Verbrennt die Hexe!
Erneut ist alles voller grauer Asche als er durch die Straßen läuft und ein Teil von ihm ist froh darüber. Er hat immer noch mit niemandem reden können oder gar herausbekommen was hier vor sich geht, aber es ist eine Pause von dem bisherigen Albtraum und er wird sich bestimmt nicht darüber beschweren. Vorbei an Straßenkreuzungen und einem Hotel hört er das erste Mal Stimmen. Laut scheinen sie sich zu streiten und er betritt das Gebäude, als er vor sich eine junge Polizistin sieht. Sie zieht sofort ihre Waffe und richtet sie auf ihn, während auch er seine eigenen Hände mit Waffe darin hebt.
„Wer sind sie?"
„Mein Name ist Dean Winchester und ich bin auf der Suche nach Mrs. Da Silva und ihrer Tochter, Officer Bennett", sagt er mit ruhiger und fester Stimme. Er kann aus der Entfernung sehen das auch sie ein paar unangenehme Stunden hinter sich haben muss.
„Woher kennen sie meinen Namen?", fragt sie argwöhnisch.
„Ich habe ihn von Inspektor Gucci dem ich auf meinem Weg hierher begegnet bin. Er sucht nach ihnen und den anderen beiden. Haben sie Mrs. Da Silva gesehen?", fragt Dean und es ist nur ein kurzes Zucken ihres Gesichtes nach rechts, das ihm alles verrät. Bevor sie antworten kann, spricht er in den Raum. „Mrs. Da Silva, ihr Mann schickt mich. Er macht sich Sorgen, weil sie und ihre Tochter verschwunden sind und er sie nicht erreichen kann." Dean stutzt über seine eigenen Worte. Seit er hier ist hat er noch nicht ein Mal auf sein Handy gesehen und kam in all der Angst und Hektik nicht auf die Idee zu versuchen Sam zu erreichen. Er will es ändern, sobald er dieses Gespräch hinter sich hat.
„Sie haben mit Christopher gesprochen?", sagt eine zweite Frau zu ihm, die langsam mit einem Messer in der Hand um die Ecke kommt. Er erkennt sie eindeutig von dem Foto das Bobby ihnen geschickt hatte.
„Ja, habe ich", sagt er zu ihr, auch wenn es nicht ganz stimmt, was sie aber nicht zu wissen braucht. Er wackelt mit seiner Waffe um kurz die Aufmerksamkeit darauf zu lenken. „Wenn sie so nett wären und ihre Waffe runternehmen würden. Ich bin nicht ihr Feind", sagt er und setzt sein gewinnbringendstes Lächeln auf.
Er packt seine Waffe weg, nachdem es auch Officer Bennett getan hat und geht auf die beiden Frauen zu. Im Hintergrund entdeckt er noch eine dritte schmuddelig aussehende rothaarige junge Frau und irgendetwas sagt ihm das sie schon lange in dieser Welt leben muss.
„Wo ist ihre Tochter Mrs. Da Silva?", fragt er jetzt in die Runde. Er weiß das er sagen könnte das er sie vorhin vielleicht gesehen hat, aber er ist sich nicht ganz sicher und will Mrs. Da Silva nicht noch mehr Sorgen bereiten als sie vermutlich schon hat.
„Sie können mich Rose nennen. Sharon und ich hatten einen Autounfall, nachdem wir die Stadt erreichten und als ich zu mir gekommen bin war sie verschwunden, aber ich habe eine Zeichnung von ihr in der alten Schule gefunden und ein Stück Holz mit dem Namen dieses Hotels und jetzt hoffen wir sie hier zu finden", sagt sie schnell zu ihm und es wird deutlich welche Sorgen sie sich macht, aber auch wie konsequent und stur sie bereit ist ihre Ziele zu verfolgen.
„In Ordnung. Ich werde sie begleiten und sobald wir ihre Tochter gefunden haben schaffe ich sie alle aus dieser verdammten Stadt."
„Das könnte vermutlich schwierig werden. Wir waren an einem der Zugänge zur Stadt und dort befand sich nichts als ein Krater, bei dem man nicht erkennen konnte wo er aufhört. Als würde dieser Ort nicht wollen das man geht", kommt es von Rose.
Dean versteht genau was sie meint. Auch er hat die ganze Zeit das Gefühl als wäre dieser Ort ein lebender oder vielmehr sterbender Organismus mit dem ausgeprägten Bewusstsein seine Bewohner zu tyrannisieren und zu töten. Sie gehen beim Reden in Richtung der anderen jungen Frau auf den Empfangstresen des ehemaligen Hotels und eine blutrote Zeichnung eines religiösen Symbols auf dem Boden davor zu.
„Habt ihr das gesehen? Ich habe es in der Schule gesehen"1, sagt Rose mit Blick auf das Symbol.
„Es ist auf allen Gebäuden, die die Vorfahren meiner Vorfahren erbaut haben. Es ist ein Symbol unserer Einheit. Ein Symbol unseres Glaubens"1, erklärt die junge Rothaarige, während sie Dosen in einer Tasche verstaut.
Dean lässt dabei alle drei Frauen nicht aus den Augen und beobachtet sie aus angemessener Entfernung, genauso wie er seine Umgebung instinktiv im Blick behält. Hier gab es zu viel das man nicht erklären konnte, als das sie es sich leisten konnten nicht auf der Hut zu sein.
„Rose, sieh dir das an"1, kam es von Officer Bennett, die begonnen hatte sich hinter dem Tresen umzusehen.
Die beiden Frauen betrachten Holzstücke die zu ehemaligen Zimmerschlüsseln gehören müssen, erkennt Dean, als er sich ihnen nähert und als die Officer eine Kinderzeichnung im Postfach von Zimmer 111 des Hotels findet, beschließt Rose das sie alle nach oben gehen müssen.
Die Gruppe, deren Schlusslicht Dean bildet, ist in einem Gang mit den passenden Zimmernummern, während die schmuddelig aussehende junge Frau immer wieder irgendwelche religiösen Doktrinen vor sich hin brabbelt. Officer Bennett geht an ihrer Spitze und leuchtet ihnen den Weg, als sie an Zimmer 109 und 113 vorbeikommen und feststellen das 111 nicht zu finden ist.
„Der erste Brand"1, flüstert die junge Frau, als Rose sie mit Anna anspricht und fragt was sie damit meint.
„Der erste Brand"1, wiederholt sie sich. „Bevor der Ort einen Namen hatte sorgten die Vorfahren meiner Vorfahren für unsere Reinheit."1
„Die Gründer dieses Ortes waren Hexenjäger"1, stellt Rose fest, die die ganze Zeit auf ein altes großes Bild blickt, welches eine Gruppe Menschen zeigt die um ein hohes Feuer stehen in dessen Mitte eine mit Schmerz verzerrtem Gesicht an eine Leiter gebundene Frau brennt.
„Hexenverbrennungen hielten das Böse fern. Es hielt die Apokalypse auf"1, sagt Anna vollkommen überzeugt und Dean kann nicht anders als belustigt über so viel fanatischen Schwachsinn zu schnauben.
Er ignoriert den missbilligenden Blick, den er dafür von ihr bekommt und beobachtet lieber Rose dabei, wie sie das Gemälde mit dem Messer von vorhin, das sie sich jetzt aus dem Stiefel zieht, zerschneidet. Es ist definitiv kein Verlust. Sie entdecken dahinter tatsächlich das gesuchte Zimmer und darin wiederum ein Loch in der Wand, durch das sie nach einem kleinen Sprung zwischen zwei Häusern in ein anderes Gebäude gelangen.
Sie landen in einem nahen Nachbargebäude, das einmal eine Fabrik gewesen sein könnte und aussieht als hätte es hier einmal gebrannt, als Rose etwas entdeckt und davonrennt. Sie gehen ihr über Treppen nach oben hinterher und als sie sie finden ist sie über Metallstreben auf die andere Seite eines Abgrunds geklettert. Einen Weg auf dem Dean ihr nicht folgen wird, denkt er sich, während er hinunterblickt. Tiefe Dunkelheit, durchzogen vom orange noch immer brennender Feuer blickt ihm entgegen und er schreckt vor der Hitze zurück die auf seinem Gesicht prickelt.
„Schnapp dir das und jetzt schwing dich wieder her"1, sagt Officer Bennett zu Rose, während sie ihr ein Stahlseil herüberschwingt, nachdem sie geprüft hat ob es stabil ist.
„Ist alles in Ordnung? Was zum Teufel wolltest du da drüben? Du bringst dich noch selbst ins Grab!"1, fragt die Officer, Rose, während sie ihr aufhilft.
„Ich habe, glaube ich, Dahlias Tochter gesehen. Das Mädchen das uns hierhergeführt hat"1, sagt Rose und nicht nur Dean versteht nicht, wovon sie da spricht.
„Was meinst du damit?"1
„Sie war es wegen der ich den Autounfall hatte. Alessa"1, erklärt sich Rose.
„Wir sagen nie ihren Namen"1, mischt sich Anna, mit Blick auf ein großes Metallgestell am Rande der Grube, ein.
„Das ist das Siegel, nicht wahr, Anna? Das Symbol eures Glaubens"1, sagt Officer Bennett, während sie erst das Metallgestell und dann den Abgrund mit ihrer Taschenlampe in Augenschein nimmt.
„Etwas Furchtbares ist hier geschehen"1, sagt Rose und dann passieren auch um sie herum furchtbare Dinge.
Unzählige Vögel kommen schnell und panisch aus dem Abgrund geflogen, hinaus durch ein Loch in der Decke dem grauen Himmel entgegen. Dann geht alles ganz schnell. Dean weiß es noch, bevor jemand etwas sagt. Sie müssen gehen. Sofort. Und dann sagt Anna wie zur Bestätigung dessen was er schon befürchtet hat.
„Das Böse kommt!"1
1 Die Dialoge sind aus dem Film Silent Hill von 2006 übernommen und wurden der Geschichte entsprechend angepasst.
