3. Capsule Corp.

Noch nach kurzer Zeit sinnlosen Herumfliegens hatten wir nicht den blassesten Schimmer, wo wir die westliche Hauptstadt finden sollten. Wir flogen über schneebedeckte Berge, riesige gelbe Felder und Wiesen, doch dies alles ähnelte nicht im geringsten der Hauptstadt. Ich hatte noch ein ungefähres Bild von ihr in meinem Kopf, früher war ich oft mit meinen Brüdern und dem Sohn von Bulma, er hieß Trunks, durch die Straßen dort gestreift. Doch am besten konnte ich mich noch an Bulma´s Haus erinnern, es war groß und hatte ein rundes blaues Dach. Ihr Vater war ein Erfinder, ein ziemlich genialer sogar, er war der Chef von der Capsule Corp., einer riesigen Firma, die Kapsel herstellte, mit denen man große Gegenstände wie zum Beispiel ein Haus in solch eine winzig kleine Kapsel quetschen konnte.

Ab und zu kamen wir auch über Wälder vorbei und ich hielt immer wieder Ausschau nach einem kleinen Häuschen, in dem möglicherweise meine Eltern lebten. Aber keines von ihnen war das besagte Haus, und den Wald, den ich fast so gut wie meine Westentasche kannte, erblickte ich auch nirgends. Es schien mir beinahe Aussichtslos, auch nur den geringsten Anhaltspunkt für Bulma oder meine Eltern zu finden, als plötzlich Nanami, die ein Stück vor mir flog, mich aufholen ließ.

"Hey, schau mal! Noch eine Stadt!", rief sie aufgeregt zu mir herüber. "Ob das jetzt wohl diese Hauptstadt ist?"

"Das hast du bei den letzten Fünf auch behauptet!"

"Ja, aber diesmal hab ich ein gutes Gefühl! Los, laß uns nachsehen!"

Fast hätte ich mein Argument von gerade eben wieder aufgegriffen, doch Nanami war schneller und legte noch mal einen Gang zu. Wir wollten uns nicht verlieren, deshalb blieb mir nichts anderes übrig, als ihr zu folgen. Der Wind hatte mir die ganze Zeit so ins Gesicht geprescht, dass ich es jetzt schon gar nicht mehr spürte, als ich meiner Freundin folgte. Kurz vor dem Stadtrand landeten wir dann, um dort keine zu große Aufmerksamkeit zu erregen.

"Also-," fing ich wieder an, doch Nanami unterbrach mich erneut.

"Ich weiß, ich weiß, ich laß nichts mehr explodieren, versprochen."

Ich lächelte unweigerlich auf ihre Antwort, sie schien davon genervt. Ihr wiedersagte es, Gegenstände, die sie explodieren lassen wollte, nicht explodieren lassen durfte. Auf anderen unbewohnten Planeten hatte ich nie etwas dagegen gesagt, viel lieber habe ich mitgemacht, aber hier war das halt etwas anderes.

Dann machten wir uns endlich auf den Weg zum Stadtkern, zu Fuß versteht sich. Immer wieder sah ich mich nach einem seltsam aussehenden Haus mit einem blauen Dach um, denn anders konnte man Bulma´s Wohnsitz nicht beschreiben. Die Innenstadt war randvoll mit Leuten, menschliche und weniger menschliche, so daß uns ein weiterkommen ohne uns zu verlieren schwer fiel. Immer wieder gerieten andere Leute zwischen uns und drängten uns von einander weg, doch wir fanden immer wieder nach kurzer Zeit zusammen.

Nanami sah immer wieder erstaunt nach oben, wo die langen Highways in Glasröhren kreuz und quer durch die Stadt verliefen. Aber am meisten hatten sie wohl die endlos scheinenden Wolkenkratzer fasziniert, von denen es hier mehr als genug gab. Wie stählerne Giganten, einer größer als der nächste, ragten sie in den Himmel, so daß man sich hier unter nur noch verlorener und kleiner vorkam.

Nach scheinbar endlosen Stunden, in denen wir durch den Stadtkern gewandert waren, kamen wir endlich in eine weniger laute Gegend der Stadt; wir waren in einem der Wohnviertel. Doch bevor wir uns auf die Suche nach Bulma machten, mussten wir kurz verschnaufen. Ich lehnte mich gegen die nächstgelegene Hauswand, Nanami setzte sich auf den Bürgersteig gleich links zu mir.

"Ayu?"

"Hm?"

"Na ja, also ich wollte dich fragen, ob es hier auf der Erde noch mehr Sayajins gibt als nur deine Family," fragte sie schüchtern, woraufhin ich sie mit großen Augen ansah. Sie war selbst eine von uns, ihre Eltern hatten die Zerstörung Vegeta´s nur überlebt, da sie auf einer Mission waren. Nanami hatte mir erzählt, dass ihre Eltern und ihr größerer Bruder dann durch einen Angriff gestorben sind, als sie gerade mal neun Jahre alt war. Ab dann hatte sie sich allein durchgeschlagen, bis wir uns dann getroffen hatten.

Ich sah hinauf zu den Wolken. "So weit ich weiß gibt es hier noch zwei andere, aber das kann sich in den letzten Jahren auch schon wieder verändert haben."

Überrascht sah sie zu mir auf. "Wer denn?"

"Na ja, da wäre einmal Trunks, von dem ich dir schon erzählt habe, und dann noch sein Vater, Vegeta."

"Ve.... Vegeta?", stotterte Nanami auf einmal und starrte mich an. "Verarscht du mich?"

"Nee, der Typ heißt wirklich so."

"Der Typ?", fuhr sie mich ungläubig an. "DER TYP?! Dieser Typ ist zufällig der Prinz der Sayajins, falls du es noch nicht gemerkt hast!"

"Ja und?", fragte ich desinteressiert. "Wir sind hier auf der Erde und Vegeta ist zerstört, also kann uns das doch egal sein!"

Meine Worte schmeckten ihr nicht sonderlich, ich konnte sogar davon ausgehen, dass Nanami sie mir nie wieder verzeihen würde, aber sie musste sich mit meiner durchaus zu verstehenden Argumentation abfinden.

"Können wir jetzt endlich weiter?", fragte sie eingeschnappt und stand mit einem Sprung wieder auf, während ich mich nur leicht mit den Schulterblättern von der Wand abstieß, um wieder gerade zu stehen. Um einer weiteren Diskussion aus dem Weg zu gehen, folgte ich einfach die Straße hinab, während sie sich stillschweigend umsah.

Die Häuser sahen allesamt gleich für mich aus. Immer die gleiche Bauart, absolut akkurat in der Mitte stehend zu den Nachbarn. Ich fand diese Bauweise öde, am meisten störten mich dann aber die Abweichungen wie zum Beispiel solche kleinen hässlichen Gartenzwerge, mit denen man in meinen Augen nur verursachen wollte, dass sich das eigene Haus von den anderen hervorhebt. Ein kläglicher Versuch, wie ich fand.

Während ich mich in meinen Gedanken versunken über diese Abweichungen beschwerte, bemerkte ich gar nicht, wie Nanami, die ein Stück vor mir lief, auf einmal stehen blieb und ich fast in sie reinrasselte. Aus den Tagträumen gerissen stolperte ich einige Schritte zurück.

"Hackt´s bei dir? Warum bleibst du einfach stehen?"

"Hast du nicht gemeint, dass Bulma´s Haus seltsam aussieht?", fragte sie irgendwie abwesend klingend.

"Ja, hab ich, wieso?"

"Und dass es ein rundes blaues Dach hat?"

"Warum?"

Nanami gab mir keine Antwort, sondern zeigte nur auf ein Haus am Ende der Straße. Der untere Teil davon war hinter einem großen beigen Zaun, der mehr einer Mauer glich, verborgen, so daß man den Eingang nicht sehen konnte. Es war ein vergleichsweise großes Gebäude, die Außenwände waren allesamt in geschmacklosen Pink- und Gelbtönen angestrichen, das Dach war zu meiner großen Begeisterung rund und blau. Wie um mich in meiner Vermutung noch zu bestärken, war an der Vorderseite eine große Reklametafel angebracht, auf der starr und stolz verkündet wurde: CAPSULE CORP. Es zauberte mir ein Lächeln aufs Gesicht.

"Wir sind da! Wir sind da! Nanami, wir sind da!"

"Oh ja, klasse.....", gab sie mir immer noch beleidigt zurück.

Ich hakte mich bei ihr im Arm ein und zerrte sie im Laufschritt zu Bulma´s Haus. Da die Straße eh nicht so sonderlich lang war, kamen wir, trotz meines Verdachtes, dass Nanami mir eher entgegen wirkte als mir zu folgen, schnell am Zaun an. Bevor ich nach der Klingel suchte, wollte ich auch erst mal sicher gehen, dass Bulma wirklich noch hier lebte.

Langsam schwebte ich an dem Zaun empor, um auf das dahinterliegende Grundstück zu schauen. Nanami folgte mir. Gerade als mein Kopf hoch genug war, um über den Zaun hinweg zu sehen, blieb ich in der Luft hängen; meine Freundin tat es mir gleich.

Dahinter war der Teil eines wohl riesigen Gartens, wenn er hinter dem Haus noch weitergehen würde. In der Ecke des Gartens, die wir im Blick hatten, stand eine riesige Kugel, die einer enorm vergrößerten Raumkapsel glich, direkt daneben war ein Klettergerüst, außer Gras und einem kleinen Sandkasten war aber nicht mehr zu sehen. Keine Person war weit und breit im Garten, trotz des traumhaften Wetters.

"Und wo ist jetzt deine Bulma?"

"Psst, sei ruhig!", fuhr ich sie an, da sich gerade in diesem Moment die Luke der riesigen Raumkapsel öffnete und jemand herauskam. Er, mit ziemlicher Sicherheit war es ein Mann, war völlig verschwitzt und trug kein T-Shirt oder ähnliches, was uns den Blick auf seinen nicht zu verachtenden Oberkörper eröffnete. Er hatte kurze silberschimmernde Haare und blickte konzentriert drein, während er sich mit einem schwarzem Handtuch den Schweiß von der Stirn wischte. Ich schluckte.

"Trunks!", flüsterte ich aufgeregt zu Nanami, die ihn stirnrunzelnd musterte.

"Na so toll ist der nun auch wieder nicht......"

Ich war wirklich überrascht von Trunks, in den letzten Jahren hatte er sich wirklich gesteigert, was das kämpferische und auch das äußerliche anging. Er sah bei weitem nicht mehr wie die kleine Rotznase aus, wie ich ihn zuletzt erlebt hatte.

"Ayu," meinte Nanami plötzlich unmißverständlich. "Hör auf zu sabbern."

"Was?", fragte ich wie aus der Trance gerissen und wischte mir über den Mund. Sie kicherte.

"Nur´n Scherz, du scheinst ganz schon überwältigt zu sein."

"Quatsch," wiedersprach ich ihr. "Ich bin nur überrascht, wie Trunks auf einmal aussieht. Mehr nicht."

"Ja ja, das sagen sie alle. Na dann komm, gehen wir dein Schatzi-Putzi besuchen."

Ich antwortete nicht auf ihr Kommentar, sondern folgte ihr nur wieder zurück auf den Boden, wo wir vorher etwa einen Meter drüber geschwebt hatten. Dann gingen wir langsam zu einem Spalt in dem Zaun, durch den ein gepflasterter Weg zur Haustür führte. Während Nanami in beschritt, als würde nichts sein, war mir ziemlich mulmig zumute. Nervös kam ich zu meiner Freundin, die schon vor der Tür auf mich wartete.

"Was is denn? Mach schon, dass jemand die Tür aufmacht!"

Auf ihren Befehl hin drückte ich auf die Klingel und trat wieder einen Schritt zurück. Schon kurz darauf öffnete jemand die Tür. Es war eine Frau, schon fortgeschrittenen Alters. Sie trug eine blaue Leegins und dazu ein weißes Hemd mit rotem-Punkt Muster. Ich Haare waren weiß und ziemlich kraus. Es war Bulma´s Mutter.

"Oh hallo," begrüßte sie uns freundlich und sah uns einen kurzen Moment lang an. "Ihr müßt Freunde von Trunks sein, kommt doch bitte herein."

Sie machte einen Schritt zurück, damit wir ihrer Bitte folgen konnten. Nervös blieben wir in der Lobby stehen, während sie sich in einen Türrahmen zu unserer Linken stellte.

"Ich hole ihn schnell, bitte wartet einen Moment," und verschwand im Nebenzimmer.

Währendessen sah ich mich um. Direkt gegenüber der Haustür führten zwei Treppen in die zweite Etage, zwischen ihnen stand ein edeler hölzerner Tisch, auf dem wiederum ein Telefon und einige Zettel lagen. Die Tapeten waren allesamt gelb-orange, was dieses Zimmer hell und freundlich wirklich ließ.

Auf einmal öffnete sich die Tür zu unserer Rechten und eine weitere Frau schritt hindurch. Sie war wesentlich jünger als Bulma´s Mutter, trug eine bläuliche Capri-Hose und eine ebenfalls dunkelblaue ärmellose Bluse. Sie blickte in Gedanken auf einen Stapel Papiere, die sie mit sich herumschleppte. Als sie uns bemerkte, warf sie ihre bläulich schimmernden Haare zurück und betrachtete uns genau wie Bulma´s Mutter zuvor eingehend.

"Oh hallo, kann ich euch helfen?"

"Bu.... Bulma?", stotterte ich aufgeregt und stand starr wie eine Marmorstatue.

"Ja, die bin ich, Live und in Farbe-", sie hielt einen Moment inne und blickte mich noch ein zweites Mal detailliert an.

"Sag mal, kennen wir uns irgendwo her? Ich glaube ich hab dich schon mal irgendwo gesehen."

"Kann schon sein," antwortete ich nervös grinsend. "Ich bin´s Bulma, Ayu."

Die Überraschung über mein plötzliches Auftauchen war unübersichtlich in ihrem Gesichtausdruck zu sehen. Während ich mich aus meiner Erstarrung mittlerweile lösen konnte, stand sie nun unbeweglich vor mir.

"A.... Ayu?", wiederholte sie noch einmal und ließ ihre Papiere fallen, wandte ihren Blick aber nicht von mir ab.

"Du bist es, Ayu?", fragte auf einmal eine andere Person, die im Türrahmen, durch den Bulma´s Mutter vorhin gegangen war, aufgetaucht war. Trunks war nun ebenfalls anwesend und blickte mich genauso überrascht wie seine Mutter an.

See you next chapter!