Kapitel 11

Die nächsten drei Tage und Nächte vergingen wie im Flug.

Sie verbrachten fast die gesamte Zeit zusammen und verließen nur höchst selten das herrschaftliche Schlafzimmer.

Jeden Morgen schlüpfte Yi Min aus dem Zimmer und lief durch den Garten.

Es war wohl eine ihrer Gewohnheiten dachte Lucius. Ihr Drang, gleich nach dem Aufwachen hinaus in die Natur zu laufen hatte schon fast etwas rituelles an sich. Sie schlief auch in der Regel nicht so lange wie er.

Meistens wachte er in einem leeren Bett auf und wartete, bis sie wieder zurück kam.

Als sie am Morgen seines Geburtstags zurückkehrte, hatte sie ihm etwas mitgebracht.

„Hier, das ist für dich. Alles Liebe zum Geburtstag" hatte sie ihn begrüßt.

Staunend betrachte er den Blumenstrauß, den sie ihm überreicht hatte.

Es war zwar Frühling und einige Blumen blühten schon.

Aber solche Blumen hatte Lucius noch niemals zuvor gesehen. Er konnte sich nicht vorstellen, woher sie stammten. Aus seinem Garten ganz sicher nicht.

Es waren große, lange Blütenkelche. Die äußeren Blütenblätter schimmerten mitternachtsblau-schwarz. Innen zur Mitte hin wurde die Blüte immer heller bis sie fast weiß war. Und ganz in der Mitte schimmerte es eisblau als würde sich ein Edelstein darin befinden. Es hatte den Anschein als glühte ein überirdisches Licht in diesen Blütenkelchen.

Die Stängel waren sattgrün und glatt. Nur wenige schmale grüne Blätter waren daran.

„Vielen Dank, sie sind wunderschön. Woher hast du sie?".

„Ach, die hab ich nicht weit von hier gefunden" erwiderte sie unverbindlich.

Lucius war sich vollkommen sicher, dass das eine Lüge war. Aber er konnte nicht weiter darauf eingehen denn es klopfe an der Tür und Martha trat leise ein.

„Ihr Sohn ist soeben angekommen Sir" meldete sie ihm.

Lucius seufzte.

„Dann werde ich jetzt wohl oder übel nach unten gehen müssen und meinen Nachwuchs begrüßen" brummte Lucius etwas missvergnügt und erhob sich vom Bett.

Er gab Martha die Blumen und wies sie an, für eine Vase und Wasser zu sorgen und die Blüten dann neben das Bett zu stellen.

Aus irgend einem Grund wollte er nicht, dass zu viele Leute diese sonderbaren Blumen sahen.

Martha betrachtete ebenfalls staunend die Blumen. Doch dann fing sie sich und machte sich ans Werk.

Yi Min musste lächeln.

Das mit den Blumen war zwar eine nette Idee gewesen aber sie war auch nicht ganz ungefährlich. Nachdem sie im Garten partout nichts gefunden hatte, was sie ihm schenken konnte, hatte sie die Blumen kurzerhand selbst erschaffen.

Nirgendwo auf dieser Welt existierten sie noch einmal.

Yi Min hatte sie einfach nach ihren Vorstellungen wachsen lassen. Sie freute sich, denn die Blumen waren genau das Richtige für ihn.

Die blauschwarze Farbe war eine Hommage an seine bevorzugte Kleidungsfarbe. Er trug meistens schwarze Kleidung. Doch ganz schwarze Blüten waren Yi Min zu traurig vorgekommen. Deshalb hatte sie sich für dass mitternachtsblauschwarz entschieden. Das eisblaue Innere der Blume jedoch spiegelte seine wunderschönen Augen wieder. Hier hatte sie nichts ändern müssen.

Sie fand, sie hatte wirklich etwas Einzigartiges erschaffen.

Der Tag zog sich dahin.

Yi Min hatte sich in das blaue Gästezimmer zurück gezogen. Sie wollte nicht in Lucius' Schlafzimmer bleiben.

Es bestand die, wenn auch geringe, Gefahr, dass sie hier von seinem Sohn überrascht werden könnte. Und sie verspürte kein Verlangen danach, diesem kleinen Ekel zu früh über den Weg zu laufen.

Yi Min wusste nicht genau, warum sie Lucius' Sohn verabscheute. Sie kannte ihn überhaupt nicht; hatte ihn nur einmal kurz gesehen.

Trotzdem verspürte sie instinktive Abneigung gegen ihn, die sie sich allerdings nicht erklären konnte.

Den Rest des Vormittags und einen Teil des Nachmittags verbrachte sie, teils umhergehend, teils auf dem Bett liegend, tief in Gedanken versunken.

Als es Abend wurde, machte sie sich daran, sich für die Party zurecht zu machen.

Das Kleid, das Lucius' für sie hatte besorgen lassen, war wunderschön und passte wie angegossen. Es war knöchellang, auf Figur geschnitten und bestand aus schwarzgrüner Seide. Die Farbe hatte etwas metallisches und doch lebendiges an sich. Sie chargierte von schwarz bis zu dunkelgrün. Die schmalen Träger kreuzten sich hinten in der Höhe der Schulterblätter. Vorne waren sie mit kleinen blitzenden Steinen bestickt, die wie Diamanten funkelten. Trotz des Zierrats sah es von vorne eigentlich recht züchtig aus. Von der Rückenansicht konnte man das allerdings nicht behaupten. Aus diesem Grund fühlte sie sich unwohl darin denn sie fand es ein bisschen zu gewagt und hätte sich gewünscht, etwas anderes zum Anziehen parat zu haben.

Sicher, sie konnte auch in den engen schwarzen Hosen und dem schwarzen Hemd, das sie sich von Lucius geborgt hatte, und ihren Stiefeln zur Party erscheinen.

Einen kurzen Moment war sie auch versucht, genau dies zu tun.

Aber das wollte sie Lucius dann doch nicht antun.

Und, ein klein wenig eitel war sie dann doch auch, musste sie sich eingestehen.

Außerdem spielte es eigentlich auch gar keine Rolle. Ob sie nun das raffinierte Kleid trug oder in Hosen und Stiefeln erschien, sie würde in jedem Fall Aufmerksamkeit erregen. Schon durch ihre pure Anwesenheit als Unbekannte und einzige Nichtmagierin unter lauter Zauberern.

Also tat sie Lucius den Gefallen und entschied sich für das Abendkleid. Ihr Haar trug sie offen über den Rücken fallend. Da es fast bis zur Hüfte reichte, bedeckte es zumindest ein wenig den gewagten Rückenausschnitt des Kleids.

Yi Min drehte sich vor dem Spiegel und schluckte.

Das Kleid ließ beinahe ihren gesamten Rücken unbedeckt. Sehr frivol.

Sie seufzte.

Es ließ sich nicht ändern.

Nun denn...es hilft wohl nichts, ich muss hinunter, dachte sie, verließ ihr Zimmer und stieg langsam die Treppen hinunter.

Sie war gerade am zweiten Treppenabsatz angekommen, als sich eine Türe öffnete und Draco Malfoy auf den Flur trat.

Er blieb einen Moment stehen und musterte sie neugierig.

Doch dann erkannte er sie anscheinend wieder, denn sein Gesicht verzerrte sich und er kam näher.

„Du bist also noch hier, wertloses Schlammblut" zischte er sie an.

Yi Min antwortete nicht sondern warf ihm nur einen kühlen Blick zu. Dann ließ sie ihn einfach stehen und ging weiter die Treppen nach unten.

„Was fällt dir ein, mich hier einfach so stehen zu lassen?"  schrie er.

„Das lasse ich mir nicht bieten".

„Antworte gefälligst!"

Offenbar hatte sein Vater sein Geschrei mitbekommen denn er trat aus dem Festsaal in die Vorhalle hinaus.

Ungehalten blickte Lucius seinen Sohn an, der noch auf dem Treppenabsatz stand und Yi Min hasserfüllt hinterher sah.

„Halt den Mund Draco. Benimm dich wenigstens einmal wie ein Gentleman" herrschte er seinen Sohn an.

Draco schnappte nach Luft.

„Aber Vater wie kannst du nur..." begann er.

„Sei ruhig! Ich will nichts mehr von dir hören" knurrte Lucius bedrohlich.

Damit war das Thema für ihn beendet und Lucius wandte sich Yi Min zu.

„Du siehst bezaubernd aus" sagte er, ergriff ihre Hand und hauchte einen Kuss auf ihren Handrücken.

Yi Mi lächelte ihn an.

„Wollen wir?" fragte er.

„Ja. Wenn es sich nicht vermeiden lässt" erwiderte sie und schluckte.

„Keine Angst. So schlimm wird es nicht werden".

„Du hast gut reden" bemerkte sie etwas unsicher, musste dann jedoch auch lächeln.

Gemeinsam betraten sie den Saal und Lucius machte sie mit ein paar der Anwesenden bekannt.

Mit unheilvollem Gesichtsausdruck starrte Draco ihnen hinterher bis sie aus seinem Blickfeld verschwunden waren.

Er blieb noch eine Weile unschlüssig im Treppenhaus stehen doch dann ging auch er hinunter.

Immer noch wütend schlich sich Draco in den Saal, blieb dann aber in der Nähe der Türe stehen.

Als er gesehen hatte, wie sein Vater diesem Schlammblut die Hand geküsst hatte und als er bemerkte, dass sie sogar den Ehrenplatz nehmen ihm an der Tafel einnehmen durfte, wurde ihm übel und er hätte sich am liebsten übergeben.

Wie konnte sein Vater dieses Schlammblut nur als Gleichgestellte behandeln? Draco hielt schon seit einigen Jahren nicht mehr besonders viel von seinen Vater aber er hatte es niemals für möglich gehalten, dass sein Vater, der große Lucius Malfoy, sich derart erniedrigte und einen wertlosen Muggel als Seinesgleichen an seiner Tafel willkommen hieß. Damit zog der die Ehre der Familie auf das übelste in den Dreck. Das Erbe des großen Namens war beschmutzt.

Doch Draco wusste, gegen seinen Vater konnte er nichts ausrichten. Zumindest jetzt noch nicht.

Aber gegen dieses Weib konnte er etwas tun. Er musste sich nur noch überlegen, was. Er setzte sich so an die Tafel, dass er weit genug entfernt von ihr war, sie jedoch gut beobachten konnte.

Angewidert verfolgte der das Schauspiel, das sich ihm bot. Sein Vater scherzte und tuschelte mit diesem Schlammblut, machte ihr Komplimente und benahm sich auch sonst wie ein verliebter Trottel.

Es war einfach schändlich.

Auch die anderen Gäste am Tisch bemerkten es.

Vor allem Severus Snape kam die ganze Sache recht spanisch vor. Er und Lucius kannten sich schon seit einer kleinen Ewigkeit und waren fast so etwas wie gute Freunde. Severus war ein paar Jahre älter und auch etwas durchtriebener. Dennoch hatte er in Lucius immer einen Gleichgestellten gesehen und sie verstanden sich blendend. Sie hatten viel gemeinsam erlebt.

Doch so hatte er seinen alten Freund Lucius noch nie erlebt.

Er benahm sich wie ein verliebter Kater, dem man die Krallen gezogen hatte.

Und von dieser Frau, in die Lucius offensichtlich vernarrt war, ging etwas seltsames aus. Severus konnte nicht genau sagen was.

Es kam ihm vage bekannt vor.

Er konnte sich nur nicht erinnern, wo er schon einmal so etwas wahrgenommen hatte. Stumm verfluchte er den Umstand, dass er hier nicht unbemerkt einen kleinen Offenbarungszauber anwenden konnte.

Doch das konnte warten.

Und möglicherweise fand er auch so heraus, was an dieser Frau so ungewöhnlich war.

Die Abendgesellschaft nahm ihren Lauf. Das Essen wurde aufgetragen, die edelsten Weine flossen in Strömen und die Gäste unterhielten sich mehr oder weniger lautstark miteinander.

Auch Lucius konnte und musste sich hin und wieder von seiner Tischdame lösen und beteiligte sich am allgemeinen Gespräch.

Schließlich war er heute die Hauptperson und musste sich auch seinen anderen Gästen widmen.

Nicht immer nur Yi Min.

Er plauderte mit Severus und ein paar anderen über Belanglosigkeiten.

Auf Fragen nach seiner Begleitung ging er jedoch nicht ein, sondern antwortete nur ausweichend.

Yi Min selbst sprach nicht viel mit den anderen. Und wenn sie etwas sagte, dann nur wenig und einsilbig.

Sie fühlte sich hier alles andere als wohl. Gut, Lucius war an ihrer Seite, das beruhigte sie ein wenig.

Doch sie nahm durchaus die vernichtenden Blicke, die ihr Draco von Zeit zu Zeit zuwarf und die mehr oder weniger unverhohlene Abneigung, die auch einige der übrigen Anwesenden offenbar für sie hegten, wahr.

Ein Gast ließ sie jedoch besonders frösteln. Jedes Mal wenn sie in seine Richtung sah, fühlte sie sich als würde sie in den Schlund der Hölle blicken.

Leider saß er ihr am Tisch direkt gegenüber und sie konnte seine Anwesenheit nur schlecht ignorieren.

Seine knapp schulterlangen schwarzen Haare fielen ihm von Zeit zu Zeit ins Gesicht, seine schwarze Kleidung sah weniger elegant denn furchteinflößend aus.

Seine schwarzen Augen blickten unheimlich in die Runde. Er sprach nicht viel. Und wenn er sprach, klang seine Stimme grabestief und so kalt wie ein dunkles Verließ.

Etwas Unheilvolles umgab ihn wie eine schwarze Wolke.

„Noch etwas Wein meine Liebe?" fragte er und ergriff die Karaffe.

Yi Min zuckte zusammen.

Es war das erste Mal an diesem Abend dass er das Wort direkt an sie gerichtet hatte. Lucius hatte ihn ihr als seinen guten alten Freund Professor Severus Snape vorgestellt.

„Nein danke Professor. Ich trinke nur Wasser" wehrte sie sein Angebot ab.

„Wirklich?" fragte er und seine Augenbrauen zogen sich zusammen.

Er hatte wirklich eine überaus unangenehme Stimme. Sie war zwar tief und bestimmt auch als melodisch zu bezeichnen, doch er betonte die Worte manchmal irgendwie eigenartig und zog manchen Satzteil bewusst in die Länge.

Man hatte immer das Gefühl als wollte er einen verhöhnen.

Ein überaus unsympathischer Geselle dieser Severus Snape, fand Yi Min.

Je länger sie sich in seiner Gegenwart befand, desto schlechter fühlte sie sich.

Es schien so, als strahlten Wellen der Bosheit von ihm ab.

Seine Augen bohrten sich in sein Gegenüber wie heiße Nadelstiche.

Dieser Magier war höchst gefährlich, daran bestand kein Zweifel.

Etwas sagte ihr, dass Snape auch um vielfaches grausamer und wahrscheinlich auch mächtiger war als Lucius.

Yi Min hielt es nicht mehr aus.

Sie musste weg von hier.

Sie konnte seine Gegenwart, seinen glühenden Blick nicht länger ertragen.

„Entschuldige bitte Lucius, ich fühle mich nicht wohl. Darf ich mich zurückziehen?" bat sie.

„Was ist mit dir? Stimmt etwas nicht?" fragte er besorgt.

„Nein, nein es geht schon. Ich habe nur Kopfschmerzen und die vielen Stimmen hier sind zu viel für mich" erwiderte sie.

„Kann ich etwas für dich tun?"

„Danke Lucius. Ich werde einfach nach oben gehen und mich hinlegen. Dann geht es mir bestimmt bald besser".

„Soll ich mitkommen?".

„Das ist nicht nötig. Widme du dich nur deinen Gästen. Es ist schließlich dein Geburtstag".

Mit diesen Worten erhob sie sich, nickte höflichkeitshalber den Anwesenden kurz zu und huschte dann mit schnellen Schritten aus dem Saal.

Als sie in der Vorhalle angekommen war, blieb sie kurz stehen, lehnte sich an die Wand und atmete tief ein.

Endlich war sie diesen Blicken entschwunden.

Erleichtert ging sie nach oben und begab sich in ihr Zimmer.

Sie löste die Riemen der hochhackigen Schuhe, schlüpfte heraus und wollte sich gerade eben das Kleid vom Leib streifen als die Zimmertüre geöffnet wurde.

Herein kam Draco Malfoy.

Er schloss die Tür wieder hinter sich, lehnte sich dagegen und sah sie hasserfüllt an.

Als Draco bemerkt hatte, wie sie den Saal verließ hatte auch er sich unbeobachtet hinausgeschlichen und war ihr gefolgt.

„Was willst du hier?" fragte sie leicht ungehalten.

Er antwortete nicht gleich.

Er wusste auf ein Mal selbst nicht so recht, was er hier machte.

Gekommen war er eigentlich, um ihr etwas anzutun.

Doch seinen Zauberstab hatte er nicht dabei und ohne ihn konnte er keine Magie wirken. Darüber hinaus war seine magische Ausbildung noch nicht so weit fortgeschritten, dass er schon in der Lage war, andere wirklich ernsthaft zu verfluchen.

Was machte er also hier?

Er hatte sie den ganzen Abend beobachtet.

Hatte sich jedes Detail genau eingeprägt.

Doch als sie jetzt so vor ihm stand, musste er zugeben, dass sie noch etwas anderes war als nur ein gewöhnliches Schlammblut.

Die Erkenntnis war ein Schock für ihn.

Sie war wunderschön.

Er fühlte sich zu ihr hingezogen.

Wie sie so vor ihm stand, barfuss in diesem exquisiten Kleid mit dem riesigen Rückenausschnitt und dem hohen Schlitz vorne, der fast bis zum Ende des linken Oberschenkels reichte.

Einer der Träger des Kleids war ihr von der Schulter gerutscht und gab den Blick auf die obere Wölbung ihres Busens frei.

Als hätte man seine Augen festgenagelt starrte er genau dorthin.

Als sie bemerkte, wohin er sah, schob sie den Träger mit einem süffisanten Blick wieder nach oben.

Draco wurde knallrot. Sie hatte ihn ertappt.

Wild blickte er um sich. In seinen Ohren rauschte das Blut und er schnappte hörbar nach Luft.

Was war nur mit ihm los?

Yi Min beobachtete ihn belustigt. Offenbar meldeten sich Dracos pubertierende Hormone gerade zu einem für ihn überaus ungünstigen Moment.

Sie konnte nicht anders, sie musste lachen.

Das brachte ihn wieder etwas zur Besinnung.

„Lach mich nicht aus" schrie er sie an.

„Ich lache wann es mir passt, über wen es mir passt und solange es mir passt" erwiderte sie ungerührt.

Das machte ihn rasend.

„Na warte, dir werd' ich helfen" schrie er und stürmte auf sie zu.

Er hob die Hand um sie hart zu ohrfeigen doch sie fing seinen Schlag mühelos ab.

Als er auch die andere Hand zum Schlag erhob, fing sie auch diese ab.

Yi Min überragte ihn nur um wenige Zentimeter denn Draco war für seine 14 Jahre schon recht hochgewachsen.

Nichts desto trotz war er nur ein Jüngling und Yi Min hatte keine Probleme, ihn in Schach zu halten.

Sie gab sich noch nicht einmal sonderlich große Mühe dabei.

Wütend wehrte er sich gegen die Umklammerung seiner Handgelenke aber sie ließ nicht los.

„Was soll das werden Bürschchen?" fragte sie belustigt.

Draco wollte sie anschreien, dass er kein kleines Bürschchen war doch dann überlegte er es sich anders.

In seinem Kopf stritten sich seine Gedanken. Was sollte er tun? Sollte er sie schlagen oder wollte er sie lieber küssen?

Der Letztere siegte und damit überraschte er Yi Min sehr.

Sie hatte eigentlich mit einer Schimpftriade gerechnet und sich bereits dagegen gewappnet, dass er nochmals versuchen würde, sich loszureißen.

Doch er tat nichts dergleichen sondern trat näher an sie heran und presste seinen Mund ungeschickt und ungestüm gegen ihren.

Es hatte nichts mit einem Kuss zu tun. Der Aufprall schlug Yi Mins Unterlippe gegen die Zähne und sie schmeckte Blut.

Das konnte doch wohl nicht wahr sein!

Was dachte sich dieser Bengel eigentlich?

Sie verstärkte ihren Griff und schleuderte ihn einfach von sich.

Draco taumelte und stürzte zu Boden.

„Was glaubst du eigentlich wer oder was du bist. Raus mit dir, du kleiner Flegel" rief sie aufgebracht und wischte das Blut von ihrer Unterlippe.

Wutschnaubend kam Draco wieder auf die Füße.

Er war rasend vor Zorn. Wütend auf sie, weil sie ihn abgewiesen und beleidigt hatte, wütend auf sich selbst, dass er seinen Hormonen freien Lauf gelassen und sich damit in eine höchst peinliche Situation hineinmanövriert hatte.

„Das ist mein Haus und du kannst mich nicht der Tür verweisen" schrie er.

„Es ist immer noch das Haus deines Vaters. Und ich kann dich sehr wohl aus meinem Zimmer werfen. Du hast hier nämlich überhaupt nichts verloren" erwiderte sie kühl.

Er wollte wieder auf sie zustürmen, diesmal um sie zu schlagen, doch sie fing den tobenden Jüngling einfach ab, öffnete die Tür und versetzte ihm einen gewaltigen Stoss, dass er gegen die gegenüberliegende Wand prallte.

„Und bleib auch draußen".

Mit diesen Worten zog sie den Schlüssel aus dem Schloss, ging zurück ins Zimmer und schloss von innen ab.

Draco starrte die geschlossene Türe an.

Er wollte schreiend dagegen hämmern aber er entschied sich dagegen. Wenn er hier im Flur einen solchen Aufruhr machte, dann würde das irgend jemand mitbekommen und das wäre noch peinlicher für ihn als diese ganze verdammte Geschichte sowieso schon war.

Er floh.

Tränen der Scham und der Wut rannen über seine Wangen.

To be continued...