Diese Geschichte wurde ursprünglich in englischer Sprache veröffentlicht und nach Rücksprache mit der Autorin von mir übersetzt, um sie einem deutschsprachigen Publikum zugänglich zu machen. Obwohl ich nur als Übersetzerin fungiere, sind Reviews natürlich trotzdem mehr als willkommen. Alexandra, die Autorin, schreibt unter dem Namen madame. alexandra und ist hauptsächlich hier auf fanfiction. net unterwegs.
Autorin: madame. alexandra
Originaltitel: Mynocks
Mynocks
Es fühlte sich an, als würden sie sich ständig streiten – warum stritten sie immer? Und warum immer noch? Es war eine Sache gewesen, als sie sich kennengelernt hatten, als sie ihn nicht gemocht hatte (obwohl das nicht der Wahrheit entsprach) und er ihr auf die Nerven gegangen war (mit ihr geflirtet hatte), und sie hatte es auch verstanden, als sie sich nähergekommen und die Einsätze höher geworden waren (an diesem Punkt war es ohnehin nur eine Gewohnheit gewesen) – aber jetzt, nach allem, was geschehen war, warum passierte es trotzdem immer wieder?
Warum hackte er immer auf ihr herum?
Sie gab nach, er wollte mehr – warum war es für ihn nie genug? Er – ärgerlicherweise hatte er einen Punkt; wenn sie ihm zuhörte und dem nachgab, was auch immer er von ihr verlangte, fühlte sie sich normalerweise besser – aber warum war er immer so verdammt emotional?
Sie hasste sich fast dafür, es zu denken, sich so zu fühlen, aber es war nicht fair; sie hatte ihr gesamtes Leben damit verbracht, ihre stärksten Leidenschaften zu zügeln, sogar auf Alderaan, und er war immer einfach da, und redete, oder schrie, oder fühlte, mit Worten und mit Gesten – es war nicht fair, und sie konnte nur schwer damit umgehen. In ihrem Kopf befanden sich bestimmte hartnäckige Klischees, die Gefühle von Männern betreffend, die er immer wieder über den Haufen warf, und es war nicht fair.
Und das Problem damit, hier zu streiten, auf dem Falken, bestand darin, dass…nun ja, es gab keinen Ort, an den man fliehen konnte.
Leia holte tief Luft, schüttelte den Kopf und schaute weg von ihm. Sie richtete ihren Blick auf die Wand, ihre Nasenflügel bebten.
„Warum hackst du immer auf mir herum?", fragte sie.
„Ich hacke nicht auf dir herum", widersprach Han. Dann beugte er sich vor und stützte sich auf seine Knie auf. „Du läufst immer davon", meinte er. Er wedelte mit der Hand vor ihr herum. „Du…nimmst mich nicht ernst."
„Du bist nie ernst!"
„Ich spreche vielleicht nicht so wie du, Leia, aber das heißt nicht, dass ich es nicht ernst meine!", fuhr er sie an. Sie spürte, wie er sie anstarrte, und verengte streng die Augen. „Schau mich an", forderte er.
Sie zögerte einen Moment lang und sah ihn dann wie gewünscht an. Er funkelt sie von der Koje aus an, sein Gesicht war gerötet.
„Warum hast du solche Angst vor mir?", fragte er.
Warum fragte er das ständig? Wovor hast du Angst, warum hast du Angst – warum wusste er es nicht?
„Ich habe keine Angst vor dir, Han", seufzte sie. Sie schlang die Arme fester um ihre Brust. Wut stieg in ihr auf und sie kniff die Augen zusammen. „Ich schlafe mit dir", erinnerte sie ihn scharf. „Du – das ist es – was du seit Jahren wolltest…Angst vor dir", spottete sie. „Wir können uns nicht mehr viel näherkommen, und trotzdem – trotzdem hackst du auf mir herum!"
„Das ist nicht alles, was ich will, Leia", erwiderte Han und warf ihr einen seltsamen Blick zu. „Wir können uns näherkommen. Wir sind uns schon nähergekommen", fügte er hinzu, selbst halb verwirrt. „Sex ist einfach nur…es ist Sex. Mynocks vögeln", bemerkte er flapsig. „Es bedeutet nicht immer etwas. Ich kenne nicht einmal den Namen von jedem, mit dem ich – "
„Na, das ist ja wunderbar", fauchte Leia.
Han biss die Zähne zusammen.
„Ich versuche, dir einen Punkt zu erklären."
„Es ist kein sehr beruhigender Punkt", antwortete sie knapp.
„Na ja, ich weiß nicht, was du willst, Verehrteste!", Han erhob gedankenlos die Stimme; Leia zuckte zusammen, und er senkte sie schnell wieder, spürte ihr Zusammenzucken in seiner Brust. „Du sagst es mir nicht, du erklärst mir nicht, was es dir bedeutet, also weiß ich nicht, was ich sagen soll, und wenn ich etwas sage, von dem du denkst, dass es zu…viel ist, ich schätze, dann", er deutete in Richtung Badezimmer, „läufst du einfach davon."
Einen Augenblick lang fiel Leia nichts ein, was sie erwidern konnte, außer einer Sache, was herauskam, war also –
„Ich bin kein Mynock!" Ihre Stimme zitterte leicht.
Wider besseren Wissens lachte Han.
„Ich denke nicht, dass du ein Mynock bist", meinte er leise. Er sah weg, ballte die Hände zu Fäusten, und drückte die Knöchel gegeneinander. „Es scheint so, als würdest du mich für einen halten", murmelte er.
Er konnte nicht wirklich glauben, dass sie nach all dem dachte, er hätte sie nur ins Bett bekommen wollen; konnte nicht glauben, dass sie dachte, er würde mit ihr spielen. Es sei denn, sie dachte, alle Männer wären so, was er auch nicht wirklich glaubte; sie war so scharfsinnig, was Menschen betraf, so schlau. Und für ihn war sie kein namenloses Nichts.
Leia biss sich auf die Innenseite ihrer Wange. Ihre Augen brannten. Sie fühlte sich überfordert. Er hatte Recht; da war zu viel Druck, und sie wusste, dass das in den letzten paar Monaten fast vollständig ihre Schuld gewesen war – denn obwohl er sie eigentlich verlassen wollte, war er immer hier.
„Ich glaube auch nicht, dass du ein Mynock bist", gab sie zu.
Han fuhr sich mit der Hand über den Mund.
„Jetzt habe ich kaum noch eine Ahnung, wovon wir eigentlich reden", brummte er. „Wie immer."
Sie löste ihre verschränkten Arme und berührte ihr Gesicht, klopfte sich auf die Wangen und strich sich mit den Handflächen übers Haar, um es zu glätten.
„Du bist sauer auf mich, weil ich nicht wie deine anderen Frauen bin", meinte sie.
Sie wusste, dass es gehässig klang, sobald sie es ausgesprochen hatte, und sie wollte es zurücknehmen. Han sah aus, als hätte man ihn geschlagen. Er richtete sich auf, hob die Hand und deutete auf sie.
„Nein, das bin ich nicht – meine anderen Frauen? Was zur Hölle, Leia?", er sah sie finster an. „Ich bin nicht sauer auf dich, ich sage dir, dass ich nicht weiß, was du von mir brauchst, damit du in deinen Kopf bekommst, dass ich nicht mit dir spiele – du sprichst nie darüber – "
„Mein Körper, Han, du hast meinen Körper, du hast alles von mir!", unterbrach sie ihn. „Glaubst du, das war einfach?"
„Nichts an dir ist einfach!"
„Warum gibst du dir dann solche Mühe?"
Han lachte trocken.
„Du weißt, warum", sagte er. „Das ist das verdammte Problem, du weißt, warum, weil ich es dir die ganze Zeit sage – du sagst nie etwas, du teilst mir nie mit, wie du dich fühlst, du bestehst immer wieder darauf, dass du denkst, dass ich einfach nur…mit dir flirte, oder so etwas, du zeigst mir deine Zuneigung nicht – "
Alarmiert berührte Leia ihr Kinn und hielt sich die Hand vor den Mund. Wie konnte er es wagen, so verletzlich zu sein – er tat es schon wieder, er war unfair. Sie sollte diejenige sein, die versuchte, ihm Emotionen zu entlocken, oder? Sie hatte keine Angst vor ihm, aber den Vertrauensvorschuss, den es brauchen würde, um so zu sein wie er, so ungeschützt ehrlich, das war erschreckend.
„Du", protestierte sie. „Das tust du – auch nicht!"
Han schaute sie so wütend an, dass sie fast einen Schritt zurück gemacht hätte; sie wussten beide, dass sie log. Er zeigte ihr seine Zuneigung die ganze Zeit. Er war liebevoll zu ihr, es war ein Teil von ihm – er war vorsichtig, und dann nicht mehr; er umarmte Luke häufiger, als Leia es tat.
„Na ja", keuchte sie und versuchte, zurückzurudern. „Was ich meine, ist – du – "
„Ich habe dir hundertmal gesagt, dass ich dich liebe", bemerkte Han geradeheraus.
Leia klappte den Mund zu. Sie verstummte, gegenseitiges Schweigen folgte, und er schaute sie lange an, betrachtete sie – und sie wusste, dass sie diejenige sein musste, die den Blickkontakt brach. Zu ihrer Ehrenrettung tat sie es nicht; als sie schließlich zu sprechen begann, fühlte sie sich ausgeweidet.
„Es zählt nicht, wenn – "
„Wenn was?", forderte er.
„Wenn du in mir bist!"
Er legte den Kopf schief. Sie konnte seinen Gesichtsausdruck nicht deuten – er wandte den Blick ab, dann stand er abrupt auf. Sie dachte, er würde gehen, aber stattdessen kam er auf sie zu. Überrascht trat sie einen Schritt zurück, sie stieß also gegen die Tür zum Badezimmer, als er ihr Gesicht in seine Hände nahm, und schaute mit klopfendem Herzen zu ihm auf.
Seine Handflächen umschlossen leicht ihren Kiefer, seine Fingerspitzen fühlten sich an wie Federn, und er musterte sie, seine Augen bohrten sich in ihre. Er stimmte ihr nicht zu. Er glaubte nicht, dass es eine Rolle spielte, wann und wo man jemandem sagte, dass man ihn liebte, oder wie oft, aber wenn sie das tat – schön.
„Ich liebe dich", sagte er.
Er atmete ein, und atmete langsam wieder aus, seine Daumen strichen über ihr Kinn und streiften ihre Lippen. Er stand weit genug von ihr entfernt, damit sie sich nicht gefangen vorkam, nur seine Hände berührten sie, seine Augen auf ihre gerichtet, weigerte er sich, zurückzutreten.
„Ich liebe dich."
Seine Worte waren nur noch ein Flüstern, aber laut wie ein Schrei in der darauffolgenden Stille.
Als sie wieder atmen konnte, als sie endlich wieder zu Atem gekommen war, hob sie den Blick und blinzelte schnell, ihre Wimpern flatterten. Sie berührte ihn sanft an den Ellenbogen. Dann griff sie nach seiner Brust, nach irgendetwas, an dem sie sich festhalten konnte.
„Ich habe dich beim Wort genommen, nicht?", fragte Han.
Ihr Kopf fiel zur Seite, und er blickte auf ihren Hals und dachte darüber nach, sie dort zu küssen. Er hatte seine Lippen schon so oft an ihre Kehle gedrückt, ihr diese Worte ins Ohr geflüstert. Er trat näher; er wollte dichter bei ihr sein, sie fest an seinem Körper spüren.
„Es geht nicht um quid pro quo", murmelte er rau. Er bewegte seine Hand von ihrer Wange zu ihrem Hinterkopf und vergrub seine Finger in ihrem Haar. Er wollte nicht, dass sie mit Worten um sich warf, die sie nicht so meinte, nur um ihn zum Schweigen zu bringen, aber er wollte…wissen, dass sie etwas empfand.
Schließlich wandte sie ihm den Kopf wieder zu, ihre Augen fanden seine.
„Sage ich es nicht mit meinen Taten?"
„Tust du das?", forderte er sie heraus.
Das war das Argument, das sie hatte vorbringen wollen, aber plötzlich war sie sich nicht sicher. Sie war kälter als er, gefasster. Worte in leidenschaftlichen Beziehungen waren nicht ihr Element. Es war anders als eine politische Rede, anders… aber warum konnte sie Sith-Lords niederstarren und emotionale Deklarationen mit Leichtigkeit aussprechen, und gleichzeitig vor Han stehen und…?
Die Worte erstickten sie einfach. Alles Persönliche…erstickte sie.
Sie dachte, dass sie es ihm zeigte. Und doch…konnte er etwas so Abweisendes sagen wie Mynocks vögeln; wenn mit ihm zu schlafen es ihm nicht zeigte, was zur Hölle tat sie da? Sie war nicht dumm genug, zu glauben, dass Sex eine universale Liebeserklärung war, aber für sie, für sie war es…wichtig, und was war das alles, ein Problem, weil sie ihre Liebe auf unterschiedliche Weise ausdrückten?
Sie presste ihre Hände an seine Brust.
„Warum musst du es hören?", fragte sie. „Weißt du es nicht?", wollte sie wissen.
Die Verärgerung in seinem Gesicht verblasste. Er nahm eine Haarsträhne zwischen seine Finger, strich darüber, und wickelte sie sich dann um den Finger. Er sah hin- und hergerissen aus, als wollte er nicht zugeben, dass er es hören musste. Als könnte er nicht glauben, dass es wirklich so war.
Es war jedoch nicht unbedingt ein Bedürfnis; es war ein Wunsch. Er wollte es hören, und er wollte, dass es sich gut anfühlte…aber die Zeit verging, und er bekam Angst.
„Ob ich es weiß", wiederholte er. „Manchmal ist es schwer, dich zu deuten."
Was hatte das alles ausgelöst? Nun ja, Luke hatte alles ausgelöst, in dieser Cantina, als er darauf bestanden hatte, dass sie sie retteten, aber was er meinte, war – was hatte diesen besonderen Streit ausgelöst, in diesem Moment? Dass er sich im Bett umgedreht und irgendeinen Scherz gemacht hatte? Er konnte sich nicht einmal daran erinnern.
„Du sagst immer, dass du gehst", flüsterte Leia. „Du würdest einen Teil von mir mitnehmen."
Sie trat einen Schritt vor und legte den Kopf an seine Brust. Ihre Hand lag über seinem Herzen. Er stützte sich mit einer Hand an der Tür hinter ihr ab und legte den anderen Arm um sie.
„Du weißt es, Han", murmelte sie. „Das musst du."
Sie drehte den Kopf und drückte ihre Nase in seine Schulter.
„Ich bin kein Mynock", grummelte sie.
Han lächelte. Er nahm die Hand von der Tür, um sie vollständig zu umarmen, und drückte sie sanft nach hinten, sodass sie an der Tür lehnten. Er war sich immer noch nicht sicher, was sie brauchte, um sich sicher zu fühlen – sie befanden sich mitten im Krieg, Preise waren auf ihre Köpfe ausgesetzt, es wimmelte nur so von Unsicherheiten – er würde keine Versprechen geben, die er nicht halten konnte. Er wollte nicht, dass sie noch mehr verletzt wurde, wenn ein Versprechen, das er gegeben hatte, aus Gründen gebrochen wurde, die sich seiner Kontrolle entzogen.
„Na schön", meinte Han und küsste sie auf die Schläfe, küsste sie aufs Haar. „Keiner von uns ist ein Mynock."
„Das ist eine dumme Unterhaltung", zischte Leia – sie klang, als würde sie weinen; sie fühlte sich, als müsste sie weinen.
Er lachte ein wenig.
„Nein, das ist es nicht."
„Ich gebe mir Mühe, Han."
Er atmete ihren Duft ein.
„Ich weiß."
