Kapitel 3: Bande

Nachteinbruch.

Haldir und Glorfindel hatten Rast gemacht, kurz vor den Toren Edoras. Sie blickten auf die Festung und saßen am Rande eines kleinen Waldes in tiefem Grase, an alte Bäume gelehnt. Glorfindels Aufmerksamkeit verlor sich zusehends und Haldir betrachtete den Noldo mit Neugier.

"An was denkst du?" durchbrach der lorische Elb schließlich die Stille.

Glorfindel zuckte zusammen und sah Haldir so durchdringend an, dass dieser sich sofort zurückzog und den Blick senkte.

Die Musik in Glorfindel verstummte. Er hörte Musik, wie von ferne... und lockende Worte. Sie schienen jedoch seinem Inneren zu entstammen... ein altes Lied, lange vergessen, einem Menschen gewidmet, der Gondolins Grenzen einst betrat und nie mehr derselbe war wie zuvor.

Was ist los mit mir?

Glorfindel versuchte Melodie und die lockenden Worte zu verscheuchen und dann sah er es.

Staub wirbelte auf, als ein Reiter die Tore Edoras' verließ.

Haldir sah gebannt hin, wie der Reiter davonstieb, davonpreschte, fast gejagt.

Allein.

Keiner begleitete ihn.

Und doch flatterte hinter ihm die Farbe, die ihn unverkennbar als denjenigen kennzeichnete, um den es sich handelte... das Purpur des Königs.

"Legolas und der König haben wohl ein Zerwürfnis", bemerkte Glorfindel trocken.

Haldir starrte den älteren Elben sprachlos an. "Wie kannst du nur-" hob er dann an, um im gleichen Augenblick zu verstummen, denn der Reiter war stehengeblieben, um dann kehrt zu machen und sein Pferd genau in ihre Richtung zu lenken.

"Nimm dein Schwert, rasch!" zischte Haldir, doch Glorfindel blieb unter dem Baum sitzen, ohne jegliche Regung.

"Wir brauchen keine Waffen", antwortete er, und lehnte seinen Kopf zurück an den breiten Stamm, an dem er ruhte.