5. Alte Wunden

"Kleines, wenn du schon nichts zu tun hast, dann hilf doch bitte Collien hier vorne beim abräumen!", schallte es von der Bar zu mir in die Küche. Ich war jetzt schon seid fast zwei Monaten hier im Truckstop beim alten Wirt Eddie, der mich schon mindestens so sehr ins Herz geschlossen hatte wie ich ihn, und Collien. Das ich hiergeblieben war, hatte ich bisher noch keine Sekunde bereut.

Ich kam sofort durch die Schwingtür gerannt, an der Bar vorbei, schnappte mir ein leeres Tablett und fing gleich mit dem nächstgelegenem Tisch an. Die Kneipe hatte soweit Speerstunde, kein einziger Trucker war da, alle auf der Straße.

Genau aus diesem Grund erschrak ich um so mehr, als auf einmal die Tür aufging und eine merkwürdige Frau eintrat, merkwürdig wegen ihrem Aussehen. Ihr Haar war lang und weiß, dagegen ihr Gesicht dunkelhäutig. Sie trug eine schwarze Ledercombo. Sie war mir auf anhieb unheimlich, seitdem ich hier war, hatten sich meine Instinkte weiter stark ausgeprägt. Ohne mich oder Collien, die sie auch schon ihm Blick hatte, anzusehen, ging sie direkt zu Eddie an die Bar.

"Es tut mir Leid wegen der späten Störung, Sir," meinte sie, "aber ich war mit einer Schulklasse auf einem Ausflug und unser Bus ist hier oben am Highway stehengeblieben. Dürfte ich bitte telefonieren?"

"Natürlich, antwortete Eddie wie ein Gentleman, doch er blickte besorgt. "Aber die nächste Stadt ist einige Meilen von hier entfernt, und im Umland gibt es leider keinen Abschleppdienst."

Die Frau dachte kurz nach, ihre Situation schien ernst. "Kann ich die Kinder dann bitte eben reinholen? Sie stehen da draußen auf dem Parkplatz und warten."

"Na selbstverständlich," nickte Eddie, woraufhin sie wieder nach draußen ging. Collien und ich räumten schnell die restlichen Gläser ab und verschwanden dann gemeinsam in der Küche.

"Die Frau ist seltsam," meinte ich stirnrunzelnd und stellte die Gläser auf die Spüle. "Das kannst du wohl laut sagen." Wenn sie gleich wiederkommt, kannst du dann vielleicht ein bisschen in ihrem Kopf....."

"Nein," wies sie mich grob grinsend ab.

"Warum nicht?"

"Weil es mich nichts angeht," erklärte sie und wedelte mit der Spülbürste herum. "Und dich auch nicht."

Einen kurzen Moment später kam die Frau wieder, mit einer ganzen Schar Jugendlicher, sie waren alle nicht viel älter als ich, im Schlepptau. Der letzte von ihnen allerdings, der die Tür hinter sich schloss, war kein Schüler mehr. Ich vermutete, dass er als Aufpasser mitgekommen war. Er war mindestens genauso seltsam wie die Frau, wenn nicht noch mehr. Er hatte irgendwie etwas tierisches, hundeähnliches an sich, das ich nicht mochte. Wie bereits erwähnt, Instinkte.......

"Oh, ich wußte das wird wieder einer dieser Tage......", grummelte er und nahm auf einem Barhocker Platz. Er schien wegen der Buspanne schlecht gelaunt zu sein, aber welcher Mann, der so etwas nicht reparieren kann, wäre das nicht?

"Reg dich nicht so auf, Logan," beruhigte ihn die Frau, die sich gerade neben ihn setzte. Danach führten sie ein Gespräch, von dem ich aber leider nichts mitbekam, weil Eddie gerade zu uns hereinkam.

"Kleines, kannst du mir bitte vorne an der Bar helfen?" Ohne weiter über dieses überraschende Angebot weiter nachzudenken, nickte ich ihm zu. Ich hatte schon oft vorne ausgeholfen, wenn viel zu tun war. Sofort folgte ich ihm, ich wußte, Collien würde hier zurechtkommen.

Die Schüler waren alle Tische verteilt, unterhielten sich oder lachten angeregt miteinander. Es war seltsam, sie zu beobachten. Merkwürdig, so hatte ich früher auch mit meinen Freunden gelacht, bevor ich mich verändert hatte.

Einer von ihnen viel mir besonders auf. Er saß in der Ecke mit einem weiterem Typen und einem Mädchen, seine Füße hatte er auf der Tischplatte geparkt und spielte andauernd mit einem Feuerzeug rum, er lief es immer wieder aufschnappen. Ab und zu fuhr er sich durch seine braunen Haare. Er schien so etwas wie der Klassenmacho zu sein.

Vorsichtig schlich ich mich zu Eddie. "Ehm, kann Collien vielleicht doch hier aushelfen? Ich möchte lieber wieder in die Küche."

Eddie sah mich merkwürdig an, schien mich aber zu verstehen und schickte mich wieder nach hinten. Es war mir lieber so. Anstelle von mir ging Collien nach draußen, ich spülte die restlichen Gläser ab.

"Ehm, kleine Störung," ertönte auf einmal eine Stimme hinter mir an der Tür, erschreckt zuckte ich mit meinen Schultern zusammen und fuhr herum. Da stand er lässig am Türrahmen, der braunhaarige Typ und grinste mich an.

"Deine Freundin brauch noch ein bisschen, deshalb wollt ich mal anfragen, ob ich meine Bestellung auch bei dir abgeben kann."

Nervös trocknete ich mir die Hände ab, bemerkte wie er mich ansah und wurde nur noch nervöser. "Ja klar." Meinte Stimme klang kleinlaut, als ich das Tuch wieder weglegte.

"Na schön, kriegen wir dann zwei Cola und ein Wasser?"

Ich antwortete nicht, holte nur zwei Flaschen aus dem Kühlschrank. Währendessen lief er an mir vorbei, nahm das Trockentuch in die Hand und spülte die Gläser weiter.

"Ich bin Pyro, und wie heißt du?"

"Warum willst du das wissen?", fragte ich und es zauberte mir ein Lächeln aufs Gesicht. Warum konnte ich nicht sagen, vielleicht, weil er sich so ungeschickt beim Spülen anstellte, wie ich es nur selten gesehen hatte.

"Weil ich wissen will, für wen ich gerade freiwillig antrockne."

"Ich hab dich zu nichts gezwungen."

"Hab ich ja auch nicht behauptet. Dann weil ich wissen möchte, wen ich gerade anbaggere."

Wieder musste ich grinsen, als er Tuch samt Glas wieder hinstellte und sich direkt neben mich stellte.

"Ich heiße Claw, zufrieden?", gab ich endlich nach, und es stellte ihn anscheinend wirklich zufrieden.

"Claw, außergewöhnlicher Name, gefällt mir."

"Danke, hier sind deine Cola und das Wasser. Verschluck dich nicht," meinte ich und drückte ihm die drei Gläser in die Hand, er grinste wieder, hatte aber sichtlich Schwierigkeiten, alle Gläser festzuhalten.

Ich hatte so ein Gespräch mit einem Gleichaltrigem vermißt, dieses irgendwie genossen, aber ich war auch glücklich, dass es vorbei war. Dieser Pyro, ich wußte nicht warum, ich mochte ihn irgendwie. Er hatte was an sich, ich konnte es mir nicht erklären......

See you next chapter!

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Okies, hoffe es hat euch mal wieder gefallen, wegen nächstem Chap macht euch keine Sorgen, is schon alles soweit in meinem Kopf, Titel auch schon, wird wohl schnell gehen. Hauptsache, ihr lest es auch!

@Endemic: Don´t panic, du kriegst deinen Bösen noch!