Im Ministerium

"Guten Tag, Frau Abendrot, oder darf ich Vera sagen, es ist bei uns üblich, sich mit dem Vornamen anzusprechen. Ich bin Arthur, Arthur Weasly."

Er gab ihr die Hand.

"Ich freue mich sehr, Sie kennen zu lernen, ich habe ja schon so viel von Ihnen gelesen", antwortete Vera.

"Ja", sagte Arthur Weasly, "ich bin eigentlich nicht direkt zuständig, ich vertrete nur den verantwortlichen Beamten, aber außerdem interessiert mich Ihr Fall ganz ungemein. Sagen Sie, ist es wahr, dass es das erste Mal war?"

"Absolut", antwortete sie.

"Sie haben nie etwas gemerkt, nie geschahen ungewöhnliche Dinge?"

"Nein, ich kann mich nicht erinnern, dass in meiner Kindheit je etwas ungewöhnliches geschehen ist, allerdings weiß ich, dass ich mich immer ein wenig fehl am Platz gefühlt habe, als ob ich nicht ganz dazu gehörte."

"Sehen Sie, das ist eines der Zeichen, leider war damals niemand da, der Ihnen hätte helfen können, es zu erkennen."

"Wissen Sie", fuhr er fort, "die Zeit, in der Sie zur Schule gingen, war keine gute Zeit für Muggelgeborene. Sie-wissen-schon-wer hatte die Macht und die meisten Schulen nahmen keine Muggelgeborenen auf, - natürlich war Hogwarts eine Ausnahme, aber es wurde auch gar nicht so genau gesucht, ob es vielleicht Hexen oder Zauberer unter den Muggeln gab. Die Muggel taten ein übriges dazu, denn sie waren in dieser Zeit besonders wenig aufgeschlossen für Phänomene, die außerhalb ihres Verständnisses lagen, und unterbunden bei ihren Kindern alles, was in irgendeiner Weise aus dem Rahmen fiel."

"Ich kann es immer noch nicht richtig glauben!" rief Vera aus.

"Erzählen Sie mir doch bitte, wie alles begann", forderte er sie auf.

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Vera berichtete:

Nachdem Marius abgefahren war, hatte Marcus sie mit großen Augen angesehen und gefragt:

"Mutter, was war das?"

"Was das war? Keine Ahnung, das solltest du mir lieber sagen."

"Ich hab nichts getan", hatte Marcus eilig versichert. "Oder, Moment, Mutter, ich glaube, ich weiß, was los war, so was passierte Harry auch andauernd."

In diesem Moment war eine Eule ins Zimmer geflogen. Sie hatte mit einen Brief im Schnabel unschlüssig Vera und Marcus umkreist. Schließlich hatte sie ihn einfach auf den Boden fallen lassen.

Vera hatte ihn geöffnet:

"Zaubereiministerium. Abteilung zur Bekämpfung der Zauberei in der Muggelwelt/ Abteilung zur Bekämpfung der Zauberei Minderjähriger. In Ihrem Haus wurde ein Zauber angewendet. Strafbescheid folgt."

Einige Minuten später war die nächste Eule mit einem weiteren Brief hereingeflattert, der diesmal direkt Vera ausgehändigt worden war.

"Zaubereiministerium. Abteilung zur Bekämpfung der Zauberei in der Muggelwelt. Frau Vera Abendrot, Sie haben gerade einen Sturm heraufbeschworen. Wir haben das nötige veranlasst, damit Herr Marius Becker das Geschehene vergisst, und verwarnen Sie hiermit aufs Strengste. Außerdem bitten wir Sie, mit dem Zaubereiministerium Kontakt aufzunehmen, da Sie bei uns nicht als Hexe registriert sind."

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Arthur Weasly war hingerissen.

"Das ist ja phantastisch!" rief er aus. "Sie müssen uns unbedingt demnächst besuchen kommen und Molly und die Kinder kennen lernen und uns die ganze Geschichte ausführlich erzählen. Aber vorher habe ich noch etwas für Sie, das Sie bestimmt interessieren wird."

Er nahm ein zusammengerolltes Pergament von seinem Schreibtisch und reichte es ihr.

Vera öffnete es und las:

"Sehr geehrte Frau Abendrot,

Hiermit bieten wir Ihnen einen Platz am Nicolas-Flamel-Abendgymnasium für Zauberer und Hexen an. Wenn Sie an daran interessiert sind, an dieser Ausbildung teilzunehmen, melden Sie sich bitte beim Ministerium. In der Anlage finden Sie eine Liste der Unterrichtsmaterialien und Lehrbücher. Diese sind wie üblich bei Fleury and Botts in der Winkelgasse erhältlich. Falls Sie Probleme haben, in die Winkelgasse zu gelangen, sind unsere Mitarbeiter im Ministerium Ihnen gerne behilflich.

Mit den besten Wünschen für Ihre Ausbildung und Ihr neues Leben als Hexe,

Prof. Grazia Alohomora, Direktorin."

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Vera leerte ihr Glas. Marcus war vom Sportplatz zurück und hatte sich in sein Zimmer zurückgezogen. Bald würde das neue Schuljahr beginnen, und sie wusste, er konnte es kaum noch erwarten. Ihr ging es ebenso. Sie freute sich auf all die Abende, an denen sie wieder in die Welt der Zauberei und Magie eintauchen würde.