KAPITEL 6 - Schnee über Hogwarts
In den Tagen, die auf das vergangene Quidditchspiel folgten, machte sich Sirius in Hundegestalt immer wieder auf den Weg zum Schloß, schlich stundenlang im Park herum, ständig auf der Suche nach Harry oder wenigstens einer seiner Freunde. Seit seinem Unfall machte sich Sirius große Sorgen um ihn, und er hätte alles darum gegeben, ihn nur ein einziges Mal sehen zu können.
Der treue Kater blieb weiterhin an seiner Seite und stieß ihn immer wieder warnend an, wenn Jemand um die Ecke bog oder den Park durchquerte. Überhaupt waren die beiden ein Herz und eine Seele, ein Leben ohne seinen Vierbeiner konnte sich Sirius schon gar nicht mehr vorstellen. Er wußte zwar nicht, woher der Kater kam und wem er gehörte, doch das war seine letzte Sorge. Solange ihm in Hogwarts ein Freund blieb, konnte Sirius es sich erlauben, bei Anbruch der Dunkelheit oder in den ersten Morgenstunden durch den Schloßpark zu streifen.
Ab und zu, wenn er mit seiner Jagd im Wald mal wieder kein Glück hatte, schlug Sirius den Weg nach Hogsmeade ein, und meistens kam er mit vollem Magen und mit einer Ausgabe des im Maul wieder zurück. Zwar war es meistens die Ausgabe des Vortags, doch auch damit stellte sich Sirius weitgehend zufrieden.
Sorgfältig blätterte er durch die Seiten, ständig auf der Suche nach Neuigkeiten, die ihn vielleicht interessieren könnten. Einmal hatte er laut aufgelacht, als er auf einen Artikel stieß, in dem man behauptete, ihn irgendwo in Kairo gesehen zu haben.
Solchem Unsinn würde Dumbledore bestimmt nicht glauben, und das wußte Sirius. Er würde weiterhin dafür sorgen, daß man nach ihm suchte.
Außerdem waren die Dementoren noch immer in der Nähe. Schon so manches Mal war es für Sirius sehr knapp geworden, und er konnte von Glück reden, daß er noch nicht erwischt worden war.
Schon kurz nach Einbruch der Dämmerung - die jetzt schon gegen vier Uhr nachmittags einsetzte, spukten dunkle, spindeldürre Gestalten durch den Park und die Alleen.
Sirius haßte Dementoren, und doch gab es auf der Welt keine anderen Wesen, vor denen er sich so sehr fürchtete.
Trotzdem hatte er sich in diesen drei harten Monaten nie Gedanken gemacht, ob er Hogwarts nicht doch verlassen sollte, und vor allem jetzt, da Harry krank war, war Sirius fest entschlossen, in seiner Nähe zu bleiben.
Außerdem machte er sich Gedanken um sein Patenkind: James Potters' Sohn konnte nicht einfach von seinem Besen fallen, nein - etwas war in jenem Moment mit ihm passiert, und Sirius fiel wieder ein, daß die Dementoren nur unweit der Spielwiese gestanden hatten.
Hatte Harry sie gesehen? Wußte er, was diese Gestalten ihm antun konnten? Oder noch schlimmer, HATTEN sie ihm etwas angetan?
Sirius dachte fröstelnd an seine Zeit in Azkaban zurück, an all die Jahre, in denen er immer wieder versucht hatte, eine Ängste zu verbergen, all seine Erinnerungen so tief wie möglich in seinem Inneren zu verstecken, und doch war es ihm nicht immer gelungen.
Sirius wußte, wozu die Dementoren fähig waren. Diese Wesen riefen die dunkelsten Geheimnisse in einer Person wieder ans Tageslicht, und viele davon hielten das nicht lange aus. Er war lange genug in Azkaban gewesen, um zu wissen, wie schnell man den Verstand verlieren konnte. Sirius ahnte recht gut, was Harry dort oben gesehen oder gehört hatte.
Die letzten Novembertage verstrichen, ohne daß Sirius die Chance hatte, einen Blick auf Harry zu werfen. Er machte sich Sorgen um sein Patenkind, und zu gern hätte er sich noch einmal ins Schloß geschlichen - doch die Angst, früher oder später doch noch gefaßt zu werden, war größer.
Eines Morgens - es war Anfang Dezember - schien in Sirius' Höhle ein recht ungewohntes, helles Licht. Sirius warf die Decke von sich, setzte sich auf und sah sich um. Das Feuer in der Ecke war heruntergebrannt, sein Atem verwandelte sich in kleine Dunstwolken um seinen Mund. Er stand auf und zündete das Feuer wieder an, dann ging Sirius zum Eingang der Höhle und sah hinaus.
Es hatte geschneit.
Der Wald war mit einer dicken Schneeschicht bedeckt, und es schneite noch immer. Eine Weile lang blieb Sirius am Eingang der Höhle stehen und hob den Kopf. Schnee hatte er immer geliebt, und der erste Schnee des Jahres war einst für die vier Rumtreiber ein echter Grund zum feiern. Obwohl ihm langsam kalt wurde, stand Sirius weiterhin vor seiner Höhle und sah zu, wie der Schnee in dicken Flocken auf den bereits weißen Boden fiel.
Je länger er dastand und zusah, desto mehr Lust bekam er, durch den Schnee zu laufen, so wie er es früher immer gern getan hatte. Er ging ein paar Schritte und verwandelte sich. Dann begann er zu laufen.
Wie wild rannte Sirius durch den Wald, schlitterte über einen gefrorenen Bach, sprang mitten in einen Schneehaufen, stand wieder auf und schüttelte sein dichtes Fell. Zum ersten Mal seit mehreren Tagen war Sirius richtig warm, und ein paar Minuten lang vergaß er alles um sich herum. Er hatte einfach Spaß.
Er schlug die Richtung zum Schloß ein. Am Waldrand blieb er stehen und setzte sich in den Schnee. Sein schwarzes Fell war inzwischen weiß geworden, so daß er im dichten Schnee kaum noch zu sehen war.
Einige Schüler kamen langsam in seine Richtung. Schnell versteckte sich Sirius hinter einen Baum. Die Schüler kamen näher und schlugen dann die Richtung zu Hagrids Hütte ein.
Sirius sah sie an sich vorbeilaufen, und um ein Haar hätte er laut aufgelacht, als er Harry unter ihnen erkannte.
Er schien sich völlig von seinem spektakulären Sturz erholt zu haben, er ging mit zwei anderen Schülern, die Sirius schon einmal gesehen hatte: Der rothaarige Junge und ein Mädchen: Hermine.
- Das nächste Quidditchspiel ist in knapp zwei Monaten, und ich kann mit diesen Schulbesen beim besten Willen nichts anfangen!
Harry machte ein enttäuschtes Gesicht, das Sirius sofort an James erinnerte.
- Hör auf, dich zu beschweren, meldete sich Hermine zu Wort, du hättest tot sein können!
- Sei still, Hermine, warum mußt du dauernd den Teufel an die Wand malen?, sagte der rothaarige Junge.
- Wenigstens denke ich logisch, gab Hermine zurück.
Harry sah von einem zum anderen und ging schneller.
- Kommt, sonst kommen wir auch noch zu spät!
Die beiden folgten ihm. Sirius wartete, bis die drei außer Sichtweite waren und kroch aus seinem Versteck.
Jetzt war er sich sicher, daß es Harry gutging - bis jetzt zumindest.
Sirius war so erleichtert, daß er leichtfüßig zurück zu seiner Höhle lief. Seine Laune war besser denn je: Harry ging es gut.
Jetzt stellte sich Sirius eine neue Frage: Was konnte er für Harry tun? Er war Harrys Patenonkel, und es lag jetzt an ihm, dem Jungen zu helfen. Je länger er darüber nachdachte, desto sicherer war er sich, daß er sich um James Potters' Sohn kümmern mußte, und das begann damit, ihm zu einem richtigen Rennbesen zu verhelfen.
Er kam zurück in seine Höhle, schüttelte sich den Schnee aus dem Fell und nahm wieder menschliche Gestalt an. Dann setzte er sich ans Feuer und begann darüber nachzudenken, wie er am besten zu einem Weihnachtsgeschenk für Harry kommen konnte.
Geld war im Moment seine geringste Sorge, denn er besaß nach wie vor eine beachtliche Menge Gold in der Gringotts Bank. Es waren nun fast dreizehn Jahre vergangen, seitdem er das letzte Mal von seinem Guthaben Gebrauch gemacht hatte.
Dennoch war Sirius klar, daß er unmöglich selbst hingehen konnte, um etwas von seinem Geld abzuheben. Dann konnte er genauso gut selbst nach Azkaban zurückgehen.
Nein, es mußte eine andere Möglichkeit geben...
Eine Weile saß Sirius am Feuer und dachte angestrengt nach.
Auf einmal erhellte sich sein Gesicht, und ein Lächeln jagte über seine Züge:
Er wußte jetzt, was er zu tun hatte.
Sirius sprang auf und lief zum Ausgang. Der Nachmittag neigte sich dem Ende zu, und draußen war es schon fast dunkel. Sirius kümmerte sich wenig darum. Er verwandelte sich wieder in einen großen, schwarzen Hund und stürmte durch den verschneiten Wald.
Inzwischen hatte es aufgehört zu schneien, es war bitterkalt, und die ersten bleichen Sterne waren bereits am Himmel zu sehen.
Sirius rannte wie besessen zum Waldrand, bog nach links und schlug dann die Richtung nach Hogsmeade ein. Er erreichte das verschneite Städtchen in Rekordzeit. Schon von weitem sah er die Lichter der Schaufenster im Dunkeln leuchten.
Es waren nur wenig Leute auf der Straße und Sirius schlich immer dicht an den Häusern entlang. Keiner der Passanten beachtete den schwarzen Hund, der plötzlich vor einem der Schaufenster stehenblieb.
Mit großen Augen sah Sirius Berge von Süßigkeiten aller Art in langen Regalen stehen. Er saß da und fragte sich, wie lange es wohl her war, daß er etwas Süßes gegessen hatte, und wie lange es erst her war, daß er dieses Geschäft zum letzten Mal betreten hatte.
Sirius suchte in seinen Erinnerungen. Ein plötzlicher Windstoß blies ihm einige Schneeflocken auf seine Hundeschnauze - und da wußte er plötzlich wieder, wann es gewesen war...
Sirius verließ Zonko's Süßigkeitenladen als Letzter, schwer bepackt mit seinen Einkäufen. Draußen war es bereits dunkel, obwohl es erst kurz nach vier Uhr nachmittages war. Sirius stellte den Kragen seines Umhangs auf.
- Saukalt heute, murrte er.
Remus, der von Kopf bis Fuß zitterte, schien der gleichen Meinung zu sein. Auch Peter zitterte, seine breite Pelzmütze verdeckte ihm beinahe die Augen. Seine Einkäufe hielt er fest an sich gedrückt.
- Wenn du nicht endlos dringeblieben wärst, Sirius, dann wären wie jetzt bereits im warmen, sagte James mit einem Grinsen.
Sirius verstaute die Papiertüte in einen Großen Beutel, den er sich dann über die Schulter warf.
- Wenn man bei Zonko einkauft, muß man Zeit haben, belehrte Sirius seinen Freund.
- Ja, vor allem wenn man wie du gleich den halben Laden leerkaufen will!, rief Remus und lachte.
Sirius zuckte die Schultern.
- Ich brauche eben meine tägliche Ration. Außerdem ist bald Weihnachten.
- Willst du deine Süßigkeiten denn verschenken?, fragte Peter und zog seine Pelzmütze aus den Augen.
- Wo denkst du hin? Wenn es um Zonkos' Bonbons geht, hört bei mir die Freundschaft auf!
Sirius grinste den völlig verdutzten Peter an.
- Also, ich könnte jetzt ein warmes Butterbier vertragen, meldete sich Remus und rieb seine Hände gegeneinander.
- Ich auch, sagte Peter schnell.
- Dann sollten wir sehen, daß wir endlich ins Warme kommen, sagte Sirius und schlug die Richtung zu seinem Stammlokal, The Three Broomsticks, ein.
Remus und Peter folgten ihm, doch James war stehengeblieben.
- Geht schon einmal voraus, ich komme nach.
Sirius drehte sich um.
- Was ist los, James?
- Ich habe noch eine Besorgung zu machen, sagte James und lächelte.
Sirius ging zu seinem Freund zurück.
- Da komme ich natürlich mit.
Auch Remus und Peter hatten kehrt gemacht.
James allerdings schien das gar nicht recht zu sein.
- Ihr könnt ruhig schon gehen, ich komme gleich nach.
Sirius grinste.
- Junge, wir wollen doch aufpassen, daß du nicht zuviel Geld ausgibst.
James verdrehte die Augen und seufzte. Remus und Sirius sahen einander an und hielten mühevoll das Lachen zurück. Peter kämpfte unterdessen wieder mit seiner Mütze.
- Also gut, fügte sich James und ging voraus.
Seine Drei Freunde folgten ihm und wunderten sich, daß er nicht vor Dervish and Banks, dem Zauberladen haltmachte, so wie sie es sich zuerst gedacht hatten, sondern eine andere Richtung einschlug und in eine Seitenstraße bog.
Sirius und Remus sahen einander an und zuckten die Schultern. James ging bis zum Ende der Straße und hielt vor einem kleinen Laden.
- Ich bin gleich wieder da, sagte er schnell und verschwand im Inneren.
Sirius hob den Kopf und las das Schild, das über der Eingangstür hing. Die vergoldeten Buchstaben leuchteten in der Dunkelheit:
A. & M. Gorfindel - Schmuck und Geschenke
Seit 1699
Sirius lehnte sich an die Wand und sah zu, wie sein Atem in der kalten Luft kleine Dunstwölkchen bildete. Remus und Peter betrachteten das Schaufenster.
- Was will er denn HIER?, fragte Peter, dem das Ganze recht spanisch vorkam.
- Ich habe da so einen Verdacht, murmelte Remus mit einem geheimnisvollen Lächeln auf den Lippen.
Sirius hob den Kopf, sah hinüber zu Remus und grinste breit.
- Ich auch.
Nach knapp zehn Minuten erschien James wieder an der Tür. Schnell verstaute er etwas in seine Tasche, bevor er die Tür öffnete und der Laden verließ.
Sirius, Remus und Peter standen auf der Straße und grinsten ihn an. James rieb sich die Hände und betrachtete seine Freunde.
- Ist was?
- Zeig uns doch mal, was du da eben gekauft hast, bat Remus.
James ging an ihnen vorbei.
- Ach, das ist nichts. Kommt ihr jetzt was trinken, ja oder nein?
Sirius holte James ein und ging neben ihm her.
- Komm schon, James, UNS kannst du es doch zeigen. Wir verraten Severus schon nicht, daß du jetzt in Schmuckgeschäften zu finden bist.
James hielt an und starrte seine Freund an. Hinter ihm ertönte das laute Lachen von Remus und Peter.
Er seufzte tief auf.
- Ihr drei seid unmöglich! Manchmal frage ich mich, warum ich überhaupt noch mit euch rumhänge!
- Weil du sonst nur halb so viel Spaß hättest, sagte Remus und grinste breit.
- Los, mach schon, James, zeig es uns!, rief Peter und stellte sich dazu.
James sah seine Freunde an, einer nach dem anderen.
- Gut...aber ich will KEIN Kommentar hören, klar? Und kein Wort davon.
- Ich schwöre es, sagte Remus feierlich und hob die rechte Hand.
Peter nickte eifrig, Sirius ebenfalls.
- Also gut...
James griff in seine Tasche und holte eine kleine Schachtel hervor, nicht viel größer als ein Tennisball. Vorsichtig öffnete er sie und drehte den Inhalt ins Licht.
Sirius beugte sich ein wenig vor und erblickte einen kleinen, silbernen Ring mit einem einzigen, blitzenden Stein in seiner Mitte. Zwar war der Stein alles andere als groß, doch sein Glanz war beeindruckend.
- Wow...., flüsterte Remus kaum hörbar.
- Für Lily?, fragte Peter leise.
- Nein, für Severus. Ich wollte ihm schon immer einen Ring schenken, gar James mit hochrotem Kopf zurück. Schnell schloß er die Schachtel und verstaute sie wieder in seiner Tasche. Sirius sah seinen Freund nachdenklich an.
- Du meinst es ernst mit ihr, hm?
James sah genauso ernst wieder zurück und nickte langsam.
Remus sah zwischen den beiden hin und her.
- Das ist ein schönes Geschenk, sagte er schließlich.
Sirius konnte sich jetzt nicht mehr zurückhalten: Er streckte die Hand aus und fuhr James energisch durchs Haar, obwohl er wußte, daß sein Freund es haßte.
- Du wirst uns doch hoffentlich zu deiner Hochzeit einlanden?
James holte aus, um Sirius einen Stoß in die Rippen zu verpassen, doch Dieser hatte sich bereits in sichere Entfernung gebracht.
- Bei deinem Benehmen garantiert nicht!, rief James und lachte laut.
Remus klopfte James auf den Rücken.
- Vielleicht bessert er sich noch...
James drehte sich um.
- ER? Das glaubst du doch selber nicht. In sechs Monaten machen wir unseren Abschluß in Hogwarts, und in sieben Jahren dort hat er noch immer nicht gelernt, sich zu benehmen.
- Du etwa?, fragte Sirius.
James grinste pfiffig und schüttelte den Kopf.
- Das müssen wir doch irgendwie feiern, sagte Remus schließlich. Ich bin für Butterbier.
Peter nickte.
- Ich auch. Ich könnte jetzt wirklich etwas warmes vertragen.
- Dann kommt ihr endlich, oder sollen wir hier festfrieren?, fragte James ungeduldig.
Sirius ging mit einem Grinsen an James vorbei.
- Ja. Gehen wir was trinken. Don Juan Potter gibt sicher einen aus.
James' Schneeball erwischte ihn am Kopf.
Sirius schüttelte sich und ging langsam weiter. Wie hatte er das nur vergessen können? Das war einer dieser Abende, an die er sich auch nach James' Hochzeit noch gern erinnert hatte.
Noch einmal schüttelte Sirius sein zottiges Fell, obwohl schon lange kein Schnee mehr darin war.
Langsam schlich er die Straße entlang, auf der nur noch vereinzelnte Leute gingen. Sirius sah sich um, bis er auf einer Fensterbank endlich entdeckte, wonach er gesucht hatte.
Keuchend erreichte Sirius seine Höhle, verwandelte sich zurück, warf ein wenig Holz ins Feuer und setzte sich daneben. Er schlug die neuste Ausgabe des auf, während er an einem Stück Kuchen kaute, den ihm ein kleines Mädchen hingestreckt hatte.
Schnell blätterte er sich durch die Seiten, bis er endlich die Rubrik Werbung und Geschenke kam.
Sirius legte die Zeitung vor sich hin und beugte sich darüber. Sein langer, weißer Finger strich die Zeilen entlang.
Auf einmal lächelte er.
DER FEUERBLITZ - DER OFFIZIELLE BESEN DER IRISCHEN
QUIDDITCHMANNSCHT, JETZT ENDLICH ERHÄLTLICH!
Dieser Überschrift folgte eine lange Beschreibung des Feuerblitz, der bisher beste Rennbesen weit und breit. Sirius fuhr sich durch die Haare und nickte:
Dies war genau das richtige Geschenk für James Potters Sohn.
Erfreut sah Sirius auf, als ein orangner Fleck am Eingang der Höhle erschien.
- Komm rein, sagte Sirius leise. Ich möchte dich um einen Gefallen bitten.
Der Kater sprang zu ihm hin, setzte sich in die Nähe des Feuers und schnurrte behaglich.
Sirius legte die Zeitung auf die Seite, kramte aus einer Ecke eine Feder und Tintenfaß hervor, setzte sich wieder zurück ans Feuer un füllte den Bestellungschein aus.
Anfangs erschrak er ein wenig, wie zittrig seine einst schöne Schrift geworden war.
Er lächelte, als er daran dachte, daß er gerade den besten Rennbesen des Landes bestellte.
Besteller: Mister Harry Potter
Gryffindorturm
Hogwarts
Bezahlung : Gringotts Bank, Verließ Nummer 711, Code 2939-3902-6
Sorgfältig faltete Sirius den Bestellschein und seufzte.
- Vielleicht kann ich schon bald wieder mit meinem richtigen Namen bestellen, sagte er leise.
Der gelbe Kater hob den Kopf und miaute laut, als wäre er damit durchaus einverstanden.
Sirius strich ihm übers Fell und redete leise auf ihn ein.
- Jetzt mußt du mir helfen, mein Freund, sagte er leise. Ich kann unmöglich zur Post gehen und das aufgeben. Du mußt das für mich machen.
Der Kater sah Sirius mit großen, leuchtenden Augen an.
Sirius lächelte leicht.
- Machst du das für mich?
- Miau!, antwortete das Tier lautstark.
Sirius stand auf und ging zum Ausgang. Der Kater folgte ihm. Dann ging er in die Hocke und streckte dem Tier den Zettel entgegen. Der Kater nahm das Stück Papier vorsichtig zwischen die Zähne.
- Geh damit zur Post und sieh zu, daß sie so schnell wie möglich eine Eule schicken. Ich möchte, daß dieses Geschenk an Weihnachten da ist. Viel Glück, mein Freund...und danke.
Ein letztes Mal strich ihm der Kater freundschaftlich um die Beine, machte dann kehrt und verschwand im Wald.
Sirius sah ihm eine Weile nach. Dieser Kater war das einzige Lebewesen in Hogwarts, dem Sirius vertraute.
Im Gedanken noch immer bei Harrys Weihnachtsgeschenk, ging Sirius schlafen.
Die letzten Tage vor Weihnachten verbrachte Sirius ausschließlich in seiner Höhle. Er wußte, daß in Hogsmeade in diesen tagen viel los sein würde, und wenn er sich nicht zu nah an andere Menschen zu wagen brauchte, unterließ er es.
Am Abend vor Weihnachten begann es erneut zu schneien. Sirius hatte sich ein paar Kerzen besorgt, die er in seiner Höhle aufgestellte.
An diesem Weihnachtsabend saß er zusammen mit seinem vierbeinigen Freund am Eingang und sah hinauf zum Himmel. In den letzten Tagen hatte er viel an James gedacht, und an die Zeiten, in denen sie alle zusammen Weihnachten gefeiert hatten.
Zusammen machten sich die beiden wenig später auf den weg zum Waldrand. Sirius sah auf das Schloß, welches weihnachtlich hergerichtet worden war. Er erinnerte sich daran, wie er diesen Anblick schon als Junge gemocht hatte.
Lange stand er da und sah auf das funkelnde Schloß. Dann bückte er sich nach dem Kater.
- Jetzt wird es Zeit für dich. Frohe Weihnachten, Kleiner.
Der gelbe Kater schmiegte sich an ihn und schnurrte. Dann trottete er zum Schloß zurück.
Sirius erhob sich, warf noch einen letzten, melancholischen Blick auf das Schloß und ging zurück in den Wald.
Den Weihnachtsmorgen verschlief Sirius und träumte von James und Lily, von Remus, Bratäpfeln und Weihnachtsbäumen.
