das eine Stimme, sondern als wäre es Teil der Halle, als redete die Halle mit all ihren Zellen und Fasern ...

"Meisterin, Herrin, Göttin, es ist etwas von großem Vorteil geschehen!"

SPRICH, YEIN.

"Ein Mädchen ist in diese Welt gefallen, ein Mädchen aus der mächtigen Welt, aus der EURE Visionen stammen ..."

WAS DARAN SIEHST DU ALS EINEN VORTEIL AN, YEIN?

"Das Mädchen", und nun senkte sich die Stimme, die einer Kreatur namens Yein gehörte, zu einem aufgeregten und verheißungsvollen Flüstern, "es wurde von den Schatten besessen ..."

SIE schwieg für eine Weile, so als lege sie sich die Worte zurecht, aber natürlich war es klar, dass ein solch vollkommenes Wesen wie SIE sich niemals Worte zurechtlegen musste.

DAS SIND WAHRLICH GUTE NEUIGKEITEN.

"Ja, Herrin", flüsterte die Stimme Yein.

AUS DER WELT MEINER VISIONEN, SAGST DU ... VON SCHATTEN BESESSEN, SAGST DU ...

Wieder schwieg SIE, und die Stimme Yein wartete geduldig, bis es ihr beliebte, fortzufahren.

LANGE VERHARRTE ICH IN DER STILLE, AUF ETWAS WARTEND, VON DEM ICH NICHT WUSSTE, WAS ES WAR. UND WÄHREND ICH IN DEN SCHATTEN SASS, KAMEN VISIONEN AUS EINER ANDEREN WELT ZU MIR, IN DENEN DIE MENSCHEN IN DEN BÄUCHEN VON SILBERNEN VÖGEL WIE BLITZE DURCH DIE LUFT SAUSTEN, IN DENEN ES KUTSCHEN GAB, KUTSCHEN, DIE OHNE PFERDE AUF RÄDERN ROLLTEN! UND ES GAB DINGE, DIE NANNTEN SIE SCHIFFE, UND WIE DODONGOS FUHREN SIE ÜBER DAS MEER, ABER SIE WAREN RIESIGE SCHWERE KOLOSSE, UND SIE KONNTEN HUNDERTE, JA, TAUSENDE VON MENSCHEN MIT SICH TRAGEN. UND DIESE MENSCHEN, DIE MENSCHEN DIESER WELT, HATTEN MACHT, YEIN, WAHRE MACHT! SIE HATTEN DIE MACHT, VÖLKER MIT EINEM SCHLAG AUSZULÖSCHEN, UND DIE MACHT, ZERSTÖRUNG ÜBER IHRE WELT ZU BRINGEN. SIE HATTEN MACHT, VON DER WIR NUR TRÄUMEN KÖNNEN, JA ... ABER DAS WEISST DU ALLES, YEIN, MEIN TREUER DIENER, DAS WEISST DU, NICHT WAHR? ALLZU OFT WARST DU AN MEINER SEITE, WENN MICH ERNEUT BILDER VON DORT PLAGTEN, WENN SIE DROHTEN, MICH ZU ÜBERWÄLTIGEN ... JA, YEIN, VON ALLEN MEINEN UNTERGEBENEN BIST DU MIR DER TREUSTE, UND DESHALB DURFTEST DU ERFAHREN, WAS ICH SAH ...

Erneut legte sich Schweigen über die Halle, und es schien, als verliere SIE sich in Erinnerungen.

Yein seufzte leise. Es war nicht schwer, ihr treuster Diener zu sein, wo er doch gleichzeitig ihr einzigster war, zumindest der einzigste, der sich in IHREM "Palast" befand. Natürlich hatte SIE draußen in der Welt noch lauter mächtige und weniger mächtige Schatten, die ihrem Befehl folgten. Aber dass Yein außer IHR das einzig lebendige Wesen hier war, schien SIE entweder am laufenden Band zu vergessen oder einfach nicht wahrhaben zu wollen.

"Ja, Herrin ..." Ein Flüstern, so leise und klein wie ein vom Orkan verwehtes Staubkorn, aber SIE verstand ihn.

SIE erhob ihre vollkommene Stimme.

UND NUN IST DIE ZEIT MEINES WARTENS BEENDET. EIN MÄDCHEN, SO BERICHTEST DU MIR, TREUER DIENER, FIEL IN DIESE WELT, EIN MÄDCHEN AUS MEINEN VISIONEN ... ES GENÜGT MIR NICHT, VON IHR ZU HÖREN! ES REICHT NICHT, DASS DU VOR MEINEM THRONE KNIEST UND MIR VON IHR BERICHTEST.

"Herrin, ich kann sie EUCH bringen, ich kann sie in diese Halle bringen, damit IHR mit ihr reden könnt, damit IHR sie zu einem EURER Diener machen könnt!" Die Stimme Yein redete wie in einem Fieberwahn.

SIE verfiel wieder in langes Schweigen. Und SIE kam zu einem Entschluss.

NEIN, YEIN. ICH TRAUE DIR ZU, DASS DU ES SCHAFFST, SOGAR DASS DU SIE DAZU BRINGEN KANNST UND WÜRDEST, FREIWILLIG ZU MIR ZU KOMMEN. ABER DAS IST MIR NICHT GENUG. ENDLICH, ENDLICH HABE ICH EIN ANZEICHEN, DASS ICH WAHRHEIT SAH, DASS ES DIE MACHT DIESER MENSCHEN WIRKLICH GIBT! ABER WER WEISS, OB SIE MIR ALLES SAGEN WÜRDE, WENN SIE HIER VOR MIR STÜNDE? OB SIE DIE KRAFT HÄTTE, IHRE WELT IN WORTE ZU FASSEN? NEIN, YEIN, SIEHST DU DENN DIE LÖSUNG NICHT? ICH MUSS SIE SELBST BESITZEN! ICH MUSS IHREN KÖRPER NEHMEN, IHRE EMPFINDUNGEN, ERINNERUNGEN, ICH MUSS SIE LESEN KÖNNEN WIE EIN AUFGESCHLAGENES BUCH! SIE IST DER SCHLÜSSEL ZU VOLLKOMMENEM WISSEN! ICH BRAUCHE SIE!

"Aber wie wollt IHR das anstellen, Herrin?", fragte die Stimme Yein ratlos.

YEIN, MEIN DUMMER DIENER, BENUTZE DEINEN VERSTAND!

... Schweigen.

DANN EBEN NICHT.

... Schweigen. (Diesmal war es aber eine eindruckschindende Pause.)

DANN SAGE ICH ES DIR, YEIN: DIE ZEIT IST GEKOMMEN, VON MEINEM THRON HINABZUSTEIGEN!

"Herrin?", flüsterte Yein erschrocken. "IHR wollt EUER Gesicht der Welt dort draußen zeigen?"

SIE fragte sich bei sich, ob er überhaupt ein Quäntchen Verstand besaß.

UND DAS FRAGST DU NOCH?

"Äh ... ja."

NATÜRLICH ZEIGE ICH DER WELT MEIN SCHÖNES GESICHT NICHT!

SIE kicherte wie ein kleines Kind.

ICH WERDE IM VERBORGENEN WANDELN, SO EINFACH. UND WENN ICH DAS MÄDCHEN BESITZE, WERDE ICH BEREIT SEIN, ÜBER DIESE WELT ZU HERRSCHEN - MIT ALLER MACHT AUS DEM ANDEREN UNIVERSUM! ABER BIS DAHIN MUSS NOCH EINE MENGE GETAN WERDEN. YEIN, MEIN TREUER DIENER, WEISST DU NOCH, WAS ICH DIR ÜBER DIE VERGANGENHEIT ERZÄHLT HABE?

"IHR meint ... über Ganondorfs lächerlichen Versuch, diese Welt zu übernehmen?"

JA.

SIE lachte leise, ein wunderbarer, sanfter Laut.

WAHRLICH, WAHRLICH, LÄCHERLICH TRIFFT DEN NAGEL AUF DEN KOPF. ABER ER HATTE SEINE GEHILFEN, NICHT WAHR ... UND SIE WAREN GUT, NICHT ANZUZWEIFELN IST DIESE TATSACHE! SIE SOLLEN AUCH MIR DIENEN! ICH WERDE SIE STÄRKER UND SCHÖNER MACHEN (ICH WEISS NOCH, DASS SIE VON UNANSEHNLICHER HÄSSLICHKEIT WAREN, SOLCHE LEUTE WILL ICH -AUF KEINEN FALL- IN MEINEM SCHÖNEN SCHLOSS HABEN!!) UND DANN SOLLEN SIE HINAUSZIEHEN UND GEFÄLLIGST ALLES DAFÜR VORBEREITEN, DASS DIE WELT ÜBERNEHMENSFERTIG IST, SOBALD ICH DAS MÄDCHEN HABE.

"Aber das kann ich auch machen, Herrin", wandte Yein vorsichtig ein.

TÖLPEL! WENN DU DICH DA DRAUSSEN HERUMTREIBST, WER PUTZT DANN FÜR MICH, WÄHREND ICH NICHT DA BIN?! SOLL ICH DAS ETWA SELBER MACHEN?! ICH KANN MICH DOCH NICHT ZWEITEILEN!! WO WIR GERADE DAVON SPRECHEN ... IN DIESER HALLE LIEGEN MINDESTES ZEHN STAUBKÖRNER, UND DIE HAST ALLE DU HINEINGETRAGEN! NIMM DIR EINEN LAPPEN UND MACH SIE GEFÄLLIGST WEG!! SOLL ICH DENN IN EINEM HAUFEN VON DRECK SITZEN, ODER WIE SIEHST DU DAS? UND WENN DU DAMIT FERTIG BIST, DANN GEH IN MEIN SCHLAFGEMACH UND MACH DA WEITER - ICH KONNTE HEUTE NACHT NICHT SCHLAFEN, SO HEFTIG WAR IHRE ANWESENHEIT! ES WAREN MINDESTENS FÜNF! ... ABER VERGISS NICHT, DIR VORHER DIE SCHUHE ABZUTRETEN. DU KÖNNTEST NOCH EIN PAAR STAUBKÖRNER MEHR HINEINTRAGEN.

~

Draußen war es dunkel geworden. Nicht einmal der Mond schien, Wolken verdeckten ihn und die Sterne. Auch im Zimmer war kein Licht mehr. Es war ganz ruhig.

Minu und Link lagen in ihren Betten und versuchten zu schlafen, aber aus verschiedenen Gründen klappte es bei beiden nicht. Minu wälzte sich hin und her und machte sich Sorgen, was nun geschehen sollte. Etwas war mit ihr los, und Link wusste es. Würde er sie jetzt noch mitnehmen?

Und Link konnte aus dem einfachen Grund nicht schlafen, dass das Bett zu gemütlich war. Im Dschungel hatte er immer auf einem harten Lager geschlafen, und jetzt erschien ihm das (verflohte, struppige, kratzige) Bett als ein kleines Wunder. Aber viel zu gemütlich.

"Link?", fragte Minu plötzlich leise. "Schon am Schlafen?"

"Nee."

"Na dann." Sie überlegte, was sie noch sagen konnte. "Was wirst du jetzt machen?"

"Ich?" Link hörte sich etwas überrascht an. "Wieso?"

"Na ja ... du hast gesagt, du setzt mich im Dorf irgendwo ab und machst dich dann auf die Reise."

"Nein ..." Er seufzte. "Es wird wohl doch nicht so einfach, wie ich dachte. Diese Schamanin, von der der Arzt geredet hat ... Ich bringe dich dort hin." Minu war überrascht. "Wieso?"

"Verantwortung", sagte Link und wälzte sich herum. "Ich hab überhaupt erst erlaubt, dass du mitkommst -"

"Du hättest mich ja wohl kaum im Dschungel sitzen lassen können!!"

"Da wärst du wenigstens sicher gewesen."

Minu streckte ihm die Zunge raus, und er war sehr versucht, ein Kissen nach ihr zu werfen, unterließ es aber dann. "Ich trage jetzt eben die Verantwortung für dich", seufzte er. "Also bringe ich dich noch zu dieser Schamanin und setze dich da ab."

Minu kuschelte sich zufrieden in ihre Kissen und quiekte kurz danach schrill auf.

Alarmiert fuhr Link hoch. "Was ist?"

"Iiih! Ein Floh hat mich gebissen."

~

Wind war aufgekommen. Er zerzauste liebevoll die Kronen der Bäume und blies die Wolken davon, die den Mond verdeckt hatten, der sich nun wieder in seiner runden, vollen Pracht zeigte. Durch das offene Fenster floss sein fahles, dunkles Licht in das Zimmer der beiden und fiel direkt auf Minus Bett. Nichts regte sich, nichts war zu hören außer dem leisen Sausen des Windes. In diesem Moment riss Minu die Augen auf. Sie waren milchig weiß.

Link schlief schon lange, kurz nach seinem Gespräch mit Minu war er in tiefen Schlaf gefallen und lag nun wie ein Stein in seinem Bett, gleichmäßig und ruhig atmend.

Langsam setzte Minu sich auf und blinzelte mit ihren blinden Augen, die alles messerscharf sahen, in den Mond.

~Wo bin ich?~

Nachdenklich betrachtete sie ihre Hände, streckte die Finger aus, dehnte sie, sah, wie blass und grau sie im Mondlicht wirkten.

~Ein Körper?~

Langsam, endlos langsam drehte sie den Kopf, ihre trüben Augen suchten und fanden Link.

~Ah, ich weiß, ich erinnere mich ...~

Ohne einen Laut zu verursachen, setzte sie ihre Füße auf den Boden und schlurfte hinüber zu seinem Bett. Sie beugte sich über ihn, betrachtete sein schönes Gesicht, lächelte leise.

~Du könntest ihn töten ... Er ist jetzt schutzlos. Möchtest du die Chance nutzen?~ fragte die Stimme den Körper, der sie beherbergte.

Ihre Finder strichen sanft an seiner Kehle entlang, und er seufzte zufrieden im Schlaf.

~Wenn du es nicht tust, wird er dich umbringen.~

Sein Hals lag so frei, er schlief so tief und ruhig ... Wenn sie es jetzt täte, würde er es vielleicht noch nicht mal bemerken ... Ihre Hand wanderte zur Decke hinunter, um sie von seiner Kehle fortzuziehen.

~Es wäre einfach, das weißt du ...~

Mondlicht spiegelte sich gespenstisch weiß auf seinem Haar. Sie sah ihn an. Ihre Blicke wanderten fieberhaft umher. Wo war sein Schwert? Sie würde es jetzt tun. Aber wenn sein Schwert in der Nähe lag und er aufwachte, dann ... Sie hatte es entdeckt, es lehnte am Bett.

~Los, wirf es aus dem Fenster, damit er es nicht in die Hände bekommt! Du sollst ihn qualvoll erwürgen, mit einem Schwertstoß geht alles zu schnell vorbei.~

Hastig griff sie danach, die Aufgeregtheit wegen ihrem Vorhaben ließ ihre Bewegungen unbedacht werden, ihre Finger stießen gegen die Scheide, scheppernd fiel das Schwert um. Minu erstarrte in ihrer Bewegung, als Link sich träge herumrollte und sie schläfrig anblinzelte.

"Meine Güte, Minu, was machst du denn um diese nachtschlafende Uhrzeit hier?"

Der Schatten in ihr floh. Ihre trüben Pupillen rollten nach oben, und mit einem irren, auf eine Art und Weise hysterischen Lachen sagte sie nicht bedrohlich, aber aufgekratzt und mit einer Stimme voller Vorfreude:

"Dich kriege ich auch noch!"

Dann erschlaffte ihr Körper, und sie fiel neben seinem Bett in sich zusammen.

~

Irgendwann merkte sie, wie sie von oben bis unten und von innen bis außen durchgerüttelt wurde. Demnach war sie wach.

Wo war sie? Es war ungemütlich, überall war Luft, und ihre Füße berührten den Erdboden nicht. Trotzdem bewegte sie sich fort. Sie musste auf einem Pferd sitzen. Einfach so? Nein, vor ihr saß Link. Link ritt. Sie hing mehr als dass sie saß, hinter ihm auf dem Pferd, an ihn angelehnt.

Sie hatte weder die Kraft noch das Verlangen, die Augen zu öffnen oder ihm zu erkennen zu geben, dass sie erwacht war. Nun, wach konnte man es ja nicht nennen, sie dachte zwar nach, aber ihr Körper schien noch zu schlafen, ihre Glieder waren bleischwer und sie hatte auch nicht das Gefühl, dass sie sich hätte bewegen können, wenn sie es gewollt hätte.

Sie wusste nicht, wo sie hinritten, oder woher sie kamen, oder was sie vorhatten. Es war ihr auch egal. Sie konnte und wollte nicht mehr, wollte eigentlich nur schlafen und sich ausruhen und nicht nachdenken. Irgendwie ahnte sie, dass sie wieder was gemacht hatte, aber sie wusste nicht was. Sie wollte es auch gar nicht wissen.

Und so ließ sie die Augen geschlossen und bewegte sich nicht, während sie an Links Rücken gelehnt mit ihm durch die Morgendämmerung ritt.

~

"Eine Besucherin!" - "Sie ist ja ein Mensch, oder?" - "Mama, wieso hat sie grüne Haare?" - "Ist das nicht ... ?" - "Doch, eins der Orakel ..." - "Ui, und das auf dem Kugelkamm?"

Es gab einen großen Aufruhr, als Farore den Kugelkamm erreichte. Kaum war sie von ihrem Pferd gestiegen und hatte sich daran gemacht, es festzubinden, da drängte sich zwischen der Goronenmenge auch schon der Älteste auf dem Kugelkamm, Darunia, hervor. Der Himmel war grau und wolkenverhangen, und die Luft war feucht, aber wenigstens regnete es nicht.

"Ah, hallo", sagte er herzlich. "Ist es wahr? Seid Ihr eins der Orakel?"

Lautes Getuschel brach unter den Goronen aus. Ein Orakel auf dem Kugelkamm, nein, welch eine Aufregung!!

"Ja." Farore legte ein Lächeln auf, aber ganz echt war es nicht. "Ich bin Farore, das Orakel der Geheimnisse. Ich -"

"Eine Ehre! Eine Ehre! Komm hinein und setzt Euch bei einer heißen Lavasuppe. Was ist der Grund Eures Kommens?"

"Oh, danke", sagte sie hastig, klopfte ihrem Pferd auf den Hals, packte das Buch aus den Satteltaschen und wandte sich nun vollends Darunia zu. "Ich glaube, ich hätte lieber Tee oder so etwas in der Art ..."

"Nein, keine Lavasuppe? Aber das ist doch unser Spezialgericht!"

"Ja, aber wir Menschen vertragen sie nicht so gut, versteht Ihr ... ?" Farore versuchte verzweifelt, den Ältesten zu überzeugen, dass sie keine Lavasuppe brauchte, die ihr ihr Inneres verbrühte, während sie die Höhle ins Innere des Kugelkamms betraten. Darunia bahnte sich ihren Weg zwischen den vielen Goronen hindurch, die fast ehrfürchtig zurückwichen, als sie Farore sahen, und führte sie durch die Höhle.

Natürlich bemerkte sie die Reaktionen der anderen.

"Wieso sind hier alle so aufgeregt?", fragte sie. "Ist irgendetwas los?"

"Aber ja", strahlte Darunia und rollte mit seinen Muskeln. "Wisst Ihr, seit hier auf dem Kugelkamm diese seltsamen Iglus entdeckt wurden, haben wir keinen Besuch mehr bekommen. Und davor auch nicht. Um die Goronen scheint sich niemand zu kümmern."

"Ach was", sagte Farore etwas abwesend. "Ich bin allerdings aus einem anderen Grund hier ..." Aber wo sie schon einmal hier war, konnte sie sich ebenso gut diese Gebilde ansehen. Trotzdem musste sie ihm jetzt erst einmal mitteilen, wieso sie gekommen war. Darunia brachte sie in eine kleine Nebenhöhle mit Fenster, rollte einen Stein vor den Ausgang und verschwand durch eine Tür in eine andere Höhle. Kurz darauf kehrte er mit zwei dampfenden Bechern Lavasuppe zurück und stellte sie auf den flachen Felsbrocken, der wohl einen Tisch darstellte. Farore seufzte innerlich und setzte sich dem Goronenältesten gegenüber.

"Und jetzt", sagte Darunia, "erzählt mir, wieso Ihr gekommen seid." Mit einem Zug schlürfte er die Suppe hinunter.

"Wir Orakel", sagte Farore und wählte ihre Worte mit Bedacht darauf, nicht zu viel und nicht zu wenig zu sagen, "wir sind einem Mädchen begegnet ... Einem Mädchen aus ..." Sie zögerte. Konnte sie ihm vertrauen? Aber das war der Anführer der Goronen. Anführer wurden sicherlich nicht gewählt, weil sie so viele Geheimnisse weitererzählten. Sie runzelte die Stirn und beschloss, es ihm zu sagen. "Das Mädchen war aus einer anderen Welt."

"Oh, wie schön", sagte Darunia fröhlich und seine Hand kroch hinüber zu ihrem Becher. "Aus einer anderen Welt, das hat etwas ... sagenhaftes."

Farore seufzte. Manchmal ging ihnen die rustikale Frohnatur der Goronen auf den Senkel. Aber um gute Geschäfte zu machen, durfte sie das natürlich nicht zeigen. "Ja", stimmte sie ihm also zu. "Wir baten sie, einen Auftrag, eine Mission für uns zu erledigen, und sie sagte ja ... Also ging sie auf die Reise."

"Und dann?" Darunia konnte sich nicht beherrschen und krallte sich ihre Suppe.

"Eins der anderen Orakel, das Orakel der Jahreszeiten, Din, scheint eine seltsame Verbindung zu dem Mädchen Minu zu haben. Es sieht aus, als empfindet sie gleiches oder ähnliches wie sie. Vor ein paar Tagen überkam eine Vision sie, in der sie Minu sah, die sich auf dem Boden wälzte, und zwar von Würmern zerfressen ..."

Darunia war plötzlich ernst. "Erzählt weiter."

"Din vermutete, dass Minu von den Schatten besessen war. Wir stellten natürlich allerhand Nachforschungen an, denn Minu hatte ja auf unsere Verantwortung den Tempel der Orakel verlassen, und jetzt war sie in Gefahr, also mussten wir ihr helfen. Und dabei", Farore klatschte den Wälzer auf den Tisch und schlug ihn an der richtigen Stelle auf, "fand ich dies."

Sie schob das Buch hinüber zu Darunia, der den Text mit großem Interesse zu studieren begann.

"Es ist ein früheres Textdokument der Goronen, nicht wahr?", sagte Farore und musterte ihn aufmerksam. "Die Schrift und die Ausdruckswiese lassen mich das vermuten. Außerdem werden im Rezept einige Pflanzen beschrieben, die es nur hier auf dem Kugelkamm zu finden gibt."

"Und Ihr wisst nicht sicher, dass sie besessen ist?", fragte Darunia und sah auf. "Dieses Rezept ist gefährlich. Wenn sie es einnimmt, ohne besessen zu sein, wird sie sterben."

Farore war überrascht. "Wie kommt das? Das ist unlogisch."

"Das Rezept ist dazu gemacht, den Geist zu töten", erklärte Darunia. "Es ist mit einem Zauber verbunden, der die negativ gesinnte Persönlichkeit tötet. Unser Volk hat in seiner Geschichte schon des öfteren Besessenheit erlebt, auch Zweispaltigkeit des Geistes ohne Besessenheit, und um den Betroffenen zur Normalität zurückzubringen, wurde dieses Mittel benutzt. Manchmal war es aber zu stark, beziehungsweise der Anwender war zu schwach. In diesen Fällen wurde der zweite Geist, also der positiv gesinnte, mitgetötet. Bisweilen blieb der Körper am Leben, aber ohne Seele. Herz und ein Teil des Hirnes funktionierten weiter und hielten die Hülle am Leben, aber da war keine Seele mehr, versteht Ihr? Der Betroffene saß nur noch da und machte nichts mehr. Er starrte vor sich hin, und um ihn am Leben zu halten, mussten sich die anderen um sich kümmern. In den meisten Fällen der Doppelten Geisttötung starb der Körper ebenfalls, was wahrscheinlich sogar besser war." Er tippte auf die Buchseite. "Zwei Sachen muss man allerdings berücksichtigen."

"Und die wären?"

"Erstens ist das Mittel sehr stark. Das bringt einige Hindernisse mit sich. Wenn Euer Mädchen zu schwach ist, wird es mit dem Schatten in sich gemeinsam sterben, so wie es früher häufig passiert ist, als die Anwendung noch nicht vollständig erforscht gewesen ist. Wenn aber der Schatten, von dem es besessen ist, zu stark ist, dann wird er es schaffen, die Auswirkung auf die eigentliche Seele des Mädchens über gehen zu lassen, das heißt ..."

"Minus Selbst verschwindet und der Schatten beherrscht sie völlig", sagte Farore mit blassem Gesicht. "Was ist die zweite Sache?"

"Es kann nur einmal angewandt werden", sagte Darunia ernst. "Wird sie ein zweites Mal besessen, dann wirkt es nicht mehr. Dann muss sie einen anderen Weg finden, um den Schatten in ihr zu beseitigen."

"Wieso erwähnt Ihr das? Meint Ihr, sie wird noch einmal besessen?"

"Farore", sagte Darunia. "Glaubt Ihr im Ernst, das Böse, die Schatten, besetzen einfach so auf gut Glück irgendein dahergelaufenes Mädchen?"

"Sie kommt aus einer anderen Welt!", wandte das Orakel ein.

"Ja, aber woher sollen die Schatten das wissen?"

(SIE und Yein niesten gleichzeitig. Daraufhin verdonnerte SIE Yein zum doppelten Putzen der Halle (HIER FLIEGEN BAKTERIEN RUM! ICH KANN SIE SEHEN!! MACH SIE WEG!!) und fragte sich, woher Yein eigentlich wusste, dass das Mädchen aus einer anderen Welt kam.)

Farore schwieg, und so fuhr er fort. "Entweder sie ahnen irgendetwas, oder mit Eurem Mädchen - wie hieß sie noch gleich, Minu? - ist irgendetwas los. Sie ist kein normales Mädchen, auch wenn sie aus einem Paralleluniversum kommt. Vielleicht war sie dort eines, aber hier ist sie keins. Ich schlage Euch stark vor, sie im Auge zu behalten, nachdem Ihr ihr das Mittel verabreicht habt."

"Meint Ihr etwa, sie ist böse?"

"Das weiß ich nicht. Ich kenne sie ja nicht", fügte er hinzu.

"Nun denn", sagte Farore, versank kurz in Gedanken, aber schüttelte dann den Kopf. "Das Rezept in dem Buch ist nicht vollständig. Könnt Ihr mir den Rest sagen?"

"Ich muss mir das Rezept erst genauer ansehen", sagte er. "Ich denke schon, dass ich es Euch zumindest ansatzweise vervollständigen kann, aber ich weiß mit Sicherheit, dass wir Goronen Euch die fehlenden Zutaten beschaffen können. Zumindest die, die hier auf dem Kugelkamm wachsen."

Er schenkte ihr ein Lächeln, aber sie war nicht in der Stimmung, es zu erwidern. Plötzlich runzelte der Gorone die Stirn, als sei ihm etwas eingefallen. "Sagt, habt Ihr die Zeit, uns einen Gefallen zu tun?"

"Kommt darauf an, was es ist."

"Bitte", sagte Darunia und wirkte nun besorgt, "bitte kommt mit mir auf den Kugelkamm und seht euch diese Iglus an oder was immer sie darstellen sollen. Wir haben fürchterliche Angst davor, und auf dem Kugelkamm stehen jetzt schon mehr als noch vor drei Wochen, als es begonnen hat. Wir ..." In diesem Moment wurde der Stein, der den Eingang blockiert hatte, mit aller Macht fortgestoßen. Er zersplitterte in Hunderte kleiner Stücke, die durch den Raum flogen. Farore warf sich geistesgegenwärtig auf den Boden und schlug die Arme über den Kopf; Darunia zuckte zusammen, fing ein paar Splitter aus der Luft und aß sie. Nachdem sich die Bomberei der Kieselsteine gelegt hatte, schüttelte das Orakel die grünen Dutts und sah auf. "Was war das denn?", fragte sie überrascht.

"Ältester Darunia!" Ein genauso geschockter wie verängstigter Gorone stand in der Eingangsöffnung. Sein Gesicht war von Panik gezeichnet. "Verzeihung, aber Ihr müsst schnell kommen! Es ist wichtig!"

"Worum geht es?", fragte Darunia, der immer noch ganz Herr der Situation wirkte. Er stand auf und schlug sich den Staub von den Beinen. "Was ist passiert?"

Farore rappelte sich ebenfalls auf und musterte die beiden vom Felsvolk. "Es ist ... es ist ..." Sprachlos starrte der junge Gorone seinen Vorgesetzten an. Er schien keine Worte für das zu finden, was er gesehen hatte. "Die Tollheit ist über uns gekommen!!" Nachdem er diese Worte von sich gestoßen hatte, begann er am ganzen Körper zu zittern.

"Was?" Darunia riss die Augen auf und erstarrte für den Bruchteil einer Sekunde, dann schoss er plötzlich so schnell aus der Höhle hinaus, dass Farore Mühe hatte, ihm zu folgen.

Vor der Tür hatte sich eine aufgeregt plappernde Menge um etwas versammelt. Die Goronen wichen ehrfürchtig und fast ängstlich zurück, als sie ihn sahen, so als fürchteten sie seine Reaktion; er drängte sich in ihre Mitte, dicht vom Orakel gefolgt, und starrte auf das Bild, das sich ihm nun bot.

Ein junger Gorone lag auf dem Boden, wälzte sich im Staub und zuckte stakkatoartig mit Armen und Beinen. Seine Augen waren glasig, die Augenbälle waren so weit hochgerollt, dass man nur noch das weiße sah, und mit irrem Blick stierte er seine Verwandten an und lachte erstickt wie ein Verrückter. Von seinem Mund tropfte weißer Geifer, und er schwitzte am ganzen Körper, als wäre es heiß wie in der Hölle.

Farore taumelte einen Schritt zurück. "Oh Gott", brachte sie nur heraus und schnappte hörbar nach Luft. Kurz schloss die ihre Augen, um das aufkommende Schwindelgefühl zu vertreiben. "Was ... was zum?!"

"Was ist mit ihm passiert?" Mit forscher Stimme warf Darunia die Frage in die Runde, nachdem er sich einigermaßen gefasst hatte.

"Er kam von oben", sagte jemand, "vom Kugelkamm ..."

Plötzlich redeten alle durcheinander.

"Er war mit ein paar anderen hochgegangen, aber ..." - "Er kam als einziges zurück!" - "Was ist mit den anderen?" - "Ja, er sagte ..." - "... Nein, röchelte ..." "'Sie kommen, sie kommen!' und sackte dann leblos zusammen ..." - "Nein, nicht leblos, er hat sich gewunden wie ein Zitteraal!" - "Als er die Treppe hinunterkam, hat er schon geschwitzt und gegeifert, aber das mit den Augen kam erst später ..." - "Und die Zuckungen ..." - "Was ist denn mit ihm?"

Darunia hob die Hand und sofort schwiegen sie alle und starrten ihn erwartungsvoll an. Um den "Kranken" bildete sich ein großer Abstand, so als fürchteten sie, angesteckt zu werden.

"Bringt ihn in die Krankenhöhle und versucht ihn zur Ruhe zu bringen", gebot der Älteste. Farore erschauderte und bewunderte noch einmal seine unerschütterliche Ruhe. "Tut alles, um ihn zur Besinnung zubringen, wenn ihr das geschafft habt und er ansprechbar ist, dann holt mich. Mütter, ihr bringt eure Kinder in eure Höhlen und verschließt sie sorgfältig. Ein paar Freiwillige kommen mit mir auf den Kugelkamm und suchen die anderen, mit denen er hochgegangen ist. Wer kommt mit?"

Niemand regte sich. Aus angstvollen Gesichtern blinzelten sie ihn alle verschreckt an - als fürchte jeder, er müsse mitkommen, und als hofften sie alle, nicht sie selbst, sondern der Nebenmann müsste gehen. Schweigen breitete sich aus, als Darunia sein Volk musterte.

"Wenn das so ist", sagte er schließlich und man hörte deutlich die Unzufriedenheit aus seiner Stimme heraus, "dann gehe ich alleine."

"Ich komme mit." Farore legte ihm die Hand auf den Arm und sah zu ihm hinauf. Als Darunia den Mund öffnen wollte, um etwas dagegen zu sagen, erstickte sie seinen Protest im Keim. "Ihr habt mich sowieso gebeten, mir die Iglus anzusehen."

"Da habe ich noch nicht gewusst, dass sie Tollheit bringen", widersprach Darunia matt.

"Woher wollt Ihr denn wissen, dass es die Iglus sind? Und versucht gar nicht erst, mich zu überreden." Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und sah mit nahezu trotzigem Gesichtsausdruck zu ihm hinauf. "Ich komme ohnehin mit."

"Na gut", willigte er schließlich ein und wandte sich zu den anderen. "Und jetzt tut, was ich euch aufgetragen habe!"

Die Menge zerstreute sich rasch. Ein paar Goronen trugen den "Erkrankten" mit sich, Mütter zerrten ihre Kinder an den Händen fort in die Wohnhöhlen und verschlossen diese sorgfältig - bald war es sehr still in der Halle. Darunia leitete sie zu einer kleinen Höhle - eher einen Schacht - an deren Wänden sich eine Treppe nach oben schlängelte. Dort, wo eigentlich die Decke hätte sein müssen - weit hoch oben - war ein rundes Loch, durch das Tageslicht hineinfiel und einen großen Kreis auf den Boden malte. Sie begannen den Aufstieg. Keiner von ihnen fühlte sich sehr gesprächig, jeder hing seinen eigenen Gedanken nach, und so erreichten sie schweigend die Spitze des Kugelkamms.

Farore merkte es gleich, als sie ins Freie hinaustrat. Eine Gänsehaut zog ihr über den Rücken; sie fröstelte und schlang ihr Tuch enger um ihre Schultern. Etwas lag in der Luft. Sie wusste nicht was, aber es ließ ihr innerstes erzittern - eine unbestimmte Angst, eine ferne Panik, ein unsichtbares Grauen. Eine eigenartige Atmosphäre, die beängstigend wirkte.

Darunia, der genau zu wissen schien, wo sich die Iglus befanden, ging mit großen Schritten auf eine Treppe zu, die in einen felsigen Abhang geschlagen war. Sie folgte ihm, immer darauf bedacht, den Abstand nicht zu groß werden zu lassen. Sie gab es nicht gern zu - aber sie hatte Angst.

Sie hörten es schon, bevor sie es sahen: Schreien, Lachen, Jammern, Kichern, Geräusche, die vom Wind in ihre Richtung getragen wurden. Und kaum erreichten sie das Plateau, zu dem die Treppe führte, sahen sie sie - die iIrren/i.

Darunia erstarrte.

Farore riss die Augen auf und wich ein, zwei Schritte zurück.

Sie wälzten sich auf dem Boden, waren voller Dreck und Staub, sie rissen die Arme gen Himmel, sie tanzten und hinkten und krochen, sie klagten, lachten, geiferten, sabberten; sie sangen, gaben erstickte Geräusche von sich, schlugen sich und andere mit Armen und Beinen, schienen von den schwarzen, runden Iglus weghinken zu wollen, doch eine unsichtbare Macht hielt sie fest in ihrer Umklammerung, ließ sie nicht gehen, besaß sie. Manche hatten sich an ihren Körpern blutig gekratzt, manche rissen büschelweise Gras aus oder stopften sich Erde in den Mund und schluckten sie, nur um sie dann schwallweise und entrückt kichernd wieder auszuspucken, manche schlugen ihre Köpfe gegen den Boden, manche wurden von Krämpfen geschüttelt, sie rollten mit den Augen und stöhnten und ächzten und schäkerten. Einer der Goronen kroch auf Farore zu, seine Augen in verschiedene Richtungen gedreht, ein verrücktes Grinsen um den Mund, mit blutigem Schaum davor. Sein Körper war mit Blut und Erde überdeckt, und aus seinem Magen grollte ein glucksendes Lachen. Er griff mit einer Hand, der zwei Finger fehlten, die durch blutige Stummel ersetzt worden waren, nach ihrem Knöchel; sie schrie entsetzt auf und stolperte zurück, um seiner Berührung zu entweichen.

Darunia stellte sich schützend vor sie, die Arme ausgebreitet.

"Passt auf", sagte er warnend. "Ich kann nicht sagen, was es ist. Vielleicht ist es ansteckend."

Farore erzitterte. "Ich muss hier weg", ächzte sie. "Es ist - ich kann nicht - ich kann es nicht aushalten!"

Mit diesen Worten drehte sie sich um und hastete zur Treppe zurück.

~~~ Fortsetzung folgt ... ~~~

############################################### Nachwort - Jaaaaaa, das hier wird wieder länger ...

Ein aufrichtiges SORRY! an alle Yuu Watase Fans (zu denen ich auch gehöre) denn ich habe Elemente aus ihren genialen Storylines gestohlen. Die Szene beim Arzt, wo Link an Minus BH zupft, stammt aus Fushigi Yuugi 1, und wo Minu eigentlich Link erwürgen will, ist ansatzweise aus Ayashi no Ceres 2. Beide Serien sind sehr zu empfehlen!

Stolz bin ich auf die Szene in der Nacht, wo Minu einen zweiten besessenen Auftritt kriegt. Persönlich finde ich, die Spannung ist gut geworden ... Aber manches kann man mehrdeutig auffassen, das ist mir schon beim Schreiben aufgefallen ^^" Ich hoffe, ihr nehmt das nicht zu ernst.

Ich weiß, Darunias Erklärungen sind zum Teil sehr kompliziert. Ich bitte euch sie noch einmal zu lesen, wenn ihr sie nicht verstanden habt. Sie sind nämlich, wenn man sich Zeit nimmt sie zu lesen, eigentlich schon verständlich. Wenn mans überfliegt, kapiert mans allerdings nicht. ^^"

Das mit der Tollheit unter Goronen kann ich nicht beurteilen. Ich habs immer häppchenweise geschrieben, und wenn ich das mache, dann wirkt das ganze beim späteren Lesen auf mich nicht, weil ich mich immer genau dran erinnern kann, wo ich aufgehört und wo ich dann weitergeschrieben habe, und dann mach ich beim Lesen in Gedanken unbewusst Absätze und kriege die gesamte Storyline nicht mehr in meinen Kopf - ich bitte also extra um Kommentare zu diesen Szenen ... Der Schreibstil (so viel ist mir aufgefallen) ist an manchen Stellen wieder ziemlich schnell, so wie mir das immer passiert, wenn ich eine besonders einwirkende Szene schreiben möchte. (War auch bei Minus Beinahe-Ersaufen so, ist es euch aufgefallen?) Sorry an alle, die sich davon gestört fühlen.

So, ich hoffe doch, es hat euch einigermaßen gefallen? Ich gebe mir immer sehr Mühe. In letzter Zeit ist das Vierte Orakel von allen meinen Stories mir die liebste zum Schreiben ( Ich habe SOOO viele Ideen für spätere Ereignisse, und ich will SOOO gerne ENDLICH dazu kommen, sie aufzuschreiben, und mir fällt IMMER NOCH MEHR ein, was dann dazwischen kommt und was die Geschichte noch verlängert (denn in dieser Geschichte passiert fast NICHTS ohne Grund!!) und ich LIEBE es einfach, hier dran weiterzuschreiben. ES MACHT SOOOOOO VIEL SPAAAAHAAAHAAAASS!!!!!!!!!!!!! *rumtanz*

... Na ja, nach so einem Ausbruch kann ich ja nur noch sagen ...

Wenn ihr wollt, gebt ein Kommentar ab. Wenn ihr nicht wollt, lasst es bleiben. Oder aber schreibt an webmistress_milu@yahoo.de. Viren gehen ins Archiv. Heiratsanträge auch, Todesdrohungen werden als Scherz befunden, und bei Kontoüberweisungen und allem anderen, was mit Geld zu tun hat, das am Ende bei MIR landet *mit dem Finger auf sich zeig* mach ich gerne mit. Auf alles andere antworte ich (vielleicht). ^^