2. Inconspicuous

Sie trat vorsichtig in die Kneipe ein. Sofort kam ihr der Geruch von Whiskey oder Bier in die Nase. Ihr Gesicht war immer noch taub von der Kälte draußen und deshalb konnte sie sich nicht 100 %ig sicher sein. Es war recht dunkel hier drin. Von den Rauschschwaden der Zigaretten, die hier drin brannten, verschwamm das wenig Licht, das von einer antiken Lampe, die auf dem Tresen stand, herüberkam.

Es waren nicht viele Leute da, aber alles nur Männer. Sie saßen an kreisrunden Tischen, spielten Karten oder tuschelten miteinander. Keiner gab ein lautes Geräusch von sich. Als das Mädchen über die Türschwelle kam, sahen sich alle zu ihr um und sie erschreckte kurz, blieb stehen. Die Männer sahen sie einen Moment lang an und schauten dann wieder desinteressiert weg. Sie lief langsam weiter zum Tresen und setzte sich auf einen Barhocker an der Ecke. Schüchtern sah sie sich wieder noch einmal um, vielleicht beobachtete sie ja jemand. Doch niemand nahm Notiz von ihr.

"Was kann ich für die tun?", fragte sie plötzlich der Wirt und sie wandte ihren Blick auf ihn. Er schien älter zu sein, hatte einen grauen Schnauzbart in einem ausgemergeltem Gesicht mit vielen Falten und trocknete gerade einen Bierkrug mit einem alten Tuch. "Nichts, danke," wies sie in kleinlaut zurück. "Ich, ..... ich habe kein Geld dabei." Der Wirt nickte kurz und trocknete den Krug weiter ab. Dabei warf er ab und an einen kurzen Blick auf sie, während das Mädchen nur nervös zu Boden schaute.

"Was ist denn das?", fragte er auf einmal erstaunt. Ihr gefror das Blut in ihren Adern, denn sie dachte, er hätte etwas gemerkt. Schnell sah sie auf ihre Hände, doch die blieben unverändert. Hatte sie etwa noch andere Merkmale? Sie sah wieder auf. "Woher hast du dir denn diese Wunde geholt?", fuhr er fort. "Das sieht ja gefährlich aus." Erleichtert ließ sie ihre Schultern wie herunter. Aber was sollte sie auf die Frage antworten? Sie konnte ihm ja nicht sagen, dass es von den Dornenästen im Wald passiert war, denn dann hätte sie ihm ja erzählen müssen, warum sie dort gewesen war.

"Ich bin, ehm ......." fing sie nervös an und schaute sich um, vielleicht fiel ihr ja etwas ein. "Gestürzt. Ja, ich bin gestolpert, als mich der Truckfahrer hier abgesetzt hat, weil er in eine andere Richtung musste als ich."

"Ah, ich verstehe. Du bist ein Tramper?", schlußfolgerte er und sah mich erwartungsvoll an. "Ja, genau."

"Die Wunde scheint tief zu sein," erkannte er, als er sich sie näher ansah. "Sollen wir sie behandeln, ja?"

"Ja, von mir aus," antwortete sie, da der Riss langsam anfing zu brennen und weh zutun.

"Gut," sagte er. "Collien! Kommst du bitte mal?" Auf seinen Ruf hin kam eine junge Frau aus dem Hinterzimmer und stellte sich neben den Wirt. "Ja, du hast gerufen?"

"Hier, schau mal," er deutete auf das Auge des Mädchens. "Die Wunde muss versorgt werden. Kannst du das bitte erledigen?" Sie sah es sich kurz an und meinte dann: "Das sieht ja schlimm aus. Kommst du dann bitte mit?"

Ich gab ihr keine Antwort, sondern stand lediglich auf und folgte ihr hinter den Tresen ins Hinterzimmer. Dort lag eine kleine Matratze auf einem Gestell, neben einem großem Herd. Anscheinend konnte man in dieser Kneipe auch Essen bestellen. Sie wies mich an mich zu setzten und holte dann aus einem Schrank einen kleinen Koffer.

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