DISCLAIMER: Noch einmal zum Mitschreiben: Alle Figuren aus Harry Potter gehören
J.K. Rowling, und ich versuche erst gar nicht, ihr ans Wasser zu reichen,
sondern verbeuge mich vor ihrem Genie und leihe mir Sirius.
ANMERKUNGEN: Ich habe mich sehr über so viel Feedback gefreut, und möchte an dieser Stelle
einige Fragen beantworten, die ihr mir zugeschickt habt:
- Sirius' Augenfarbe ist eindeutig BRAUN, durch sein sehr blaßes Gesicht
fast schwarz.
- Resurrection wird aus etwa acht bis zehn Kapitel bestehen, und JA, es
wird einen dritten Teil geben. (Ähhhh...hoffe ich)
- Der Name von Sirius' ehemaliger Eule spricht sich OCKS-BOWW .
- Zeitrechnung: Ich bitte vielmals um Entschuldigung, die ganze Zeitrechnung
ein wenig durcheinander gebracht zu haben.
Da Harry Potter und der Gefangene von Azkaban 1999 erschienen ist, habe
ich die Zeitrechnung ab diesem Datum gemacht. Da Harry 1999 dreizehn
Jahre alt war, ist Harrys Geburtsjahr 1999 - 13 = 1986 !
Das Geburtsjahr der vier Rumtreiber ist also 1965 oder 1966.
Das bedeutet, unser Sirius ist etwa 35 Jahre jung!
So, und jetzt genug Mathe für heute, wenn ihr weitere Fragen / Kommentare
oder Kritiken machen wollt, sind sie gern gesehen.
Mailt an:
Kate_Mac_Leod@caramail.com
Viel Spaß.
***********************************************
KAPITEL 4 - Wie Hund und Katz
Sirius' erste Nacht in Hogwarts würde er so schnell nicht mehr vergessen. Den größten Teil davon verbrachte er damit, im verbotenen Wald nach einem Unterschlupf zu suchen.
Er hatte Glück, Hogwarts und Umgebung so gut zu kennen, und bald fand er die kleine Höhle, die er gesucht hatte.
Von draußen konnte man nichts erkennen, da das Einstiegsloch durch eine sehr enge Felsspalte ging, die hinter einem Busch verborgen lag. Die kleine Grotte war gerade einmal so hoch, daß Sirius aufrecht darin stehen konnte und etwa zweimal so groß wie ein Zugabteil.
Die erste Nacht schlief Sirius in Hundegestalt auf dem kalten Steinboden, doch als er im Morgengrauen mit einem steifen Rücken erwachte, schwor er sich, es sich auf die Dauer ein wenig bequemer zu machen.
Die ersten drei Tage und Nächte blieb Sirius im Wald, er wagte es noch nicht, einen Ausflug Richtung Hogwarts zu machen. Der Dementor im Zug hatte ihm eindeutig bewiesen, daß man ihn tatsächlich in der Nähe der Schule vermutete. Das Risiko, so dicht vor dem Ziel gefaßt zu werden, wollte Sirius auf keinen Fall eingehen.
Trotz knurrendem Magen hatte Sirius Zeit, gründlich über den weiteren Verlauf der Dinge nachzudenken. Er dachte über mehrere Möglichkeiten nach, ungesehen in das Schloß zu kommen, doch jedes Mal, wenn er dachte, die Lösung gefunden zu haben, kam ihm etwas dazwischen.
Zwar er einer der Schüler gewesen, die Hogwarts wie ihre Westentasche kannten, doch Lupins' Anwesenheit konnte alles ruinieren. Remus kannte alle Geheimnisse ebenso gut wie Sirius selbst, und vielleicht vermutete er ebenfalls, daß sein alter Schulfreund einen Einbruch wagen würde.
Sirius fragte sich, ob Remus Dumbledore von seinen Fähigkeiten als Animagi erzählt hatte. Bei dem Gedanken bekam Sirius Angst, auch als Hund erkannt und gefaßt zu werden. Aber schließlich schaffte er es, sich diesen Gedanken wieder auszutreiben, indem er sich sagte, daß Remus in diesem Fall zugeben müßte, Dumbledores' guten Willen damals ausgenutzt zu haben.
Mitten im verbotenen Wald war Sirius also sicher....fürs Erste.
Als er es am Morgen des dritten Tages zum vierten Mal verpatzte, eine Kaninchen zu fangen, begann sein Hunger stärker zu werden als seine Angst.
In Hundegestalt lief er bis zum Rande des Waldes, sah sich um, und als er sich sicher war, daß keiner ihn beobachtete, rannte er den Weg entlang an Hagrids Hütte vorbei und drehte kurz vor dem Schloß nach rechts. Dann lief er die Straße nach Hogsmeade entlang.
Diesen Weg war es seit Jahren nicht mehr gegangen, aber trotz den fast vierzehn Jahren, die verstrichen waren, hatte sich an diesem Weg kaum etwas geändert. Sirius hätte ihn auch jetzt noch mit geschloßenen Augen gehen können, denn nur zu gut kannte er die enge Straße, auf die er wohl hundert Mal gegangen war, in Begleitung von James, Remus und Peter.
Auch Hogsmeade selbst hatte sich nicht verändert, schon von weitem erkannte er die Häuser, die Geschäfte, das Gasthaus und die Post.
Sirius setzte sich einen Moment lang auf den Weg und sah sich Hogsmeade in der Morgensonne an. Wieder seufzte er bei dem Gedanken, daß alles so geblieben war, wie er es in Erinnerung hatte, aber daß er selbst sich sehr verändert hatte. Dann schüttelte er sein dichtes, schwarzes Fell und ging langsam den Weg hinunter. Zu seiner Erleichterung kamen ihm keine Menschen entgegen, doch er ging weiterhin dicht an den Hauswänden entlang.
Zwar waren Hunde in Hogsmeade keine Seltenheit, doch Sirius fürchtete noch immer von einem Auror enttarnt zu werden.
Sirius Magen knurrte, als er an Honeydukes' Schaufenster vorbeiging, und er erinnerte sich noch sehr gut an die Zeit, an der er dieses Geschäft mindestens einmal im Monat, wenn nicht öfter, betreten hatte.
Damals war er nie allein in Hogsmeade gewesen, sondern immer zusammen mit James, Remus und - wie bereute er es jetzt. - mit Peter.
Vor der Tür zum Cafe Three Broomsticks blieb er stehen. Auch diesen Eingang kannte er, doch es war seit seinem letzten Butterbier schon soviel Zeit vergangen.
Als Sirius hochblickte, entdeckte er einen Zettel an der Tür, der schwach leuchtete und so die Aufmerksam der Gäste auf sich zog.
Ein kalter Schauer jagte über Sirius' Rücken, als er ihn las:
Das Ministerium informiert die Bewohner
von Hogsmeade, daß es den Dementoren
gestattet wurde, den Ort in der nächsten
Zeit zu bewachen.
Die Einwohner von Hogsmeade werden
deshalb freundlich gebeten, nach Einbruch
der Dunkelheit in ihren Häusern zu bleiben.
Besten Dank für Ihr Verständnis.
Cornelius Fudge, Minister der Magie.
Sirius konnte ein leises Jaulen nicht zurückhalten, als er an die Dementoren dachte. So weit war er gelaufen, und doch hatte er es nicht geschafft, ihnen ein für alle Mal zu entkommen.
Und jetzt waren die Dementoren sogar in Hogsmeade. Wie lange würde es dauern, bis sie auch auf dem Schulgelände und im Wald zu finden sein würden?
Schnell verdrängte Sirius diesen Gedanken wieder und wendete den Blick ab.
In diesem Augenblick ging die Tür auf, und eine Frau in den besten Jahren trat hinaus. Sie hatte ein hübsches, rundliches Gesicht und glänzende Stöckelschuhe.
Als sie Sirius vor der Tür sitzen sah, lächelt sie und ging in die Hocke.
- Na du? Dich habe ich hier noch nie gesehen...wo kommst du denn her?
- Rosmerta!, rief Sirius glücklich, doch er brachte nur ein Bellen zustande. Einen Augenblick lang hatte er alles um sich herum vergessen, als er in Rosmertas Gesicht geblickt hatte. Er hatte sie seit seiner Schulzeit nicht mehr gesehen, doch sie hatte sich nur wenig verändert. Sie war noch immer die gleiche hübsche Frau mit dem freundlichen Gesicht geblieben.
Rosmerta strich dem schwarzen Streuner über das dichte Fell.
- Worauf wartest du hier, hm? Hast du Hunger?
Wieder meldete sich Sirius' Magen mit voller Stärke. Er blickte seine alte Bekannte an. Wieder lächelte die hübsche Wirtin und erhob sich wieder.
- Komm mal mit, wir finden sicher etwas für dich in der Küche.
Sie machte die Tür auf, und Sirius ging hinein. Rosmerta ging an ihm vorbei in die Küche, ohne zu bemerken, daß der große Hund ihr nicht mehr folgte.
Sirius war stehengeblieben und drehte den Kopf in alle Richtungen. Selbst im Inneren der Bar hatte sich nichts verändert. Die breite Holztheke glänzte nach wie vor, die kleinen Tische waren beinahe alle noch unbesetzt. Sirius' Blick wanderte in die Ecke zu einem der Tische, der etwas abseits von den anderen stand. Einen Moment lang schloß Sirius die Augen und seufzte leise.
Von weitem konnte er James' Stimme hören.
- Der letzte Gang geht von hier aus nach rechts, direkt in den Keller von Honeydukes. Remus, etwas dunkler an dieser Stelle.
Remus kniff die Augen zusammen und fuhr langsam mit der Feder die Strecke entlang, die James ihm angezeigt hatte. Dann hob er die Feder und strahlte wie ein großer Künstler. Der eben gezogene Strich verschwand plötzlich wieder.
Die vier etwa fünfzehnjährigen Jungen beugten sich über das Stück Pergament. Einige Sekunden lang herrschte unter ihnen Stille, als sie ihr Werk bestaunten.
Dann hob James den Kopf und grinste breit.
- Leute, ich glaube, wir sind fertig.
Er krämpelte die Ärmel seines Gewandes hoch.
- Das ist ein großer Moment, flüsterte er seinen Freunden zu.
Sirius grinste breit.
- Unser Werk, Leute.
Er sah sich verstohlen um und grinste noch verschwöhrerischer.
Die vier Jungen steckten erneut die Köpfe zusammen und griffen nach ihren Zauberstäben.
- Wir schwören, daß wir nichts gutes im Schilde führen, flüsterten sie alle zusammen und berührten das Stück Pergament mit ihren Zauberstäben.
Sofort begannen auf dem Pergament die ersten Linien zu erscheinen, immer mehr und mehr, kreuz und quer durch das Blatt, bis nach und nach eine Karte zum Vorschein kam. Es war die genaue Karte von Hogwarts und Umgebung, mit allen Geheimgängen und versteckten Kammern.
Sirius, James, Peter und Remus sahen einander an und strahlten.
Remus' blaue Augen glänzten.
- Wir haben es geschafft! Wir haben es endlich geschafft!!
- JUHUU!, rief Peter und sprang auf.
Einige Gäste drehten sich in seine Richtung und sahen zum Tisch der vier Rumtreiber hinüber. Sirius faßte Peter am Ärmel seines Gewandes und zog ihn auf seinen Stuhl zurück.
James grinste.
- Jetzt nur nicht aus der Ruhe bringen lassen, Jungs....
Remus begann zu lachen.
- Das wird die beste Zeit unseres Lebens!
Die vier Rumtreiber sahen einander an und grinsten wissend.
James räusperte sich, nahm die Karte und reichte sie Remus.
- Du zuerst, Remus. Du bist der Künstler.
Remus nahm sie, legte sie auf den Tisch und tauchte die Feder kurz ein. Dann schrieb er unten in die rechte Ecke, langsam und bedächtig:
Moony
Zufrieden sah er sich seine Unterschrift an, bevor sich kurz aufleuchtete und verschwand. Dann reichte er die Karte an Peter weiter, der vor lauter Eifer leuchtend rote Backen bekommen hatte. Dieser verewigte sich in der unteren Ecke links.
Wormtail
Nach Peter kam Sirius an die Reihe. Zufrieden sah er sich die Karte an und nickte nur. Dann strich er über das Pergament, legte die Federspitze rechts oben an und schrieb langsam, sehr langsam, einen Buchstaben nach dem anderen:
Padfoot
Dann nahm er die Karte und hielt sie James unter die Nase. Dieser rückte seine Brille zurecht, holte tief Luft und schrieb seinen Spitznamen in die letzte freie Ecke:
Prongs
Als auch dieser Name verschwunden war, wurde das Pergament einen Moment lang wieder ganz leer. Dann, als ob eine unsichtbare Hand plötzlich angefangen hatte zu schreiben, tauchten auf dem gelblichen Pergament neue Wörter auf:
Die Herren Moony, Wormtail, Padfoot und
Prongs haben die Ehre, Ihnen die
KARTE DES RUMTREIBERS vorzustellen.
Dieses Mal konnte keiner von ihnen sich noch länger zurückhalten. Ein einstimmiges Johlen kam plötzlich aus der halbdunklen Ecke des Cafés The Three Broomsticks.
Jetzt drehten sich fast alle Köpfe in ihre Richtung, doch Sirius und seinen Freunden war das jetzt nicht mehr so wichtig. Erst als sie plötzlich eine Stimme neben ihrem Tisch hörten, wurden sie augenblicklich still.
- Nun, Jungs? Was habt ihr denn heute zu feiern?
Professor Albus Dumbledore stand vor ihrem Tisch und sah sie lächelnd an.
- Oh, Guten Tag, Herr Professor, sagte James schnell, während Sirius die Karte diskret unter dem Tisch verschwinden ließ.
- Ihr vier scheint mir ja heute bei bester Laune zu sein, sagte er mit dem gleichen freundlichen Lächeln.
- Ja, wir haben....gute Laune heute, sagte Remus und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
- Au! rief er, als Sirius' Fuß gegen sein Scheinbein trat.
Dumbledores Augen lachten, doch er tat noch immer so, als hätte er nichts bemerkt. Dann drehte er sich zu Peter, der schon die ganze Zeit auf seinem Stuhl hin und her rutschte.
- Hallo Peter, na, wie geht es dir heute?
Peter strahlte über das ganze Gesicht.
- Sehr gut, danke Professor.
Jetzt konnte selbst Dumbledore sein Lachen nicht mehr zurückhalten.
- Ich weiß zwar nicht, welchen Unsinn ihr vier schon wieder treibt, aber ich möchte, daß Hogwarts wenn möglich heute Abend noch steht!
Dumbledore lächelte als sein Blick James Potter und Sirius Black streifte.
- Versprochen, Professor, antwortete Sirius und hob die rechte Hand. James hatte alle Mühe, sein Lachen zurückzuhalten. Dumbledore sah Sirius an und nickte lächelnd.
- Und an so einem heißen Tag wie heute solltet ihr euch etwas zu trinken bestellen. Du hast schon richtig glühende Wangen, Peter!
Dumbledore sah die vier Jungs noch einmal an und ging zum Ausgang, wo schon jemand auf ihn wartete. Die junge Lehrerin Minerva McGonagall warf den vier Rumtreibern einen warnenden Blick zu und verschwand hinter Dumbledore.
- Das war knapp, sagte Sirius seufzend und holte die Karte wieder hervor.
- McGonagall haßt mich, flüsterte Peter.
James nahm Peter bei den Schultern.
- Ach Unsinn, sie ist nur streng, und das mit dem Kanarienvogel bekommen wir schon hin.
Sirius grinste, als er sich daran erinnerte, wie Peter seinen Kanarienvogel in einen gelblichen Stacheligel mit Flügel verwandelt hatte, der noch weitere drei Tage durch das Klassenzimmer geflattert war, bevor er endlich eingefangen worden war.
James schob die Karte in seine Tasche und gab sich alle Mühe, Peters' Laune wieder zu heben.
- Dumbledore hat recht.
- Womit?, fragte Sirius neugierig.
James grinste seinen besten Freund an.
- Damit, daß wir uns etwas zu trinken bestellen sollten.
Sirius lachte und stand auf.
- Ich gehe.
Remus legte den Kopf in die Arme und grinste Sirius an.
- Seltsam, warum gehst du immer, wenn Rosmerta Dienst hat?
James und Peter lachten laut, Sirius warf Remus einen abweisenden Blick zu.
- Weil ihr keine vier Krüge Butterbier tragen könnt, ohne gleich die Hälfte davon zu verschütten.
- Wenn ich es mir recht überlege, helfe ich dir beim Tragen, sagte James schnell und folgte Sirius.
Sirius drehte sich nach James um und grinste ihn breit an.
- Danke für deine unerwartete Hilfe, James.
James' Augen funkelten.
- Oh bitte, was tut man nicht alles für seinen besten Freund.
Keine fünf Minuten später saßen die vier wieder an ihrem Tisch, jeder mit einem großen Krug Butterbier. James lächelte selig.
- Nach drei Jahren Arbeit ist es endlich soweit. Wir haben es endlich alle geschafft, richtige Animagi zu werden, und heute ist unser gemeinsames Werk endlich fertig.
James hob seinen Krug.
- Es kommen goldene Zeiten auf uns zu.
Sirius hob sein Glas ebenfalls.
- Du sagst es. Na dann, auf zukünftige Abenteuer.
Die vier Rumtreiber stießen an.
Goldene Zeiten...oh James ....
Sirius sah den kleinen Tisch jetzt nur noch verschwommen durch seine halb geschlossenen Augen. Auf einmal fühlte er den Kontakt einer warmen Hand auf seinem Fell.
- Na was ist denn los mit dir?
Sirius hob den Kopf und sah Madam Rosmerta, die eine breite Schüßel in den Händen trug. Sie blickte den großen Hund besorgt an. Dann bückte sie sich und strich Sirius über den Kopf.
- Ich habe etwas in der Küche für dich gefunden, sagte sie tröstend, na komm.
Sirius folgte ihr langsam durch den Raum zum Ausgang. An der Tür drehte er sich noch einmal um und sah den kleinen Tisch in der Ecke an. Rosmerta hielt dem großen Hund die Tür auf und Sirius setzte sich draußen auf den Weg.
Rosmerta lächelte ihn freundlich an, das selbe Lächeln, das Sirius noch von früher kannte.
Sie erkennt mich! , fuhr es ihm plötzlich durch den Kopf. Aber im nächsten Augenblick wußte er, daß es nicht sein konnte. Es lag in Rosmertas Natur, auch zu Hunden freundlich und hilfsbereit zu sein.
Sie legte ihm eine volle Schüßel mit einem großen Stück gerauchtem Schinken vor die Nase. Sirius hob den Kopf.
- Danke Rosmerta, sagte er, und die hübsche Wirtin schien sein Bellen verstanden zu haben.
- Laß es dir schmecken, mein Großer.
Das ließ sich Sirius nicht zweimal sagen. Er machte sich über den Schinken her. Seit Tagen hatte er nichts anständiges mehr gegessen, und dieser Schinken erschien ihm die schönste Sache auf der Welt zu sein. Rosmerta fuhr ihm durch das Fell, stand auf und ging hinein. Sirius hatte es kaum bemerkt, erst, als auch das letzte Stückchen verschwunden war, sah er wieder hoch auf die noch menschenleere Straße.
Eigentlich hätte Sirius warten wollen, warten, bis Rosmerta wieder erscheinen und ihn anreden würde. Er hatten ganz vergessen, wie erleichternd es war, eine vertraute Stimme zu hören. Doch irgendwie ahnte er, daß er hier besser nicht bleiben sollte.
Wenn er Harry wirklich helfen wollte, dann mußte er zuerst an seine eigene Sicherheit denken, denn in erneuter Gefangenschaft würde er dem jungen Potter nicht viel nutzen.
Er würde eines Tages wiederkommen und Rosmerta danken, dann würde sein Name wieder reingewaschen sein. Aber jetzt mußte er sich in Sicherheit bringen, bevor er auffiel.
Sirius stand auf und trottete die Straße hinunter. Es quälte ihn, sich nicht umzudrehen, doch sonst wäre er womöglich doch noch umgekehrt. Sirius lief schneller, lief durch Hogsmeade hindurch in Richtung Hogwarts zurück.
Langsam wurde es wärmer, die Sonne schien über den Weg, sodaß Sirius aussah wie ein schwarzer Fleck an einem sonnigen Septembervormittag. Als er in die Nähe des Schloßes kam, duckte er sich ängstlich und schlich durch den Park, ohne von einem der Schüler gesehen zu werden.
Plötzlich hörte er es ganz in der Nähe schnaufen. Leise schlich er den Weg entlang und erblickte Hagrid, der damit beschäftigt war, einen jungen Baum in ein eben geschaufeltes Loch einzupflanzen.
Sirius sah ihm eine Weile dabei zu, wendete sich dann um und lief zurück zum verbotenen Wald.
Als er an Hagrids Hütte vorbeikam, sah er, daß die Tür offen stand. Eigentlich hätte er weitergehen müssen, doch die Neugier war stärker.
Sirius sah sich vorsichtig um und schlich in die Hütte. Zu seinem Glück schien auch keiner von Hagrids Haustieren zu Hause zu sein. Sirius machte ein paar Schritte und sah umher. Als Junge war er mit James oft bei Hagrid gewesen, und seit seiner Schulzeit hatte sich in dieser Hütte so gut wie nichts verändert. Wieder jaulte Sirius kleinlaut, als er an bessere Zeiten, an seine Tage in Hogwarts und an seine Freunde dachte, doch im nächsten Moment schüttelte er verärgert den Kopf.
Jetzt NIMM dich zusammen , dachte er wütend und machte entschloßen kehrt.
Gerade wollte er die Hütte verlassen, als etwas funkelndes in einer Ecke seine Neugier anstachelte.
Hinter einer Kommode, eingeklemmt zwischen dem Holz und der Hauswand lag ein langes Messer.
Wahrscheinlich war es einmal ungesehen von Hagrid hinter die Kommode gefallen.
Sirius ging darauf zu und sah es an. Plötzlich wußte er, was ihm zu tun blieb. Schnell sah er sich um, und nahm menschliche Gestalt an. Dann bückte er sich und zog das Messer hervor. Er drehte es hin und her und ließ die Klinge aufblitzen. Sirius schloß vor Ekel die Augen. Er konnte kaum glauben, was er da tat. Sollte er jetzt wirklich zum Mörder werden?
Ich muß es nicht benutzen , sagte er sich, doch das flaue Gefühl in seinem Magen blieb. Schon spielte er mit dem Gedanken, das Messer wieder zurückzulegen, als er spührte, daß ein fremder Blick auf ihn gerichtet war. Eine Sekunde lang hielt er den Atem an und wartete darauf, sofort von einem Fluch zu Boden geworfen zu werden, doch nichts geschah.
Langsam drehte er sich um und sah zur Tür.
Mitten auf der Schwelle saß der größte Kater, der Sirius seit langem über den Weg gelaufen war. Die großen, bernsteinfarbenen Augen glühten ihm entgegen, und das rot-orangene Fell war steil nach oben gesträubt.
Sirius trat auf das Tier zu, doch der Kater rührte sich nicht von der Stelle. Einen Moment lang sahen sich die beiden an, bis Sirius von weitem Hagrids Stimme hörte.
- Fang! FAAAAAAANG! Wo steckst du schon wieder?
Ein kalter Schauer jagte über Sirius' Rücken. Er zögerte er keinen Augenblick länger, nahm das Messer zwischen die Zähne und verwandelte sich zurück in einen Hund.
Zu seinem Erstaunen bewegte sich der Kater immer noch nicht von der Stelle. Als Sirius näher kam, begann er zu fauchen.
Noch zögerte Sirius, doch als er wiederum Hagrids Stimme hörte, wußte er, daß er keine Zeit mehr verlieren dürfte.
Ohne eine Sekunde länger nachzudenken nahm er Anlauf und sprang über den Kater hinweg, dessen Fell noch immer steil in die Höhe ragte.
Ohne noch eine weitere Minute zu verlieren rannte Sirius Hals über Kopf in den Wald hinein, das Messer noch immer zwischen den Zähnen und mit dem Gefühl, nun wirklich nichts anderes zu sein als ein Sträfling.
Als er endlich schwer atmend vor seiner Höhle ankam, beeilte er sich, durch die Öffnung zu kriechen und sich in die hinterste Ecke zu setzen. Das Messer ließ er vor seine Forderpfoten fallen und verwandelte sich zurück. Von dem Schrecken war ihm immer noch sehr elend, und er setzte sich auf den Boden, um erst einmal wieder nach Atmen zu ringen.
Sein Blick fiel erneut auf das Messer, daß er mit dem Fuß gegen die Wand schleuderte. So tief wollte er auf keinen Fall sinken.
Zwar hatte Sirius jetzt einen vollen Bauch, was nach all den Tagen auch willkommen war, doch hatte er sich noch nie richtig Gedanken gemacht, wie es wohl sein würde, einen Winter in dieser Höhle zu verbringen.
Sirius faßte sich ein Herz und stand auf. Vor Anbruch der Dunkelheit wollte er sich hier ein halbwegs gemütliches Lager erstellt haben. Er hatte es langsam satt, als Hund auf dem harten Steinboden zu schlafen. Wieder zwängte er sich durch die Felsspalte und sah sich zuerst prüfend um.
Der Wald war so still wie immer, und um ihn herum war niemand zu sehen. Sirius trat ins Freie und begann, nach Feuerholz zu suchen, um es in der Nacht wenigstens ein bißchen warm zu haben.
Als er sich nach einem trockenen Ast bückte, erblickte er plötzlich unweit von sich einen kleinen Schatten, der im nächsten Moment verschwunden war. Sirius ließ das Holz fallen und ging entschloßen auf die Stelle zu. Vorsichtig zerteilte er das Laub und blickte sich um.
Vor ihm auf dem Boden saß der orangene Kater und funkelte ihn an.
Als Sirius die Hand nach ihm ausstreckte, verschwand er in einem Busch.
Sirius stand auf und sah dem Tier nach. Ganz geheuer war ihm dieses Katzenviech nicht, und irgend etwas hatte ihm verraten, daß der Kater WUßTE, wer er wirklich war. Er würde sich hier sogar vor Katzen in acht nehmen müssen....
Etwas Miaute auf einmal laut hinter ihm: Der Kater saß da und sah ihn an, die Ohren aufgerichtet, den Kopf hoch angehoben. Diesmal war Sirius vorsichtiger: Er ging in die Hocke und betrachtete den Kater. Als schön konnte man das Tier bestimmt nicht bezeichnen, da das Gesicht des Katers so aussah, als wäre es unter eine Plattwalze gekommen. Sirius aber war von den Augen fasziniert: Leuchtende, intelligente Augen.
Sehr langsam streckte er eine weiße, knochige Hand nach dem Tier auf und fuhr durch das dichte Fell. Der Kater ließ es geschehen, stand dann wieder auf und schlich um Sirius herum.
- Was denn?, fragte Sirius leise, als der Kater ihn interessiert ansah.
Als ob er jedes Wort von Sirius' gebrochener Stimme verstanden hatte, richtete der dicke Kater die Ohren auf und schnurrte laut. Zum ersten Mal seit Wochen lächelte Sirius.
Der Kater setzte sich neben ihm und sah ihn fragend an. Sirius betrachtete den Vierbeiner und zuckte mit den Schultern.
- Vielleicht ist es gar nicht verkehrt, daß du mich besuchst.
Als Antwort schnurrte der Kater noch lauter.
Aus den Tagen wurden Wochen, Oktober kam und mit ihm auch der Herbst. Es wurde merklich kälter, und Sirius hatte alle Mühe, sich in kalten Nächten wenigstens ein wenig zu wärmen.
Er hatte es inzwischen fertiggebracht, sich aus Moos, Laub und ein paar Stoffresten, die er aus Hagrids Hütte gestohlen hatte, ein recht bequemes Lager zu bauen.
Mit der Dunkelheit des Herbstes kam auch Sirius' Angst immer öfter zum Vorschein. Er hatte es in den vergangenen zwei Wochen insgesamt drei Mal versucht, in die Nähe des Schloßes zu kommen, um sich unbemerkt in den Geheimgang zu schleichen, doch bei seinem letzten Versuch wäre er fast mit einem Demetor zusammengestoßen.
Er konnte sich noch genau an den Schrecken erinnern, und an die Kälte, die auf einmal wieder da war, stärker denn je. Er hätte schwören können, ganz deutlich Peters lachen gehört zu haben.
Sein einziger Besuch bestand aus dem orangefarbenen Kater, der sich immer öfter blicken ließ und ihm manchmal sogar einige Fetzen Stoff, Zeitungen und einmal sogar einen Korb voll mit Frühstücksbrötchen brachte.
Sirius mochte Kater, wie er ihn im Gedanken immer nannte. Er war sich sicher, daß dieses Tier jedes Wort verstand, das er sagte. Jedenfalls hatte sich Sirius' neuer Freund in den Kopf gesetzt, ihm bei seinem Unternehmen zu helfen.
In manchen Nächten, als es besonders kalt und dunkel wurde, hörte Sirius es plötzlich dicht neben sich schnurren. Dann lächelte er und strich mit der Hand durch das dichte Fell des Katers.
In solchen Nächten war er glücklich, nicht allein zu sein. Er erzählte dem Tier von James. Immer wieder kamen ihm die selben Worte. Immer und immer wieder erzählte er die gleiche Geschichte von Freundschaft, Verrat und einem verlorenen Leben.
Sein orangegetiegerter Freund lauschte mit gespitzten Ohren und sah ihn mit bernsteinfarbenen Augen groß an. Dann schnurrte er lauter und kletterte auf Sirius' Schoß, wo er sich zusammenrollte.
Oktober kam und ging. Die Halloweennacht war kalt und dunkel. In Halloweennächten war Sirius' Stimmung auf ihrem absoluten Tiefpunkt, und in dieser Nacht saß Sirius schlaflos vor dem Eingang zu seiner Höhle und sah zum Himmel hinauf. Der bleiche Mond erhellte die Umgebung gespenstisch, und Sirius zuckte zusammen, als ihm aus dem Gebüsch plötzlich zwei gelbe Augen anleuchteten.
- Ah, du bist es, flüsterte er erleichtert, als sich sein vierbeiniger Freund aus dem Schatten löste und mit hoch erhobenem Kopf auf ihn zukam.
Sirius strich dem Kater durch das Fell.
- Heute Nacht, mein Freund. Ich ziehe das heute Nacht durch.
Sirius erhob sich, ging in seine Höhle, und nach einigem Zögern holte er das Messer, daß er unter seinem Lager versteckt hielt, wieder heraus. Zwar wurde ihm beim Anblick der blitzenden Klinge wieder ein wenig flau im Magen, doch dieses Mal war sein Zorn stärker als alles andere.
Dreizehn Jahre lang hatte er auf diese Nacht warten müssen, aber jetzt würde er James und Lily rächen. Er konnte sich nichts vormachen: Irgendwie ließ ihn der Gedanken an Peter unter seiner Klinge lächeln. Zu lange schon hatte er gehofft, sich endlich an Peter rächen zu können, dafür, was er James und Lily angetan hatte, und nicht zuletzt für seine langen Jahre in Azkaban, für jedes Mal, daß er schreiend in seiner Zelle aufgewacht war.
Sirius schob das Messer in seinen Gürtel und trat hinaus ins Freie. Am Eingang saß der Kater und schien bereits zu warten. Das Tier hatte ihm in den letzten Wochen sehr geholfen, es hatte sogar einmal versucht, ihm Peter selbst zu bringen, doch sein Versuch war fehlgeschlagen.
Sirius schritt durch den Wald, der gelbe Kater lief dicht hinter ihm her. Der frühere Rumtreiber durchquerte den Wald mit einem schnellen und sicheren Schritt, denn er kannte die Gegend aus früheren Zeiten noch immer gut genug.
Als er aus dem Wald trat, rannte der Kater voraus und spitze die Ohren. Dann kam er zu Sirius zurück und schritt ihm voraus durch den Park auf das Schloß zu. Sirius lief schneller, bei jedem Schritt sah er sich vorsichtig um, ob nicht ein Dementor wie aus dem Nichts auftauchen und sich auf ihn stürzen würde.
Zum ersten Mal seit Wochen schien das Glück ihm nicht von der Seite zu weichen. Kein Dementor weit und breit, Sirius kam ungehindert zum Eingang eines Geheimganges, welches in die große Halle führte.
- Drachenzahn, flüsterte Sirius und drückte einen ganz bestimmten Stein etwas tiefer in die Mauer. Die Öffnung gab knarrend nach.
Sirius seufzte erleichtert, als er bemerkte, daß sich auch hier nichts geändert zu haben schien. Eine Hand auf seiner Klinge ging Sirius in den dunklen Gang hinein. Sein Katzenfreund blieb vor der Öffnung stehen, miaute kurz, so als wollte er ihm Glück wünschen, und war im nächsten Augenblick fortgelaufen.
Sirius schloß den Eingang hinter ihm und tastete sich durch die bekannte und gleichzeitig so fremde Dunkelheit. Seine Hände erkannten die Wand wieder, die er schon so lange nicht mehr berührt hatte.
Erinnerungen suchten ihn heim, und Sirius begann schneller zu gehen, um diesen Ort so schnell wie möglich wieder zu verlassen.
Nach einem für Sirius endlosen Marsch kam er endlich vor eine massive Steinmauer: Der Außstieg.
Sirius hatte keine Ahnung, wie spät es sein mochte, aber er hoffte, daß die Schüler noch in der großen Halle waren und ihn nicht stören sollten. Wieder einmal hielt Sirius den Atem an, als er die Hand gegen die lose Fläche drückte.
Vorsichtig spähte Sirius durch die schmale Öffnung in den dunklen Gang: Alles schien still und dunkel zu sein, die Fackeln an den Wänden warfen gespenstische Schatten auf den Boden, und überhall hingen Girlanden und riesige Kürbisköpfe.
Leise zwängte Sirius seinen dürren Körper durch die Öffnung und lehnte die Geheimtür an. Ihm würde wenig Zeit zum Fliehen bleiben. Langsam schlich er dem Gang entlang, am Lehrerzimmer vorbei, dann die breite Treppe hoch. Als er auf dem Flur plötzlich ein silbrig glänzendes Licht sah, versteckte er sich schnell hinter einer Rüstung.
Keinen Augenblick zu früh: Der Fast-Kopflose-Nick, einer der Hausgeister Hogwarts, schwebte an ihm vorbei, zerrte seine riesenhafte Halskrause zurecht und bog um die Ecke, ohne Sirius zu bemerken. Dieser erlaubte sich erst wieder zu atmen, als Nick um die nächste Ecke gebogen war und als es um ihn herum wieder dunkel wurde.
Er stand auf und ging weiter. Sirius wußte genau, wohin er mußte, kannte jeden einzelnen Gang und jede Ecke. Ein paar Rüstungen standen an einer anderen Stelle, einige Bilder waren verschwunden und durch neuere ersetzt worden, aber sonst hatte sich im alten Hogwarts nichts geändert. Selbst die morsche Treppe war noch da, die Sirius sorgfältig überschritt. Er lächelte bei der Erinnerung, wie oft er früher durch diese Stufe gebrochen war.
Oben angekommen vergewisserte sich Sirius, daß sich niemand in der Nähe befand und schlich auf den Eingang zum Gryffindorturm zu. Der dicke Koch, der den Eingeng zu Sirius' Zeiten bewacht hatte, war verschwunden, und an seiner Stelle hing ein großes Portrait einer nicht weniger dicken Dame in einem rosa Spitzenkleid.
Sirius holte tief Luft und trat dem Bild gegenüber. Die Frau blinzelte ihn müde an und rümpfte die Nase, als ihr Blick an Sirius' zerfetztem Gewand, dem bleichen Gesicht und den langen Harren hängenblieb.
- Paßwort?, fragte sie mißmutig.
Sirius räusperte sich und dachte angestrengt nach, welches Paßwort er damals in Hogwarts als letztes benutzt hatte. Doch schon bald stellte er fest, daß es nur verschwendete Zeit war, da die Paßwörter ständig gewechselt wurden. Er mußte es auf andere Weise versuchen.
- Ich weiß es nicht, aber ich muß hier unbedingt rein.
Die dicke Dame zog die Augenbrauen zusammen.
- Das könnte dir so paßen! Kein Paßwort, kein Eintritt.
Sirius spührte, wie sein Atem schneller wurde.Er konnte jetzt nicht aufgeben, nicht so dicht vor dem Ziehl. Er mußte an dieser Frau vorbeikommen, koste es, was es wolle.
- Hören Sie, ich MUß hier hinein! Es geht um Leben und Tod!
Die dicke Dame sah Sirius an wie ein störendes Insekt.
- Ich sagte doch: Kein Paßwort, kein Eintritt. Das wäre ja noch schöner.
Sirius' Hand begann zu zittern, er hatte das Gefühl, als könnte er Peter auf der anderen Seite der Mauer bereits spühren. Entschloßen ging er einen Schritt näher, doch die Dame ließ sich nicht einschüchtern lassen zu wollen.
- ICH-MUß-HIER-DURCH, sagte er langsam und bedächtig.
Die Frau hielt seinem dunklen Blick stand.
- Ich sagte NEIN.
An die Sekunden, die diesem Gespräch folgten, konnte sich Sirius später kaum noch erinnern. Er wußte nur noch, daß er im nächsten Augenblick das Messer in der Hand hielt und sich mit einem Wutschrei auf das Bild gestürtzt hatte. Wieviele Male er zugestoßen und die Klinge durch die Leimwand gefetzt hatte, hätte er nicht sagen können. Sirius stieß immer wieder zu, schneller und schneller, in seinen Ohren sauste es, von weitem hörte er Peters Lachen, jenes Lachen, daß ihn schon seit Jahren auf Schritt und Tritt folgte.
Als Sirius wieder halbwegs zu Besinnung kam, wurde ihm klar, was er eben angerichtet hatte. Peters Lachen hallte noch immer in seinem Kopf, und plötzlich bemerkte er, daß ganz in seiner Nähe wirklich jemand lachte.
Bleicher denn je hob Sirius den Kopf und sprang im letzten Augenblick auf die Seite, bevor eine schwere Vase vor seinen Füßen zerschellte.
Peeves, der Poltergeist drehte über Sirius seine Kreise und lachte gellend.
- Schlechte Laune, BLACK?, johlte er, daß die Wände um ihn herum zitterten.
Sirius wich an die Wand zurück, als Peeves einen erneuten Gegenstand nach ihm warf - diesmal eine Fackel. Als die lodernde Flamme nur wenige Zentimeter von Sirius' Kopf an der Wand zerschellte, löste ihn das aus seiner Starre.
Vom Ende des Ganges hörte man plötzlich laute Stimmen, die durcheinander redeten: Die Schüler kamen aus dem Festsaal hinauf.
Sirius verlor keine Sekunde mehr, drehte sich um und begann zu rennen.
Zitternd rannte er die Treppe hinunter, verfehlte in seiner Hast fast die letzte Stufe und konnte sich gerade noch vor einem Sturz bewahren. Die Stimmen hinter ihm wurden lauter, doch am lautesten war immernoch Peeves' Lachen. Sirius stürzte auf die Geheimtür zu, zwängte sich hindurch und zog die Öffnung wieder zu.
Ohne Luft zu holen rannte Sirius den Gang zurück, hinaus ins Freie und den Weg zurück zum Wald, ohne sich umzudrehen. Das Messer hielt er noch immer fest in seiner Hand.
