sondern J.K.Rowling, ebenso wie alle anderen Bewohner von Hogwarts.
Ich leihe sie mir nur!
ALTERSANGABE: PG - 13, wegen gelegentlicher Gewalt, körperlich und psychisch.
FEEDBACK: Wie immer gern gesehen, schreibt einfach an
Kate_Mac_Leod@caramail.com
VORWORT: Dies ist der zweite Teil der Sirius Trilogie, die Folge der Geschichte
"The Marauders' End", und beginnt knapp zwölf Jahre nach dem Schluß des
ersten Teils.
Sirius ist noch immer in Azkaban eingeschloßen, doch hat er seinen
Verstand behalten und Peters Verrat noch lange nicht vergessen....
********************************************
Sirius öffnete die Augen und sah zur Decke. Erste Sonnenstrahlen warfen goldene Fäden gegen die weißen Wände. Eine Weile lang lag er nur da und fragte sich, wo er eigentlich war. Sein Kopf war schwer, sodaß er sich am liebsten umgedreht und weitergeschlafen hätte.
Er tastete nach der Wolldecke und warf sie von sich, bevor er sich auf dem Sofa aufsetzte. Mehrere Male rieb er sich die Augen, bevor einen nackten Fuß auf den Boden setzte.
- Eurgh!, kam es plötzlich von unten, als Sirius auf etwas Weiches trat, was sich ganz und gar nicht nach Teppichboden anfühlte.
Schnell hob Sirius seinen Fuß von Remus' Bauch. Dieser setzte sich ebenfalls auf und sah seinen Freund schlaftrunken an.
- Entschuldige, murmelte Sirius schnell und machte einen Bogen um seinen Schulfreund.
Remus hatte sich währendessen an der Sofalehne hochgezogen und hielt sich den Kopf.
- Kannst du dich vielleicht erinnern, wie ich auf den Boden gekommen bin?
Sirius zog sich ein weites Hemd an und schüttelte den Kopf.
- Ich weiß nur noch, daß wir auf den Sesseln quer durch das Zimmer geflogen sind und uns gegenseitig gerammt haben.
Nun schien Remus Lupin endlich richtig aufzuwachen.
- Oh....stimmt...
Weißt du, wo wir James und Peter gelassen haben?, erkundige sich Sirius bei ihm.
Remus zuckte die Schultern.
- Keine Ahnung, aber bevor wir die Wohnung nach ihnen absuchen, brauche ich erstmal einen frischgepreßten Kürbissaft. Er ging zur Zimmertür und rief Sirius zu: Auch einen?
- Nein, lieber einen Kaffee, murrte Sirius und machte sich auf die Suche nach seinem linken Schuh.
- Du und deine Frühstücksmanieren! Ein echter Muggel!, sagte Remus kopfschüttelnd und verschwand in der Küche.
Als Sirius zwei Minuten später die Küche betrat (noch immer mit einem einzigen Schuh), saß Remus schon am Tisch, neben ihm tauchte Peters Nase über die Tischplatte auf.
- Guten Morgen, Peter, flötete Remus und schob ihm ein Glas Kürbissaft zu.
Sirius gesellte sich zu den beiden anderen und stützte den Kopf schwer in die Hände.
- Was das eine Nacht...
- James' Junggesellenabend. Das mußte doch gefeiert werden!, sagte Remus mit einem Grinsen.
Peter sah sich suchend in der Küche um.
- Da wir gerade beim Thema sind, wo ist denn unser schon-bald-Ex-Junggeselle?
Sirius sah Peter an und zuckte die Schultern, bevor er zu seiner Kaffeetasse griff.
Peter war schon fast wieder auf seinem Stuhl eingeschlafen, als die Tür zur Küche aufgestoßen wurde und James hereinrauschte. Pfeifend band der sich eine Krawatte um, die zu seinem dunklen Anzug paßte. Nur die schwarzen Harre standen noch immer wild von seinem Kopf ab und paßten nicht so ganz zu seiner Gentleman Aufmachung.
Grinsend sah er seine drei Freunde an, die ihm mit weit aufgerissenen Augen entgegenblickten.
- Guten Morgen, wie ich sehe seid ihr auch schon wach!
- Du bist aber früh auf, murmelte Peter und gähnte heftig.
- Heute ist dein großer Tag, James, sagte Remus lächelnd und reichte ihm ein Glas Kürbissaft.
James verdrehte lachend die Augen.
- Ich bin schon so nervös....und meine Haare konnte ich auch nicht glätten.
- Laß es so, riet Remus, Lily wird dir deswegen bestimmt nicht böse sein.
James stemmte die Hände in die Seite und grinste schief.
- Ihr seht ziemlich mitgenommen aus, war die Feier von gestern Nacht etwa zu viel?
Sirius schluckte seine Antwort zusammen mit einem Schluck schwarzen Kaffee hinunter.
- Mein Trauzeuge ist heute morgen aber sehr schweigsam, sagte James mit einem Lächeln.
Sirius konnte gerade noch eine Hand vor den Mund legen, um zu verhindern, seinen Kaffee wieder auszuspucken.
- Trauzeuge! Oh nein, ich muß mich vorbereiten!
Er stand ruckartig auf, der ganze Tisch schepperte, als er seinen Stuhl zurückwarf und zur Tür rannte. Die drei Freunde grinsten breit.
Sirius blieb an der Tür stehen und hob den Zeigefinger in James' Richtung.
- Gib mir fünf Minuten!, keuchte er, bevor er aus dem Zimmer und die Treppe hoch rannte.
- NUR FÜNF MINUTEN, SIRIUS, SONST GEHE ICH OHNE DICH!, rief James ihm nach.
Sirius rannte in James' Schlafzimmer und suchte fieberhaft nach seinen Sachen. Er warf einen Blick in den Spiegel und zog seine Haare, die ihm in langen Strähnen auf die Schultern fielen, wieder einigermaßen glatt.
Schnell griff er nach seinem besten Hemd und zog es an. Gerade hatte er begonnen, es hektisch zuzuknöpfen, als er von draußen Schritte hörte.
- Ich habe noch knapp drei Minuten!, rief er James zu.
Die Türklinke wurde herhuntergedrückt und gab mit einem leisen Knarren nach. Langsam ging sie auf, Sirius drehte sich um und grinste, doch sein Grinsen erstarrte, als er in den Gang sah.
Das, was ihn vor der Tür erwartete war nicht James, sondern eine unbeschreibliche Dunkelheit und Leere. Sirius wich zurück und wollte das Fenster öffnen - doch auch das war verschwunden.
Wie ein eingesperrtes Tier drehte er sich immer wieder um die eigene Achse, doch inzwischen konnte er nichts anderes um ihn herum erkennen als Dunkelheit.
Auf einmal spührte er eine übernatürliche Kälte, die ihm bis in die Knochen fuhr. Unaufhaltsam fraß sich die Kälte weiter durch seinen Körper, bis sich sein Herz krampfhaft zusammenzog.
Sirius schrie und riß die Augen auf. Das erste, was er sah, war die halbverweste Hand eines Dementors, die mit gierigem Zucken nach ihm griff....
Kapitel 1 : Traum und Alptraum
Sirius fuhr keuchend von seinem Lager auf und wich zurück an das winzige Fenster, durch das ein wenig Licht in seine Zelle fiel. Er zog sich an den Gitterstäben hoch und lehnte seine Stirn dagegen.
Dann schoß er die Augen und stieß einen lautlosen Fluch gegen sich selbst aus. Wieder hatten sie ihm einen Teil von seinem Leben, von seinen Erinnerungen genommen.
In den zwölf Jahren, die er bereits in Azkaban verbracht hatte, hatte Sirius eine neue Art der Überlebenskunst gelernt. Während die meisten anderen Gefangenen nach einigen Wochen, einigen Monaten spätestens ihren Verstand verloren, war Sirius nach zwölf Jahren noch immer er selbst.
Er hatte gelernt, seine Gedanken und Gefühle in sich einzuschließen, und den Dementoren nichts anderes zu zeigen als Leere. Am Anfang war es schwer gewesen, das letzte bißchen Hoffnung, das ihm noch blieb zu vergessen, aber nach einiger Zeit hatte er es geschafft, seine Gedanken bei ein und dem selben Thema zu halten: Seine Unschuld.
Dieser neue Gedanke bestand nicht aus Hoffnung und war auch keine glückliche Erinnerung, und so konnten die Dementoren ihm es auch nicht wegnehmen.
Mit dieser Taktik hatte Sirius übelebt, Tag für Tag, Monat für Monat, Jahr für Jahr.
Aber manchmal, so wie an diesem Morgen, war Sirius der Verzweiflung nahe.
Einmal mehr hatten es die Demenoren geschafft, etwas aus ihm zu stehlen. Sirius hatte nur einen Moment lang nicht aufgepaßt...und schon war es zu spät gewesen.
Im Wachen war er immer Herr über seine Gedanken und Gefühle, doch im Schlaf passierte es immer wieder, daß die verborgenen Erinnerungen an bessere Zeiten wieder an die Oberfläche gelangten.
Wenn das passierte, drängten sich die Dementoren um seine Zelle und rafften, soviel sie bekommen konnten.
Das war der Moment, an dem Sirius schreiend aufwachte und bereits wußte, daß er wieder einen Teil von sicher verloren hatte....
Langsam hörte Sirius' Herz auf zu rasen, er atmete zwei oder drei Mal tief durch und verdrängte seine Verzweiflung wieder tief in seinem Inneren. Als er einen Blick über seine Schulter warf, waren die Dementoren, bis auf die beiden Wachen, verschwunden. Nachdem es bei ihm nichts mehr zu holen gab, waren sie von seiner Tür gewichen.....aber wie lange würde es dauern, bis sie wiederkommen würden?
Sirius ließ sich an der Wand entlang auf den Boden gleiten und sah dem spärlichen Licht zu, wie es Schatten auf den kahlen Steinboden warf. Es mußte vielleicht elf oder zwölf Uhr sein, denn der Lichtschein schien fast Vertikal auf die Sonnenuhr, die Sirius auf de Boden der Zelle gezeichnet hatte.
Oft hatte Sirius etwas machen müssen, um nicht verrückt zu werden, um die Kontrolle über sich zu behalten, und wenn man genau hinsah, konnte man an den Wänden und auch auf den Boden seiner Zelle eine Unmenge von Schriftzügen, Zeichnungen und Texten erkennen.
Sirius hatte entdeckt, daß einige der schwarzen Steine, die hier und dort aus der Mauer ragten, sich hervorragend zum schreiben eigneten.
So hatte er angefangen, eine Art Kalender zu führen, und immer wieder schrieb er in großen Buchstaben seinen Namen und sein Geburtsdatum an die Wand. Er wollte niemals vergessen, wer er war....
Als die Kälte aus Sirius' Knochen wieder ein wenig gewichen war, erhob er sich, zog ein Stück von dem schwarzen Stein aus der Wand, und widmete sich seiner Lieblingbeschäftigung, bei der er wieder einen klaren Kopf bekommen konnte.
Langsam zog er das schwarze Gestein bogenförmig über den Boden. Seine Sonnen - oder eher "Licht" Uhr bearbeitete er fast jeden Tag und vor allem in den Momenten, wenn ihm alles zuviel wurde.
Von irgendwo ertönte ein leises Stöhnen. Sirius' Finger umfaßten den Stein fester. Er ahnte, woher dieses Geräusch kam, er hatte es schon endlose Male gehört, und er wußte, daß ein Mensch, der so stöhnte, es nicht mehr lange machen würde.
Sirius war lang genug dagewesen, um über Azkaban und seine Bewohner so gut bescheidzuwissen wie kein Anderer.
Er hatte viele Gefangene hereinkommen, aber nur wenige wieder rausgehen sehen. Die Neuankömmlinge wurden an seiner Zelle vorbei in einen anderen Teil der Festung geführt, den Sirius nicht kannte.
Er hatte schon einige bekannte Gesichter gesehen und hatte oft dabei zugeschaut, wenn die Dementoren unten im Hof ein neues Grab schaufelten.
Dementoren witterten einen bevorstehenden Tod, und wenn es soweit war, schienen sie aufgeregt auf und ab zu schweben.
Sirius seufzte tonlos und setzte seine Arbeit fort. Er hatte schon oft die Schreie der Neuangekommenen gehört, aber schon nach ein paar Tagen wurden sie leiser, und nach und nach wurden sie still. Irgendwann wurden alle still.
Er hörte, wie ein Dementor an seiner Zelle vorbeihuschte. Sirius wartete, bis er wieder verschwunden war, um wieder mit dem Zeichnen zu beginnen. Doch kaum hatte er einen Strich gezogen, als schon der nächste Dementor kurz vor seiner Tür Halt machte und wieder weiterging.
Sirius zog die Augenbrauen zusammen und wartete. Der Stein rutschte ihm fast aus der Hand, als er auf einmal eine Stimme durch die dunklen Gänge hallen hörte. Eine menschliche Stimme.
Sirius hielt den Atem an und lauschte. Die Stimme kam näher, und langsam konnte er einzelne Sätze verstehen.
- Kommt mir nicht zu nahe, ich bin vom Ministerium, sagte die Stimme in einem scharfen Tonfall.
Sie war jetzt kurz vor Sirius' Zelle, dieser legte seinen Stein auf die Seite und erhob sich.
- Laßt die Wachen abtreten, befahl die Stimme erneut, ich will mit ihm alleine reden.
Sirius sah wie gebannt zu, wie sich die beiden Wachen vor seiner Tür zurückzogen, kurz bevor ein Gesicht zwischen den Gittern erschien.
Auf einmal war es Sirius, als hätte ihm jemand in den Bauch getreten, und er brauchte eine Sekunde, bis er wußte, wer ihm da gegenüber stand. Der Andere sah ihn etwas angewidert an, bevor er sich räusperte.
- Black? Kannst du mich verstehen?
Sirius verschränkte die Hände hinter seinem Rücken und musterte seinen Besucher.
- Klar und deutlich, Minister Fudge.
Sirius zuckte zusammen, als er den Klang seiner eigenen Stimme hörte. Sie war rauh und gebrochen. Im letzten Moment hielt er sich zurück, seine Hand vor den Mund zu pressen um laut aufzuschreien.
Auf Cornelius Fudges' Gesicht zeigte sich Erstaunen.
- Du weißt, wer ich bin?
Sirius nickte.
- Ja, ich weiß es.
Fudge tänzelte nervös von einem Fuß auf den anderen, und in Sirius' Augen flackerte ein Augenblick lang Triumph. Anscheinend wäre es Fudge lieber gewesen, wenn er nur dagesessen und geradeaus gestarrt hätte. Die Finger des Ministers krallten sich um seine Zeitung.
- Nun....ich...Fudge räusperte sich, ich komme vom Ministerium mit der Aufgabe, nach dir zu sehen.
Black trat einen Schritt auf die Tür zu und bemerkte mit perversem Entzücken, wie bleich Fudge in diesem Augenblick wurde.
- Wollen die Herren vom Ministerium wissen, wie es um meine Gesundheit steht?
Fudge faßte sich wieder.
- Nein Black, ich füchte nicht. Sie wollen eher wissen, wie es dir in Azkaban ergeht.
Sirius blickte Fudge geradewegs in die Augen.
- ...Es - geht, sagte er, indem er jede Silbe betonte.
- Gut...nun....werde ich wieder gehen müssen, ich habe noch viel zu erledigen, sagte der Minister, der wohl nicht früh genug aus der dunklen Festung kommen konnte. Er entfernte sich etwas von Sirius' Zelle.
- Mister Fudge?
Widerwillig drehte sich dieser noch einmal um.
- Ja?
- Haben Sie ihre Zeitung schon durchgelesen?
Cornelius Fudge starrte Sirius verständnislos an.
- Meine Zeitung?
- Ja, ich möchte ganz gern das Preisrätsel lösen, gab Sirius zu Antwort.
Fudge nickte schnell.
- Oh ja, natürlich....
Unsicher ging er den Weg zurück und reichte Sirius seine Zeitung durch das Gitter.
- Danke, raunte Sirius.
Fudge antwortete mit einem schnellen Kopfnicken und ging so schnell wie möglich aus Sirius' Reichweite.
Sirius hörte zu, wie seine Schritte immer leiser wurden, bis sie schlißlich verhallten. Eine plötzliche Kälte verriet ihm, daß die beiden Wachtposten wieder vor seiner Zelle standen. Aber das war ihm im Augenblick nicht mehr so wichtig. Er setzte sich auf edn Boden und strich über die Zeitung. Endlich wieder etwas zu lesen!
Mit größter Vorsichtig legte er seinen kostbaren Schatz vor sich auf den Boden und betrachtete das Foto auf der ersten Seite.
Eine Hexenfamilie war darauf abgebildet, das kleine Mädchen ganz vorne winkte Sirius strahlend zu. Hinter ihnen konnte man die Pyramiden erkennen, Sirius' Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als er an die heiße Sonne Ägyptens dachte. Neugierig las er die dazugehörige Überschrift:
Arthur Wealsey gewinnt das große Preisausschreiben des Tagespropheten!
Diese Familie hat also ein Preisausschreiben gewonnen , dachte Sirius und begann den Artikel zu lesen. Er war nicht sonderlich lang, aber bei dem Gedanken, daß sich diese Familie für das Preisgeld einen Urlaub hatte leisten können gab Sirius ein Gefühl, den er früher als "Freude" bezeichnet hätte. Am Schluß des Artikels wurde noch erwähnt, daß fünf der sieben Kinder die Zauberschule Hogwarts besuchten.
Sirius dachte an seine eigene Zeit in Hogwarts zurück und betrachtete die lachenden Gesichter noch einmal genau...
Plötzlich blieb sein Blick an einem etwa dreizehnjährigen Jungen hängen, der den Arm um seine kleine Schwester gelegt hatte und herzlich lachte.
- Nein....., hauchte Sirius mit tonloser Stimme.
Er sprang auf, griff nach der Zeitung, lief zum Fenster und betrachtete das Foto noch einmal:
Auf der Schulter des Jungen saß eine ungewöhnlich große Ratte, der es in der heißen Sonne anscheinend viel zu warm war.
Sirius kniff die Augen zusammen und strich über die Zeitung. Es gab kein Zweifel:
An der rechten Vorderpfote der Ratte fehlte ein Finger: Der Zeigefinger....
Die Zeitung fiel zu Boden, doch Sirius merkte es nicht. Um ihn herum drehte sich alles. Ein neuer, schrecklicher Gedanke kreiste in seinem Kopf umher:
Peter.....er lebt, er ist in Hogwarts, er ist in Hogwarts, er ist in Hogwarts.....
Die daraufflogenden Tage und Nächte sah Sirius kaum an sich vorbeiziehen. Ein neuer Gedanke nahm seine ganze Zeit in Anspruch, eine Obsession, die selbst ein Dementor ihm nicht stehlen konnte:
Peter war noch immer am Leben, und als Ratte hatte er sich einen Platz in dieser Familie gemacht, dieser Junge würde ihn nächsten Monat nach Hogwarts mitnehmen, der ideale Ort für Peter.
Alles, was er dann tun konnte war warten, warten auf ein Zeichen seines Meisters, um dann zuzuschlagen.
Für Sirius gab es keinen Zweifel, daß Peters erstes Opfer Harry sein würde. Er wäre ihm ausgeliefert.
Er ist in Hogwarts , dachte Sirius immer wieder, während er in seiner Zelle auf und ab lief. Etwas mußte geschehen, um zu verhindern, daß Peter handeln konnte.
Aber niemand sonst kannte die Wahrheit, alle dachten, Peter wäre schon lange tot....und daß Sirius der Mörder war.
Wenn das nur stimmen würde , dachte Sirius wütend.
Er ging zum Fenster und sah hinaus. Wie immer war der Himmel über ihm stahlgrau, der Hinterhof mit Grabhügeln übersäht und das Wasser rings um die Festung pechschwarz.
Etwas mußte geschehen, sonst konnte es Peter gelingen, den letzten Potter auszulöschen. Und niemand anders als er selbst, Sirius, konnte handeln.
Ein verrückter, ein wahnsinniger Plan kam ihm langsam in den Sinn: Wenn er handeln wollte, dann mußte er sich selbst helfen, weil es sonst niemand für ihn tun würde. Er mußte das tun, was bisher keinem anderen gelungen war....
Er mußte aus Azkaban ausbrechen.
Tagelang wurde Sirius zum Beobachter, den Blick ständig auf die Tür gerichtet. Obwohl es ihm nach wie vor Schrecken bereitete, sah er die Dementoren genau an, fand heraus, wie sie sich bewegten und wie man am besten an ihnen vorbeikam.
Nach drei Tagen fühlte Sirius, daß der Moment gekommen war. Er riß daß Foto aus der Zeitung und schob es in die Tasche seines zerrissenen Gewandes, ging in die Mitte der Zelle, konzentrierte sich und verwandelte sich in einen Hund.
Diese Eigenschaft hatte er damals illegal in Hogwarts gelernt, und ein illegaler Animagnus zu sein hatte ihm in Azkaban sehr geholfen. Wenn er an manchen Tagen gespührt hatte, daß er nahe dran war, seinen Verstand zu verlieren, hatte er sich in einen riesigen schwarzen Hund verwandelt und sich unter dem Fenster zusammengerollt.
Als Hund waren seine Gedanken nicht mehr so scharf wie als Mensch, und die Dementoren verloren dadurch einen Teil ihrer Macht über ihn.
Auch jetzt fühle sich Sirius in seine Hundegestalt schon etwas besser. Er setzte sich neben die Tür und wartete mit gespitzten Ohren. Er wußte, daß wenn er erwischt wurde, sie ihm den letzten Rest seiner Seele nehmen und ihn in einem Zustand lassen würden, der schlimmer war als der Tod.
Dann, auf einmal, witterte sein feines Gehör das Näherkommen eines Dementors, der Schlüssel wurde umgedreht und die Tür einen Spalt breit geöffnet. Eine Knochenhand strecke sich ihm entgegen und legte eine halbvolle Schüssel auf den Boden.
JETZT! , dachte Sirius, als sich die Hand zurückzog. Er nahm all seinen Mut zusammen, sprang auf die offene Tür zu, huschte durch die schmale Öffnung und zwischen den Wachtposten hindurch.
Ein erregtes Zittern ergriff die Dementoren, doch sie schienen Sirius nicht orten zu können.
Dieser lief geduckt, immer an der Wand entlang. So schnell er konnte bog er in einen anderen Gang ein und versuchte, so wenig wie möglich zu denken.
Sirius hatte keine Ahnung, wo er sich genau befand, er wußte nur, daß er noch immer erwischt werden konnte. Der Gang führte ihn eine Treppe hinauf, und Sirius folgte dann einem endlosen Flur, der ihn anscheinend auf die Südseite der Festung zu führen schien.
Die riesige, dunkle Gestalt eines Dementoren erschien plötzlich auf dem Flur, Sirius preßte seinen schmalen Körper an die Wand und hielt den Atem an.
Mit geschlossenen Augen hörte er, wie der Dementor an ihm vorbeiging. Gleich darauf war er um die Ecke gebogen. Sirius öffnete die Augen wieder und hätte vor Erleichterung fast laut gelacht - sofern ein Hund eben lachen kann.
Auf Samtpfoten huschte er weiter durch den dunklen Gang, an mehreren Zellen vorbei, an denen er nicht stehenblieb.
Dann, endlich, nach einer Ewigkeit, erblickte Sirius Licht am Ende des Ganges. Zielstrebig ging er darauf zu und sah ein kleines Fenster, das, zum Glück, nicht vergittert war. Sirius drückte die Vorderpfoten gegen die Wand und sah aus dem Fenster: Er mußte sich tatsächlich auf der Südseite befinden, etwa zehn Meter unter ihm rauschte das Wasser gegen die Festungsmauer. Das Fenster war zu klein, um einen Mann durchzulassen, doch für den dürren Hund Sirius war das kein Problem.
Sirius ließ sich wieder auf seine Vorderpfoten fallen und ging ein paar Schritte zurück.
Ohne noch einen Gedanken daran zu verschwenden, daß er den Sturz vielleicht nicht überleben könnte, nahm er einen kurzen Anlauf und warf sich mit einem mächtigen Sprung aus dem Fenster.
Der Wind pfiff ihm durch das Fell, seine Pfoten ruderten ziellos in der Luft herum, als er zehn Meter in die Tiefe stürtzte.
Der Aufprall auf dem Wasser drückte Sirius die Luft weg. Er begann, mit einen Forderpfoten wie wild zu rudern, um nicht unterzugehen. Sein dichtes Fell sog sich mit Wasser voll und zog ihn nach unten, doch Sirius gab nicht auf.
Er kämpfte sich zurück an die Oberfläche und schwamm so schnell seine Pfoten es ihm erlaubten.
Langsam gewöhnte er sich an das eiskalte Wasser, und er dachte nur noch daran, sich so weit wie möglich von der Festung zu entfernen. Er wußte nicht, wohin er schwamm, doch solange er von Azkaban wegkam war ihm jede Richtung recht.
Um ihn herum sah er nichts als Wasser, und als er einen Blick zurückwarf erkannte er die Festung, die sich dunkel und drohend gegen den grauen Himmel erhob.
Sirius legte den Kopf aufs Wasser und ruderte verzweifelt, immer wieder dachte er daran, daß jeder Meter, den er zurücklegte, die Distanz zwischen ihm un der Festung vergrößerte.
Plötzlich kam Sirius in einen dichten Nebel und schwamm weiterhin immer geradeaus. Er ließ sich von seinem Instinkt immer in die gleiche Richtung leiten und hoffte, daß es die Richtige war. Lagsam wurde ihm kalt bis auf die Knochen, sein nasses Fell war so schwer, daß er das Gefühl hatte, einen Klumpen Blei zu schleppen. In einer seiner Vorderpfoten hatte er einen Krampf.
Doch auf einmal tauchte eine dunkel Form aus dem Nebel auf. Sirius blinzelte und sah wieder hin: Die Form war noch immer da....er befand sich kurz vor dem Festland!
Sirius vergaß seinen Krampf und schwamm so schnell er konnte. Er hatte es fast geschafft, und jetzt wäre es wirklich zu dumm gewesen, so nah am Ziel aufzugeben.
Als er näher kam erkannte Sirius einen Kieselstrand und ein paar Büsche. Ihm war, als würde das Wasser zunehmend wärmer werden, je mehr er sich dem Fenstland näherte.
Plötzlich fühlte er festen Boden unter seinen Pfoten. Er schleppte sich die letzten Meter bis zum Strand, schüttelte das Wasser aus seinem Fell und kippte dann erschöpft auf die Seite.
Eine Weile lang lag er völlig reglos da. Er spürte seine Beine nicht mehr und fragte sich ernsthaft, ob er jemals wieder aufstehen könnte. Sein ausgehungerter Körper war derartige Strapazen nicht gewöhnt, seine frührere Kraft hatte ihn schon lange verlassen.
Als er halbwegs wieder zu Atem kam, setzte er sich auf und verwandelte sich zurück in einen Menschen. Dann stützte sich auf den Ellbogen und richtete sich auf. Seine Beine zitterten gefährlich, doch irgendwie schaffte er es, bis zum Wasser zu gehen und in den Nebel zu blicken. Die Festung von Azkaban war nicht mehr zu sehen, sie lang irgendwo drüben, versteckt vor neugierigen Blicken verirrter Reisenden.
Als er zu seinen Füßen sah erblickte Sirius eine Gestalt im Wasser. Er erschrak furchtbar, und auch das andere Gesicht zeigte Schrecken.
Plötzlich wurde Sirius klar, das dieses leichenblaße, tote Gesicht sein eigenes war. Er beugte sich über das Wasser und betrachtete sein Spiegelbild.
Von der Wasseroberfläche blickte ihn Jemand an, den viele schon für tot erklärt hätten. Seine Wangen waren hohl und eingefallen, seine Augen, das einzig lebendige in seinem fahlen Gesicht waren tief in den Höhlen vergraben. Das schwarze Haar fiel ihm in langen Strähnen bis über die Schultern, und seine langen, dürren Hände waren die reinsten Klauen. Sein ganzer Körper wirkte starr und unnatürlich, und unter seinem zerschlißenen Gewand ließ sich jede einzelne Rippe erkennen.
Von dem jungen, gutaussehenden Mann war nichts mehr zu erkennen. Der wilde Sirius Black, der gern lachte und auf seinem Motorrad schon mancher Hexe den Kopf verdreht hatte, hatte in Azkaban sein Ende gefunden. Das, was noch von ihm übrig blieb, konnte nichts anderes mehr sein als ein dunkler Schatten vergangener Jahre.
Eine Weile ging Sirius den kahlen Strand auf und ab, bevor er sich wieder stark genug fühle, um seine Flucht fortzusetzen.
Hier konnte er unmöglich bleiben, denn die Dementoren würden ihn sofort jagen, wenn sie bemerkten, daß seine Zelle leer war. Es gab keine Zeit zu verlieren.
Nach einem letzten Blick in den Nebel verwandelte sich Sirius zurück in einen großen schwarzen Hund, und trottete landeinwärts.
