Kapitel 5

Die nächsten Stunden wurden für Yi Min sehr unerfreulich und es kostete sie einen erheblichen Teil ihrer Kraft das zu überstehen, was er ihr antat.

Für Lucius jedoch war es die reinste Freude. Er hatte schon als junger Mann Gefallen und große Befriedigung daran gefunden, wehrlose Muggel zu quälen. Seit er jedoch einen Posten im Ministerium für Zauberei hatte übernehmen müssen, war er leider nicht mehr in der Lage, seiner geheimen Passion ungestört nachzugehen.

Dieses von Arthur Weasley miteingebrachte Muggel-Schutzgesetz und die damit verbundenen gelegentlichen Hausdurchsuchungen waren eine echte Zumutung für jeden reinblütigen Magier.

Darüber hinaus musste und wollte Lucius seinen grausamen Zeitvertreib auch vor seinem Sohn geheim halten.

Sein Sohn sollte eigene Erfahrungen machen. Wie auch immer diese aussahen. Lucius wusste, dass, wenn Draco von seines Vaters Leidenschaft erfuhr, würde der bereits bestehende Bruch zwischen ihnen noch tiefer und unüberbrückbarer werden.

Also hatte er es schweren Herzens in den letzten Jahren unterlassen, sich Muggel zum Vergnügen in sein Verließ zu holen. Denn man konnte es auf Dauer kaum geheim halten. Die Schreie durchdrangen manchmal auch die dicksten Mauern.

Es war zu gefährlich, ertappt zu werden.

Auch wenn Draco manchmal etwas einfältig war, dumm war er nicht.

Doch jetzt hatte Lucius wieder ein neues Spielzeug und er gedachte, es so lange wie möglich auszukosten und sich an ihrem Leid zu weiden.

Am ersten Tag musste er sich nach 3 Stunden regelrecht dazu zwingen aufzuhören, soviel Spaß machte es ihm, einige seiner neusten Teufeleien an ihr auszuprobieren.

Wenn er allerdings noch länger mit ihr spielen wollte, dann musste er sich zurückhalten und die tägliche Tortur auf 2 Stunden beschränken. Schließlich sollte sie so lange wie irgend möglich als sein williges Opfer zur Verfügung stehen und das ging nicht, wenn sie zu viele Verletzungen hatte.

Muggel waren in dieser Hinsicht nicht sehr befriedigend gewesen. Kaum einer überstand mehr als 2 oder 3 Tage.

Dafür belohnten Muggel seine Mühen meistens mit viel Geschrei und Gewimmer und das befriedigte seinen niederträchtigen Verstand sehr.

Yi Min war in dieser Hinsicht anders.

Sie gab keinen einzigen Laut von sich, egal, was er mit ihr anstellte.

Es war zum Verrückt werden.

Er wollte doch so gerne ihren Willen brechen und hinter ihr Geheimnis kommen.

Immer und immer wieder schrie er sie an, endlich zu offenbaren, wer sie war.

„Ich bin Yi Min" war das einzige, was aus ihr herauszubekommen war.

Sie wiederholte es immer und immer wieder.

Wie eine verdammte tibetanische Gebetsmühle.

Darüber hinaus?

Nichts.

Absolut nichts.

Kein Laut.

Selbst der Offenbarungszauber, der eigentlich noch nie versagt hatte, wirkte nicht bei ihr. Lucius konnte nicht begreifen, warum sie dagegen immun zu sein schien. Der Zauber wirkte absolut zuverlässig, sowohl bei Muggeln als auch bei Magiern. Niemand konnte sich dieser Macht entziehen.

Bis jetzt.

Doch hier?

Fehlanzeige.

Er hatte es mehrere Male wiederholt, ohne Erfolg.

Was zur Hölle war sie nur?

Er musste es unbedingt erfahren.

Und so verlegte er sich wieder auf seine altbewährten Methoden der Folter.

Am ersten Tag hatte er sie mit Seilen gequält, die sich so eng um ihren Körper zogen, dass sie an einigen Stellen in die Haut schnitten.

Dann mit magischem grünen Feuer.

Das Feuer hatte sie eingehüllt. Zuerst spürte das Opfer nichts von Feuer und Hitze. Es war schließlich auf magischem Weg entstanden und Lucius hatte die Kontrolle darüber. Er konnte die Hitze und das Brennen steuern und es je nach Lust und Laune heißer werden lassen. Es versengte nur die Haut. Kleidung und Haare blieben davon unberührt.

Bei Yi Min hatte es nicht den gewünschten Erfolg gehabt. Er hatte das Feuer heißer auf ihrer Haut brennen lassen als bei jedem Muggel zuvor. Doch sie hatte sich nur ein wenig gewunden als die Haut Brandblasen bildete und ansonsten weiter geschwiegen.

Danach hatte er zwar weitermachen wollen, rief sich aber ins Gedächtnis, dass er nicht zuviel auf einmal machen konnte, denn sonst wäre sie in spätestens 2 Tagen nicht mehr zu gebrauchen.

Also hatte er sie losgekettet und sie wieder in ihr Zimmer im oberen Stockwerk geschleift. Diesmal verschloss er aber die Tür und legte darüber hinaus noch einen Siegelzauber darüber. Die Fenster waren vergittert, die Gitterstäbe reichten tief ins Mauerwerk; da hindurch gab es kein Entkommen.

Aber man konnte ja nicht wissen.

Essen und Trinken ließ er nur in seinem Beisein vom Dienstmädchen auf Yi Mins Zimmer bringen. Oder er wies Martha an, etwas hinzustellen, solange er mit seinem Opfer im Keller beschäftigt war.

Und so folgte ein Tag auf den nächsten.

Jeden Nachmittag holte er sein Opfer ab und brachte sie hinunter um die Befragung fortzusetzen.

Sie hatte wirklich erstaunliche Selbstbeherrschungs-Kräfte und war darüber hinaus auch noch sehr robust. Was man gar nicht glauben konnte, wenn man ihren zarten, fast zerbrechlich wirkenden Körper sah.

Was ihn allerdings am meisten überraschte war die Tatsache, dass sich offenbar jedes Mal über Nacht ihre Verletzungen in Nichts aufgelöst hatten.

Als er sie am zweiten Tag holte, waren von den Brandblasen und von den Schnitten der Seile keinerlei Spuren mehr auf ihrer bleichen Haut zu sehen.

Teilnahmslos und ohne Widerstand ließ sie sich hinab ins Verließ führen und die Handfesseln anlegen.

Doch ihre Teilnahmslosigkeit war nur gespielt.

Er hätte nicht so sicher sein sollen, dass sie keine Gegenwehr mehr leistete.

Nachdem er ihre Hände über Kopf an den Balken gefesselt hatte stand er vor ihr und sah in ihr ausdruckloses Gesicht.

Ein kurzes verräterisches Aufblitzen in ihren Augen warnten ihn.

Nur seinen guten Reflexen und einer blitzschnellen Drehung war zu verdanken, dass er sich Sekunden später nicht selbst vor Schmerzen am Boden krümmte.

Denn diese Wildkatze hatte ausgeschlagen wie ein bockiges Maultier.

Als er grinsend vor ihr stand hatte sie die Gunst des Augenblicks genutzt und ihm einen gezielten Tritt in seine Weichteile verpassen wollen.

Das Blitzen in ihren Augen hatte ihn gewarnt und so traf ihn ihr Stiefel nur an der Außenseite des Oberschenkels.

Der Tritt war hart genug gewesen, dass er trotz allem einen heftigen Schmerz verspürte und humpelte.

Nicht auszudenken, wenn ihr Stiefel sein Ziel getroffen hätte. Der Tritt hätte ihn glatt entmannt.

Lucius hatte zwar nicht vor, seine Gene nochmals weiterzuvererben, denn ein Stammhalter reichte ihm völlig.

Aber entmannt zu werden?

Welch eine grauenvolle Vorstellung.

Für jeden Mann.

Ob Muggel oder Magier.

Mit wutverzerrtem Gesicht sah er sie an.

Das sollte sie ihm büßen.

Er hob die Hand und rief „immobilus".

Jetzt konnte sie keinen Finger mehr rühren. Der Zauber machte sie so unbeweglich wie eine Marmorstatue im Garten.

Wieder einmal gratulierte er sich selbst dafür, dass er mächtig genug war, um Zaubersprüche einfach nur mit einer Handbewegung auszuführen.

Das lächerliche Herumwedeln seiner Kollegen mit einem Zauberstab war absolut indiskutabel für Lucius.

Und er war sehr darauf bedacht, in keiner Lebenslage auch nur den Anschein der Lächerlichkeit zu erwecken.

Er rächte sich an diesem Tag bitter an ihr für ihren Fußtritt.

Als er mit ihr fertig war musste er sie in ihr Zimmer zurück tragen, denn sie konnte nicht mehr aus eigenen Antrieb laufen.

To be continued...