Ob sich trennen wirklich die beste Idee ist?
Sie haben ausgiebig geduscht, trockene Kleidung angezogen und sich im Motel einquartiert. Der perfekte Moment also um sich in einer nahe gelegenen Bar Burger und Bier zu organisieren. In der Bar ist es warm und erfüllt von Musik und lauten Gesprächen. Sie finden eine etwas ruhigere Nische und nachdem sie bestellt haben und Dean den ersten Schluck seines kalten Bieres genießen konnte, kommen sie endlich wieder auf den Fall zu sprechen.
„Was hältst du von der ganzen Sache?", fragt ihn Sam.
„Keine Ahnung Mann. Der ganze Regen hat mir echt zugesetzt, aber wir haben uns in der Stadt umgesehen und da war wirklich niemand. Ich meine klar kann sie sich irgendwo mit ihrer Tochter versteckt haben, schließlich haben wir nicht jedes Haus durchsucht, aber ich verstehe einfach nicht was sie in dieser trostlosen Stadt will. Es gibt dort kein Essen und kein gar nichts. Keine Ahnung was wir hier sollen", antwortet Dean ihm und trinkt sein Bier leer. Als die Burger kommen bestellt er sich ein neues.
Sie essen schweigend und als sie fertig sind holt Sam seinen Laptop heraus. Dean bestellt sich sein drittes Bier und ignoriert den Blick seines Bruders dabei.
„Ich war vorhin auf der Internetseite des Archivs von Toluca County. Sie haben wohl die Polizeiakten rund um Silent Hill, aber natürlich sind sie verschlossen. Wir können zwar den Inspektor danach fragen, aber irgendwie habe ich das Gefühl das es ihm nicht gefallen würde wenn wir sie uns ansehen. Es ist vielleicht das beste, wenn wir sobald sie geschlossen haben einfach dort einsteigen und nach ein paar weiteren Informationen suchen. Irgendetwas wollte er uns nicht sagen und ich denke wir sollten in Erfahrung bekommen was das ist", sagt Sam und schluckt dabei die Sorge um den gestiegenen Alkoholkonsum seines Bruders herunter. Sie trinken ja schon immer viel, aber seit Dean aus der Hölle zurück war, ist es doch erheblich mehr geworden.
„Ja ich denke auch, dass er uns etwas verheimlicht und es besser wäre das herauszufinden, aber die ganze Nacht Akten wälzen ist doch eher dein Ding. Du lässt mich am besten an einer der Zufahrtsstraßen zu Silent Hill raus und fährst dann zurück zum Archiv. Falls es doch noch aus irgendwelchen Gründen beginnt Asche zu regnen will ich Baby nicht dabei haben und du bist flexibler, wenn du etwas in den Akten entdeckst. Vielleicht kann ich die beiden ja finden, weil sie sich vorhin nur vor der Polizei versteckt hielten. Mrs. Da Silva hat ja immerhin ihre Tochter verschleppt und will vermutlich gar nicht von jedem gefunden werden."
„Ich weiß nicht, ob das eine so gute Idee ist, Dean. Wir sollten das vielleicht lieber gemeinsam angehen", sagt Sam und betrachtet die leere Bierflasche.
Dean reagiert wie zu erwarten. Er ignoriert die letzten Sätze seines Bruders, legt Geld auf den Tisch und macht sich auf den Laden zu verlassen. Draußen wird es jetzt dunkel und es sieht aus als würde es bald wieder zu regnen beginnen. Dieser Ort scheint sie wirklich zu mögen, denkt sich Dean sarkastisch, während er im Wageninneren von Baby auf Sam wartet und losfährt sobald dieser sitzt.
„Hör zu, es ist wirklich praktischer so. Ich sehe mich ein wenig in dieser Geisterstadt um und du durchkämmst das Archiv, und wenn wir Glück haben, hat einer von uns beiden bis zum Morgengrauen den Fall gelöst. Wenn was ist habe ich mein Handy dabei und ich nehme welche von den Waffen aus dem Kofferraum mit", sagt Dean, während sie aus der Stadt fahren.
„Ist ja schon gut. Du hast ja recht. Wir sehen uns dann spätestens am Morgen, wenn ich dich wieder abhole, aber wehe du beschwerst dich weil du im Regen auf mich warten musstest", antwortet Sam, während sie an einer anderen Zufahrt nach Silent Hill ankommen.
Sie wussten das an der Brücke definitiv Polizei auf sie warten wird, weshalb sich Dean für diese Route entschieden hatte. Sie haben Glück im Unglück. Die Polizei an der anderen Absperrung entdeckt sie nicht, und es scheint einen Weg zu Fuß an ihnen vorbei zu geben. Als sie anhalten und aussteigen beginnt Dean gleich sich eine Tasche zu packen.
„Pass auf dich auf, Idiot", sagt Sam, als er in Baby einsteigt.
„Lass dich nicht erwischen, Schlampe", antwortet Dean, schultert seine Tasche und verschwindet mit einem letzten Wink zum Gruß im Wald.
Mit Waffen, Munition und Machete bewaffnet macht er sich auf den Weg durch das Gestrüpp und den Wald, bis er einige hundert Meter hinter der Blockade, außer Sicht der Polizisten, wieder auf die Straße kommt. Von hier aus sollte er nach einem hoffentlich nicht allzu langen Fußmarsch nach Silent Hill kommen.
Es hat wieder begonnen zu regnen und auch wenn er zeitweise durch den Wald, durch den er lief, geschützt war, wird es jetzt auf der offenen Straße doch immer ungemütlicher und er bereut seine überhebliche Art gegenüber Sam, wobei er gleichzeitig froh ist, das dieser nicht hier ist, um ihm vorzuhalten recht gehabt zu haben. Er wundert sich jedoch darüber das der Regen, je mehr er sich der Stadt nähert, immer weniger wird und schließlich ganz verschwindet sobald Dean das Ortsschild passiert. Die Nacht, die immer dunkler wurde, verwandelt sich in ein trübes Grau. Nebel beginnt über die Straße zu wabern und schränkt seine Sicht immer weiter ein. Als er die ersten Häuser erkennt steht er schon fast vor ihnen.
Dean merkt sofort das etwas nicht stimmt. Dieser Ort ist ganz anders als der, den er heute am späten Nachmittag gesehen hat. Er hat zwar nicht erwartet das es im Vergleich zu heute Nachmittag geht, aber es war noch ruhiger, noch drückender und doch fühlt er sich nicht mehr allein, je weiter er in die Stadt hineinläuft. Als er bemerkt das er Fußspuren hinterlässt blickt er auf seine verrußten Hände und in den Himmel, wo die Vögel beginnen alle hektisch in eine Richtung zu fliegen. Es regnete jetzt doch tatsächlich Asche und dann hört er das Dröhnen einer lauten Sirene in der Ferne.
