Kapitel 7 : Die Drei Besen

Ein paar Tage war das neue Jahr bereits alt, doch für Sirius hatte sich in dieser Zeit so gut wie nichts geändert. Noch immer fiel der Schnee in dichten Flocken über Hogwarts und Umgebung. Im Wald lag er inzwischen so hoch, daß Sirius sich in Hundegestalt kaum noch fortbewegen konnte.

Das störte ihn allerdings herzlich wenig, da er mehrere Tage keinen Fuß vor die Tür gesetzt hatte: Kurz nach Weihnachten hatte er angefangen zu husten, und am Neujahrsmorgen war ihm beim Aufstehen so schwindelig geworden, daß er es vorgezogen hatte, liegen zu bleiben.

An die Tage, die auf Neujahr folgten, erinnerte sich Sirius nur noch sehr verschwommen. Er wusste noch, wie ihm abwechselnd heiß und kalt geworden war, wie er versucht hatte, es so warm wie möglich zu haben, was in einer Höhle nicht gerade einfach war.

Wieviel Zeit genau verstrich, wusste er nicht genau, aber es mussten mehrere Tage seit dem Jahresanfang vergangen sein, in denen er sich nicht aus seinen Decken bewegt hatte.

In manchen kalten Nächten wurde er von seinem eigenen lauten Husten aus dem Schlaf gerissen, und manchmal hätte er schwören können, James' Stimme gehört zu haben, die ihm zurief, nicht so faul herumzuliegen und sich gefälligst mit ihm zum Quidditchfeld zu bewegen. Im Halbschlaf murmelte Sirius wirre Antworten, drehte sich auf die andere Seite und strich mit der Hand über seine glühende Stirn.

Er spürte genau, daß es ihm elend ging, daß sich der Wind auf die Dauer durch seine dünnen Gewänder bis zu seinem Körper durchgefressen hatte. Unter seinen viel zu leichten Decken verfluchte Sirius den Winter innig und wünschte sich nichts mehr, als ein richtiges Bett und eine warme Mahlzeit.

Von Zeit zu Zeit spürte er etwas warmes an seinen Füßen, daß langsam unter der Decke zu ihm hoch kroch. Dann öffnete er die Augen einen Spalt breit, legte den Arm um den gelben Kater und zog ihn an sich. Dieser machte sich dann so lang wie er nur konnte und schnurrte behaglich.

Mit dem weichen, warmen Fells seines Freundes auf dem Bauch sah Sirius die Welt einige Momente lang mit anderen Augen : Obwohl er sich manchmal die Lungen aus dem Körper hustete, waren seine Gedanken frei.

In diesen Tagen schien sich um ihn herum alles zu drehen, und er selbst blieb liegen und dachte an alles, was er einst in Azkaban verborgen hatte. Das Fieber ließ ihn die letzte Vorsicht vergessen, und all die Worte, die er in seiner Zelle heruntergeschluckt hatte, brachen in diesen Tagen aus ihm heraus.

Der Kater, der sich auf Sirius' Brust ausgestreckt hatte, spitze die Ohren und lauschte dem Geflüster. Er verließ seinen zweibeinigen Freund so selten wie möglich und selbst als Sirius sich mit leisem stöhnen auf die andere Seite warf und der Kater unsanft abrutschte, setzte er sich gleich darauf wieder an die gewohnte Stelle und streckte sich.

Mehrere Tage verbrachte Sirius in diesem Zustand. Endlich, als er eines morgens aufwachte, fühlte er, wie sein Magen knurrte. Vorsichtig setzte er sich auf. Neben ihm hob der gelbe Kater verschlafen den Kopf. Sirius lächelte - zum erste Mal seit Wochen - und strich ihm durch das dichte Fell.

Vorsichtig stand er auf, eine Hand vorsichtshalber an der Wand. Ein wenig schwindelig war ihm noch, doch das lag weniger an seiner Krankheit als daran, daß er seit Tagen nichts mehr gegessen hatte.

Sirius entschloss sich, dem so schnell wie möglich abzuhelfen. Langsam trat er zum Ausgang und blinzelte in die bleiche Wintersonne.

Am Eingang seiner Höhle blieb er kurz stehen, sah sich um und verwandelte sich.

Schnell merkte er, daß er auf vier Beinen viel schneller vorwärts kam als auf zweien. Die kalte Luft blies ihm auf seine Hundeschnauze, als er wie ein Wilder durch den Wald lief. Jetzt wo es ihm eindeutig besser ging, merkte er erst, wie hungrig er war.

Sein Hunger ließ ihn nur noch schneller laufen, und schon bald war Hogsmeade in Sicht. Wie ein schwarzer Pfeil auf dem weißen Schnee stob Sirius den Weg hinunter in den Ort. Selbst die Angst erwischt zu werden schien verschwunden zu sein. Seine empfindliche Hundenase verriet ihm sofort, daß unweit von ihm etwas gekocht wurde.

Sirius' Magen zog sich schmerzhaft zusammen.

Langsam schlich er den Gehweg entlang. An diesem sonnigen Wintermorgen waren ziemlich viele Leute unterwegs, doch von dem schwarzen Hund nahm niemand Notiz.

Vor der Tür der "Drei Besen" blieb er schließlich stehen.

Er wartete eine Weile, doch die Leute, die dort ein- und ausgingen übersahen den schwarzen Hund auf dem Gehsteig.

Schon wollte sich Sirius ein Herz fassen und zwischen den Beinen eines Kunden das Lokal betreten, als Madam Rosmerta an der Tür erschien.

Bei ihrem Anblick konnte sich Sirius ein freudiges Japsen nicht verkneifen. Gut, daß er seine Freude als Hund wenigstens offen zeigen konnte. Rosmerta bückte sich und lächelte - anscheinend hatte sie den schwarzen Streuner erkannt.

Sirius genoß es, von ihr hinter den Ohren gekrault zu werden.

- Na, sagte sie freundlich, da bist du ja wieder....bist du denn ganz allein durch den

Winter gekommen?!

Ihre Hände strichen über Sirius' Rippen. Der sorgenvolle Blick in ihrem hübschen Gesicht blieb ihm keineswegs verborgen.

- Und wie mager du bist.....du Ärmster ! Komm mal mit in die Küche, da finden wir sicher etwas für dich.

Das ließ sich Sirius nicht zweimal sagen und folge Rosmerta. Als er eintrat kamen ihm bekannte Gerüche in die Nase, die er seit langem nicht mehr gerochen hatte. Als er an dem Tisch vorbeikam, an dem er früher immer mit seinen Freunden gesessen hatte, drehte er den Kopf auf die Seite und beeilte sich, Rosmerta zu folgen.

In der Küche setzte er sich in eine Ecke und sah zu, wie die rundliche Frau hin und her lief.

Mit einem breiten Lächeln kniete sie sich neben Sirius und hielt ihm einen großen Schinken vor die Nase. Ein dankender Blick war alles, wozu Sirius fähig war, bevor er sich mit Heißhunger auf die Gabe stürzte.

Er konnte sich nicht daran erinnern, jemals so schnell gefressen zu haben, denn in wenigen Augenblicken war der gewaltige Schinken verschwunden.

Rosmerta wischte sich die Hände an ihrer Schürze ab und beobachtete den schwarzen Hund. Irgendwie mochte sie den Streuner und wollte ihn auch jetzt nicht wieder auf die Straße setzen.

- Na komm, sagte sie freundlich und ging Sirius voraus wieder in den Saal zurück. Der schwarze Hund folgte ihr schnell. Rosmerta durchquerte freundlich lächelnd den Raum um warf ein wenig Brennholz in den breiten Kamin in der Ecke.

- Da kannst du ein Weilchen bleiben, sagte sie freundlich und strich mit der rechten Hand über Sirius' Rücken.

Nach einem warmen Plätzchen am Feuer hatte sich Sirius schon viele Monate lang gesehnt. Auch ließ er es sich von Rosmerta nicht zweimal sagen und rollte sich vor dem Feuer zusammen.

Die Wärme des Kamins drang langsam durch sein struppiges Fell bis in seine Knochen, und zum ersten Mal seit Wochen fühlte sich Sirius richtig behaglich. Mit vollem Bauch und warmen Rücken schloß Sirius die Augen und döste vor sich hin.

Schon war Sirius am einschlafen, als seine feinen Hundeohren hörten, wie sich die Tür zum Lokal öffnete und mehrere Menschen den Raum betraten. Das war an sich nichts besonderes, wenn Sirius nicht sofort eine Stimme erkannt hätte, die ihm das Fell auf dem Rücken zu Berge stehen ließ. Wie ein Blitz erhob er sich von seinem Platz am Kamin und huschte unter einen Tisch.

Zwar wusste er genau, daß ihn als Hund niemand erkennen würde, doch seine Reaktion war geradezu reflexartig.

Am ganzen Körper zitternd hob Sirius den Blick und sah die Neuankömmlinge an. Sein Gedächtnis hatte ihn auch nach all den Jahren nicht getäuscht, er hatte die kalte Stimme sofort erkannt.

Drei paar Beine gingen an ihm vorbei und setzten sich an einen leeren Tisch. Selbst in der finstersten Nacht hätte Sirius ihn erkannt: Keine zehn Meter von ihm saß Lucius Malfoy, in Gesellschaft von Cornelius Fudge und einem dritten Mann, den Sirius nicht kannte.

Am liebsten wäre Sirius aus seinem Versteck hervorgestürzt und Malfoy an die Kehle gegangen, doch es gelang ihm mit Mühe, sich zurückzuhalten und das leise Knurren zu unterdrücken.

Leise schlich sich Sirius zwischen den Tischen hindurch, bis er nur wenige Meter von den drei Männern entfernt war. Er kauerte sich in eine besonders dunkle Ecke und spitze die Ohren. Wenn er Malfoy schon nicht an die Kehle gehen konnte, so wollte er wenigstens hören, was er denn so wichtiges zu besprechen hatte.

Von seinem Platz aus konnte er Fudge sehen, wie er unruhig auf seinem Stuhl hin und her rutschte. Ganz wohl schien ihm bei diesem Gespräch nicht zu sein.

Als Sirius Lucius Malfoys Stimme erneut vernahm, fletschte er ungewollt die Zähne und hielt den Atem an. In über zwölf Jahren hatte Malfoy sich kaum geändert: Noch immer der gleiche kalte Gesichtsausdruck, die gleichen eisblauen Augen. Selbst sein platinblondes Haar war geblieben. Auch der Ton seiner Stimme war noch immer so eisig und arrogant wie einst, als er den Dementoren befohlen hatte, Sirius abzuführen.

- Meine Herren - sagte er leise, so daß Sirius ihn gerade noch hören konnte- , Meine Herren....ich muß Ihnen wohl kaum erklären, wie ernst unsere Lage ist! Ich habe mich entschlossen, meine Arbeit im Ministerium zu unterbrechen, um Sie über den neusten Stand der Dinge in Kenntnis zu setzen.

Fudge schwieg, und auch der andere Mann sah Malfoy gebannt an.

- Wie Sie wissen, ist Sirius Black nach wie vor auf freiem Fuß, und selbst die verstärkte Kontrolle der Dementoren brachte bis jetzt keinerlei Erfolge.

Malfoy ließ die Gelenke seiner Finger knacken und warf Fudge einen bitteren Blick zu.

- Wo, Cornelius, bleiben die Resultate? Müssen wir etwa warten, bis Black sich freiwillig ergibt? Du weißt doch, wie verrückt dieser Mann ist! Ich kann nicht verantworten, solch ein Tier in der Nähe einer Schule wüten zu lassen.

Fudge sah auf die Seite. Malfoy hätte sicher weitergewütet, wenn nicht Rosmerta aufgetaucht wäre und mit freundlichem Lächeln die Bestellungen entgegen genommen hätte.

Malfoy biß sich auf die Lippen und schien seinen Ärger herunterzuschlucken. Fudge hob den Blick.

- Wir werden ihn erwischen, es ist nur eine Frage der Zeit!

"Kommt und holt mich", dachte Sirius und fletschte erneut die Zähne.

So leicht sollten sie ihn nicht bekommen, und wenn es doch zu Äußersten kommen sollte, stand Sirius' Entschluss fest: Er wollte niemals wieder nach Azkaban. Niemals.

Malfoy räusperte sich.

- Ich werde weitere Dementoren kommen lassen und die Wache vor dem Schloss verstärken. Black muß gefasst werden, bevor er am Ende noch einer der Schüler angreift! Mir ist zu Ohren gekommen, daß er es auf mysteriöse Weise ins Schloss geschafft hat.

Fudge nickte kleinlaut.

- In der Tat.....und mir ist noch immer ein Rätsel, wie so etwas möglich war....vielleicht hat er von Voldemort die richtige Formel bekommen. Man kann nie wissen, wo zu er fähig ist, wenn....

- Oder, Mister Fudge, hat dieser Bastard Hilfe bekommen, meldete sich der dritte Mann zu Wort.

Nun war es Fudge, der sich auf die Lippen biß.

- Wollen Sie etwa damit andeuten, Mister Phillips, dass es in Hogwarts einen Verräter gibt?

Fudge schüttelte den Kopf.

- Es tut mir Leid, aber das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.

Malfoy sah Fudge mit eisigem Blick an.

- Dann gib dir mehr Mühe, Cornelius! Wir wissen doch alle, daß es in diesem Jahr nur einen neuen Lehrer gibt.....

Wenn Blicke töten könnten, wäre Malfoy auf der Stelle tot umgefallen. Sirius' Blick durchbohrte ihn, ohne daß Malfoy aufhörte zu reden.

Sirius zitterte und riss sich mit aller Kraft zusammen, um die Fassung nicht zu verlieren:
REMUS - EIN VERRÄTER?

Selbst nach all den Jahren hätte Sirius seinem alten Freund Remus Lupin noch immer blind vertraut. Umso größer war nun seine Wut, als Malfoy die Frechheit besaß, seinen Freund als Verräter zu verdächtigen.

Zum Glück schien Fudge nicht der gleichen Meinung zu sein wie sein Kollege.

- Lucius....ich denke nicht, daß Remus zu so etwas fähig wäre.

Malfoy ließ sich von Fudges magerem Protest keineswegs einschüchtern.

- Darf ich dich daran erinnern, Cornelius, daß Black und Lupin einst die besten Freunde waren?

Fudge schüttelte den Kopf.

- Das war früher, Lucius. Als ich erst kürzlich mit Remus gesprochen habe, hat er mir versichert, daß er alles, was in seiner Macht steht tun würde, um Sirius Black wieder hinter Gitter zu bringen. Ich versichere dir, daß er Black genauso hasst wie wir alle hier.

Auf Malfoys Gesicht zeigte sich ein hämisches Lächeln.

- Man wird nicht alle Tage von seinem besten Freund verraten. Ein Jammer, daß James Potter es nicht erkannt hat....wie konnte er auch? Er war blind und idiotisch. Black hat es ausgenutzt.

Er beugte sich lächelnd zu Fudge.

- Ich bin sicher, daß lack schon lange geplant hatte, Potter umzubringen. Wer weiß - vielleicht ging es ihm dabei um Lily....

Sheila Baggins, eine Hexe aus Nordengland, die sich gerade mit einem großen Glas Butterbier von ihrem Einkaufsbummel erholte, wurde beinahe von ihrem Stuhl geworfen, als ein schwarzer Hund wie aus dem Nichts auftauchte, it einem lauten Klagelaut den Raum durchquerte und durch die geöffnete Hintertür verschwand.

Erst am Eingang seiner Höhle blieb Sirius stehen, verwandelte sich zurück und stützte keuchend die Hände auf seine Knie. Die Wut ließ ihn so heftig zittern, daß er eine gute Minute brauchte, bis er wieder richtig durchatmen konnte.

Als er sich auf sein Lager fallen ließ, bereute er schon wieder, so einfach fortgelaufen zu sein, aber in dem Moment, als Malfoy James' Namen aussprach, hatte Sirius' Verstand ausgesetzt. Wäre er nicht davongelaufen, hätte er sich mit ausgefahrenen Klauen auf Malfoy gestürzt und nicht mehr abgelassen, was auch passiert wäre.

Sirius saß auf seinem Lager und fuhr sich mehrmals mit der Hand über das bleiche Gesicht. Verbittert schluckte er die Tränen hinunter, die ihm die Kehle zuschnürten.

Als er nach einer Weile wieder aufsah, hatte er einen Entschluss gefasst:

So konnte es einfach nicht weitergehen. Nein, er musste endlich etwas tun. Er konnte nicht ewig in dieser Höhle bleiben, und noch ein solcher Winter würde er nicht überleben, das wusste Sirius.

Er stand auf und ging zum Ausgang zurück. Dann verwandelte er sich zurück und lief durch den Schnee in Richtung Hogwarts.

Sirius' Pfoten schlitterten auf dem Schnee, als er es gerade noch rechtzeitig schaffte zu bremsen, bevor ihn die beiden Jungen entdecken konnten. Er duckte sich hinter einen Busch, als die beiden Schüler an ihm vorbeigingen.

Diese Vorsicht hätte Sirius sich eigentlich sparen können, denn die beiden waren so sehr in ihr Gespräch vertieft, daß sie ihn sicher nicht bemerkt hätten.

- Nur noch drei Tage! Oh Colin, ich bin ja so aufgeregt!, rief der kleinere der beiden, der Sirius ein wenig an Peter erinnerte.

- Ich bin sicher, daß Gryffindor dieses Mal gewinnen wird.

Sirius spitze die Ohren: Quidditch!

- Ich denke schon, Ravenclaw sind zwar ganz gut, aber Gryffindor haben Potter.

Ein seliges Lächeln zeigte sich auf Colins Gesicht.

- Er ist einfach umwerfend!

Der andere Junge zog ihn am Ärmel.

- Schon, aber wir sind schon viel zu spät dran! Komm!

Die beiden Jungen fingen an zu laufen und waren bald aus Sirius' Sicht verschwunden.

Dieser konnte ein Gefühl das Stolzes einfach nicht unterdrücken: Sein Patenkind war ein Quidditchgenie!

Als Sirius zurück in den Wald lief, war seine Laune deutlich besser geworden, und nun hatte er keinen Zweifel mehr: Er musste etwas unternehmen, und zwar so früh wie möglich!

Als er jedoch wieder am Eingang seiner Höhle stand, war die erste Euphorie wieder verschwunden, wieder einmal fühlte er den kalten Wind, der ihm durch das schwarze Fell pfiff.

Lange blieb Sirius in dieser Nacht wach. Immer wieder drehte er sich unruhig auf die andere Seite, ständig auf der Suche nach einer Idee, wie er ins Schloss gelangen konnte.

Erst in den frühen Morgenstunden fand Sirius endlich ein wenig Schlaf, der bald von einem herzhaften Miauen unterbrochen wurde.

Als Sirius die Augen öffnete saß der gelbe Kater vor ihm und sah ihn aus großen, funkelnden Augen an.

Sirius drehte sich auf den Bauch und streckte eine Hand nach ihm aus. Sofort sprang der Kater auf sein Lager und schmiegte sich an seine Hand. Sirius lächelte und setzte sich auf.

- Du bist früh dran, mein Freund, sagte er leise und strich ihm über den Rücken.

So als hätte ihn das Tier verstanden, sprang der Kater plötzlich wieder auf den Boden und hob etwas zwischen den Zähnen auf.

Sirius zog die Augenbrauen zusammen und beugte sich vor.

- Was hast du da?, fragte er neugierig und nahm das Stück Papier, das der Kater ihm entgegenstreckte.

Mit gespitzten Ohren sah der gelbe Kater dabei zu, wie Sirius den Zettel auseinander faltete.

Sirius' Lippen formten langsam die Worte, die auf dem Zettel standen. Zuerst schüttelte er verständnislos den Kopf, bis er plötzlich inne hielt und sein Gesicht auf einmal Farbe kam.

- Sind das.....oh....sind das.....

Langsam drehte er sich zu seinem Katzenfreund.

- Sind das etwas die Passwörter für die nächsten Tage?!

- Miau! War die übereinstimme Antwort.

Sirius sah nochmals auf den Zettel, dann auf den Kater, der auf den Boden saß. Was er dann tat, hatte er seit vielen Monaten nicht mehr gemacht: Er begann zu lachen, zuerst zaghaft, dann immer lauter. Auf einmal sprang er auf, hob den gelben Kater vom Boden auf und drehte ihn mehrmals hoch über seinem Kopf im Kreis herum, bevor er ihn wieder absetzte.

In Sirius' blasses Gesicht war Leben gekommen.

- Das Passwort! Ich kann es einfach nicht fassen.....

Vorsichtig faltete er den Zettel wieder zusammen und ließ sich auf sein Lager fallen. Das bisschen Farbe auf seinen Wagen verblasste, als er daran dachte, daß er seinen Plan unbedingt in den nächsten Tagen durchziehen musste. Ein wenig zweifelte Sirius, ob er nach all den Jahren bereit war, dem Verräter Peter Pettigrew gegenüber zu treten.

Sirius schüttelte energisch den Kopf, als ihm plötzlich ein Schauer über den Rücken lief. Angst konnte er sich jetzt nicht leisten!

Der gelbe Kater setzte sich neben ihn und rollte sich zu einer Fellkugel zusammen. Sirius blieb sitzen und strich seinem kleinen Freund geistesabwesend über den Rücken.

Ganz egal, wie oft er die Sache hin und her drehte...es führte kein Weg daran vorbei:
Er musste handeln, und zwar schnell, denn diese Chance mit dem Passwort war sicher einmalig. Nach der krakeligen Handschrift zu schließen musste dieser Zettel einem Schüler gehören, der sich die Passwörter aufgeschrieben hatte.

Wenn Sirius im Augenblick nicht ganz andere Sorgen gehabt hätte, hätte ihm der vergessliche Schüler beinahe Leid getan.

Sirius seufzte und sah sich in seiner Höhle um. Da fiel sein Blick in eine besonders dunkle Ecke auf einen Gegenstand, der im Flammenlicht aufblitze: Ein Messer, und zwar jenes Messer, welches einst aus Hagrids Hütte gestohlen hatte.

Ein Gefühl des Unbehagens überfiel Sirius wie ein Schauder. Einen Augenblick lang hatte er sich gewünscht, Peter vor sich zu haben, damit er ihm das Messer zwischen die Rippen stoßen könnte.

Über diesen Gedanken erschrak Sirius sehr und fragte sich, was Azkaban nur aus ihm gemacht hatte. Doch andererseits.....andererseits hatte er noch eine Rechnung mit Peter Pettigrew offen.

Langsam erhob er sich, durchquerte seine Höhle und hob das Messer auf. Vorsichtig strich Sirius den Staub von der Klinge, kehrte zu seinem Lager zurück und legte es neben den Zettel.

- Das ist......nur für alle Fälle, sagte er laut.

Sirius schwor sich, es nicht zu benutzen.